Ätmgg Ein-. M m s- dass-. (4. FortfesungJ Dies seltsame Begehren, ein ganz neues Leben als ganz neuei Mensch u filhkem tout gerade noch Io ilokl in ist wie um Hochzeitstag. —- Wee ltilified uns ichäkfet eilt vie, die uns jung lanntenf Wie iindetn uns uns wachsen in neue Formen hinein. Jene Keim ver Jugenogenoiien Linden sich nicht« Sie ist iiichl entwicklungs- und wandlungsföhig. Sie niisell den Menichen immee auf keine Ausspru chie, Fehlen Unvollkommenheit-n der Jugend fest Ulnnn ichloß jehl ihre Gednnlens teihe ab. Denn ve- Diuiee meldete die beiden Komiessen Anna ninchle Ielvil ien Tee und bevienie vie Damen. So vauecle es noch einige Minuten, Js man in Ruhe zu dein um das Tischchen oot dem Kuniin ins-. Ein tiefengioßet holzlloh ver ichmälle darin. An sein«-i schwarz lohllgen Leibe enlliing lief zuweilen ein Ieuiiget Funkenokanv und pei loich. Der Reil von Glut war nicht statt genug, das llobige Dolzilucl zu lichtet-oben Flammen zu enlzunvem sie lonnleii nicht entbrennen, oder nuch nicht ganz ersterben. Manchmal zunie ein gelves Züngiein unlet dem ichwutzen Ali-J heraus hekdele war iich veirußl, daß oie zu- veipkechentsen Jtiigeii iiiii großem Toll zu behandeln lesen. Die junge Fiqu ivnt nun doch einmal die hei tin. Sie liaile zu veiehlen Sie oukIte nie heulen. daß ihr vie allen Schwei geiinnen ins Megnnenl oiuichen woll len. Aber Anan suchte wirklich nicht den Reiz ihrer Stellung darin, eiierslichs trg aus ihre Vanilrauenrechle « po chen. . «Jch weiß ja gar nicht Bescheid. Fehl-txt nach nicht uns Sommerhagen gewesen. hallet ei nur, wie es nn rner gehalten worden ist. Und wenn ich muten-nagen unterschreiben muß —- legt sie rnir nur vor. Ader lieber tst es nur. Bursharv tut es selhsl,' erklärte sie. «Diedrnal lind aber auch deine Herrn-Innres und Freunde zu heilt-t xrehtiqerh nud zwar in erster Linie ollle dein Betei...« Beil emee Dandheioegung unter brach Inna die älteste "Schcvcigerin. »Pap- tann einmal tout-nen, wenn w-. allein sind." . .Unp dein Bruders« »Ich werde an Donat schreiben, ob et Ostern torncnen will.« .Unp natürlich Wolf und llrsche Weder von-Paulus. Burchard hat nsich besonders daran erinnert,« sagte Den-ele. .et hat sie sehe gern und ist Moll ja auch noch innig vanlbar.« «Jhe tut Wolf teinen Gesellen; wenn rhr ihn rnit der Gloriole meines Lebenseelterz umgeht« Jllu, hol geschieht ja auch nicht. Es soll sa nicht übertriehen werden. Vielleicht hätten sich die Pferde von sellnt matt gelausen, oder du hättest herausspringen tönnen. Immerhin rislierte er viel, als er sich so ent schlossen den Iüchsen in den Wes tiellte.« .Gut, also Wolf und l’rsche. Sie werden mit Jubelgeschrei entrücken-" «Ja, eine herzerqniaend «.aioe Fa milie," schaltete Renate ein, aber in einein Ton, ver ihr einen schau Blick von peroete eintrag. Anna ging dar über hin. .Uno dann?« fragte sie. Herdete nannte zwei Familie-h die mit ven Generi derichwagert waren, und eriaaterte jede. Sie schloß: »Das wären alle.« »und etephani« sragte Renatr. »Gott, ja Stephan —- das ist io eine Frage!« sprach herdete zögernd. War Anna daraus vorbereitet, daß der Name sauen würdet Oder hab ich mich damals getauschti Sie zuckt nicht mit der Wimper.