Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 14, 1918, Sonntagsblatt, Image 10

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    N Proz-per w
IT
Bot M. Roda Rot-m
W
Man wünschte allgemein, Pro-;
sper möchte nicht seinem Vater gleiss
then s- nnd hatte allen Grund, es:
zn wünschet-. Denn der Vater hat-:
te sich gegen Prospers Manto wirk-;
lich schlecht benommen. Man war
Ja auch sehr gegen die Heil-at geis
wesen. ssder wenn et- sich Inn eis
nen Künstler handelt sind die
Mädchen blind und taub
Maine hatte Prosnerchens Papi
aeheiratet nnd war tnit ihin gleich
nach Madrid gefahren, weil Pro
iperB Papa da für einen Berliner
Bankier einen Velasqnez topierte.
Dann waren sie ein halt-es Jahr in
Wien, nnd als das Bübchen geho
ren wurde, hatte der Maler eben
das Bild des Jnsanten Prosper
fertig, des jüngsten Sohnes Phi
lipps IV. lind Papa sand —- o
seltsames Natnripietl — daß der
Kleine dein Bildnis gleiche. Gut
daß Papa nicht zufällig Don Bal
thnsar vorhatte —- das hatte Pro
spers Nantenshiirde arg erschwert.
MI- Prosper noch im Tragtleid
steckte, kehrte Mutter tnit ihm heiin
zn Großmaina Denn Papa —
Papa war init einer anderen non
Wien abgereist —, so als geb » tei
ne Maian nnd keinen Prospekt
Prosperchen lernte in Großmu
ntas Keinem Villengarten lanien
Manto verließ das Kind nur ein«
inal ans ein paar Tage-: iin näch
sten Frühjahr-, als-Papa zn Paris
im Sterben lag.
Preis-er sollte also seinem Papa
durchaus nicht gleichen. Er war
aber nach sehr klein nnd wußte von
nichts nnd ritt ans Onkel Einils
Spazier-stock einen Galopp iilIek den
mittleren Weg. Das Pserdchea
sprang gehorsain und eifrig linke
hernin — inan mußte die Gelegen
heit ansnntzem wo nmn Onkel
Einils striictenitoct init der hjids
schen List-ersten Nase zur Verfügung
hatte. Montag Sonnenschirin war
lang nicht so handlich, er inkeizte
sich mit allen Rippentnöpsen in den
Büschel-. »Man how-P riet Pro
sperle, schlug aus sein Pserdchen ein
nnd sagte vorbei an den Verwand—
ten, die unter den Atazien saßen.
Tante Lanra zog ihren Spitzen
volant enger an sich, ansi- Anast vor
den trappelnden Bubensiißchem nnd
lächelte das Tantenliicheln »Ich
würde den Jnngrn doch nicht so
wild ipielen lassen, liebe Edith Er
erhitzt sich. lind wenn er hinfällt,
derbe-sit er Emils Silbergriis Der
Stock ist ein liebes Andenken siic
sitts, wir haben ihn ans der Hoch-—
zeitsreise gekauft-«
.,Prosperlel« rief Mai-m dir-Iet
lieh, ;Proiperle! Uomtn her, gib
Dutelchen seinen Stock wiedert«
Prosper liei weiter-.
»Prosper! Hof doch! Konnn
zumut
»Gehorsam Ist der Junqx sucht '
jagte Tantc Saum nnd seichte lu
timnuert
Da eilte Manto ihrem Prospekte
nach nnd lrIegte ilnt nki seinem
weiße-I Mud zu fassen. .,Gits Lu
M den Stock zurück, san ,,«Luutt!«
und spfel tntt dtsItIcIIt :'l.ick·:1m.,;tsn!'
»Wil! nicht!« tränke Proftscr und
streicheln sein«-In Pferd den du«-usi
Einst-thust
»Prospcrte. sei imng
Er wollte aber durchaus nicht
nnd als Manna cis mit der Gewalt
versuchte da wurde er Inohukap
stmnpße ordentlich mit dem kynsz
auf und leqte lmn chI Veto Iin zu
Im den unlsnemlnsrztgis-I Rom-.
