Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 09, 1918, Sonntagsblatt, Image 11
Anna-Lilie - seen-n von Oe sen-O. n- dortiges-m .Vii" bis fo fchnieiifuni, selbst-f raste er. Sie fnß traurig neben ihm, zit ternd oor dem, was fie oles inse Idollte —- niußte. und doch zugleich mit einein blossen, Me- M tin derjen. dsifz fie überhaupt noch ein mni wieder ihre wenige gesen- feine uchiilter driieten. feine tiebe Riihe fiihien durfte Jst ift mir schrecklich. dir zu sti gein das du d'in) vollkommen irrft.« sprach fie leife. sit-is welchen Grund inich die Griifin eingeladen hat, wetk ich nicht. Die Teilnahme ein siie i sicher ganz oberfiächlieh Maul-e nur« wenn innn fo« wund und verängfti t ift wie ich, bekommt man einen fes ften Sinn fiir die Aufnahme oon Oerzenötoiiem Jch habe keinen aus der Art der Grdfin gehört. Und daß Graf Geifer völlig durch mein Er fcheinen iibermfcht war, ift gewiß Voii ihm ging ro iilfo nicht nuI." »Du meinft. . ji« fragte er bestürzt. Er hatte ein ganer Gebäude von hoffnungen aufgetürmt nuf das Fundaineiit dieses doriiuegefehten Wohlwollens fiir die Geliebte. Aber die turze Erniichteriing iibers wnnd er fchnelt. - «Einerlei.« fiigte er mit feftem Ton, »ich bin es dir nnd inir fchuis dig, zu handeln. ilnd ich werde han dein." Sei-hie legte ihre Wange ein we nig feiier gegen feine Schulter. Jhre teilten Hände hielt sie gefiiltet nuf deni Rande des Miitrofenhiitchens, das in ihrem Schoß ing. Sie fiimmelte fich. Sie brauchte Mut. Sie wollte ihm jii weh tun. Und sich felbft noch oiei, diei mehr. » «Wlis du dir fchiiidig wärest, weiß ich wohi. Mir entf.igen," brachte sie hervor. «Sophie!«' Er fuhr auf. Derl Zorn Dienste aus feinen Augen. Sein junges Geicht war in Schmerz der zogen. »Hältst dii mich einer Ehrlosigteii fiir fähig?'« friigte er. »Wen nur die Ehre neben mir hielte, den möcht ’ich gar nicht hal ten." »Du weißt, diifz ich dich liebe und; deshalb iiichi oon dir lasse. Liebe und; Ehre sind eins — wenn es sich ums dno Weib handelt, das mein Weib« werden wird," fiigte it hliftig. Jn ihr flammte tein Schmerz unds keine Leidenschaft, die noch Strei-! termut hatte, mehr auf. Jhre Hoff-l nungen waren zerbrochen, ihre Seele zerschlagen. — Sie hatte nur noch Kraft zur leh ten Liebestiik ihm zu entsagen .Jch weiß es,« fprnch sie leife. »Aber ich weifz nuch teinen beffern Dank fiir alle-, wag du mir gnbfh und bist, eilt dich zu bitten: Gib mich! anfi« d »Seit-hie — Geliebte — wie knnnfi u. . .« Sie unterbrach feinen schmerzlichem Ausruf. Ohne sich zu bringen« mit den großen, triiurigen Augen hiniiueftnrrend nuf die drohend tin-i ruhoolie See, ohne doch etwas don! den Wollen und Wogen zu sehen, fagsi te sie leife: i »Als wir uns vor zwei Jahren! fanden, haben wir nur auf unfre’ Herzen gehört. Wenn das eine? Schuld war —- wir büßen dafiir —! lange — lange —- ich vielleicht mein Leben lang. Du siehst draußen, ins der Welt. Vielleicht vergißt man da; leichter. Jch hoffe, ich eriiehe et iiirk dich. Vor zwei Jahren redeien wir4 uns auch ein, daß es mancherlei hoff-i nungen iibe — vielleicht gab es auch; weiche; te haben sich uns nur nicht erfüllt. . . du hättest in wirklich eine» Stellung finden können. . . Dann war Graf Gehe-: damals-noch nicht« verheiratet. . . ich weiß Ielbfi nicht — aber mir ist, als ändere das viel ch hab' auch nach und nach begrif : ein nrrnet Mädchen darf sich nicht ais sieigewichi an dne Leben eines Mannes hängen —- ihn nicht swi n, ihretwegen den Beruf zu wechwnf «Jch hab' dich nutteden l«ssen«« sprach ee, »ich wollte hören, warum t dich denn ausgeben soll. Du gaudst es sn selbst nicht« meine So -höe —- - Alle-, was du da sagst, find aus«-tschi Wahrheit-m Die ta nete, einzige, ewige bleibt: ich lasse nicht von d;t.