Roman von siedelph Stroh « (9. »Mrtseiting.) Er lächelte geschmeichelt und er freut. Er wußte nur nicht recht, toas er ihr erwidern sollte. Diese Weich heit toar ihm bei Margarete ganz net-. Sie erinnerte wittlich an ein deutsches Gretchen- Sie laß triiui nierisch da. Durch die Redendliits irr lugte neugierig der Sonnenschein und malte goldne Lichter auf ihrem dunllen Haar, ihren zarten Zügen Jhr weißes Kleid leuchtete in der Schattendairimeriing. Es war Karl dderfen wider den Strich, das e sich so einfach« iri Strohhal, Blas und turzsn Rait, angezogen hatte. Er wollte eine eleganie Frau. Aber sie hatte ihn nun einmal zu dieser Fußwanderung querfeldein genötigt. .... So als ob sie die ersten besten Spießdiirger seien. Seine Respettas bilitiit liti schwer. Sie schaute mit glänzenden Augen in die Weile« «Jst das nun nicht wunderschön hier, Charleyi Dies Griin ier blaue Himmel und toii leide Ach .. ich hin so froh .... Du nicht nuch2" »Ja, freilich!" meinte er. Ei wa ren da Flecken im Tischtuch vorhin die ihn entsetzten Er konnte sich nicht enthalten, hinzuzufügen: «A la nerre comme n la giierrel . Dies aninchenrngout gräßlich und der Wein ....« Sie hob heiter ihr Glas und tranl ihm zit· Er sah ihre schwarzen, leb haften Augensterne auf sich gerichtet »Mir schmeckt e3," sagte fie. »Mit schmeckt alles, wenn wir so nett bei sammen find . Gott Du hifi doch ein lieber Mann Jch hab immer noch teinen rechten Namen fiir Dich Jst das nicht eigentlich tolli Soll ich Dich Karluschxi nennen, wie Deine russischen Ver wandteni .. .. Nein Das llingi u leichtsinnig. und Du bist doch so urchtbar folide! Oder Karlchen gut deutsch? Nein Zu Karlchen bist Bii wieder zu ernst haft Ewig bist Tu ernsth:ist! .... Geh! L.ich« doch iniil!« Er verzog nqu gezwungen das Gesicht. Er wollte gern auf ihren Ton eingehen, aber er fand nich-. recht den Anschluß. Sie gab ihm ploßlich einen energischen Klaps aiii nie band Lieh Vitalian l ! «ltnd Du?" derseste sie strasend mit hochgezogenen Augenbrauei·. «Dasi Du se sur mich etwas anderes ais das langstielige Margot oder Daisht Psut —- schäme Dich! .. Gesinde mal gleich aus der Stelle einen netten Namen für mich! Wird'si’ ..... Strenge nur Deine Phantasie an! Ein bißchen Phantasie hat doch jeder Mensch« Karl Feddersen tat ihr den Wil len und überlegte» Aber nach einer Weile gestand er zögernd: .Weißt Du so bin ich nicht Mir söilt wirtiich nicht so rasch was eint« .Ach, was hab’ ich stir einen Holz tlah geheiratet!« sagte die junge Frau und schentte geschiistig den Kas ee ein. Eine Selunde war ein Wolte iiber ihrer Seele, eine Erinne rung: Es hatte einmal einen gege ben —- im schwarzen Kragen una Artilieriehelm — der hatte nicht ei nen, sondern hundert kindische, zärt iiche Nectnamen siir sie gehabt. Der schüttelte sie nur so aus dem Art-trieb Dann wars sie sich die Locken aus der Stirn, ging hinüber zu ihren Mann, sah sich rasch um« ob die Wirtin nicht in der Nähe sei, beung sich iiber seineii Stuhl und gab ihm einen herzhasten Kask »Du bist sa ein größticher Phili ster, Charleh!« sagte sie. »Aber ich bat-« Dich doch sehr lieb! Komm .... Da hast Du Feuer siir Deine Zigarre..«« Sie reichte ihm das Wachsbötzs then. Er passle behaglich, mit einein uiriebenen Paschakiicheltn Nett, wi sie Langeweile des Sommers auf Margot wiettel Ein wahres Wun dert Er hatte das Gegenteil be-’ siirchiet. Er wußte aus sriihereiz lieinen Zusammenstößen, daß sie auch; eine sehr unbequense Frau sein tann ; te. Aber nun lauerie sie still unt-i zufrieden neben ihm, den Kopf anl keine Schulter gelehnt, ganz dem Gei nuß der Stille, der Wärme.