Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 21, 1918, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sen niagiblatt du
Staats-Angelg« und Esset-old
ML -.-..---«- -.. ,x,,,
Der ewige Jude.
Von prkf Mäul.
l.
Jtn «Gastl)oj zinn slaiicr Rath
f der hakt an der Grenze zwischen
Bayern nnd Ocjwrkcich im Bernh-Hi
gabener Lande steht, waren an
einem sen-wen Herbstabcnd des
Jahres 1891 ungewohnan mehr
Gäste als sonst versammelt Der
neue Schellenvkrgcr Für-Mr hatte
eine Holzverjnsinornng abgehalt. i,
und nachden- imsz lcyte »Mit-steck
feinen Mann gesunden, ftärkte man
Ostch bei-n ,,ptm1d.n« Tonj an einer
frischen Leituan
)
Zu den wozu-in die weisen-nim
mend nnd iiver die lnnnnelschreicnd
teuren Holzprrije it.,inipiend um die
blankgeftlyenerlen Eichentijctze saßen,
gehörten aber n« in nur die Bei-stei
getringcslustigen
Da waren »r· manche dabei, die
von. Wildpretjchieizcn nnd der heim
lichen «Ganib-:-1c:uerei« mehr verstan
den, als- von der Handhabung der
Säxt nnd Enge, ind die mir gekom
men innrem inn jich den »tteuen
Herrn der Berg "" «.iiii)er anzusehen;
wer konnte esJ wisset-, ob es nicht
schon lehr bald notwendig war, drin
gestrengen Herrn vorsorglich ans
dem Wege zu gehen
«Ja, Herr Für-inter, Glück hast
Thal-L a schön-'s Platzerl haft der
wijchti« meinte an: Stammtiich der
Klaniperep Glenipney lenz, ein
wahrer Hiine von etwa sechzig Jah
ren, während er sich den Bierlchaum
von dem pechjchivarzen bufchigen
Schnurrdatt wischte
«Wielo Glück-« wehrte der Ge
fchmeichelte lächelnd av. »Es ist
überall gilt sein, wo man Brot zn
essen findet«
»Sei stahl-, döö wiss-i wir heilen
Maachsmal wird oan dös bissel
Brotverdiena satt-lich iauet,« entgeg
nete der erstere weder-. »Da schau
Dir zum Beiipiel den Förltner von
Königs-e au. Der håtw liess-Iet
wendig, daß »r· mit offne Anle
schlafen wia a Wildhnacs, se viel
Lildprat chütz·n lraxeln in seine
Berg ovn unmnander.«
»Na, an denen ivird’s mir wohl
auch nicht fehlen,« meinte der neue
Forstniamn und fah sein Gegenüber
mit einein Blin. an, als wollte er
jagen: Jch kenne meine Puppe-thei
mer.
»Wie i a«iagt l)ab’,« fuhr der
Klampererlcnz fort, »für ’an Wild
pratichiitz'n gibt's in Dein Revier
nix zu ichiaiz'n, denn die paar Oa
ietl und Hirsches-l brauchst ja ielm.'«
»Dann- hat qu der Herr Finst
ncr a anderes Flrettz,« fing der
,langtragige« Sin:·ncnvost'l an, »a
Kreuz was viel böser ir-, als- one
Wildiiliiitz·n ans der Welt zusammen
und z«weg’n dem iich aa der vorige
Fötitner bat verietz’n lassen«
.Und was wäre dies für ein
sitequ fragte der nene Forstbemnte
mit sichtlicher Spannung.
«Wenn Dn nii’ nit aiislachih nach
her verrat i Dies-« tagte der Lung
tkagige heiseren Tone-i nnd nahin
einen tiefen Schluck aus dein frisch
geiiillten Meißlrikp
»Ich werde niit Ernst zuhören.
denn die Same interessiert nncti,"
versprach der Hin-stei- r. «Loc-gefclioijen,
mein Liederl«
»Hast es noch nit g«höi«t, daß in
Tei«iii Revier der ennn Und inn
sei)t,« iiiig der Laniimgizie geheim
nit-voll an.
»Der Mino «;iide Tas; ich nicht
lache!" iulir der zörstek nngliinlsig
auf.
