Sonntag-blau du StaatS Anzetger und WANT-— Web-Dem - —».-—-«-sp-« Kunstgaka Von Georg Basses-Palme. Mein Gastgeber, der Gutsbesitzer Fredn Feldberg, war gerade dabei, mit mir einen Morgenspaziergang einzutreten, als sein Diener mit allen Zeichen der Bestiirzung meldete, daß eben Herr von Sen-it angebracht würde: als ein irn Duell so schwer Verwundeter, das der Arzt die tleine Strecke weiter nnch seinem eigenen Hause sparen und ihn zunächst hier behandeln wolle. Als wir aus der Treppe standen, schwentte der Zug schon in das Gut-tot ein. Ein Wald orbeiler nnd der alte Letoitzsche Kut scher trugen aus einer srischge immer ten Bahre einen Mann mit londem Pollbart und gelblicheni, unlebendis gern Gesicht. Der junge Arzt schritt nebenher. .Die Treppe hinaus tragen nilr tbn selber, Doltorl« sagte Iredy Feldberg. Mit zarter, unendlich vorsichtiger Bewegung schob er seine Arme unter Daupt nnd Mitten des Kranken, während der Art den Untertörper ebenso zu he n suchte. Do schlug Lewi , der anscheinend in tiesster Besongtlosigteit gelegen hatte, plöglich die schweren Lider aus, sah den iiber ihn gebeugten Feldberg groß und tlar·an und sagte sehr leise, aber so schnell und ohne Zö gern, als ob er dainlt einen Gedan kengang sortsege, den er vielleicht im Augenblick seiner Verioundung ge habt halte: ·Du, Frele dentst du noch an die Kirnipshiihnei« Ein Lächeln zuckte dabei uin seine Lippen. Aber gleich daraus fielen seine Augen wieder zu. hinterher erzählte Feldberg dann, was es rnit dieser Frage fiir eine Bewandtnis hatte. . . I Lewis und ich waren in unserer ufend die rtlichgen Kameraden· a urfreunde rch lut und Erzie hung, war es unsere Tischer Knaben-« luft, barbeinig auf den Wiesen um her uftreifen und in den Tümpeln Jst-sche, Molche und Salamander zu angen. Auch das Aufsuchen don Vogelnester-n das Sammeln des er ften Kiebitgeleges, das wir in der Küche abliefern durften, und die täg liche Beobachtung des hundertfältigen Bogeltehens urn uns her gehörte zu unseren schönen und harmlosen Freu den. Aus dem Gymnafiurn der Kreis stadt schlossen wir uns womöglich noch fester zusammen, verkehrten mit anderen fast gar nicht und lebten fo als Zweibiindler von reinstem Waf ser bis in unser siebzehnles Jahr hinein in volltonnnener Eintracht, bis schließlich doch ein Dritter in unsere Abgeschlossenheit eindrang. Bei Beginn der Pfingstferien trab ten wir aus zwei alten Politis, Ali Baba und Kham die uns unsere El tern nach der Stadt geschickt hatten,: fröhlich der heimat zu. Der Kirch-» turm des Lewihfchen Gutes tauchtes schon breit und behöbig hinter dem Nadelhols aus« als wir uns plöfflich angerufen hörten. »He, hallo!« Es war eine junge, frische Mäd chenstiknme, und unsere Köpfe flogen wie auf Kommando zur- Seite. Da sahen wir ein fchmales, hoch ewachsenes Möbel von etwa sechzehn gafften in Matrofenbluse und halb langrrn Bartfifchtleid vor uns stehen, das uns mit neugierig blihenden Augen ansah. .Wer von euch ist Iredy Feld bergs« fragte die Fremde. »Der Schwarze dorts fas« ( Als ich bei-thie, am sie rnt ausge flrectter Band aus mich su. »Seit-us, Betterl" rief sie lustig. »Und das da ist dein Freund Leu-ist Nicht wahrs« Tit peiieriiche Anrebe überraschte mich nicht wenig, nnd ich stand nicht an, ihr meine völlige Untenntnib ih rer Person ein-zugestehen ,Ach io,« antwortete sie erstaunt. »Ja, ich bin Anna Joiefa Roiiin aus Petri-am und für ein paar Wochen» bei euch su Besuch. hat bir beineT Mutter benn gar nichts gefchriebenJ sinds-P «Iiein!