- des Sommersriedens hingegeben Jn des Ferne triihte ein Hahn. Die Grillen gikpikit »Ist das nun nicht wie ein Traum, daß da hinten irgendwo Paris liegt-« fragte sie dann und stand aus. »Aber glaube, Du hast gar keinen Sinn i"r Natur! Du bist eben tein rech ter Deutscher! Du mußt ge suhte Leute sehen und Schmuck und Autas . . .. sonst bist Du nicht glück ischi Komm wir wollen heim ....« » Zu use sang sie ihm an einem . Md nächsien Woche vor· Sie Jllesen est ost zum Diner in ihre-: iste- nden Margarete wollte es st. sie sanb bat Lustgesiichel in M Itshenbheihen soulevardrestam »Hast den Staub in den Eber-nos , die bieten Fremden uner t Je- in doch vier unten ohne EIN »Die-siec- und Madame Metall-' hatte e gesagt, während sie noch in »den oten tramte. Jhre Stimme Iwnr nicht groß. Sie hatte, irn Ge )gensas zu ihrem raschen, elnstischen inneren ein-u unvnchsn fast nagen Jren Ton. Sie siillte gediiinpst den jun-und Karl Ieddersen saß in der ;Eeie und hörte zu Sein Gesicht trug Isene gespannte Ausmertsnrnteit, rnit lder er sonst den Ausführungen eines Geschäftsskeundes lauschte. Aber es ,siel ihm schwer. Er war nun ein« Imal uninusitalisch Diese sehnsüch tigen deutschen Lieder ttangen ei gentlich eines wie das andere. Er :nterdriickte ein Gähnen und suhr Zchulddewuszt zusammen. Er blickte, die Hände gottergeben iiber den Knien eerschlungen, durch das Fenster. Dort standen zwei Damen Voll blutsPariseeinnen Gut angezogen. Wie sie miteinander gestituiierten. Komisch. es tuni wirklich dn eine neue Hutmode nus Da suhr Monsieur Duloup in seinem Auto vorbei war der auch noch hier? Nun in er hntte sich wohl ein bißchen sehr weit in hastischen Mi nennttien vorgewngt .. » er sah sor genvoli aus Karl Feddersen schloß hnlb die Liber. Es gingen Ihm Geschiiste durch den Kops Seine Frau sang. Dann hörte sie plösiich nus. Sie stand vor ihm, die beiden Hände aus seine Schultern gelegt, nnd schaute ernst aui ihn hernieder »Wenn ich nur wiiszte wie inni Dich sindeti« sagte sie tangsacn. »Je iJendwn muß doch ein Schlüssel zu Dir sein! Charley hand ausk Herz wo hnst Du ihn denn sigentlich versteckt?« Kaki Feddersen stand riqu ver wirkt aus. »Neizend hast Du gesungen,Mar-s got! Es wnr wirklich ein Genußl« »Du hast in nicht zugehört, Du Greuels« sagte die junge Freu. Sie sont nicht getränkt, nur erstaunt· dasz auch das nicht dersing. »Du mopst Dich überhaupt daheim — tödlich Jch hats-Z schon bemerkt. Das ist nichts siit Dich. Komm... ich mache mich möglichst schön und Lnnn sahren wir in die Stadt, wo hin Du ivillst..·.« Sie waren nun wieder mehr an ker dem haus und häufig in Parie zu sehen. Eines Nachmittags saßen sie im Cascadenrestaurant im Bois de Boulougne. Draußen wartete un ter hundert anderen ihr Auto. Karl Feddersen schlürfte seinen Bock und rang mit einem Entschluß. Endlich begann er lächelnd und unvermittelt: »Was ist’5 denn nur eigentlich, Margot?« »Ich oersteh’ Dich nichi!« »Du bist seit sechs Wochen so lieb und gut mit mir »Ist Dir- nicht rechts-« »Ich bin glücklich darüber! Ich meine nur: Du möchtest doch sicher etwas .. . .« Sie machte groer Augen. »Wiefo?" »Und etwas Besonderes ganz ilngewöhnliches Sonst gäbst Du Dir doch nicht solche Mühe!.... Also nun schon heraus damit! . »Wenn ich irgend kann....