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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 25, 1918)
Ännnø Ehr-. sonnen Inn Jst seh-UT M G. ZortfehnngJ »in-»- W« Amm interessiert, kein sie-rinnt Konfliktei Eine Schulde «Schuld oder Unglück,'· fagie ihr Bette ernst, «an ift wohl bei den neifien trogtfchen Verwicklungen im Menfchenlehen die tiefe Frage. Oft sie nicht zu beantworten Jn. ich möchte fngen, fnft nie ganz llnr. denn wer tann in alle ieelifchen Un xrgriinde blicken« wer die Einflüsse n Vernnlagungen er neffenl Das leine greifbare-i Dinge. Wie oft O CI Mensch neben dein andren Wahr ihn genau u kennen nnd qui doch nicht. oie viel geheime Jn inlle zum Frevethaften in ihm lurnnrern.« Anna fiihlte sich durch diefe Worte feitfnin berührt. Sie Jerivirrten sie, trachten sie fnft verlegen. Jn Gedan kenichnelle hnfchte die Frage durch ihr hien. ob das. mai sie Jllett manchmal denke und zufammenph.intnsiere, mich ein Ende ein-nd »Freoelhnfles" lei. Jhr herz klopfte. Wenn Bnrchnrd diefe ihre Träumereien n-,nte —- er lannte — tadelnd fchnif verurteiltei Nur dirs nicht -— nein, nie! Tie Vor fteltung, daß tiefer Mann fie gering fchätzen könne, war ihr unerträglich ·Wns ift denn mir den. Vater des Fräuleinst« fragte fie. .Es ift eine ertchliiternde Ge fchichte. Eine Berufsttnguic wenn In fo willft,'· sagte er, v.Ze.)oltor Schil ler hat, rotihrend er in einer kleinen rniirtifchen Stadt feine Praxis nutz iibtr, vor einigen Jahren ei em lrans ten Kinde eine Dotis Upium verord nen Das Kind starb, und es erhob sich an feiner-Leiche dse Streitfrage. eid es nni Upiiiin oder nn seinen Brechdurchsiillen gestorben sei. Die Eltern tingten Eine ungeheure Fülle von sachverständigen Urteilen wurde siir und tvider angegeben Doktor Schiller wurde derarteilt, legte Re Iisidn ein und tonrd noertnnli der rirteilt. Aber eine Gruppe ovn Kerz ten, unter denen Kapitzitiiten ersten strenges waren, reichlen siir ibn ein Gnadengeluch ein, weil sie dabei blie ben: die Ddsis Odium habe keine cchiild on dent Tode des Kinde-. Dein Gnadengestich wurde Folge ge geben. Doktor Schüler blieb slrassrei. Aber was bnls eil Das Leben des Mannes ronr zerbrochen. Er zog sich »wer-see geredet Er kennt sast nur ein Gespräch, einen Gednniem den Tod jenes Kindes Hab' In es getötet, starb ei an seiner Krankheit? Diese Frage oersolgt ihn Tag und Nacht; denn durch alle jene Sachverständigen edan er irre tin sich. ilnd da ne zit weilen den Nus ausstößn ich bin doch ein Mörder! kannst du dir denken, drtsz sich selbst hier eine Art Kluft zwischen ibin und den andern Men schen bildete. Welch eine bittere Ju gend seine einzige Tochter bat, magst du dir oorslellen.« « .Aber greiist dti da nicht ein? Dei ner Autorität sollte ei doch gelingen, dein Mann wieder eine klare Stel iung zu geben« »Das konnte er nur aus sich selbst beitritt Wein ei n innerer Klarheit iiiid Irsttgkeit seh t, den kann nirin dir-stellen, wohin innn will: er ivird sich nicht behaupten. Der Tochter lint sich indejseii Heedele ein speiüg ange kommen und sie zuweilen zu uns ge eten." Yluii war« rnnn dot- decn Schloß nngeton.inen, und die Schinijle srenis der Mlsnichen versanken als gleietigul tig hinter diesem bedeutungsodllen Moment »Mutter Väter heim. Hoffentlich verctnn ono uienier Rinbek,« sprach ant Burchcirb bewegt ’ Anna stand nat seinen Arm ge lehnt utio inh sich but ttolze