Mmtm nnsttc die Kinderfmn ru
fen, und Projtser wurde ins- Hatt-is
gebracht
Taufe anm schüttelte den Kopf
nnd sagte wel)It-ütig: »Mit dem
Jungen wirst du noch schniter
Mjntph Men, Edith «
»Ah-. Prospekte ist ein gutes
Kind, " mein-u- Großmme
»Gewiß. Immerhin, liebe Ma
Iua,«« meinte die Schwiegektochten
»dann-einst wird Ist-im gm tun. i«
der Es jehuug darauf hinzuwirken,
daß daß das Eckhause-schi
Mui III das Uclsemewicht be
»Amt«-;
In sie Wonng von Prospekte
Maiut schoß eine heiße Wut-.
»Mein Jud-sey sagte-, tie, »Mit-N
Mag the-kniete Jan-ist«
»Gut-bit dnk Ruh mir schien
der bsuch M is gar
nicht - assteiniich. Die sind be
Hacke-oft über iich seine —- sasl
sind die Stredepseiler. ans denenj
III ein niinliches Menschenleben aus
nt.«
Tante Lanra nieste nnd putzte
noch immer an dein Silber-griff
bei-um« nni die lesten Spuren von
Prosperchens obstbeschmierten »in
gern zn entfernen.
Am Abend, als Prosperchen
schon im Bettchen lag nnd schlies, da
stand Martia lang vor dein Royalt
ter nnd sah den Schläser forschend
iingstlich sorschend an.
Da war etwas, was an den
Mann erinnerte-, dein er nicht til
lich werden durfte. Ta war nun-na
bar ein Zug von ilnn in der drei-.
ten, ein wenig iantiaen Stirne nnd
um die Augen bei-nnd
Von nnn an verloren Mann
und Großindan ihre freundliche
Sicherheit nnd beobachtete-i Pro
sperle in allen seinen Ledenisauße
rnngen. Sie verloren das Maß
siir seine kleine Listen nnd Unge
diiidigleilen nnd qnalten sich av nnt
der Angst vor seiner sitt-anst. Pro
sperlc sollte feine Kameraden na
den, sie würden ihn Schliinnies led
ren. Er durfte auch nicht allein
spielen, denn seine Phantasie konn
te ans Adinegen genev. , Prosperö
«-Seele sollte iinnnr ossen daliegen,
Lein aufgeschlagenes Buch, worin sie
alle lslättern konnten —- Manni,
" («-lrosznianm, Lnlel Einst nnd Tante
Hanni.
Prosper war ein gutes Kind nnd
gewöhnt-.- sich daran, immer milden
Großen beisnnnnen zu iein nnd still
ans seinem Plan zn sitzen.
llnd seine Rede war Nein und
Ja, wenn man ihn fragte-.
Langsain tserlilathe das Gespenst,
das Maina io lang genarrt hatte.
Prosper war wirklich ein Harten
stein.
[ Jn der vierten Gymnasialllassg
errang er ein Vorzugszetigiiis. Er
war der Liebling des Lateililehrers,
nnd der Professor siir Mathematik
hatte ihin nach der Priisnng die
lHand gereicht. Er war Bibliothe
; lar gewesen, nnd der Herr Direktor
Thatte ihn iiir seine Ordnungs-liebe
»noch besonders lieloht
i »Na also, was will nmn meler
isagte Onkel Bernhard, Mai-tas- äl
tester Bruder-. »Der Junge ist
mächtig in die Loh geschossen, seit
sich ihn nicht gesehin hibe siitr eit
menia diinn ist er "
»O, er erholt sich ichon wieder in
den Ferienk
Lnlcl Bernhard iagte nicht-J
mehr —- er nun-, un Gegensatz zn
seinem Bruder-, its-at-spröchig. -
Nin anderen Tage toars Onkel
Bernhard so ganz beiläufig hin:
«Edith, deinen Prostierle nehme ich
s siik die Ferien mit auf-Z- Land Was,
kJnngiH dn tonnnt dacht-«
i »Wie meinst Tut-« fragt Man-a
i-— so erstaunt, als hätte Onkel
Bernhard eine Expeditioa nach dem
Siidpol vorgeschlagen.
