LiciVHkquut Roman von III-lud stets (11. FortfeyungJ »Mittlich reizend, vorhin...,« tag te sie in mühsam unterdeiicktem Zorn «Wenn Du Dich schon danach lehnst, mit Leib unt-Seele Franzafe zu wer den, dann gewöhne Die auch wenig stens die französische Ritteeltchteit an« — auch gegen die eigene Frau! Statt» daß Du mich unter meinem eigenen Dach beschimpfen läßt! Wahrhaftig: man mag über Alpbonse sonst denken, tote man tritt — abet ek hat tm flei nen Finger mehr Takt und Fänge fttht als Jht alle zusammen!« Karl Ieddekfen hatte kaum zuge hött. Er nahm mit totgenvollek Miene ein paar Depeichen aus der Juckt-i fche. Sie beobachtete es gereizt. »Sei to gut. Charley, und dlasse noch einen Augenblick Deine Kurie, wenn ich init Dir redet« Er riiusperte sich. « - Jst sind teine Geschäftsunchrichtem Margotl Sie betreffen Dicht Jch muß es Dir se t ersssnem Dein guter Va ter ist ni gang wohlt« Was i« »Bei-denen hat er Dir schon nicht selbst geschrieben, sondern Deine-n Bruder dittiert. Seitdem hat es sich leider verschlimmert!« Sie schie aus: »Und das sagst Du mir erst seht?« .Aus sein eigenes Geheiß, Margotl Er hat rnir telegraphisch das Ehren wort auferlegt, es Dir erst nach Be endigung der Taussestlichleit mitzu teilen! u kennst ihn doch besser als ich! Er will ja nie stören-« nie zur Last sallen.. . auch nur anscheinend.« Nein! Das sah Papa ganz ähnlich. Sie drückte bleich und erschüttert die dände ineinander-, um ihre Angst niedergulärnpsen Jhr Mann suhr stockend spri «Gerade nor Tisch ist das legte Te legranun getonnnem Man bittet Dich nach Berlin. Am besten ist es, Du nimmst den Abendng in zwei Stun den.' Sie antwortete nicht. Sie eilte mit gusatnmengebissenen Zähnen in ihre Gemächer. Sie tiingelte der stammer iungser und hals ihr selbst beim Pal ten· Atemwsi Wahllosi Wie es tum. Dann stand sie reisefertig vor der Wiege ihres Kindes. Dort drüben, in nächtlicher Ferne, nhnten, fürchteten ihre umflorten Augen eine Bahre. An sang und Ende des Seins — der, der ihr das Dasein gegeben — der hier, dem sie ed geschenkt —- sie in der Mitte zwischen Leben und Tod... — is. «Jesus meine Zuversicht.« —- Von der Entpore der Berliner Invaliden lirche llang der Sängerchor, die Or gel brauste, unten im Schiss saßen dieht gedrängt, Kopf an Kaps, die Unisarmen Varne die alten Geneeaie, die Wassengesährten des nun entschu senen herrn von Teussern — stren ge, gesurchte Gesichter, aus manchem ein Sinnen: Wann fährst auch Du zur großen Armee? Hinter ihnen die Abardnungen der Truppenteile, die Verwandten und Freunde des hauses« die Regimentstaineraden der Söhne, dazwischen, in das Bunt eingestreet, die schwarzen Trauerslore der Ossis giersdamen Vorn vor dem Altar stand der Sarg. Voll Blumen und Kränze. lieber den weißen Handschuhen lag ver Degen. Der Geistliche fiillte mit kräftiger Stimme die Kirche. Er sprackz von den Teussern, die seit Jahr underten immer bereit gewesen, wenn die Hohenzollern riesen, und es ging wie ein Wehen durch die zu bei den Seiten niederhiingenden, ver morschten und vergilbten preußischen Ruhmeszeichen wie ein feines Echo: ,Friberieuzd Stier-, unier iiiinig und el — Wir seh ztgen den Teufel siir Dich aus dein Felds· ein Rauschen durch hie Zeiten, Treue um Treue· Einer der Generale hob den schlech toeißen Raps und musterte eine Setuns be hie Familie in der Loge links — hie Witwe, die Kinder, die Schwie