« iagie ich verwunderi. — .Odec doch. Richtig: sie schrieb mie, day ich eine lebendige Ueberraschung vorfinden Mier Aber ich dachte — ,«ctu hast eine Dobie ober eine Ein-take erwartet,« unterbrach sie Iris-, Jenb biii ietzt enttöuicht. Sei sie nicht bös. baß ich nur eine junge der-ne bitt' Mit rotettem Lächeln fah sie uns Ied- Iberrniitig an. Fehl-« ich euch wenigsten-V W Sie war ein sehr hübsches Mäd chen. Das Auiiiilligsie an ihr war das starle, lupsersarbige haar, das durch einige Schildpattlämme und eine dunlelrote Seidenschleife nur locker zusammengehalten wurde. Das schmale. rassige Gesicht sah im Rah men dieser schweren Flechten lleiner aus« als es wirklich war, und der große und volle, dabei aber abson derlich blalle Mund brachte eine Un regelmäßigkeit hinein, die ihm einen ganz eigenartigen Reiz gab ,,Wahrhaftigl« iagte ich nach die ser Musierung, auf ihren launigen Ton eingehend, «belser als eine Eich lahe geiällsl du mir schon!« Damit war schon die halbe Freundschasl geschlossen. Karl und ich slie en von den Ponyb, nahmen Anna osesa in die Mitte nnd legten den librigen Weg mit ihr zu Fuß zurück. Währenddem drängte Ali Baba neugierig schnuppernd seinen Kopf an ihren Arm. .O dul« rief Anna Josesa halb erschrocken und halb amiisierl. »Sa gen Sie, herr von Lein, tun das hier bei Jhnen sogar die Pserdei Bei uns versuchen höchstens die Herren manchmal so teet zu werdens — Aber hört mal, um eins muß ich euch leich von vornherein bitten," fuhr ife nach einer lleinen Weile fort. »Wenn ihr euch beide in mich ver lieben solltet, so verzanli euch darum nicht allzusehr. Jak« Lewitz und ich warfen uns einen erstaunten Blick zu. Was war das siir eine sonderbare Bittei Aber da sprach sie mit scherzhast zerlriirlchlem Gesicht auch schon wei ter: «hr müßt nämlich wissen, has geh nnr immer so. Deswegen hat mich Mama ieht grade fortgeschickt. Denkt nur-, in Potsdam haben sich zwei Primaner meinetwegen fast die Hälse gebrochen. Weil ich dem einen eine Haarfchleise geschenkt hab’, glaub ich.« eDann wurde sie feuers rot. »Das dsirft ihr aber nicht weis tersagen!« Nun, das versprechen gaben wie gern. Gleichzeitig erkriirte ich ihr Iaber auch lachend, daß Lewig und ich uns gewiß nicht berzanien würden .Zwei Freunde wie wir, Kusins chen. Eine Selunde lang fah sie mich !ftarr an, mit einem Gesichtsausdruch Her mir beinahe gelriin tt vorkam ; So!« sagte sie gedehnt. ,Nicht wahr, Freth dein Freund ist älter als du? Nichts Ach was! Aber erwachsener sieht er schon ansi« Sie wandte Letuih ihr Gesicht zu. Da sah ich, wie er errötete und in« einer-Verlegenheit, die mir sonst fremd an ihm war, nicht zu antwor ten vermochte. Ein banges Gesiiht der Beunruhigung stieg in mir aus. i ·- - Von nun an war Anna Josefa täglich in unserer Gesellschaft und zeigte sich größtenteils auch als gutes Gefährtin. Angesteckt von unserer Naturschwärmerei. iam es ihr gar nicht darauf an, sich ebenso wie wir ihrer Schuhe und Strümpfe zu ent ledigen und mit hochgefchiirztenf Stöcken aus der Molch- und Sala-’ manderfagd in den Tümpeln herum zupaddetm Leider hatte sie dasiir aber auch eine Eigentümlichkeit, die weniger schön war. Sie war nämlich nicht nnr sehe eigensinnig, sondern auch von einer fast krankhaften Be gierde, immer tm Mittelpunkt unse rer Aufmerksamkeit zu stehen« Alle ttiinfte weiblicher Gesxilsucht konnte sie zu diesem Zweck spielen