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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 11, 1918)
CI. sorttrhMJ em- Siet Mk F stande- ße pen- endlich Mi-: W segen- fxch iii die Lohn-unteren Ins das sang- ar sttWi Jst-er auch nat den Linsiotv ist-« H hinan-. Er hatte site veii Moment der Idrrise seiner Schwester eine Ueberraschung ausgedacht. Einige Hellersasiisse sotlten last-allen- Das dachtet-r sich sehr Instig nnd standes geniiis Dein, der atte Pserdetnecht, hatte die tleine Kanone instanv ge bracht. Wohl an die zwanzig Jahr hatte sie hinten ini dcheiinenwintet ein tiernaeiotez Ierrostetee Dasein ge sc.hrt. Donat hatte sein Vorhaben niemand anvertraut, nicht eininat Urschr. Die hatte sonst gleich gesagt: via-, pas las nur Wols and mich ina iåiein ou disi zu tappfig zu so was. Er woltte ihr zeigen, daß er Jar nicht to upon-i its- , » . . Niemand orrinißte ihn übrigens. Aue waren oon dein vielen guten Es sen nno den starten Weinen i- einer sit-e iesseneseligen Stimmung. Herr non Pallaii saß dreitheinig nno weii zuriiitgelehni ans dein Sosa iino hatte den stritt ain die Tailte dir nOen ihm niis der Sosntante sit zenden guten alten Pastorin gelegt, die beinahe unternehmend lächelte and sagte: «Vtiin toinint Kirsche an die Ruhe .-o Gott will," sprach here Wels, zwtsihen Behagen and heginnender tttimimg schwantend, »wenn sie einen leiden mag — sie soll ihn haben, auch weis-n er arni ist — wenn er sonst ’n eheeiihatier Kerl it —- aiis Liede soll name titsche heiraten · . aus Liede . .«· «Wiet« fragte die Pastcrin iind erhob ihr horrohr. gelu- Lieve!" schrie Herr Wolf hinein und legte noch die hönve an sexaeii Man-n uin den Schall zu ver starken Die Gräsin Verdete suchte ihren Bruder aus« Er halte das Zimmer neisen dein »Saton« seiner Schwestern bewohnt. Feie sand ihn reisefertig, im Be gri», sein Gepiia zu schließen. Riin trat sie an ihn heran und sit-Weite ihin den Arm. «Burchard,« sagte sie leise. » ,:ltiin’t' «2-iirchard, ich ioill sie lieh haben, deine entna- Sag' ihr hat« Gras Vnrchard tlopjte seiner alten Schwester liebevoll die Wange. »Dam« dir, hervetr. Ja, sei gut zu ihr. Sie wird auch nur Gutes oiingen,a sagte er in starker Zuver sicht. Anna ist ein wertvolles Meri sitzentiiidk Aus Burchards Bitte ging Verdete nun, iiia zu sehen, oh Anna inzwi schen niit der hilse von Ursula sertig geworden sei. .Dii Glititipilz,« sagte Ursche, ais sie Anna den Kranz und den Schleier avnahnk «vii toininst nim nach Paris.« »wir vierzehn Tage«« h« «Doch sein —- ich möcht' aileh inal in." Dann schwiegen Je ein Weilchen, ganz gegen Uksulas Gewohnheit tue-er heut' time ihr der Kopf zu ge viinlenschiver. ·Ob ich wohl auch mai so weit bin-tief sagte sie plötzlsch mit einem schweren Seufzen «.i)eiraten kannst du alle Tage. Do n.ii bleibt die immer. Und es weite iein Wuch« antwortete Anna, indem iie sich ou- gruiie Reisetleiv überwari. Das wußte Uefche in. Sie hatte es auch nie anders gedacht. Heiraten muhv man. Und tein Mann auf ioeis ier Itur fiit sie außer Donat. Der Egcii hamineuisf war ihr greulich uni- sie ihm auch gii ländlich, das ,ipurte sie wohl. ; Aber seit ver Leutiiqnt Not-nann; hier gewesen wur. wußte sie erst, wies ver Mann aussehen sollte, ven sieI gern haben mochte. z .Annii.