« Er tüßte ste, als wollte et sich the n einmal in heilige-n Schwur an vee oben. ; Zitteknd und htngebend duldete sie; seine Küsse« halb beseligt von seinen; esten Worten, halb beschämt von denH Gesllhh doi man nicht so sittli e» Küsse dulden dürfe, wenn man en i( IW wolle. . . F Und sum dritten Male llei detj sum-de ten seine S llmellens suec den Wald htnzitteen te schiest sen aus dem htntetstundn swiselåen den well-kennen suchenstäsnmen chi »Es Mo l pdle nnd stepdan sudten aus« Sie fah-n Ah unwissend ran, als habe Ich In ein nnf der Laster liegen des Ungeheuer gerikhrn - . n Oewitter.« fast-e step «jegt —- irn April. Komm —- da es tritt niQt IderraHtP ,Iir Seinen sieht enfantmengehem El ist gefährlich «Ith eilte dich allein lassen bei einem nntpsrnnenden Unwetters kenn nat jemand zufammen fie· t — gnt —- defto er. Ob Onkel ur Brkd nnd die rsfin mich verftehen nitht —- dtr wohtwpsen oder sicht: ich muß nun vergehen. . Aber tpwrn « Sei-hie fchritt neben ihm. Ein zuckenden weisdlnner Schein, der über den himmel flog, hatte bewirkt, daß sc ne net-. · « gehe mit dir, bit man Som mer eigen sieht. « «Gnt —- tpmtn nur. . .'· Die rollenden Töne in der hähef kamen nun rasch hintereinander. H Idee noch ftand der Wald im? Sehn-eigen unter dem wollenverlsansl genen himmel, durchwiirzt von verf lauen Frühlingelnft und dem Atem? junger Kräuter. Und graue wartende-! Stille war unter den tnofpenden Bu chen. Das Licht versiegte mehr und mehr. f Im haftigen Schreiten fagte So phie: »Berfprich mir, nichts zu über-. ftiirzetn Suche zu erfahren, wie deine» Verwandten denken. Jch will nicht,’ daß du meinetwegen altes verlierst.« Sie ftand ftill und faßte nach feiner hand. ! Ernft und groß fah fie ihn nn. Und er erwiderte ihren Blick. Es war, als prüften sie Geh ge genfeitig auf vie Kraft ihres Wil lens. Er wußte es wohl: dies Mädchen liebte ihn fo rein, fo felbftios, daß ihr jede Opfertat, auch die furchtbar-. fie, zuzutrauen war, wenn fie die Er tenntnie gewann, sie zerfiöre fonftl fein Leben. Und er liedte sie umf i ! dieser ihrer Selbftlvsigteit willen nur uin fo heißer. - Sie aber wußte, daß feine Liebes und feine Ehrenhaftigteit zu ftart wasf ren, um je freiwillig von ihr zu lafs fen. Sie liebte ihm um diefer feiner starken Leidenschaft willen nur um is» heißer. s Und sie hatte es jetzt ganz und gars begrisseiu wenn sie seine Zukunft vons der ihren trennen wollte, wenn sies sich vpsern wollte, damit sein Dais sein kein verpfuschtes werde —- dann; mußte sie Itill und zäh und tlugI daran arbeiten. Wie viel leichter! schien es, sich in den heißen, jähen Schmerz einer raschen Entsagung zu stürzen. . . »Versvrich inte,«' bat sie weiter, »meinen Namen nicht zu nennen, von unserm Bündnis nichts zu verraten, wenn du herauf-fühlst, daß Gras Geyer dir zu einem bürgerlich-n Be rus nicht helsen würde um eines ar-; inen Mädchens willen. Dann war-s ten wir, bis-· bit du hnuvtmnnnl bist . . . nicht wahrt Du schriebst sa selbst so Aehnltches. . . Aber vielleicht — mein Gott —- vielletcht weil er selbft nun glüetlich ist, will er nuch andern Glück gönnen . . Sie tonnte nicht weiter sprechen. Aus dein Untergrund ihrer gequälten seele tam die unsterbliche hossnungJ die längst erloschen geglaubte, wieder eint-or und berauschte ihre Gedan den. . . Ergrissen nahm der Mann die Ge liebte in seine Arme. Sie tlaniinerten sich aneinander, von hossnung und Sorge bebend. Zu ihren Füßen iies seht eine Be wegung über den Waldeögrund Wie von unsichtbarer, rascher band schienen die jungen Gräser alle in eviener Richtung niedergestrichen zu wer n. Und dann rührte es sich in der Hähe. Die Wipfel über ihnen began nen zu brausen. Kein Rauschen war es von rn-l schetnd bewegter Blätteesülle, tein üppiges, sominerheiszes Wehen . . der! Sturm, der vlählich einherzug, peitsch· ; te die lnbspenden Reisen und gelle, langgezogene Töne fuhren durch das! Brausen. s Romas-' sagte tat Mädchen er schauernd. »komrn!« hand in dand eilten sie weiter. Es war, als sagte sie das Brausen. Und die ersten Tropfen schnellten ih-. IIeII nnch. Sie hatten einen Schirm. Eng drängten sie sich aneinander, die tun-; de Wand der gespannlen Seide im Nacken S neller und härter prossellen die Trop en gegen das gewölbte Seiden eund des Sehn-met l Fast schwarz wurde es um sie her, nnd im snhlen Dämmerschein sahen die grünen Blättchen nn einigen Büchsen des Unterholzei so seltsam hell aus« - Unter elner großen sue machten sle halt. Der nmsangrel e Stamm ab ldnen Izu lsn Rücken. Leid l geborgen enden sle sp, verirrten un erfolgten Menschen«-dem gleich. s Gerade well der Uegenschaner vorn peitschenden Winde seist wagrechl durch dle Lust gesagt wurde, schus deej Wllge san-n Raum süe eln trocke nes Stelle-sein « änsophle fühlte chslch los-traurig ge und tmbech lieuw sahe sle newils zufammen. der donner lles sie sti tern. - War dies nicht ein Bild ihres Le ben-s Schuhlos dem Wetter dreis gegebenl Das Beste, was sonst ein Menschenherz Init töni lichem Stolz ersitlltt die Liebe der eiten eind in Sturm und setter elend kämp Ills ahnt Stett-MI- tvas in thkdov ing, sagte er fröhlichen Tones: Ein sruhl ngsgewitter. Jst das nicht auch alles Ungemach das sich in unsre Liebe driingtf Nur ein Frühlingsgh wittert« Sie schwieg. Sie horchte ängstlich hinaus. Die ganze Luft toar oon Tönen erfüllt, die einander gu verdrängen schienen. Die noch kahlen Wipsel durchpeitscht —- in der höhe ein fortwährendes Grollen — und driihen in der Iiese das rastlose Rauschen des Meeres, der nun. aus aller unschtiissigen Ituhe de ;sreit, seine Wogen teastdoll und re gelmäßig gegen den steinigen Strand donnern liess. » Lange standen sie so. Das trockene TIleetchen ward kleiner und kleiner. IDer Regen siel senkrechter-, und aus idem Tropfensall ward ein Sprühen. Sophiens Kleid ward wie mit Sil jberstreu übersät. Auf Stephons Schauer tropste es von den Rippen des Schirmee herab. Fröstelnd, un glücklich standen sie und warteten das Verhalten des Unwetters ab. Zwei nrme Menschen, die nicht einmal den Schuh einer hiitte hatten, teine Stät te, um in friedlich heiterer Ruhe die hochsten Fragen ihres Lebens zu he raten· Und sie fühlten beide das Demüti gende, ja das Uncoiirdige dieser Lage ltnd in feinem Herzen wie in dem Ih ren ward der Entschluß