lassen. Sie vergasz nie, daß sie als weib lichez Wesen zwischen zwei männli chen stand, und versuchte alte-, uns gegenseitig eisersiichtig zu machen. Wir sianden fa beide in dem ge fährlichen Alter, in dem die erwa hende Männlichkeit sich zu regen be ginnt und Anna Josesas Anmntvers fehlte nicht ihre Wirkung. Wenn sie, vom Recht der Verwandtschaft Ge brauch machend, nntimtet in hellem llebermut einen Arm um meinen Hals schlang, machte ich mich wohl unwillig los, aber nur« weit diese Liebtoiung durch ihre Form und Of tentundigteit den Ctmmttek des’ Eknfthnften völlig einbüßtr. Gunst bezeigungen dieiee Akt waren ge wöhnlich auch mehr auf Lewitz be rechnet, als out mich. Er machte dann immer ein finstetes Gesicht, ichob dte Unterlippe vor und drehte iiich schroff ad, bis sie sich wieder an ihn heranichmeicheltr. So entstanden zwilchen mir und Letvih eine Menge tleinek Reibeteien, die untere Kameendlchaitlixteit lang sam und unmerklich locker-ten· Und da es mit nicht entgangen was-, das sie die meisten absichtlich aus reinstem Uebermut hervorrief, to sagte ich ihr das einmal klipp und tlat qui den Kopf su. IM «Du willst uns mit Absicht der zaniem Denkst du. ich merke nicht, was du fllr ein Spiel treibsi7« Anna Josefa hatte die Hände aui dem hinterlon verschränit und sah gleichgültig blingelnd durch das Wein blattdach unserer Laube in den AbendhimmeL »Warum läßt du dich denn der zanten, wenn du es mertsti« gab sie ruhig zur-Antwort Eigentlich hatte sie recht. Warum ließ ich mich denn gegen meinen Freund aufbringeni Hätten wir nicht ebensogut iiber Anna Josesa lachen können, wie wir es bisher noch iiber jeden anderen getan hatten, der zwi schen uns getreten wars Verwirrt sah ich sie an, fah den vollen, leise zitternden Mund, die «lchillernden Augen und den schmieg fam hinteniiber geneigten Körper-, und blutheiß schoß rnir zum erstenmal die Erkenntnis in die Stirn, daß sie auf unseren gespannten Jünglingsnerven spielen konnte, wie sie wollte, weil sie ein Mädchen, ein schönes Mädchen wart Alles, was bis dahin nur dumpses, nnllares Gesiihl gewesen war, sprang mir mit ienkm -Male llar und scharf umriiien vor die Seele. «Weil du sehr schön bist!« antwor tete ich ihr. " Anna Joseia ließ ihre Zungen spißr befriedigt über ihre Oberlippe ltillsclstr «Siehst du," sagte sie dann nach denklich, »wenn ich euch gleichgültig wäre, wilrdet ihr euch nicht zanten. Wenn ihr euch aber meinetwegen zantt, dann ieh’ ich, daß ihr euch fiir mich interessiert. Und sag’ mal, Zudri, ist das eigentlich nicht auch ein Kompliment für euch, wenn ich das gern seh’?" Kurz daraus, als wir drei, Anna Jcsesa, Lein und ich, eines- Abends von einem Spaziergang heimtehrten, tahen wir eine Schar hiihnergroßer Vögel in teilfiirmigem Kettenflug uber uns dahinschwirren. »Unsere Vurrhiihnel« riefen Karl nnd sich wie aus einem Munde. Freudig erregt und im Bann einer gemeinsamen Erinnerung ganz wie der die Freunde von früher, einigten wir uns schnell dahin, die Nistpliiße dieser sonderbaren Vögel schon mor gen aufsuchen zu wollen. Wohl ein Jahrzehnt hindurch hatten Karl und ich das in jedem Frühling getan, so daß uns unser Vorhaben als das Selbstverständlichste von der Welt erschien. Nur an Anna Josefa hat ten wir nicht gedacht. Getränkt fah sie uns an. «So! Und was habt ihr mir ver fprochen?