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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 14, 1918)
Lieb Vaterland. . sont-n M Insel-I Strei. Lis. ForilegungJ Sie hatte n Zelt bit zur Id fahrt Sie lie lich vom KeIrm Tinte und Feder bringen und schrieb in halti n Zeilen ein ihre minder das en lge Fräulein von rilchlng, die nun dort deliden in Silbe-Matti tn nls Former-freut lebte «Liebr Mngdol Bot langen Jahren hoben wir ais junge Mädchen einmal nochmltiags in Berlin im Dom Adton gesessen und von dem armen Robert Gellln gesprochen, dessen Iodeinachricht even aus Südweiialriin angekommen war. Inzwischen haft Du leis-en Bruder dort geheirnret. Jch aber lernte an jenem Nachmittag meinen späteren Mann kennen. Jch wollte, die Stun de märe nn mir voriidergegangen» Mir hat sie keinen Segen gebracht. Meine Ehe ist lehr unglücklich gewor-( den. Sie wird est geschieden. Mein Kind lii int. ch kehre rnit leeren händen nach Deutichland zurück Und habe nur noch den Wunsch, mich mit Anstand irgendwie durchs Leben zu schlagen. Zunächst erwartet mich in Bots dam die Pslege meiner Mutter. Sie ist sehr krank. Die Aerzte lassen über turz oder lang das Schlimmste ahnen. Solange ste uns erhalten bleibt, ist naturlich mein Plan bei ihr. Aber dann? Du hast mich vor einem Jahr in Berlin als Braut im Spaß eingela den, auch nach Siiwesi hinüberzus kommen. heut« nehm' ich Dich beim Wort. Hand ausö herz: Kannst Du nur-, dort brauchen? Aus Eurer Farmi Oder sonst irgendeine Familie dort? Jch hosse doch! Man hört doch im mer, wie sehr noch dort arbeitswillige Hände not tun. Jch schreibe Dir ganz vssen Du warst immer ein ehrlicher, grader Kerl, schon in der Zeit, wo wir alle noch dumme Mädel waren und die Köpfe voll Krimslramz hatten und uns einbildeten, man sei zum Vergnü gen auf der Welt. Du wirst mich auch jeyt nicht im Stich lassen, sondern mir gleich antworten. Das weiß ich. Es dauert sa doch ein Vierteljahr, bis ich Deinen Bries kriege· Aber ei hat ja vollaus Zeit. Schreib' mir nicht, daß ich Dir leid tue, sondern ob ich lommen kann. Geld bringe cch teinen Groschen Init, das sag’ ich gleicht Nur meinen guten Rittern Gesundheit und ein gottlob noch unverzagtes herz. Grüße unbetannterweise Deinen Mann von mir und sei im voraus bedankt und geküßt von Deiner alten Grete.« Der Bries war nach dem Postamt Windhvet adressiert und noch in Eile eingeschrieben. Der Zug hatte seine Fahrt nach Berlin wieder ausgenom men. Die höusrrreihen Kölns glit ten ooriiber. Margarete saß am offe nen Fenster. Der Abend lam her ein. Dai war nicht die weibliche schwille Lust der Seine. Er war deutscher Frühling — leichter Regen schauer —- lestes Sonnengcld im Westen —- srische Kiihlr. Und dann plötzlich die Weite: Da lag der Rhein. Mächtig ragten on seinen Ufern die Kirchen. Aus seinen Wellen lebte es von Schissen. Weithin tauchten die Schleie. Tausende von sarbigen Lichtern spiegelten sich rechts und links vom Zug in dem heiligen Strom. 