Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 14, 1918, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntagsblatt de
Staats Angelger- und Merold
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Orts-, IMM- r..Dmn-stag, den-I
Rath zehn cJahren.
No volle vss R. c
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Seil einer Stunde schon lag sie
wach.
Nur ein wenig hatte sie nach dem
Sonnenstrahl geblinzelt, der sich
durch die Borbäiige stahl, an dein
schlank geineiszelten Arm, der sich
unter die schweren, dunklen Flechteii
geschoben hatte, fliiriaushuschte und
nun ans dein schonen, blasseii Aut
lte init den langen, geseiitteii Augen«
ninitiern haften geblieben war Fast
erschrocken hatte sie die Augen gleich
wieder ziisedriult Dann wurde das
Gesicht still, regungslos —- iiiid sent
sitzt liebte es unt den geschioeiiteu
reteu Mund loie ein Lächeln, das
icch nicht recht lieiooriiiagt und das
in seiner iiiiterdrinlten Erregung
lind Seligkeit den ganzen Menschen
trzitteru macht. Es iiiar ihr so wohl,
so unendlich niotiL Nur nicht sehen,
nur nicht in die Sonne blicken —
dacp hieße-: die Triiuiue töten.
Träume —'e isatte sie denn ge
tiiiunii? War eis- deini nicht Wahr
·lii-it«i.- Za, sa nnd tausend-nat sa, ei
iuar Wahrheit Sie lebte iiud liatte
ej erlebtl lind ioiirde es weiter er
leben —
Gaiiz still lag sie. Nur in den
Llngenivinteln ziielte es leise, nnd
iiiu die Lippen zitterte ein Lächeln,
ein srageiide5. sehne-idee» ergreifen
dess Lächeln, das die Geschichte vieler
Jahre darg- llnd ans einmal dachte
siis ihr ganz-»ei- Lelietl Hut-titl
Sie sal) sich als kllliidaxrin Jung
sit isu, die einzige Tochter eines rei
iiseii Manne-, der sein großes Ver
iuegisu durch Haiiserslieliilationeii er
tisortseii, halte sie eine Jugend tier
li«l«t, iiiie ioenige iliieisgleicheir Was
siis inollte, geschah. Jede Laune,
leiiiii iiiicsgesiirorliein wurde ettiillt.
Der Vater, aus ariiien streiten
liauiineiid, niar stolz Laraiii, sein
ltxeiiiod iin Glanz-e seines Reichtums
ziigeii zu können Für sie war ihm
leiii Leser zii gross Jlir wollte er
init seinem hart erworbenen Gelde
eine Stellung in der Gesellschast
siiasjeii, die ilnn selber insolae sei
iieJ geringen Bildnugcgradee ver
feile-lieu geblieben risar. Sie sollte
einst einin Namen heiratem einen
Titel Tarin sich er da-; Gliiil seine-«
siiiideo nnd auch das seine
lliid sie Heila? Sie liess es sich
atsallen, veryatschelt zu werden, es
iiachte ilir Freude, einen streie bon
Vliibeterii unt sich zu set)eii, mit de
nen sie schalten und walten konnte
iuie niit den Millionen ihre-Z Vater-J
llrsliir die Liebe lac- sie iii Noiuunen
und lachte darum-n Sie ioac der
lleberzeiigiiiig, dass eine Handvoll
Scheels auch in der Liebe dac- beste
Zesaui ,iisine dich bildete lliid die
Lcheite standen ilir zur Verfügung
Weschalb sich also sreiivillig all den
lächerlichen kleinen Qualen hingeben
useiin sich die Ehe uin so vieles be
aiieiner erreichen ließ Sie tonsite,
das- sie dereinst repräsentiert-n wür
de« nnd das war dem jungen Mad
azen die Oauotiache
Ein einziges Mal waren ihre
Grundsätze ins Wanken gekommen.