»Um was D« willst, aber main
ik’s. Frag alle «- oiiiiei-, die nin
Dich riiniiiu’ii, ob i’ noch snit den
ewig’u Juisu geielig’n linb’ii,« ver
teidigte der Sprecher feine Mittei
liiini. nnd wie uni Koinniando er
scholl es einstimmig: »Ja, wahr is's,
der ewige Jud« geht nin, wir halss
alle geielig’ii.«
»Darf ich fragen, wie er quöiieht,«
verievte der Föriter lächelnd.
»Ja, dös miii’ii wir selber nit,
dir ganze G’i(liicl)t is io nnhoamlich,
daß nit bloß inis Meiiieli’ii, sondern
ieqar den Oiin Nu d' Haar zn Berg
stehn. antwortete den Angst-raisiin
der illampeiserlenz
«Dos innß ia iiikchterlichiein,«
spottet- der Zöriler weiter.
PMB na. Possen S« nnr mii
wird-s Spetten bald vergeh n,
M s« mittn iin Wald drin auf
ietzt-l g Tetenteuchen selig n mit en
Mache-ihn und sku eiqchr das
«qrößte sugwind nit aud
«-entqeqnete der Meint-e
Iß dem heilisstcn Mie.
»So einen Blödsinn habe ich aderi
wirklich noch nicht gehört!« ries der
eWeiter sast nnwillig.,. Liebe Leute,
hattet Ihr mich, weil ich noch ein
Fremder in der Gegend bin, wirklich
für so dnnnn, daß ich an solche Arn
»inenmäcchen glauben könnte?«
s Nun war die Reihe des Beleidigti
xseins an den Bauern
« ,,,Gnat« sagte der Langikagige
Bitt’ ichö Wenn Du unk- nit
glaubst, da is die Wirtin, die g’wisz
nit ans nnserer Seit’n steht!"
»Ja, es gibt ’an erig’n Jnd'n.
J han« ’n set-n g’sel)g«n,« sagte diese,
ebne erst eine Frage abzuwarten
»So ost oaner von unserer Psarr
oben ans d«n Berg'n im Sterb’n
liegt, tnnnit der einige Jnd’. Viel
tkatsn scho geseljg’n, aber ieaner. nit
ainal dein ehemaligen Förstner seine
Hund trnn’n sich ’ran. Es is eb’n a
Li)’hoaiiniii:-, daß necnnd ergriind’n
ie.«
»Und is «J nit main-, daß nachher
elleweil a Wiidsterb«II eintrittW
setzte der zilainpererlenz niit Nach
drnct hinw.
,,Ja, auch dös is timan bestä
tigte die tsehäbige Wirtin mit unde
streitbnr gntetn Gewissen
»Nu, dann werde ich nnr mal die
sen Spnt ansehen," ereiserte sich dei
Fökster aufsiedend nnd sich znni
Weggange riistend. »Ihr sollt sehen,
dasz ich den einigen Juden znni
Sprechen zwingen werde, auf welche
fWeise das angebliche Wildstertsen
mit ilnn im Zusammenhange stel)t.«'
Sprache-, wars die Bitchse iiber die
Schulter nnd schritt, gefolgt von sei
snen Hunden, nach tnrzeIn «B’l)iit
Euch Gott alle miteinander, von
fdannen
s it.
i Es gibt niitmiter Angelegenheiten
saus der Weit, die in aller Munde
ssnid und tropem irgend eine Men
sschenseele nicht im geringsten tiiins
Intern.
. So verhielt es sich auch mit dem
ewigen Juden der Gemeinde Schel
lenbera.
Nicht etwa, dasz sich die Bauern
mit dein neuen Jorster einen Spaß
erlaubt hätten, o nein. »Die Sache
hatte,« wie man zu sagen pflegt,
i»ihre Richtigkeit«, aber niemand
iconnte sich darüber Auskunft neben,
Linie sie tnit der Wirtiichteit zusam
s menhnm.
s Nur eine Seele Xa ganz Schellen
ibrrg zerbrach sich iiber diesen Spuk
»nirlit den stopf, dies ionr der Gra
;srntonerl, ein Mann, ohne den die
sVevöliernng des kleinen Marstsleki
’kens und die Bauern oben ans den
Morgen seit vierzig Jahren nimmer
shiitten fertig werden können.