« »Wir hatten vorher verabredet, am anderen Tage einen Salamander siir ihr Aquariuin zu sangen. Nun ver suchten wir vergebens-, sie zu über zeugen, daß unsere Vögel hundertmal interessanter wären. Schließlich bo ten soivohl Lewih als ich ihr aus un seren eigenen Sannnlungen einen so sort lieserbaren Ersatz an. Aber sie wollte nicht« und ich merkte wohl, daß es ihr gar nicht nrn den Sala Inandez zu tun war, sondern daß sie nur wieder ihren Einsluß aus uns erproben wollte. »Nein, Josesa!« erklärte ich schließ lich. »Diesrnal seht du deinen Ei gensinn nicht durch. Was. sher Anna Joseia drehte sich, aus dein silber treisend, zu Min " «Verstiindigen wir unsi« ries sie hastig, ehe er mir noch antworten konnte. »Wenn Itedh durchaus will, mag er morgen nach seinen Vögeln schen, und zwischendurch gehen wie beide allein an den Teich! Kann das nicht hübsch werden, Leu-ist« Sie lachte dabei, aber es war ein Lachen, das rnir wie ihrn die Röte in die Stirn trieb. Natürlich hatte sie ihr Spiel gewonnen· Wo wäre auch der junge Mann, der nicht sei nen Freund verließe, wenn fein »Schwarm« ihm einen Spaziergang zu zweit anbietet! Ein Chor-s von Gefühlen in der Brust, sttoichie ich tngs darauf allein der Wiesengegend zu. Die richtige Freude empfand ich gnk nicht mehr« trotzdem nber suchte ich nach den Vögeln mit glühenderemi Eifer, all ie zuvor. Nur um frei ichneii zu finden nnd schnell zu Jo feia und Karl zurückkehren zu tön nen. Denn in mir brannte etwas, was ich bis dahin nicht kannte, — die Eifersucht! Ich hatte noch nie ein besonderes Bedürfnis empfunden, mit Anna Jo ieia allein zu sein, wie meine Ver iiebtheit ia überhaupt noch ganz in grüner Knospe gesteckt hatte. Jeht aber schlug der Gedanke, daß Letvih es mit ihr wor, wie eine Geieriralle in mein Gehirns Der Tag war heiß. ichon die Vormittagsionne brannte greu, nnd der Frühlingsbrodem, der L aus der Erde stieg, war so schwer und schwül, daß mein Blut immer dumpfer und erregter wurde. Noch nie zuvor war mir ernstlich die Ver mutung gekommen, daß sich zwischen Karl und Josef eine unziemliche Vertraulichteit e wickeln könne. Jeht aber wurde ich von hundert Vorstel lungen gequält, die ich nicht beiseite schieben konnte. Fast zum Greifen deutlich sah ich es in visioniirer Er regttng vor mir, wie Anna Josefa ihr nacktes Füßchen zierlich in das Wasser schob, wie lKarl Lewiß hin ter ihr ihren Arm berührte, die band scheu und heiß auf ihren Nacken legte nnd dann einen Kuß darauf drückte. Und mir wurde hei dieser Einbü durig so weh und wild, daß sich meine Finger unwillkürlich lang aus streckten,sals ob ich sie mit Gewalt auseinanderreißen wollte. Aus dein einfachen Knabenzorn darüber, daß Karl mich so unlaineradschaftlich irn Stich gelassen hatte, wuchs ein dein Hasse verwandteo Gesiihl irefsender Misgunst und die sinnlose Furcht, et was ilnersehliches zu verlieren. Mißtrauisch betrachtete ich beide, als ich ihnen endlich die Nachricht brachte, daß ich die Nistpläfze ausge tundschaftet hätte. Anna Josefa trug ihr harmlosesles Gesicht. Zwei gesungene Salaman der zeigte sie inir in einer Glasflas sche. Dann liefz sie ihr Zünglein über die Lippen tanzen. »Wir haben uns auch faknos un terhalten,« erklärte sie vergnügt. «Karl war so spaßhaft.