»Ich sage, daß ich ntir Prosper
inal ans zwei Monate von dir bor
Igen witt. Jch bin sein Tanspate,
. nnd ich hab« ihn ielten.«
Mania sind in ihrer Bestiirznng
gar nicht das Wort der Gegenrede
Sie siiitte den Tag damit, des Inn
qen Kaiser zu paaem nnd gab ihm
noch viell- Berhalmngsmaszregeln
mit. Er sollte sich nicht erhitzen,
nnd halte ers getan, fein kaltes
Wasser trinken: er sollte ihr täglich
ichreiliriu artig gegen Lnlel Bern
haids Hans-dann sein leine Tanie
qahkö tin-nicht) nnd lallte ja nicht
ani Vämne til-item
Jin fehlen Augenblick, als schon
der Wagen vor dein Gittertiirchen
hielt, stellte Manna an Prosper noch
das Litisinneih doch lieber daheim zu
bleiben. Lnlel Bernhard lachte sie
ans nnd überholt den Jnngeneinee
Antwort
»Ich hält-«- nicht zugegeben,'
sagte dastehen Tante Zaum Und
Einil meinte: »Bertihard ist nicht
der Mann- dem ich ein Kind im
vesrtraue· Er versteht nicht-s von
Erziehnngk
MW
·
»Du-m won, sum-tun tmvi tyr
nur das nnccs nicht iriilnsr gejagt?«
»Liebe Edith,« rief das Ehepaar
mir Ein-is isincni Mund, »wir mischen
nnH grundsätzlich nicht in deine An
nrlcgisnijrimi.«
Schon nach drei Tagen kam ein
Brief von Prospekte Ein artige-s
nettes Briefchen, das Luft-l Bern
haisds Heini beschrieb.
Prosprr hanc ein Zimmer fiit
sich s-- nebenan schlief Tann- Wend
lcin, dic Onnsdanm Zum Früh
itiiet got-B Brot nnd Punkt-, Milch
Ooniq nnd LbsL Znni Mittages
icn vier Speifuk Ums set war im
nnsr lehr hungrig, nnd -«nnthends
lcin immn das nmelje die iriichv
Luft. Tor nusißc Reiz-ig, Pisa-nd
möge aber nicht erschrocken, häm
hinnsn Gmsiicsäc gekriegt Onkel
Bernhard iirizc schön ist-sitzen. On
Icl Bernhard hat vicics Pferde, Och
sen, Mit-c -— tciis zun- Ziehen,
teils znin Melken-. -
Manns antwortete sogleich und
lchkiein Man Dir rle etwa Sehn
LInst-i nach Hause ··tte, sollt-, ek·s.
mit knhis M sk- Vaitl Eis-is
"wiikde ihn ask-nein
Prosperle unman die Fragt-nnd
berichlctc ausführlich iibct elf klei
ne Schivrinchem die die große Snn
in der Nicht grfcsrlrlt lznilr.
. »Der ?- snge vekrol1l," sagle Tan
le Lamm als Onkel Emil le weit
gelesen halte. Man-n lonnte ihr
nicht unrecht not-m
Profpvrlcs Brier wurden im
mer kürzer nnd seltener-, nnd til-J
Manto ihm doriilnsr Vorwürfe moch
lc, schrieb er: »Viel-sie Manni, ich
lonnlc mein Versprecin nicht hal
ten — ich weiß nichts dir Tage find
hier so kurz. Gleich ist«-I Abend
nnd abends, ingl Onkel Bernhard
schreibt nmn nni drin Lande nicht«
Da lriinjcllr Tant- unnrn die
Lippen, nnd Onkel Einil iviislg i den
Kon wir einer, der aler vorher
gewußt hat. Ja «- Pflichtgefühl,
dok- llicgi dein Tillcnichen nicht nn.
es ist eines jrncr Ginrix die man
immer ncn crliiinpscn inns3· mn
sie zn besiyin
Man fragli- einnmL ob Lntl
Bernhard mir Braun-r Besinne-tim
che
Prospmljcn nimnorlclc promot.
O, Lnlrl Bernhard hat viele
Freunde-. To ist Frau oon Raben-s
hagen, die ifl sehr lich. sn ihre-n
Garten wachsen die grüßten Reine
clundm Die Bäume sind alle ge
stützt, in schwer hängt die Frucht
daran. siingsi war Prosprk den
ganzen Tag vci Frau von Rai-ens
lxagcsh weil Onlcl Bernhard Pferde
kaufen war nnd Innre Wendlcin
große Häer halte Es gibt ani
eine Erila Ravenshiqqcn die ist
fünf Jahre alt nnd will von Pro
iprr schreiben lernen
»Ein-Ost du, Edillz? Haft dn
nistig gehabt, daß lich drin Asnd bei
fremden Leuten l)erinnlrcil)t?«·
Ja, Manto-z Dier ward immer
schwerer- llnd sie hatte nur einen
Wunsch: ihren Prospekt wieder nn
ier den eigenen, achtjainen Augen
zu haben.