«iiebtigens hat sie das Licht im Wiesen« dachte Re unte. Laut sagte sie: .Warum ist das denn aus einmal so eine Frage ge tdrårdent Or war doch sonst immer a- tetentet dieii dachte Anna. Sie saß teyi aufrecht nnd starrte hin ad m an Aaminössnung und aus den hol-ihm ter nicht brennen tonnte und nicht erlöschen wallte. Sie hielt ihre Dände unbeweglich im Schos ge sattet. Sie waren eiitutt. cerdeie wollte ihre geheimen Grün de, aus denen sie Stephan Rotmann nicht eingeladen u sehn wünschte, nicht preisgebem or Anna —- sa, wenn es sich einmal so machen sollte das man unter vier singen darauf vertraulich zu sprechen inm. Vor sie nate «- nre; denn das hiese, dem lie ben angen, siir den herdete eine nasse prochene Schwäche hatte, das Leben sauer machen. Zögernd sprach : «sreiiich —- tdens man hassen Inte, dass der In e sich in Ue siela den allein dert e —- eder we nigstens nsshe, evaö r ’ne sasnose an das siir ihn qäde... Und ihr d« sichs so bald und halb enge ,OOOI ' »wun- d- dau- imd nnd- spae » Insoqu o feist es aus deutsch, daß tu es « to erweise heilig ver machen ,Uenntei« « detel« . n, hebe Bienene, du mußt auch endete nicht Immer Io reizen,« sagte .nnn. Dienste stand aus und wars den KHPL gut-Hel · sas ist startt Eine junge Dame. dit meine Tochter sein könnte, gestat tek ch. mir Lehren zu get-ein« « as wollte ich mie nicht erlau ten,« sprach Annn. «Genug. Jch liebe leinen Streit.« Und sie ging mit rnutchender Schleppe »und hoheittvoll erhobenem Haupt hinan-, ihre langgestiette Lorgnette in der band haltend. als sei sie ein Szepter. «M—siin Gott« sagte nnna bestürzt ,Beruhige dich nur,« sagte hervete lachen-; qunter dem Vorgehen, daß sie seinen Streit liebe, ficht- Renate sich durchs Leben. Menschen und Völ tet, die vie! von ihrer Iciedenctiebe reden —- die hoben meist die schärf sten Massen. Kannst du dir merken, wenn du willst.' Es war Anna aber doch sehe un angenehm. Und Fu ihrem eignen grenzenloien Erstaunen bemerkte sie, daß sie sich ein wenig vor ihrem Gatten ängstigte we zen ofeies Bot-falls »Wenn fBurchard nun gtauvh ich sei tletntsch und ziintisch gewesen« Es wäre zu beschämend für mich,« sprach sie und rann mußte ne lachen —- em wenig neroös und unfrei . .. »Nein —- es sieht ja beinahe aut, als hätt’ ich Angst vor Barchard," rief lie. «Angft nicht« Aber gottlobl offen bar den Respett, den er wie von elblt herausfordert. Wer möchte sich des halb lchömenl" lagte Herdele und umarmte die junge Frau. »Aber du hast jaileine Schuld, und Burchard tennt Renaie.« « Sie feste sich wieder, nabm ihre Tasse und malte lachend ani, wie Renate nun hinter den Vorhangen laute, bis Butchard angefahren tvms Ine, um .hn dann sogleich tiir einen Augenblick in ihr Zimmer zu bitten, wo sie ihm vorlamentieren werde, daß seine junge Frau sich unter Verdeiens Einfluß habe hinreisen lassen, ihr weile Lehren in erteilen, und wie Burchard dann feelenruhig antworten werde, fie solle-nur ein Brauiepalver nehmen. Nachdem lie dies alles herausge lprudelt und in der Nachahmung oon Renaienb Majeltät nicht sparsam ge weien war, fiel ihr wieder Stephan Itrrman ein. Von dem war man ja ganz ahgeiommen. .Du halt im hochfommex damals Stephan ptvrmann intim tennen ge lc1n2.»« «Jntimi"' unterbrach Anna fie, »ich hin ihm einigemal und lehr Ivrmlich begegnei.