« Mit rotem Kopf und sichtbar ver legen sah Lewitz zu Boden. Er hielt die Knospe einer wilden Rose, die ich friih an Anna Josefas Bluse gefe hen hatte, zwischen den Lippen. Und unt dieser Rose willen til-ersah ich, daß er durchaus nicht die Miene ei ties beglückten Jüngliiigs zeigte. Es war ein böser Blick, den ich chm zmwnsi mw n nwwnk chn nicht freundschaftlicher. Trohdern war er sofort einverstanden, als Ansi na Joser nun vorschlug, den Resti bei-Vormittags gleich den glücklich; gefundenen Kampfliiufern zu nnd-i men. Unterwegs plauderte sie unermüd lich, sichtbar in strahlender Laune »Also taufen tun sie immer, diese Burrhähne, oder wie ihr sie sanft noch nennt? lind um die Weibchen? Nein, das muß wirklich hübsch feint« «Ob sie sich grade wegen der Weib chen kaufen, ist nicht gewiß,« erklärte ich ihn »Frrittch, sietun es nur »-vährend der Ysistzen, aber ihr gan zes Gebahren ist eigentlich völlig innrios. Und dn Lsribchen tümnurn fkch augenscheinlich auch gar nicht darum.« »Ach die,« meinte Anna Josesa ::lttlug, »die tun nur so! Gern wer ten sie es doch haben!« Karl Lewitz, der schweigsam neben ihr hergegnngen war, bückte sich Und riß einen von der Sonnenglut halb verdvrtten Halm ab, den er mecha nisch um den Stengel seiner Rose wickelte. Er wnr hochrot im Gesicht, und der Schweiß stand ihm in tlei nen, hellen Perlen aus der Stirn. »Warum ist das so natürlich Jo sesa?« fragte er. »Weil eg den Hühnern wahrschein lich fv gehen wird, wie uns Mädchen mitunter,« sagte sie, ihre Matt-blen bluse noch sester in den hellbraunen Ledergiirtel schiebend. »Kann es nicht vorkommen, daß man einem von zweien gut ist, aber nicht genau weiß, welchem? Da haben’5 eure Vögel dann so hübsch bequem. Bei denen ist’s immer der Stärkere!« Unwilltiirlich sah ich zu Stein herüber nnd begegnete seinem Blick Jus halbem Wege. Auch in seine Zeele wnr das Wort gefallen. Anna Josesa nber sah mit verhaltenem La chen von einem zum andern. Einsilbig, jeder seinen Gedanken nochl)öngend, schritten wir weiter, zwischen hulbreiiem Getreide hin durch, iiher die Hadeltviese bis un eine kleine, mit irutnmen Weiden be ivachsene Anhöhe, hinter der ich die Vögel gesichtet hatte. Dort warfen wir uns zu Boden und krochen vor sichtig hinaus. Anna Josesa einen Schritt vorang, neben ihr Leivitz und ich Schulter an Schulter. Wir wollten den Tierchen so nahe wie möglich kommen. Wir hatten auch Glück. Jn der ;Mulde vor uns standen sich grade vier Kampslänser fertig zum Angriss gegenüber. Ein Zittern lies durch ihr bräunliches, gesprenleltes Ge fieder. Das Zittern wurde stärker Endlich wurden nuch die bis oben hin nackten zierlichen Steigen davon ergriffen Und mit einem Male sprangen alle vier gegeneinander los, hurtig wie kleine Teufel. Mit den ipihem langen Stechern siießen nnd Ifchlugen sie blindlings drein. Jn fo Isinnlofer Wut, daß der Eindruck Iehres Gebarend bis in das Unheims liche und Spukhafte wuchs. Anna Jofefas gleichmäßig liihlek zGesicht färbte sich duiiller, und ein kheißer Schimmer trat in ihre Augen. »Das nenn« ich noch Ritterl« fliis fterte sie mit löchelndetn Munde. EUnd dann unterdrückte sie mit Mühe feinen Aufschrei. - Einem der Kämpfer war es gelun gen, feinen Schnabel so geschickt in den feines Gegners zu stoßen, daß et die Zunge zu faffen bekommen hatte. Nun zerrte er ihn daran hin und her und fchleifte den sich verzweifelt Sträubenden eine Strecke mit sich. Es fah fcheuleich aus« aber als der Gefangene sich endlich wieder befreit hatte, sprang er, ohne zu zögern, feinen Vergewaltiger wieder an. Lewih und ich hatten in folchen Zweilärnpfen nie mehr als ein in teressantes Schauspiel gesehen. Aber heute erregte es mich und Lewih wohl ebenfo. Ob das die grelle Sonne und Anna Jofefas Nähe tat, — mein