Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 03, 1918, Sonntagsblatt, Image 1

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    Sonntag-blau de
StaatS Art-Tiger und Iferold—
Genus-, NMMbL-Dc nerstan den-k. Jan
E Hm Mangel-W
sss Unten Ireiyerr vsn Verfall.
Warum friert gerade ihn das
Ioiisiied io begeistertf Warum ist
gerade er die heißerieynte Beute des
Hergjägers, der iiifterne Traum des
zum Manne reisenden Gedirgofohnes,
dessen Verwieiiichung schon so viei
Blut gekostet — der Gernde dein
Ziegengeschtecht entitatnmend, plump,
grovtnochig, ein Proletarier an Ge
itnlt gegen das zierliche Reh, den ed
len Dirpch. als Wildbret verachtet?
Seine heimat ist ei, die ihn ver
stört, ihn mit einer underwuftiichen
spie-sonnt umgibt, die Verge, in deren
reine Litite nicht Man-»steigt der
Hauch der Griiite nnd noch etwas —
dns ritteriiche Gewinnen mit Ein
sehen zäher Mannestraft und dann
und wann mut- Lsinnnegntuteg. Ter
Acodeicigen dem es nur um miiyem
errungene Erfolge und um das sinnl
ien zu tun ist, wird den Pfad des
Gemstägers bnid enttciusrizt veri.1ss-.n,
wenn er ihn je der Neugierde oder der
Ikkiwtnttmse Pulver einmal verirren
hal, und zuriirttehren zu den teur
tofseli nnd Rübenoclerm wo dss
schuchterne häschen und das Redhuhn
ihm mühelos die Zeit vertreibt« zu den
gestritllrtien Treidjagden mit dein
Knödldogem Der echt sesiirble Werd
seselle nver wird nimmer vergessen die
heintliche Hirsch, das Beschleichen der
n irn Morgensonnenglnnse, da
fri che Wogen nnd listige Wägen, die
Idantnslischen Feleburgen und grünen
Matten, nnd er wird die Sehnsucht
danach nicht los werden.
November —- toenn der Winter
schon eingezogen in den Bergen, ist
die rechte Zeit; da wirvt der Geme
docl in zottiger-» schwarzem hoch-seite
petz uin seine Braut, im Schneeselde
blüht seine heiße Liebeslust
In der holserstwn herrscht reget
Leben; heilte ging zum erstenmal der
schliltein Die lustige. schneidige
Winter-reden des-inn; drei Kloster, ei
nen Berg hols hinter dem Rücken.
seist es dinonter ans des Bahn nn
linendrn Ungriinden vorbei, in schne
srn Wink-ringen, aus das sichere Auge,
die stählernen Murletm den uner
schroltenrn Mut sich verlassend.
Sie haben sich viel zu erzählen die
sättigen Gesellen. Die Jüngeren re
nomnlieren, die Alten lassen nichts
gelten. in der Pfanne iider dem lo
dernven Feuer brodeln die Preßtnödel
tin Schinnlzr. Ein junger Bursche
spielt, rein alles unbekümmert, nus der
Mundhnrrnonilm nnd das weiße Mik
chen schmiegt sich Ichnlirrend dom et
nen sum anderen. — Dann plötzliche
Stille, das schweigsnme Gelössel be
ginnt init dein tie.Ischen Behasem das
dein Arbeitsmenschen das einsnche
Mahl so würzt, während wohl-ge
Meer-e die teörpee durchdringt
Jeh und Jntl ver Jäger gehen vor
die Hütte und sehen nach dem Wet
ter. Es ist eine klare, tatte Mono
nucht —- vje Deichnenen Schreiten
»Um-e and funkeln, daß das Fir
maneene hinter ihnen buntet erschaut
Aieir. tantige Schatten taufen über die
weißen Hängen und Gräben, unten
im Tat braut der Nebel, fchwarze
Fichten heben sic» du und dort aus
feinen Silber-Doggen -
.Das wird n Jagdtag morg·n,
nur n hißl z«laut". meint ver Jatt,
in den tnarrenden Schnee trennt-.
«Dös n1ach’n wir jeht n fo«. Dann
kommt der Jngdptan. .Durch·n
Mrnhnch stets-n nm fehön ster ’nanf,
sagt' uns II itn Qan fchon nner
Ietsmey nachher 'netn in vie Breitlap
In. ganz fehön ftnv — und htng1etzt
fv lang mer«- v'erletd't — wird schon
Mc inner daher wandeln, fan in
M da —- fchinß'n tunn nm alle
tveU. do fehlt die nth«
satt kennt mich und fteett sich
fsesmnzelns eine fr Ztgnree an,
Ue II ihm angeln-ten sen Lohne für
Ue CIM Mehr-ft
Ieinnen in see Hütte stimmen dte
etfen. Wärme, gefüllte Magen,
vat, eine gute stehn fttr Hotaru«
—- die Städtchens-alten · Inen
Wunsch mehr. herbei, sehe ten-Brie
denen Proiettentnaehey Wen « e. him
meteftürtner und Philopr und
ternt in vjefer Wnlvhütte, wie Ientg
der Mensch zum Glück braucht!