« Jlta —- zu meinen Zeiten wurden wir mit den Leutnanto Lntim be freundet, wenn sie acht Seage bei uns in Quartier lagen. Acht Manövers lage — iit mehr, als ein Duhend Jahre auf Ballen und Qinero sich treffen. Gott —- Landsehr und ich sprechen noch manchmal davon, wie er damals auf Sommerhagen in Quartier lag! Und verliebt waren wir ineinander! Eininch rasend Na turlich —- eo war nur lo ’ne Som merlieoe, mit Lachen ohne Trauern Und in einer Woche überwunden Aber die heutige Jugend hat eben zu viel Selbstbeobachtung und Zügel. was aber tein Tadel lein ioll. .« Ja, aber am nicht immer und immer Cle der von Stephan abzulommem du haii ihn und Uriche doch genug iu iammen gesehen, um beurteilen zu l tonnen . . .«, »Bei titsche m das auch nur Ia ’ne Somntertiede gewsen,'· sprach Anna tait. · «Nein, da irrst du nun. Jhr Vater deutete an..· ihre eignen Tränen... turz und gut: wenn's was würde, war's mir tied. Stephan sollte heira ten. Und Ursche ist aus nuervesier Familie ·- und dann ist Ursche, was man so nennt: ein guter Kerl. Ehr lich, beste Seele, gewiss samose haus frau, und Mitgift au der höhe der Weber von Pallau. nnehtnbar — tnehr sogar: erwünscht in jeder qIe giehung.« Nun hatte Derdete sich so hineinge smgert in den Plan uni- die Mög lichkeit seiner Erfüllung, daß sie alle ihre geheimen Bedenken gegen Sie phans Anwesenheit aus Satan-erda gen ais grundtos ansah, und nun its-lad .Atso tvir laden Stephan ein und spielen ein bißchen Vorsehung, da mit er und Ursuia sozusagen immer wieder sich nebeneinander sinden.« ( Mit einer seltsamen, sast harten Entschiedenljeit sprach aber die junge Frau seft schrossx »Dein leihe ich meine band nicht. Mag here Leutnant Narmann einge laden werden. Gui« Aber Ursche i die leite, die siir ihn paßt. Sie i nicht hiidsch und nicht graziiis genug, und er kann ganz andre Ansprüche machen. Jch werde nichts dazu tun, ihm ineine Freundin anzuhängen« Die seindieiig sie spricht, dachie herbeie nnd stand vor einem Waisen So ein rißrhen Ehektiften unter stoet lieben Mensche-, die lehr oerniinitig Ineinander passen märden — du« dar Hoch itntner oergntiglich und hier beionders danlenstoern Annas ! Schlußrdorte gaben tht dann die: Idee, daß die junge Frau olelleichtl aus Feingefiihl nicht eingreifen wollteJ weil siehe eben unt ihre nachste Freundin handelte. Das verstand hervete schon. Und sie bei-blos ihrer seits desto umtichtiger odriehung su spielen. Einen Tag nach diesem Gespräch teilten die beiden alten Damen schon ad. Graf Burthard hatte sie darum gebeten. Es loar das erste Mal, daß Anna den Stammfth der Familie he treten würde. Er wünschte deshalb ieitliche Vorbereitungen, die nicht et toa dein Jnspettor oder gar der Die nerirhaft uverlassen bleiben sollten Und abermals einige Tage später, an dein Freitag vor Palmfonntag, fuhr Graf Butthard Geher Init ieiner jungen Frau in irilhetter Morgen Itunde zum Bahnhof. Sie mußten den Schnellzug nach Stralsund nehmen und dachten von dort ohne Aufenthalt .hre Reife nach Somtnerhagen fortzusetzen. Die Geh ers waren ein Rügentches Geschlecht, und ihr Stamtnstg lag im Nordosten der Insel. Graf sourchard pflegte den Frühling und Sommer dort zu ver leden und begab sich erst «utn Herbst nach Oftrau. dem Gut, welches den natürlichen Mittelpunkt der Gehers schen Betthungen in der Neumart und Borpomntern bildete. U- war eine heroe Deut-zuglei- in der Lust. Sie schien vorn Straßen damin auszusteigen, der, duntel und naß vom nächtlichen Regen, sich zwi