gersiihne und Schwiegertöchter. Vorn, neben ihrer Mutter saß Margarete, das Tuch vor den Augen . . . Ei war ihr wie ein Traum... Die Reise durch die Nacht hierher . . . das Ster bebett... der Vater hatte sie noch er innnt. .. iie nngelchaut . « nrit seiner Danks die ihre gesucht... so, als ob er ihr noch etwas sagen wollte — gerave ihr vor allem — es lng wie eine Angst aus seinen eingefallenen, giitigen Zügen -— ei blieb unausqei Zitka . Er nnhm ee mit sieh hin hiniiber... Papa war immer da qeweien... man wußte überall sein-. Nähe und hilfr. Seine stille Art wirt te in einem nach, auch wenn man ge strennt von ihm war. Selbst in Paris. Margarete mertte ietzt erst, wie iie dort immer noch ais Gegengewicht zu ihrem Jedversenschen Leben ben siiickhait in ver heimat gesiihlt hatte. Sie spürte, wie bat hier Geist von ihrem Geiste war. Und wie ein Wiss derhnti der Erkenntnis let-los obenl . vie Stimme bei Predigen- «Sei ge treu bts in den Tor-, so will ich Dir die Krone des Lebens geben!« Und Degen und heim qui dem sarze - Des-them ,dier ruht ersiiilte Pflichtt« W und qui den entsinnen Senat-ku: aller alten nnd sinngen Offiziere lag ein Ubslanz diefes »Ich dien"·. » Der Sarg hob sich. Es war ein Trauerzug iiber die Straße in den nvalidensikchlfpf einein auf dein chon fo viele preu ifche Krieger ruh ten. Die Leute auf dem Bürgerficig blieben flehen. Viele lüfielen dcn Hut. Ueber das letzte Sommerlanb an den Bäumen. Noch fangen vie Vögel. Fern dröhnie Berlin. Der Geistliche breitete die hände aus« All die funkelnden helme fanlen nie der.·. mit bloßen Köpfen standen »die Gener.1le, die Leutnants... ,Va-« Hier Unser, der Du bift im himnsel Damper Schollengeloller auf idem Sarg... ein Händedruck nach fdem andern neben dein offenen Grab. Margarete fland allein. Ihr Mann, der fie nach Berlin begleitet, hatte dringender Gefchiifte wegxn noch vor der Beifetzung heimreifen müssen. Sie hörte, wie einer der alten Herren halblaut, mit verbissenen Tränen, zu dem anderen sagte: »Ich hab' ihm amalö noch die Fahne aus der ha d genommen, bei» Mien, wie ihm die Kugel durch die hand ging . . ." .Jck hal)f et niimlich in der Zei tung selesen,« sagte er zu sitt-albern »Da bin ick von Ebers-runde herüber. Jck war mit dem herrn Hauptmann bei Mars-la-Tour!" Die drei Söhne drückten ihm, einer nach dem andern, stumm die Rechte. Auch dem Krugwitt aus einem marki schen Ders, einem einstigen Burschen des Herrn Obersten. Vom Verein ehe maliger Angehöriger des alten Teuf sernschen Regiments war eine Ader-d nung erschienen. Biidere Bürger-. Die Exzellenzen ertannten darunter Leute ihrer früheren Truppenteile. Sie be grüßten sie mit Handschlag Es war wie eine Verdriiderung am Grabe. Kein Unterschied der Stände mehr. Preußen selbst, da- Volt in Waffen, trug den General von Teuifern zu Grabe. Und ein Bild erschien vor Marga rete... die Taustasel in Paris... vor wenigen Tagen . .. die satten Ge sichter... das skeptische Lächeln... der Streit iiber die Knrse... Sie sröstelte... ihr war, als tiime sie aus einem Psuhl. .. , Sie schaute um sich. Die Trauer iseier war zu Ende. Die Leidtragenden »verloren sich in Gruppen. Weit da lhinten stand ein einzelner Herr, brei schultrig. im Zhlinder u. dunleln Pa: letot, wie absichtlich abseits. Sie hat-« te ihn bisher nicht bemeklt· Er mußte sich während des ganzen Begräbnisses in den letzten Reihen gehalten