« sagte lltsche und blicktej ein«-as verlegen vor sich hin, ,,lni’iest1 ou mich mal eini« ( «Soviel, so ost du willst. Nacht Berlin, wenn wie da wohnen, oder( noch Spminerhagen im Frühling undi nach Oftrciu im herbst. Du lnnnst dich nur immer anmelden-" Anmut-en —- dase tagt sich set Lin-' mich lieber ein« wenn... wenn ihe siiin Beispiel ionii noch jungen Besuch dank Anna verstanrx til-ei- sie ging nicht diltiiuf ein« «siiirchlest du, dich allein mit mir - und dein Grafen Burcharv zu lang veiien«i" fragte sie lächelnd-. Urlche steckte ike gerade mit einer seidenen Nobel hnten den Gürtel nn dem Kleidern-s feli. - .Vot deinem Mann lainine ich mir so iüit iixndsioåliuierls käm-XI « n an e. o io bedeutend ist« « « a .Iii —- o Gott — le ’n Monat Dir paßt aber siie so was, Nimm Und die has es Jstiriinet seinen hier veriiiinpien ni- test dii nich. VI wolltest einX großartiqu seit-« i ( i i wenn's als M eins III Illick fei. Weißt n sie wie Boten loient Do eitieete du wohl ein halbes Jahr lau intnteet abesser im Statut vorn Felsen gen-mitten ols lo langsam m Nebel herkommen-J «Uch, do Daten toit tötichle Bott fiiche,' faßte Anna abweist-end »Ehe-Mich kann ntan rein Moll itlsch werdens hob Uciulo wieder on, wol-send sie gewandt und umsichtig nun Anna- honvtniche packte, .toenn man bedenkt, wie ihr zueinander ge locnnten leid, du nnd dein Mann. Er hat doch gewiß toulenvtnol Gengen heit gehabt, sich zu verlieben. Und io ne große Partie, wie ec ist —- dem Henögen sie schön nachgelaufen ieinl Aber ee hat sich nie entschließen tön 2nen. Und da besucht et im November ihnen von Kranont — weißt wohl :noch? Wie oft schalt Den von Kra lnotv, daß ein Jugendfteund ihm alle Hund alle inlavungen zur Jagd ob ileone. sind daß es ein Kunststück lei, me Emer We mal zu erwischen. fIta, endlich zur Silberhochzeit der Kranows tomint er und lernt dich Itennen, und sieht dich am nächsten Isage ans dem Diner don Damm-er ,risso wieder. wohin Kranows thn Imitschlepptew Jch mertte gleich, daß er sich bloß deinetwegen hatte mit Inehmen lassen. Ei war, als wenn ed Iso hätte sein sollen — als wenn ihm eine innere Stirn geradezu besohs len hätte: Warte mit heiraten —- die, kdie du haben sollst, bewahrt das Schietsni dir noch aus." »Nun, vielleicht bewahrt dir das Schiasnl auch noch ein besonderes FGliiet aus," tröstete Anna. I «Hossen--wir!' seuszte Ursula ehr rlich, »aber braune Augen müßt’ er that-ak ) Sie hätte zu gern in dieser lehten Abschieddstunde ihr herz erleichtert und sich ossen zur Freundin ausge sprochen. Anna ging ebensowenig jetzt aus dte deutlichsten Anspielungen ein, fwie sie ei in den derslossenen Mona xten getan hatte. Ei war geradezu. ials db sie mit Ursula ·ticht ddn deren iheiszen Schwärmerei siir Stepfon INormann sprechen wollte. Ur che schloß daraus, daß ihre tluge Anna fdiese Schwärmerei siir ganz aussichts slos hielt. Das war entseglich nieder !driietend! l Aber wer wußte, wie nun noch jalles tdmmen tonnte, wo Anna sich Jmit einem Verwandten Normann »derheiratet hattet « ’ Jeht tlopste es, und die Gräsin bettete trat herein. f ,Fertigi" sragte sie. .lind unser Frist-sein Ursnla hat noch ein« letztes Viertelstündchen mit der Jugend Lsreundin derplaudert · . .