Sonntags-statt de Staats Anzetger und Merold ffcum-»Ist »Wir-»J: net-im den Drei blaue Dritte Ssizze von Paul Miit-nd l Nun hatte er sie schwarz auf weiß. die ehe-ne Gewißheit, dafz man fei ner Dienste fernerhin nicht mehr he anrfte. Der blaue Brief. Gibt es Grausameres auf Erden als diese viindige Erlltirung: du oift nun eine erledigte Sache, ein toter Manns Dies also das Ende, der bittere Abschlisiti f Kalt gestellt, in bester Kraft. Hatte er das verdient? Ein ileberflieger war er nicht, das Joufzte er sehr wohl, aber seine Schul vigleit hatte er ftets getan. Wie mochte seine Zukunft sich ge statten? Hier bleiben wollte er tei nesfalts —- otnoohl er den Ort liebte —- gerade weil er ihn fo liebte. O· Gott, wie hatte er sich gefreut, als er vor drei Jahren das hiesige Regirnent bekommen hatte —- hier, in der alten Jugendheimat —- als gute Vorbei-eu tnng hatte er es angesehen — törich ter Wahn! Rein, nein, heraus aus den alten Verhältnissen — unverzüglich Jn irgendein harzftiidtchen Blanken hurg fiel ihm ein· Dort fand sich ge wifz ein billiges Grundstück mit Gar-» ten. "Spargetlultur? Rosenzuchti Warum nichts-O Aeußerft sriedlieheö Dasein. Er suchte Reiz in diesem Gedanten ·in finden. Vergeblich. Al les Gute, Schöne, Herzerhebende was aufgewacht, vernichtet durch das grausarne Papierblntt dort. Alles? Ein lichter Gedanle durchzuckte sein Hirn. Aber nein. Das war erst recht ausgelöst-L Sie —- miti ihren stolzen Träumen? Vorbei, alles tsrtei. Da trat Hans, sein Aeltefter, ins Jnimer. Der Zehnjiihrige tvai ihm chon wie An kleiner Kamerad. Fragend schaute das atttuge Ge sichtchen zu ihm empor. Papa« Er regung entging dein Kleinen nicht« lind Wittfteot fühlte plötzlich das Bedürfnis, einen Anfang zu mache-nf den ersien Fuß in das neue Leben hineinzufekem »Dans, trittst du toatt Neues wis send-« begann er in möglichst fris ern Ton, »wir ziehen im Frühjahr ort von hier, nach Blautenbnrg am Harz, Ia es euch lehten Sommer so gut ge el.« «Iort von hier-« Hans rifz er ftnunt die Augen auf. »Ja. Jch nehme meinen Ab schied-« »Du, Papa? — Aber weshalb denn?« »Weil Seine Majeitai est will, mein Sohn« Donnerwetter, ja, das tviirgte ihn doch in ver liebte. Ein flammendes Itot übergoß das Knabengesichtchen »Der Kaifcr will es? Abtk diliö isl jil «- dils — lsl weshalb will er es Ienn?" »Da-taki) haben wir nicht zu fra gen, mein unge. —- Go, und nun saß mich all in.« Beini Abenbessen wurde die Sache schon an der Familienlafel bespro chen Die Kleineren fanden die Aussicht auf Abwechslung entziiitenb »Aber Tante Gilf.ich H lommt die dann auch mit nach Bl.inienburg?« fragte vie lleine Lotte. «Schäfchen,« verwies hanö die Schwester-, »was foll Lie wohl in Blantenburg machen? Die bleibt na tiiriich hier." «Ach nee — aber dann —- —« Be triibt fentte Lotte das Köpfchen lind ihr Papa ftiirzte eine febr hei se Bisse Tee hinunter. «Iriinlein« aber fah zu ihm bin iiber, und ein Seufzer heb ihre flache Brust Witfledt hielt « räulein« fiir eben io ein ältig. wie e reizlos war. Sie aber fah fchiirfey als er ahnte. Längft hatte sie gemerkt, wie es um ihn ftand. Und baß die tchönes Baronin Oilfach nicht ans reiner! Kinderliebe fo unermüdlich «gute" fee« bei den Kleinen spielte, war ja o nnenllar. ; Aber nun wiirbe fle fich bedan ten. Als Gattin eines bürgerlichen Oberften a. D.