haben. Er tam ihr vertraut vor. Nur etwas» störte sie. der kurze. blonde Vollhartd Den trug er früher nicht. Sie zuckte izusammem Er war es doch. Es tvar iMorih Liinemann. « i Er sah gereister und männlicherx aus. Es lag ein iiiitvilltiirliches, et-! tvas schwerfälliges Selbstbewußtsein in seiner Haltung. Eben wandte er" sich um. Er wollte sich ossenbar un-! bemerkt zurückziehen So machte sie ihn nicht gehen lassen. Am heutiger-s Tage nicht. Jhr herz war weich· Sie» ging aus ihn zu und reichte ihm die! hand. Er ergriss sie stumm, mit der Linien den hut lüstend. Er wartete, Hvaö sie ihm zu sagen habe. Er ver zinied die herlömmlichen Beileidsphrm ;sen· Es war eine turze Pause. Dann iversetzte sie: i s f»Ich danie Dir, daß Du geiommen bi t.« Es erschien ihr natürlich, ihn Du u nennen, hier im Angesicht des odes. Er erwiderte turz: »Ich war es ihm schuldig! Jch hab« zu viel Hochachtung vor ihm gehabt .. . immer . · ." Sie verstummten nnd schauten aus den Kieo zu ihren Füßen nieder. Dann hob sie den Kopf und srug lei se: »Wie geht es Dir denn?« «Danie, sehr gut!« »Du hast den Abschied genommen?« »Schon vor mehr als zwei Jah ren." »Und bist zustiedesii« »Man ist mit mir zusciedenl Also bin ich’i auch!« Wieder schwiegen sie. Er iam ihr nicht um einen Zoll breit entgegen. Er sprach nicht eine Silbe von sich aus. Er srug sie nicht ein-nat, wie es ihr ginge· Sie bot ihm zum Abschied die Rechte: »Leb wohlt« ,,Leben Sie wohl!« Als sie dann vom Begräbnis heim subren, Mutter. Schwestern und sie in dein geschlossenen Wagen, sie alte in der überniichtigen, zersallenen, leeren» und matten Stimmung, nach Erstic-! lang der lebten Pflicht, sprach aus» dem trüben Schweigen heraus ihre« Schwester Sosie von selbst von Mo rih Liinenranm »Er macht Karrierei« sagte sie. »Er ist in der Jabrit die rechte Hand des Generaldireltors Malloney. Jch hab' neulich ehöri: er verdient schon säus zebntaufend Mart int Jahrt« Nach Feddersenschen Begrissen war das nicht viel. Es tot Margarete weh, dass sie halb unbewußt diesen Ber gieich zog.vDas war der Geist von da drüben —- dat war ihr Mann . « Nein, hier mußte sie siir sich sein — unter denen, die ihres Blutes waren . ihres-«Namens... ibrei Gei stes... Am Abend saßen sie alle beieinans der in der Wohnung der Eltern-I lleber der lag noch der Sterbehauch « . .. Man ging unwistttrlich aus den Fuß-i .sptien, man sprach nur halblaut —s ei war, ais sei unsichtbar immer ei ner mehr im Zimmer-, bitte, was man redete, wisse, was man dachte. . . Die Ehrfurcht vor seiner Nähe spiegeite sich auf allen blossen Gesichtern. Man hatte das Gesiihi, daß tiefes Schweigen das Beste sei. Aber es tvar eine Erlösung. daß man Jeden mußte. Von den uiichstliegenden, all Jtiiglichen Dingen, die mit dem To sdessall zusammenbingen Mtrgarete ,sasz etwas abseits von den anderen. FES war selbstverständlich. daß sie, die lMillionörim von vornherein aus jede Erbschaft verzichtetr. Sie wunderte sich nur, wie ruhig und vornebm diese geschäftsungewobuten jungen Männer und Frauen, die doch alle im Punkt des Geldes nicht aus Rosen gebettet waren, miteinander verhan delten, einander entgegentamen ängstlich jeden Schein mieden, als suchten sie einen Sondervorteil. Die Besprechung dort dauerte nicht lange, der alte Herr hatte seine Angelegen heiten in musterhaster Ordnung zu rückgelassen· Er hatte seinen Tod geahnt nnd in stoischer