Ein junger Architekt, der viel mit
ihre-n Vater geschiistlirh verkehrte
und den der alte, sirupellose Van
ibeiulnnt einsac- protegieren meint-,
unt die sinnst des iuittellosen, aber
hoch tnlentierten tilnsiingers grünes
lich ans-nutzen zu können, hatte sei
ueu Besuch gemacht und war zn den
osseuen Abenden nnd den hiinsig cic
rixnnierten kleinen Zeitlichieiten zu
gezogen wol-deu. Zuerst behandeln
ilni Heiles wie die anderen Heere-n
oder sie versuchte es doch. lIlber bald
uurde sie zu ihrer Verwunderung
geweht-, dass in diesem umneniosen,
armen Teufel eiu gut Teil Männ
lichieit mehr steckte als in ihren
sämtlichen Zinnenr- und Knrmnchetn
znwucnengeuommeu. Diese Beob
achtung zu machen, war ihr nicht
unlieb, aber es iirgerte sie im bbchs
sten Grade- als sie bemerkte, das
siai der junge Atel nicht im gering
sten um ihre herrischen Latinen zu
tinnnieru schien, oder sein Gesichts
nnsdrnck allein sie einsach als llnars
ten bezeichnete Sie nahm sich des
halb vor, den Menschen völlig tints
lu« en zu lassen, und tat dies so
a lich, dass si bei jedem dreisten
Mwih das ie in die Unter-heil
tnnq wars, qeimn beobachtet«-, wel
chku Eindruck es aus Akel hervor
biiichie Ohne daß sie es selbst wollte,
MM W «linii lieqeulassen« eine
M au, die an direktem Interesse
MÆ III wünschen übrig liess und
M M und nach einem sür sie
WITH-n seiii M
--——f
Dem tiugeu Auge des jungen Ar
chilelten war das alles nicht entgan
gen. Er hatte von Anfang an das
schöne Weib in ihr bewundert —
als Künstler, wie er glaubte-· Aber
mit der Zeit hatte sich so viel rein
menschliches diesem Gefühl beige
mischt, daß es seiner ganzen Willens
trast bedurste, um seine Männlithlett
zu wahren, uni sich nicht auch wider
staudolos an ihren Triuntphlaeren
spanueu zu lassen nnd un Heer ihrer
Sklaven einer mehr zu sein. Denn
der Gedanke lacn ihm im Ernst
nicht bei, daß ihm, dem Oergelausei
neu, eines Tages der gelditoize Brot
herr nni den Hals fallen würde.
Dazu hatte er die ehrgeizigen Pläne
des Alten zu sehr durchschant
Mochte nun das gegenseitige Zu
rückhailen zwischen ihm und HellJ
dek Grund sun. weih-c es Jene d
lraft und Schönheit der beiden
Menschen sein, die trotzdem nachein
ander verlangten — es lag etwas
in der Luft, weuu sie zusannneus
itkasem etwas Uneklliirliche—.-.
Und Mel siihlte es nur zu sehr.
Es leistete ihm Aiistrenginigeii, in
ihrer Gegenwart ruhig zu erscheinen,
sie nicht init seinen gliiheiiden Blit
ten zu iiinsangen, nicht ans sie los
znstiirzeii und ihr zu sagen: Wes
halb sind wir solche Nat-reist Wir
lieben uns. Wir gehören zusammen.
wie Schönheit und Jugendtrast zu-«
saniinengehört haben seit Oliibegiiin.;
—- tslber dann siel ihm das Ende;
ein, wie es- unbedingt toininen wär-;
de, das niederschtnetternde klägliches
Ende. llnd er spiirte, wie ihm vors
Scham das Blut zu tlopse stieg, das-I
er den Gesannacl ans der Zunge ziis
haben meinte. ist« redete sich ein. daß;
ess- vielleicht nicht ganz ehrenhast ge
handelt sei in seiner tat-gen Stellung
nnd seinen tleiiieii Verhaltnisseii, ein
Wesen aii sich heranzuziehen, dass zu;
einein Leben grossen Stils erzogen;
sei. Ebensowenig ehrenhast, die Mit-(
tel ven ihrem Vater zu erzwtiigeirp
um ihr dies Leben weiter zu eriniigi
lichen nnd in aller Ruhe selbst daran
ieilziiiiehiiien. Nein, nein; dazu
glaubte er zu stark an sich selbst nnd
an die Ziitiinst seiner ernsten Dir-J
beit.