19. Zu gleicher Zeit niit Margarete Federlen hatte auch der Generaldirets tor Malloney den Aölner Haupt bahnhoi betreten gehabt. Er tam nicht wie sie vom Westen her. sondern vom Norden aus England. Jn dem Ostender DiZug hatte niemand fon derlich auf den kleinen, jodiat mit Kellnern, Schaffnern und Trägern vertedrenden Herrn gelichtet Ader als er "egt, im Gedränge des Warte faald fliehend, ein Glas Bier trank, riß ein Vorübergehender plötzlich den Dut dont Kopi. Drüben am Tisch ertannte ihn ein Zweiter und ver deugte st , vorn Stulzl aufspeingentn Der Fetungsvertiiu er auf dem sahntteg stand ttramm und grüßte miltttlrtlch. Und wie der Stadlges waltige nun wieder den Zug bestieg und noch eine Stunde weit von Köln durch das Dunkel in das NuhrgedietT hineinfahr, da wuchs von Stations zu Station fein Ansehen. Die Mit reifenden mutterten ihn neugierig, Verren mit Attenrnappen unter dein Arm grüßten. Auf der tleinen Sta tion, auf der er den Wagen verließ, dienerte allei- Sein Auto wartete und führte ihn in das Reich der Kohle und des Eiieni hinein. Ja undeutlichen Umrisse-i wötdten sich die Gchlackenhiiget unter langgestreckten saheitgebituden Die Schornsteine ragten einzeln,· in Gruppen, wie pelivtttder in die Luft. Schwaches unter-i rlllyen verriet ihre Spitze, MS euchten am horizont die en, deren ril re tcharlachne » » nun au itll in Kraft um gws » Eingang hielt der alte Mike-suche und schob das Tor M sz i ' Generaldtrettor gemiitlich und tat Hut unv Stock in die nächste Ecke. OfSitten Ihnen here Ceneratvtreck AK .·n Idendt Jst here Liineinnnn noch-ten M , »Jetzt-, per-r Generaldirettort here nernann ift ia immer dorti« Der seneraldirettor Moll-m fette seinen Bogen verlassen nnd iiiei eiie m i quer iiber die schleun Inigen Ost in Lichtichein gn, der ans einrt siei Fenster gut ebenen Erde drang. hne angutlopien, trat er ein. Jnnen war ei blendend hell. Un eine-n mächtigen Tisch in einem mächtigen ist«-sum fah ein einzelner Mann. iiber ein Reißbrett gebeugt. Bleiitiitr. irtel, aufgefchlagene Lo garithrnens abellen tagen nrn ihn. Er war io in ieine Itagbahnberechs nung vertieft. daß er nicht aussah, fsnderrh in ver Meinung, den Bu renndiener per sich zu haben, zwischen feinen Zahlen murmelte: · «Krauie. . in gegen Zehn müssen Sie mir Koffer tochent Jch habe bis in vie Nacht hinein zu inni« .Wenn ich Sie nicht vnrher zu Bette schicke, mein Gutesier!« sagte der »Motiven Sie nur nicht« Litneinann, daß ich vns erft abwarte, bis Sie mir nnt den Nerven zulammentlaps pen, mit Jhrein unsinnigen Arbeiten in letzter Zeit. Es ift mir gar nicht wegen Jhnen zu tun! Aber ich brau che Sie! Sie sind nun mal der einzige von ver ganzen Blase, zu dem ich Vertrauen hab’!« Außerdem haben Sie das IaienH mit mir auszukommen!« fuhr er sort,s seinen Mantel über den nächsten Stuhl werfend. »Das glückt auch nicht jedem! Ich bin ein eiliger Kerl. ich weiß es! Ader Sie mit Jhrer ge segneteii dicken Haut. . . Herrgott« sieht der Mensch ausl. . Wenn Sie mir umsallen, Moritz dann wehe Jhs neni Dann enterb’ ich Sie! Dann snch’ ich mir einen anderen Thronsols der fiir den Betrieb hieri« »Ich werde nicht kranl,« sagte Mo rih Litnemann kurz und beinahe ver ächtlich. Er hatte «-ch erhoben. Sein Gesicht hatte bei aller Energie einen überarbeiteten Ausdruck. Der kurze Vollbart ließ es älter erscheinen, als er war. Und mehr noch der Ernst in seinen grauen Augen. Mallaneh war schon wieder beim Geschäft. »Alsv die Argentinier bei szen ani« forschte er vergnügt und rieb sich die Hände. »Den Austrag triegen wir sicher herein. haben Sie unsere