Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 10, 1918, Page 3, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Bücher-!
»Im-entne« of the U-2«.
Von Baron Spiegel von und zu
Pcckelsheim .. ........ 81.00l
»Hu-selbe über England«. T
Ein Tagcbuch von ·" . . . .sl.25
,,Emdeu« —
Von Kapitän v. Mücke .sl.25«
tsuycfhfl«s
Von Knpitön v. Mücke . . . . 8125
Die Fahrt der Deutschland »
Von Kapt. Paul König. . .Sl.251
Vquge of ,,Dentfchlaud«.
in Englisch ............ 31257
The Var-wire of the Entsinnst !
Vpn Eount Rcvcntlow . . . .sl.35.
»Als U - Boot · Kommst-baut gesta«
Deutsche
l
!
England-« ............ 81.10
»Der rsssifche Medusas-W «
Jn zwei Bünan ........ s2.20s
»Die Schlacht am Sinon-k- 8140
»Der Krieg im Alpenroth« . .sl.10
,,DeutschsAmeI-ika«.
Restes illustr. Wochenblntt.
Jetzt HL Seiten stark.
Pest Jahr .............. 8490
6 Monate ........ . . . .s2.25
Einzelne Nummern ...... s .10
Bestellungcn anderer Bücher wer
den entgegengenommm
Muigek-lletolck·kubl. co- H
Ni. 109 südl. Walutftksfkr. «
GEMEINquer
Plättvijem die durch Rost
umy geworden sind, werd-ou mit Les I
tingckicbcu und cm Besuchen M mi
wakme Hekdplane gestellt Zaun
reibt man sie mit Sandpupicr nd
und streicht auf die um«-re spij
etwas Wachs oder Summ
Sprüngc im Ofen fünt
man durch cm Gemenge von Lehm»
Kochsalz und HolzoschQ welches m;
mäßiger Wänne oufgeitrimeu min
Ein wirksam-es und au-!
sen-hine- Abiiihrmittu«
ist Muts-zucken Vier Icclöiict davon I
werden in ein Viertel-Quart gekoch
tet, abgetahmtcr, noch warmer
Milch gelöst und morgens nüchtern
getruntm
Belebende Mittel, die ge
eignet find, Ohnmacht-m zu desjeni
gen, sind folgende: IU bis 20 Tkpps
-l
sen Aether, · W bis 40 Irrt-sen
Dassmanndtropsen aus Zucker, Wa
schunaen mit Essig oder Spiritue,s
Besprmnnaen mit kaltem Wasser-E
Fraun-tm
Um schönen Glanz bei-.
der Wäsche, bei Kragen u. s. uns
gu erzielen, sahre man recht schnells
mit der heißen Platte über dass
Wäschestiick snasz) hin und her. Ansz
dauernd wird das se lange getan-l
bis der Glanz genügt Kragen sinds
der Länge nach zu plätten. '
Topsgewächse, die in Heide
erde stehen, dars man nie zu start
ausstrortnen lassen. denn diese ist-a-i
art nimmt dann das Wasser zu«
schwer an, so daß die Pflanzen we
gen Mangels an Fenchtigteit hin
sterben können. «
Strauszensedern, die ihre«
Kräuselung durch Feuchtigteit einge
büßt haben, stellt man wieder her,
indem man sie iiber glühende Holz-s
kahlen hält, die man mit Salz besi
streut bat. Durch die aufsteigendem
Tämpse und die Hitze ziehen sich die
Fäden der Federn wieder traus. -
Wäscheslecka Tie unange
nehnisten Flecke in der Wäsche sind
Rostslecke, Rotweinilecke und Gras
slecle. Doch auch diese Flecke lassen
sich beseitigen. Nostsleite werden
meistens mit slleesalz entsernt. Da
srleesalz das Zeug aber sehr leimt
angreist, gebrauche man es nicht.
sondern nehme Jitronensäura Man
stecle die betr. Stelle in zittranens
fast, bis-«- der Fleck versank-nutzen ist«
Je älter der Fleck, umso länger muß
die Zitronensiiure darauf euuuirten.