« i Die junge Frau senkte betrübt den likopf Sie erwiderte nichts. Er fing Tan, gutmütig zu raten, um ihr d-: H Geständnis zu erleichtern »Ein Abstecher nach Trouoille?. Geld fiir nach Hausei« Ein Schmuck? ; »Ach. . Du verstehst mich nie!« lsagte sie leise Und sich erhebend fiigte ssie, während der galonierte Türfteher unter die Schar der Chauffeure ihren Namen schrie, mit einem schmerzlichen Zuaen der Mundwinkel hinw: »Das, was ich brauche, gib« nicht auf den Bonlevards zu kaufen. Frü her hab' ich das ja selber gedacht. Aber das tcar Uns-um« Am nächsten Tag war sie wieder heiter und belebt. Er bemerkte einen unruhigen Tatendrang an ihr. »Du Charleh!« sagte sie. »Ueber Nacht ist mir eine Jdee gekommen! Jch hab· doch eine große Bittel'« »Na also!" Er war förmlich erlöst. Seine Frau war ihm schon ganz un heimlich gewesen mit ihrer nimmer miiden, selbstlosen Liebenswiirdigkeit. «Vohonst Jch schaffe es Dir! Coute que coute!« »Es kostet Dich keinen Sou! Ewig denkt Jhr doch an Geldt« »Da bin ich aber wirklich ge spannt!« Er riickte näher, lächelnde Neugier in den tiihlen, blauen Augen. Sie sliitzte den Kopf auf die hand schob den Seidenpintscher oom Schoß, als Zeichen, dafz sie jetzt ganz ernst haft sein wollte, und begann: »Bei uns daheim, wenn der Papa vom Dienst kam. .. zum Beispiel, er hatte sein Regiment vorgestellt. . . da war ein Gelause ihm entgegen bis zur Treppe-. Mama... wir alle...· ein Gefrage: Wie hast Du bei der Be sichtigung abgeschnitten? Was hat der Kommandierende gefagti. . . Man lebte in allem mit, was ihn betraf. Das ist in der Armee fo« . weißt Du« Karl Feddeesen bejahte verständnis los. Sie fuhr fort »Wenn wir hier, Eure Frauen, bei sammensitem so haben wir von Eu rem Beruf, von Euren Sor en und Geschäften keine Ahnungl We reden das diitnmsie seit —hau siichiich, roh vie oen Iebt der ausgehen, das Ihr derdientt Ihr wollt gar nicht. daß wir wissen, wie Ihr es verdient. Jhr haltet uns ab sichtlich sern...« »Ihr versteht doch auch wirklich nichts davont« sagte ihr Mann mit einer leisen Ironie. Er zeigte jeht häufig das Selbstbewußtsein, das sie in ihm genährt hatte. Er sand sich allmählich in seine Rolle. »Aber man kann es doch lernen, Charleht Jch bin doch nicht so dumm! Bitte, bitte... weihe mich ein wenig in Deine Angelegenheiten eint Jch bin doch dazu da, Dir zur Seite zu stehen. Es tut mir gut! Es wird mich ernster machen, wenn ich mich ein wenig niihs tich mache, statt immer nur Wohl taten zu empfangen. Jch bin ja hier wie eine Drohne!« Karl Feddersen zeigte sonst seiner schönen jungen Frau die lächelnde Nachsicht, die man einem verzogenen Kind erweist. Aber als Geschiistsmann war er zäh. Da war er, was sie im mer bei ihm suchte, er selbst. Da ging er pedantisch, wie er war, um keine Linie von dem Herkommen einer ehr baren Firma ab. Er zog die Sache einfach ins Komischr. Er griss nach seinem Hut. »Das fehlte noch, dasz Jhr einein auch noch im tiontor den Kopf heiß! macht!... Du würdest Dich gut ausnehmen aus dem Drehschemel,» Daish.. . Nein. Dort müssen wir uni sere Gedanken beisammenhaltent Dort herrscht Ernst, mein Kindl« Er lachte dabei nnd merkte zu sei nem Erstaunen, dasz sie, ihm die hand zum Abschied reichend, unbe sangen mit einstimmte. Aber als er am nächsten Vormittag durch die Glasscheibe blickte, die sein Privat tontor mit den davor