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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 17, 1918)
cis Gelthsmenich Skizze von Ami- Wohle-bers. ( —-—— Die Uhr war über zwei, aber ein gut Teil des Gäste verweilte noch in den eleganten Salons und kleinen Zimmern. Es war ein öffentliches Fest in einem öffentlichen Lotoi.nno man hatte deshalb keine Rücksicht auf die Wirte zu nehmen, sondern tonnte bleiben, fo lange es einein beliebte. An ein paar zufnminengefchebenen Zischen fnß eine innntere Gesellschafi, haupifächlich aus Herren bestehend, und unter ihnen war einer. der foft ununterbrochen das Wort führte. Er war groß, leaftvoll nnd joviaL das Gesicht ftenhlend von Jrohsinn und die Stimme vibrierend vor Wärme nnd nnigteit,« wenn er auf einen fei ner -rennde eine Rede hielt, was recht oft nnd ohne besondere Veran lassung geschah. Wo oder wann man ihn traf, zu Hause oder anderswo. auf der Stra ße oder in: Konto-, auf einem Fest Oper um Alltag, um zehn Uhr mor gens oder uin vier des Nacht» er war so gut wie immer der gleiche, geweckt, interessiert, lebhaft und herz lich. Und wenige .atten ihn bei ernstlicher schlechter Laune gesehen. obgleich er wohl dann und mann Grund gehabt hätte, verstimnrt zu seit-, denn es war allgemein belannt dirs seine Geschäfte nicht beständig in bester Ordnung waren Jm Sofa, einige Platze von ihm entfernt, saß seine Frau zurückgetehnt nnd leichsain ein wenig außerhalb des Krei es. Sie schien müde und sprach im Augenblick nicht, sondern spielte nur mit ihrem Fächer, Den sie neroös auf- und zuschlug und bald aus der Vorder-seite, bald auf der Rückseite be lkilchissb « Schon zweimal hatte sie versucht, ihren Mann zu bewegen, mit ihr nach hause zu fahren. Auf die erste Auf forderung hatte er gar nicht geachtet,« sondern« nur scherzend gefragt, ob »seine Kleine schläfrig sei", beim zweiten Mal aber war er wirllich ge gangen und halte nach dein Wagen tclephoniert Dieser mußte indessen schon eine gilte Weile da sein. aber als sie ihrem Mann ein erinnekndes Zeichen mach te, antwortete er nur mit einem freundlichen Lächeln und einein liebe vollen Nicien, als ob er sie so verstan ven hätte, daß sie nur rine lleine ehe liche Irrimnurerei in Gang bringen wolle, damit sie aus der Entfernung einander ihre liebevolle Zärtlichkeit ausdrücken könnten. lind dann setzte er sein Gespräch oder richtiger seinen Vortrag fort. Nach dem Toast auf seine Freunde war er ganz ungisucht aus fein Ver hältnis zu ihnen gekommen und ans diese Weise veranlaßt, recht viel von , ch selbst zu sprechen, was ihm chon immer einmal passieren konnt-. »Sie es so geht« sagte er, «es erfrischt einen, so zwischen guten tell-den nnd Beiaiinten zi- sitzen. an hat mehrere Tage danach noch MS davon. Das ist die reine Wahrheit Profit ,und Dank euch . . .i« (Allgemeinez AnstoßenJ »Ja, Dank euch, das ich hier sitzen und mich eins mit euch fiihlen darf, ob g , ich wohl weiß, daß ich in ge er Weise-diese Würde nicht genü gen verdiene. Es ist an mir nichts Mwürdiges wie bei euch andern. Ich bin keine Künstlerseelr. ich habe M Dmlerlopf (er tlatschte fich selsf auf den Scheitel). Jch halte nicht die Welt in Schach mit meiner Jedes Und ich bin auch lein Mk trat- der sein inmi. ivas ee will« well er die Macht des Gold-s hat, seinen Freunden zu helfen und sie zu