Ruhe erwar tet: er schrieb es selbst in einem Ab schiedsbrief an seine Söhne und Töchter, einfache, giitige Worte. Er dankte ihnen siir ihre Liebe. Er war mit sihnen zufrieden, er gab ihnen seinen Segen anf den Lebens weg Sie hatten diese Zeiten« mii der Aufschriit »An meine guten Kinders« zuoberst in einem Fach seines Schreibtisches gesunden- Daneben hatte ein zweiter Brief gelegen. »An lmkiuk ner-e Gut-« stand mn zittert ger Hand darauf. Der älteste Bru der gab ihn ihr. Sie nahm ihn stumm und ging hinüber in das Zim mer ihrer Mutter. Dort stand sie allein für sich neben der brennenden Kerze und last »Meine geliebte Tochter! »Du bist dasjenige meiner stin der, dem es am besten geht, und das einzige, das mir wirkliche Sorgen machte Tie anderen brauchen meine Er mahnungen nicht« Sie gehen ihren Gang. Zu beiden Seiten haben sie Schranken. Sollten doch einmal ei ner nicht recht vorwärts tönnen, so sind genug bilsreiche Hände nm ihn herum, die ihn weiter führen. Du aber stehst sern von uns, allein its. einer schwindelnden Höhe » wenn man Reichtum Höhe nennen ioll. —- Um Dich find Menschen an Iderer Art, als ich sie kenne. Ich sweiß nicht, wieviel sie Dir sind. Mir haben sie, als ich bei Dir war. gar nicht gefallen. lind Du, meine gnie Grete —- Dn mnszi bedenken, ich mi sche mich nicht bei Lebzeiten in Dei ne Llngelegenheitem ich spreche jetzt, nach meinem Tode, hier noch einma! als treubesorgter Vater zu Dir — Dn auch nicht! Deswegen bin ich nicht xoiedergekomemn Du hast Dich in Paris verloren, Grete —- das verloren, was wir Dir ins Leben mitgegeben haben. Du hast dafür Fedderfenschen Geist und Feddersensche Weltanschauung einge itiilschL » llnd denke: wenn es Krieg gibt. innmal muß er wieder kommen zWir sind zu reich und froh. Wir haben zu viel Neider Dann gibt es teine Deutsch- Nussen und Deutsch Franzosen mehr, sondern nur noch Deutsche und ihre Feinde Jn wel chem Lager bist dann Du? Zerreißt Dir der Gedanke nicht die Seele, daß Dein Sohn dann die Wassen ge gen das Land siihren soll, das Dich gebar? Kind. . . Es ist mein einziger Kummer-, den ich noch habe. und meine legte Bitte ist die: Bleibe im Geist uns treu! Denke deutschl Mache Deinen Mann wieder deutsch! Du hast Macht iiber ihn. Er liebt Dich. Jch habe Dich beobachtet. Glaube mir: Du wirst doch nie ganz so wie die Leute dort: Dazu muß man von Jugend aus zu ihnen ge hört haben. Dir geht viel zu sehr Dein Elternhaus nach! Das magst Du zehnmal verleugnen, Du wirst es doch nicht los. Du warst doch immer so stolz, mein Kind! Jch an Deiner Stelle würde schon aus Stolz so bleiben, wie ich bin. Und eben dadurch den anderen auch Ach tung abnötigen und. . hier brach der Brief ab. Der Ge neral von Teussern war ossenhar ge stört worden und hatte nicht mehr. die Zeit zur Vollendung gesunden. Margarete las die Zeilen andöchtig. Dann lehrte sie zu den übrigen zu rück. Sie war den ganzen Abend still. Sie wollte am nächsten Tage heim. Sie durfte den tleinen Char leI-Jwan nicht länger allein lassensp Es ging ihm gut. Jhr Mann schickte: ihr jeden Morgen ein Bulletin übers sein Besinden. Am Nachmittag vor der Abreise stand sie mit der Mut-s ter noch einmal vor dem Grab. Sies hörte ihr Schluchzen. Sie dachte« wie verlassen sie nun sein würde, und bat sie: »Komm doch zu mir nach Paris, Mamal« Jn Frau von Teusserns vom Wei nen geritteten Augen las sie sast ei nen Schrecken über diesen Vorschlag Daran hatte die Generalin noch nicht gedacht. Das konnte sie nicht. Sie zog nach Potbdam zu ihrers .;,-. Idort wohnenden verwitweten Schnee-« stet. ,Nein, Grete,'« sagte sie. »Ich dan ie Dirl Aber zu Euch passe ich nicht lhinl Das weißt Du auch selbst am sbesten!