liegenden all gemeinen Geschästsränmen der Firma Feddersen aus dein Bouleoard Seba stopol verband, lies vor seinen Augen eine seltsame Bewegung durch die Reihen der Prokuristen und Dispo nenten und Kommiss. Madame Mar aot Feddersen schritt gleichmiitig, wie ein Trauingebilde von Spitzen, Fe dern und rieselnder Seide durch den dämmerigen Mittelgang. ein zarter Hauch von Parsiiin blieb hinter ihr in der staubigen Lust, das leise Rauschen ihres iiiosisaums tlang durch Das Ge klapper der Schreibmaschinen und das Stampsen der ttopierprrsse,’ sie trat in das Allerheiligste ein, setzte sich und sagte zu ihrem Mann nur: ’,,So, Themas-» da bin ich: »Ja. Da bist Dul« wiederholte Karl Feddersen verblüfft und legte mechanisch die Zigarette weg. Er wuß te hier rein gar nichts mit ihr anzu fangen. Er hosste, sie wiirde die Spie lerei in einer Stunde satt haben nnd wieder gehen. Aber sie blieb. Sie kam auch die nächsten Tage. Sie war von einem Feuereiser beseelt, etwas hierzu ersassen. Sie nahm sich gleich das Nächste. Sie hielt ein Kursblatt in der Hand: »Was heißt ,Debise kurz London-P forschte sie. Er bemühte sich, ihr die Geheim nisse des Wechselverlehrs zu erläutern. »Und was ist denn immer das ,Cis' in Euren Briesen da ?'« Auch darüber gab er ihr Auslunst Aber er war kein guter Ertlärer. Diese Dinge waren ihin alle von Jugend aus viel zu selbstverständlich. Er ivar auch ungeduldig. Es lenlte ihn . Margarete setzte sich schließlich still in eine Ecke und beobachtete. Viel leicht prositierte sie so am allermeisten, wenn sie ihren Mann bei der Arbeit sah. Am Ende der Woche sragte sie: ,,Sag’ einmal: Eigentlich unter schreibst Du doch immer nur, was-I Dir die Leute von nebenan bringen. Manchmal liest Du es nicht einmal vorher durch! . .. Besonders Monsieur Renard und die beiden anderen altenl Herren . . die besorgen das meiste. . »Ja. Die sind schon lange im Dienst der Firnia.« »Und die machen das auch guts« Er lachte. »Ich bitte Dich: die alten Füchse! .. Die teniieii die Schliche und Knisse besser als unsereiner» « »Ja·.. warum bist Du denn dann Sie brach ab und machte ein erstauntes Gesicht. Beinahe hätte sie etwas Dumines gesagt Eine Weile spielte sie nachdenklich mit ihrem Spi tzensonnenschirnn Dann beganni sie lleinlautt »Weißt Du, ich hatte mir vorge siellt, Du hieltest hier das ganze Ge schäft mit eiserner Faust zusammen! Alles geschähe nur nach Deinem Wil len! Diese Leute wären nur wie Pup pen, die tanzen, wenn Du aus den Knopf drückst, und wären ohne Dich rein verraten und verlaust...« »Nein. Jndividalität muß man Angestellten lassen, wenn sie ordentlich arbeiten sollen . . .« »Als-V .. zumBeispieL .. Alexan dre ist aus Urlaub... nehmen wir an, Du würdest traut... würde es denn dann auch gehen?«s »Es muß gehen!« versetzte Karl Ieddersen liihl und unterschrieb wie der einen Stoß Attenstiicke, den ein geschäftiger here ihm hinschob. Er sah eine sonderbare Enttäuschung aus ihrem Gesicht, so als wäre er von einem Piedestål herabgestiegen, aus das sie ihn gestellt, und setzte hinzu ,,Vergesse auch nicht: das hier ist nicht meine eigentliche Domäne, sondern das Reisen draußen. Jch vertrete doch hier nur Sascha!