J Der kleine, spindeidiirre, weiß-«
shaarige Alte, der sein runzliaegs Ge
ssieht stets init iinszerster Sorgfalt
Liatt rasiert trug, verlörperte seit
vier Jahrzehnte-J die Lust und das
sLeid dieses weltrntlegenen Gebirg-S
flecteiis. Seinen Namen hatte der
Grasentonerl daher-, nieil er in sei
nen jungen Jahren einmal bei ei
iiiein Grasen Mannnerocener gewe
sen Als sein Herr gestorben war,
widmete sich der anstellige Tonerl
völlig dein Wohle seiner Heimat. Er
war «Progrador«, d. h. Hochzeit-«
bitter nnd Voranschreiter bei der
kirchlichen Trauung, Leichenbitter
nnd Böigetreter beim Organisten in
der Psarriirche Kein zweiter hätte
sdieie wichtigen siemter mit solcher
Würde verwaltet, wie der Grasen
tanerl. Sein bar·tlose5 Gesicht ver
mochte bei den Hochzeiten die höchste
Freude, bei Beerdignngen den größ
ten Schmerz nnd in der Kirche die
tiefste Andacht i .--.—;ndriicten, Tugen
den, die nin so bisher zu preisen
)waren, weil sie ani jedermann an
zsierkend wirkten. Wenn der Grasen
snnerl bei Hochzeiten lachte, war's
innizt ander-I- inöaiiit), aasz sich die
Wüste voin ernsten Hochzeitsvater
bi-: zum »rein-gen Eanbnben« den
Bauch hielten, nnd weint aus des
Grasentonerlis bleicher Wange eine
grrsze Träne stand, dann erzeugte
sie aus den Gesichtern der Leidtrasi
genden Träne-Wärme
Der Grafentonerl war seiner Ge
meinde aber noch viel inein. Er war
Leichenwöscher nnd liobelte in sei
nen Mußestnnden anch die letzten
Häuser siir seine ,,Gevattern« und
»Grvatterinnen«, »Vettern« nnd
«Basen«« zusammen, denn anders
wurde er, der seit Menschengedenten
Freud nnd Leid mit ihnen teilte,
von Alt nnd Jung nicht genannt.
Da Hochzeiteih Todesfälle nnd
Kirchendtenst nicht seine ganze Kraft
’iieansprnchten, und er auch viele
Sätge nicht ins voraus zu machen
braucht-, weit bei den irrt-gesunden
Schellenbergern »ein großer Sterb«
so gut wie ausgeschlossen war, nnd-«
mete der Grasentonert die zarten
W seines Herzens anch noch
lden-c edlen Geschlecht der isunde, in-«
dem er ihnen die Ohren und den
Schwanz stnhte, »der sie jeher, eine
Tätigkeit, die thut die gefchtvofene
Todfeindschnft sämtlicher Nöter desi
Landes elnbmchte, welche das Ver
lguügen hatten, jemals unt ihm in
Verjährung zu kommen
l Daß bei derartige-In ernsten Stre
»l!en der Grafentonetl nicht Zeit hat
ste, sich unt der Geschichte des ewigen
Juden zu befassen, kann mir jeder
iLeser aufs- ort glauben, um so
licht-, als der gute Lllte gezwungen
sent-, täglich noch einige Stunden
tlllornlpredigten neu seiner besseren
iHälfte anzuhören.
Za, die Grafentnnerllies hielt sich
für das ungliickluhste Weil- anf der
Welt.