noch fester: Dies durfte nicht dauern! Nur daß er bereit war, fiic den Sieg, und sie entschlossen war, sitr das Ende alle Kraft einzusetzen. Er schämte sich und tam sich un männlich vor, daß er dies reine, doe nehme Mädchen zum Stelldichein ge heten hatte. llnd sie schämte sich, dasz sie nicht den Heldenmut gehabt hatte, schon seinem ersten Geständnis die Lüge entgegenzusetzem sie liebe ihn nicht. »Ich glaube, es wird nicht mehr oiel desser,«' sprach sie endlich ge drückt. »So gehen wirt« antwortete er kurz. Nun stand eine herbe, feuchte Kühte zwischen deu Stämmen des Waldes-, und alles schwüle, drängende Frählingsahnen war wie niederge schlagen. Als sie wohl risse Viertelstunde lang in schwerem Schweigen nebeneinander gegangen waren, tam dem Manne das Gefühl, dasz sie in dieser Stim mung nicht bleiben oder gar ausein ander gehen durften. »Du hast mir noch gar nichts oon deinem lieben Vater gesagt-« begann er herzlich. Er wußte, daß jedes Wort der Teilnahme und der Achtung siir den armen Mann ihr wohltat. Er brauchte auch weder Teilnahme, noch Achtung zu heucheln. Längst hatte er erkannt, daß das ganze Unglück des Dottors Schüler aus dessen überzars iern Gewissen entsprang. hundert andere an seiner Stelle wären über das Ereignis hinweggegangen, wie iiber einen jener peinlichen Zwischen fälle, von denen der ärzttiche Berus nun einmal nicht frei bleibt. Seine Seele klammerte sich allzu hartnäckig an die Frage: habe ich fahrlässig ge handelti Und an ihre Lösung setzte er den Rest seines Lebens-. »Es ijt eine Wandlung eingetreten, oon der ich noch nicht weiß, ob sie gut oder schlimm ist. Papa ist von dem tatenlosen Grübeln zum Expe rimentieren übergegangen,'· erzählte Sophte. »Um Gottes willen. . . ein Ex perimentieren mit Opiumtinttuk .. . an weni? Doch nicht an sich selbst?« «Sähest du mich dann so ruhig?« sprach sie. »O nein —- eö ist gewiß nicht ganz nnderniinstig, was er macht — aber ich habe doch Furcht — sur ihn — des Resultate wegen —- und deshalb —- —« ,,Nun," drängte er, »und des nicht« »Wie wunderbar ist et doch, daß man Menschen, die man am heißestrn aus Erden liebt, oft am besten dient mit Lüge und Betrug,« sagte sie vor lich hin; die Gedanken nn ihren Va te- verknüpften sich mit denen an ihre Liebe. »Doch nur, wenn irgend etwas nn gesund in den Verhältnissen ist,« meinte er. »Ganz gewiß,« bestätigte sie be deutungsvoll. Und nach einer Pause suhr sie sort gu erzikhlem »Wir aben nun eine kleine Lan nchengucht. apa erzeugt bei den Tieren allerlei Krani heiten und sieht dann gn, wie viel Tropfen Opium sie vertragen, wie .viel sie hetlt.« »Das isi in iranihast.« »Sei-ris. Aber wenn es ihn selbst »von seinen Qualen genesen machen staun. . . Denke dir: als das Expe Irinient mit dein ersten nnd zweiten i j i Tier miß liiette, stieg Panos Un gliicksgesii l. Dann s- dann griss ich sie einem Betrag. Port e W sitllte imlieh die siiis en Int einer F iis gtett von der gleichen Farbe —- nls Dottersttnd weiß man ja seit mancherlei Bescheid —- ich tat eine Chisintzsung in die Fläschchen. Seitdem hat Papa wieder mit wei Tierchen experimentiert. Er versteht setdn die Resultate nicht —- nber er festeste-sie MEDIUM ;er ist ganz angeregt und spricht ste ider mehr davon, daß die Autdrttb ’ten recht hatten. welche siir ihn ein traten-« .Meine arme Sophiet Ader liegt der