Man braucht das Zeug hernach nur
mit Wasser itach.sitiuaschen. Ieise
und Zitraneusäure vertragen sich
nicht zusammen. Das eine hebt die
Wirkung des andern aus. — Wäscht.
man Grasstecken mit Seise aus, be
sonders in Weißzeug, so bleibt stets
ein schmutzig aussehender Flecken zus
rück. Sehr einfach und vollständig
vertilgt man sie durch bekundet-;
Wasser.21uch kann man sie gelinde
schweseln nnd dann wieder wasche-H
—- Rdtweinflecle sind ebenfalls nicht!
so schlimm als ihr Ruf Sind sie
nach feucht. so braucht man sie nur
12 bis 24 Stunden in kalter Milch
weichen zu lassen; sind sie schon
trocken, so stecke man sie in warme
Milch und lasse sie ebenfalls gegen
24 Stunden weichen. Dann kann
man die Flecke sehr leicht ausweichen
und braucht sie nur mit lalteni
Wasser nachzuspülem I
— Aetgerlich. Staatsanwalt:l
Ei ist überhaupt nur einem glücklisi
chen Umstand zu verdanken, daß das
Verbrechen entdeckt wurde; wäre der
Angeklagte zum Aeltetloch eingestie
gen und durch die zufällig offen ge- "
ftanvene Kellertük ins han« einge
drungen, hätte niemand etwa-: ge
merkt.
Angetlagter (sich an die Stirn
fchlagensz So dumm!
I—
DR. HEZs sTocK ToNIc
Ver-treibt die Wütrika Macht dass Vieh qt"s1-11d!
W« 25 Pfd. Eimer kostet Z2.()()
THE-« 100 Pka Jan kostet JOHN
Man- soll man M Musiker das Doppelte hrznhsw
Machst wir haben krim- Ansqabcn sur Ouniimchn nnd Pferd zu
bezahlen. Damm finan wir Ihme Tr. Osij «Et«ck Tonik« zu
diesen unerhört niedrigen Preisen verkaufen
Jett ist die Zeit, Dr. Hefk’ Geflügel Passiv-Hin zu verabreichm
Es wixd dazu beitkagcu,» junge Dis-net nnd alte Henncn Eier zu legen
BAUMANN’8 APOTHEKE
—ätz e s l) a
VON KAPlTMLtUINAIU
von Mücke
Eine Schildknmq du Abt-man des von der
,,c-sks« III Aulis-g Island zurückgelassknkn
Lindnnsszugks un
Kupitänleutmat v. Mücke
Zu Deutscher tin englischer sprach-.
Preis ALLE-—- Pkt Post I1.35
Ansehn-Heraus Publ. co.
cis-« ists-»s,
Web-.
pir Sendung Wii Juli-i
Tentam-.
Von Hut Ists-. l
Nach langein Stichen hatten sie
endlich noch an einein Tisch ganz in
disr Ecke Platz gesunden. Da saß
mir ein älterer Herr mit weißem
Bart und grossen, klugen Augen bei
seinem Retter-in und seiner Zeitung
der sich nicht grosz imi die beiden
jinigen Leute tiinnnerte.
Es dotierte eine kleine Weilt-, bit
ihr Gespräch wieder in Gang tain.
cie waren im Theater durstig und
hungrig geworden, und sie beut-at
traten sich zuerst niit den schnell aut
gitragenen Speisen. Aber die Erre
gung dieses Theaterabends brach
doch bald wieder durch.
Fritz Nelnn, der Nervenarzt, fing
zuerst wieder davon an.
Er gehörte, wie er mit Stoli he
tnerkte, nicht zu der »Wenn-inde« des
Lichte-res, dessen neues Spiel sie eben
geselien lianen. Aber er war auch
nicht bei seinen Gegnern. Das eine
und das andere der beriilnnten
Tranien des Dichters wollte er net-n
anerkennen. (I'ietnisz. Er wollte auch
gern zugel-,en daß sich in jedem dir
anderen Stücke ein paar Schiiiitisn
tcn aufweisen liei en Er sei gererlii
isnd ganz unabniingig in ieineni
Urteil. lind gerade darum könne er
sagen, daii dieses neue Wert ganz
und gar derselilt sei, dasz es leine
Biilnie zu suielen gewagt liiitte,
wenn es nicht mit dein Namen deiJ
lseriilnnten Dichter-J in die Welt ge
sandt sei
Er redete sich recht in zornigen
cijer hinein, und sein Freund Gun
ttiek von Galen, der so gern Bild
hauer geworden wäre und den
Leutnantssrock der Husaken nur aus
Befehl der Seinen trug, hörte aus
merksatn. aber nicht gerade vergnügt
und überzeugt zu
Schlieszlich wagte er sogar einen
Einwand: itnn habe das Stiick ge
fallen, und es sei ganz sicher-, dasz
ein echter Dichter dieses neue Drania
der Griseldis geschrieben hatte.
Aber davon wollte der Doktor
nichts hören.