Er hatte mittags ein Villett von
Oella erhalten, worin sie ihn hat«
ihr den Nachmittag zu eiiserih uth
die Aiiisschiiiuisung des Salt-its ausj
zuordnen, da zinti Abend ein grbszesi
teo Zeit stattfinden solle. Mit dein
seiteii Vorsatz, aii diesem Tage zuni?
letztenmal das Hans zu bettete-M
das-s sein siir ihn so nötige-J Gleichge
wicht ins Schwanken gebracht hatte,
iear er gleich nach Tisch hingegan
gen. Man wies ihn in den Sold-n
wo er Hella sand. Sie stand unter
starben abgeschnittener Rosen uiid
bluheiider Guirlaudein Einen Ma
ineiit blieb er aus der Schwelle ste
heit, gebannt, bezaiibert. — Dann
lsiß er sich aus die Lippen, griiszte
ties iiiid trat aus sie zii. Ganz ge
saiiistsinäsiig behandelt-e er die Frage
des Arrangement-T stieg ans die
Trittleitee nnd begann die Ans
schniiiainig llnd doch hatte sie gese
hen, welch iniichtigen Eindruck sie
aus diese starke, iniinnliche, jugend
srische Natur gemacht hatte, und sie
selbst konnte sich von demselben Ge
siihl nicht losmachen. Wie ein Frost
schaiier durchlies es den schönen
Körper, und dann packte sie plötzlich
ein wilder Durst, ein tolles Sehnen.
Sie reichte ihin einen Zweig Rosen
heraus, den er erfaßte und den sie
trotzdem sesthiell. lleberrascht blickte
er sie an. Dann wurde er totenbleich,
und seine Pupille vergrökerte sich.
Da liesi sie den Raps iiia aus die
slsiiist siiilen nnd hielt den Zweig
iiech iininet sest.
,»L)elia!« l
Or stand neben ihr und per-site
ihren Stops an den seinen. Und nun
nsari sie ihni siih die Arme unt den
Huld nnd tiiszte ihnt die Angest, die
Lippen — —
,.Dn, dn willst nnsin Weil- mer
dene Die Frau eines rinnen Ten-l
selth Weißt du auch, was- das-i
tnisth Welche stiitnpie dn nnt bei-;
nun Vater zn bestehen hoben konst?
Wirst dn die Krait haben?«
Sie nickte heftig erregt.
»Ich schwöre es dir. «
Und nnn hielt er sie vor sich hin
und sah sie in all ihrer Jugend und
Schönheit, unt- sein Oerz schwellte
nnd sein Künstler-tunc schwelqte im
Besih des wunderbaren Weibes.
»Ich schvöre es dir, ich werde die
Mast haben.«
Heute noch wollte Iie mit ihrem
Vater sprechen. Sie zog es vor, ihn
erst ans seinen Besuch vorzubereiten.
- Sie bat ihn, deshalb erst metqu zu
kommen
cr küßte sie und war alles zufrie
den. kcstvae seineeriieLiebesss
Arn anderen Morgen erhielt ei
jniit der zriihiiost einen Brief ihres
jVaierF der ihni schrieb: Er wolle
’iiicht nach einein Ausdruck suchen sur
das Verhalten eines Mannes, der
Haus der jugendlichen Verirrung ei
iies jungen Mädchens Kapital zu
schlagen verstünde Ueberdies halie er
seiner Tochter kategorisch erklärt,
dasz sie petuniiir nichts von ihni zu
hoisen hobe, ioeiin sie seinem Willen
zuwider handele. Sie hohe dciiiii im
Pause der Uiiterrediiiig selbst einge
sehen, dnsz sie ans das- geioohnte Ue
lien nicht verzichten loiiue, und, uiii
einer Wiederholung ihrer Torheit
vorzubeugen, aiii Abend dein denno
gerichtsrnt von WerdersVrarkburg
Hihi soweit Segel-ens
Axel griss unch der Tngeszeitung
Sein erster Blick siel aus die grosse
Berloliiuigcsaiizeige So eilig hatte
sie es gehabt, der Wiederholung ih
rer Torheit vorzubeugen — s-—.