« Und ihre Tochter schwieg mit seinem triiben Lächeln und drang nicht weiter in fie. f Als sie dann, von ihrer Kammer liungfer fiir die Nacht verfvrgi, allein lin ihrem Abteil des Luxus-pages saß, als die Räder unter ihr eintönig tast los rollten, selten einmal in dem bleiernen Daniel vor den Scheiben lein verlorenes Licht vorüberglitt, als nach all den Aufregungen und Erfchiitterungen dieser Tage plötzlich tiefste Einsamleit sie umgab, da sagte sie sich: Der arme Papa spricht in seinem letzten Brief so zu mir, wie er mich vor fünfviertel Jahren gese hen hat. Seitdem hat sich vieles in mir geändert. Jch brauche Rat nnd hilfe jeyt nach weit nötiger als da mals in dem ersten Rausch. Jetzt ist die Erniichterung gefolgt. Ich sehe »Ak· Eine Stelle des Briefes stand ihr vor Augen: »Du hast Macht iiber Deinen Mann. Er liebt Dich. . .« Sie hob in miider Hoffnung den Kopf· Das war wahr-. Karl Fed dersen liebte sie in seiner Art. Wer noch geliebt wurde, brauchte nicht zu verzagen. Er hatte noch den Schlüssel zu feinem Schicksal in Hän den« Unter ihr donnerten die Schienen auf einer Briiete über einen unsicht baren Fluß. Er riß sie fort durch die Nacht, aus der zerstörten Heimat weg. Sie hatte jetzt nnr noch eine Zuflucht aus Erden —— bei ihrem Mann und ihrem Kind. Reue erfaßte sie aus einmal. Sie warf sich dor: ich war lieblos gegen Eharleyl Er ist doch nun einmal mein Mann. Jch muß ihn nehmen, wie er ist. Jch hab’ ihn nicht zu nehmen verstanden. Zuerst hab’ ich zu leidenschaftlich um feine Liebe geworden, dann,sals er das nicht begriff, stieß ich ihn durch Gleichgültigleit zurück. Jch muß ge duldiger sein. Jch muss immer dar an denteu, daß er mich liebt. Dann werde ich die beiden, den großen ,Eharley und den lleinen Eharles, ldoch noch in Wirklichteit mein eigen nennen. nd -— wer weiß —- sie Ivielleicht d , wie es der Vater will, Funmertlich hinüber-ziehen in meine -Welt. . . Sie hatte jetzt aus den Schaueru der Sterbeftunde, des Begräbnisses, lder Nacht vor den Fenstern ein schmerzliches Sehnen nach dem, der dazu berufen war, sie im Leben zu schützen und zu geleiten. Die Ein-· samteit war wie eine Mahnung in ihr. Sie war in einer weichen, ver föhnlicher Stimmung, als der Zeugin Paris einlief· l Karl Feddersen holte sie am Bahn hos ab und brachte sie nach hause. Sie fing bei Tisch dn, von dem Be Hrräbnig zu berichten —- von den vie ;len Offizieretn den Reginientsabord jnungen, den Veteranen, der Predigt, sdeni Fahnen neben dem Altar. Er lhatte ausmerlfani, aber ohne eigent stiiche Teilnahme zugehöri. Plötz lich brach sie in helles Weinen ans. Er legte erschrocken den Arm um sie. »Was hast Du denn, Margath »Ach nein. . . nein. . « Sie ltrocknete ihre Tränen, »es ist nur ; so. . . « s »Nun, Daisys« »Es ist dort aller- so andere- wie hier-« l »Wiesos« i »Ich weiß selber nicht. . . das ver steht Jhr hier nicht . . . Dass tut ei nem so weh. . « Das reizte ihn schon wieder. »Friiher hast Du Deine heimischen Verhältnisse nicht so belvundert!« sag te er trocken. Sie nickte. »Nein! Aber bei solchen Gelegen heiten mertt man doch, daf-, Inan ein Soldateniind ist! Es steckt in einem!