« hier sing Ursche plößtich an zu weinen, gerade so jammervoll wie nach der Trauung. »Mehr« Kind," tröstete Herdele giis tig, »Sie besuchen Anna so bald als moglich — sagen wir gleich: im Frühling aus Sommerhagen». mit Jhrem Bruder, nicht wahrt Unsren Messen Stebhan Vermont-» den Sie ja auch lennen, laden wir dann auch ein... nicht wahrt« Ursche weinte sort. Jhr herz war zu voll. Aber sie liißte gliictlich und dankbar die hand der alten Dante. hetdele bemerlte wohl, daß Anna nicht im mindesten gerührt war durch den bevorstehenden Abschied. Sie der stand auch nicht, was dieser seltsame, erstaunte, sast sinstere Blick bedeuten salltr, mit dem Anna ste ansah, als si; don den Einladungen sprach. Sah die junge Frau darin vielleicht einen Cingriss in ihre Mechtei Fing re nun an, daß man ,·.-den Schritt nnd jedes Wort erwägen mußte, um sich in aller harmlosigleit nicht etwa über die Grenzen eines ..ndren Ge bietes zu begebent Anna aber hatte nicht von sesn oaran gedacht, daß es fortan wohl ihr zukäme, vie Gäste nach Sommer hegen zu laden. Sie nah-n sich zu samtnen. -,.,Ja, Ursche —- also als-gemacht — int Frühling kommt ihr, Wolf i..) ou,« sprach sie. Draußen aui dem Koreidor tvnrde ei sehr laut. Da ging Herr von Pal lau, tlappte in vie Hände und ries ,,hnllo — hallo... eilen —- eisen! hochste Post! Der Schlitten ist vor« gesahren.« Anna war auch sertig, sie besestigte sich schon den grauen Filzhut mit dem coeiszgrauen Federgesleck ans dem blonden haar. Draußen wartete Gras Burcharo aus sie. Ein stolze-, glückliches Lä cheln flog iiber sein Gesicht. Anna sah so schön aus in dein einfachen Anzug. Und sie lächelte auch —- srenoig und stolz. Er gab ihr oen Arm, und im Schreiten preßle er ihn leise an sich Unten war ans oein Flur oie ganze Gesellschaft versammelt. here nnd Frau von Pallan und oie Pastorin in Rührung. Navine hasnrnerriss voll Neio und Neugier, here oon Linstow bedriiat Weis hatte herzliopsen Es tat ihm nun doch iiberraschend leid» daß Anna sortging, obgleich er in den lehten Jahren manchmal die Empsinss bang gehabt halte, sie olinte sich was» sesseees alt yesche und er habe einen see-machen kleinen hoch-nat gegen sie die ustiie stand weit essneb Jerse- Ins-fo W » e III-schnitt ir. ver , e IMD den die esse-te Heu-tät gab. lse te ein blendendes Bild. « leite Nachmittagtionne schien Tiber das weiße Gelände und den der tchneitetk Opf. Bot der S tpelle hielt der Schlitten. Die Pferde anden et was unruhig, ·iiber ihre stunden· breitete sich ein weiße-, blas-gesäum tei Tuch und ging über dre Schwänze hernieder gleich einer Schleppe, ucn unten an den Schlitten tuien zu enden. Das silberne Schlit-! tengelöut ließ bei jeder Bewegung der« Pferds leise, perlende, fröhlich helle Töne erzittem Und wie Anna fo don einem Arm in den andren wanderte, fühlte sie angenehm die Kälte, die von drau ßen tats. Die Glöckchen klangen fein und silbern und lockten. Wie schön, daß sie nun it.: Schlit ten durch den weiß glänzenden Tag dahinfliegen tdnnte — hinein in die Zutunfn — Wie diese auch sein wurde. ne war das Lebent Gras Burchard dantte noch dem Paftoe verbindlich siir die schöne Trauredez dann, nachdem er sich von allen Anwesenden verabschiedet und auch herdete und Renate umarmt hatte, trat er noch einmal aus Annas Vater zu. Er glaubte ihm das heilige Versprechen geden zu müssen, daß er Anna so gliialich zu machen hoffe, als kähenur irgend in Menschentriisten Anna aber trat schon hi»aus. Sie hätte am liebsten die Arme ausgebrei tet und gerufen: Welt — ich tomm l Der Kutscher hatte nbch nicht ser nen Reitsiß hinter dem Schlitten ein genommen. Er stand mit den Zügeln in der Hand neben dem Fahrzeug