Die Tränmerin wars sich unruhig·
mnher. Ihre Brust ging ans und
nieder. Sie sah den alten, hageren
Landgerichtsrat ihren Gatten,
durchlebte noch einmal zehn endlose
Jahre an der Seite deiZ ewig kräut
lichen Mannes- zehn Jahre voll
Glanz nach außen, aber voll trost
loser Dürre nach innen· Zuerst hatte
sie sich dank der tausend neuen
Pflichten der Hausfrau dariiber hin
weggesetzt, aber nachher, als die
Reichen ihrer Stellung, des Titels
nnd Namens vorüber war, als sie
langsam berspiirte, dasz sie einen
Selbsnnord an ihrer Jugend und
Schönheit veriibt hatte, da war es
an ihr Herz herangekrochen geteilt
nien ,da hatte sie wieder den rasen
den Durst, das tolle Sehnen nicht
bannen zu können gelanbt, wie da
malsI — damali- — «-'-. Sie war
eine reiche, arme Frau. Eine Fran,
der die Grnndoediugnngen versagt
waren, um Weib zu sein: die Liebe.
Dann war der Gatte gestorben.
Ein Jahr war’·L- her. Da stiirzte sie
sich wieder in den Studei der Feste,
mn dar- zu suchen, um wass- sie sich
nnd die Bliitezeit betrogen hatte, ei
nen Mann, dein sie ihre grosze Wei
besliebe hingeben könnte-, das Ge
siihl des Glückes-» das sich nieht erklu·
geln läßt. lind gestern, ans dem
glanzenden Filinstlerballe ,hatte sie
jenen Mann wiedergesehen, an den
si-- Tag siir Tag ihrer Ehe gedacht,
mit dein sie hundertsaeh die Ehe ge·
brachen hatte in ihrem Herzen, der
allein siir sie die Liliiinulichleit bedeu
tete.
»Arell«
Als wären sie stets die besten
Freunde der Welt gewesen, ums-te
er sich zu ihr sehen, ihr erzählen,
its-as er getrieben and was er erreicht
hatte. lind sie hörte mit einem selt
samen Stolz, dasz er sein Ziel er
stritten habe, dasz er ein bedentender
Mann geworden sei. Tasz er ihr ge
gcnnber eine gewisse Zuructhattung
an den Tag legte, lieniertte sie nicht
eder wollte es nicht bemerken. Sie
wollte ihn toiederl)abeii, sie mußte
ihn auss nene gewinnen. lind sie er
zählte von dein grauen Ehe-leben,
das sie gesiihrt, von ihrer einsamen
Witwenschast ,uud die Wangen glüh
ten ihr wie im Fieber, nnd eine
Blutwelle siirbte ihr den schlanke-i
schönen Nacken.
Er begleitete sie höflich an ihren
Wagen. Aber sie zwang ihn, sie bis
zi: ihrem Hause zu begleiten. lind
sie plauderte weiter nnd weiter, als
hätte sie Angst, er tbnne sich verab
schiedenx und dein Mann vor ihr
wurde ed kalt und heiß. Er umso
die Augen schließen, um sie nicht sz
schen.
,,Axi.«l," slllslkkle sit-. Dck Tsuglsn
iniljertc sich dein Haus«-. Da machte
ei eine Binnegnng -·- er iasstc ihn-n
Arm « da lagen ihre Lippen ans
den seinen. »Du ninth vergeben.
Axt-l; AxIsL dn Innszil«
Er nnlte, tottmnrig.
Sie aber sonchzns nnd saszie seinen
seops Init den Händen »An-L Akt-il
sich habe nnr innner an dich gedacht
llnd morgen, morgen lonnnst dni«
Er sah sie an, er sali, wie schön
sie schien in der Glut der Liebe, er
vergaß alles und liiszie sie --— —
Den-an dachte die Tciiiimerin, nnd
ihr Atem ging ties nnd sie lächelte.
Dann snhr sie empor und griss
nach der Fllingei. Die Bose erschien.
s »Wald els Uhr, gnädigsie Fran.'«
s Sie liess sich ankleiden nnd be
’tmchteie sich unverwandt im Spie
gel. Wie sung sie geblieben war, wie
schönl Sie bemerkte es erst heute seit
langem wieder. So weiß und ro
sig —-. Sie seufzte und lächelte »s.