schüt zen. Nein, keine dieser Eigenschaf ten ist nns mein Los gefallen. Uno doch wollt ihr mich unter euch sehen. Datum dnnte ich euch mit meinem besten Dankt Doch halt, ich nehme itefiicki Es gibt doch ein Ding, aber nett ein einziges, das mich zu einem Kutschen erster Klasse macht, und das nd meine Gefühle. Jch bin ein siihlömensch, seht, nnd in der Ansicht übersliigelt mich keiner. Was i versteht, das siihle ich tief drin nen in meiner Brust. Sprecht von Litnsd sprecht von Literatur, be schreibt sie, diskutiert sie! Ach, alle-, was ihr sagt, habe ich schon in mir minnt-en mit den mystischen Kräf ten des Gefühls, die viel schneller als-ists als die des Verstandes Kri Usteei einen Menschen, lobt ihn, he Meili ihni Ach, ich tenne ihn weit feil als ihr und weis-, oh ich mich m iehen muß oder ihn in hie Arme schließen tann. Aber nm lieb stenschiieße ich ihn in die Arme! Es tni qui, hände zu drücken und her zen klopfen zu siihlenl Jch bin ein Akkordale leh« Jch rakm nicht da r« « W andern lachten, prosteten und« ki- ies ihm uns die Schulter , Sei ns m eher erhob ch le . schlich den Mitten r andern noch Hm Sie-Si und beugte sich nieste ge seinem he. . · Linn hat der sogen eme Stunde et«, fliistrrte sie. «-"’«-.3Io fa, Der denkt an einein s - III-i an Bartes-III sagte CI is nnd inst. s- daß alle es hör sei-« ' ’ nie-ex die Pseka usw im nai scher frieren. Es sind fünfzehn Grad Kölie.' »Ach, vie sind atsehärtei Die Gewohnheit Liebe, verchni einem »wir allem. Setz dich, liebe Emiiie, und sei ruhig. Jch will nur mein Glas austriniezn dann gehen wir." Und er sitescheiie ihr die Wange und nickie ihr zu. während er fein gewöhnliches Lächeln lächelte. Es lohnie nicht, eigensinnig zu sein. Sie schlich sich ebenso leise fort, ivie sie gekommen, aber siaitckm ihren vorigen Platz zurückzukehren ging sie nach dein Fenster-, wo sie ste hen blies-, und sah hinaus in die schwarze Nacht. »Sei-en Sie nach dein Wageii?« fragte eine Stimme dicht neben ihr Es war einer ver Herren ans der Gesellschaft, ein junger Journalist, der ihr nachgegangen war. Die Mii digieit in ihren Bewegungen, wie sie dahinfchriii, hatte ihm eine gewisse Teilnahme eingeilößi, und es M ihm leid. daß sie dort allein und verlassen sinnt. Außerdem waren sie sich nichi fremd. Er war mehr als-einmal Gast in ihrem Haus gewesen« ,Nein, wozu sollte das nützen,« sagte sie, indem sie mit einem schwa chen Lächeln zu ihm aussah. »Ich wußte ja, daß er hier ist, nnd da sieht er auch. Und die Pferde wer den wohl nicht weniger frieren« wenn ich mich hinstelle nnd sie ansehe." »Sie haben dicke Decken," bemerlte er tröstend. - »Ja. Und sie bekommen Zucker. wenn wir einsteigen. Julius virgistt nie den Zucker vom Wasser siir sie. Er dentt so viel an Menschen und Tiere-« Der junge Journalist wars ihr ei nen tragenden Seitenblia zu. Er wußte nicht recht. was sie mit ihrer iLieuszernng meinte. Aber er lvnnte schon mithalten. »Ja, er ist eine gesithlvolle Itatur,« sagte er. »Das merkt ja jeder und Sie, seine Frau, natiirlich am besten Er kann ja nicht einmal längere Zeit sitzen und plaudern, ohne dann und wann nachzusehem was Sie machen. Jch sah gerade, wie er vor einer Wei le hinaus in den großen Saal ging und Sie erwischte. um mif Jhnen in einer Ecke zu fliistern." »Um mit mir in einer Eile zu flü stern! Ja, Sie sollte nurf wissen, wovon er flüsterte.