Jeht gilt nur den «Gntnf’n« das
.sefprdch. Jeder weiß etwas zu er
Ufslen Der eine war Stett-et auf den
, geiagden und »hat’s mit 'n
« J en auße- g’haut nu- vie Lat
ini-; die Leims
« Der andre erzählt vertchmiht tä
« « feine eigenen Abenteuer auf der
hu, Lumpereten, Wildererfttits
f HDie esse mit den Werten begin
. «««In hab t an tennt«. Jtn
M- its-WE- «
W
Immer tletner wird die Zuhörfrs
schnit, einer nach vern anderen schleicht
fort in das «G’lieg’r« in ver Stube
nebenan, worin es grad »wacheit« vor
Hip. vie dem glühenden Eifenofen
entströmt.
Jn ver Ecke ist der Plan des Forst
qehilten, ein. rot tnriectes Kissen und
eine Woiioette zeichnen iifn aus; heute
itt er mein, neben mir chnarchen vie
Knechte im bleiernen Schlaf. Durch
die niederen Scheiben spielt der Men
denichein über blinkende Arzte Sögen
mit gefräßigen Zähnen, kenn Trocknen
um den cer nutgehiingte Kleider
Mitten auf dem rol- geziinmerien Tr
iebe liegt die Pfeife Jam, va- weiße
Porzellan leuchtet von einem Mons
stmhi getroffen, ein riesiger Mii
fchrvnrzer Gernsbock ist darauf gematt
Mit muven Augen Fwintere tch danach
— über ein endl- I— Schnees-in jagt
ein Gemövoct g- »He auf mich zu.
schwarz wie der Teufel; ich lass« ihn
ganz nahe her, fahre auf —- toch ent
ietziichi Der Hohn fchnnppt nicht, so
stark ich nach drücke, und ver Gent-Z
bock weicht nicht, und ver Schluß
fleht mir nnf der Stirne — ,,Jatl!
Illle
»Was gibt ’5?«
Da mass ich auf, der Mondschein
ist verschwunden, um mich schnarchen
noch immer die Gesellen —- und gleich
darauf ich mit ibnen —- - wieder
ieb' ich den Gernbe — eben bin
ich mit dem Ansbrechen beschäftigt, da
klopft ei auf meine Schulter —- os
ien gesagt, ichserschrnl und war se
saßt, in das drohende Antlis des Pu
stererioni zu blicken, don dessen Sim
leln gestern abend die Rede war —
eber mein Leben als. den schwarzen
Gernsbvch dachte ich noch. «Zeit
wär’si« sagte der Jatl. Zu den
Fenstern herein blickte der Tag, die
holzer waren schon bei der Arbeit
Aus der Gernsjngd, besonders zu
dieser Zeit, bat mass nicht so eilig.
Zuerst noch eine schinnlzige Brennsups
pe, »die halt ber«, der Plan wird noch
mals erwogen, nnd dann hinaus in
den frischen, klaren Morgen, das Herz
doll holt-rang und Schneid’. Der
fDiirnbachsteig wird «nngepnclt'«, lei
der bnt ed einen »Da-Mc der obere
Teil des Schnees ist gest-bren, das Ge
ben beschwerlich und lam, der Lär
Tclienuntertvnchs nrn und her sieht aus
wie Glas, mit bliyendeni Dust übers
zogen.
Der Schnee nimmt bedenklich zn
mit der höhe, jeder Schritt kostet
Schweiß. Der Steig, anfangs ildee
steile von Gräben durchzogene Gras-!
lauen biegt auf der hbbe plöhlich einJ
um durch ein zerlliistetes Gewänd zu
führen. Jest gilt et Vorsicht.
,,A bißl verichnaus’n nnd nachber
fein sind", flüstert Jnll geheimnis
voll.
Man berschnauit, röuspert sich in
den vorgebnltenen hat. sieht noch ein
mal nach der Bild-in dann geht es
gebiielt aufwärts, Jnll voraus. Vor
sichtig bebt er den Kopf über den
Kam-n und zieht ibn rasch wieder
zurück, mir zunielend: «Richt'ns
ann!"
Jeßt strömt es heiß durch alle Glie
der s-· unter uns in einer Schnee
reise steht ein schwuches Rudel Der
Wind zieht bergnus, sie ahnen nicht
unsre Nähe. Ringeißem Jährlinge, »n
Grnssl«, wie es der Jall nennt, aber
jeden Augenblick tönnte ein Werber er
scheinen drüben in den Wänden —
ichtvere Fährten durchleeugen den
Schnee. —- ,.Abn)nrten« war die Lo
sung.
Unten im Tale wichen die Nebel vor
dein siegreichen Strahl des Tagesze
stirneø, dntt die Ränder der Schnee
gipsel in seurigen, wallenden Gluten
zu schmelzen schien. Violetter entlauds
ter Buchenivuld und gelbe Wiesen
wurden sichtbar, zerstreute Gedöste
der Lärm du«-Lebens dringt herauf.