Ja, sung wollte sie sein« denn sie
war sa auch noch jung
Zwölf Uhr. Nimm war sie fertig.
Sie srlibstlickte hastig und ging in
den Satori, da die Fensteedprt nach
der Straße siihriew Jeden Ingen
« Nachts am Wollen
Von J. E. Poeitkltp
Aleander Pognlsebow gefällt da-:
Leben länger nicht .....
Es ist Herbst, die Tage sind sc
grau Wozu lebt inan eigentlicle
Er hat sich in der Fineipe bei
Griselsla Sgolornb ein bißchen ange
trunleir Nicht etwa nni sich Miit zu
machen; nein, Mnt hat er genugl
Nur ntn seinen statt-r zn verschniers
zert
Es ist Nacht. nnd er steht bes
reits eine Stunde grübelnd nni Was—
sek, ans dein dass Illsondlicht glitzert,
das die Wellen in flüssige-J Gold ver
wandelt
Tas Wasser ist breit nnd tief nnd
nirgends-« ein !!li’eiisrl).
Wenn innn —- ———«ck
Ach, es ist a tvjitllich langweilig
Jeden Morgen nni süns·lll)r ausste
hen nnd — nni siins Lapi-ten tin
Zalsrgeld zn sparen — eine Stunde
zn Fuß in das Geschäft gehen, wo
insii als Oansdiencr angestellt ist;
dort von sechs bis sieben Uhr die
süns ichweren Jaloiisien lsotlszielsem
den Laden aiiskssegeiu all das wird
einein, wenn inan es bereits zehn
Jahre lang täglich zemacht hat, ein
mal über. Heute ist sein zehnsiilsris
ges Dienstjnbiläinn stehn Jahre
bat er dort gedient —- genan uolle
zehn Jahre-. —- Llhtn liat ilnn ehren
lsalber Geld gegeben nnd Instit-rein
und er hnt viel getaucht und ein biß
chen getrunken. Zehn Jnlkre .....
schrecklich ..... zelsn Jalsre sind in
Nichts vergangen . . -
Und dass Wasser ist lsreti nnd
tief ........
Zioor ist er- iioch nicht das Aller
schlimmste- diese Stunde von iechsJ
bis sieden. Aber wenn im acht llhr
die Herren Ftomiiiis ankommen nnd
mit ihren Splittereien beginnen,
wenn der eine z. B. sagt: »Na, Pe
iiittfedem Ihr Hinten ist ja schon
wieder ein Stint geniachseiis nach
stens werden niie Schiiileii daran-i
machen,« dann hat nian ioirtlich die
Nase voll von diesem Leben Hat er
denn keine Seele-? Jst er nicht ansJ
demselben Teig, mie iene aeiiiarl)l«.
O, ioie sind sie allesamt schlecht . . ..
Aber auch das geht noch an. CI
ist immerhin noch tein Grniid sich
das Leben zii nehiiieii. lliid tanii
Poiinlseboiu nienn iniin ihii fragt:
»Wie geht es Jhueii?« iinch nicht ge
rade antworten: ,.Gliiiizeiid!«, so hin
er doch iiiiinertiin noch die illiiiiiliichi
zn sogen: »Seid —- liila.«
lind dac- Wosser spricht etwa-:- ..
Ader niin liritte ihn der Teniel rie
ritteii iiiid ihm auch noch eine ziiin
ansaehalst, nnd dass ist nor nicht zinii
Aug-holten. Eine Fron, hatte er an
fangs gedacht, das sei etioasss ans-er
ordeiitlich Angenehmes und Liebe-—
iind es lohne sich iiiahi«l)aftig, sich dac
eetseii lang iim sie zu schinden. Liliei
auch das ivnrde langweilig; es- nim
eliensalls iiiinier ein nnd dasselbe
lliid nin dnszs schlugen sich die Men
llict mußte er toiiinieii. Walirliaiti,i,
sie zitterte wie ein junge-J Llciidchesi
nnd niar doch schon eine Fran, eine
innge Witwe von einigen dreißig
Jahren Ob er ihr dass auch angese
hen hatte? Sichek nichts Ei· sah in
ihr noch die Hella von ehedeiii
Der Zeiger riirtte not-. Sie ioiirde
ungeduldig. Schon eni Uhr. Dann
zioei Uhr Die ijoie taiii nnd erinn
digte sich, toann die nnädige Frau
dass Diiier tsesehlin Sie schickte sie
cis-ne Antwort hinan-J. Sie habe et
iuass itopsschiiiisrii. Als es gegen drei
Uhr ging, sprang sie ans. Sie hörte
Tritte ini Vorziniiiier Ader es ioar
itiik der Bediente-. Dann presst-.- sie
ten Kopf an die Zeiisterscheibe uiid
starrte ans die Straße. Eine furcht
ltake Unruhe partie sie· Der Ge
dante durchzuckte sie: er toinnit nicht.