·i —- Rinimernnlfr. «Fräulein« war fehr zufrieden mit der Wendung ber Dinge. Sie begann Die-kosten- Unb Widbstedt redete ben ganzen Abend lein Wort mehr. Vie paar notwendigen Formalitiis ten waren bald erledigt. sittsedt Inietete ein häuschen mit gutem Garten in Blankenburg. Dann machte er feine Ablchiebsbei M Kur fchnell fest —- fchnell alle en abbrechen: . Miit alt' III I lich Wie-« nu- M Mr « id« dem Eisen. Schon- der nachlässigerr Gruß der Untergebenen - sie hatten wohl gar nicht dir Absicht, aber es tam von selbst. Ganz anders waren sonst die hände in die höhe ge schnellt. Und diese gewisse Besangrnheit un ter seinen Ostizierew Wenn er nur ins Kasino trat — gräßlich. Ach Gott, er kannte ja das splles so genau, von früheren Fällen her, diese scho nende Riiäsicht, diese getünstelte harmlosigteit. Er war jeht empfindlich geworden wie einer, dem die oberlte Hautschicht sehlt. Zu ties hatte die Verabschie dung sein Selbstgefiihi getrossen. und W endlich — dek sub-l schiedsbesuch bei ihr s— der guten Fee seiner Kinder. Das hatte er sich bis zuletzt ans-: gehoben. Denn das war das Schwer ste. Gut vielleicht, daß es so tommen mußte; die eine bitterste Deiniitigung ;blieb ihm nun doch erspart· s Er hatte schon angefangen, törich "te Lustschlösser zu bauen. Die waren nun gründlich eingestürzt. Er mußte an ein Geivrtich zwischen ihr und seiner jüngsten Schwester denlenk das er einmal als junger Hauptmann wider Willen belauscht. »Macht, Einslußxein Leben im gro ßen Stil'«, hatte sie geschwiirmt, die schöne Annalise, damals noch ein Baasisch an Jahren, aber sriihreis und sriih gefeiert, ,.we:szt du, was mein- Jdeal ist? Einen hochgesiellten Staatsnmnu zu heiriten, eine politi sche Rolle zu spielen Kbstlich ausre gend mus; das sein·« Wie weh sie damit» dem jungen Mann im Nebenzimmer getan, ahnte sie nicht, ihm, der sie .inbetete, scheu und stumm. Nie hatte seine Liebe sich hervorgewagt· Jhre grosse Schön heit, ihre Triumphe hatten ihn ein geschiichterL Dann war "«e die Gat tin dee öltlichen Kammerherrn ge worden« Und er hatte in der serneu Garnis son seine riihreude tleine Leim ge sunden. Nun lebte die schöne Gilsach als Witwe wieder cnit ihrer Mutter zu sammen — geseierter denn se. Viel ernster war sie geworden und schwerer zu durchichsuen Eine Sphinx-, eine diinwnische Weibnatur nannte man sie und witterte Romane in ihrem Le ben -—- sehr zu Unrecht. Wittstrdt sand sie gar nicht diiknonisch trotz ihrer dunklen Schönheit, nur unbe schreiblich einziehend —- das Siiszeste auf Erden « Die Nachmittagsteestunden in ih-« rein hellen Gartenialon, durch dessen breite, hohe Glastiirea im Sommer die Rosen hereingriißtsn im Winter die schneebeladenen Zweige —- diese Stunden hatten die Poesie seines Le bens bedeutet. hier hatte er ein tie fes Gliick empfunden- ein noch seli geres geahnt. thiqelchtossein Vorbei. Kops oben behalten! Gut, dnß er so spät erst zn ihr tamzv Nun hatte sie schon Zeit gehabt, ihr Mitleid zu verarbei ten. Er trat in das wohlvertraute lnus schige Zimmer mit den zierlichen Molkagoniltühlen noch englischem Geschmack nnd den hellen Borhängen mit stitisiertetn Narzissenmuster. Annnlise erhob sich Diese wundervolle Gestalt voll Mnjestät nnd Weichheit, eins seltene Vereinigung! Traurig sah sie ihn an mit ihren warmen, duntelsnmtenen Stietmiit terchennngem Anssallend bleich er schien iie nnd schmal iewoedem Na türlich its-It Pappenheini bei ihr, der preiifzische Gesundte an dem kleinen Hof Jedermann wußte daß er sich mn die schöne Gilsnh bewarb — ein sympathisch nubsehender Viersis ger, etwas