»Man sein« sagte er, »daß hier
nnd da eine sogenannte schöne Stelle
ir. dein Werte ist, möglich, daß ein
paar seine und kluge-Worte gespro
chen werden. Aber das Ganze ift
nichts. Das ist ja kein Dratna. Das
and ja nur lose zusammengetragene
Bilder nnd Szenen Alles zerflieizt
nnd zerilattert. Nichts hat Span
nung nnd Schwung. Nichts ist greif
bak und glaubhaft dargestellt Es ift
nur ein Schmall von Worten und
viel Liirin nin wunderliche Gefühle
nnd Gefiihlchen. Ein lnrischer Ein
fall, der ani die Viihne gen-m
n«ird. Wohin er natürlich nicht ge
hört. Sei sicher-, diesem Stück iit
auch kein lange-J Leben beschieden
Jn zehn Jahren spricht kein Mensch
mehr donon»..«
,,:I.liöiilich,« antwortete der Leut
nant. »Da will ich dir nicht wider
sprechen. Die Welt dreht sich im
Fluge und die Menschen vergessen
schnell. Aber ich weiß genau, daß ich
oit nnd qern an diese Stunden von
heute abend denken werde, denn mir
hat dieses Stint. mag dich dass auch
verwundern, viel gegeben. Und da
tinn bin ich dein Dichter auch dank
bar. daß er es tin-J geschenkt hat«
Der Doktor liickelte ein wenig.
»Das sind so Stimmungem mein
Lieber . . . Aber saa’ selbst, was
bedeutet das nun iiir die Welt und
die Kultur, wenn dir und vielleicht
noch einigen andern dies und dass an
diesem Stück gefallen dat? Und dass
ist doch der Zweit der Kunst, daß sie
Werte schnitt, die allen zugute liuus
men«
»Meinst du?« sagte der andere
»Ich glaube, die Kunst soll nicht-I alss
lseiiliiilen, nnd iin Kunstwerk das
auch nur einen kliienschen erfreut ne
tiiistet nnd erbeben lat ist nicht nur«
los nnd nirnl nich iieliw en
Ter Tottoi uiiulste eine Beine
nun-»i, dse iaiiu .Ii ltet »Ein-deriva
l«ei· Fern -iiniii , a er ehe ei« etwa-«
iiit-ii-«.ni-.-ii leinen- uud ilnn
sctsnselste schon eine niedlican kleine
Dis-: heil au- dir junin -—, nun-i der
alte Illiann nilnss ilnien aus-«- seiner
Oele ein Wert Mi, das dein Leut
nant recht nati.
»Und ess- nnd iiar nicht inuuer die
aisizizten dinniuiieisle nnd die grössten
FiJnstleiz die tin-I am meisten be
glncten,« saiite er selir rnliia nud
unt einer schönen friedlichen Stun
me. »Wer hat niiist einmal in seiner
Jugend die arellen Farben eines
Bilderboaensz geliebt, nnd wer hat
nicht einmal die Harmonita des
Pierdeknechth siir die schönste Musik
Ielialten?«
Günther v. Galen nickte.
»Gewiß-· tagte der Uoktor. »das
kann niemand bestreiten. Aber Sie
reden vom Geschmack des Kindes,
des unreifen Menschen. Und hat
nicht jeder einmal diesen Ge
ck froh, als eine lästige Bürde
Bord gesvorieni"««
« teilich, freilich..«
« sagte der Leutnant schnell,
wLICZIithowdlpldmUnd so . . . Aber ich glaube,
WM wieder
sähe, der mich damals erfreute, akz
ich noch Kind war oder ein Wer
dender — ich glaubt-, ich biitle ihn
auch heute noch lieb. «
Der Dotter Duelle die Ach eln nnd
dachte: Gefiiblsballasn Lustige-.
Zeug .
Der Alte, der seine Gedanken zu
erraten schien, wandte sich ihm zu.