Bild an Von der bräunlich rotlichen Wand des noch nnbelaubten Buchennmlbes im weiten halbrund its-geben, lag Ier Pius m, in betten Mitte lich ba Stanmiichloß ber Gen-to erhob. Es ivnr ein Feub.1lbuu, in großen lehr einfachen Linien, von grau-pei Iecn Gemäuer. Der techseetige Turm betten monnng oon Maus-zucken schon vorher itber bie Buchensviptel hin a sehen gemessen, stand inmitten der ais-ve. Er trat mit zwei Kan ten aus ihr hervor unv erhob sich dann aus ver Linie des il..chen Do tieo tret und stolz noch zu itattlicher sche. Auch bat flache Dach umgab die Reihe ber gleich-nöthigen Mauer iuckew Ueber ven hohen Partei-relea tirrn glänzten noch vie IFenster von wei Stotttverlen schwor-blank aus r Mauer. Die Sonne lchien gerade qui das Schle und out allen Glat kheiben brannten strahlenlpriihende eflexlichter. Am Portal führte eine Anttht vorbei. bie sich, lei e steigend ein toe-" Its liber ber Fläche der vorderen Inlagen erhob. Eine niedere Futter Imuer ste ble Steigt-n unb Sen iung betet Ansehen lln an bitter Mauer brauste ein bunter Blumen r ber tin Sommer dort immer it te, heute aber-, bee ein iehenben Herrin sei Ihren, von va pflanzen W gestellt war. Um das yortat sog slih eine sirlande. Es war ekisnei. Aus der Schwelle warteten d beiden Schwestern des Grasen. i .Zu Justi« ries Verdeke, »wie viel lraulicheti« »Ja 'solrhen Momenten wahrt man die Form.« sprach itenate tadelnd. I Gras Burchard aber siihrte seine(J junge Frau langsam ans die Schwelle» gu. Derdele tam ihnen entgegen und umarmte iie beide mit Freudentriinern .Miiehte euer Leben hier- Gliia und ecrieden seini« wünschte sie heißen ones. Friedens dachte Anna, leht man das Leben, wenn man den hatt Wir hatten ihn, daheim, bei cetnter. Mut »tee ist darin erklommen Glücks Viel xteicht ist Gliitt Bewegung Vielleicht gibt es auch gar kein eigentliches Glück. Unter diesen Gedanlen schritt sie iider die Schwelle, stumm, sast der Anwesenden vergessend. Und fGras Burchard, enttäuscht und erstaunt, daß sein Weib in die iern Augenblick weder ein Wort, noch eine Träne hatte, sah in ihren Augen jenen harten, dnntlen Glanz, der ihn gute-eilen mehr öngstigte, ais er sich gestehen mochte. Denn gerade diese Blicke, die tich so seltsam sest und so seltsam leuch tend in unbestimmte Fernen zu rich ten schienen. gaben ihm tausend Röt sel aus s s i Richtig lamen sie tnit Freudengei ichrei an. Wenigstens llrsnta. Und Donat, der immer eine Alt innerer Verpslichlung siihlle, nachzumachen. was sie tat, schwenkte gleichsalls mit einem »sama« den Hut. Gras Bur thard hatte die jungen Neisenden selbst von der Station geholt Er wollte seiner Frau damit eine Aus merlsasnleit erweisen; kamen doch ihr Bruder und ihre Jugenvgenassen zum ,ersten Male zu ihr Inn Besuch. l Anna wartete aus sie in der gro szetl Hat-es Nun hing Uesche an ihrem Hals und tiißte sie hestig. Und Wolf stand dabei, ganz ent fardt und beinahe verlegen. Er wußte gar nicht, tvie ihm oard. Wieder ebensolches herztlopsen betarn er wie damali, als er Anna blutend aus dem Sei-litten hoh. Man gehörte doch eben sehr eng zusammen, wenn man so miteinander ausgewachsen war. — Irisher hatte er immer geglaubt, Jugendsreundschast« das sei nur so ein phtegmatlsehei GewohnheitsgesiihL Daß man sich so his zur Fassungs lksigteit, so unsinnig steuen könne, wenn matt eine Jugendireundin wie lersieht, das hätte er gar zieht