ausgeblasen mit dün nem Scheitel und seinen, mähen Zit gen Dei-wächst solle er einen neuen Posten in Lissabon antreten. Und er erzählte to viel und in teressant von den portugiesischen Ver hältnissen, wie mnn sie ihm geschil dert- dnsz Wittstedt gar nicht nus lein eigenes armes Schicksal zu spre chen inni. Nur dass er übermorgen reisen wollte, erwähnte er. Und in dem gleichen Augenblick wurde die schöne Annalise noch um eine Schnitiernnq blosser. " Oder hatte er sich nur «ge ltiiuich ti Gewiss Sie hatte heute nnr ihren Zienden Ing. Pappenhetm sprag weiter von sei ner bevorstehenden eereise. Und Annnlise lauschte ihm stillver innken. Dem andern Vesucher schenkte lie nur hin und wieder einen einstens Seinen-lich « Natürlich, die Seereise mußte lie in interessieren. Ausstand ihr ja ,«dinnen kurzem alles feldfi vevor. Nun bekam sie ja, was fie wollte, das Leben einer Diplomatenirau. Endlich nahm Pappenheim Ab schied : Der Blick, der feinen handlufz de ;gleiteie, fprach fehr deutlich —- ent ffehlich tlar. »Auf Wiederfehen, Gnädigste.« Und dann wollte auch Wittfiedt gehen. Eine Angft vor dem Allein fein mit Annolife ergriff ihn. So wie sie sich Ieftanden hatten, war ja nun eine Erörterung feines Gefchicts kaum mehr zu vermeiden» Und wozu —- wozus f Ader sie hielt ihn zuriiet f Und fnß dann ihm gegenüber, stumm und verlegeti.« All ihre Welt .damensicherheit fchien sie verlassen zu haben Er erzählte allerlei von den Kin dern —- ziemlich gleichgültige Dinge. »Und übermorgen reifen Sie wirt lich?" fragte fie mit matter Stim me Er nicktr. »Aber mein Gott, weshalb eigent lich fo fchnell?« »Aönnen Sie mir das nicht nach fiihlent Man hängt nicht am Schau platz feiner Niederlage.« »Auch nicht an feinen ireueften Freundeer« »Ja, fehen Sie, verehrte — liebe, guädige Frau, das ift nun — das ift freilich schwer, aber -- hm« — Jetzt mußte sie doch lächeln, wäh rend ihr Blick die breiifchultrige-Ge ftalt iiverflog und das gute, dunkel geröiete Gesicht Wenn er fv nach dem gefchictten Ausdruck rang —- den er nur felten fand! — dann traten die Stirnmuss teln iiber den blonden, bufchigen Brauen immer fo wunderlich hervor, als ob sie anlchwöllen von der geisti gen Anstrengung ·Höllifch fchroer, ja, wahrhaftig.« —- Ein tomifch fchnoufender Ton. — »Aber es muß gehen. »oui« doch fchon einmal durchgemacht als junger Kerl und —« .Schon einmal —-Iie?" Jhre Augen blihtem während sie sich zu ihm vor-beugte· Aber er reckte sich hoch aus. »Las sen wir die alten Geschichten. — Sieh da, die schöne Küstenlandschast." Sein Blicl streifte eine aus dem Tisch lie gende Photographie. »Ist das etwa —- LissabonW Sie nickte errötend. »So, so. Das hat er Jhnen ge bracht, damit Sie — Ja, übrigens, nun wird es Zeit, daß ich gehe-" Die Eifersucht hatte ihn derartig gepackt, daß er seine Selbstbeherrschung zu verlieren fürchtete. »Prachtvoll muß das sein dort unten. Sie denken es sich gewiß sehr schön, nicht wahr? Sieh Lissabon und stirb, heißt’o ja wohl, genau wie von Nea del-« Annalise antwortete nicht. »Mir-un —« Eine alte Dame mit lnngrieselnder schwarzer Seidenschlepoe und silber grauen Scheiteln trat ein, kühl sreundlich und vornehm. Sie spendete dem Scheidenden ein wohlwollend-s Abschied-stockt Und Linnalise reichte ihm stumm ihre eis talte Hand. Dann eilte er fort — »Ja, ich kann nur immer das eine.rviederholen: ich begreise dich nicht,« seufzte Annalises silbergraue Mama nach einein sehr langen und inhaltreichen Gespräch, das sie weni ge Stunden später mit der Tochter gesiihrt »hatte, »die schönste Chance bietet sich dir, und du greisst nach der Misere. So nenn ich es und nicht anders. Nun bitt ich dich bloß: was sesselt dich an den Manns Sein Exterieth Jh diichte —'« »Nein-" Lächelnd schüttelte Anna lise den Kopf. »Sein Geists Unmöglich.