chen den hellen Mauern der häusers ronten hinzug. Und anr Ende jeder Straßenzeile stand bläulicher Dunst und verschleierte das Stückchen Aus schnitt dont Stadthild, das da sonst sichtbar gewesen wäre. Anna sror, und diese sriihe Ah reisestunde war ihr schrecklich Sie hatte sich sest vorgenommen gehabt, ihrem Gatten llar zu machen, daß ihr diese Reise eine Last sei, und ihn zu bestimmen, zwei Tage daran zu wenden. Nun saß sie im Wagen und Ioar ärgerlich üver sich selbst. It tvar nicht zu glauben: sie hatte einfach ihren Wunsch nicht laut werden lassen mö gen. Gras Burchard hatte ihr den Reises-tun so bestimmt, so heiter, so liebevoll mitgeteilt. Jhr Verstand satgte ihr ja auch, daß es so richtig e. Und ganz unertliirlichertoeise fehlte ihr die Courage, ihre Laune zu äußern. Er hatte so eine Art man würde sich geniert haben« nur seinen erstaunten Blick aus sich zu fühlen. Run, dachte Anna, in Kleinigteis ten sich schweigend fügen, ist auch ge wiß klug. Es war Mittagszeit, ais sie aus der großen Dampssähre saßen, die von Stralsund nach Rügen hinüber ging. Mimi. die Jungfer, Campell, des Grafen Kammerdiener. nnd Werner, der Zimmerdiener, reisten mit der herrschast. Sie hatten all das hand fepäct zwischen sich und plauderten, sicherer hörroeite von ihrer Herr schast. leise miteinander. Werner war erst seit zwei Monaten in Geherschr.t Diensten und noch nicht mit aus Sommerhagen gewesen, dessen Reize und Schrecken ihm seine Diensttollei gen nun beschrieben »Es ist halbe Verbannung," sagte Campell, »in-in ist von jedem gebil deten Berlehr abgeschnitten.« «Das ist nicht wahr. Wir haben Besuch in hülle und Fülle.« «Wir! Das heißt die herrschast Un«d das iißt Arbeit Jn Berlin tann man sich in seinen Mußestunden doch alit Mensch siihlen aus Som merhagen ist man immer »Dauer schast«.« »Ja, als Sportsmann und nobler Lord tann man sich da sreiliT nicht ausspielen. Und die ileinen —amen vorn Zirtusballett muß man da auch entbehren,« sagte Mimi anzugliche »in M Dorsern der Gegend weiß man eben. wer wir sind.« Ueber des Kammerdieners glattras Ziertes Britengestcht mit der. großen, hellen. talten Augen ging ein hoch miitigrr Zug. »Man hat nicht nötig, sich als Lord auszugeben, wenn man das Autsehen und die Alltiren eines Gentlentan besiItR spra? er stolz. »Den Jang und die altung von unserm Jrasen kriegen Se doch nich ’,raus« spottete Mimi. ,Und Sie nicht die Manier von der Gräsin, einen so von ober- her an ztsguriemn Dazu tviire Fröniein Mimi sa auch zu zierlich« mente Wernee, aus dessen ehensalls rasiertern Gesicht man die dunklen Schatten der Varioerans lagung sah. ,,,«Gott sagte Mimi und blickte et was totett mit ihren masserblauen Augen in die braunen Mauer-, »Sie nelzmen mi immer so nett in Schuxz da iir lob« ch Sie auch bei der Er s sin, wenn Gelegenheit ist, bit tiber die Puppen-« ,Tun Sie doch nicht, als hätten sie Gelegenheit. Die Greisin spri i mit unsereinem nur« was sein mu. Und dabei . . .« »Nun, Enmpelli Und babeii« stos te Uimi schars. W »Man M, als sei rnan von Geburt : eine töntgliche Prinzessiih und dabei weiß alle Welt, daß bei ihr gu Dau nicht viel los tvar. Keine stand-sae mäße Ledensstihrung nd auch tern imponierendes Vermögen. Und wenns ich bedenke, daß wir die Prinzekllink von Bergenldatde hätten haben ·n-i nen! Eine Reichsunrnitteltsare!