Eines Morgens wars so wett
Moma su r auf dir Bahn. Als der
Zug einlei, hatte sc Herzclopsctr
Sie spähte erregt hin und her und
über-sah gerade darum ihren Jun
gen, drr aus dem Wagen sprang
und aus sie zulics ,,Wo ist der
Lttlcl?« fragte sic, als sie den
Knoka erst geküßt hatte.
»Ja Wust antwortete Prospe:
und sachte- »Ontel hat mich ins
Kappe gest-st, und ich bin los-gefah
ren. Er sagte-, ich dürste dir's nicht
vorher schreiben, sonst erlaubst du«-«
nicht«
Manin zürnte ihrem Bruder ei
» neu Augenblick, aber in der Freude
IdeH Wiedersehens ging der Aetger
« unter.
»So lehrt man Kinder, vor ihren
Eltern Geheinniisie hat-ein« jagte
EniiL »So ersieht inan iie zur
Heuchelei. Es toll mich wundern,
inenn Prospcr nicht noch einen Sack
IHeimlichleiten vor dir hnt.«
i »Er ist ja wohlbehalten ange
! koiiiinen,« warf Großnmina ein und
’ninfterte ihr Prospekte zufrieden-·
iihren Proitier, der gewachsen mar
ider rote Wangen hatte nnd ein
E braungebmnntes Gesicht.
» Nachmittags wollte Mania den
Cis-Hier onspaekein »Ich tn’s ielliei«,«
l ingte Prosper.
; Manier hob einen Stoß Kleider
J tret-ans
i Da kniete Prosper hin nnd wiihls
ste eilig bis auf den Grund. »Was
Itinrljit dn denn«.-«
I »O, ich hab- dq eine Schachtel
drin, eine Zigarrentifie, die toill ich
lieratisiiehnieii.« Proiper wars die
Wäsche beiseite.
»Und was ist in dein Aiitcheii?«
Prospers Ohren erglühten. »Al
lerlei — gepreßte Pflanzen —
Steine s-— allerlei.«'
»Das ordnen wir am Abend zu
ianinien. Dn zeigst niir dann alles
— roth du?«
»Es.... ist nichts besonderes-"
itnninielte Prospek. »llebrigeni bei
Onkel Bernhard hatte ich einen eige
nen Kasten mit einein Schlüssel —
das möcht ich nun auch hat-ein«
»Aber Profperlel" rief Monta.
»Es niinnitdir doch niemand Wöl«
Proitier stellte die Zigarrenkiite
in seinen Bücherschrank nnd Man-a
fand ihn versperrt. Sie stand betrof
davor. Und liei zu Großmutter
nnd klagte ihr, wie Prosperle lich
« bei Onkel Bernhard verändert- hat
te
»Gott,« sagte Großniaina, »ich
weiß nicht« was du hast. Prosper
iit genau wie früher-«
,,Nein,« sagte Maan —- nnd
sagte es in einem geheimnisvolle-n
Fliistecton —- als siirchtc sie, etwas
Schlaf-Indes zu wetten —- ,,nein, er
ist ihm nun ähnlicher.«
»Mir keine iixen Ideen, du ver
bitterft die das Lebe-If antwortete
Groszmama unwillig.
»Mama,« meinte Einil, «ist wie
alle alten Menschen egoistisch und
wehrt Unangenehines ab. lieber
diestiat sie immer eine Schwäche
iiir Bernhard gehabt-« Und er riev
sich iorqenschwer den Kaps
Mamas Gedanken gingen immer
um das versperrte Fach- als ent
hielte ei Prospekte- Seele, die
Vesper Ieise ihr verschlossen hatiis
Eines Abends kam sie ins Zim-,
met-, als der Junge in seiner Kiste
trenne. »Presperchen. lass Manni;
einmal gnelen l«
Prosper snhr ans wie aus wie
ans schlimmer Tat est-tappt nnd
schlug den Tretet zu. »Ei- ist nichtsJ
Manna. Bücher nnd Histe Das-E
Stubenmädrhen wirst alles durch
einander.'«
. »Man darf das nicht länger
duldenl« entschied Onkel Einn.