siir möglich gehalten. Er mußte sich alle Mühe geben, daß ihcn leine Tränen in die Augen stiegen. Denn bei aller unsinnigen Freude empfand er doch zugleich einen ton derbaren Schmerz. Er begriff- nun da er Anna wiedersah, warum die letzten zwei Monate daheim so schreck lich öde und langweilig gewesen tou ren. Aber das ist ja alles ganz natiirs lich, dachte er, indem er Ruhe zu ge winnen suchte, bis zum Tage, wo Anna heiratete, haben wir eben alle oier zusammengehört, sie und llrsche und Donat und leh. Endlich ließen titsche und Donat die junge Frau los, und ers tam dazu, ihr die hand zu drücken. Da sah er sie erlt so recht an. »Gott —- Llnna,« brachte er her aus. »du hast dich sa fabelhast der ander-U .Das macht nur die Haartracht. Die hab' ich so, damit die lleine stlarbe oberhalb der Schxäie versteckt wird,« sagte sie lächelnd. »Und ich finde, dLese Botticellis Scheitel stehen unsrer tlnna grdszari tig,« meinte Gras Burchard. «sie pas sen zu ihrer stilvollen Schönheit·« »Oui« fo —- oder Haar fo — das tann es nicht fein —- dafiir hab' ich gar teinen Blick," sprach Wolf im mer noh ftnuneud, ,,nch, Anna — ou kommft mir mit einem Male wie eine graße, fremde Dame vor.« »Und du lannft eil hoffentlich nach craglich deshalb gar nicht fassen, daß ou mich mal geprügelt baft, weil Ur iche und ich lein Eichthzchen ausge lassen batlen,«’ fagte sie fröhlich. Und wirklich, es lnm Wolf un glaublich vor, daß er oiefer fchönen, Hoheit-vollen Frau einmal derbe und vreift eine Ohrfeige gegeben haben follte. «hier ift es aber ichan rief Donat. .Feudal!« fchrie Urfche. »Richt, Donatf —- bas ift was ondreb, als unfre hellen auf Pallau mir Vaters Pruntnurnnrern von hundert Just-en Bloß Geweibe und Gehörne und aus fgeftppfle Vögel. hier ift«Kunftl« » «Es freut mich, daß J Ihnen ge fällt,« sprach Graf Burchard, dem va- her roarm und fröhlich ward rnit die en ehrlichen quten jungen Menschen. Die Rachmittagsfpnne larn durch die beiden großen bunten Fenfter herein, die rechts nnd linlt vorn Por tal standen. So war der gewaltige Raum, im Bereich des Lichtstronres, von rötliche-r und lila und grünen leuchtenden Flecken wie überftreut, was die Meine und den Glanz bei Einbruas nock erhöhte M In der Dauptivnnd links befand sich ein Kannen so gross nnd tief. daß man Stiihie in ihn hätte hineinftellen können, nnd sein Stint war zu hoch nis das sich jemand daran hätte stili zen tönnen. Es brannte ein helles hotzfener in feinem Grunde. Ueber dem Sims erhob sich ein großes Ge miilde, so breit, wie der Knniin und bis zum Ptafond hinaufreichend. M stellte dar Schloß in seiner älteren Banfortn dar, roie es vor einer Schar von schwedischen Seeräubern Hderaudt wurde. Diese beide- umne mentaten Gegenstände. Kamin und. iGemiitdq bildeten eine Art Ruhe Ipuntt fiir das Ange. Jrn übrigen wa lren die Wände von Bildern, anstän difchen Waffen, alten buntm Stof fen farb« und mannigfaltig bedcckt Von derlsjvlzgetiifeiten Decke hing ein Unoriner Kirchenteuchter herab. Vor dein Kantin, inmitten des Raumes, und vor beiden Fenstern befanden sich die bequemsten Sihgeiegenheitern Tiefe Lehnsessel und gepolsterte Bän te, die mit ihren hohen Wänden an nicchenstiihle erinnerten, standen da. »Wenn du zu tangnieilisf wirft, tannst du vor dem rechten Fenster sihem und ich sitze vor dem linken," sagte Ursuio. »11rsche, du haft versprochen, mich hier anständig zu