betrug nicht zu sehr aus der Har.dt« Eben darum wird er in nicht entdecken. Das Alterunida schein ’tichste läßt sich am leichtesten derber gen. Niemals tiiine ihm von selbst die Idee, daß irgend jemand, und gar ich, sich über seine Itntturen her machte. Jch hoffe, nach turzer Zeit sagen zu können- Riin beruhige dich desinitid, denn du hast nun Beweise genug, und wer weis. vielleicht ge winnt er dann den Mut iuriich tote der zu praktizierem Wenn die Leute ihn auch nur einmal bei ganz leichten äußerlichen Suchen zuziigen — tI wäre schon diel sitr ihn ·- giibe ihm moralischen hat« »Liebling —- soll ich mir die hand zerichneiden oder versenge-it« »Du wärest imstande — —- ich bitte dicht Rein, was du manchmal kur Einsalle hasti« Jhre Augen leuchteten zärtlich zu ihm aus ,,-tlch, mein herz —- tvat sür eine diistere Jugend du hasti« sagte er. »Hu-ei Jahre habe ich dich gehabt. ist one nicht Glütts genugt« Er drückte ihr start die Hand. »Ein-ich nicht so, als sei es ein Lie bestraum gewesen« der nun ausge traumt sei. Zwei Jahre haben wir oon Hoffnungen gelebt. Das ist dor bei." »Ja, das ist oorbei,·' bestätigte sie; aber iie meinten es jeder anders. Der sprühende Regen oersiegte nun. Aber der Waldesboden war naß, die Wetterseite der grauen Buchenstamme !ichwarz, die Reiter blank. Es schien, als habe die Natur gebadet und fröre xnun sehnsüchtig dem trocknenden Sonnenschein entgegen» Nun schimmerte die große Koppel zwischen den Stiimmen auf, gleich einein grasgriinen Vorhang, der hinter weißgrauen Säulen autgehängt lvi1k. »Jch warte. Geh’ allein weiterl· Ich will es sol« Der bestimmte Ton des Mädchens zwang ihn, ihr nachzugehen. Und er sah es ja auch ein: es war lliii ger und würdiger, ihr Verlöbnis nach angemessener Vorbereitung selbst mitzuteilen, als eö vom Zufall ent decken zu lassen. »Leb’ wohl, mein Liebling! Mor gen nachmittag besuche ich deinen Vater. Vielleicht habe ich dann in zwischen schon mit Onlel Burchard sprechen lönnen.« Er zog sie noch einmal in seine Arme. Und sie ließ es geschehen in zitterndem Glück. Sie wußte, ei war das leßte Mal — denn s-.e war entschlossen, ihn niemals wieder allein im Wald zu tressen. Sie litt zu sehr —- ihr Stolz guckte wie unter Dolchstöszem Er und sie, sie waren beide zu gut zu dieser Heimlichteii. Lieber unglücklich sein, als unwiirdig bleiben, als siebethaste Glücksminuten so peinooll mit Beschämung bezahlen —- wie heute. —- — - Um dieselbe Nachmittagöstunde, als Stephan und Sophie sich im Walde trafen, saß Gras Burchard bei seiner jungen Gattin in ihrem Wohnzimmen Es lag im ersten Stockwerk, neben ihrer Schlasstube. Von den Fenstern ah man hinaus über die Koppel au das Meer, ge rade wie bei Stephan, dessen Zim mer unmittelbar iiber diesem lag. Gras Burchard war gekommen, um in der Freiheit und Stille, die diese Stunde ihnen gab, ernste Dinge mit Anna zu sprechen. Vor seiner heirat hatte er wenig Gelegenheit gehabt, seine Braut wirt lich tennen zu lernen. Er liebte. Und von der Gewalt dieser ihn un-J wir-kirchlich und leidenschaftlich aus« sassenden Liebe hatte er sich zu dem jungen, schönen Geschöpf siihren las sen. Er vertraute sich und seiner abgellärten Kraft. Welche Eigen chasten auch immer er in der jungen rau finden werde — es mußte und würde ihm gelingen, mit ihr zusam men ein rechtes Glück sich auszu bauen, nicht