« »Nun. . . es freut mich, daß die Feier so würdig verlief. Wie steht es denn mit der finanziellen Lage Deiner Mutter? Jch bin natirlich gern bereit. . .'« »Dante sehr. Papa hat fiir alles gesorgt!« Jhre tnrze Antwort verdros: ihn. tfr versetzte ziemlich scharf: »Du scheinst die Gelt-frage gering einzuschiitzem nach Deinem hochmüti gen Lächeln zu schließen. Jch nicht Jch gehöre nicht zu Deinen Herren vom bunten Tuch, jenseits des Rheinst Ich bin Kaufmanns Man tann das Geld verachten, ma chcirel Aber dann sollte man es auch richt annehmen nnd mit vollen Händen ausgeben!« Sie zuckte lzusammen. Es toar eine Pause. Endlich sagte sie lang semi: »Du hast recht! Ich lebe ia hier von milden Gaben! Ach. . ich hab’ solche Angst. . Charley um Gottes willen, hilf mir doch sei mir doch einmal in meinem Le ben nah.'« Sie lvar anfgesprungen. ·«lnch er erhob sich verwundert. »Was möchtest Du, denn, mon en sant’i« frug er nachsichtig, halb lä chelnd Sie ahnte schon förmlich seine Handbewegung zum Portefeuille in der Fracktaschr. Sie streckte ab wehrend die Rechte aus. »Has; nur diesmal Dein Schock-f shach stecke-» Chqkteyx Das ist es’ »nicht!« «Sondern?s« ) «Gib mir einen hnitL . . Schnu. swie mir zumute ist . . . Denke Dich Ein mich hinein. . . ich irrlichtere da Ihin und her! Mertst Du das denn Igar nichts-« »Nein-« Sein erftnunter Blick bestätigte es. Es lag Mißbilligung darin; Er woll lte nach Tisch seine Ruhe hoben. Er Izündete sich im Solon eine Zigarre inn. Er wartete, daß sie weiter spre chen wiirdr. »Was ist denn nur passiert?" er kundigte er sich, on sie schwieg. »Nichtö!« »Ob« was soll denn passieren?« »Auch nichts!« »Allons! Tout vn hieni. . . Was willst Du denn noch, mein Kind?«. . . »Mein Leben möchte ich! Es zer rinnt mir fo! Jch tnnn es nicht fas sen!. . . Es ist so ein schrecklicher Zu stand . . . Ich möchte dnsitzen und «iveinen. . . nicht über Papa, sont-ern ·iiber mich. . . Jch weiß nicht, was aus mir werden soll, wenn das so« weiter geht« Er rang nun ernstlich ungeduldig die Hände. «,,Waö denn weiter geht? Margot — man muß auch nicht undankbar sein! Du hast wirklich alles, was eine Frau ,oom Leben erwarten kann. » Mann und Kind. . . Reich tum nnd eine glänzmde Position! Zur Kaiserin von China tann ich Dich freilich nicht machen!« »Aber unsere Ehe könntest Du an ders machen! « »Wie denn?« »Jnniger, Chaelet). . . einfacher· . . herzlicher. . ." ,,Einsacher't’ Sollen wir etwa am Sonntag nachmitlag nach St Cloud ziehen?. . · Du schiebst den Kinderwagem ich trage das Netz mit Eßsachen . . Oder wie denkst Du Dir das?« Sie kannte seine Ari, Gespräche, die ihm nnbeqnem wurden, ins Lä cherliche zu ziehen. Es zurtte um ihre Lippen. »Ich bin schon still, Cl)arley·« sagte lsie. »Es ist ja alles vergebens! Du bist blind und tat-bl« »Wenn Du mir nur endlich verra ten wolltest, wag Dir eigentlich sehlti« »Ein wenig Wärme, Elsarlcn, wei ter nichts! Jch sriere so zwischen Euch! Jhr seid so takt. lind mir tut Kälte so meh.« Er ging ungeduldig in seinem Zimmer aus nnd ab. »Ach. . . verschone mich mit diesen Zentimentalitäten von jenseits der Vogesen. Sie kommen gerade heilte so unglücklich wie möglich. Komm mal her, Daisy. . . Jch will Dir was erzählen!