Konstanti nopeler Code-Depesche noch nachgela belt betammeni« «Wegen der Balkanbahni« «Ja. Augenblicklich steigen unsere Aktien am Goldenen Horn wieder rapide: Jch denke, wir drücken die belgisch-sranzösische Gruppe ganz an die Wandl'· Malloneh lachte. »Als-v triegen wir endlich aus dem Balkan Lust! Ein Segenl Jch hab’ den ganzen Ilvhzirliis schon dick bis an den Hals. Geschieht den herren Feddersen und Anhang ganz recht. Warum lassen sie nicht mit sich re den! Jch hab' seinerzeit in Paris Deren Charles Feddersen gute Worte gegeben, wie ’nem kranken Gaul. — Ne.. . er wollte nicht! Unter uns er isi überhaupt ein Esel! Uebri gens. . . vorhin hab’ ich seine Frau gesehenl« »Spi« sagte Mvritz Liineinann, anscheinend ganz gleichgültig. »Sie saß in Köln aus dein Bahn hos und trank Kasser. Schien aus der Reise zu Muttern. Eine schöne Ferse-til Das muß ihr der Neid las en.« »haben Sie auch init ihr gespro ,,Nee! Wie tonim' ich denn da zu! Jch werde dvch nicht mit der Konkurrenz anbändelnl Außerdem bimmelte es doch gerade zu meinem Zugl« Der Generaldirettor hatte die Briese durchgesehen und nichts be sonders Wichtigeö gesunden. Er gähnte. »Ich hab’ hunger,« sagte er. «Wissen Sie was, Lünemann: Kom men Sie mit mir hinüber und lei sten Sie mir Gesellschaft zum Abend brot. Mit ihrer verfluchten Bal ltstit hat's Zeit. Und ich bin ein ar iner Strohwittwerl Frau und Lin-s der» bei den Schwiegerelternl Alsoj tot-P Malloney hatte sein Haus mitten! zwischen die Fabkiigebäude hinein sgebaun Ob er da nun in der Ba detoanne saß, ob er sich rnsierte, ob er Gäste bei sich sah -- von jedem Fenster aus konnte er jeden Augen blick den Betrieb überblicken. Das nannte er Schönheit der Lage. Nek ven waren ihm unbekannt. Höchstens daß er, wenn der Dampshnmmer be sonders in Tätigkeit trat, ein Fenster schloß. Aber sonst siihite er sich pu oettoohc in dem Lärm und Leben. Die beiden Männer hatten nur weni ge Schritte bis zu seiner Wohnung zu gehen. Er tani dort nnertvartet an. Aber er hatte has han« an den Grundsat« eit ist Gelt-M gewöhnt Ja unbegeei lich kurzer Zeit saß er mit seinem Gefährten am gedeckten Tisch und goß ein. »Trinien Sie, Litnemannt Das bringt Sie aus andere Geoantent Jch weiß nicht, seither hatten Sie so was humoristisch-s hinter den Ohren. Vns ifi Ihnen nie-e nlltnshiich ganz nddnnden geismsieuk ; »Sie wiss-i In, tunc passiert M. den Mnlleneyl Der Miierester iieß Messi nnd Dabei fis-ten und Ifchnnie Ins-end den Kopf schämt-IN ein Gegenüber nn. »Ja Wi« sagte et endlich «sie Wie ich nun ins-net iiik ’nen set niinfiigen Meni n gehalten, niiet steund und Kupetiiecheki. . . Und setnfe Sie machen ausgerechnet diese Niefendiunknheii « »Im Geschäft doch nichts« »Me· oiiiobi Da find Sie schlau wie ein nueki Sie ieifen mit die Konkurrenz so iteuhekzi ein! Aber man ist doch nach Mensch —- nichts uuv da . . . Sehen Sie «qu Lüm mannc ich half Sie doch gemacht, ios’· zufaseni Jch hab' Sie ans dem Nichts hemusgeholti Vorläufig bin ich ja noch hier der Mann on der Spidr. Immerhin: der Mensch wird älter. Jeder Kamngnul muß Mal ansichnaufem Jch brauch’ alliniihiich auch Entlastung. Drum ziehe ich mit Sie ais Nachfolger het an. . · »Ich arbeite ja auch nach Kräften um Jhr Vertrauen zu rechtfertigen, herr Malloneh!