« Wieder das träumerische Lächeln. Ach nein, sie erkannte deutlich die Grenzen seiner Begabung. Früher hatte sie ihn siir einen hervorragend tüchtigen Ossizier gehalten. Und die Erschiitterung dieses Glaubens hatte ihr weh getan. Nun war auch diese Enttiiuschung überwunden. ’ »Und all das übrige vollem-« Nein, auch das ,,iibrige« lockte sie nicht. - Aber das schwamm ja alles nur aus der Oberfläche. Das, was sie band an den schlichten, tchiversiilligen Mann. was sie innerlich an ihn ge bunden hatte schon seit stilhen Ju gendjahren, das war nicht zu erhe en durch die Leuchte des Verstandes das ruhte in der Tiefe ihres We sens, still und unwandelbar, unbe riihrt von den wechselnden Einflüs sen des Lebens —- das lag im Gebiet des eheimnisvollen, ein Teil ihres zselb , das Echteste, Reinste, was in ithe lebte. — E Warum Iliirb jsiiiitiit « Von F. Here-gez s Jüngst traf ich die Tochter meines Onkel-Z, meine kleine Kusine Lusti, in Tränen. Sie saf- auf einein kleinen Scheinel in der Fensternische liinter dein Vorhang und schluchzie so heftig, daß ihre hübschen Augen in Tränen schwammen und ihre Lippen manch mal zuaten, wie von oerhaltener Bit terkeit. Eine dicke tleine Niobe, wie aufgelöst iii dein unendlichen Ozean ihres Schinerzes. Jin übrigen war; mir das Schauspiel nicht iien. Insl tenne meine Unza. Jch sah sie fchoii mit aitsgelöstetii Haare iveyitagend im Haufe uncherlausen, weil die Köchin das Biigeleisen der geschritten blage hatte aus den Schwanz fallen lassen, und ich ioar Zeuge ihres herzzerreis szendeti Jammers-, als der Rmarieiis dogel an einem Hanslorn den »Pip5« bekommen halte und sich ioie iii un endlicher Weltderachtung iiiisblies, bis er einer stiigel glich. Ich glaube Luzas Gesundheit erfordert es, disk sie sich einmal wöchentlich wenigsten-· griitidlich einstwean Findet sie ke:-· nen anderen tltechtstitel dii,iii, so sticht sie die ältesten Jiilirgänge der »Jll:i strierlen Blätter« hervor und liest — tver toeisz zum idieoielteii Male! — »die letzten Stunden des tlaiserg von Mexiko« oder »den Untergang der Elbe«. Ihre feiisible Seele hindert sie aber durchaus nicht, bei Tisch eiiieii ganz gewaltigen Appetit zn entioiaelii, ja selbst niit den Knaben hier nnd da einen kleinen Strauß nicht zu ver schmähen. Das aber nur so nebenbei. Also ioie gesagt, ich fand Liiza weis nend in der Fenster-titsche Ich fragte auch nicht erst viel, denn ich ioufzte fo fort, daß nichts anderer-S als jene-S roteingebundene Buch, das nus ihren Knieen lag, die Ursache ihres Schiner zes sein tonnte. Die letzte Seite wer aufgeschlagen Jch nahm e- aus nnd überflog das letzte kurze bit-intel l«is·ll. Kapitel. Ein-Jahr später... Wir sind wieder im alten Schlosse der Grasen Robo3. .. Jrn Turm der Dorsiirche erklangen aufs neue die Psingstglottrin Jhre schwermiitigen Attvrde glitten leise, Tanbenschwärmen gleich. über die son nenbegliinzte, blumenduitende Flur, bis an die Spitzbogenienster des Schlosses. Friede und Ruhe überaltt Nur in dem zauberhasten Dunkel des meer griinen Bondoirs ist tein Friede und in dem Herzen des schlanten bleichen Mädchens, das nnter Fächerpalmen in hitzigem Fieber liegt, ist keine Ruhe. .. Grasin Jsanrat Nein, nicht Jsanra, nur Jsanras Schatten ihr Antlitz ist wachsbleich und durchsichtig wie die Apfelblüte, die der Reif getroffen: der Reis der Enttiinschung... Der ttlang der Glocken erweckt sie aus ihren sieberhasten Träumen. lsin schmerzvolles Lächeln erschien ani ih ren seingeschnittenen Lippen und leise stiisterie sie: »Sie-nett Elen:er!