nur sür sich — auch siir ’sie. Denn in einer Ehe kann es ein einseitiges Glück nicht geben. Zweimal hatte er Anna während rhres kurzen Brautstandes besucht. wöchentlich wohl dreimal mit ihr sBriese gewechselt. Aus ihrem Wesen wie aus ihrenBriesen sprach immer seine gro e Bewunderung sür seine sPersönli leit, was er nur zu gern s iir den Beweis leimender Liebe hielt. i m übrigen fand er seine Braut imaßvoll und von fast verschlossener sArL Er nahm das damals siir die Hscheue Unberiihrtheit des jungen Mädchen-, das unter besonderen Er ziehungsverhälinissem eigentlich ganz sich selbst lebend, erwachsen war. Da mals hatte er sich vorgenommen ge habt, dem geliebten Weibe erst ein volles Jahr der Pslichtlosigseii, des gänzlichen Genuklebens zu gönnen Sie lam ihm en bißchen vor wie eine verzauberte König-weinen bte er erlds hatte, nnd bie er ninr erst Glanz, Vergniigem Sorglosigteit ge-: niesen lassen wollte, ehe er ste in« bat ernste Leben einsiihrtr. Aber nun kannte er Anna fchon genauer. Ober vielmehr, er hatte begriffen, das ei sehr chtver sei, Anna genau kennen In lernen Er fah, dass ihre maßvolle, ver s lossene Irt nicht hie scheue Unbe r’hrtheit einer ängstlich vor dem Le ben zitternden Mädchenseele war. Er wußte seht, das sich eine ihm noch sremve Gedantenwelt hinter dieser reinen weißen Stirn barg. Er hatte auch längst herausgefunden, daß Anna noch viel intelligenter war, als er einst gedacht hatte. Regsani und tätselvollt Daß ihr Mund schwieg, wenn ihre blii en sprachenl Nein, ein so ches Weib durfte er nix müßig gehen lassent ie toar zu bedeutend, um mit ihren Kräften brach zu liegen. Und wer wußte, ob diese geheimnisvolle Gedantenwelt nicht Feinde und Ge fahren bargf Graf Burcharb erkannte eigentlich nur einen einzigen Bildner und Er zieher an: die Pflicht. Ob die Un tergriinde in Annas Seele nun voll von Schönheiten und Fähigkeiten zum Guten waren — ob in ihr duntle Eigenschaften schlummerten-— einerlei! Jhr Pflichten zu geben, war ihm ein heiliges Gebot. Nun saß er bei ihr und legte ihr vie ganzen Wirtschaftsoerhaltniffe von Sommerhagen tlar. Sie sollte lernen, diese zu begreifen, uin sie eines Tages lontrollieren zu können. Sie sollte auch den ganzen haus ivirtschaftlichen Betrieb im Schlosse selbst übersehen lernen, um ihn recht bald ganz zu leiten. Alle Rechnungs bücher sollten von ihr nachgesehen und eine alle Zweige zusammentrif sende Buchführung von ihr selbst ge pflogen werden. Sie sollte sich niit tern Jnhait der Silberschränte und rer Leinentammer vertraut machen. Er nannte ihr vie Zahlen, die» im äußersten Fall der Hausstand tosten dürfe. Sie hörte genau zu. Jhre Zwi schensragen ließen darüber teineii Zweifel, daß sie alles rasch und tlar erfaßte. Doch vermochte er nicht zu erraten, ob sie sich diese Aufgaben freudig ausbiirden ließ oder ob sie nur aus Klugheit keinen Widerwillen verriet. Sie saß in ihrer Sosaecke, den Kops in die Rechte gestützt, den Ell bogen aus der Tischplatte, und sah aus alt die großen Bücher hin, die da lagen. Er zur Seite am Tisch, im tiefen Lehnstuhl, beugte sich weit vor, hielt rie hande aus dem Deaet eines der mächtigen in schwarzes Beinen ge bundenen Zolianten und sprach lie bevoll, gleichsam als Ertlarungorede: «Sieh’, liebe Anna, du bist vielleicht erstaunt, daß ein so reicher Mann wie ich von seiner Vaugiraii