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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 9, 1918)
Sonntagsblatt de Hkaaks anetaer und Herold. »Es-se ALLE-m . Ein günfllktltreich.« Erzählung von Toni Ariiger. Uss, da saßichuach einemtriistis gen Dauerlauls nach dem Bahnhois ims Zuge und sau te meiner neuen Be tim mung entgegen. Ein ebenso angeneh mer wie ebrenoollee Austrag siihrte mich in das liebe Meellenburgee Länd chen, das mir schon durch sriihere Tä tigkeit in Schwerin vertraut war. Jch hatte nämlich schon als ganz junger Mensch den Dasel. daß der Groß herzog, aus mein Talent ausmetlsam gemacht, mir am hastheater bedeu tende Arbeiten austrug Das war damals Wasser aus meine Mühle ge wesen« denn meine guten Alten hatten sich die Einmilligung zu meinem Be ruf nur schwer erbringen lassen, Nur ungern gaben sie ihren Lieblingö e danten, mich als tvohlbestallten Zabgni arzt zu sehn, aus. Nun sollte ich dem Grasen Liebe notv die Gkabtapelle ausmalen, und ich freute mich nicht schlecht au«f die nette Arbeit und das Leben in einem vornehmen und gastlichen hause. Da war ich schon! Wie mir die Zeit verslogen war. Nun noch eine schöne Fahrt in der eleganten halb chaise des Grasen und Schloß Lie benow lag vor mir. Ei verdiente mehr den Namen eines behaglichen Landhauses als die stolze Bezeichnung »Schlag« nnd winkte mir mit bltnens den Fensteraugen ein freundliches Willkommen zu. Jn den mir angewiefenen Zimmern machte ich sorgfältig Totlette und ge fiel mir nach einem prüfenden Blick in den Spiegel im fchwarzen «Smo ting" fp gut, daß mir das Nichts-or handenfein einer jungen Dame im haufe, an der man eine Eroberung machen könnte, aufrichtig leid tat. Gleich daran ftand ich vor mei ner Gönnerin, der Gräfin, und der erfle Blick, den sie mir, wenn auch prüfend, fo doch wohlwollend, zuwae « nahm mich fiir sie ein. Bald faß ich der freundlichen Mntrone behaglich plaudernd gegenüber, als wenn wir uns lange gekannt hätten, und wenn sie mich mit ihren treuen, blauen Augen fo menfchenfreundlich anfah, war mi« .as wenn mich min leiw Mutting in Kiel anlet«. Eilige Schritte näherten sich der Tür. und gleich darauf erfchien die große, breitfchultrige Geftalt des alten Grafen in ihrem Rahmen. «Siih, Vatting, hats unf’ jung Maleri« rief ihm feine Gattin fröh lich entgegen, und es hatte nur noch diefer herzenstbne aus der «Mectlen börgfchen Moderfprat« bedurft. um mich in biefem haufe heimisch zu ma chen. Die Ausführung meiner Arbeit wurde besprochen und wir tamen über ein, baß ich iiber dem Altar die vier Evangeliften malen follte, und daß mir bei den deioratiden Zierleifien und Kafetten des Plafonds ein junger Mann aus der nächsten Stadt, der unter Aufsicht ganz Nettei leiflete, helfen follte. . Aufs dem Weg durch ben Pakt ur Grab apelle erzöälte mir die Gröfim daß fie am nistet-) en Tage ihre Ente lin, die Komte e elene, zum Befuch erwarte, bie, wie ch aus den Reden des alten Grafen entnahm, eine ver wöhnie funge Dame zu fein me An Ort und Stelle wurde noch mals alles besprochen; ein Gerlift war schon gebaut, und ich bat, gleich mit meiner Arbeit beginnen zu dürfen. Ich fchliipfte fchnell in meinen Maleriittel, in dem ich bunt wie ein Zeisig aussah, fchieppte alles Gerät zusammen und begann bei der hellen Nachmittag-beleuchtng frifch mit der Zeichnung der Komposition auf die Kallwnntn Am nächsten Morgen kam dann auch mein kleiner Lehrling, den ich in den höchsten Negionen mit der Aus messung Der Knieiien dennitmgtez ich