« Sie folgte seiner Aufforderung lkr legte ihr die Hand unters Linn. »Deswegen kam ich heut’ in so gu ter Stimmung nach Hause, ma pe tite! Es ist ja nur eine Aenszerlich teil, aber siir mich doch sehr wertvoll. Mein Naturalisierungsgesnch ist beut’ vom Minister unterzeichnet, von jetzt ab sind wir —- Du, ich und Chorus Jwan —— Bürger der französischen Republik.« Sie erwiderte nichts. Ihr Gesicht lblieb unbewegt. » ,«. 14. - k« »Lieber Eharleh! l Du schreibst, dasz Deine Geschäste Dich noch ein oder zwei Wochen in lParis festhalten! Ich hab mirs gedacht. Eure Geschäfte dauern hin terher immer doppelt nnd dreimal so lang als Jhr zuerst glaubt. Du meinst, ich möge mir inzwischen die Zeit in Biarritz nicht lang werden lassen. Doch, Charley — die Zeit wird mir hier zu lang! Ich habe sSehnsuchi nach Cl)«.irleg-Jnmn, nach Hinsereni beim, nach Dir. ’ Auch nach Dir! Das wird Dich wundern. Aber es ist so. Jch lhabe in diesen Tagen viel iiber mich nachgedacht, iiber unsere Ehe, über haupt, wie so alles gekommen ist. sMan glaubt ja immer man tut im Leben, was man will Aber hinter her merkt man, daß einen irgend et Hvas von hinten unsichtbar gepackt nnd geschoben hat. So bin ich Deine Frau geworden »Jch möchte mich einmal brieslich mit Dir aussprechen, ehe ich mich tnrz entschließe und dieser Tage aus eigene Faust zu Dir nach Paris tocnme. Ich habe mir die Frage vorgelegt: »Wenn es nnn vier Jahre zuriick wäre ’und Du wärest wieder Margarete Teusern —- was würdest Du ein zweites Mal tun? Würdest Du wie der Ja oder Nein sagen? Und ich habe gesunden, daß es daraus gar leine Antwort gibt. Denn det, der sich das vorher überlegt, ist ein ganz anderer Mensch als der, der vorher die Entscheidung tressen soll. Mit anderen Worten: man tann nichts inn, als sich mit dem Gegebenen ab ssnden und die Folgen seiner Ent schliisse tragen. Die sind ja nicht im mer sroher Natur. Unsere Ehe ist nicht so geworden, wie sie hätte sein sollen und hätte sein tönnenr Wir gehen nebeneinander her. Wir sind einander milde. Du kannst ruhig Wochen ohne mich in Paris verbrin kgece ich rede hier Hunderte m stei ilen von meinem Mut-. Wie miisen fang vlel näher kommen. Charletyt ; Das hab« ich in fchon oft versucht ;—— aber, wie mir fet tlar ist« auf ffalschem Wege. Jch be immer nnr lvon Dir-« alles erwartet, Hatt III-F mal mich selber zu priifen.9 »Beste« hab’ ich jetzt hier allein nnd in frem ldem Lande Gelegenheit gehabt unt-« habe es in ver Woche feit Deiner Abreise fchonungelos getan. Da hab' ich erkannt, daß auch an mir viel Schuld an unserer trüben Ehe liegt Jch habe eine Verftandebheieat ge schlossen. Ich habe leine Liebe, fon- « dem Selbstsucht mitgebracht Du warst mir nur der Gebentm der Schliiffel zu äußeren Dingen des Le bens, und haft es Varan wahrlich nie fehlen lassen, und ich habe sie ais selbstverständlich hingenommen. Und wenn ich versucht, die Liebe durch Pflichterfüllung zu ekfeyety —- ja Jhr habt mir ja nie Pflichten aufer legt. Jhr nnhmt sie mir sog-n- aus den Händen: Jch darf noch nicht einmal vie Temperatur im Zimmer meines Kindes- felbft beftilylen Jst bin rein ein Luxusgegennnnn uno was das Schlimmste ist« ichsDirbexMich.