« E ,Die häßlich und alte Jungfer war,« sagte Mimi, «.oiihrend meine Gräfin die schönste Frau der Welt ist! Und welch ein Paarl --guckt rnat bloß ’riibeti« ,Ob sie ihin wohl treu bleibti« fragte Werner. »Dies« ries Mimi begeistert, »die ist so stolz nnd unnahbar, wie sie schön istl« - »Na, na, na,« machte Campellz »die hauptsache ist, er wird io tlug sein und auspassen und zu verhüten wissen, daß sie zu jungen Kavalieren hinüberschielt.« »Und dabei dent' ich, es werden mehrere junge beeren Jei uns erwar tet,« sagte Werner. »Was zwei. Die zählen nicht. Der eine ist« wie ich so au- den Gesprä chen bei Tisch erriet, brüderlicher Ju gendsreund der Gräfin unl- hat ihr so halb und halb das Leben gerettet. Der andere ist ja aber unser Leutnant Nortgann.« -L-fls »Warum sahn orrm orr tut-hu seagte Werner. »Unser here ist sein Pslegeoater. Der Leutnant Normann hängt pein niiir vom Grasen ad. Das wäre sreis lich tein Hindernis... im Gegenteilt Aber was andres: der Leutnant hat 'ne Liebe! ’Ne ganz dramatische!« «Unsinn!« sagte Mimi. «Wahr ist es doch,« sagte Campeli. »Ich hab« ihn selbst mal gesehen — im Walde mit der Sophie Schuler —-. und ich glaube, unsre Komteß herdete ist au dahinter getommen. Na, unser Gra würde schöne Augen machen, wenn er das toiißtet Dieses Fräulein Schüler ist die Tochter von einem Arzt, der sich aus der Welt zurückgezogen hat, weil irgend was aus seinem Namen sitt. Jedensalls lebt der Mann einsam unt paar-re Wenn der Leutnant da ernsthaft ans Heiraten denkt . « o se, das tann was geben« »Da würde unser Herr ihn wohl enterben,'« meinte Werner. «Leutnant Normann hat nichts vom Grasen zu erben,« belehrte Cam pell seinen Kollegen, »stammt von einer Gener, welche die lehte einer Redenlinie war. Was der Gras tut, ist steies Geschenk. Und so weit wiirde ja wohl die Großmut nicht gehen, daß er dem Leutnant noch ein Kom mißvermögen in die Tasche steckte, wenn der ein armes Mädchen ohne Familie heiraten wolltet« Während die Dienerschast so die Angelegenheiten und Lebensverhälts nisse ihrer herrschast durchsprach, ging die Dampsersahre "n schwer teu chender Fahrt weiter und weiter. Rückwärts stand, vor dem blossen, klaren Frühlingshimmeh das rot braune, altertumliche Stadtbild von Stralsund. Die oielkantigen Kirch tiirme mit ihren gotischen Dächern erhoben sich würdig und väterlich aus dem unruhigen Gehoete der Häuser. Sie sahen darüber hin und aus den breiten Meeresarm hinaus, der sich blank, dunkel, in großschuppiger Be wegung zwischen Stadt und Jnset drängte. Sie hatten schon die Schwe denzeit gesehen. Jahrhunderte und Leben gingen an ihnen vorbei, als wären sie nichts. Was da unten her utn zu ihren Füßen auch wechselte und sich änderte: ste, die Kirchen, gkiebetn Und ihr Nachbar, das Meer-, ieb. , «Steh zurucc," vat wrat Burchara feine junge Frau, »ich sage es nicht aus einseitigem heimataefiihl, aber wenig landschaftliche Bilder in Deutschland tommen diesem gleich.« Anna hatte ein wunderbares Ge fiihl dasiir, wenn eine zustimmende Antwort von ihr erwartet wurde. Und so sagte sie denn auch jeht: »Seht schön, wirtlich sehr lchön.