und zog nun den Hut. Utsche, die sich immer dicht an Annae Seite hielt und unentwegt Abschiedstriinen in ihr zusammenge tniilltes Taschentuch vergaß. hats ihrer Freundin in den Schlitten. Gerade schuttelte, mit ihm aus der Schwelle des Hauses stehend, Gras Vurchard herrn don Linstow zuln letzten Male die hand. Jn diesem Augenblick erschiitierte ein fürchterlicher Knall die Lust. Zu gleich gellte ein Schrei.... Die dor Schreck rasenden Pferde jagten davon; der völlig überraschte Kutscher tonnte sie an den Zügeln nicht halten — er wurde zu Boden geworfen und einige Augenblicke durch den Schnee geschleist —- dann ließ er aus Mangel an Geistesgegenwart oder vielleicht halb betaubt die Zügel fahren. Am Statetzaun entlang galoppiers ten die Pserde... Der Schlitten, den sie hinter sich»herzogen, wurde hin »Und her geschleudert. Anna saß darin und klammerte sich mit besonnener Kraft an die Rück lehne. »Anna!" schrie Gras Burchard. Mit der der-zweifelten Angst um das sunge Weib stürzte er geradeaus bor wiirts —- blind vorwärts —- er wußte nicht, daß die weiße Decke, die den langen Hof seht so hoch guichiittete, inmitten desselben eine tleine tiinsii liche Anlage, einen Teich mit einem Rand von Tusssteinen, verbarg Aber mit dem Blick und der Mir pergewandtheit eines Tigers seßte Wolf in großen Sprüngen rechis den Weg hinab, vorbei an dem unseligen Donat, der im Gesicht blutend neben der geplcitzten tleinen Kancne stand. Wenn die Pserde zum Tor hinaus sagten! . » Aber sie rasten den großen eiförmi gen Weg aus dem hof herum... Jetzt schleuderte der Schlitten ge gen einen Prellstein . . Die Pferde bäumten sich, und vor Angst schäumend, wild, springend, tamen sie nahek. — Wolf tand wie ein Bild aus Gra nit —- eiundenlang... gerade im Weg, den die Tiere nahmen. Er partie das handpferd mit eiser- » nem Griff an der Trense, und er be- i zwang es. seine ganze junge Kraft war in seinen Fäusten. Und da war auch schon sein Vater neben ihm und griff su... Die zitternden Tiere standen. Drüben in der Mitte der weiß der schneiten Fläche arbeitete Gras Bur chard sich aus den ihm unbekannt ge wesenen hindernissen heraus und tam nun durch den Schnee. Aber ehe er zur Stelle sein konnte, war Wolf schon acn Schlitten. s II YUU OOIIIIIU VIIUUIO WI( IUIOI ’nicht bewußtlos. Aber ihr Angesicht war wie das einer Tosen. Und don ihrer Stirn herab rieselte ein dünner Quell roten Vluteö. ? Sie snh mit großen Augen in das Gesicht des Mannes, der sie trug. Er hatte es über sie geneigt. Und es stand darin eine leidenschiistliche Sorge, ein heißes Mitleid. Er hielt das junge Weib sest, sehr sest an sich gedrückt. «Anna!« ries Gras Burchatd. Nun war er neben ihr und saßte nach ihrer and. «La Wolf — laß... ich tnnn gehem« murmelte sie· Ihr Gotte nahm sie aus den Ar men des andren und half ihr, denn sie wollte stehen... Von einem Arm ums langen, schwantenlx kam sie s —- ee wurde the seht doch tin tpe schlug for Uns-. Meer wollte aufrecht bleiben. »Der hist-e Jmns nen- apia weinend, als sie der Freundin nun entgegenstürzte, .die dumme Schie etl« » Auch die andern Damen lamen der Fsungen Frau mit Klagen und hilft Fbereitschast entgegen. Man geleitete ssnna ins haus, wieder hinaus in ihr :Zirnnier. Und e hatte noch so viel lseherrschunz i ein Gatten anmutig Innd trdstlich zuzulöcheln und zu sliii isterm .Es iit nichtt... wir reisen eben morgen . . .' Unten aus dem hof, von dem sich gerade alles Sonnenlicht zuriiszog und wo nun eine bleichdlaue Beleuch tung sich srosiig iiber den Schnee leg te, schisnpite herr don Pallau träsk tig mit aller Welt herum. Mit Do nat wegen des törichten Einfalls, mit Pulver und dem alten Ding von Ka nönchen sich abzugeben; mit Hein, daß er dabei hilse geleistet; mit dem Kutscher, dasz er lerne Geisteigegem wart gehabt und überhaupt lein gan zer Kerl sei. Wolf saß aus einem Prellstein und gueite in die talte, kahl werdende Welt hinaus. Er dachte eigentlich nichts. Jhm war so seltsam zu Mute. Nach triiglich zitterten ihm die Knie Da tam Grnf Burchard gegangen. »Ich danke Ihnen, lieber junger Freund· Sie haben augenscheinlich Anna das Leben gerettet.' Und er driiclte ihm warm die hand. »O nein —- nicht mehr draus ma chen. als es war!" sagte Wais, im mer noch staunend und so seltsam verwirrt, wie ihm im Leben noch nie zu Mute gewesen war; »aber so son derbar ist das, erst in solchem Augen blia merlt man recht, was ins-n oon jemand hält. Wenn uns Anna verun glückt wäre!« Und er ließ seine Faust aus seine Knie fallen und starrte lopsschiittelnd vor sich hin. »Wenn Anna derungliiclt wäre!« wiederholte er. Und dann nach einer Pause: »Man hätte ja wohl nicht mehr weiter leben mögen. Sie ist mir doch g’rad’ wie Ursche...« So endete die Hochzeit des Grafen Burchard mit Anna. Der Tag, an dem Anna es so eilig gehabt hatte, ihrer Heimat zu entrin nen, und doch noch einmal blutend zutiiclgebracht worden war iiber die Schwelle ihres Virterhaiises, dieser Tag lag nun schon zwei Monate hin ter ihr. Mit einer sehr erstaunlichen Si cherheit hatte sie sich in ihr neues Le ben gesunden. Zwar kam es der Grä sin Herdele vor, als wäre diese äuße re Sicherheit eigentlich nur ein ab wartendes Beet-achten Weder Men schen noch Dinge raubten der jungen Frau jemals die siolze haltung, das verbindliche Lächeln. Es war zuweilen leer, dies Lä cheln. »Das sah herdete wohl. Aber Jsie sand es klug, daß Anna ein ge legentliches Richtverstehen oder gar Gelangweiltsein doch hinter einer lonoentionellen Verbindlichkeit der barg. Sie wird Burchard niemals lam promittieren, sagte Verdeke sich bald. »-- Und das war immerhin vieltsiir einen Mann in seiner Stellung. Glücklich schien er auch, sehr gliicks lich. Herdeke wollte aber nicht indislret sein, und intimere Beobachtungen nach dieser Richtung hin lagen ihr sern. Sie verwies solche auch Renaten und ging aus keinerlei bezügliche Ge spriiche ein. Denn Renate hatte eine wirklich wenig zarte Art, Fragen und Iemertungen zu machen. «Findest du nicht, daß ihr Verhält nis zueinander einen zu» abgellärten Eindruck macht2« —- «Sie streiten nie. Jch fände es natürlicher, wenn sie einmal stritten. Charaktere miissen sich doch aneinander abschleisen." — »Ich finde, daß Burchard zärtlicher gegen sie ist, als sie gegen ihn.« — »Ich finde, sie nimmt den Luxus hin, als ei sie von jeher daran gewöhnt gewe en.« —- «Jch finde, das deutet ans einen Mangel an Wärme und Dankbarkeit.« »Wean Burchard ahnte, wie viel du «sindest«, würde er eine Jud-Mee tion gegen seine junge Frau darin. erblicken, uns mit ihr unter demsel ben Dach leben zu lassen," sprach ein mal herdeke unwillig »Mein Gott —- wie überzarti Sie ifi doch nun unfer Familienmitglied. Die Gattin des Oberhauptes —'« »Da ginge es uns nur an, wenn sie etwa diefe Stellung nicht auszu füllen vermöchte und vern Namen Geyer teine Ehre machte. Und ich denke denn doch... An Großartig teit und Würde fehlt es ihr nicht, trotz der Jugend.