selbst postierte mich rittiings au« ein langes Brett und zeichnete mit Äohle am Faltenwurs des himmelspfiirts net-. Eine lustige Unterhaltung, nn tiiriich plattdeutsch, entspann sich zwi lchen unz. X Don meinem hohen Sih konnte ich durch den Fensterbvgen ins Freie bliäen und gewahrte auf der geraden Allee, die aus die Kapelle zusiihtte, eine junge, weis-gekleidete Dame. Aha! Das war die Dienstes« iie inm, um meine Arbeit zu besagen. Schade, daß ich mich ihr nun zuerst im fchmnhigen Maltittel vorstellen mußte und ihrnichielegnnt und sicher im I wurzen «Smoting« entgegen treten onnte. Doch was halfs, das - gehörte sum Metieri Jch tleiterte ickmell vom meinem Trade-z hinunter, damit Iie wenigstens meine schlanke Figur bewundern konnte, nnd nicht nur meine baumelnden Piedestale sah, strich mein Haar glatt w macht-mirs mit meinen Farbentiips zu schaffen« Daß meine hand schwarz von Kohle war, und ich mich durch einen schonen Wilch aus der Stirn gezeichnet hatte, bemerkte ich leider nicht. Jeht wurde die Tür geöffnet und, von Sonnenlicht umslutet, erschien die kleine Komtetn Donnerwetter, ein niedlicher Käser! Jch erhob mich aus meiner gebückten Stellung und sah ihr erwartungsvoll entgegen. Wie erstaunte ich alten als mich das Dämchen gar nicht beachtete, son dern näher tretend, mit zugeiniffenen Augen das Wert meiner hönde be trachtete. Das Blut stieg mir zu Kopfe und ohne Bedenken machte ich imeiner Entriiitung Luft: ,,Nu ick min, gauden Dag tiinnt seiner seggen, wenn hei to annere Liit in de Stuw treden wir«. Das polterte imir in plattdeutscher Sprache heraus, lohne da ich ei mir überlegte. » Lang am wandte die junge Dame sich zu mir herum, sah mich erstaunt an und neigte das Köpfchen einen Zoll herab was einen Gruß bedeuten soll Jte. Dann vertieste sie sich wieder in ;die Betrachtung der Zeichnung und ;wilrdigte mich keines Blickes weiter : Jch hatte Zeit meinerseits ihr zar tes Profit, das volle, wellige Haar, ihren schlanlen Wuchs zu bewundern, iund darüber verflog mein Zorn. Ich dachte iiber meine Lage nach und hiitte nun beinah laut ausgelacht vor unbändiger Belustigung s »Sei iind woll de jung Kumteß ut «Barlin, de hiit im Slot erwart wiirdi« Wieder traf mich ein erstnunter Blieb »Allerdings«, lispelte sie, machte leine lurze Wendung und rauschte zur Tiir hinaus. . Jch mußte an mich halten, daß ich nicht in lautes Gelächter ausbrach yAuch oon oben licherte es zu mir "herab, und die Beinchen des tleinen IKunftjiingeri tomen in so teboaste Bewegung, daß mein Kopf in Gefahr iwar, von dem Schuh getroffen zu werden, der nur an einer Zehe des baumelnden Beines hing. Ein großer Entschluß reiste in meinem hirn und schleunigst lief ich um Schloß, um die Gräfin zu ver tändigen. Am anderen Tage begleitete die Gräfin ihre Enkelin in die Kapelle. Jch tonnte sie seht-meine geraume Weile aus der Vogelperspettioe beob achten, und auch ihr Gespräch belau schen, als sie in die Nähe lamen »Weißt du Großmama«, hörte ich Leningit Stimme, »ich sinke es son derbar, daß dieser Mensch im Schloß wohnt, und noch dazu nuf demselben Korridor mit mir'«. «Dieser Mensch« amiisierte sich aus seinem lustigen Sitz kostbar. - »Ja Lening, es blieb mir teine ;Wahl«, erwiderte die Gräsin ganz ernsthaft. »Im Dienstbotenrayon tonr lein Eckchen mehr frei, nnd ein Gast han« gibt es hier nicht« wo ich ihn hätte einmieten können. So habe ich ihn in die Etage der Fremdenzimmer gelegt. Was willst du auch er ist doch ein ganz netter, ruhiger Mensch; er stört