llnd Tante Lanra sagte vorsich
tig: »Du kannst ja den Schlüssel
von ilnu soedeen.... Alter« es gibt
Schlüssel genug . .. wenn er kder
Schule ist.«
Mama sal- srageud narli inrein
Bruder-. Er machte ein undurch
dringliches Gesicht. llnd erziiiiltex
»Gestern sal) ich Proilsei mit zieei
Zungen rausen -- nnd also sie-aan
einandergiugen, sssiss er »Mein
Oersy dass ist ein Bienenlsanis".«
»Aus der Zieas3e«.-« fragte Ma
ma.
»Aus der Straße-A
Am Abend ging MasnamitProi
sperle ans dem Mittelgut-g des Vil
leugartengs ans und ab. Sie hielt
den Knaben nur-· die Schultern ge
saszt — nnd merkte plötzlich, daß
ihr Sohn schon größer als sie selbst «
war.
Sie sprach lang mit ihm von
dem Vertrauen, das Kinder zu iu
rer Mutter haben müßten; tin
schön ed wärt-, wenn zwischen Mut
ter nnd Sohn nie ein fremder Ge
danke steht. Prospekte schaute ein
wenig gelangweilt — dann zog er
·Mama mit sich aus die Veranda
nnd schlug vor, sie möchte doch lie
ber mit ihm lDatum spielen.
Mania seufzte Prospers Herz
. nnd Preis-ers Schubsach worein-er
j sperrt.
; »Es gibt sicher Schlüssel im
Haus, es gibt Schliissel,« klang ihr
JLaneag spiyig lauernde Stimme
! nach.
T ....3chou der siinste Schlüssel
össnete inaeksend dass Schloß, nnd
Mantas scheue Hand ergriss dass
brauste Kästcher nor allein das,
und trug-I in ihre Stube-. Einen
Augenblick starrte sie den Terkel an:
»Li: slor de End-sc
» Dann lag klirnsperlwf gehiiteler
Schatz vor ihren Augen« Ein paar
IVlötter Papier, trockene Zweiglein
jmit Zettel-i drau: »Wenn Erlen·
Ibaunh Andenken ans dein Garten
; am lö· August« Dann eine ver-'
sschrmnvste Wetdenslöte —- uud ein
vergilbter Erbsentriebx »Seit-it ge
pflanzt«
».-« .« .·..». .
l
i
l
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i
l
l
Matna lacht-Ue Nun-u das er
ste Blatt nnd las. Nahm dass
zweite und drehte es tun nnd fttlsr
ssich iibek die Augen, nls sähe sie
nicht recht, und hörte ans zu lösl»
i
ichclth ,,S-)nsncht" war das Ge-1
dicht betilelt.
»Wenn ich längst ern von dir din,
·
i
so steht nach dir mein Sinn,
Ich will dich nicht vergesse-n
Ieie Zeit läuft unterdetsen,
Und bald werd ich wiederum lonnnen
Und will schaust in deine kluge-« tte
frommer
Will dir streicheln Kopf nnd Haar,
Es toirdwiedec so san-n wie voriges
Falls-«
Jn Mantos Herz griff das Ent
setzen tnit seinen Geiertralleik
»Wenn hier nur einer von dir wüßte«
scr- wären dir alle. alle geant,
Jet- dielleteln noch Strafe dulden ntiißtr.
Weil ich deine Liede nahm
s sitt staläd heut In tiefen Gedanlen 1
Unter ntsrer allen Linde-, «
Und getd dem Winde-, dem schtvanleiu
Viel Grüße ans-dir nnd deinem blindes
Mnma hatte endlich alle dirie nn
beltelienen Gedichte gelesen. Vier
zelm warens im ganzen. Das lenke
war das schlimmste-: i
.Dik hat-Zieh qui-. quee ergötzt-, s
Tit: M Isl- lietnen lfVedaulen vergehn
- r anner t en inn en, i
Zu darfst a es von mPetpatsseiy i
Und wenn wir schon geschieden sind, «
gött· ich bei mir doch detn Kindl ;
qnn wär« ich auch noch zufrieden voll
tiln ,
Denn is» noch nicht, so wird's wie dn.-' »
Dann nahm Mantel vom Grund
des Kistchens etwas aus, was in.