« Und sie blieb so sitzen, das-, ihr Ge sicht dem Bilde zugewandt war, das nun langsam serner rückte und kleiner ward und dadurch nur noch an Reiz gewann, weil die Ganzheit des Ein druas nicht mehr durch diese und jene moderne Einzelheit des Vordergrun deö gestört ward. »Seht schön,« sagte sie no ein mal und hielt vielleicht aug das sliichtige Wohlgefallen, welches ihr das Küstenhild eine Selunde lang ge währte, für einen «Et:idruct«. »Ja han« sprach Graf Durchs-id »dasz du dich von unsrem Besitz in deinen Erwartungen nicht enttäuscht. findest.« i »Es ilt dein Stammsih. du bist dort geboren, du liebst den Plas« Dies genügt, ihn mir wihtig zu ma- j chen,« sagte Anna mit liebenswürdi-« gem. Lii ein. Er druckte ihr dankbar die Hand. Sie hatte nicht gelogen. Es erregte ivirlltch ihr großes Interesse. Dort auf Sommerhagen waren alle Fami lienhilder der Seher-, dort redeten alle Wände, das ganze Schloß Fami liengeschichtr. Und während Anna mit ihrer Phantasie immer erwartend her umschweifte und von all den Erleb niisen träumte, die ihr das Leben in der großen Stadt bringen sollte silhlte sie sich. doch zugleich ganz und i ) l gar ats eine Gehen Ihr sing es, wie et Fittfients tern ehen mag, die niit der heirat hr ateetanv wechtetn und dann mit allen ihren Gesinnun gen, fa fogar mit ihrer Sprache in das neue Lager überlaufen müssen, aber dennoch tief im geheimen ihr eigentlichstes Wefen inveränderlich T bewahren. Es gati nun noch, fiir den Grafen Burchard und feine junge Frau, eine Fahrt von anderthalb Stunden irn Eifenhahnzuge zu machen. An ver Station Sagard auf vJasinund, vDem nordiifttichen Feken des uietzerrissenen Rügen, erwarteten die Wagen fie; ein Lanoauer dir Herrfchuh ein Break vie Dienerfchaft und oas Geräth Die Sonne fchien ttar unr- bleich. Es ma: tesne rechte Kraft in ihren Strahlen, weit der frische öftliche Wind sie kühlte Ueber Bodrnfeniungen hina» hin auf an fteigenvern Gelände ging wech felooll die Fahrfiraßr. Evexescheni bäume ftanden zuweilen an ihrem Rain. Die fahtgrünlichen Knospen der Blatihüllen an ihrem Gezweig waren zum Zerfpringen geschwenk Jhre Kronen fchienen vom ewig strei chenden Wind zurechtge:orint, und oiete von ihnen gtichen qlecht gebun denen titeiferbefen, die auseinanderzm fallen orohren. und oom hohen, geoicieuen unau der Jnsel tah man hinab au das linls und fern in der Tiefe chine mernbe metallische Blau bei Boot-ens «Von Sommerhagen aus, das aus einem der höchsten Puntte von Jas mund liegt, wirst du beides sehen: den Bodden und das offene Meer," erzählte Gras Burchard. Anna nber dachte Ichon an bie Empfangsfeierlichteitenz denn sie nat-m an, daß ihr Gaste diesen Cin zug nicht tlanglos vor-übergehen las fen werde. Wenn nur niemand auf die un gliialiche Jdee mit Böllerschiissen tat-i. Jn diesem Punkt war Anna nerood geworden. Obschon sie- dumats nach zwei Tagen reisefähig gewesen uni teinen Schaden davon getragen hatte, außer einer tleinen Stirnnarbe, die sich oom haar oerfteeten ließ, mochte sie nicht an jenen Vorfall an ihrem Hochzeit-sing erinnert sein. Nun führte der Weg durch einen Wald. Es war ein Buhemvald, und in seiner Tiefe war ein warmer röt licher Farbenschimmer oon den schwellenden Knospen. Hie und da im Unterholz leuchtete grünes Gesprentel —- da hatte irgend ein Vuichwert doreilig schon Blättchen entfaltet, oder das tletternde und hangende Gaisblatt zeigte fein junges Laut-. Moos und Rasen aber hatten schon leuchtende grüne Tone .ott saftigen Glanzes, wo die Sonne ihre Licht ftecten hinwarf. Die Straße stieg wieder