uns durchaus nicht«. Das gab Lening schon zu. Aber, meinte sie, ihm gleich zwei Zimmer einzuräumen, das sei embarras de :,richesse und man miisse solche Leute !nicht so verwöhnen. Diesmal sprang ich nicht von mei nem Geriist hinunter, sondern rief von oben: «Gu'n Dag, Fru Gräwin, Diener, gnä« Kumteszt« runter. Die sEriifin erwiderte meinen Gruß her ablassend und ließ sich in ein leutseli· ges Gespräch ein· »Sie machen Jhre Sache recht nett, here Fröhlich, wirklich ganz nach mei Jnem Geschmack — und auch Jhr klei iner Gehilse da oben scheint ordentlich ivorwärtö zu kommen«. ’ »Ja, Fru Gröwtn, wenn einer so de leiwen langen Dag bibkiwwt, kann hei all wat sarig bringen!« »Sieh, Lening, da könntest du was i lernen, hast du nicht Lust mitzupiw feins« scherzte fie. Lenink ritmpfte die Nase und Inein te spötts , fie könne fich doch nicht wie vie Handwerker einen schmutzigen Kittel anziehen und aus dem Gerüst herumkietterm » .Do hebt-R Sei recht«, war meine Antwort »un wenn Jedwereinet mi chelpen wull, bat ward en ßönes Ge Ismtere giiwen, un ich miit doch dor jpör uptomm’, wat hier gekeift würd«. « Empött wandte mir die Komteß den Mitten und rief: »Komm, Groß mama, in vie frische Luft, hier riecht's mich Fittbc!« Jch war noch tiefer in Ungnnde ge jballem und um so verwunderten daß e dennoch alle Tage den Weg in die — Kapelle fand und nie versäumte-, bei ihrem Eintritt guten Tag z- sagen. Msine kleine Lektion hatte also et zieherisch auf sie gewirkt. Sie wollte sich jedenfalls nicht von einem gewöhn lichen Handwerker beschämen lassen. Da ich ihre Besserung sah, unter drückte ich auch am anderen Tag die anziigliche Bemerkung: «Jck min, hier röcht’t nah Fortv, dat tünn ja woll Ehre Näs’ nich verdrängen!« und tletterte jedesmal hinab, um sie zu be grüßen. Das freundliche Beispiel der Groß mutter war auch nicht ohne Einfluß giebliebem sie schien sich nun in der olle der leutfeligen herrim gegen iiber dem gemeinen Mann, sehr gut zu gefalle-h herablassend ging sie aus meine rbeiten ein: »Geben Sie denn dem Gehilfen alle Grundierarbeiten ani« «Jowull, ick miit aewer iimmer up luern, dat hei nich Snaken malt«. «Gefiillt Jhnen denn alles, was Sie hier malen? Mir scheint der Mantel des heiligen Lukas zu grell". «Dor hewwen S« recht, Kutnteß, dat ’I ot min Minung, aetver ick miit all malen, wat min Mester seggt, un wat de Fru Gräwin gefötlt«. »Wo ist denn Jhr Meisteri« »De wahnt in Nostock un kiimmt man tweimal de Woch’, dat anner iiweriiißt hei mi«. »Da sind Sie wohl furchtbar zu verlässig in Ihrer Arbeit, daß er sich so aus Sie verlassen kanni« »Sei nännt mi sine rechte Hann, un ick wullt’ ja nu nahsten versänken, in dem dat ict siilwst Mester warden wull un mi selwstiindig maten«. »Das ist recht! Der Mensch muß sich selbst zur Selbständigkeit erzie en« ,Dat daun Sei nu woll ot?" »Gewiß, in ni·eine Angelegenheiten darf mir keiner htneinreden. Nament lich, was meine Zeichnungen betrifft; die mache ich am liebsten ohne Beein ftussung«. »Aewer vun de Beinfliissung tunn einer oel lihren, wat dat Tiinchen he dnth «Verstehen Sie denn etwas davon?