« Und nun hellte ihr Intl sich wieder aus und sie meinte, l merkt erleichtert. — »Ja, das wird ei wohl seini« i Allmählich wurden ihre Besuche auf dem Kontor seltener. Schließlich· blieb sie ganz weg. Ei war hoffnungs-« los, da zu sihen und Dinge mitanzusf hören, die man nicht verstand, und in Briesen zu bliittern, deren Sinn man! nicht begriff. Karl Feddersen merktei das Fehlen seiner Frau taum. Oder? wenn, dann war es ihm lieh· Erf tonnte jetzt leine Störung brauchen.« Er saß bis iiber die Ohren in Ge schäften. Der Zeitpunkt rückte heran, wo er, um die Mitte September, wenn die ärgste Hitze auf dem Baltan nach ließ, dorthin reisen sollte. Die Koffer waren schon gepackt, das Abteil im Orient-Erpresz bestellt, es herrschte eine eigene, schweigsamsseierliche und gedankenvolle Stimmung, als sich das Ehepaar am Vorabend der Abfahrt bei Tisch gegenübersaß. Zum ersten mal trennten sie sich morgen auf län gere Zeit. Wie lange Karl Feddersen fern sein würde, ließ sich im voraus nicht bestimmen. Das hing von den unausbleiblichen lehten Jntrigen in Mazedonien ab. Aber auf vier Wochen rechnete er mindestens. Plötzlich, als der Diener das Zim mer verlassen hatte, sprang sie auf» Sie eilte um den runden Tisch zu ihm herum, wie auf der Flucht vor irgend etwas. Jhre Schleppe segte iiber den Teppich. Sie blieb vor ih stehen, der sich erstaunt erhob, und legte bittend die Hände ineinander und sagte: »Charleh . . . laß mich nicht allein!« »Aber Margot..." »Ich gehöre doch zu Dir!... Was soll ich denn ohne Dich?... Jch bin doch ganz wurzellos aus der Welt. Du bist mein einziger Halt!" Er war ganz verdutzt über diese Störung seiner Reisepläne im letzten Augenblick: »Du könntest doch die Zeit über auch zu Deinen Eltern nach Berlin!« schlug er vor. Die junge Frau schüttelte den Kopf Eine kleine Querfalte stand finster zwischen ihren Augenbrauen. »Das lann ich nicht, Charley! Mit Dir zusammen auf Besuch... gern! Da freue ich mich drauf. Aber allein, da wieder nntertriechen. .. daß sie sa gen: Es flog ein Gänschen übern Nhein’... nein... das ist mir ja alles so unendlich fremd geworden... dort... ich hab’ gewußt, wag ich iat... ich hab« meine Schiffe hinter mir verbrannt...« »Und hier in Paris lasse mich nicht allein!" fliisterte sie wieder, halblaut san seinem Ohr, den tion an seine Schulter gelehnt. »Liebe: nicht! Jch krmine hier nur auf dumme Gedanken vor Müßiggang und Langeweile, nnd ärgere mich über Magde und... ich rnag nicht Strohwitwe sein« . ich bin doch Deine Frau. Jch hab' Dich doch l o lieb.«' is start Feddersen war tein Mensch lvek überein-n Entschlusse. Aber dies jmal mußte er sich rasch entscheiden. zDie Zeit drängte. Die Geschäfte auch. Er liebte kein Hindernis in Geschäf ten. Er sagte, ungeduldiger als er sel der wollte: »Das ist ja sehr nett von Dir, Taisyt Aber laß jetzt die Capricen!« ,;Eine Caprice?- So nennst Du meine Bitte-« »Man Dieu... Dilish?« »Du hast nichts bemerkt... die ganze Zeit... das halbe Jahr, vom Frühjahr ab bis jetzt?« »Was soll ich denn da Großes be merkt haben? Zeichen und Wunder ha ben sich doch nicht ereignet?« »Doch, bhaspletx sie waren da! Sie waren in mir! Aber wenn man sie nicht begreift, vergehen sie wieder.« Nun sprach sie in Rätseln. Solche unbestimmten, frauenhaften Klagen nahten ihm gerade in seinen Kopf, in dem sich die Geschäfte drängten. »Ich niufz reisen« Daisyl Also bit te, sei beencnftig!" erklärte er in dein souveränen Ton. den er sich ihr gegen über angewohnt hatte. ,,C’est decidet Um Gottes willen, fang’ nicht noch Was denn noch, an zu weinen! Was ist denn dabei?» Ma there. Du bist zu inimofen-« haft! Du mußt Dir eine etwas dil-» tere baut anschaffen! Jch hab’ sie’ doch auch.