« »Ja, mein Vertrauen! Aber Ih rets scheuten Sie mir nichtl Sonst hätten Sie mir längst eingestanden, was eigentlich in aller Teufels Namen vor ’nem Vierteljahr in Sie gefahren ist, daß Sie plönlich Jhre Verlobung aufgelöst haben· . .« Es war eine Pause. Dann hub der Generaldireltor ärgerlich wieder an: »Ja — das lenn’ ich: Achselzucken und Schweigen! Sie sind ein ver stoelter Mensch, mein lieber Moriht jSie haben den richtigen Hannovers ischen Dickschiidell Aber irgend ’was imuß doch in dem gedämmert haben, xdas Sie zu dem oerbliiffenden Ent lschluß brachte. Sie fuhren doch Inoch ganz fidel mit mir nach Pa ris, tamen don dort zurück, ohne daß »’waö Besonderes in Paris passiert war. . . und dann auf einmal. . . ein »paar Tage darauf . . . ich denke, mich Iriihrt der Schlag. . .« »Ersparen Sie mir doch dies Ge spräch, Herr Generaldireltor.« »Nee, mein Lieber — die Sache hat zu viel böses Blut gemacht! Wo ich hinlomm’, werde ich jetzt noch drauf angeredet. Das Mädchen war doch weiß- Gott nicht: die erste befiel Der Alte sitzt hier zwischen Rhein und Ruhr in jedem zweiten Auf sichtsrat . . . verdient gut und gern feine dreihunderttaufend jährlich. . . Wenn er mich sieht, macht er ein Ge sicht, als hätt’ er auf ’ne Spinne ge bissen!. . .Er denkt, ich steck dahinter! So muß ich nun Jhre Sünden abbiis fzen, Liinemann!« »Was eine Notwendigkeit war, Fett Malloneh, das lann lein Unrecht ein.'« »Aber warum var es denn not wendig? Hat es denn Streit zwi schen Ihnen und Jhrer Braut gege beni« »Gar nichti« »Oder mit dem Ollen?« »Auch nicht!'« »Ob« war Ihnen die Mitgift nicht rechtf« »Die war viel zu großl« »Ja, da werd' der ziuckucl draus llugl" Der Generaldirettor Malloi ney schlug zornig mit der Faust auf den Tisch. »Mensch. . . wenn ich Sie nicht so verflucht gern hätte —- man lommt sich ja dumm vor, wenn man Jhnen die Silben aus den Zähnen reißt. . . Haben Sie mir denn wirklich nicht mehr zu fa gen. . .?« »Nein, Herr Malloneyl Jch kann nicht. Das sind Dinge, die jeder mit sich abmachen muß!« «Also lassen wir’sl . . . Aber ver bessert haben Sie Jhre Position hier am Rhein mit der Geschichte nicht. Wenn Sie ein zweites Mal wo antlopfem wundern Sie sich nicht, wenn Sie auf öußerfte Kühle stoßen!« »Es braucht ja nicht jeder zu hei raten!" sagte Moritz Liinemann Hund erhob sich zugleich mit dem an ;deren, um im Nebenzimmer eine Zi garre zu rauchen, »ich xür mein Feitl werde es wohl iiber aupt las en.« Der Generaidirettor tnipste be dächtig die Spitze von seiner Henry Clav. »Sie sind noch sung, mein Gu teri« meinte er. »Und ich bin ein alter Esel. Also hören Sie aus die Stimme der Weisheit: Man soll nichts verschwörenL . .Einmal kommt der Tag. . .« »Bei mir nicht mehrt« Moris Lünemnnn zögerte einen Augenblick. Er tvar hiasz geworden. Dann setzte er mit rauher Stimme hinzu: »Ich möchte Jhr Vertrauen nicht zuriiciweisem herr Mallonetp Jch täte Ihnen unrecht. Jch weiß, wie sparsam Sie damit sind. Sie erzählten vorhin, Sie hätten heute Madame Charies Feddersen aus dem Köiner Bahnhos gesehen. . .« »Jai« bestätigte Malldneh, ein we nig verwundert. »Nun — das war einst meine Liebe.« »Wa« . .« . »Und das ist sie noch in mei nein seien. . . Meist He diesen reichen Menschen mit vorgezogen hat. . .