Sie tani sich ptöhlich so einsam, so
verlassen und ungillckllch vor «
troh ihrer Jugend nnd Schönheit
Und besaß sie beides. überhaupt
iiorhf Oder niar es die Liebe»die ihr
beide-s auf kurze Zeit geliehen
hatte — --f
Es diinunerte. Sie trat an den
Spiegel und fah ein fal)les, schmerz
entstellies Gesicht niit tiefliegenden
Angen. Und Plötzlich wußte sie mit
Veitiinnnbeii, daß er nicht kommen
würde, weil er in ihr die Helle von
ehedein noch fah und der »Wie-demo
lnng der Torheiten« vorbeugen woll
te. Mit einein Schrei wan sie sich in
ein Pptster Die Liebe war vorüber,
auf ewig fiir fie. Es war alles ans.
Sie fühlte-, daß sie alt geworden
Mk. s- t
schen tot. Halse-, Narreul Wie
drin-i waren sie Eine inerls
iniirdige Sache. so eine Frau. Wenn
inan sie ein bißchen streichelte nnd ihr
einen Kuß gab, aha, gleich tan ein
Kind, und es gab Geschrei nnd Sor
gen. llnd los wurde niau sie auch
nicht mehr-. Die Gerichte wollten nicht
begreifen, dasz man hundert Jahre
lang unmöglich ein und dasselbe
Weib aus dem Buckel hernnitragen
konnte Man hatte vier Kinder in
die Welt gesetzt, nnd genun. Konnte
der Staat sich iiber Aleander Pognls
seboiv beklagen? Genuß nicht. llnd
das Weib? Sie wallte Mutter sein
llnd die heilige Schrift befahl auch
id. Gut, nun war sle doch Mutter.
Was wollte sie noch? Sagte tnan
ihr aber, wie znni Beispiel heute
innige-u »Geh endlich znni Teiisel,
du Ziegel«, dann Inars sie einein
zum Dank nach eine Viirste an den
siehs. Nichts« aiidei«e5," als- eine
Biiste. Geschirr wars sie nie, die
Schlaue; das konnte zerbrechen; aber
eine Biirsle blieb ganz. llnd dann
selziinhste sie und inan sollte ihr noch
eine Sninnie herausbezahlem dasiir,
daß sie die Gnade hatte, zu schimp
fen. . · .
Ja, kalt ist es anch. Auch das
Vier in der slneipe ist schlecht gewer
den. Friiher hatte es den Leib er-»
tisiirtnt wie Art-at ,nnd seht, als- ob
inan sliissigesd Eis tränke .. .. Eine
teniische Geschichte niit dein Viel-. . . . H
Wenn uian etwa-J mehr traut, als
aeniöhnlich erinnerte inan sich an die
ganze Vergangenheit llnd ans
den Straßen ging eci sich, als ob
nian sich ans einein schnmnlenden
Zchiss bisiinde Blieb nian dann ain
l!ieliinder decs Flusse-I stehen nnd
siltante hinab, dann belani nian
islelzlich eine se grosze Lini, sich hin
nnterzuiliirzeir Aber innsz nian denn
hinalnschanew dllkan lann doch ausl.
hinanssclunieir . . ,!