« Die Komteß sah mich erstaunt an. »So en lütten Simmer hew tck all dorvon. Einer süht jo ot hen un wed der wat Getünchie5«. Durch solche täglichen Gespräche mit mir, verriet sie unbewußt ein Interesse an meiner Ar beit und, wie ich mir selbstgesällig sagte, auch an meiner Person. Viel leicht war es nur Langeweile, die lslte in meine Gesellschast trieb; jedensa S iibte aber die weise Dame »Gut-ohn heit« auch aus sie ihre Macht. Mit jedem Tag wurde Komteszchens Gruß freundlicher-, ihr hübsches Ge sichtchen verlor immer mehr den hoch mütigen Ausdruck und gewann da durch unbeschreiblich an Liebreiz und Anmut, ja sie dehnte ihren Besuch aus eine Stunde und mehr aus, setzte sich aus einen alten Schemel und sah mei ner Arbeit zu, nicht ohne mir alt tluge Ratschläge und Beweise ihres unsehlbaren Urteils zu geben. Eines Morgens blieb sie aus und ich hörte, daß sie mit der Gräsin aus einige Tage nach Schtoerin gerei·t sei. Der alte, herzenzgute Gras tam selbst, um mich zu bitten, siir diese Tage mein Jnlognito auszugeben und ihm bei Tisch Gesellschaft zu leisten Sobald die Damen suriickertoartet wurden, troch ich wieder in meine Verpuppung und sreute mich schon im stillen aus den Tag, wo sich der glän zende Schmetterling daraus entfalten würde. Jn diese Gedanken versunken, be mertte ich nicht den Eintritt der Kom tesse in mein Reich, oder tat wenig stens so, und drehte mich erst aus ih ren Gruß um. »Ach Sei sünd’i, gauden Morgen, Kumteß!« » »Nun, haben Sie in ver Zeit meiner Abwesenheit viel Fortschritte ge niacht?« »Abtvesenheiii Sünd Sei denn furt wesw« Jm Nu flog das Köpf then in den Nacken, und ein Blis der tödlichsten Verachtung tras mich aus theen Augen. I »Das haben Sie nicht gemeriiw l »Wir sall ick denn, ick biin strarnm bi min Mart bliewen, wo iiinn ick da weiten, wo irgend ein im Slot ver reist?« Der lleine Fuß stampfte den Boden. Komtesi würdigte mich seines Blickes mehr, machte kurz Kehrt und rauschte aus der Tiir. Meine Lachmusieln waren schwer zu beruhigen. »Nu. is sei iiwer falsch!« wisperie mein lleiner Gehilfe aus seiner lusti ;gen höhe. T «Dat wullt ick mienen! Jci helviv isei hellschen beleidigt Aeiver dar is ’sei gaud, as de Kranken de Arzni«. » Am Abend machte ich eine kleine »Promenade durch den Port und sah Hihr helles Kleid durch die Busche schimmern. Schnell war ich an ihrer Seite. Sie wollte mir wieder den Rücken kehren nnd mich mit Bernch-" tung strasen, aber ich vertrat ihe den Weg. » «Wat-heww ick Sei denn dahn, dnt S’ mi de Riiggen tautieren?« »Das sragen Sie mich auch noch? Jch sinde es empörend, daß Sie mei ne Abwesenheit nicht bemerlten!« »Am-er Raums-. siind Sei doch nich glit so falsch. Min Mester is da west, un hei hadd mi hellschen in Anspraut nahmen. Sei glöwen nich, wat hei allene uttausetten hadd. — Und dann hetvw ict glöwt, Sei wiren ntiahren tau te Nahwcrs!« Einen Zoll hatte sich ihr Köpfchen zu mir umgedreht. «Sind Sei all wedder gand?« Jch hielt ihr die Hand hin. Sie nahm sie zwar nicht, guckte mich aber wieder ganz besänftigt an. »Ich will noch mai verzeihen-finst sie boheitsvoll, »aber Sie müssen mich nicht io nichtachtcnh behandeln, das tränkt mich«. Eine tleine Bluttvelle färbte ihre Wangen rosig. Sie ärgerte sich eisen bar, daß ihr diese Worte entschlii st waren, die mir verrieten. daß ich itr sie nicht mehr der verachtete Handwer ker war »Kommen Sie ein Stückchen mit durch den Parti« rief sie schnell und veriöhniich, »ich will Jhnen ein biß chen von Schwerin erzählen«. »Also, ich habe mich großartig amiii siert und mit Großmama alle Sehr-nö wiirdigleiten besucht. Jin Theater waren wir auch. Vorgestern hörten wir ,,Aidn«. Jch war ganz begei siert, nicht nur von der Musil, ton dern auch von der himmlischen Aus stattung des Stückes. Da habe ich an Sie gedacht, diese Malerei hätten Sie sehen sollen. Das war wirklich ein meisterhastes Wert! Der Maler war sicher schon im