« Oesdwksmipo seis. .. . . nnd m wes sie isnner eint. . . Versen d' ich sesosh ich rate nicht wär Und nun reimt-« n Cte mir, Ins ich wieder hin-« user an sie schen ge , peee Jene-« rgidirettoet J- iotit de Schiestasetn ans alle A fertig eilen. satte die riechische giernng och bei uns nn topsen sostr. . .« Er reichte dein andern die Hand und ging. Ins dem Tisch harrten die Itagbnhnberechnungen und Logarith mentnseln. Er seste sich gnd ttingelte dem alten Diener: i »Nun-se «- doben Sie mir Knisee’ getochtt« s »Jawotsi, Herr Ltinecnnnnt Aber-. . · " »Na —- tvos denn .nber«?« »Der-: Liinenmnn sollten doch Ihre-Gesundheit mehr schonen! herr« Lünetnmxn überarbeiten sich ja!« Morii Liineinann hatte seinen blonden energischen Kopf schon über den Tabellen. .Lassen Sie es gut sein, Krausei« sagte et zerstreut, hall- in die Zah lenreihen vor ihm versunken. »Die Arbeit — das isi schließlich doch das jleIte, was um hat. . .« « » I «-----s ; E j Ya . Draußen aus der Straße klapper ten Hunderte von Hasen, schautelten. weiß-schwarze Fähnchen über roten« Attilas. Die Potsdamer Leibgarde husaren ritten vorüber. Ihre Trom peten bliesen den Finnischen Reiter inarsch — erst wild, dann wehmütig tlaugen die Töne. . . hallten in den leeren Zimmern wider. . . stärker als früher, da noch der alttnodische Hausrat der Generalin von Teufsern. sie erfüllt hatte. Jeht war alles aus geriiumt, die Fenster ossen, daß der Morgensonnenschein in die oerlassene Wohnung strömte. Der Boden rein gesegt. Aus ihm lasteten ein paari geschlossene Kosser. Aus dem einen. saß Margarete Feddcrsen, in tiefern1 Schmerz. Vor ihr stand ihre Schwe ster Gerträd ebenso wie sie in Trauer. Als der riegerische Lärm draußenl verweht war, erhob sich Margaretes wieder. Jhr schönes Gesicht war blaß! und schmal geworden. »Mir glückt nur noch das Begra ben, Gerttud!« sagte sie. »Nun auch unsere gute Mama!. . . Wenn ich Iol denle, den, den ich lieb gehabt hab', hab’ ich nicht gekriegt —- ich habe mei ne Eltern verloren. . . mein Kind ists tot. . . von meinem Mann lass ichs mich scheiden. . . Mir ist zumut, als hätt’ ich schon ein langes Leben hinter mir. Und dabei hab' ich noch ein paar Jahre bis zu den Dreißigs« »Nun eben, Grete!« Die lleine Hauptmannssrau, die aus ihrer schlesischen Garnison an das Sterbe lager der Mutter gelommen war, hatte rotgeränderte Augen. »Du bist doch noch so jung. . · Es wird schon alles gut werden! Du bist jeht na türlich angegtissen. Du hast Mama dies Vierteljahr so ausopsernd geis pflegt. Wir alle haben Dich bewun-s dert. Keiner hätte Dir das zugetrautj —- der Doktor sagte gestern, Du hät-; test seit Monaten teine ruhige Nachts und tagsiiber leine ruhige Stunde ge habt. . .'« »Es war ein Segen für michs« i »Aber Deine Gesundheit hast Du« dabei ruiniert, meine arme Grete!« Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil: Jch habe gesehen, daß ich noch zu etwas nützlich sein tann! Das hab’ ich gebraucht! Das Bewußtsein hat mir gefehlt. Nun wird es auch dort drüben, in Süd westasrita, mit mir gehen. . .« Die Schwester sing an zu wei nen. »Du, Grete. . . ich hab’ meinem Mann geschrieben! Er ist auch damit einverstanden! Jch fahre heute mit Dir nach hamburg!« »Das ist gar nicht nötig!«« »Doch! Jch bring’ Dich bis aufs Schiffl« »Das Schiff geht ja erst nächste Woche!