Dei Himmel
Fiir wen ist der eigentlich aisicliais
feu? Wenn man daiji inn· iniisztek
ziir Pisisiilielsniu nicht Jn der Ge
iitiiistsstiichiy wo ei- den ganzen Tag
nisten nei«paett, ist zu seinen Daumen
ein schinntziger Plaitmd, on weichem
dri« verräncheiste Flalt alsblattei·t,
aber von einein Himmel ist nicht-:- zn
seh-en. Zu Hause lmt ei· niilil ein
mal einen Plasond Da ist eint
schiefe, blanaestriilusne Wand, an du«
es nicht« Warum-Eiter gab, al-:- Na
sci
Llch driilien die Zilsiile....’18cts
Tritte Seite, l7. Januar ist«-l
chen Sinn hatle es eigentlich, daß er
in der Schule wart Dort hatte man
ihn schreiben gelehrt. Wozu denn?
Jst er denn Minister geworden? Ver
langt innn von ilnn, dnsz er seinen
Namen täglich unter zweihundert
wichtige Scheislstiicke setzef Tie
Oanptsache ist doch, eine Kiste ver
nageln zu können p. . . Und Minin
und Posachrsti haben Moglan gekels
tet. Was ging ihn das un? fliein
Mensch fragte ihn darnach. lieber
hanpt Minin! Welch ein tomischer
Name Mi—ini -·ni-— bi
Das Wasser beede« nnd gurgel«
leise. «
Schmutze Wolken sagen unter dem
Mond vorüber; sie eilen einem sek:
nen Ziele zu, um dort mit Feinden
zusaninienznstoßen nnd innrtend zu
Donnern nnd briiisstin zu briillcn nnd
Blitze hernbznschlendern
Ah, wenn man dort oben reiten
könnte Dann iniikde der ganze Fluß
aus«-sehen, wie ein Streisitien Eierqu
teuer Tinte.
kIlber ietzt wird das-, Wasser ans
geeegt nnd lsunarig ..... Schließlich
tnnissduch das Wasser auch Hunger
haben. Wer tennt anI Wasser so
gennnk
Also .....
Ja, nlver tun-«- will dieser?
»Ei- ist hübsch hier.«
,,;u, ganz nell.«
»Nichts ist eH innmi liiilsfcb am
Wallet.«
»O ia.«
»Da-« heile nmnchinul auch nicht«
»Nun ju, ganz gewiß. Nicht im
mer«
»Ein-as weiter oben. hinter jener
Brücke dort, habe ich einmal einen
Menschen gerettei.«
»So, lo."
»Gut lolle Geschichte loose-. Man
hat mit die Reflungsmcdqille ge
schenkt.«
»Sol«
Und der Fremde erzählte eine selt
same, lange Episode, die sich in dem
selben Wnsser abgespiell, an dem sie
eben stehen; aber Alexander Pogul
jebow hört nicht zu. Er hat plötzlich
einen unhennlichenstng, ins Was
ler zerspringen. Er fühlte sichs-I
sicher, seit jener neben llsn stehl. Es
i ihm dabei lustig zu Mute, wie
euem jungen Glut-einem der einen
ausgelassenen Streich im Schilde
führt. Er ärgert sich iiber den Kerl,
der die Rettungsnndaille hat, und
möchte ihn gerne lächerlich machen
gvgletch steht er mit philosophischer-i
nmor siir allen iridischen Dingen,
belschelt sein Dasein mit Würde und
sreut sich, daß er nun ein Ende ma
chen wird. Das Bier hat doch gut
getan. Dabei überlegt er, daß jener
ihm nachspringen wird. Aber o
guljebow wird sich nicht retten las en.
Wozu? Um in zehn weiteren Jah
ren wieder die Jalousien hochzuzies
heit? Er wird seiten im Wasser pat
leir — die Muskeln Poguljebows sind
nicht aus Kleister — und ihm links
tund rechts eine Ohrfeige herunter
hauen, daß es nur so lnallen wird.
Das Leben gehört ihm, und er kann
damit machen, was ihm beliebt. Noch
vor einer Weile war alles so lang
weilig, aber das Herz war noch nicht
recht damit einverstanden, das Leben
schon wegzutversen, und es hämmerte
traurig. ilnd setzt! O himmli
scher Vater-, wie langweilig ist das
Leben, so langweilig wie ein Wiß,
dessen saule Pointe man erst im sieb
zigsten Jahre erfahren soll; man
maß lachen darüber.