Orient und nujz ein entsetzlich begabter Mann feint« So schwärmte das Komteßchem wie ein echter, rechter Backsisch und ahnte nicht, daß sie mir mein eigenes Wkkl lossc. Ja, dit möt schön sin«, stimmte ich ihrev ernsthaft bei, »und so’n Künstler, de dit malt hat, hadd sm Glück malt! Wer ok so wat kiinntt Aetver ick müt bi min smiriges Handwark blie weni« »Ich glaube, Sie könnten auch mehr, und Selbständiges leisten, wenn Sie nur recht viel sähen und geeig ixeten Unterricht hätten. —- Jch hab’ eine Bitte an Sie«, seßte sie stockend hinzu, »ich würde mich so freuen, wenn Sie auch mal so was Schönes sehen tönnten. Nehmen Sie doch von mir die Mittel on, eine Fahrt nach Schwerin zu machen und sich die De torationen im Theater anzusehn«. Sie war ganz rot geworden und guckte verschömt an mir vorbei. Beinahe hätte ich ihr laut .ns Ge sicht gelacht, ich saßte mich noch schnell und lehnte dankend ab. «Dit is sehr nett von Sei, Kum teß, iiwer Sei braten sick nicht tau intumniudieren. Jck heww all siilwst so vel spart, dat ick Iooll de Reif nah Swerin maten tiinnt. Börter Klass’ tost’t ja man en «·Mcirt twentig Pimg«« Komteßchen war von meiner Ab lehnung so beschämt, daß sie sich schnell von mir losmachte und mit kurzem Gruß davon eilte Mein weiterer Feldzugsplan war schnell entworfen. Jch ließ die Grä sin durch den Diener bitten, heut’ wieder an der Abendtosel teilnehmen zu dürfen und eilte aus mein Zimmer, um den Phönix aus der Asche erste hen zu lassen. Wenn möglich verwandle ich noch mehr Sorgfalt nus meine Toilette, als am Tage meiner Ankunft, denn mein Wunsch, einer jungen Dante zu gesal len, sollte sich ja nun verwirklichen, und auch die Eroberung an ihr tonnte mir nach meiner Meinung nicht schwer werden, denn ich war doch wirklich ein hübscher Mensch und fühlte mich geistig dem kleinen Backsisch weit überlegen. ! Jch eilte, in das Eßzimnter zu kom men ehe die herrschasten eintraten, iund stellte mich wartend ans Fenster, lhalb von der Gardine versteckt. s Komteßchen trat gleich daraus al slein ein und wandte sich mit der ver wunderten Frage an den Diener, war um denn heut« abend vier Kunerts iausgelegt seien. »Es ist ein here angekommen«, war die lalonische Antwort Karls, der isich s leunigst zurückzog, um wei teren tagen zu entgehen. Mit zwei Schritten stand ich vor der jungen Dame, nahm ihre Hand iund zog sie an die Lippen ; »Gestalten Komiesz, daß ich mich lnlg« Maler Vollbrecht aus Berlin vor stelle der den unendlich großen Vor zug hat, die Gnstsreundschast dieses iHauses zu genießen« . Ohne Firme. Von O. Beginn-. — ---- Laut auffallendes Hundebellen vor meiner Haustüre. Ein Blick auf die Standuhr zeigt zehn Minuten bis neun. So früh schon Befuchi Aus geschlossen. Sturmes-, ftoßweise ilingendes Bellen, und in die wieder hereinge sunlene Stille hinein höre ich ein unbeholfenes Tappen auf die Klinke meiner unverschlossenen Haustiir und wieder dieer ruckweis tönende Bel len, das zu irgend etwas aufzufor dern scheint, das wie eingelernt nun in die Höhe des Vorsnales hinauf hallt. Das Mädchen rührt sich nicht« Mutter macht Beiorgungen Jch erfchrecke aber doch lehr, als ich durch das Glas meiner verschlos senen Korridortiire auf ihrem Brill ier eine große Hundepfote entdeckte· Sie gehört einem behiibigen, zottigen Tier. Groß fehen mich die runden, braunen Augen durch die Scheibe an. Nichts rührt sich. Jn der tödlichen Stille nur das Begegnen der beiden Augenpaare. »Mach« doch endlich auf,« erscheint in seinem Blick eine