« Margarete nahm vorsichtig aus ihrem Neisetäschchen einen auf dünneö, überseeisches Papier geschrie benen Brief und überslog ihn zum hundertsten Mal. »Ein Glück, daß mir Magda Gellin alles so genau ausgezeichnet hat. . . an wen ich mich zu wenden hab’, wenn ich glück lich drüben bin. . . Und wie die Ei senbahnstation im Jnnern heißt, wo ich aus dem Zug muß. . .mir ist eine Zentnerlast von der Seele gesallen,s wie ich neulich ihren Brief kriegte und las: Natürlich können wir Dich hier brauchen . . . Jch wollt’, ich wäre schon dorti« Jhre Schwester seufzte. »Spiiter, wenn die Kinder erst größer sind", sagte sie, »dann ruk-’ schen Fri und ich 'mal hinüber und besuchen ich auf Deiner Fami« »Wie komme ich denn zu ’ner» Farm, Gertrudim »Dein Scheidungsprozeß ist doch bald zu Ende. Jn ein paar Mona ten bist Du frei. . .« »Ja-« »Und dann wirst Du doch natür lich drilben wieder heiraten.« Die junge Frau wandte sich ab. :M;n Innn steh nnch sonst nttittq mache-IF tagte sie rechts Fsrtttsb — da teinntt der Bergen . Dte bereute Ort-fette rnssette her nn und achte die met innern Irnnen auf die sahn Der Zug rollte dndtn Nach etn pnnr stun den wurde der btnue Sommerstrnmet Stett-reden vorn Rauch In der Ferne nenr ein undeutthee Gewinn-et den Maßen nnd Schtotem Menschen«-; müht tn den hatten des hinnen-mer Kiestertoritsnhnhdte. tteder sent Jungfernstieg flatterten die Mitmen. In dein Daten unten, durch den Margarete und tdrr Schwester des Nachmtttngs fuhren, nrn sich den fttr nächste Woche nach Swntapmund filttgen Dumpfer anzusehen, Wes drri Wind don Ueberfee Stumm schau-s ten die betden das gewaltige Bith Das wnr tein Dosen wie andere. Es wor, ntl feI eine große Industriege gend nrn Niederrhein ftundenweit un ter Wasser geraten Mächtig ruhten die Schiffskotosse out den Werttem quolrnten dte Inbritfchlote ttnfften dte Tore des Schwtmrndocks, erhoben sich die zehnttöckigen Straßenrethen der Frethnfenintet Es roch nach Katfee und Gewürzen Eiiendnhnss züge rollten zwischen Wasser unt-I Warentchuppen, die Krone rassetten und fuchtelten rnit tausend Armen, hundert Dampfer fchossen durch dtel zerpftiigtem plötscherndem schön-s menden Wellen, unermüdlich ttang das geduldige Klopfen unzähltgrr Dämmer. das Kettchen der Maschinen, das Heulen der Sirenen über den weißen Danipswiillchen, die wie Gra natenrauch im Hafengrau schwebtens — jedes einzelne ein Mißton und alles zusammen ein Hoheslied der! Arbeit über Land und Meer. s Jn einem der Häsen halten Mar-s garete und ihre Schwester ihren; Dampfer entdeckt. Er lag noch still.s Noch lam tein Rauch aus seinen gel ben Schloten, wehte der blaue Wun-i pel nicht vom Mast. Aber auf ihm! war schon Leben. Die Krane arbei teten. Die Menschen liefen ab und zu. Ueber die Bordwand grinste das gelbbraune Gesicht eines staffernhei zers herunter. Es war dag erste Bild aus der neuen Heimat. Heimat. . . Margarete Feddersen lächelte trübe. Wo war denn noch eine Heimat fiir sie? Sie hatte Ger trud, die nachmittagssnoch zurückkeh ren wollte, um nachts bei Mann und Kindern in Schlesien zu sein, an den Bahnhof begleitet. Ein letztes Til cherflattern, der letzte Schein eines dertrauten Menschengesichts, dann fühlte sie sich, als sie sich uindrehle und die Halle verließ, zum ersten mal in