Vor siininudvieezia Jahren hatte
sie den Tonerl gehetmtet, »weil er
Hier so viel schön inac,« aber das
sit-at- eine tenre Errungenschaft
i Da die Grafeutoneillies die
Schönheit ihreJ Tenerls völlig ent
lehrte, wai sie ans ihn eiseesiiihtig
nne eine benaalisehe Tigeriii. Sie
Virsolgte ihn aus Schritt nnd Tritt,
lsei Hachzeiten nnd Leichenseierlicly
leiten war sie wie der Schatten hin
ter ilnu her, und da der Tonerl ein
Tansendsassa war, dein«—:- bei den
hübschen Vase-i nnd Gevatterinnen
——- natürlich in allen Ehren —- aus
ein paar Vnsserlu nicht ankam, so
iunrde sein ehelicher Himmel nie
neiteufrei·
Als der gute Grasentonerl mit
der Zeit merklich an seinen Reizen
euibiißte, muszte seine eiseksiichtige
tskscittiin die schon aufzuatmen be
ganin zn ihrem Entsetzen bemerken
dasz der Biedermann seine Liebe ei
ner anderen Flamme zuzuwenden
begann. nämlich dein Eusiam einer
Leidenschaft, die er anfänglich streng
geheim hielt, die sieh aber mit der
Zeit, ivie jede stille Liebe, dennoch
publit machte-, weil der brave To
netl »ha1t alleiveil a bissel b’suffa
ivar«.
Dieser lehteu, treuesien Neigung
bei-dankte der Allemeltstanerl da
her das immer-währende Vergnügen,
die stark tempereuzlerisihen Varie
snngen seiner Gemahlin mit anhö
ren zn diirsen, die nicht selten·von
iu lebhaften Gestitulationeu beglei
tet wareu, dasz deren Spuren noch
tagelang an den treuen Lingen des
tkjnten sichtbar waren.
Liebe macht jedoch erfinderisch,
uiid so hatte auch Tonerl mit der
Zeit einen Trick herausgefunden
der ihm fiir einige Zeit den frohen
Genuß seligen Alleinseins mit ihr
—- der treuen Enzianslasehe garnns
tierte. Dai- tuaren die Tage, an de
nen er, den Sake auf dein krummen
Buckel, hinaufschritt in die Berge,
mn dort oben irgend einen feiner
lieben Freunde-, die er aus dem Le
’lsen«ksnseg begleitet hatte, zur ewigen
Ruhe in dass schnuntlose hölzerne
Hausk- .,n betten.
Jn den letzten Jahren hatte man
sieh sieitich geivundeit, dafz der sonst
so Piintttiche Tonerl seht fast immer
ein und einen halben Tag brauchte,
um den ztveis bio dreistiindigeu Weg
vom Marltfleeten herauf zum Trau
erhause zurückzulegen, aber man
hielt es seinem hohen Alter zu
Gute, um so mehr, ais er sich selbst
damit entschuldigte-, daß er «halt
gar so viel rasten muasz Dies war
erklärlich und bei der allgemeinen
Aufregung, die ein Tote-: in einer
Familie verursacht, dachte auch nie
mand daran, den Alten zu fragen,
tvo er denn eigentlich gekostet hätte.
lll.
Drei Wochen waren vergangen,
und der nene Försler saß eines
Abends behaglich in seiner OStnbe
nnd spielte mit den Hunden, die er
von seinem Vorgänger gelanst, als
der tllanipererlenz mit nngestiiiner
Faust an den Fensterralnnen pochte
,,Recht schön gnat·n Abend wiinsch i,
Herr Förstner,« jagte er, als jener
geöffnet. »Du, i will Dir was sa
gn’, der ewige Jud« geht l)ent’ um
inc lsteisertvald ol)’n.«
»Der ewige Jiide?«
»Ja. Haft a Schneid, nachher
lnnni missi. 's Anfclsang’n loft’l
Dich n’i1:,« versetzte der Riese spöt
tisch lächelnd.
»Auf der Stelle nmch’ ich mich
ans den Weg,«l erklärte der Forst
lseanne nnd griff nach den spinde
nagelten Bergschnl)en. »Warte ein
wenig, ich lonnne gleich inlt.«
,,Mit mir-'r«
»Nun ja Ich dachte, Du wolltest
cnir den Weg zeigen?«
»Na, Brander-heer Llabec Först«
net-, da bist g·stinnnt. Eh« i nit ban
Herr Pfarrer bei-isten gangä bin,
zehedesn bringst mi nit auffi. Glaubst
idem-, i will mit Haut und Haar in
»in-sue schwamm Sünden in die
Höll fnln«·n«.-« Ter Ftlanwererlenz
streckte abwelnend beide Hände vor
sich- als wollte er nnt der äußersten
Entschiekenljeit diese schreckliche Zu
nmttkng von sich weisen.