mehr. Graf Burchard unb Anna wrren bei de still. Er hielt, innerlich bewegten als ei sich gestatten wollte, zu zeigen, die hanb der jungen Frau. Er fühlte es in diesem Augenblick so tmr; fein Würt, seine hoffnung, oie Zukunft seines hauses saß an seiner Seite oertörpert gleichsam in dieser schonen jungen Frau. Er bildete sich nicht ein, sie schon ganz zu kennen. Sie war verschlosse ner, als er gewähnt hatte. Sie ver stand zu sprechen, ohne sich mitzutei len. Aber jeder Zug, den er bis jetzt hatte beobachten kennen, schien ihm vornehm, beherrscht, weiblich gewesen szu sein. er ivar zu iange vem Verkehr mit jungen Frauen und 't.tiätchen ent wachsen und hatte seit Jahren leine Erfahrungen mehr in dieser tttichtung gesammelt. Bei seinen veiheirateten Freunden sah er Ehen, die schon aus Hillen Garangsperioden sich in den Zustand reinen Glücks oder stiller :lltesignation hinübergetänpk hatten Sv siel es ihm niemals aus, daß Anna sich nicht eigensinnig, unver träglich, launig zeigte. Daß sie gar nichts von den gelegentlichen Torhei ten des noch werdenden Charakters an den Tag legte, nahtn er vielmehr als ein Zeichen ihrer armontschen Veranlaguitg. Von ihrer geistigen Regsamkeit durfte er befriedigt sein. Lie zeigte durch Fragen über politische Person lichteiten und Verhältnisse eine ziel bewuszte Lernvegier. Sie war offen bar bestrebt, seine Tätigkeit zi begrei sen und noch viel mehr: das Leben der Gegenwart zu verstehen. Aber Gras Burchard sragte sich manchmal, ob sie rechte tiesi Wärme habe. Er empsand, daß es ·n ihrem We sen lehte und geheime Dinge gab, zu deren Erkenntnis er noch nicht vor gedrungen war. Vielleicht war das, was er siir Kühle hielt, nur der Zwang, den das Leben mit den drei um so vieles öl teren Mens en unwilltitrlich ausübtr. Deshalb reute Gra Burchard ich, daß Anna bald ihre ugendgenosiem sowie ihren Bruder und seinen Nes sen Stephan um sich hat-en werde. Im Verkehr mit der Jugend würde lie sich sreier entsalten. Und was an hrein Wesen noch tiihl und geheim nisvoll schien, würde sich enthüllen hvsfentlich und vielleicht nur als eine unbewußt vorgenommene Matte, die sie der neuen und so. würdigen Stel lung schuldig zu sein geglaubt. Nun zeigte sieh das Dass RW ten-. Attr- doe den ersten höiilertt bog ein Fahrweg r is a . Ueber seit rötlichen, braunen inseln der tits spenden Suchen hin ethsdxch die weis-graue Krönung sittes time-. Sein Mauerzacleneand Rand in sätt betlich regelmäßigen Ausschnitten M dein blauen himmel. »Nun sähest dtt in dein Königreich ein,« sagte Gias Burchatd schreiend. Zehn Schritte ootaiis überm eine Ehrenpsorte den Weg. Sie inne von Tannengirlanden umwunden Reben ihren beiden Pseilekn standen Pian nen aus niedern. dreisiiszattigen, ntii Tannengrtin veetleideten Untergesieis len. Trotzdem es lichter Tag war« brannten Pechfetiek in diesen« alten Opferschalen nicht untihnltchen Pfan nen. Der Wind jagte oie Rauchfan ien seitwärts und zetsuseiie sie dann; Das war stimmungsvoll und ina lerisch. Neben der Ehrenpiorte stand auch eine Dandooll Männer: Aaerlnechie und Taglöhner Und als der Wagen nun im Schritt unter dent giuncn Bogen hin tuhr» wahrend Gras Bnkchard den yut lüstete und Anna sich lachelnd ortiieigte, um aus die «Ouicas" sit antworten« tnallte plotzlich ein Schuß, oann noch eitler und nich einen Der Kutscher war daraus vorberei tet ge«»elen; oott seinem hpyen Sitz erfay er auch den ji«-um« wo die zwei Männer, vie weiter zutiia am waidsauni standen, oic lletnen Völ .ei ab.cl;tes,en wollten. ist qui- eine feste Musi, ttnd die oeioen Etappen zuaten taum Deiinocli aber itieß Anna einen Schrei aus. Uns irn Weiterscihien sagte sie otftcg »Das ist eine übte VorbeveutungX JAvet Anno!