behundrln,« er mahnte Donat. «Dies rrnt mich. Glauben Sie mir, Graf, Donat nusz noch innge schlecht behandelt werden. Dann kann noch wckg uns ian werden« i »Ich bin immer mehr ssr Erzie hung durch Liede und Milbe — wenn denn überhaupt unser Donat der Er ziehung noch bedürste, was ich zu he zrveiseln mir geste.tte,«' bemerkte Gras Burchard lächelnd «hörst dn,« sprach Donat und rich tete seine lange, dünne, orniiberhäns gende Gestalt stolzer .us. .Jch höre,«' sagte Ursnlv, ,nnd ich nehme gern Lehren an. Mit Liebe-— dao ist nicht. Aber mit Milde: wol len wir mal oersuchen.« Dann tonrden die jungen Gäste die Treppe hinausgeleitet Das Treppen hani lag hinter der halle; man ge langte vurch eine mächtige Flügeltiir hinein. Der Lärm der hellen jugend lichen Stimmen verhallte nach oben. Mimi begleitete Fräulein Weber von Pallan in ihr Zimmer, Wer-net siihrte herrn von Linstorv und Herrn Weber von Pallan in die beiden für ste he stimmten. nebeneinander liegenden Räume. Unten in der halte aber saß Anna und dachte darüber nach, rote selt sam Wolf sich benommen hatte. Er, ver immer etwas von einem lachen den Mastixwaschen an sich gehabt hatte, er toar sast schen gewesen. Und sehr erregt. Machte ihre Franencviirde ihn verlegent Benahm ihn rie Pracht der Umgebung, in der r sie sand? Aber die Pallaus ivaresi doch von einer großartigen Unbefangenheit, sie regten sich ja nicht einmal nni Se. königliche hoheit den Prinzen Gu stav aus, wenn der sich zur Inchosagd na Pallan einlud. Was hatte dieses so onderbar veränderte Wesen Wolsi zu bedeuten? Gras Burchard, der die Gäste bis ins Treppenhaus begleitet hatte, tatn zurück. ,Die bringen Leben ins haus,« sprach er tvohlgesällig. »Ist Ursula dir ni.ht zu derbr?« fragte Anna· silber gar nicht. Man muß jedem »das Recht seiner Art zugestehen, wenn et- eine getunde Art ist.·' .Das ist sie. Und Donat tann von Gliia sagen, wenn er sie zur Frau belommt,·« sagte Anna, indem sie ein Modeblatt nahm, das ans dem Tisch neben ihr lag. « »Damit und titsche? Aber sie lniirs de ihn total unter dem Pantossel haben," «Das wäre eben sein uliich Er ist beanlagt wie unser Vater. Und Va ter hatte eine weiche, unselbständige Frau, die einen Herrscher, einen Halt gebraucht hätte. Das lannte er nicht sein.« sprach Anna; »U«sche wird sei nen Ehrgeiz anstacheln und wird ihn iininer in Bewegung halten.« Gras Burchard sah "eine junge Frau in wachsendem »Er ahnen an. »Das alles hast dn beobachtet — dn, so jung...« »Ich habe gu Hause oiel Zeit ge habt zu denken und zu beobachten« zArrnes Kind...'« »Ur-us --·' Sie erhob das Oaupt und sah ihn sragend an. »Ja. Kinder müssen blind sein, ihren Eltern gegenüber. Kdnnen sie et nicht, verlieren tiinderseelea die Jugend.« Anna guckte die Achseln. Nach einer kleinen Pause begann Gras Burchard wieder: »Aber soviel herbeie mir andeutete, dentt llrlche’ an ganz jemand anders als an deinens Bruder.