Blut gärte und pulfte mit jedem Atemfchlag hihiger ..... Ein glatter, schlichter Schnepfen lopf ohne Kampflragen und Daube tauchte hinter einem Gräfeuvall auf. »Ein Weibchen!" rannte Anna Jo fefa. »Sie fehen doch zu! Wer der Stärkere ists Und mit grausamen Augen zu uns herüberfehend: »Wer ist denn von euch der Stär terri« Stein und ich lagen Schulter an Schulter, wie wir durch unfer ganzes junges Leben bis dahin Schulter an Schulter zufammengegangen waren Aber jetzt troch feine Hand zu mir herüber, und feine Finger umspann trn mit fchmerzhafteni Druck Jnein Gelenk »Das bin ich wohl!« fliifterte er heiser. Seine Augen hingen an Anna Jofer. Dann wandte er sie mir zu. Ein gezwungenes Lächeln entstellte dabei ieiri Gesicht, als ob das nur Scherz fein sollte, während doch jede Miene en ihm mich zum Widerstand auf rief. - Mit heftigem Ruck riß ich meine Hand in die Höhe. Und dann — lieber Gott, ob ich ihm dabei in das Gesicht gekommen bin, oder ob die von Anna Jofefa genährte Nerven ipannung einfach mit uns durchging, ich weiß es nicht mehr! Erbar mungslos mit den Fäusten aufeinan ker loshämmernd wälzten wir uns am Boden. Als ich mich siir eine Selunde srei fühlte, sprung ich blitzschnell aus. Jch fühlte, daß ich im Gesicht blu tete. Lewitz sah auch ganz zerschla gen aus-. Aber ohne Zögern hätten wir uns zum zweiten Kamvsgnng ge stürzt, wenn Anna Josesus Stimme nicht wie ein lnltet Wasserstmhlzivii schen uns gefahren wäre. Sie schüt telte sich vvr Lachen« »Ihr seid ja noch komischer als enre Bitrrhijhnel Seht nur, da stie gen sie!« Unwillliirlich folgten wir ihrem Finger. Mit leisem ,,Kal-lal-lal« flogen sie, ein ganzer Schwur-n, iiber die Hovel nus das jenseitige User. s I I Fredh Feldberg trat nn das Fen sier und ttonmielte mit den Finger spitzen an die Scheiben. »Sie muß übrigens gleich hier sein« Frau Anna Josesa von Lunis-« geborene Rollin,«« iuhr er dann sort. »Wir hatten sie fast vergessen, als Lewitz sie vor vier Jahren in Berlin aufs neue kennen lernte. Du heim tete er sie dann. Das erste Jahr ging es auch gut. Die ganze Nach lnrschast verkehrte bei ihm. Hinter her nur noch junge Herren. Es hieß nämlich, dnsz sich die Lewi schen Gäste alle untereinander die ätfe vrächen Na, jetzt hnt er selber dran glauben Iniissen.« »Sie meinen also, dnß Anna Jo scsn auch hier Dusljintekstcdts« »Ich weiß e5,« antwortete er bit ter. »Deinen Josesn hatte von Ansaan un die Jnsiinlte eines Weibes der Urzeit, das sich selbst nur nls Kampf obiett zwischen Männern zu schätzen weiß. Und glauben Sie etwa, dnsz solche Anlage in der Reise schwächer wird? Unsere Prügelei von daman war die Knospe-, ans disk siir Loniisz heute die Frucht brach. Erst eine blutige Nase, dann eine zerschossene Lunge. Das ist die Entwicklung.« »Nengierig bin ich, ob er auch seine Frau irngen wird, ob sie noch an die chsmpslöuser denkt . . . .« Das rasche Rollen eines Wagens ilang vom Dose heraus. Eine schlanke und hochgewnchsene Dame sprang vor der Treppe herab. Sie hatte sehtl dieses, kupsetsgkbiges Haar-. Ob sie schön war, konnte ich vom Fenster aus nicht beurteilen. »Jmmer hinterhek!