Der Mensch ist mit seiner Ge
schichte immer noch nicht zu Ende.
Ach, was soll das alles..·.
Und Poguljebow plumvst ins Was
ser und zertliistet es mit seinem Kör
per. Es entsteht eine werszmnrans
dete Oessnung, einem Haisischrachen
ahnlich, die gleich wieder zuschnappt.
Der Fremde mit der Rettungsmes
daille stutzt, wie ein Stier vor einem
Spiegel, und schaut hinab in die sitt
steren Wasser, die sich über Vogt-lie
dotngeschlossen haben. Dann reißt
er sich Init einem jähen Ruck Rock nnd
Weste vom Leide nnd springt hinun
irr. Pognljebows Stops taucht anf
ixnd er prustet, wie einer, dem das
Bad große Freude macht. Der
Fremde zieht wie ein Frosch die
Beine an und stößt sie nach hinten
ans-» Er schnellt aus Poguliebow zu
tnd packt ihn erst an den Haaren,
rann am Ungemach Und dann
verschwinden beide.
Die Wollen geben das Mondlicht
wieder stei, das sich aus Straßen
nnd Häuser nnd in das plätschernde
Wasser ergießt, mn alles in mildes
Gold zn tauchen.
Jn diesem Augenblicke heben sich
slitßiiitstvärts zwei ätöpse aus dem
Wasser-, die sich einer schmalen Stein-—
treppe nähern, an welcher ein Ret
tnngslahn liegt.
Poanliebow rusl: »Du Schafs
laps!«
lind der andere: «’.l?ashorn!«
Es llatscht nnd llingt tvie eine
Manlschellc zwar ldnnteeg auch mög
lich sein, das-, einer mit der slachen
Hand das Wasser schlng...
Der Fremde schiebt Poguljebotv
vor sich her, die schmale Treppe hin
aus« nnd an der obersten Stufe wirst
jener diesen gleichsam wie einen Ball
ans das Trottoir. Dann geht der
Fremde zurück, um seine abgeworfe
nen blleidnngssliicke zn holen, und
tlloauljebotv trabt hinter ihm het,
im Gehan seine Mitsleln Priisend.
Plötzlich wirst Alexander Pognlje
botv seinen Retter zu Boden nnd be
ginnt, ihn nach allen Regeln der
Sinnst durchzublänen Dabei lacht er
den Fremden so gutmütig an, als ob
es sich darnin handelte, Brüderschast
mit ihm zn trinlen. Der andere
wehrt sich nnd teilt eine Anzahl Pijsse
ang; aber seine Schläge sind nicht so
unbarmherzig tvie diejenigen Pognls
ielsotvg, denn der Retter lann sich von
seinem Staunen noch nicht erholen.
« »Aber erlanbe doch! Warum prü
aelst dn mich detsn, du Vieh?« fragt
s.r. »Ich hab dir doch das Leben ge
rettet.«
»Hul- rcy dich denn gebeten?" unt
iooklet Pognljelsokv. »Und außerdem
ist mir sehr kalt. Von dieser Bewe
gung aber wird mit lvurnl.«
«Schnlznmnn!« rnfl der Fremde
,,2chntzmann!«
»Wo wilist du in dieser Gegend
ietzt einen Schutznnmn finden? Du
bist wohl nicht von hier, ernnvcheM
Ach, bemüh dich nichl!«
llnd Poguljebow heischt den armen
Fremden niit der Reitungsmedaille
noch eine gute Weile durch. Dann
oerschnaufl et nnd sagt treuherzig:
,,Genu«3. Jch bin schon sehr warm
geworden.«
»Vekeiickler.« ächzt der Fremde;
aber er muß dennoch lachen und sagt:
Allerdings-, nun ist rnir ebenfalls
wurm, dn Teufelklerl!«
Und Poguljebolv, niichicrn und
heiter geworden, reibl sich die Hände
und meint: »Ach, es hol doch gut ge
tan. Nu- kornni ein Glas Tee kin
ten. heut ist mein aniliimnilng,
mußt du wissen.« « ·