»Dann bleib zn Hause. Du Ha
fenljetz!« ljölntte der Förfler. »Ich
werde-ff tneinen Wen schon allein
finde-L Erzählen we1«d’ ichs aber
den Leuten, wie es mit Eurem
Mut bestellt ift,« schloß er, mile
rend er Rtulsml nnd Vilchse unt
(nng. »Nein, ich hätte etwa-ji an
deres von Tir ernmt«tet."
.«Ekzäl)l"·3, wenn Tn kannst. er
ziil)l’s!« gab det- StlampererlenzW
eint-»F ruf Tit-, spin- die zeu
gel, Finnnt ans Tich zut·i«tck."
»Das werden mit- schon seh-um«
meinte der Förstee nnd schlug die
Hat-Kiste zi dann schritt er, be
gleitet von lu Hunden, die Stra
ße Inn-steh an seiner Seite der
silantpererlrsiiz, der alle-Z ansbot,
nur-dem Förster dass Versprechen
abzuktelnnein nicht ans den ewigen
Jud-Hi zu schießen.
»Da-Z werde ich schon sehen.«er«
wide-te der inntige Spnfahner
Wen er sich int Guten ergibt,
dannF soll ihm nichts- geschehen,
sonst; aber werde ich ihn mittels ei
ner Dotilaejelten Fingel non seixier
ewing Wanderichast besi«eien.«'
Am Ende der Straße, wo sich
der Weis des- Försieriji nach dein
Weilff hinaus abzweigte, trennten
sie s . »Der Filanibereelenz ging
nachEsnllich seinem Heim zu. Sollte
dieses Försier tatsächlich den Mut
besitzen, sich in einen Kinnps mit
diesem innlnsiniliclnsn Spuke einzu
lassen-. den biss- serzt noch jedermann
vermßsden hatte? Unmöglich! Er
wirdsiebenso nnverrichteter Sache
zur-Meinen wie die anderen, die
schogvor ihm ausgezogen und an
gesichs desi- schauerlichen Anblick-H
einen " weilen Rinlzng als dassbess
sere eil erwähltem Anders-J dach
t-: unser Förfter.
Fäs- ihn gaka ans dieser schönen
Gott-Zweit keine anderen Spukge
stalßix wie die Wilddiebe und
Schmugglen nnd diesen traute er
sich Wien Mann zu stelleik Nach
etwa zweisliindigeni Marsch liatte er
den Wald erreicht, und bediichtig
näherte er sich der Stelle, sie ihm
von dem Filainpererlens als diese
nige bezeichnet wurde, wo er den
Sara gesehen haben wollte. Nich
tig, da war er. Unter einer ho
lten Fichte lag er ans dem Boden,
das Sireuz war ilnn zu Häupten in
die Erde eingerammt, und oben
über dein Querbalken liing eine
lleine Laterne-, die ein inelancholis
scheiJ Licht iiber das Ganze verbrei
trie.
,.Tt!aln·l)aitig seltsam. sein« selt
soni."« innrnielte der Finstern »Jur
wahr ein Hinblick. der surchtsanic
aber-gläubige isieiniiter in Linnftnnd
Erstiegen bringen lann· Na, wir
wollen inal sehen, was-: dass isi.««
Er löste die Hunde von der
Jagdleine, lichte sie ans die Stelle
— feiner aber gehorchte. Mit al
len Zeichen der Furcht krochen sie
mit eingezogenein Schwanz bei
Seite, nnd weder Sitnneichelworte
roch Drohungen vermochten sie
zum Vorgehen zu bewegen.
»Die Biester scheinen diesen ewi
gen Juden zu ten-sein« dachte der
Fürsten und überlegte, was nun
zu tnn sei: dann nahm er das
litt-wein- in Anschlag nnd zielte ans
das Holzireuz « ein Blitz und ein
Knall —- eiJ stiirzie vorwärts aus
den Sarg nieder, oline die Laterne
zu zeririinunerin die im Falle in
dass weiche Moos geschleudert wur
de.