« Renate zuckte nur die Achfeiw Die beiden alten Komtessen hatten früher einige Zimmer des zweiten Stoctivertes inne gehabt. Das Gener fche Palaiö in der Alfenftraße war keineswegs ein großer Prunkbau mit unüberfehbaren weitläufigen Räu men. Gra Burchard hatte es gekauft und vor e nigen Jahren für feine Be dürfnisse als Junggeere umbauen lassen· Und wenn auch fein Jungge fellenteben große und hequeme For men gehabt hatte, eine glänzende, re präsentative Gefelligleit war von ihm is Berlin-»Ist get-Xb t worden. se befchröntte sich rau , jede Woche U einmal ein hereenvinet mit einein Dufend Tsschgeuossen zu geben. Hierzu genügten vie fünf großen Bäume ve- erften Stoawerts über reichlich. Oben empfingen Herdete und Re nate ihre Freunde und Freundinnen zum Ter. zuweilen gaben sie auch ein Frühstück. Das war alles. Die große Gastlichteit entfalteten die Geycrö auf ihren Gütern, wo keine partacnentarischen Geschäfte den Hausherrn in Anspruch nahmen. Eine angenehme"tleine Parterres wohnung im Palais war bisher an einen dem Grasen Butcharv befreun deten, unverheirnteten Legationsrat vermietet gewesen. Diese yatten nun die beiden alten Komtessen bezogen, als Graf Burchatd Anfang Februar auch den zweiten Stock für sich be anspruchen mußte. j Icttmlc tmer plus rstcyr us um Wechsel finden, und behi-uptete, un gebührlich beengt zu fein weil fie ein Zimmer weniger hatten. Sie trug das Anna nach, denn die war die Ursache dieser ungünstigen Veränderung her dete lobte den neuen Zustand jeden Tag; die gute Lisbeth Landsehr hatte es nun bequemer und rn- öfter, nnd der liebe alte General selbst freute sich auch, daß ihm die Treppen erspart blieben. Da Landsehrs Herdeleö Freunde waren, sd sprach Renate är gerlich: »Sie tommen einfach oiel zn oft seht. Das ist der Erfolg." Der Zu nitt nn hause Geher war so, da die junge Frau sich im Grunde genommen gar nicht oon den alten Schwägerinnen belästigt siihlen tsttntr. Man sah sich nur cei Tisch, oder wenn Buechard und Anna be sonders baten, die Damen möchten ihnen eine Abendstunde schenken. Oft forderte Anna ihre Sasivagerin Her deke auf, mit lhr in ein Konzert oder in das Theater zu fahren· Gras Bur chard hatte selten Zeit dazu, wünschte aber ausdrücklich, daß Anna auf die sen Gebieten alles kennen lerne, wo nach sie Lust habe. Daß die junge Frau gar nicht dar an dachte, in ihren Einladnngen zu wechseln, sondern ganz ivie selbstver ständlich immer nur Herdele bat, er bitterte Renate noch mehr gegen die Schwägerin. Das hatte Anna liingft gemerkt. Es machte ihr ein wenig Spaß Zivar. es war nur die im Grunde ge nommen ihr so ganz gleichgültige Re nate — aber es reizte Anna doch, diese um ihretwillen in einer ständi gen kleinen Gemiitgbcioegung zu wis sen. — Nun war es der erste April. Anna saß oben am Fenster. Nicht in den Prunträumen des ersten Stocks Oben, neben ihren Schla-· und glei« !Leidezimmern, lagen nach vorn zlvei Räume, in denen sie ihr erstes Früh sti«ei nah;::cn, und wo Anna sich ihr eigentliches Wohnzimmer eingerichtet hatte. CL- stiilnite draußen. Ein weicher West brauzte durch die Lust. Man sah aber nichts von der gewaltigen Ar beit des extlzrineL Die Straßen wa ren trocken, sauber, hellgr..u. Der eine oder andre