« s «Das isi tolaler Unsinn," sprach Anna und legte mit zittert-der hand das Modesournal aus den Tisch zu rück. «Das wird Ursche sich schon ausreden lassen. Das snrusz sie über winden. Sie soll Donat heiraten." i Gras Burchard hörte ans diesen hastig hervorgestoszenen Worten nur die einseitige Schwestertiebe, die dem Bruder die slir ihn glückverheiszende Patiie nicht entgehen lassen wollte. Aber auch das erschreckte ihn. »Auch« sprach er in liebevolletn W Ernst, «lvelches Recht hätteg du wohl, , mit dein herzes und dein eben eines ; guten Menschenkind-es io nach deinen Zwecken zu erprrirnentiereni Iß das eine Neigung zur herrfchiucht. zum Egoismusi Ueber dergleichen Feinde in ihrem Innern wird meine Inna wachen und sie nicht groß werden las fen." Er hatte sich erhoben und war zu ihr getreten; denn sie stand aus« er glüht« bebend — von .eineni milden Tadel wie von einem Peitschenhleh getroffen. Er legte ihr blondeö haupt an fei ne Bruft und hielt sie still. Eine Seele, die man getadelt hat« hat man in Aufruhr der-seht Sie be·’ ldarf der Stille, um sich zu sammeln. Sie bedarf der teuschen Schonung urn über die Beschämt-no hinwegzu kommen· Sanft wird der Tadel nicht zur Saat des Guten, sondern zu der des bösen Strafe-. So dachte Graf Burchard, als er das junge Weib an seine Brust hielt. Bei aller tiefen heißen Liebe, wir sie mit so schmerzlicher Gewalt nur ein ganz gereifter Menich empfinden kann, blieb er allezeit llar seiner Pflicht eingedeni, dies junge Wesen, das sich ihm anvertraut hatte, leiten und fuhren zu müssen. Die Leiden schaft hatte keinen Toren aus ihm gemacht. Und Anna dantte ihm dies zarte Schweigen. Sie hätte nichts zu sa gen gewußt, tein einziges, armes Wort. Jn ihr war ein ganzes Chaos don durcheinanderwirspelnden Emp findungen. Sie fühlte-sie Macht die eö Mannes. Sie begriff, wie hoch er iiber ihr ftand. Sie wollte seine Lie be und seine Achtung. Zugleich aber wollte sie auch ihr geheimes Denten und Handeln fsich frei bewahren. Jhr Begrif von der Ehre war auch in diesem Augenblick noch ein ganz äußerlichen Daß sie ihr die Pflicht auferlege, u diesem Mann emporzuwachsim erfaßte sie nicht. — An demselben Tage wie die Pal laus und Donat tamen noch der Ba ron und die Baronin Greti Wendetroth als Gäste auf Som merhagen an. Sie war eine Cousine der Gehers und hatte das verwandtschaftliche Verhältnis stets mit Lebhaftigteit unterhalten. Jhre beiden Söhne tonnten eine hübsche Erbschaft brauchen. lind da Graf Burchard offenbar nicht ans Heira ten dachte, der nächste Agnat zum Geherfchen Fideikommiß ihm aber sehr fern stand, so tonnte man nicht wissen, wie er nebst seinen Schwestern über das Baroermögen und die Güter in der Neumart verfü gen würde Aber es fiel ihr deshalb nicht ein, sich nun vorurteilsvoll feindlich ge gen die junge Gräfin zu stellen. Da zu war sie zu umsichtig. Wer wußte, ob da Kinder kämen? Und wenn nicht — dann hätte man sich durch Feindfeligteit gegen die junge Frau nur unniih was verspielt. Uebrigens fah die Varonin Wen deroth mehr aui wie eine dicle Bäckersfrau denn wie eine gebotene Grösin Gehen Sie trug auf ihrem glattgescheitelten dunkelblonden haar tein häubcheiu ein spärlicher Zopf war am hintertopf zu einer flachen Spirale gelegt, die ein schon allers blinder Schildpatttamcu stiißte. Sie hatte eine Kapfbewegung ähnlich der jenigen der Puterhahne: sie beiam ein saltenreiches Doppeltinn, wenn sie ihr Haupt steif zurückgelegte. An ihrem goldgefaßteu Kneifer hing ein xgoldenes Kettchen, und er war. wenn «er nicht benutzt wurde, mit einem harten mitten aus der linten Seite des miichtigen Busens besestigt. Jhre Kleider waren immer schwarz und von dem unscheinbarsten Schnitt. Um ihr Papageiennäschen lag ein sehr hochmütiger Zug. Jhren Gemahl hatte die Baronin Wendroth dereinst um seiner Schön heit willen geheiratet. Vielleicht lei tete er daraus die