»Sie lächelst im Herzen über sols
che Weisheit,« sagte ec, »und Sie
ioiißten gewiß viel, um Jnieu
Freund zu widerlegen. Und doch ist
er’g, der recht hat. Glauben Sie
einem alten Manne-: er bat recht
Nichts ist schöner nnd benliäckender,
als die besinnliche Heinitenr zu den
Gärten der Jugend. Sie nun-sen
am Leben nnd tun recht darau, weil
Ihnen Leben und Gegenwart alles
bieten, was Sie verlangen Aber Sie
dürfen die nicht Wellen, die sich gern
unischauen nnd vergangene-: Tage
gedenken und hinter dein raschen
Leben bertriinnien Wac- in der Ju
gend uns als Gold erfreute, bleibt
Gold siir uns-, echt nnd leuchtend in
der Erinnerung, wenn eis- in Wahr
lieit auch nur Rauschgold mar.«
»Nun ja,« sagte der Doktor, ein
wenig beseitigen und widerstrelnsnd,
»das man sein. Aber sollen mir da
tum auibören, Sein und Schein zn
unterscheiden nnd der Zroszen sinnst
alle cliriurcht zu zollen, diei ilir al
lein gedünkt-«
»wenn» main-· riet oer Leimmnn
,,aan,3 aeioisz nicht. :’lher mir ist nur
nicht klar, oh wir immer aani rnhia
alnuiigen können, weil wir doch alter
sinnst non heute so nahestehen, weil
zwischen tin-J und dem, ils-as die
Fiiinstler wollen nnd darstellen, so
viele Fäden hin und her gehen.«
»Die wahrhaft großen Künstler
nnd arosien Kunstwerke hat iede Zeit
zu erkennen gewußt —: bis aus die
» unsrige vielleicht,« sagte der Doktor-,
» »die sich nur im Götzendienst und in
»Modemheit wohlfiihlen niag.«
s Der Alte lächelte
»Sie sind nun so schnell mit dem
Nichte-n bei der .,Hand meint
— Freiind,« sagte er langsam, »warnmi
. wollen Sie sich nicht einmal ebenso-F
-schnell begeisternt Was schadet es·
»denn am Ende der Welt und der
Finltur, wenn Sie sich einmal anv
einem Werte und einem Menschen
Herfrenen, dem die Nachwelt keine
Faoldenen Kränze windet. Ue Se
ihen Sie, daß Sophotles ein aroier
-Dichter war, wissen wir. Und daß
Goethe ruhevoll wie ein Gott aller
Welt Schönheit und Leid besang,
nisten wir auch. Daß die große
Schröder eine herrliche Sängerin
;war, saat Ihnen jedermann. Das
isteht in allen Büchern zu lesen, die
,ron der Kunst ihrer Zeit handeln.
Ich habe sie selbst noch gehört, und
ich habe sie hoch bewundert, und
wenn ich nachher andere in ihren
Rollen sah, schaute ich um die Ge
genwart herum, und ich suchte im
mer niir sie. Tief neige ich mich
hente noch vor ihr nnd ihrer qrusien
sinnst. Was schadet es ihr, ihrem
klinhm nnd ihrer Größe- wenn im
Pantheon meine-J Hernan eine an
dere einen noch höheren Rang ein
nimmt als sie, die ich. um eiJ noch
einmal zu sagen, ties nnd dankbar
verehre?« ·
»Nein, neinl« sagte der Vent
nant. »Das tnt ibr nicht Abbruch«
Ader der Doktor-, neugierig ge
worden, denn von dem alten, milden
Mann ging ein Zauber ans-, dem
auch er sich nicht entziehen konnte,
fragte:
»Und diese aiidere?'«
Der Alte sah in die Ferne. Mit
einein Lächeln glücklicher Rückichaut
man spürte, dass sich ibm schöne
»Mit-ten non ebedein mit Duft nnd
Farbe wieder erschlossen
»Das-( ist Miß Julia Tbonibioii.«
sagte er langsam, »die Tänzerin«
»Ich bade niemals von ibr ge
biirt," warf der Doktor oline lange-Ei
Vesinnen ein« lind so viel Niintber
anch nachsann, ilnn wollte doch nichts
non dieser Disiiiiitlekin einsallen llnd
dabei Ionr e-: sein Stoli, das-, er
lich in der Nest-dichte der ziiinne nnd
in den illnnnlen der liiinsiler minde
stens ebenso gnt aniskannte wie in
der dianglifte
lind nun inni- eine kleine Pause
sinnenden Einineigenis. Tit-J unter
brach der Doktor niit nngednldigein
Anseuix
»Ja, mer ist sie denn?«
Und der Lentnnnt fragte niit ei-.
ner scheuen Zärtlichkeit in der.