Seidenpapier eingeschlagen war mit
einem dünnen Böndchen verschnürt.
Ihre Finger lösten ungeschickt den
llnptem sie waren sleis vor Schrei
bens wie erseorein Eine rote Haar-z
k. l
Mania schrie ans nnd sah wie
wick unt sich. Stauden die Toten
ans aus ihren Gräbern? Die eine,
die Unbarnihekzige, die ihr einst
Prosperles Papa geraubt — auch
sie hatte rotes Haar gehabt
Die Mistgel gellte. «
Ein erseht-erstes Stnbeinniidchen
lief eilig um Onkel Emil nnd Tan
te Las-ta.
»Es ist nicht zn glauben,« sagte
Ontei EmiL »Es ist eben eines
der grause-nisten Gesetze bei- Natur,
daß sich das Böse hartnäckiger ver
ekbt als das Gute. Wenn ein be
lasieies Individuum in eine seinen
schlechten Trieben zusagende Umge
bung kennnt».. Jch will Bei-n
haed nicht sn scharf beurteilen
nber....« .
»Bei-speise ist vierzehn Jahre
alt.«
,,s!siiiessehn.W liebe Schwester. Jn
zwei Monaten fu«-stehn
»Wer nmg »sie« Heini-" ins-III
Tanne Lanka nachdenklich. Inn-N
lau-s wie ein Blitz der Erlenchili
lnng über fie. »Die Nonen-shaan
ist’d, von der Prasper geschrieben
hat. sann-M es flinnnt alles- Das
Kind —- da war doch ein »eines
Mödel — oder nka ein Janus-W
»Ein kleines- Mädel,« handeln
nia. »Ich sannD nicht fassen ---«
»Es gibt Weiber« — nnd Lufel
Emils Stimme war non Absetzen
—-—, »die ihn-, ihr reinen, edlen Bran
en nicht verstehen könnt Weiber-,
die in Ihren slnchwiirdiaen Neigun
aen das-ans ans-gehen die iiiszesle
sann-nd zu Reden-den«
Manna ichan schanden-nd me
Hände nur«-S Gesicht Als iie ruhi
ger mai-, been-ten sie, Prosper vor
nehmen? Ter Sünder in seiner
Beriloailjeit lonnie Anseeden fin
den: — Tanle Hain-a lraj dass Rich
tiget man mußte das Kissnlzen nnl
feinem anfeegenden Inhalt ans fei
nen Plan stellen nnd so inn- alss
wüßte man non nicht-Z —- lsiss On«
lel Bernhard lomiii·t. Von nnnl
mußte man Rechenschaft fordern. I
Prospekte iaiz am Abend kl)
l
qungslaQ in seine Gedankens ver
lieft, unter dein Lindenbaum. Da
schrillle Man-as Stimme durch den
Garten. Sie fcheillle » Manns
gute, sanfte Stimme, die immer
nur weich nnd süß in sein Leben
geklnngen hatte.
»Prosper! Wat- treivst dn denn
da im Dunkeln? stumm decnk«
,,Ja.·· jagte Prospek iiigiain nnd
iseme sich in den sierbjessel der Ve
randa, nahm sein Buch nnd tat ver
lieft in die Leliiire Wen-lich sahst
er Manna-J Blicke stechen.
Bernhard lam. Sie zeigte-g ihm
Prospele disk-dichte nnd du« tote
Loch-. -
Onkel Bernhard iiih riilloitirnnds
inn
»Nonn," iiigte er,-,,n)ad th denn!
das?"
Tonte Lanm nahm eines der
Blättchen init spitzen Fingern iiiif.
»Und gab dein Winde, dein schwan
len, viel Grüße nni —- dii nnd
deinem blindes las iiis iicxd iiigtH
entschlossen: »Es handelt iiih its-l
ienbnr inn Zion von Nikquitshzs
gen-«
»Frau von Ravenshxiienk wie-I
derholte Bernhard —- studiert-O
wie die Pinihiiitek nnt ihren sinni- l
len jpieihisii. »Frau nun Rasen-:
hngen." .