« Jhr Gesicht, das bisher schlaff ge wesen, bekam plötzlich einen scharfen und bitteren Ausdruck »Er wollte das Haushaltsgeld ha ben," fuhr sie fort, als ob die Worte sich nnlviderstehlich von selbst hervor driingten. »Er sagte mir, ehe wir gingen, ich sollte es mitnehmen siir den Fall, daß sein Geld nicht reichte. Und jetzt brauchte er eg. Deshalb sliisterte er.« Sie schwieg ein paar Augenblicke llud wahr-end er sie betrachtete, sah er erst jetzt, wie modernisiert nnd ausgebessert ihr Anzug war, und von ihm flog ein Gedanie zu ihrem Heim. Nun erinnerte er sich, dass sich auch dort überall Spuren von etwas Nachgehvlsenem und Bemiini teltem fanden. Vielleicht beruhte das auf der gleichen Sache, wie sie heute abend geschehen, und wie sie viele Male früher geschehen, daß das, was fiir das haust bestimmt gewesen, für anderes ausgegeben wurde? Und er dachte an den Tisch dort, wo ihr Mann der Wirt war. Da hatte heute abend mehr als ein Champagner psropfen gelnallt, um die Freund schaft zu befestigen und die Gesiihle zu erleichtern. Ader als ob sie seine Gedanken gelesen, veränderte sich ihr Gesicht wieder-Tun und wurde nervöi und Mich a,'·- was denken Sie uun?" sagte sie. »Fürchien Sie, daß ich eine un gliickliche, tyrannisierte Frau din. Ue hungern und stieren muß, während ihr Mann das Geld ..n seine Ber gniigungen verschwendet-" Und sie lachte, als oh das Ge sprächsthema sehr komisch wäre. »Aber ernstlich gesagt,« begann sie wieder-, »Sie mißt-erstehen mich doch nicht! Jch sagte das von dem Geld nur, damit Sie nicht glauben sollen, daß wir Turteltauben seien, die in den Ecken miteinander gurren. Wir lie ben uns sehr, aber so lächerlich sind wir wirklich nicht, wenn wir unter fremden Menschen sind.« Die Decke, die vor seinen Augen Hveggezogen worden, wollte sie mit aller Gewalt wieder nieder-gleiten las Hen. Sie liebte vor Eifer, das es gelingen möge, und vor Schreck, daß isie sich vielleicht zu sehr vor einein Unberusenen entblößt hatte. Aber er nickte nnd bejahte. Er kannte die IKunst, mitzuhaiten und zu verstehen, toas er verstehen sollte. Er war«nicht eigensinnig, sondern glaubte immer, was man ihm sagte. Aber sie suh ihn mit einem sor schenden Blick ari, als ob sie seiner Ausrichtigteit nicht recht traue und plötzlich eilte sie von ihm spri, stellte sich hinter ihres Mannes Stuhl und sehnte sich schmeichelnd an seine Schulter-, wie uin recht zu zeigen, Ieiches gute Verhältnis zwischen ih nen herrschte. Und ihr Mann sah sroh tiberrascht zu th- mit »Das etist lieb von die, haschen-« viåaetritt-Ja her tonirnst Ru- sein« r ist cheu uns « vHaar sticht slir sie heran fund goß ihr ein großes Glas Cham pagner ein ,«Prosit, Schott Sei nur ver gnügt,« tagte er und stieg mit ihr an, wonach er sich Insekt zu den andern wandte. .Wie es auch tst,« begann er wieder, »wir gebrauchen doch alle eine solche kleine Stütze, denn wie ge brechlich nnd schwach sie auch ans sieht, so sind doch wir es, die gebrech lich werden« wenn wir sie nicht hät ten.' Er hatte den Arm nm ihre Stuhl lehne gelegt, und feine Stimme war noch etwas sentinientalxr als vorher geworden, aber man merlte doch, daß ein Fond von wirlichein Ernst in dem lag, was er sagte. Der Journalift, ver seen ihnen ge geniiber niedergelassen, beobachtete sie. Vielleicht