Verpflichtung ab, auch im Alter noch als schöner Mann gelten zu miissen. Seine schmächtige, zierliche Gestalt — er war im Laufe der Zeit etwas kleiner geworden als seine Frau —- steckte in den elegante sten Anziigen. Er würde geglaubt haben, sich aus dem Gipfel der Un tultur zu besinden, wenn er nicht dreimal am Tag die illeidung ge sioechselt hätte. Sein etwas einge Tschrumpstes Hidalgogesichtchen zierte ein schwarzer Schnurrbart und ein tleinerhenriquartre. Sein Haar glänz te dunkel und schien üppig, daß aber sein Wirbel ein «Acel« trug, deren Locken sich mit seinen eigenen misch ten, sah man wohl. Greti Wenderoth war noch immer sehr eitel aus ihn und sprach viel da von, daß die Frau eines schönen Mannes es nie leicht habe. An diesem Abend war zu dem um sieben Uhr stattsindenden Diner auch der Verwalter von Sommerhagen mit seiner Frau eingeladen. Wenn man vom Schloß aus noch hundert Schritt weiter am Wald saum entlang schritt, lnm man an die Grenze des mehr tiesen als breiten Buchenschlageö. Dann begann der Gutshos von Sommerhagen, den mächtige Ställe und Schennen ein säumtem Da stand auch das Haus des Verwalters. Er hieß von Braunau und war mit allzu bescheidenen Mitteln und, sie man sagte, dank der Ist-prakti schen, unorventlichen rau aus dem eignen Gittchen gefche tert. Graf Vurcharv hatte ihm anfangs das klei ne Meilendors. eines seiner neumiirtis schen Güter. zur Verwaltung anver traut und dann, nachdem Braunau sich bewährt hatte, ihn aus Sommer hagen eingelegt. Er war ein schiveigsamer Mann, schwer und breit von Gestalt, mit ei nem weiterbraunen, unfrohen Gesicht, darin kluge, wachsame Augen standen Dis Frau zeigte Spuren einfiiger großer Schönheit. Sie fah nervös, oeriirgert und abgeheht aus. Als sie Anna oorgestellt worden war, unterhielt diese sich einige Mi-. nuten mit ihr. Graf Burchard hatte vorher ja besonders darum gebeten, »weil hie Frau immer wachsam aus Jettvaige Vernachlässigungen lauere, um nachher ihrem Manne Seenen varii ber zu machen »Wenn vie Herrschaften tommen, das ist immer ein Lichtblict siir mich,« sagte Frau von Braunau. «Sonst versauert man hier rein. Mir ist ei ja auch nicht vorher bestimmt gewesen, als Frau eines einfachen Verwalterö einmal dass-stehen« Sie rückte Anna naherz ihre dras sen, oerfchleierten Augen hatten bei den lehten Worten einen pathetischen Blick gen himmel getan. Mit weit ausholenden Geftitulationen ihre Rede begleitend und bei besonders ivichtig betonten Worten Annas Arm mit ihrer hand antippend, fuhr sie fort: »Frau Gräfin haben wohl gehört — ich bin eine gebotene oon Schulniann aus dein hause Gruin — eine alte Familie. Aber das Leben bringt Enttäuschungen. O, ich hätte auch wohl eine Stellung auszufüllen ver mocht, wie diejenige, welche Frau Gräfin einnehmen.« Anna hielt geduldig den Klagen stand, die sich noch ein Weilchen in derselben tattlosen For-n sortspaiis nen. Und während sie halb befremdet, halb mitleidig zuhörte, beniertte sie, daß an dem Kleid der Frau ein Knopf fehlte, daß ihr das diinlle er grauende Haar seltsam ordentlich um ihren Kopf mehr hing als geordnet lag und dasz der lleiiie Kragen oben ain hals von mehr als ziveiselhaster Neinlichteit ivar· herbele erlöfte die iunae Frau oon den aufgeregten Nebereieii der Braunau. Und Renate sagte zu Anna: »Aengftige dich nur nicht, daß wir dir die Braunau oft vorsetzen. Wir können die hhsterische