»Und das empört diih nichts
Wiiiinn hab-.- iih Project in dir ge- ;
liiisenk« Iliigle Manni.
Lillel Bernhsnd inman islbhlich
auf nnd schan imi den Tiiih »Das
ift jii Blödjinn, ein gis-itz, nachteili
chek Blödiinn.«
Er niaclzte zivii lange Eihiitte
nach der Tin, ni; iie iini nnd i«ii-!".
»Proiper!" Seine Juni-ins iiiiitk
stark durchs ganze »Don-ts
Eilige Füße sprangen die Trep
pe herauf. »Oui« Versii2« rief.
Prospet — wollte iiuj ihn ziiliiiiicn
und blieb mitten ini Juninisr ite
hen. Rolle-s, kot, bei-minn, innisilJ
lig. s
»Komm hei, Jus-ges Eritis-E
niik nml nnd Manni, ils-us- diisz hi.--.«;
bedeutet !«
Project schwieg.
»Auf eine oiiene Zwi- .·-;il-i -.-i:i
ehrlicher Junge sinnen-i Lisisi tin
das geschrieben?«
»Ich-« I
»Und.... und...·« —- dcii In
lel Bernhard ver-lich doch seini- ith »
ne Sicherheit -- ,,nsii«:- in d.is.s':««
Ei- hiclt Proilier die wie Teils
hin. " s
Tit warf lich tei« Tinime ini ieisp
nen Hals-, nnd bis-;- Eihtuilijeiij
würgte ihm die itehlc zii E
»Sei nicht bös, Onkel Verni! Jihi
hab's der Lindu ans dein Ziiiiisiinzi
geschnitten, znsn Andenken» . seh
gab« sie li) get-n —- iie nnd Ted
V«·«
Nein, bös war Onlel Berni nicht«
Er fing an zu lachen. »Was-»in
hals- nicht gesagt- Jmsiw sich
hätt’ dir den jungen Hund ne
lchenlt. Die Lindii brauch« iih M
ber·'« I
»Ah, Manto erlaubt du«- nicht.
Manns duldet seine Hund«
Onkel Einil und Taufe Linikii
verabschiedeten lich etwas überflüssi
Eine Woche darauf kinn Tequ
ins Haus« der Sohn von Prof is
erster Liebe, der roten Seitekxlins
din Linde
i
i
—- Dumme Auffassung
.. »Wie lange besiuen Sie die
ses schöne Spiel-«
V.: »Mir wenig, meist liege ich
bat-aus«
’ —- Ossenheizig» Herr
Our ältlicheu Jungsmu): »Aber
giiiidiges Fräulein, an Jlmen sind
die Jahre, die IIIii uns nicht sahen,
spurlos vorübergegmigeiU
Sie (verschiimt): »Die Männer
leider duch."
—- Ekla II II l. Tourssi (der mit
Familie reist): »Als-il es sich, die
sen Berg zu eklletterit?«
Führer (mit einem Blick mis die
tote Nase des Den-im »Hu-, sür
die-Damen vielleicht-m ez gibt
sullmlich nur Aussicht da vie-M
f Eine bin-dürftige Trogödin.
Von P. Besteigen
Die Truppe Milono, weiche län
gere Zeit ihre theatralischen Künste
in der Stadt X. gezeigt hatte, verab
schiedete sich mit einer besonders
seierlichen Vorstellung don dem dor
tigen Publikum, dessen Gunst ihr in
reichem Maße zuteil geworden war.
Alles ging in schönster Ordnung
vonstatten und erleichtert atmete der
Direktor am Schlusse der Vorstel- «
lang aus, denn ihm schwante schon
den ganzen Abend Unheil. hatte
es doch seine erste Liebhaberin, die·
braune Tini, in einer Art und Weise
aus ihn abgesehen, das; es sich taum
mehr vor ihren Zudringlichkeiten ret
ten tonnte, nnd daß er seine ganze
Energie auswenden mußte. um sie
nur zum Spiel zu bewegen und von
sich sern zu halten«
Doch es war ihm auch heute wie
der gelungen; sie hatte dao Publi
tum wie sonst durch ihr Können hin
gerissen und mußte nun immer und
immer wieder unter tosendem Beisall
an der Sand des Direktors erschei
nen; da —- der Vorhang sollte sich
gerade zum legtenrnale senien —- da
sprang mit einem tilhsien Sae dies.A ;
braune Schönheit ihrem Gebieter an Z
den hats und biß sich dort zum Entsq
setzenntler Zuschauer so sest, dasz ,
rote Blutstropsen aus dem weißen i
Stehlragen des Uebersallenen sicht:
bar wurden. H
Ein wilder Griss und — der Di
rettor ris; die an seine-n Halse Hän
gende mit so sester Hand von sich ab.
ras; sie wie leblos liegen blieb, wah
rend das Publikum unbegreislicheri
weise tattbliitig den griszlichen Vor
sall besprechend die Riiunie des
Fiohthratero verliess.