« sagte Feldberg snrtnstisch. Dann ging er hinaus und führte Anna Josesa zu ihrem sterbenden« Gatten. ——— Bescheidenheit der Großen. Als in Gegenwart Bliichers er selbst als erster kFeldherr gepriesen n-itrde, wies er das Lob ab, indem er den General Gneisenan als den ersten General bezeichnete-. —- Fried rich der Große bezeichnete seinen Bruder, den Prinzen Heinrich, als den einzigen, der im siebenjährigen Kriege feinen Fehler gemacht habe nnd sandte in seinem Greisenalter an den General Washington einen Degen mit der Jnschrist: »Der äl teste Feldherr dein größten« »s :llls Prinz Engel: während seines Aufenthalte-s in London bei Lord Volinabrote speislth dnrch dessen Jn trignen der grosse Marlborough das stoinniande verloren hatte, brachte sein Wirt den Toast ansi: »Dein größten Feldhkrrn in Europa!« Prinz Engen aber antwortete ihm sogleich: »Wenn ich ek- bin, Mhlord, so haben Sie niich dazn geniachtl«— Der berühmte Nationalhelo der Holländerx Prinz Morih von Nassan, gab einer Prinzessin von Jiilicl,-, die «on ihm den grösste-i Feldherrn wis sen wollte, die wenig bescheidene « Antwort: »Mndnine, General Spi nola ist der zweite« (er hatte densel bu. nämlich eben in einein Gesechte liesiegt), »denn«, siigte er lachend hinin ,,rien ne rit qne le snccesl« (nnr der Erfolg lacht!). —- Ebenso ioenig bescheidet-. nmr der gesangene Altar-schalt Tallord, nls er noch der verlorenen Schlacht bei Höchste-M vor den Sieger gesiihrt, sagte: ,,:llkarqnis:i, Sie haben die tapfer-steil Trinnsen der Welt besiegt!« woraus dieser schnell antwortete: »Sie neh nten doch die Sieger iilier diese Tap sersten ausl« W Emocy Watson, oer zehn Jahre alte Sohn von Herrn und Frau Watsom Nr· 24008 Uotettn Avenne. Baltimore, wurde aus seiner eltetlis chen Wohnung entführt doch gelang es der Polizei von Alexanprim Va» sowohl ihn, als auch seinen Ent sijhrer, H. H· Cninpbclt, daselbst zu verhaften Einory hssitekläesz in sei iresn Zimmer ein Schreiben, in wel chem er seinen Eltern meldete, onsz er sich aus eine Woche nach unbekannten Regionen begeben habe, doch tiirntnets ten sich diese nicht Darum, int Glau ben, daß es sich um einen dummen Jnngenstketch handle. Als aber Entom am Abend nicht zuküätehrtsz benach richligten sie die Polizei und diese sandte eine Beschreibung des Knaben nach allen Windrichtungen aus. Herr Watsou begab sich nach Alexasmkia, um seinen Jungen nach Hause zu bringen, und ndasss diesseits passierte nachdem er jin elterliclsen Heim au aelangt war, wissest alle diejenigen die ähnliche Erfahrungen durchgemacht hübsch W -—- Erster Gedanke-. »Ka sinchen, Du solltest doch aneh Izu-Z studieren !« »Glanbst Tu, daß mich das LIltntStosliun kleidet-« —- Jtn Eisen »Wie tönt-en sich die Herrschaften unterstehen, lner ans der Straße zu tatc«3ett?« Hen- ieinhultenwt »Dinineriuets tei· in, nsir waren doch in der Tanz· niinde».., da hat der Tiiiizlehrer nennst wieder die Tiir offen gelas ien!« —- Gut gesagt. Lebemann tiiiiskeiteiid): Schließlich heute, alle Ilngenhlicle innß ich ioiedei in eine Zeiienqiisjcy ichen Schnitt-r, Schnei der nnd dius Lieieinngen in den Wen geionnnen, heilte das reine Hindert-ist-eitel!l — Ein st e n ster. »Aber Herr Nut, liiie tonnnen Sie dazu, meine Niinie tot.ziijchies;eii«.-' Soniitimcijiiuer: »Ach, entschuldi nen Eie, ich gliinlstiz es- iuären wil de Viigel!« »Wie konnten Sie das glanbenl Dann hätten Sie iie ja gar nicht getroffen« —- Iiltg Prattifchr. .Wo geht Jhr heute abend hinf« »Ja Tannliänter.« »Ach was!, wir gehe- tiebet in — Mietshäuser-R P i· o i e ft Afiikaieiiendert »Sie können sich von der fürchterli khen Oede nnd L eic einer solchen Wiifle keinen Beqriff machen, Herr Miillei·.« Gericlstwollzieber Miiklen »Na, na — wo ich last all- Jage cnif ’nt Studente-aime- komme-ff