hatte die junge Frau doch in gewissem Grad recht, ihres Mannes Partei zu nehmen? Er hatte fwohl auch als Ehemann Gefühle Nur daß sie andern, mit denen sie in Kollision lamen, ein wenig Platz Ina khen mußten. « lind-die junge Frau saß da und arbeitete beständig daran, die Decke festzuhalten, von der sie vorhin so unvorsichtig eine Ecke gelüstet hatte. Sie wollte es vergessen machen. Man sollte glauben, man habe ein falsches Bild gesehen. Sie lächelte ihrem Mann zu, so daß der Wehmutszug um den Mund auf wunderliche sWeise das fröhliche Lächeln durch » schnitt, und um ihre Augen lehhafter Izu machen, sperrte sie die diinnen s Augenlider, die von Rauch und Mii - riateit geschwollen waren, so weit wie » möglich auf ) « Der junge Jouenalist begann, eine "getvisse Sympathie für hie tapfere. junge Frau zu fühlen, die er bisher so wenig beachtet hatte. Er wünschte sich Gelegenheit, ihr etwas Gutessev weisen zu lönnen, einen lleinen Dienst, um ihr zu zeigen. daß er et was von ihr halte. « Ja, setzt hatte er es! »Sie denten noch lange zu bleiben, sehe ich,« sagte er zu seinem Visit ois und deutete auf ihre soeben ge füllten Gliifer. »Und ich habe dar auf speluliert, mit Jhnen nach Haus fahren zu können. Aber nun inetle ich, daß es zu spät fiir mich wird.«« « Er erhob sich, um Adieu zu sagen, aoer sein männliches Visavis schlug mit der, Hand nach ihm· »Ach. warten Sie! Wir sind ja gleich bereit-« Die Antwort war indessen ein Kopfschiittelm Nein, er konnte nicht länger warten. Er mußte am Mor gen darauf früh auf sein und llar im Heitopi zur Arbeit. Und er wollte unter keiner Bedingung, daß sie sich seinet wegen eilig aus den Heimweg machten. Er war nicht so müde, dafz er nichi nach Haus gehen könnte. Aber der Mann mit den warmen Gefühlen lies; ihn nicht los. Er hielt ihn am Rodürmel fest, während er sein Glas ergriff. »Na, Ernilie, dann gehen mir wohl auch,« sagte er. Niemand soll von mir sagen, daß ich einen Freund zu Fuß laufen lasse, tvenn ich ihm Wagen und Pferde anbieten lann.« Nachdem er einen großen Schluck getrunten halte, sehte er schallend sein halbgeleertes Glas auf den Tisch, und troi all der Protesle des Jounaliften schüttelte er den übri gen der Gesellfchaft die Hand und zog seine Frau mit hinaus in die Garderohr. lind gleich daraus standen sie ans der schneebedeckten Strrsze und war teten, während der Kutscher vom Kutscherbock herabsprang nnd die Wagentiir öffnete. Der Journalist und die junge Frau stiegen ein« aber sie mußten noch etwas warten, bis sie fahren tonnten, denn der Ge siihlemensch hatte sich erinnert, daß die Pferde ihre suckerstiicle haben muß-« ; ten. . . Jedes betam zwei unter verschiede nen Klar-sen nnd Zeremonien, und ’ dann endlich stieg ibr Wohltäter mit einem tleinen Seufzer des Wohlbeha gens in den Wagen. Es war so schön, zu wissen und zu fühlen, daß man jedes lebende· Wesen, Mensch oder Tier, das einem in den Weg tam, er sreut hatte Der junge Journalist wurde bis zu seiner Tiir ges-ihrem er banlte wiederholt siir die Freundlichkeit, die man ihm erwiesen. Als sie aber Abschied genommen und die Wagen tiir wieder geschlossen worden, steckte die junge Frau iiber das herabgelas sene Fenster ihm noch einmal die Hand hin. Musik«-« sagte sie ganz leise. Und es tlang so, als ob sie mein te, sie sei ibrn Dantbarteit schuldig. Ihrem