Bitte, und ein lurzes Bellen begleitet fre «Jst dir zu trauen-« erwidere ich stumm. Na, ich hab ihm schließlich aufge macht Neben dem Hund« dicht an der Tür, stand ein großer Armlorb, angefüllt mit Gemiifen, Kartoffeln, Käse und ähnlichen Jch erkannte Mutters Notizblatt. Aber wie lam der Hund so allein in meine Woh nung —- wo war meine Mutter? Als ob meine lieberlegung feine Zeit viel zu lange in Anspruch näh me, sprang mit auffallendem Sprung mein ungewöhnlicher Bote an dem Armlorb hinaus, nahm ihn hoch und machte Miene, den Inhalt auf den Boden hinzulegen. Da nahm ich ihm allerdings schleunigst alles aus den Zähnen und trug das Zeug in die Küche hinein. «-Ob ich ihm wohl ein Stück Wurst als Lohn geben han«-" dachte ich, und die vielen Verbote, Hunde zu füttern, fielen mir ein. Aber als· ich mein Gewissen besanttigt und mit einer von gestern iibriggebliebe nen Knaclwurst an der Vorsaaltiire ankam, war mein freundlicher Dienst mann bereits von der Vildfläche ver schwunden. Jnstinttiv ging ich ins Freie. Nun allerdings tannte mein Er staunen keine Grenzen mehr. Vor Komteßchen sah mich sprachlos an, wurde abwechselnd rot und blaß und stammelte schließlich: »Aber, mein Gott, sind Sie denn nicht der Maler aus der Kapelle?« »Mit Jhrer giitigen Erlaubnis. stomteß hatten mich nur ein bißchen oertannt. Jch habe zugleich die Ehre, mich Jhnen als den Urheber der Aida - Dekoration zu bezeichnen und dante ganz ergebenst fiir die großen Lobeserhebungen, die mein Wert aus Jhrem schönen Munde geerntet hat«. Mein Ton war wohl recht spöttisch gewesen und hatte sie noch mehr ver wirrt. Fassungslos machte sie eine Wendung nach der Tiir und deckte die Hand über die Augen. »Um Gottes willen, nicht davor-lan fen!« rief ich, scheinbar erschreckt. Aller Spott war aus meinem Ton ver schwunden und ich redete ihr nun wie einem Kinde sreundlich zu: »Wir wollen nun recht gute Freunde werden, nicht wahr, Komteßchewt Jhr Irrtum war ja so begreiflich, da ich mich Ih nen in dem schmutzigen Kittel vor stellte«. Sie hatte sich mir wieder zuge wandt. Die Glut der Verlegenheit lag noch aus ihren Wangen und ihre braunen Augen sahen mich bittend an. Mönneti Sie mir verzeihen, daß ich Sie so — —- so —- bebandelt habe ——· —- und —- —" »Und daß Sie mir so opfermütig einen Teil Jhres Tafchengeldes an boten, um mir die Reife nach Schwe rin zu ermöglichen!« »hören Sie auf, hören Sie auf, das ist ja der diimmste Streich mei nes Lebens«. »Denten wir nicht mehr dran, Kornteß, hier meine Hand zur Ver föhnung«. Ohne Bedenken schlug sie ein und dabei erhellte ein lchaltha tes Lachen ihr Gefichtchen, das sie mir ganz al lerliebst nnd kindlich erscheinen ließ. . . Wir wurden nun die besten Freun de, und als ich nach dreiwiichentltclzems Aufenthalt dem gnstfreien Schloß den Rücken lehrte, konnte ich mir schmei cheln, daß derUmgang mit mit nicht oh ne Eindrnck auf das Herz des Vcicliischi chens geblieben war-. «nieiner Haustüre stand, est mit un-) verkennbar komischer iirde, mein neuester Freund, und sein Hunde blick zeigte auf einen kleinen Gemüsee wagen, der Körbe voll von jenen Schätzen trug, welche er mir ins Haus gebracht. Auf dem Führersth saß in eigenartig wunderlicher Stel lung, fremdartig anzusehen, ein Mann. Rein, er saß nicht, er lag beinahe. Er hatte die Knie leicht hochgezogen und bewegte eben mit geübtem uß die Leine aus dem halbzottigen eib des kleinen Pserdes, das anhielt. Er lenkte mit den Füßen. Zwischen den vorderen Zehen eines jeden Fußes lagen so, daß