ihrem Leben ganz allein — mutterseelenallein in der großen Stadt —- verlassen auf der weilen Welt. Sie ging langsam zur Lombard briicke hinunter und die Binnenalster entlang. Sie sagte sich: Du hlist’s fa gewollt! Vor der Absahrt siehst Du ja noch alle Deine Geschwister. Sie loinmen herüber-. Bis dahin ist’g besser, einsam zu sein. Auch das will gelernt sein. Und noch manches im Leben! Ein Glück, daß einen hier in Harn burg niemand stören lonnte. Sie zuckte beim Betreten des Hotels zu sammen, als sie hinter sich eine Her renstimme hörte: «Gnädige Frau!. . . Gnädige Frau!« Sie dachte sich noch: »Ach was, das ist ein Jrrtuml« und ging weiter, ohne den Kopf zu wenden. Aber es llang wieder: »Gniidige Fran. . .l . . Frau Fed dersen. . ." Nun mußte sie Halt machen. Da stand der Generaldirellor Malloney. Er lächelte erfreut und bot ihr die Hand. Wahrscheinlich ahnte er noch nichts von ihren Schicksalen. Er hielt sie einfach für die Millionärs gattin, Madame Charley Feddersen aus Paris. Sie suchte von ihm wegzulotnmen Sie legte flüchtig ihre Hand in die seine und sagte, mit der Kühle der Wendan »Oh. . »Herr Generaldirektor. . . Sie hier. . .«t« »Ja, wissen Sie, lveswegen?« » »Wie sollte ich!« »k« ,,Wegen Jhneni« Sie sah den anderen mit gro ßen Augen an. Was wollte er denn von ihr's Er war ihr doch nur ein mal im Leben, damals in Paris, im ilontor. persönlich begegnet. Er machte eine- einladende Oandbewes gung nach zwei Lehnstiihlen in der Nähe. Sonderbar: in diesem Mo ment hatte er etwas direkt Verlege nes an sich- das ihm kein Mensch zugetraut hätte. Er fühlte es auch. »Ja, das ist eine heitle Sachet« sagte er nnd setzte sich. Sie folgte seinem Beispiel. Die Leute fügten sich schließlich immer seinem Willen. »Ich hab' glattweg Angst vor Ihnen, gnädige Frau! ·Sie können mir die ausgepichtesten Leute aus’m Aus fichtsrat schicken, den hartgesotteni sten Syndilus von 'ner Bank, mei netwegen den Minister selber —- ich werde mit den Brüdern schon fer tig. Aber hier. . . das ist mir neu. . .« Er krahte sich hinten im Genick und schau-n- ven Kopi. , »Wiqu Sie, ich piu est-i Saum-( mens MItan sites-seien das If nach in sehe-n auf see nilt net-I u tenM th hat« niqt die sit Zneu ist ein setigee Unter tte ne ttetne saesieesnde in eine-n est nn Iee Ostsee is- ßch vie See hnnde Seiten-echt sagen Jet; hatte teine Lqu auch Schauen en schin en. Da war tin Bist-Hen- dee ntte nie-non. Dei handelte init Ce teeide unt-i gab den Bessern Use schitsse nuf sie Ernte und nannte seine Lade ein Znntgeschöst Da tent ich ais Stist ein nnd feste den Laden. . . nn. . . uns dann tani ich nach Bettin, und dann ging es ja vorwärts init Gottes Hil fe. . . .« Margarete fass ergeben da und dachte sich: Was hat ee nuti Eint Selnnde hatte sie sen vereiietten Ein fall: Er wies Die doch nicht eines Antrag machen? vzus seinem Fit get, aus den sie einen verstohlen-n Blick warf. glänzte ein breitet golde ner Trauring. Dei beruhigte siest fuhr sstt: »Das gehört jn nun altes nat ziether. Das tann Sie nicht inte eeen!. . . Man soll sich libeer nicht unt fremde Angelegenheiten tüminetn! Das ist auch sonst mein snverbriichiichet Grundsatz Jch has lange mit inir tiimpsen miissemtm tim, ge unserem Falle davon abzuwei e·n. . .