« Izu, seit iiieinein Dochzeitstage bin ich »it)etgtiiiidiscls.o »Ich bitte sich, Anna. Das war ein unsall, hervorgecusen puich Do nnts Ungeschict. Dieser unsau hat iiictst die geringsten Folgen geht-ist« »Das können rvik noch nicht utiets sehen. Wer weiß oast .iitseii set-leicht iiii Finstern. und nun wieder Diese pchießereiP Gras Burchntd sah ihre ernstliche Jersiiniinnng. er seivst iuiii aus sei ner Heiterkeit unv schonen Geiniitss »eivegiing gerissen. So souten sie in Sommeryagen einsiihrenk «ieoniin, Anna, laß uns vie ietz ien tsunoert Schritte g: hei.' »Mit Zum-ein« sagte sie. Der Weg zog sich iiiii wuivezsanin Hin. Gras durch-no siiisrte eitiiiu an siinein Arm uno ertiurte ihr, oiiß -iis Schloß mit Den cis uiiigeueiioen einlassen sich aus einein yaioiiijeis aniiusen Putz erhebe, )er sich in den wiiiv txinein erst-eite. Daher sehe in.in »n- Gevauoe erst, sovtho ins-n an vie -ein Masse yinschceitr. einni. san cis «ig voraus, uin ivocnisqncts »unt, den evato hindurch Mauern schien-nein sii sehen. Ader vie oictrii weiss-sinnen ouciseiisiijiiiine stimer in itsiexn Pin ier- und Durcheinnnoei als noch un .«i-..cyokingliche Schranke Davon Born, zioiscyen ihnen oeiuegte M eine Gestatt. Dies taiii siehet. Der siyniiiie Mai-, aus dein sie zu schrei ten schien, mitnoete aus oen Weg am eviiidsuuiih »Am junge Dame, agte Anna. Da das grastiche staat und die Qaiiie einander eiitgesieiiiaisien, in dem sede- seinen Weg dersdlgie, tdiins ie Anna sich die eciiiiine spazier giingeriii ansehen und tat es mit gibt-ein Interesse, weit Dunst-lud iyc sugestustert hatte: »Viel) sie dir an, ich sag’ dir nach uei, wer es ist." Die junge Dame war schlank und i«iitcigrasz. spie trug ein eiiiiaases duntetdlaues Blusentleid und ein schwarzes Matrdsentzutchen von stritt-· Trotz der Kuyle der Apriltai ges hatte sie teine Juni an. In .hier Hand hielt Iie einen großen Strauß «ii Hierdluinen und spitnieln Ihr Gesicht war länglich, zart don schnitt, siist bleich oun ifardr. Dun telblaue, etivaö schwermiitige Augen standen darin. Das duntetdlonde paar schien sehr reish zu sein. Gras Burchiird grußte. Die innge Baute erwiderte den Gruß und erro" tete sehr tief. »Eine wunderschöne Person,« tliis sterte Anna, »aber wie seltsam, so zu errötenl Und vor diri Was bedeutet pack »Das bedeutet nicht eiiva," sprach Gras Burchard, »daß Fräulein So phie Schüler sich in irgend einer Weise vor mir oder vor sonst jemand speziell zu geniereii brauchte. Der Va ter von Fräulein Schüler ist aber ein Mann in unsreier Lebenslage, ein Mensch, der gleichsam in unsicherer Beleuchtung vor den Augen seiner Mitmenschen dasteht, nnd obenein mit, sich zerfallen· Und ich glaube, daher kommt dem braven. ichonen Kinde immer das Erröten. Vieuicht geniert sie sich vor aller Welt.' (Fortlesnns folgtJ — Verzeiblicher sprach-« fehlen Fremd-r tim Ebenso-) »Kellner, Isesoraes Sie mir ein Glast« Kelliicr: »Ein blas Wer-W Fremder: »Neh, ei- ccas Ohr-X