« In diesem Augenblicke ging die Tiir aus nnd aus der Schwelle er k. .—«:3—-—-—- .-».-. ,.Pai1a, ein visilchcnblanrr Brit-i der tommt von Tante Jilsache hui, wie der wieder prachtvoll riechi!« rieien Hans und Lotte, gegen Abend in ihres Vaters Zimmer stiirmend. Sie kunnten das Billettpapier und das zarte Veilchenparfiint ihrer guten üer. Aber diesmal erregten sie nicht die gewohnte Freude. Wittstedt er schraek. Eine seltsame Joeentombis nation. — Noch einmal ein blauer Brief, sehr verschieden sreilich von den nüchternen Aiiverts, wie das Militiirlabinett sie versandte, aber —- vielleicht nicht min der leidbringendf Ein törichter Gedanke eigentlich, daß Annalise ihm noch schnell vor sei ner Abreise den Todesstoß versetzen sollte — die Mitteilung ihrer Verlo bung -—- aber Wittstedt war jeht im mer aus das Schlimmste gesaßt. Mit liebender thd erbrach er das Pries chen. Und als er es gelesen, stürzte er auf seine Kinder zu, drückte die beiden Blondiöpse ans Vers und eilte dann hinaus, strahlend von Glück. Das Briefchen enthielt nur wenige Worte. .,Lieber Freund, der Eintritt mei ner Mutter hinderte mich heute mor gen, Jhnen aus eine Frage zu ant worten. Ob ich mir Lissabon schön dächte, wollten Sie wissen· »Ja, wundervoll. »Aber einen Ort aus ver Welt den te ich mir noch tausendmal schöner. Und der heißt: Blanlenburg am Var-. Unnatise.« - schien ein sonnengebrännier stolzer Mann. » »Jsanra!'« ries er, »ver.zeih’ mir!« » Die Antwort war ein leise erster "l)enver Seufzer, leicht wie der Flügel sehlag eines Schmetterlings: »Jh verzeihe dir«. «Jsäura!« Jsaura war nicht mehr. Ihre schä ne Seele schwebte bereits in lichten Höhen. Der stolze Mann wars sich aus die Kniee und schluchzte heftig. Zum er stenmal in seinem Leben weinte er Hell klangen die Psingstglocken. Aus Der ötitppel des Grasens schlosses aber erschien eng nnd feierlich die seidene Jtauersa e wie ein ungeheu rer Rade-. Es wi Pfingsten Friede nnd Ruhe al berall. Nur der Mann, der in dem rneergriinen Bondoir ans Dem Eisbärsell lnieie, srug sich unter herz zerreißendem Schluck-sein »Warnm?« I s I W:shrhastig, das-Z war mehr als ana vertragen lonnte· Alles ließ sich so schön an! Psingstem Sonnen schein, Blumendust. Herrschaft-We Parte niit schnnrgeraden Vauinalleen, Marmorgöttern nnd hohen Schlös sern. Herzoge, Markgrafen nnd ge wöhnliche Grasen, die reiten, uin hun oert Flaschen Champagner wetten und ihr Wort alg Evelinann geden. Dann er! Gras Elemerl Eben war er aus Asrita zurückgekehrt Um eine Kopfes-lange iiierragt er vie iitirigen und wenn er spricht, so rotet sich vie Narbe ans seiner Stirne. ? »Herr Baron, Sie sind Z«eig!