Stinnne, alzz riibre er an ein beilii
ges Geheimnis-:
»Wollen Sie uns nicht von ilirs
erzählen ?«
»Da ist nicht Jiel zu sagen,« be-:
gann nun der Alte. »Sie war inngs
end blond und geschineidig wie ein
Wieselchen. Jin Wallnertbeater
tanzte sie· Allerlei phantaftische
Tänze. Drei Monate lang trat sie
auf. Und ich stand jeden Abend im
.Diinnnern des Gartens und sah ihr
wie verzaubekt zu. Jch betete sie an,
imd sie erschien mir als aller
Schönheit anegriss.«
Und dann schwieg er wieder. Der
Doktor blies lächelnd den Rauch sei
ner Zigarre fort, der Leutnant sann
Wen Pagen nach, in denen ihn zu
erst schönheit erregt und beglückt
Wem
’ »Und damals . . . ach, ich war
ein junger Mann, sehen Sie, undl
ich kam vorn Lande in die groß-ex
Stadt. Jn dieses Berlin, das gegeni
die Metropole von heute mir eine
zeleiirstadt war. Aber mir erschien es
ungeheuer uno unaussprechlichl
schön, und das Leben war wir wiej
ein berauschender Trank. Jch hattet
Verbindungen und Ernpfehlungen,3
und allerlei gute und große Häuser
taten sich rnir auf. Kluge und bedeu
tende Männer nahmen sich meiner
an —: es war zu früh fiir mich,
und ich konnte noch nicht würdigen,
was sie mir zu geben hatten. lind
se ging mirs überall: ich saß mit
Staunen und Verwunderung in der
Oper, aber alles brauste an mir
vornher. Man führte mich ins
Schauspiel — aber ich kannte noch
so wenig vorn großen Welltheater,
daß mir das bunte Abbild von Welt
und Leben nich nichts sagte. Aber
ich war wenig Herr meiner Zeit,«
nnd ich mußte mit dem zufrieden
stin, was man mir zeigte-. Aber ein
nial gelang es mir doch, mich fitr
einen Abend frei zu machen, Und ich
ging auf gut Gliick nach dem alten
Wallnertheater. Da war im Garten
Konzert und Gesang -—: dass lockte
mich. Und gerade alsJ ich kann trat
Julia Theinpson auf der Bühne
ani.
,,Und?« fragte der Doktor.
»Ich war ein junger Mann,
Hei-L« war die Vintniory »ein inn
ger Mann Den zwanzig Jahren, und
es war Sonnner, nnd die Geigen
spielten so schön .-. . . Wie eine Os
finbarung trat dass junge, tanzend-ev
lachende Weib oben anf der Bühne
vor mich hin —: als eine Offenba
rung des Weibes nnd der Schön
hei. Jch liebte sie, ich betete sie an.
Sie war sür mich die strone der
Schöpfung, der Inbegriff aller
Schönheit. Für meine zwanzigjähris
gen Augen. Vielleicht war sie ein
armseliges kleines Ding, vielleicht
war es nichts mit ihrer Schönheit,
nichts mit ihrer Kunst, obwohl mir
ihr Tanzen damals auch als Vol
lendung erschien. Jch habe sie nie
inalsJ gesprochen; nur aus der Ferne
schwärmte ich sie an, und als sie
zum letzten Mal tanzte, habe ich ihr
einen Strauß aus die Bühne gewor
sen, der für mich damals ein Ver
mögen kostete. Und dann ist sie ver
schwunden, und ich habe niemals
mehr von ihr gehört.«
»Aber sie lebt noch in Ihren Ge
danken und Erinnern,« sagte der
Leutnanx Und dann wandte er sich
mit einer frageuden Bewegung an
seinen Freund, aber der sah lächelnd
nach dem Krsnleuchter empor.
»Was ist nun diese kleine Tänze
rin für die Kunst, sür die Welt?«
fragte der Alte nach einer Weile
»Ein Nichts. Ein vergessenes armes
Persönchen. Und doch ’at sie eine
Sendung gehabt. Sehen Sie, mir
hat das Leben viel gegeben: Ehre
nnd Eins1nß, ein liebe-J Weib nnd
liebe Minder. Viel habe ich wieder
liergeben müssen Bein tätigen Le
len bin ich Zuriickaetietem die Frau
liegt iin Grabe, Minder sind ihr ge
folgt, andere sind in sernen Män
dern So bin ich allein niit der eini
gen Mahnung, das; so viel von inei
iteni Wollen unvollendet blieb, al
lein niit allerlei Sorgen und Ges
ranien. Auen irrinneruugen an
schöne Stunden sind dabei, an
Gliickstaae nnd an dle Sieaersreude
nach vollbrachter Arbeit. Aber was
ist das alle-«- geaen uieinen Jugend
sominernachtdtrauuh gegen die Vi
sion der kleinen Julia Thompsou,
weun sie in ilsretu rosa tileidchen
tanzte Alles andere muß neben iln
zurücktreten Bei allem anderen
Schönen war ein Wenn nnd ein
Aber-, iiberall ist ein Nest von Wun
schen geblieben, in jeden Freuden
kelch ist irgend ein Tropfen Bitter
niiJ gefallen. Jlir Bild allein ist un
kietriibt, und sie ists, der ich die
reinste Freude, ac- lachendste Nliikl
terdanle Und wenn ich osi.en sein
ch, so ninß ich saaen, daß nur jeder
alsJ arni erscheint, der nicht ini len
tin seiliatnin seiner Seele da-: Bild
seiner Misz .xiilia Tlioniisson ver
tralirt, die Glitt i nnd iliiniain siir
il·n ist, wenn die Welt auch nicht-·
nen ihr nn·is;.«
Er war ausgestanden nnd schritt
nach kurseni Abschied aufrecht und
lcuasain dein Ausgang zu.