« Die-Tränen, die er befürchtete, blie ben aus. Statt dessen lachte die junge Frau plötzlich aus« Er furchte unbe haglich die Stirn. Was war das nun wieder fiir ein Umschlagi »Ja. Die hast Du wahrhaftig, Charleh!« sagte sie »Mehr als gut it! Das hast Du gar nicht bemerkt, wie ich tiefe Monate hindurch um Deine Liebe geworden habe? Bist Du wirklich so taub und blind? Hast Du wirklich nur Deine Aurse und Eisen bahnschienen im Kopf, daß Du nicht siehst, baß eine Frau, toie ich, neben Die ift.« »derrgott.. Du bist doch dat« »Ich wars-. ich war’s... ich hab’ getan, was ein Mensch vermag! Jch hab’ mehr Kräfte aufgebracht als viele. Jch hab' meinen Stolz in die Ecle gestellt. Jch bin Dir ja enachge laufen. Gebettelt und gebeten hab’ ich um Dich. ..« Karl Feddersen war mehr noch ge fchmeichelt als verwundert. »Aber wir haben uns doch, Daish!« meinte er freundlich. »Was Du ,haben’ nennst! Zch wollte mehr. Jch brauche mehr. ch holk Dich geluchy raschen suchen rann brauche Dicht TM wie man einen is—sporatl —- tn jeder Weise... Ich hab' gedacht, irgendwo müßt« ich Dich doch finden . . .« Er schüttelte halbbeluftigt über ihren Eifer den blonden Kopf. Er stand als ein stattlicher, breittchultris ger Mann oor ihr im Zimmer. Er hatte etwas Gemütliches. " »Bitte! Hier bin ich in voller. Le bensgriiße, Daisht Als Dein gehorsa mer Diener! Was Du noch mehr willst, das wissen die Götter!« «Di t« k« s Er wurde böse. · »Zum Kuckuck! Jch bin doch nicht aus Pappe! Faß mich doch anl« Jhr Blick durchtältete ihn. Er fühl te etwas zwischen sich und ihr, das er nicht erfasse konnte. »Du bist dal« sagte sie. »Das ist wahr! . .. Aber mir ist das zu wenig! Jch bin nicht so genügsam angelegt· Eine Zeitlang wohl... Aber dann« Sie machte eine müde, ablehnende Handbewegung »Du bist mir jeht so fernl« sagte sie, leicht zusammenschauernd, »so furchtbar fern!... Mir ist. als tenn ten wir einander gar nicht!« »Ich bin Dein Mannl« «J0!« »Und bitte mir aus, daß Du mich als solchen respektierst, meine Liebe!« Sein Ton war barsch. Er füMte: Jetzt galt es feine gefährdete Auto ritiit. »Noch außen gewiß!« »Nein, überhaupt!... Bedenke ge fälligft, wen Du vor Dir haft! Jch hätte doch wahrhaftig andere Partien machen tönnent Aus reiner Liebe zu Dir habe ich . .« Er verstummte eine Selunde. Aber dann tonnte er sich nicht enthalten, erbittert fortzusahrem »Wer heiratet denn sonst in meinen streifen ohne Mitgift? Du hast doch sozusagen das Große Los gezogen! Jch habe Dich zu allem gemacht, was Du bist! Und das ift nun der Dankt« Er hätte die Worte, tauni daß sie heraus waren, gern zurückgernfen. Zu seiner Erleichterung wirkten sie, wie ihm schien, nicht weiter auf seine Frau. Sie blieb ganz gslaffen »Duran hab' ich nur noch gewar tet,« versetzte sie ruhig, »daß Du mir das sagen würdest!« ,,Hab’ ich etwa nicht recht Is« Da schrie sie plötzlich verzweifelt ans: z »Poche Du nur auf Deinen Kauf: Ipreisi Betrachte Du unsere Ehe, wie Dust verstehst! Du hast freilich recht Was rede ich denn hier vor tau ben Ohren? Also reife nur« Charlehl Reife! Jch halte Dich nicht!« 11. Der Winter war über Paris ge tommen.« Strenger als sonst. Vor den Fenstern des .tleinen Feddersenfchen Palais tanzten nordische Flocken und Ihiillten die Welt in Weiß. Alles war still. Kein Huffchlag. Kein Automo bilrollen. Ein geheimnisvoller Friede. Die breite Fläche der Avenue du Bois de Boulogne lag bis zum Triumph bogen hinauf wie ausgefunden »Darin sind die Franzosen doch furchtbar pimplich!