nnd ewig nn zufriedene, vor Neid aus alles iind alle sich oerzehrende Cäcilie Braunau selbst nicht vertragen. Mir ist es allein schon satal, dasz sie einem im mer mit ihren händen so oor dem Gesicht herumsuchtelt und daß sie im mer tut, als fei sie zu Gott weiß welchen hohen Schicksalen bestimmt gewesen, während sie Brannau nahm, weil er tatsächlich ihr erster und ein ziger Antrag war. Jhr Eltern sol len ganz oerfchrobene Leute gewesen sein und sie selbst in ihren ersten Madchensahren zu prätentiös. Des halb traute sich leiner an fie heran Sie wird sich an dich zu drängen versuchen. Halt sie dir nur fern; denn sie ift obenein auch noch klatsch haft. Das tonimt ja wohl vom Neid. Der macht die Menschen im mer gespriichig.« Ursche gab sich vergnügt mit dem Baron Wenderoth ab, was die Ba ronin veranlaßte, den Kneifer auf ihr lPapageienniisschen zu setzen, die beiden einige Minuten genau und un geniert anzusehen und dann Renn ke eine Blick zuzuwerfeir, der sagen sollte: Schon wieder eine, die mit ihm kokettiert. Nach dieser Jnspet tion nahm sie den Kneifer ab und beseskigte ihn wieder umständlich und mit rnhevolien Bewegungen aus set nein mächtigen Polsterlagrr. Ursche war wirklich ivie außer Rand und Band und ließ all ihre Lustigkeit en dein komischen tleinen Mann aus, der ihr vorkam, wie eine angemalte Rippfigur von Ton. Morgen kam ia .,Er«. Und eine Ahnung, die sie mit fieberhaster Unrnhe ersiiltte.saate ihr, daß sie Soniinerhagen als Braut ver lassen werde. Auch Wolf war fröhlich und scherzte mit Herdetr. Er hatte seine ganze Unbefangenheit wiedergefunden und konnte gar nicht begreifen, wes halb er eigentlich fo erregt gewesen beim Wiedersehen. Nur daß er nicht neben Anna saß. tat ihm leid. Er fah immerfort hinüber zu ihr und trant ihr oft zu. Und sie lächelte. . . Nein, so ein Lächeln hatte sie frü her doch nicht gehabt. So konnte we der Ursche, noch Nadine hammerrifL noch seine Mutter, noch sonst irgend ein Mensch lächeln. Das sollten schöne Zeiten werden hier auf Rügen. G’rad’ so lustig woll ten sie sein, wie in Kindertagem »Prost,. Anna!« Und seine Augen strahlten sie an. — n dieser Nacht lag Anna sasl sch afloö. Das stille, dännnernde Halblichk, das die Nachtlampe durch den Raum hin wirken ließ, gab allen Linien und Farben eine sanfte Untlarheit. Sie onnte keine Ruhe finden. Ihr war, alt siehe sie vor dem Beginn großerz Kämpfe. . . l suewhtnfeisisssers lehnt — das war in «Leven« Ins ihrer Vorstellung. Nun schien es oder als stünde wochiani jemand neben ihr und fragte sie: Dirndelfl die rechts Denkst du reini Und dieser jemand war ihr Gatte. Und weiter schien es, nls nöhmen die ernsten, großen und doch io liede dollen Blide dieses Mannes ihr alle Freiheit. Pagegen diiumte sich alles in ihr au . « Sie erkannte natürlich nicht, daß neben den Kämpfen, die iie siiterle, die sie ersehnt hatte, in denen str heimlich Schicksalngöttin zu spielen dachte, ein Kampf sich entipinnen könne von ehernem Ernst: der zwi schen der edlen und abgelliirten Na tur ihres Mannes nnd ihrer eigenen romantischen-, von nnedlen Jnstinlten »dennruhigten"'2lset. Sie hatte nur zdas Gefühl, sich wehren zu isol "len, sich verileaen zu müssen. Jch will bleiben, wie ich bin, und etwas vom Leben haben, dachte sie. « Und nm andren Nachmittag trafen denn die Reinbecls ein nnd mit ihnen Stephan Normnnn. Drin-sen fuhr ein raufchender, brausender