Nun nun-de ais-) dein Same sper
nan ein lantest Vrnnnnen laut, der
Deckel tout-de bei Seite geschleudert
nnd niit den Worten: »Juki-n nnd
noclnnnl — sogar in der Toten
trnc1)’n drinna mnnsz i von meiner
ksllfn trannm, saß Eis mir wieder UT
ctskilibaserl an Schädel q’schmiss’n
ln1t,« entstieq der tszrafcntonerldeni
letzten Hause irgend eines Sterbli
kfjen und rieb sich die verschwom
Inenen Angen.
Mit ein paar Sprüngen war der
Förster an der Stelle, an welcher
der vermeinttiche einige Jnde zins
erstanden.
«Vein1 Tonnennetter.« rief er
isni an, «Tonerl, Du verstnchter
net-L wie tonnnst Du in den Sarg
hinein? Das hast Dn schon öfter-Z
gemacht nnd die Leute in Angst
nnd Schrecken versehtl« «
»Jessas, der Herr Fürstin-W
qlnckste der tlebermschte. »Wia i
da eina tin-m? Ja, schonen S
u bissel nnsg’kast hab i mi halt, a
»oui« Röuscherl hab’ i g’habt, nnd«
bös wollt i mir erst ansschlas'n,
kh' i zum Gererhos mit der Trnch’n
anssi kinnn.« Der Förster konnte
; — —
Mkrwildettrngaustntr i
Lsuute nnd Kam-n werden oft wieder
zu Raubtieren.
Unsere vierbeintgen Hausgenossen
Hund nnd Katze stummen vcn Raub
tieren ab, und daß in Diesen völlig
zahm gewordenen Haustieren die
Elianbtierinstinlle ihrer Ahnen sehr
leicht wieder nuflebem ist ein: Tat
sache, die erst in jüngster Zeitmehp
fach festgestellt worden ist. Verwil
dene Hunde findet man in ganzen
Rudetm oft lnsJ zu fünfzehn Stud,
hauptsächlich in den ungnriichen und
Indrussifchen Lilcppem »Sie sind dem
Wilde und den Herden nicht weniger
gefährlich als Wölfe, mit denen sie
sich häufig paten. Ja den tleinrn
Dörfern nnd Gehösten der endlosen
Steppen kümmert sich der Bauer so
gut wie gar nicht um seinen diewei
nigen Wachter und läßt ihn ungehin
dert überall umhersireisen. Hat der
Hund dann erst einigemal ein Stück
Wild zu Tode geheszt und das warme
Blut seine- Opfer-s geschmeckt, so
kehrt er immer settner zu seinem
Herrn zur-Zitt, schließt sich bald, mit
anderen Llrtgenossen zu tttudetn zu
sammen und wird in kurzem zum
Schrecken der ganzen Gegend. Die
Blutgier, Wktoheit und Ltngrifsstust
derartiger Hunde soll sogar noch geti
ßer sein als die der Wölfe. So wur
de der ungarische Magnat Baron v.
Szegziints in dein strengen Winter
1908 bei der Rückkehr von der Jagd
in der Dunlelheit von einem Rudel
angefallen, von dem er sich nur durch
schleunigeg Erllettern einer Buche
retten tonnte. Die Schüsse aus die
Vesiien gingen bei dem unsicheren
Licht sämtlich seht, hatten aber doch
den Erfolg, daß zwei Waldhiiter zu
seiner Hilfe herveieilten und mit ihren
Büchsen vier.von den Angreifern zur
Sirerle brachten. Von den getöteten
Tieren waren zwei Bastarde von’
Hund nnd Wolf, die- beiden anderen
vertvilderte Hunde.
Daß auch Hanscatzen sehr leicht zu
gefährliche-n Raub-Zeug werden siöns
nen; berichtet ein turlrindischer, in der
Mihe von Schatoty begüteter Land
edelmann, der seine zu diesem Thema
gesammelten Erfahrungen folgender
maßen schildert: »Auf seinem Gute
hielt ich stets zur Abwehr der Mäuse
und titattenplage mehrere Katzen. Un
ter diesen befand sich auch ein Pär
chen, das mit einer bei Katzen sonst
nicht üblichen Treue aneinander hing,
aus einem Napse fraß und meist auch
gemeinsam die Mänsejagd ans den
stornboden betrieb. Die beiden Tiere
insi dieser Eritarnng nicht andrer
als-— laut auslachen·
»Tanei«l,« sagte or dann, ,,fag
mir nur das- (·ii!e, nnc wnnnt das-,
das; Tich tin-int- Hnnde fürchten?