Mann erschien das etwas sonderbar, aber er war zu schlaff, um eine Frage zu stellen oder auch nur weiter darüber nachzudenken, be sonders, da es ja d nichts weiter zu bedeuten haben to« de. «-Fahr zu." ries er dem Kutscher zu. Uns dann lebnte er ach in bieWai genlissen zurück, Just den mit sich und seinem Tag. - O— — Als-verstanden Vertei diger Cum Inactlagten): Sie haben essenbar bona fiele gehandelt - Inseln-ster- Nen mit Mit-l Aus einein znlizifchen Dorfe hatte der reißende Strom ver flüchtenden Massen den Alten rnit hinwegge schwemmt. Jetzt saß er mit anderen enttvurzelten Vollsgenossen in einer dampflgen Wiener Teeftube, hielt den Zzitteigen Greifentopf gegen die Kalt twnnd gestützt, die Rnnzelhönve nnf Heinem Wanderstoet und hörte die Er zählung seiner Umgebung still mit nn? I Selten sprach er ein Wort. Seine Seele ivnr zu wenig an diesem Orte; sie schlich noch immer usn das n.le Haus« sein »Hätceche« , nnd bejammer te, was mit ihm untergehen oder in unheiliden händen verlocnmen mirs-, die allen Bächet vom Vater der ein Rebbe gewesen, die silbernen Leitm tet und die Hühner, ach, die lieben Hühnerchen, nnd das Pfervchel Wen-n er diese einzigen Gefährt-n feines Alters ins Gedächtnis ri:f, dann schloß er vie Lider. dann be gannen seine Lippen ein lautloses Be wegen. Segen, Segen, Herr, silr sie! Du hist gerecht, du wirst die Kreatur-, die mir treuer war wie -Menschen, nicht elend verhungern lassen! «Woher seid Ihri« fragte eine pol itische Städterin den Stillen. »Ein Jud’ lomtnt immer aus der Verbannung!" antwortete er und starrte mit den wissenden Augen an ihr vorbei. »Habt Jhr leine Anverwandten, die mit Euch waren k« versuchte eine an dere Frau. »Wir-, nix, mei' Sohn is verloren an dreißick Jahr’, is geworden eia Poiazz —- tveg, weg!" Er strich sich heftig, als iniisse e: etwas sortivischem iiber die Unte. »Er meint e Schauspieler2« ertliiete jemand. —- .Na, und andere Ver wandten, Brüdertinder hat man jdochi« sorschte ein jiingerer Mann. Er sang das letzte Wort, spreizte seine aufgetehrten hände dem Alten entge aen. ’ ,hob ich! Jn Wien! Tos is toait!" murmelte der Greis «Jn Wien, in Wien, mer sind doch in Wien!« schrie alles nngeberdig durcheinander- - l Der Alte zog die Augenbrauen bis Hum Miitzenrand Der Ausr: s pflanz te sich sort. Eine Vorstanosdanxe stvurde geholt; eine blasse, blonde »Frau deren zarte Bewegungen noch nichts von der Nescsxvsiion geiibter so szinler Helferinnen hatten. Sie er fuhr von dein Alten« der sie aus sei snem Stuhl her sehr anfmertsam be trachtete, Namen und Stand seiner sAngehiir.gem und sie schrieb sich alle-J sit-« ern Büchelchen ! Zwei Tage daraus —- der Alte saß wieder un seinem Plan und .oiihlte im Vergnngenen —- wurde ein eleganter sunger herr von der blonden Dame zu ihm geführt »Sie werden schon das weitere sest stellen!« sagte sie. Der seine herr mit den blihenden Gläsern oor den Augen beugte sich zu dein Alten und sprach freundlich: ,Ieh sehe schon an der Aehnlichkeit daii Sie einer von den Alten aus unserer Familie sind. Jch heiße Mah baum, wie Sie —« Er stoctte vor dein Blick des Mannes. Kommen Sie seht bitte mit mir zu, meinen Eltern, die werden sich steuen«. Und er bot dein Alten sein« behand schuhte Rechte hin. Der schien tie Hand nicht zu sehen. »Jenseits mer Gott, ivo soll ich inn? Wo mer »Sie« sagt ainein Ver wandten?