,,(ilnt," saxste der Doktor schlief-.
lich, ,das siin llnsionen, Leben-Ini
q.en Wer sie nötig bat, inaa sie bli
ten nnd liessen . pch lobe inir das-,
niasI wirklich ist.«
Und dann machte er eine sehr
stolze, sehr erhabene Miene Aber
der andere lächelte nnd dachte: »Ich
weis; nun von einer groszeu Iliiusts
lcrin iuelir, von einer Zauberin, die
eines alten Elllaunecs sreudlose Tage
erhellt. llud nun fällt ein Stiicl
Licht von ihr ans meinen Weg —
und so ist sie immer noch nichtvolleni
det, die Sendung der Miß Julia
Thompsons
Die beiden Freunde blieben sin
nend zurück
—.·
s
—- Suinmarisch. Frau v. V.:
Herr Baron geben nicht an die Seesi
Baron: Neel See mir bei-hast«
zieht inan sich nieisl Schnur-sen oder
Verlobung znl
meik" waheriach ;
Schreibebrief. i
— 4
cis
Oeöhrter Misier Edithor!
Die Buwe von meine Stint-leh
die, wo ich in die Schehl gesteckt ge
habt hen, hen sich arig diesent betrage
un ich hen gar tein Riesen for e
Komplenht gehabt. Schon am zweite
Dag hen se mich rufe lasse un der
eine wo so lwasie als en Spothmann
geäcktet hat, der sagt: ,,Mister
Scherisf, lasse Se uns aus die Schehl
fort. Mir hen eingeschn, daß mer
rehgeller Raudieks gewese sin un dasz
es e Schehm war-, wie mir uns be
nomme hen. Mir hen unsern Meind
aufgemacht, daß mer e annereg Lies
iwwerschlippe wolle,
daß mer deni
Buhs allein lasse wolle, in diesenten
Zeit heimgehn un uns dann wie an- :
nere diesente« Mensche in die Klapp
lege wolle. mit aus erscht noch en
Rumpus un e Feit zu starte. Mir sin
schuhr, daß unsere Muter das auch
besser gleiche duht. Un mir sin wil
lings, dies hier Egriehment schwarz
an weiß zu gewwe, un wenn mir nit
Izu unser Prammiß stecke, dann könne
Se uns ja iesig widder erreste un
wenn Se den Weg fühle uns in die
Pennitenschrie sor Leis werfe, sor all
was mir drum gewwe«.
Dir hen ich gesagt: »Ihr Buwe, ich
freue mich, daß Jhr endlich riesenehbel ;
tahle duht un das is ecksäcktlie was ich
eckspecltet gehabt hen. Jhr könnt gehn:
awwer das eine könnt Jhr euch hin
ner euere große Ohre schreiwe. daß ich
en Auge auf euch hawwe wer’n un
wenn ich nur das allergeringste aus
finne, dann is euere Guhg gekocht.
So Fellersch wie Jhr wolle mer in
diese Kammjunitee nit hen un wenn
Jhr euch nit behehft, dann kommt
Jhr nit in die Pennitenscherie, dann
schick ich euch nach Sibierie, wo es
heiß is, daß ihr denkt euer Schlinn
wär en Bärepelz un dort kriegt ihr
nicktt annerschter zu drinle, wie wann
un dann en Tiespuhn voll Tschuhs,
wo tehste duht wie Kästereul un in
Fäckt auch die nämliche Wirkung hat.
Nau gett aut un behehft euch«.
Da sin se schrecklich froh gewese un
in Fäckt ich auch, biekahs es wiir doch
»e Schehm, wenn so schöne Buwe
Bomms und Lohsersch werde dehte.