« sagte Margarete zu ihrer Freundin Lisa Campbell, die sie um die Dämmerstunde ausgesucht hatte. »Aus dem ärgsten Schmutzwet ’ter machen sie sich nichts! Aber bei einem bißchen Schnee stellen sie sich au... Gott... wenn ich an unsere deutschen Winter denke · . »Oder gar bei uns in Rußland!« Die lleine Petersburgerin lächelte schwach. Sie war ein zartes Geschöpf mit blassem Kindergesicht Die beiden jungen Frauen verstummten und schlarften ihren Nachmittagstee, der in winzigen Täßchen vor ihnen dann-sie Zu Paris gehörte Sonne. Grünes Kaitanienlauh Veilchengeruch auf den Boulevard5. Jm Winter sturm war die Seinestadt nicht mehr sie selbst. Da flogen die Gedanken heim iibcr den Rhein und die Weich sel... Unbeftimtnte Vorstellungen aus Kindertagen... Holztnistern im Ofen... Zifchende Bratäpfel... SchlittenaetlingeL Margarete mußte lachen, wie verzweifelt da draußen der Heer seinen Zylinder festhielt nnd auf den Spitzen feiner Lactstiefel tanzte. Dabei lag der Schnee noch nicht einen Zoll hoch. Die andere er hob sich: Jch muß jetzt fort.« »So bald?" »Wir haben doch ein Ricsrntineri Williain will es nun einmal so. Es ist doch heute Weihnachten-« ,,Daran hab’ ich gar nicht mehr ge dacht!« Margarete Fedderseu sah träumerisch in das FlockengewirbeL »Hast Du ’nen hiibfchen Baum da heim, LifaZ« »Ich putze teinen mehr. Es hat tei nen Sinn. Mein Mann steht davor und weiß nicht, was er mit dem Ding anfangen soll. Und die drei Boys ebenso. Jch glaube, sie wundern sich heimlich, dass ihre Mammh noch so tindisch ist. Es sind doch nun einmal richtige tleine Engländer. Für sie ist der große Truthahn nachher die Hauptsache Und die nagelneue weiße Fünfpfuiid-Note für jeden unter der Serviette. Die tennen sie genau... die Schlingelt« Die tleine Deutsch-Nussin lächelte melancholifch. »Deswegen bin ich heute mal rasch auf einen Sprung zu Dir!« sagte sie. »Bloß um am Heiligen Abend wenig stens ein paar Worte Deutsch zu hö ren. apa war doch noch Reichsdeuti scher n Peteröburg Und Maina war Baltin Aber daheim bei mir spricht ia keiner ein Wort. Jch bin ganz iso liert in meiner eigenen Familie..·« Mrs. Cantpbell lnöpste ihr Seeots irr-Jucken zu, ein Geschenk ihres IMannes, das zehntausend Franks sgetostet hatte. Er besaß es dazu. Er iverdiente viel Geld, wenn er sich auch mit den Feddersens nicht messen . konnte . »William meint es so gut,« sagte sie dabei, als müßte sie irgendwelche Gedanken, die sie gar nicht ausge sprochen Hatte, nachträglich rechtferti .gen. »Man ist nun einmal von Haus und Heimat weg-» meine Eltern sind ja auch tot... Man führt ein Zigutnerleben. Oder eigentlich ist’s immer dasselbe: ob wir nun in Bir Jmingham waren und dann die sechs Jahre in New Yorl und nun in Pa ;ris, mein Mann ist zufrieden, wenn «er die Beine gegen’s Kaminseuer ’streelt und seine kurze Pseise raucht sma- die Seinen um sich hat. Man »du-es auch nicht zu viel vom Schicksal verlangen . . .« »Ja, nicht wahrt« Margarete hob langsam den dunkeln Kopf« aus ihrem Nachsinnen erwachend. Sie stand vor ihrer Freundin, die viel kleiner und schmächtiger war als sie, und faßte deren beide Hände und sah ihr ins Gesicht- »Wir haben's doch gewußt, Lisal Wir beide! Da muß man sich nun darein sindent Tausend andere httben's nicht so gut wie wir . . Müssen jeden Taler dreimal drehen» Unsere Männer find nicht glücklich, wenn wir nicht verschwenden . . . Sag mal: wie lange bist Du schon verhei rat-st?