« »Soll ich »Dt«'« sagen?« sragte der iunge Mann eilig und ergliihte bis an die Ohren. ; «Also lomm’ altes Onkrlchein zu shaus reden wir über alles!« Da stand der Greis nachdenklich auf, nahm den Arm des Jungen nnd ging, mit den Lippen unhördar mur melnd, langsam aus dem Saal. Der Junge ries einen Fialet, hob den Alten, der immer den Kopf so eigentümlich unruhig hin und her drehte, hinein. Sie suhten von der nördlichen Vorstadt ins Jnnerez ta men aus den Ring, wo die Stadt das steinerne Vers weit austnt und den himmel hineinliißt Der Tag war novemderttiibe, grau und lan. »Das ist die Hosburg!" zeigte der iunae Mann. Von dem Grei« kam reine Erwide rung; er guckte blos,. »Da ist unser Parlament, is. es nicht schan —- Der Alte maß es mit den Blicken. —- «Nu — wozu7« sagte er dann. — »Aber ist es denn nicht schöns« drängte i : Junge. «Schönn —- schönni Vielleicht ist es schön-i —- al-er wozu?« Er machte ein so unglückliches Ge sicht, dass der andere nichts- mehr sagte. —- -— — Es war eine merkwürdige Familie, in die das Geschil den Greis hinein ndtigtr. Sie sagten, sie freuten sich. aber sie sreuten sich doch nur ehr undeutlirxr. Sie sagt n, sie seien eine Familie und sum en von dem und dem, der .-ei Tarnoto geboren sei — aber sie waren wohl doch keine Fami lie. Der Alte schloß es ins dein Leben, das diese alle Miete-h der lass und ging s.r sich; abends ehlte Nat die T chtee mn Tische, mal dee Soh, auch Isters der Vater. Mit tags snsren sie türkisch beis nrnrenz die Tochter die doch keine rechte T tet sein konnte, schnitt den Eltern sag Wort ab und lachte spötti .Dee Greis saß still orn Zischen-en nach vorsichtiger Prüfung nur die Sappe. in die er Stückchen Brot hineinwarf, luni- senszte unterdrückt l Manchmal lanr »der Sohn in sein ,Zimrnerchen, M ans einen engen Des hinnussah und in dem es gar Inicht recht Ing werden konnte, und fragte: I Geht es dir gut, Großonlelchenlk I Und des Alten stops zitterte stärker . ruf dem faltigen halse wenn et stets I dirs gleiche nntwnftem ,,’.Kann s mer jgut gehen, Ivo ei' bät-sehe brennt, "wo rnei’ Hühner, nrei' Pserdche ver lomknen?«« Schließlich fragte der Junge das Inicht mehr; aber er tan doch jeden Tag ein Weilchen. »Ein herz hat et, I ein herz —« murmelte dann der Alte I nik sich. « An einem Abend lappelte der Greis aus seinem Stäbchen heran-, irrte sich in einer Tür und lam in ein Zimmer, wo er sich nicht aus lannte. Wie er stillst-ind« drangen von nebenan sehr laute Stimmen zu ihm. »Na« tdlls geht Alls lclltkllO Fila, anma — man macht sich zum Ge spött. .Der hosrats witzelt ohnehm » gern, und wenn man auch wegen einer s guten Tat leine Sarlasmen zu fürch Y ten hat — aber —« Die Tochter wur- « ; de unterbrochen. s »Ich wünschte, ich hätte den Alten »gelassen, wo er war; in der Teestube saß er immer noch besser als bei l ench!« i Der Sohn schrie das mit einer hel- s ! len zornigen Stimme. : »Red’ keinen llnsinnl Aber in der Tat, er geht ja doch nicht aus die » Dauer-. Es,l)edriiett mich, es bedriickt - mich« Mann! Wir wissen ihn in ein Altersheim einlausen'·. Das war die nervöse, nörgelnde Stimme der Mutter. «Knnsen, einlausen —- bin ich’n ArösuoP brüllte der Vater los. »Versluchte Weiber · Ideen, Philaw tropie. — lausen’g rqu nnd machen sich wichtig « und nachher mir aus’n Hiliö »-« Da tlizlgt der Alte die Tiir aus Ruhig ging er aus die erschreck. Ver stnmmten zu nnd sagte: »Wisxl’r, ich lvill euch bloß was er ,«.iihien. Jch hab’ emal e Zirlns ge sehn -— va hat e Mensch mit so hcsen, so grine, hat er e scheenes Kästchen gebracht und hot so gemacht, »als- ek sich srait. Donn l;at’r Faxen g'umcht —— na, ihr meth schon ten-· lnen —- schtvnpp, und hinter sich hat er's Kästchen dabei umgekenntl So is mit aich!'