Eies waren tun leiuen Preis- ans
den Bat-a lassgcsziangenk
»Da-Z mitl i ichon glaubn« ent
gegnete dot· Gestankes tsfiisig lä
nkolnd »Zum-In 3«, Herr For
stist«, die siirchl’n ins halt, tut-il i
ihna d’ Helminth-»in absichtlian
hat-, nnd so mai- sall sitt-lich nich
tna:t.«
»Nun nt nur anei- tlat-,« nieuite
der Finster. »Toneel, TunerL was
tverden die Leute sagen, wenn sie
hören, nIie Tu Iie Juni Besten ge
halten hast«-«
»D· Leut?« fuhr der Alte er
sclxeoelen uns. »Herr Fürsten IEie
Ieerd’u un denqerst nit verrat’n'.-«
»Ich ninß den Leuten den Man
lien an den einigen Juden nelnneu,«
versetzte der Fenster bestinnnt
Eine Weile san Lunert naclIs
deutlich um« sich hin, dann alter
luntte er den Sara anf, natnu dass
Strenz und die Laterne und hat
in IlelIentlniIeut Tone: »Den »in-»
ster, wenn Sie-X selmu Iaa n niiins- I
I’n, liiaen CI a tnsIeL das i:"- siirI
an Fötster ja ten Schattd’, nnd;
sann S, i tIiitt Ini cui-J Qiali zuI
die Toten einigte-un i wollt die
TrnclI’n nnswäriua, duniit i’ in der
Ewiateit di«enut’u nit It·ie1’n. B’lIiit
Jhnn Gott nnd bleib«n S g’I·uud!«i
ttotssschiittelnd tiennte sich dett
Jäger von dein schlauen Greisean
:terl, und at er, den IualnenSachH
Ierhalt atmend »ugnniten Tonerls
unten in Silusttenbem wirklich im.
angedeuteten Sinne lea, da schlu
aen die von dem einigen Juden be
freiten Eitnuohues vor Staunen
die Hände über dein Kopf zitsamsI
nceu. «Jessa«.i, Jenas-, der quatel
brave Touerl! So Liabe bat er
zn seineni Mit-neunten Tausend
Jahr soll er alt werde-II«
Diesen Gefallen tat ihnen alter«
Toneel nicht« er legte sich ein Jahr
draus wirklich in den Sarg, nku
utcht wieder aufzustehen
t
i
I
waren grau gefärbt und der Kater
ein selten träftiges, schönes Exemplar
seiner Gattung. Zu meinem Bedau
ern stellte ich eines Tag s jedoch fest,
daß die beiden Katzen ihre Jagdlei
denschaft nicht nur durch Bei-tilgen
von- Mäusen und Ratten zu bestie
digen suchten, sondern ihre Streif
züge auch aus die Felder und die zu
meinem Besitz gehörenden weiten,
znm Teil undurchdringlichen Forsten
ausdehnun, wobei sie dann oft wo
chenlnng von Hause sernblieben.
Nachdem ich verschiedentlich beobach
tet hatte, wie ihnen bei diesen Strei
fereien Junghasen und junge Fass
nen zum Opfer gefallen waren, woll
te ich die gefährlichen Räuber beseiti
gen nnd verständigte meinen Fötstet,
daß er sie bei Gelegenheit erschießen
sollte. Auf dein Gutshefe hatte das
Kutscnpnnr sich nämlich in letzter Zeit
-..-I-.- L71-I-.
Ins-Je- nque- UUUUI dunste- vulks FU
geg meldete mir dann der Jagdhlis
ter, daß er die Tiere im Felde ange
troffen nnd eines von ihnen durch
eine Schrotladnng traut geschossen
habe. Von dem Augenblick an wa
ren die Ftntzen spurlos verschwunden.