«;,.. darin wohl gefühlt. Das-sticht sich jetzt an mir. Mein besseres vTeil wird unruhig. Es fordert ein«-Ieicht Es muß es haben. Es gerät-sonst ein mal auf Abwege. Denn schlafen wie bisher tann es nicht nichts-« Wenn ich jetzt; ohne Dich erst zu fragen, zuriicllehre, Theilen-. mußt Du in mir mehr sehen ais bisher. Du mußt mir einen Wirkungskreis « geben, der meiner würdig i.st,,"ern«ste" i· Obliegenheiten. Jch will von setzt ab Charles-Jwan tatsächlich und in « jedem Sinn eine Mutter sein. Wir beide. feine Eltern, wollen unt pri- s samtnen einleben in eine wirtliche Freundschaft. Denn tvir sind doch aneinander gebunden, Und ich brau che einen Halt. Kein Mensch sann Mif die Dauer ganz allein fein, am we-. nigsten eine Frau. - ( Warum ich Dir das alles i reilse und nicht lieber sage? Lieber Linn-« leh, ich siirchte Dein ironisches Lä-« chem! Vor dem erstirbt mir van Wort im Munde. Jch bringe nicht die Hälfte von dem heraus, was ich iietzt niedergeschrieben habe. Jch Iflehe Dich an: Lasse von nun an dies ILächelnl Sei gut zu mir, sei ernst Hu mir! Ehre Deine Liebe u mit lindem Du mich von nun ab iir voll inimmst und nicht als ein Spielzeug ibchandelst Sich nicht nur mit Wo l- . igesallen mein bischen Aeußereö ib , sDir Mühe-, auch einmal in meine · Seele einzudringen. Vielleicht ist da mehr. Ich will es Dir lohnen. Jch will Dich lieben. Dann werden wir gewiß noch recht, recht glücklich zu samtnen Jeh werde schon, wenn Du mich« auf dem Bahnhof erwartest, nn Dei· « nein Gesicht sehen, ob Du mich ver standen hast« dasz dies eine Abent wende für mich bedeutet. Eine Wen duug zu Dir. Jch flüchte mich zu Dir. Jch muß es. Jch schicke diesen Brief heute als Boten voraus nnd reife selbst morgen von hier ab. Von Den oahe telegraphiere ich noch genau mei ne Ankunft in Paris. Auf Wiederse hen! Lies meinen Brief genqui Eies « ihn lieber zwei- oder drei-nei, bis er Dir alles sagt, was er sagen soll.« Kiisse Charlesstan von miri Margarete.« Sie hatte eine Abschrift dieses sti- « ten bei sich und übuslog sie·npch ein mal ernst und gedankenvoll, with-end der Siid-Erpreß sie langsam, aus ges - riiuschlos rollenden Rädern nach dein eigentlichen Europa trug. Die liamuiersrau steckte den Kopf durch den Tiirspalt und erkundigte - sich sliisternd, ob Madame etwas . brauche. Margarete Feddersen der urinte. Sie schloß die Augen und . lehnte sich in die Polster zurück Sie . war froh, daß sie nun bald schlafen konnte. Als sie ani nächsten Morgen den Vorhang zurückzog, werf- est-schon spät. linerniüdlich surrten und san gen unter ihr die Rädern Draußen glitt Frautreich vorbei ——· abet nicht das lacheude Hügelland wie sonst. Dieser lahle Saudboden, diese tub losku Kiesernloälder des Departe· « mentg Landes erinnerten an die Hei-· « mat . .. an den Grunetvald... an die - IDiisterleit zwischen den Föhten —- , ldas Rot der Sonne iiber der Hohei- ; wie sie es so ost in ihren Mädchen- · sahren gescheit . . .. Seltsam: bei dieser Gedankenw ; binoung stand Moriß Litnemann vor T ihr. Sie hatte lange nicht mehr an J ihn gedacht. Es hatte Monate-g e-« · ben, lvo er ganz aus ihrem Bewu i- " sein geschwunden gewesen lvat. Jth E aus einmal lebte er wieder. Sie wuß- ’ te selbst nicht« wie das lam. tFortietznng solgt.) —......C- - - —- S-eiliältitisch.—- Wie san-. ge fahren Sie schon zur See als z )Schisssarzt, Herr Doktor-? i --— Etwa sieben Seemestetl i —- Vor dem Nennen-Renn stallbesiyer (zum Jockey): Williams Sie sind zu schlvet; können Sie denn inichts ablegen? « Jocley: Jch habe ja schon meinen leichtesten Anzug an und habe den ganzen Tag nicht-Z gegessen. Rennstallbesitzert Dann gehen Sie wenigstens und lassen Sie sich rast-( ren. - , , Izu-f Lkpy » « N