Ei tell juh, ich hen meine Wohkehschen
gemißt. Aus mich wär en Retter der
Jugend geworde un en Ettjutehter.
wie eg lein zweite mehr gibt. In
die Lein hätt mich niemand biete tön
ne. Well, die echllersch hen mich drei
mal geschiert un sin dann heim.
Wie ich in mei Osfis komme sm,
hat der Christ Baldrian da gestanne
un sagt, ob ich e Minnit Zeit hätt,
er wollt mich ebbeå sage. Er hat e
Fehg gemacht, als wie die Katz wanns
dunnert. Schuht ist, hen ich gesagt
un er hat mich dann der-zählt, in sei
Haus un seine Fammillie da wär es
nit mer-r schon un er oeht ernstlich mit
die Eidie nmgehn, sich e Dilvohrs.
von die Selina zu kriege. Seitdem
ich aus den Haus fort wär, da dehi
die ganze Familch ebbes fehle. Mit
all gle..k,e dich, hat er gesagt und mer
fühle grad als wenn uns jemand von
die Familch gestorwe wär. Jch gewwe
oss Kohrs die Selma alle Schuld.
bietahs se is so hahlisch gewese, un
die Selnia blehmt mich, bielahg ich
hen nit selbst die Such in die Hand
genomme, wie eg einigen Mann sei
Bißneß wär. Wenn ich sie aufgeklärt
hätt, wie arig Du ung- ang· Herz ge
wachse bist, dann hätt sie sclsiiht ge
nug ihren Meind getschehnscht, usw-»
ich wär kein Mann, ich ioiir nidg ais
wie e alte Waschivummsm wo nur
immer an meine Frau dienende deht
Ich sin setzt hier, sxir dich die Ufer
zu markie: Komm windet- zn unz;
du kriegst widder dein schöne-J Ruh-Si
deine gute Mielci un du brauchst unis
iein Cent mehr zu liezahle«.
Wie ich .nii,1nrie, sehn ich auch die
Selma da stehn: se niar in die Office
geschnielt, minnt-Z, daß ich es genoh
tiszt gehabt hea. Se is so niet km
ilien gedreßt geivese un hat mich so
neis angegucit un dabei heu ich in
jeden von ihre Auge zwei Tiers ge
nohtißt. Weil wenn ich jemand bahle
sehn, dinn sin ich erschosse. Die Sel
ina hat gesagt: ,,Meil, willseht du;
nit widder zu uns loninie?« s
Und da hen ich gesagt: »Fellersch,
ihr wißt gut genug, daß ich nit gern
von euch sort sin, amtoer wenn mer in
so en eofse Weg gesagt triegt, daß es
gar nickö ausm.«kche duht,« ob ich isehn
odder nit, well, da sin ich fort. Jch
muß ofse sage, daß ich es bei euch am
allerbeste gegliche hen und for den
Riesen sag ich seht: »Jeß, ich lomini
widder zu euch un das meint reite
"weg mich awwer nur unner eine
i Kohndischen. Alles is ießi so "eckspen
l sief, daß ich schon oft gewunnert hen.
) wie ihr beide Ende inieie mache könnt
un for den Riesen mach ich die Koba
bischen, daß ich each stinf Darste- vix
Woch mehr bezahlexit das sJMsE
sacktorie?«
Da bat die Selma den Christi-as
guat un hat gefragt: NCdristW
ich?« un wie er sagt »schnhr Dingch ,
da hat se mich en Kiß gewtve un das -
war e Pietsch
Mit allerhand Achtung
Jubrs trulie .
Meikhabersack.
Eskroeier un Scherifs von Apple JU·
Holie Terrer Kauntik
-
.
« Patina.
Vorn Welt-Ist und seiner Entstehn-is ·
In einein seiner Lieder schildert
Tetlev von Liliencron den Früh
ling sehr schön Und knapp mit des
Wortes-: »E: war ein Frühlingstag,
wie keiner war, so jung, so grün
und blau, so liebelichti« Grün und
blau, das sind so recht die Farb
deH Frühlings-, des Werd'ens, des
Hoffnung; aber grau und brau
sind die Farben der Dämmerung,
der-Vern1itterung, des Wellens und
des Herbstess. Diese Regel gilt alb
gemein, und dabei- bat auch sie eine
Aus nahme
Es gibt nämlich Dinge, die, so
lange sie nagelueu sind, grau oder .