·’ Nun hielt sie es doch an der Zeit, einzugreifen. Jrgendein Wiss-»Ums nis lag da vor. Sie sagte: »Ehe Sie fortfahren here Mast ney. . wenn es sich, wie ich see mute, um eine geschäftliche Ann" rung an meinen Mann handelt, ich vielleicht unter der Dann oektn - teln soll: es tut mir leid: Jch leben Scheidung!« (Sch1uß folgt.) «-.4q« . l Zwei stiinstlersAnrkdotem j Jn der Zeitschrift .,Kunst usd Künstler« lesen wir die folgen n Anetdoten: Der Gott und die Bi «e. George Moor-e erzählt von De « : Eines Tages begegnete ich ihm ««n der Rue de Membrqu »Jch ha « sagte er und war überrascht, al ihn fragte: Was? Große Egoi en nehmen immer stillschweigend an, daß alle Menschen an das denten, was sie beschäftigt. »Nun, den Jupiter selbstverständlich den Jupiter.« Un er nahm mich mit, ich mußte « Bild sehen; tein sehr gnter an —- gut, ja doch, ein bißchen laws weilig — ein Jupiter mit bufchigotr Brauen und einem Donnerteilmäs aer Hand Daneben hing eine sie ne Jch tannte die Birne, eine gsji tüpfelte Birne, auf sechs Zoll Lein wand gemalt Sie hing früher in Manets Atelier, sechs Zoll Lein wand an die Wand genagelt »Im IGrunde ges fällt mir die Birne besser lcls der Jupiter«, sagte ich zu Degns. EUnd Degas erwiderte: »Ich habe sie dahin gehängt, weil eine Birne, die iso gemalt ist, jeden Gott umschmeifzt.« Whiftler und Wilde Eine erdich ,tete Unterhaltung im «Punch« verur sachte folgenden Depefchenwechsel: Von Ostar Milde an MacNeill Whiftler: »Der »Punch« zu albern — wenn Sie und ich zusammen sind, sprechen wir doch über nichts ande res, als über uns felbft.'« 2. Von Whiftler an Oslar Wilde: »Aber bester Oslar Sie irren sich Wenn Sie und ich zusammen sind, sprechen wir über nichts anderes, als über mich « Der Name Medicine Hut. I Einer der merlwürdigsten Ortsnns men ist jedenfalls der obige eines snordwefk tanadischen Städtchens, das lange Zeit in amerikanischen Wetter sberichten regelmäßig erwähnt worden ist Eine indianische Stammessage fläßt den Großen Geist das Wetter für Amerika an jener Stätte brauen Doch der Ursprung des Namens ll ein anderer sein Es wird darii ex zneuerdings geschrieben: Vor langen Jahren lebte in der Nähe dieser Stätte ein Blackfook Häuptling, welcher nebst seinem Stil-Im leidenschaftlich jagte und viele »triege gegen den Stamm der Crees führte. Er trug stets einen Kopfputz von Federn, den er seinen »Medizin-Hut« nannte. Weiße witt den dafür etwa »Gliicköbkinger-Hut« gesagt haben; der Jndianer oer «ht unter Medizin alles, was sein Le en günstig beeinflußt und je na gute oder schlechte »Medizin« ist. i Eines Tages hatte der Häupt ng wieder ein hitziges Treffen ntit en Crees, genau da, wo heute das Stii t chen steht. Er und feine Leute, l che die Angreifer waren, lämp en seht tapfer und schlugen den Feind is schmähliche Flucht, —- da geschah u, daß ein heftiger Windstoß, der sitz dem Westen kam, des Häuptli magischen Kopfputz jählings a. iß nnd in den reißenden Saötatchemä - Fluß hinab schleuderte! Sofort - llor der Häuptling alles Vertrauen s sich und seine Sache; und obwo r den Sieg schon in seiner Hand , wagte er es nicht, ihn sestzuha , Isondern floh über die Ebenen nach dem Felsgebirge zu; wie üblich, sagte ihm der ganze Stamm km Und so erhielt das später hier gründete Städtchen seinen einzigesl lgen Namen. « M