—-.s-- —
Eine wichtige Ertiehnstqöreqrt
Vater oder Mutter werden ost aus
erzieherischen Gründen ein Kind auch
dann strafen miissen, wenn sie sich ei
gentlich in ihrem Versen des began
genen Streiches sreuen und das deind
am liebsten in ihre Arme nehmen
nnd ndtiissen möchten. War der
Streich gar zu hübsch so wird er
mit stolzetn Lächeln an alle Ver
wandten nnd Bekannten weilerberictp
tei, und zwar ost in Anwesenheit des
kleinen Sünder-, so daß er jetzt seine
Tat, siir die er vorher bestraft wurde,
als etwas Besonderes rühmen hört.
Das muss in seinem rleinen Kinder
herzehen arge Verwirrung hervorrus
ien; er wird einerseits seine Bestra
fung einfach nicht mehr verstehen
uuo seine Eltern der—.lngerechtigteit
seiner-, andererseits aber wird er leicht
dazu tara-nein sich selber teiner Taten
zu rühmen nnd ans etwas stolz zu
sein, das noch immerhin ein Unrecht
war. Aus dein Kinde, das unbe
wußt aus seinem Herzen heraus einen
guten bösen Streich vollführte, wird
dann -ein Wesen werden, um seine
Taten erzählen zu hören. neue, he
ivustte begeht. Ließ früher das Un
bewusztiein der Rindesseele alles
harmless und sogar erquidend erschei
nen, so wird durch das »Ein-abbr
gerzien Wollen«. da das Kind die
Grenze zwischen »gut und ,döse'« noch
nicht srfars zu ziehen weih, gar leicht
etwas wirklich Schlechtes begangen
wert-en· Darum also wallen wir den
wichtigen Erziehungggrnsidsah: ·Lodt
enre Minder nicht in ihrer Gegen
wart« nokh dadurch Jrgönzenx dass
mir hinzufügen: ,,Nainentlich lobt sie
nicht siir Streiche, siir die ihr sie
vorher bestraft habt« wenn ihr nicht
die erzieheriiche Wirkung der Strafe
in Frage stellen und nnheilhringend
auf die Kindesseele wirken wollt.·'«
—
——- Jni GerichtsiaaL Pra
sidenl: »Nun werde ich die- Namen
der geladenen sengt-n ansrnsem
Diejenigen, welche rsriancnen sind,
antworten nnt »ia«, die anderen
mit ,.nein«.
—- Eingcaanqcn. As »Un
ser Freund Veraniann hat ein Jn
ierat beantwortet. worin jemand
ein Verfahren annrieiä das Ans
sransen, der Hosen zn visrhiitcn.«
B.: »Na, und der Betclseid'e«
; A.: »Man iniiszte Aniehosrn
: trage-M
—- G e In ii I l i ch. Gerichts-wu- .
ziehet-: »Ich fein-ne in Sachen sh
res Schsieidersstejiiers.«
Student: »So —- lnssen Sie bei
dem auch arbeitesi?«
—- Machl der Gewohn
heit· »Wie kommt es denn eigent
lich, daß die Mindre des Verteidi
ness Tr. Weine alle io verzogen
sinds-"
»Das kommt daher: Wenn jie
etwas Unrechtes getan haben nnd
»der Vater erfährt ess. io hält er
ihnen eine Elsiahnmedigt die sich je
»doch sofort in eine Venedig-ums
kede nmwasidelt, so daß feil-it die
blinder von ihrer eigenen Unschuld
überzeugt find!«
—- Iloftspieliae Kur-. »Ist
Dein chroniiches Leiden endlich ac
beisti«
«Jq, aber ietzt-hob« ich«s im
Poetemonnaie.« ,