Erst im folgenden Winter fanden wir
bei Neuschnee in einer Waldlichtung
ihre deutlich nusgeprägte Fährtr. Die
iTiere waren nebeneinander gehend
iliber die Blöße gewechselt, und aus
den Spuren war deutlich zu erken
nen, das-, eines von ihnen den linken
Hinterlanf etwas nnchschleppen ließ
-— srnglozi die Folgen des damaligen
Schrotschusses. Wir gaben uns die
größte Mühe, die für den Wildbestand
rechts unangenehmen Gäste auszuspü
ren, mußten aber bald von der weite
ren Verfolgung abstehen, da die
Tiere sich in eine auch site unsere«
Hunde völlig unzugängliche dichtbes
tunchsene Schlucht zurückgezcgen bat
ten. Auch wiederholtes Pirschen in
den nächsten Wochen brachte uns let
nen Erfolg ein. Das Räubers-nor
schien gemerkt zu haben, daß ihm
nachgestellt wurde, und war anschei
nend in ein fremdes Revier überge
wechselt.
Wieder vergingen Monate. Dann
erzählte mir gelegentlich ein Guts
nnchbar, daß seine Fasanenbestiinde
in letzter Zeit viel durch Wild unen,
die sonst in unserer Gegend taum
noch vorkommen, zu leiden hätten.
Zoiort fielen mir die beiden Aug
reiszer ein. Um ihrem schädlichen
Treiben ein Ende zu machen, verab
redeten wir mit einigen andere Be
tnnnten von den umliegenden Git
tern eine große Treibjagd. Aber
trotzdem wir gegen zweihundert Trei
ber und nchtundzwanzig Schützen auf
gebracht hatten und die Waldpnrzels
len, in denen dnH Kntzenpanr zumeist
bemerkt werden nun-, mit aller Sorg
falt alt-gesucht wurden, erreichten wir
nichts-.
Erst in dein überaus strengen
Winter 1909 fanden einige meiner
Arbeiter in einein Tvrfbruch ein Reh
Dag von Raubzeug angefresfen war.
Die n«il;ere Besichtignng ergab, daß
zweifellos die verwitterten Kahen
ais vix-h angesprungen und niederge
rissen hatten. Denn aus seinem
kliiiclen bemerkten wir deutlich tiefe
litallenspuren, nnd die viel-le zeigte
Btßcuiinden, die von Fischstn over
Wölfen nicht herrühren konnten.
Wie schnell Haustiere vollständig
verivildern nnd nicht nur die Ge
wvi·nl;citcn ihrer wilden Stammvets
tern wieder annehmen, sondern auch
die Farbe ihres Pelzes wech eln und
in ihrer ganzen Bauart triift er wer
ven, sahen wir deutlich an diesen
vier statzen, von denen das mir ent
xvidxene Pärchen ungefähr dreieinhalb
sichre lang in der Freiheit sich selbst
ais-erlassen gewesen war. Ihr vorher
.in einigen Stellen ganz hellgranes
Fell war vollständig dutilel, ja fast
idnva i nnd sehr dicht und langbein
ria gez-vordem nnd dieselbe Färbung
zeigten auch ihre äußerst kräftig
eittividclten Nachtömmlingr. Die
matten bei den Haustatzen sonst nn
detsitiari. tvaren mehr abgestumpft,
vaiiir aiser breiter und länger gewor
den. Die Tiere hatten auch —- wohl
vag- Ilienierlenstverteste — bereits den
typischen scharfen Raubtietgetuch ih
rer wild lebenden Verwandten ange
nommen-« «
W
— il in schrie b e n. Filiisnt Onni
Vermittler-: Sie sagten doch, die
Dann-, mit der ich mich verleihen
werde-, hlittc Mondes-J Haar, ich hol-e
bei der Baritctlnna aber denn-rit
dafz dass Haar ani· nicht blond ist«
Vermittler-: O, das wird ithotn
es iit inn- nach nicht ganz fertiat
—- Ein OptimisLs Nessan
gesagt, dein Freund Mgilten der
könnte nii-.- anr nicht gefalle-il
V.: lind schau. fo einen« treuen
Freund, nsiil den, hatte ich schon
lange niclrtl Der tonnnt immer
wieder inn- zn inir —- niixh nnpnnii
pen! ’