«' sagt-i er oder »Am Ende des P rtes wes-, ich einen ruhigen Platz, wo wir ein Paar dingeln wechseln tonnienl" Dann trifft er Jsaurat Der stolze Eteiner die eigtalte Jsanral So seindtiche Blicke werfen sie sich zu nnd so tnlt sprechen sie nnd boeh merli man gleich. Dasz sie sich lieden. Dann tomcnt ir gend etwas dazwischen, lFleiner geht nach Afrika. Jsanra geht in ihr meergkunes Boiidoir. Luza aber tri chelt still vor sieh hin. Denn Luza ist trotz des miitterlichen Verbotes eine ersahrene Romanlzserin und weiß, daß. wenn auch das Antlitz Jsauras von Tag zu Iaq oteicher nnn bleicher wird, Eleiner ja doch zuriirts kommt, vielleicht gerade wieder am Pfingfttage, und dann röten sich bald wieder die Wangen Raums Und da, plötzlich! Was ist das? Ah, jener Blitz aus heiterem Himmel. Erst den«-un sie entsetzt den Deckel des Buches anfznlratzea ob nicht viel leicht ein paar Blätter oort tleben, dann sank sie erschiitteri, vernichtet nnd wie gebrochen zusammen. Grä sin Jsanra starb! Statt-. als-l der titonian am interestitesten geworden wäre. Starb gegen jeden Brand-; nnd jede lieberlieseriiiig, start-s niirllirn nno unwiderruflich, starb« ein srhmerjool les Liickseln aus den seingesiljnntenen Lippen. Und Graf tsrlemer lniete jetzt dort in dem meergriinen Bontoin ana aber in der Fensternische nnd beide fragten selilnrbzend: »Warnln’-’« Jetzt verstanden sie beide erst den Ti tel des Romaan jene-:- unfaxeicsbxire nnd docb so mit-lis-fclnoerer»ttijarain?« »Bist-, sei gescheit! Du musjt die Dummheit nicht ernst nehmen. Das ist ja alles nicht wahr, der Verfasser hat daö einfach so znsaniinengefchries ben«. »Wenn er es zusamnieugelogen hit, war-m hat er nicht anders gelogen? Warum hat er’s nicht so zasannnenges logen, daß sie aliicilich werdens Warum ?« . i . »Luzer, meine tleine biete Ln3a, l)ör’ mir zu, ich will dir erzählen, warnm Griifin Jsaura starb, »ein schmerzvolles Lächeln auf den feinges schnittenen Lippen«.« Der Schriftsteller, der Verfasser von ,,Warum?" vinicrte einmal bei seiner Tante und nach dem stasfee sagte er« »Ich will schreibe-il« Jm Zimmer wurde es plötzlich mäuschenstill, die Alten sahen sich viel sagend an. Marisla aber idrang ans nnd sagte: .,Jn meinem Zimmerl« Jn fiins Minuten hatte sie alles vorbereitet. Anf denslleincn Schreib tisch legte sie zwanzig Blatt fenes weißes Papier und einige neue « lu ininiumfedern. Auch ein Glas fri schen Wassers stellte sie hin nnd in die Majolilavase, neben der Biifte eFoleth Grads-, steckte sie einen blühenden Fliederztveig. Die Kinder wurden in die Nachbarschaft getrieben und der( Vogeltäfig mit einem Taschentuche besJ deckt. Eine so heilige Ruhe herrschte» irn ganzen Hause, daß man das Sum men jeder Fliege, ja selblt die letsen Schritte der Muse hätte hören tbnnen " Der Schriftsteller sehte sich nieder· dachte ein wenig nach und schrieb »Liebee here Löwht Wenn Sie glauben, mich mit der Psändung zu schrecken, so irren Sie sich gewaltig. Wenn Sie aber noch sechs Wochen warten wollen, bekommen Sie Jhr Geld bis zum leßten Kreuzer. Jch sagte Jhnen bereits« daß ich an einern »Warum?« betitelien Romane arbeite, von dem die Hälfte anch bereits fertig ist« Meine Herausgeber, die Firma Fuchs und Co» beharren leider dar aus, nichts zu besagtem bevor der Ro man nicht beendet ist. Dazu brauche ich aber noch etwa sechs Wochen Warten Sie also.geduldig, lassen Sie mich in Ruhe arbeiten, dann bekom me ich mein Geld und Sie das Jhre«. Den Brief schloß er in ein Kuoert nnd schob ihn in die Tasche. Mart-ä ta wartete mit vor Neugier glänzen den Augen in der Tür. »Schon aus? So wenig hast du A aus meinem Tische geschrieben?