soviel Arbeit und das genaue Jniiehalten eines bestimmten Budgeto fordert. Zur Beruhigung tann ich dir sagen, daß dies Budget so weit gespannt ist, daß Herdete alljährlich große Er sparnisse machte, die sie zu wohltä tigen Zwecken verwendete. Du kannst also, bis du alles sicher beherrschest, immerhin einiges Lehrgeld zahlen, ohne gleich vor Destziien zittern zu müssen. Reichtum und Stand legen nach meiner Empfindung höchste Ver pslichtungen aus. Jch habe die Pflicht, mein Geld zirlulieren zu lassen und durch Gastlichkeit, sinnst pslege und dergleichen vielen Men schen Verdienst zu schaffen. Aber ich habe nicht das Recht, zu verschwen den. Wir leben überdies im seitab ter der Arbeit. Böllige soziale Aus gleiche kann es niemals geben. Schon als Kain den Abel erschlug, gab es verschiedene Werte und Stellungen Kain hielt den Abel siir vor Gott als besser gestellt. Aber der einzige Ausgleich, der möglich ist, die ein zige wahre Gleichheit aller Menschen untereinander ist dies: die Pflicht zur Arbeit sei siir alle gleicht Jch dars dir sagen, daß ich mehr Respelt habe vor meinem Ackertnecht, der psliigt, als vor einem meiner Standesgenos sen, ivenn er saulenzt und verschwen det. Nach diesem Grundsatz soll auch das Wesen leben, das mir das leuerste aus Erden ist.« Er nahm Annas Linie und kiißte sie voll Zärtlichkeit ,,Jch will mir Mühe geben, deinen Erwartungen zu entsprechen,« sagte sie. Das war eine Bestialität Aber er war schon zufrieden, daß er kein übellauniges Widerstreben sand. Hun derte an ihrer Stelle hätten ge schmollt: Das soll ich alles! Anna schien noch nachgedacht zu haben, denn nach einer kurzen Pause siigte sie hinzu: «Arbeit ist auch Macht. Man herrscht damit. Nicht wahrt« Diese Bemerkung überraschte und hegliickte ihn. Sie deutete aus den hang, herrschen zu wollen Lag das in ihrs —- oh, dann wollte er es schon in das Gesunde lenken. «Gewiß,« sprach er lebhast. »Und ich will dir bei dieser Gelegenheit auch erklären, weshalb Herdeke mir näher steht, alt Renate. Nicht nur, weil ich sie in schwerer Lebenslage H tcgser und würdig be upten a . onvern auch. weil sie ch sort und fort niislich betätigte. Sie II alle Arbeit getan. die Ih sitt Its Zeit von dir erwarte. Renate lebt nur sich, ihrem Behagen, ihrer Tei leite-« »Und ihrem Streit mit Derdele,« schalt-te Anna lächelnd ein« «Und dabei trennt fie »fi nie-on ihr. Wer hindert ne zu seifiiiel« einmal einen Winter in Paris- oder Rom zii derlehent Ader nein — rioih lein Menfih hat die beiden le anders als zusammen gefeheir. Und diejenige, in deren Armen die andere einmal ftirdt, wird noch tadelnd der Sterbenden eine Bemerkung in den tehten Seufzer hineinfiiistern.« fprach er. Zugleich hob er laufchend den Kopf. Ein grollender Ton niiirrte draußen durch die ruft. Zwar das Donners Wahrhaftig — eii fiheint was aufzuziehen. tein Apiiigetvits ter.' »Was war da« iiir eine fchtvere Lebenslage mit herdetei« fragte sie. Er wollte sich eigentlich naht ali leiiten lafieii, denn fein Thema weit noch nicht ganz zu Ende gefprachen. Aber er mochte nicht als ichulmeifteri licher Pedant erscheinen. «herdele fchlug drei Antrage nacheinander aus. Nicht nur aut- Uehermiit, wie Renate. Rein, fie wollte gern hel raten, sehnte fich nach vielen schönen Aufgaben und fah fich alle Männer darauf an, oh einer für fie paßte. Sie fagte