Mensch hielt seinen Hut fest; dem flatterte der Haoelocl nach rückwärts; jenem, der mit dem Winde ging,· schlug er fest gegen die Knie beugen und Ellbogen. Um Sturm, den man ans Anzei cheu erraten mußte. Anna dachte an daheim. Da rauschte es gewiß durch die Lüste und die tahlen Wipfel im Pakt schlugen tnallend, lnirschend aneinander. Auf den braunschwarzen Koppeln zitterte die grünrötliche junge Wkntersaat, und zwischen den Feldern, in den schmalen Entwasseruuzsgraben lag noch schmutzig der letzte Schnee. Und über der kahlen Weite stand noch weiter, noch unendlicher der hellblaue Himmel, an dein die Wollen in ra sender Eile hinfegelten. » Das hatte Anna immer gern beob achtet oder vielmehr get-i gehört; denn ihr Auge war nicht sehr empfänglich, und wenn etwas zu ihr sprechen soll te, mußte es schon laute Töne ha ben. Der Sturm war ihr wie ein Mensch- der den Willen und die Kraft hat, alles um sich in Bewegung zu sehen. Herrische Macht haben und sie zu fühlen —- das war ihr von jeher als etwas Begehreiisivertes vorgekommen. Aber sie hatte nur untlare Vorstellun gen davon gehabt, wie man sich solch Begehren erfüllen könne. Kindische Prinzessinnenträume hatten sie einst start beschäftigt. Aber seit sie größer geworden war nnd klüger, sagte sie sich: Nur erst in die Welt hinaus —- dann muß man sehen, wie es ist! Als Graf Burchard he begegnete, besann sie sich keinen Augenblick, seine hand anzunehmen. Er war der erste Mann, der ihr so imponierte, daß sie voll Bewunderung zu ihm emporsch. Und in ihrem Herzen war noch eine tief verborgene Bitterkeit. Einer, der ihr zwar nicht imponlert hatte wie Gras"Burchard, der ihr aber anzie hend erschienen war wie zuvor noch kein Mensch- einer war ganz achtlos an ihr·voriibergegangen. Welche qualoolleer Zweifel hatten e damals gemartertt Zweifel an ihrer Schönheit und dem Wert und Reiz ihrer ganzen Persönlichkeit Denn es möglich war, daß ein Mann sie so ganz gleichgültig überfah.» Und noch dazu ein III-un in W denee Stesung —- ein Mann, se- se mit BW und Lächeln esse, leise cui-. gegenseits-neuen wae... I Wie iättigte es dann ihr Selbs gefühl mit Beruhigung cl- det reife und bedeutende Mann um sie wars —- einer der Ersten des Lande« — und iejne Reife» ieine Bevenlenvheit brauchte sie nicht zu drücket-« Denn et hebte sie ja. Und Anna hatte es io oft gelesen und genöti, dos eine junge Frau mit einem Dipteren M ne alles anfangen könne. was sie wolle. Noch lernen Riesens-im tin-re ne seither ern-as andres empfunden« ais ein sast volltommeneg Gliiasgeiöst Die Liebe ihres Gatten, keine ritter tiche Zärttichteiy die immer geschmeck oolt blieb, tat ihr wohl und erhob se gleichsam auf einen Thron. Da saß sie nun in Erwartung send beobachtete altes und Jtle. Es l j ja, als sähe es in der Welt un f ter, einförmigen lansiveiliger asi. als Anna sich gedacht hatte. Aber s wiß schien es mir so. Man var Dzn diesen ersten beiden Monaten ans lich viel site sich gewesen. Crß d. zehn Tage in Paris. Dann teil Wochen hier in Berlin, wo ,j Burchard sich gleich sehr eifrig reines paclamentaritchen Geschäften wid, und von einer besonderen Gesell« noch reine Rede war. Bei Do I " Anna auch erst im nächste-: «. » dargestellt weiden. - « Einmal hatte sie den Reichstagiide sucht, als Graf Buechaed eine M zuin Forstgesetz hielt, das gerade Me haadelt wurde. Er sagte ihr straff daß sie bei dieser