« Sie hätte gerne geh-Lin wenn ihr Kusin einen ganzen Roman auf itz rem Tische geschrieben hätte. Dieser aber meinte: »Ich lgatte nur einen Einfall, den ich auszeichnete". »Ein LiperxsnP erklärte Marish den Alten. Die Kinder begannen später vor den Nachbarstindern zu prahlen: Un tser Onkel tann Aperizus schreiben, eurer nichtt » »Luz-««, willst dn wissen, was fiir ein Mensch dieser liebe Herr Löwy war-« Er war weder ,,lieb« noch »Herr«. Ein taum vier Fuß hoher, alter run zeliger Kerl, der immer in Schwarz ging. Sein rechter Fuß war um ei nen Zocl lürzer als der linke, deshalb trug er am rechten Schuh eine zott dicte Sohle-. Sein tiopf war ganz Stirne, das Gesicht war ihm irgend wie bis zum Kragen herabgerutsclzt nnd wo andere Leute den Mund ha tten, dort hatte er die Angen; wo an dere das tiinn haben, dort trug er den Mund. Das Aperizn hatte bei Herrn Löan die Wirtuiia, daß er riui nächsten Tag in Begleitung einiger amtlicher Per sonen mit seiner llapperndeii Holz sohle in die Wohnung des Vers sserxs von »Warum« hinanslaiii und Pflän dung hielt Dein Schriftsteller war von all-n seinen irdischen Gütern nur sein Frart leid. Nicht als oh er von seinen übri gen Habsetigteiten stiesiniitteriieher ge dacht hätte. nur weil er den Fraet mit Riiclsicht ans den nahen Frisching dringend brauchte. Herr Löivn aber ivar unerbittlich nnd versprach nur. den Fraet erst zuletzt dranzunehinen. Die Pfändnng dauerte eine Stunde· bis dahin konnte man sich nach Geld nnisehen. ,,Lu«3a, du fragst, was den Frack der Tod der Griisin Jsaiira angehe? Lusti, der Fract tötete Gräsin Isari ral Als der Schriftsteller mit sin sterer Miene so ans nnd aus ging, nahni er das nniertiae Manutlrivt von »Wariiin«t« in die Hand. Ha, wenn niiin ietzt den Roman rasch lie eiiden löiinte! Damals taiii ihm die Idee, Jsaura zu töten nnd so turz und lsiindizi den Roman (id»iii7chliesieii. Er tiiinpsie lange mit sich. ttzen sollte er opferm Griifin Jsanra oder den Find-? Er liebte deine. Jsanra ioar :inia, schön und edel. Biber auch der Fiait ioar noch ganz gn:, ineiiii auch ruht neg liesoiideris das Futter ivar Trlon etiviäki abnexvent Lum, der Israel sie-ite. Während gerade die akzrii Hanf-erei- nin den larierten Blieaeiiniantel handelten, irg te sich der Schriftsteller nieder und schrieb das l«i"ll. trapiieL Dann nahm er einen Wagen, snhr zu Fuchs nnd Co. nnd iilserreichte ihnen das illianuslripn Die Herausgeber staun ten zivar ein irrnig, daß aer Roman so kurz geworden, dann aber rechneten sie aus« idie viel ihm siir jeden Bogen komme, nnd bezahlten das Honorar". Liiza. die sich siir litterarhistorisehe Daten sehr interessierte, fragte: »Und rettete er den Frarl noch? tiain er noch zurecht?-'« »ana« arme Lusti, sei ans das Schlimmste gefaßt. illls der Schritt steller das Geld in der Tasche spürte ging er gar nicht nach Haus«-, sondern meinte bei sich: »Was brauche ich den eilten schädigen Frath Jm Winter lasse ich mir einen neuen machen . sein und elegant, aus glänzendein Kammgarn mit Villiiösiittec«. Als aber der Fasching tain, hatte der Schriftsteller leineii Frael, ivedee neuen noch alten, der Verleger hatte einen schlechten Roman und Löer hatte nicht einmal die Pfäiidnni ein getrieben. Die arme Griisin Jsanra aber mußte sterben, in der Blüte ihres Lebens. ein schinerzvolles Lächeln aus den seingeschnitteiien Lippen, und nie mand wußte «ivarnin«?« —0-.· — -- Die Schineigianie iiir Katseetriinzrhem Hat die Frau Nat uns mich nur eine Neuig teie erzählt? Nicht dass Geringste läßt sie uns ioisseiil s Sie haben recht, Frau Qiiasfelt IBicher hat sie nichts siir die Wissen itchasi getani