es mir einmal feldft, sie derftehe sich gar nicht, trotz aller Wertschätzung iür diesen und jenen fei ihr der Gedanke, ihn zu heiraten, ivie was Sündhiiftes. So war sie fünfundzivanzig geworden. Sie ging eigentlich aui in der Anteilnahme— am Leben ihrer Freunde, des Bei-. ronö Bolto Liebenderg und seiner Frau, ihrer Pensionsfreundim Und eines Tages ward ihr und ward derer J . Manne die geheimste Wahrheit dieser Freundschaft mit Entsetzen tlar. Sie liebten sich. Es gab Kämpfe von unaussprechlicher ochwerr. Bolta wollte Iich scheiden lassen. Herdete glaubte das Opfer nicht annehmen zu tonnen. Sie wußte Maria Lie-» benberg würde daran vergehend Bolto sagte: »Es ist bester, daß eines weint, als dass drei weinen-« her-« iete sagte: »Wie tonnen zwei glück lich fein, wenn darüber eine verzwei selt!« Das alles zerrte an Herde lens Seele «- tiianchmal fürchtete ich für ihr Leben. Aber endlich tat Her dete den entscheidenden Schritt. Sie zwang den Mann, sede Hoffnung aufzugeben. Es fiegte eben in ihr. das Geherfchea Mein Gott, dachte Anna, ich hätte gefühlt, wie die Maria Liebt-nimm Ich wäre auch lieber gestorben, ehe ich eine andere hatte triumphieren lasfen. Wie tann man ihr einen Vorwurf daraus machen? »Worüber deiitst du nachs« fragte Graf Burchard, dein ihr Ausdruck iiicht gefiel. »Ich dachte, was du damit sagen wolltest: das- bjeyeriche siegte in her dete,« log sie voll Ruhe. »Du tennst unser Wappen: ein Geier, der hoch iii reiner Luft schwebt. Wir haben es immer sa gedeutet: Die Reinheit, die Freiheit hoch über allein Niedrigen, das set unser Element — aber gegebenes Falls stößt der Geier auch hinab und vernichtet tämpfend das Widerwär-. lige — — Herdele wollte frei und rein bleiben Sie sagte: »Daß diesen Mann und ich uno lieben mußten. war ein Schicksal, das uns ahnungs los befiel. Aber zu ihm gehen, sein Weib werden, Glück mit ihm suchen das kann ich nicht, denn ein anderes Weib iviirde ich dadurch elend ina cheti. Jch würde mich der Reue aus-. setzen.« Sieh, und das nenne ich das Gehersche: redlich mit den inne ren Feinden kämpfen, die uns ber suchen, aber endlich so handeln, daß wir reuelos zurückblicken können. Das« Leben bietet uns Schlachten an. Dein« entgeht auch der Edelste nicht. Aber wie wir sie zu Ende tiimpien — das entscheidet unseren Wert.« Anna fühlte, daß sie etwas sage-« müßte. »Dies alles erhöht meine Liebes Und Bewunderung fiir deine Schwe iter.«« Aber sie sagte es mechanisch Auch als Graf Burchard nun auf die Geschäfte zurückkam, hörte sie taum zu. " Er hatte ihr noch Wichtige-H zu erklären: wie er hoiie, daß sie lich aus dcn auf dem hiesigen Familien-i sitz zu satncnelnden Erfahrungen na und nach io viel Sicherheit erwürb um dann Oftrau ganz auf eige Verantwortung verwalten zu iönnenq Denn dieses Gut war ihr sum Wis tvensiß besiimmi, ihr besonderes Er wenn er, menschlicher Berechnun» nach, lange vor ihr dahingehen soll Es gehörte nicht zum Fideikommi und er hatte es ihr zu nnheichriiu tem Eigentum teftamentnrifch « machi, « Daß Anna auf diese Auseinany fehungen nicht mit Reden antw , tete, wie: »Es-sprich nicht von dein « Tod« —- »Von derlei Inag ich nicht reden hören« —- fand er geschan voll. Gortiehung folgt.) —- Zakte Andeutun Gast (der in seinem Beeifteak M kleinen Holziplitier iinhet): Wirti Sollte das do v von einer Droichie ieinf