Frühlinggwind mit wof nien Regengüssen durch die Luft, dei hnlb saßen die Schloßbewohner faß dollziihlig in der Halle beim Nach mittags-lee. Uriula machte den Tit und bediente alle Welt mit Brötcheil und Kuchen. Die Baronin Wendisy roth war inzwischen von Herdele in den Plan ,,lirsulli nnd Stedhnn Nei mnnn«eingeweil;l worden und billigle diesen Plan durchaus. Die reinliche Heirnt von Stephans Mutter Ztephanie Gener war Greis Wende (oths dirette Couiine gewesen lonnte nie »wer vermischt werd Eine Weber von Bausch ju, d s ivilrde höchst annehmbar-sein gönnte die Baronin beim Tee chelte ibr sogar einmal die Wan mirs Urfulii, als oon «ieiner« Taj loininend, beglückt rnit einem Hei - luß beaiitivortete. Der Baron spielte mit dem Gras Burchard Schach. Wols las unliusrnertiain die Zei tung, denn er unterhielt sich zwi schendurch alle Augenblick mit Ko - teß Herdele oder suh nach der Tr« die in Annae Solon führte. Warcktn saß sie hier nicht geniiittich niit den andern bei-it Feuers Es war ja nur halb so nett ohne sie. Wenn sie auch nichl oiel sprach. « Nun fuhr der Wagen dor. llrltilo blieb wie oersteinert neben de Stönder stehen« on dein der Wolle s leisel über hochleetenden Spanie ilnininen hing· Alle übrigen drängt-n sich erioxirtend zur Tür. Zuerst huschte Frau oon Reinheit liber die Schwelle. Ihre zierliche dunkle lleine Perlmi ichiittelle sich ivie eiii Bögelchem dein Wassertiopien nuss Gefieder gelo s :iieii sind. Und dabei lachte fie« gab dann dein Grasen Buichlird beide Hände und begrüßte nach der illethe die Anwesenden, niit ihrem schivrirzbrlitinen Funlelangcii iedes -.inblitzend. Jhr Galte trnl nach ihr ein. Ei iour ein großer Mann iiiit einer ot ienbiireii Neigung zum Startioers den. Sein Gesicht wiir oerhauet1, die rötlichen Linien der Mensurniirrsen liefen über die sehr irischgeiacbieii Wangen, drig energische Kinn nnd die breite Stirn. Die hellen Are geii des Herrn doii Reinheit iviireii init einein tliiciser beioassitet. Die ganze Erscheinung des Mannes hatte zugleich etioiiss Jodialeg lind Flimpss lustiges. U Jtetndeel war ein Parleiaenosse nnd Freund des nin zehn Jahre älteren Grasen Bernhard Laß ihre beiden Frauen sich ebenfalls befreunden möchten, war der Wunsch beider Männer-. Jn Verein war noch lerne Gelegenheit dazu gewesen« denn weite Reinbect reiste gerade, nachdem man die ersten Besuche gewechselt, zu ihrer Mutter nach BriisseL Und endlich, endlich tain auch der Lentnant Norm-inn· Gras Bnrchard hatte schon Ae sragt: »Wer bleibt denn Sardaan Ursula verstand nicht, was Frau von Reinheit antwortete. Es- schien. sie hatte ihn gebeten, an ihrem Ge päet irgend etwas Besonderes zu be wachen. Da trat er über die Schwelle — im Reisezioih das seiner schlanten Gestalt sehr gut stand. Er uni armte den Grasen Burchard nnd tüßs te den KomtessenZ sowie der Baroncn Wenderoth, seinen drei Tanten« re fpettvoll die Hand. Nun stand er ooe Ursnlch Sie gab ihm die Hand. Jhr Gesicht war kunntele Vor Aufregung wußte sie nichts zn sagen. Mottsetzung solgt.) —-—. - — Tritt-lichtet Ter Ab 3neoednete, dein man die Angst vor der Jnngsernrede nnr zu deutlich »annier,tte ging in der Windelhalle uervöss ans nnd nieder. —- Staiidesgesitiih. Jem Konnnerzieurat Oziildencsrelz solcher sank-lehret sich iilnr das Betrage-I ihres Sprößliuasfi LIitlaan .Gott -« dieser Junae li:i--a. n; ch nochsriicls zeitia ins ManiolusMP