braun aussehen, und deren Vermit
teiung sarbe grau oder blau ist. Wo
die Natur so verkehrtes Spiel treibt,
baudelt es sicb uemälmlich um nichts
Mutes, um Gift oder gleiszendes
Teufelsspielx und bier bandelt es sich
um beides-, denn die Sachen, die an
fangs- grau oder braun aussehen,
sind Kupfer und Bronze, und ihr
Vermitterungeschimmer ist die grün
spanige Patina. Diese grüne oder
blaugrüne Farbe, die wegen ihres
schönen, weichen Glanzes auch »Ein-c
rust-' genannt wird, bildet den ds
nebmen Schmuck alter Kupferdöchee
und alter Vronzestatuen Dieser
seltsame Farbenton gibt allen Ge
bäuden und Kunstwerke-m die et
über-spannt etwas- Feierliches und
Lebhaftes zugleich Feierlich wirst
der matte Ton, weil er uns erzählt
von jahrelang geschäftigem Wirken -
der feuchten Winde, die diesen Zau
ber schufen; und lebhaft wirkt der
Ton, weil er ,,cbangiert«, je nachdem
Regen, Schnee oder Sonne daraus
spielen.
Der Edelrost trägt seinen schönen
Namen aber auch noch aus andern
Rücksichten mit Recht. Dieses koh
lensaure Kupferoxnd —- denn so.
nennt es der Chemiker —- gedeiht
nur in reiner, klarer Lust, und da
bei wirkt er gar nicht einmal so zer
störend wie der gemeine Rost. Er
nimmt nur da Platz, wo es ilnn bo
yagt: und wenn Menschenhande mit
scharfen Schabeinstrnmenten ihm
einmal zu Leibe geben, dann ver
schwindet er ans Nimmerwiederses
beu, wenn man uacbber auch noch so
sebr ihn wieder lierbeiselth ,
Zu aina e-:- z. V. mit dem Stand
bild des- Nrefxen Flut-siirsten in Ver
lin. Die aruudlrise Befürchtung, der ·
ariiue Rost niiirde bald das ganze
stimstwerk zerstören, war die Veran
lassuua, daß die icliiiue grüne Hülle
Abilsldlultt wurde- Tatnit war aber
zugleich die zarte Glasur des Bild
wertsJ vernichtet, aus der einzig und
allein eine Patiua sich bilden kann.
Jn chemischen Werken findet matt
allerlei Angaben iiber Mittel, wie
das Entstehen dest- Edelrostes bewirkt
werden kann Tiefe Mittel sind
aber meistens iu der Praxis unaus
siibrbar. Es ist uiilst leicht, Stand
bildern. Täcberu nnd Türmen, die
aus Kupfer oder Brouze bestehen,
überall reine uud feuchte Luft zu
verschaffen E-: gibt kleinere Mit
telcben siir kleinere Bronzem die
den Kimstbiiudlem bekannt sind,
aber eine gute Putiua bei großem
Iliaununuuuia zu erzielt-in ist ebenso
sauber. wie die tsrxenauna einer gu
ten Jllustik iu arefxeiu Raum
Ju neuerer ·;eit bat uiau da, wo
der Edelroit sub nicbt einstellen
wellte eine attiul Paliuafarbe ein
iuli ausaeils uselt Das war charak
terisliiib siii uuuics sit-it, det· jeder
liiiwiislln Eiun s—·.ult Nur jener
Lr.ii·«st uirlt «l·iu-·iudia, der lange
xullte Juni tiuluel iu brauchte· eben
sa wie useis1e donate uur dann impo
uiereu, wenn wir wissen, daß die
Jiille der Jalue sie bieiclste.
Izu weitere-u Sinn lann man
ausserdem nach dass Wort ,,Patina«
aelu·auau-n, wenn uian von einein
verwitterten Ton redet, wie man
ibn auch bei Steiugebilden und
Eteiuaebiiudeu bemerken kann. Es
ziibt Zteinaebiiude, wie z. B. der
trölner Dom, die aar nicht verwit
tert erscheinen; dadurch seblt solchen
Gebäuden das Historische. Hinge
gen wirkt der Ztraszburaer Münster
sebr vornelsm durch den zarten-,
fchwerniiitigen, matten Glanz, den
ilnn die seiten verliehen haben.
Jn allen deladeuten Zeiten sind
Patiuasarbeu niedern; daher sind sie
es auch heute in den Großstädtetu Dis-i
sogenannten Moder-neu fühlen sich
als Vertreter einer absteigendtns
Kultur-, in der eine bis in die As
gerspiheu nervöse und ruf-tin
lsinnst mit mildern Lächeln stin
Triumphe feiertx in den
ten dieser Kunst steht man M Is- —
ciuafarbem nur gediimvftss LU