« ,,Dreizehn Jahre.»« »Dreizehn Jahrel« wiederholte die junge Frau. Sie dachte sich: »Wenn ich erst so lange verheiratet bin. ." Es erschien ihr doch wunderlich .. diese Vorstellung». endlos... ein Zug der Ergebung blieb aus ihrem Gesicht. Sie liißte Lisa. »Adieu, Schatz! Grüße daheim!« »Du bist heute so weich, Miirgot2« Eine leise Röte überslog die Wan gen der andern. Sie antwortete nicht aleich. ,,Lieber Gott!'« sagte sie dann. »Du hast ja ganz recht. Was hilft es denn mit dein Kon gegen die Wand rennen? Wir haben nun einmal tein Baterlandmnd leine Familie mehr wie andere. Wir haben nur unsere Männer. Mit denen müssen wir aus kommen. Unbequem sind sie ja nicht. Es sind ja Geschäftsleute. Sie haben keine Ecken und Kanten. Sie geben gern nach... soweit ste? verstehenl« Die tleine Petersburgerin blickte sie prüfend durch ihren graugetupsten Schleier an. Sie hatte sich tm vergan genen Sommer über Margaretes Leb ha«ti,ikeit und Freude an ihrem s ann gewundert. Dann nach der Rückkehr vom Balkan seit einem Bier teljahr tvar es ihr ausgesallem Die beiden gingen nebeneinander her » ohne rechten Streit... ohne rechtes Einvernehmen... Sie hatte zu viel Takt, um weiter zu forschen. Sie frug nur im Weggehm »Hast Du heute abend auch viele Leute bei Dir?« »Nein. Jch hab’ Charleh gebeten, daf; toir diesmal unter vier Augen findt Er hat es tnir heilig verspro chen. Aber Du hast mich auf eine Jdee gebracht. Jch mache heute auch einen Weihnachtsbaum siir ihn und fiir mich.« Sie schickte, sobald Mrs. Campbell gegangen, nach einer kleinen Tanne. Sie fuhr selbst aus« kaufte Aepfel, Rüsse, Lichter, ein bißchen bunten Tand. Jm Zwielicht des Winter abends schmückte sie den Baum. Er innerungen drangen ans sie ein und trübten ihr mit einem feuchten Ftor den Blick. Jetzt war Weihnachten in Berlin-» Alle Straßen leer... Die Fenster erleuchtet... Geheimnisvoll summten die Glocken... Da hinten in Charlottenburg saßen Papa und Manm». Die Zimmer waren hell .. Es roch nach tnisterndem Tannen griin . .. Nach Wachsterzen und Pfef ferluchen . .. Sie dachten an ihr Kind in der Fremde-» Um sie waren die andern, die Geschwister, die Verwand ten, ein weiter streis . .. zu dem hatte auch sie gehört... all die Jahre hin durch... so weit sie zurückdenten konnte, seit sie als Drei- oder Vier jährige zum erstenmal in das Licht meer und Wunderland des Christ t.-»aurng hineingetrippelt . .. Margarete Feddersen lauerte vor dem Tännchen, putzte Ast um Ast. Zum erstenmal war Heimweh in ihr wach, rechtschaffenes deutsche-s Heim -ueh... Es dunkelte in dem goldenen -.l"ta«sig um sie. Ueber dein Rhein brannten setzt Millionen Lichter. Dort lag das verlorene Paradies — lagen stinderzeit nnd Mädchenjahre nnd schwerer Herzenslumpf . .. Sie unter driiekte ihre Tränen. Das war vor bei. Sie wollte vorwärts schauen. Sie wa: andiichtig gestimmt. Ruhig und heiter. Als sie fertig war, machte sie sich siir den Abend schön. Ganz in Weiß nnd Gold. Das stimmte zu ihrem großen Empiresalotn Der sollte erleuchtet werden, wenn sie auch mit ihrem Mann allein war. Fortsetzung folgt.) — Richtig tituliert. — Gast (zum Kellner, der ihn mit Sauce anschiittet): »Sind Sie doch nicht so hastig, wenn Sie Sauce tragen« Sie Saucewinbl« s