ein Entweichen un möglich war, die ledernen Riemen der Zügel. Ohne die äußere Fertigkeit der Hände kutschierte er, als sei das etwas ganz Alltägliches. Er sah sehr merkwürdig aus. Unwillliirzlich trat ich näher. Da sah ich —- ach, ich sah — der Bedauernswerte hatte keine Arme mehr. Leer, wie eine ausgebohnte Erbsenhül[e, hing rechts und links ein Aermel des grauen Rocks herunter Ehe ich noch ein Wort sand, das keinen wunden Fleck in seinem Jn nern berühren konnte, bemerkte ich, wie er mich sorglos unbekümmert, fast neugierig beobachtete. Jch war ihm seltsam, er wollte gelassen fest stellen, wie ich mich benehmen würde. Und da erkannte ich ihn auch. Es war der frühere Krastwagensiihrer an einer der neuen MotorpostsBeri bindungen im Hochgebirge. Bekannte hatten erzählt, wie ihn lurz nach der Schlacht bei Tannenberg die Gra nate, von der Seite her segend, in voller Fahrt getroffen hatte. Beide Arme, die das Steuer hielten, wur den ihm gleichzeitig vom Ellbogen gerissen. Jetzt war er also mein Gemiisp lieserant. Sein Gesicht, in den Grundzügen noch jugendlich, schien beseelt von dem Ausdruck unbeirrba rer Entschlossenheit, einem festen,Un gebrochenen und unabänderlichen Willen. »Kann ich noch von diesen Blut apfelsinen bekommen?« fragte ich end lich beklommen. »Da sind Blnlapfelsmen zu zehn, die hier zu acht Pfennigen,« bezeich nete mir sein ausdruclsvolles Auge die Kästen, und schon hielt der gut mütige, mich zu Tränen rührende Gehiilfe verständnisvoll den Korb in den Bereich meiner Hände, um dann den Verkan ins Haus zu tragen. Als ich in die kleine Holzschale ne ben dem Führersitz das Geld gelegt hatte, bat ich den Mann, mir doch täglich das Gemiise zn bringen. — ,,Gerne," jagte er einfach. Dann schnalzte der Armlose mit der Zunge, lvnrf ein wenig herrisch —- so fand ich —- den Kopf zweüch ließ mit ei ner Bewegung der Zehen die Leine leicht aus den Rücken des Psetdchens tlutschen, und mit Hiih und Hob nnd einem mich laut grüßenden Hun degeilöss ging es fort. Jch fühlte die Zusammengehötigs teit dieses Wägelchens mit dem Kist per des Krüppels, zwischen iseinem geübten Willen und dem bezä mitn, ubgerichteten Hundevekstnnd, und wie seine Energie diesen ganzen, ihm un erhört neuen Mechanismus regierte. Jn floitem Tempo fuhren sie dahin. Ohne viel Geräusch- aus Wunden lächelnd, entging dieser Mann, ver-. zichtend aus das Mitleid der Menge, einem stechen, elenden Bettlektum und erbaute sich aut- den Trümmern ei ner Vergangenheit, die ihm nichts mehr nützen konnte, eine neue Welt. — Macht der Gewohn heit· Theaterdireltor (nach dem zweiten Akt einer nenen, nach alten Motiven verbrochenen Operette)«: »Wo ist denn der Konipoiiist7« »Der hat sich jetzt selber nvjs mcggesiohlenl« — llnangenehnr Wie seht es Ihrem Söhnchent So weit ganz gut, nur abends nicht, Bengel will immer mit dem Dausfchlüssel spielen. — Der verliebte Kanz lisi. Advokal: »Sie, Winkelmas yet-, ich finde da in dem Genuss welche-Z Sie siir die vorhin unwi iende Dame geschrieben haben, et nen abscheulichen Fehlerl Da steht »die ergebenst Ilnterzeichnette"..» Was sollen denn die zwei t bedeu ten?« Kanzlish »Ach, unschuldigen Sie, Herr Direktor-, aber die Dame war wirklich gar so nettl« — Ersatz. Frau Haxelhubst (znr Frau Krähnieier, deren Mann unliinasl gestorben ist): ,,Jeht Ums eif- Jhnen wohl sehr langweilig sein, Fran Kriihtneier?« Frau Krälmeier: «Freilich wohl Fran Haxe uberl —- Aber ich ha lie mir neulich ein Hunderl o ’ schafft, das folgt auch lehr schön «