« Der Alte sah sie alle an. »Ihr iniszfni Hosrat rnd alle Lait Verbeugungen ingchen, da tritt m’r seho hinter sieh lvos uan Drum laßt mich gehal« Und er drehte sich um und murmel te: »Sterb’ ich aus der Strasz’ — uu, so stekl)’ ich ans der Striisz’.« « Sie ließen ihn nun nicht gleich weg; aber nach zwei Tagen tam ver Sohn und sagte: «Groszonlelchen, ich snhr’ mit dir nach Prng, da ist ein Heim; das nimmt dich aus, bis ver Krieg zu Env’ ist, und da wier dir auch lvohter werdenl« So geschiih«s. « i ( i ·’ l Der Alte wur so inuve und niurws be; er schlies snst während der ganzen Fahrt. Die dürren Beine in dcni Schuststieseln hatte er von iich ge streckt, der Mund tlusste ihm. · Der junge Herr iour ehrlich froh, nlg er ihn ans den Händen gebeer l konnte. Dies nlte Uhr-nett hatte einen zu heftigen Stoß betonnnenx es tlusv perte nur noch ein bißchen weiter, aber bald wiirde eg stillstehen. »Prag ist eine interessante, nlte Stadt; es wird dir hier schon eher gesiillen!« redete er tröstend dem Greis zu, als sie in der Elektrischen durch die nassen dunklen Straßen fuhren. Der Alte hob die Lider von den geroteten Auge·i, starrte durch die Scheiben und redet-. siir sich: »3uviel Steine suin in der Welt«. Eine reiche Frau unterhielt dies! Heim siir Rriegsnotleidende. in dass innn ihn steckte. Nach den ersten To- H gen voll grenzenloser npathischer Mii digteit schoß eine sonderbare- Unruhe in Was nlte herz. Es litt ihn nicht mehr in den Wänden. Er tapste in den Straßen umher, ruhte wohl aus einen Prellsiein oder nn Mechenstusen uns nnd trottete wieder weiter. Als er Pragö uralte, wintlig vertrochene Ghettogassen gesunden hatte, ging er sortnn täglich hierhin. Wo dur- Elend hauste, nian ihm immer noch enn wohlsten. So snnd er auch die Alt neuschul, die diistere tnusendjährige Shnngoge, und sie wurde seiner letz ten Tnge heimstiittr. Es war Dezember new-unten Schnee siel, wurde zertreten, de s must und schmolz irn Regen zu liirsigern Morast. Der Greis zog seinen Weg, den Stock vor sich herstoßend, den zittris gen Kop- vorniiber gebeugt. Ja se nen Augen, deren Blick von sernher sam, war noch ein Willens sunte lebendig. Der Tempeldtener kannte ihn bald, mußte er doch den litten tin-net erst does-es nneeden, das neun schliesen well-· Und, so wars ein Sonnabenan mittag, als er dte Stufen zum Tempel wieder htnunterlsnmpelte und sich zum Kreis der Lichter dindriicktr. Jn dem dunklen Bau tanzten die Schatten um Wände nnd Gebällz ed war lüst, gleich einem Etat-gewölbt Der Alte satset aus eine Bank und ächzte ganz lei e. Worte drangen zå seinem Ohr. Eine duntle Stimme sprach in schwe rer Feierlichleih . »Er macht etliche zum großen Volt und bringet sie wieder unt. Er breitet ein Voll ans nnd treibet es wieder weg. Er nimmt weg den Mut der ZObersten des Volkes im Lande — dasz sie in der Finsternis tappen ohne -Licht, nnd macht sie irre wie die « Trunkenen". Dem Alten schwanden die Gedan ten. War da nicht Musik? Knaben sangen, aber so seen —- es war nur noch toie silbernes Grillengezirp in Sommerniichten Das weite braune Land lag vor ihm, nnd er war sung, saß auf dem lleinedt Wögelchem Und lustig lief sein Pserdchen! — Eine dunkle Stimme tlagte hinein: ,.Wieviel ist meiner Missetat knd Sünde? Willst du wider ein wedendes Blatt so ernstlich sein nnd einen dist ren Halm verfolgen?