Gelegenheit eine-« rosze« Rede von ihm hören werd-« aber es sreute ihn doch, daf, sie den ’ Zchauplatz seiner parlamentarischen Tätigkeit lennen lernen wollte. Mit ihrem Ersol konnte ste ste frieden sein: die Au mertsamteit des ’ ganzen Hauses wandte sich der saf nen Frau zu, die tn einer töstlt Pariser :;-;oilette und einem großarti gen Hut da ans der Tribiine saß uns tat, als beniertte sie nichts von hell auf sie gerichteten, bewaffneten meh, unbeivasszxuen Blicken. · Bei ihrem Besuch im herrenha e war es ähnlich gewesen. Burchar hatte ihr damals im Foyer auch diels Hrrren dargestellt. Aber das war lein Gesellschafts treib.;i. Wie sollte sie da schon Geld genhai gehabt haben, in ihrem Kreis Jntriguen zu beobachten, heimlie Romane zu wittern, von seinigen Ka valieren aus ehrfiirchtiger Fasse heiß angebetet zu werden! Das lam mm noch alles. Ganz gewith Wenn die »große Welt« ein harmlose-s Latier tranzchen wäre, wie tonnte ed denn geschehen, daß zuweilen durch die Ge selischast eine Art zitternde Erschiittes rang ging. die man sogar bis dran ßen aufs Land hinaus noch spürteI Woher denn dies Gefliister von set brocheaen Existenzeni Dies verlegene Verstummen bei diesem oder jenem Namen? Und was hatte Nadine Hammerriff nicht alles gewußt und der ungläubig issit offenecn Munde hör-enden Ursche und der unbeweglich lauschenden Anna erzählte Ehescheeduiigs-, Ents siilsrungg- und Duellgefchichien but-, zendioeisel Anna hatte dann jedesmal, besoncs der-H uni Radan Hammerrisf mors tisch niederzudriicten, gesagt, dasz feil-i che Geschichichen außertsulb ihres Zireises und Interesses jagen. Aber sit sagte es stets erst nach den Erzählun gen und oergisß von keiner ein Wort. Nächsten Winter werde ich die Welt sehen —- nijchsten Winter, dachte fis eilt Zuversicht und schaute aus die saubere Straße hinab und aus die Menschen« die gegen den Wind kämpft-« ten oder von itsin geschoben wurdeni«· Auf kein Tischchen vor dem Rat-. .nin nsar heute alles zu einein Te oorbereitet. Es war ein moderuelv Tischchen mit allerlei Etagen und Brettchen, die an ganz unniotioteries Stellen heraus-ragten Reuate hatte el geschentt und schwörmte dafür, weil einfach alles, wag man zum Füan uhrtee brauchte, zierlich und abwechs lungsvoll darauf angeordnet werden - tinnte. Herdete haßte solche Gestelle· ' die sie an einen Buchbinderiaden « niahnten, und zog einen soliden Sei-. satisch vor, alt und altniodisch, wiss sie nun einmal sei Die beiden alten Damen sollten setzt lonunen. Es gab .illerlei totges. der bevorstehenden Uedersiedeiungi nach Soinnierhagen zu besprechen. sh« scnderö auch, wer dahin zu Ostern«l eng dies Jahr sehr spät siet, eingein den werden sollte. Anna wußte ja U voraus: Wolf Und Urfula Weber d Pallau mußten zu oberst aus dck Li stehen. Burchard und seine Schwestern bildeten sich zweifellos ein, es weedgz fiir die junge Frau eine Riefensreu Z sein, die Jugendgenossen dei sich sehen. Und ihr lag so gar nichts dreis ani Aber das konnte sie nicht sag sssz Man würde es nicht verstanden beu. Anna begriff es ia selbst · recht — aber sie mochte gar nicht , ihre Jugend erinnert sein« Sie ils sich dieser Jugend ja nicht sei Bd men. Jn geordneten Verhältnissen, j alter uter Familie toar sie erwaM Die ntinien Einzelheiten der ihres Baterhauses brachten urth lische Leiden mit sich. Aber von " , s wußten met die Mchsieeh s "« Gortsetzung folgt.)