« Und nun war es ptötzlich stillst-, so still. Nacht deckte das Land, aber fein Pferdchen lies. Einmal noch tat der Alte die An gen auf, da sah er die Lichter erlö schen. »Schabbes anst« murmelte er. Et was rührte ganz sanft an sein Herz· Später tam der Diener und stiesk ihn an. Er tvnszte ja nicht, daß der Alte « n.Lt seinem Pserdchen sche lange zu den Sternen gefahren war. Tit Anennlemeinenschem Wenn Menschen noch so ansptnchblku Still durch das Leben w.indeen, Jn einem denkt doch jeder groß: »Ich bin nicht wi: die nndetn«. si- « Wie böse müssen die Männer sein, wenn sie die Frauen siie die bessert Hölste halten! . Bei den Fenan weis; man nie recht, ob eine thmncht echter Schwindet i. if . · - I Der tllnge hat soviel zu denken-, daß ek nith znm Sprechen, dee Ter soviel zn brechen, dass er nicht-zun Denten com-nd Die Aandidntein die-ledigen. Glauben« sie können peedigenx Doch richtig predigen lehrt ihnen Die Frau erst hinter den Gatdinen . s Das Ideal der Menschen isi dac Geld. —- Ein Lump« wee kein Zdenls hat! . . I Nie wird dir ein Lorbeer sprießen Mit den kaKn im Wottgeseckst. Jeetest dn, so mußt du's büßen: Ach, nnd welk dic, hist du kechl! Ob— Die Warnung. »Da sage nIii noch einer, da-, il ein zwier keinen Verstand hiine. meine Herren! Aisss ich init meiner jetzigen Frnn nni dein Stande-sinnli wae nnd gerade dnes bindende »Ja« onisiprechen wollte, mpr niich oni einnml iennind inn Rock. lind wei iielit da, nisJ ich niich unwiede Mein treuer Tiniel Männe. der inn nacliqeichliciien war nnd nnch ietzt inii feinen llinien Zinnen io nitinli. nlsäs ob er innen wollte: »Du! noch iii’-:s :;eil!« Na. dan «J.i« linlse ich trotzdem nnsxiznsiiiroclienx alin ich linlse doch io nmnchnml in itseinein Leben on den nlinnngevollen FiiitJ denken niiiiien!« ——-—.-. —- — D n r ch i ch n n i. Vuchlinlierx »Herr Pein-Jan ich möchte iiie niomen inn ilrlnnb bitten, eine alte Tnnle von inir iil neiwrbenl« Prinzipal (iovinl): »Aber qewiik doch, —— wollen Sie nicht vielleicht bei der Gelegenheit nieine neue Flinie eiiiicliiisizeii?" -—— Ilebetieiinipii. »Es iil wohl sehr ichwer, wenn eine Toch ter beimiei nnd nmn iie weggehen muss-« »Schwei«er noch, wenn innn lie wiederkehng —- Biller. »Allo, gnädines Fräulein, wiiee esJ Jhnen wiiilich lieben-, Jhres Geldes als Ihrer sSchiisnheit wegen gelieieciet zn werden'.« , »Gewiß, denn io wäre ich wenig ssens ineinek Sache iichee....!« —- Gelnnqenes Kompli sn en i. Dann-: »An-e Rede m« frei-n, Here Meyer, wnk wieder großartig· Ja in, man konnnt innnec mehr dahinter: es gibt doch nnr einen Meyer nni der Weilst —- Ekialz. Fusan Ontelhnbek lcznk Imn Näh-inner- deken Mann nnliinqst gestorben iii): «Jelzi innig es Ihnen wohl lehr langweilig fein, Frau ArälimeierW « Fenn stöhnt-im ,«erilich wohl Feau Oakeihnbekl — Aber ich lia be mir neulich ein Hundert unif lchaiit M folgt anch fele schäme-. -