Wagengernssel nus gesrorenenr Boden,
iGehämmer, Verdengeliiute, unten aus
idem Stellt-las bewegten sich milden
dnst die holzer von gestern abend.
Das Rudel unter uns tummelte sich
gar lustig im Schnee, scharrte nrit den
Läusen nnch Aesung, während ein be
dächtiges Muttertier, auf einer Fels
wand stehend, regungslos in die Tiefe
starrte. s
Dort ging offenbar etnmä sehe Jn-«
ieressnntes dor; dann und wann schlug
das Tier erregt mit den Läusen.
reiste den langen hols, blickte un
schliissig zuriict zu den Gesilhrten —
Ilöslich stieß es den orninösen Psisi
nu- und flog hinunter von seine-n
Lugaus durch die Schnureih idnr
nach »in- schwarzem Gewimmel das
»Musik« unter uns durch in den
Steintviinden presst-windend
Wir tilmnreeten uns nicht darum.
unser Auge war starr nus die stelle
gerichtet, welche die Geis verlassen.
«cr lommtl Er rauh tonnnenl Und
rad do tomrnt erl· Da sieht er
reden toie eine Lusterschelnungl
«U»guoter- Her-, W lispelt
JntL mit seinem Blick ihn verschlin
gend.
Die Büchse an die Wange, doch nur
mehr ein Schneewöltchen siiegt aus —
ais ob er sich geradewegs in den Ab
grund gestürzt hätte; im Graben uns
ten poltert eine -Lawine.
«Satrn, des war einer«, stuchte
Jntl, »grod ums Kennnt Wicks nur
sein mngi Der beste Wind! Ja,
wenn’5 net mag, wenn's net mags«
Der Steig war fest schwer zu sin
ven, Jatl mußte Stufen treten in den
gefrorenen Schnee. Ost ging's wie
aus einer Leiter hinaus. hinunter,
tinter band näherte die bläuliche
Tiefe, out der sich da und rsort be
schneite Ietöbnrgem groteste Türme,
riesige Mauern hoben.
Unter ständige-n Kampf mit.de«n
Schnee bogen wir endlich in die
»Breitlannn« ein« breites, schrsfses
Gehönz eines tkichtersörrnigen Kes
sels Mars, von Reisen und Gräben
durchzogen, welche immer von neuezn
qedeckte Birsch boten.
Die Sonne versnnote ietzt schon er
wärmende Strahlen, jetzt tonnte man
es schon ,,bermnchen« im Sitzen, und
das ist das beste zu dieser Zeit im gn
ten Gemsrevier.
Wir wählten einen Platz, der weise
Aussicht gewährte, zahlreiche »Seid
srische« Fährten erhöhten die Zuver
sicht.
»Natürli, i sag’ö ja, du schaltet-ilq
’niiber«.
Jatl reichte rnir das Perspeltio.
Aus der gegenüber-liegenden durch ri
snen breiten, ietzt icn Schnee begrabe
nen Waldboden von uns getrennten,
selsigen hänge des Kessels ging’s gar
lustig zu. Zwei Bocke sagten sich, vom
Schneestaub umwirbelt; wie schwarze
Kobolde tauchten sie bald da, bald
dort wieder aus, ausKantem die lautn
Platz zum Sieben boten, hinab, bin
aus, aus unglaublichen Wegen. Das
Weibövoll, dicht aneinander gedrängt,
sah neugierig dein Wettstreit zu.
Anbirschen durch das Waldtal bei
sußhobem, lautem Schnee war aus
sichtslos, und jeden Augenblick tonnte
sich auch aus unserer Seite etwas er
eignen. Die kalten Schatten wichen.
alles gliserta suntelte irn grellen Son
nenlichte; sich lösende Schneemassea
rollten brausend in den Kessel, von ils
rer Last befreit, hoben die effichten ihre
Neste. Wohliges Träumen umfängt
die Sinne; auch die Kämpfer drüben
sind verschwunden Kein Bach. tein
Blatt rauscht — absolute Ruhe,
Schlummer ringsumher
Jall nickt bedentlich. Die beste Zeit
ist ietzt vorüber, erst wenn die Sonne
in zwei Stunden wieder hinter der
Westlante dei Kessels verschwunden
iit Aussicht, zu Schuß zu lonnnen
So wird ein bißl «geuntekt«. »Sei-il
aus Schwarzbrot und a Maul voll
Schimpf-J lautet das Menii.
Jall wurde wieder« munter; er er
zählte vom Reserl. Da unten in der
Almhiitte, die seht unter der Schnee
last salt verschwindet, trieb sie im
Sommer noch ihr lustiges Wesen.
»Amt« bessere Almerin wen uno
breit, siirs Vieh net, siir d’ Leut net,
die aussn tomm’n, a ganz n G’
schnarche, und jetzt habend sie’s ver
handelt, d« Eltern, ausg’legt verhan
delt a an reichen Bauernsohn, an
rechten hallodri und Nixnuh den 'S
sein Lebtag mögen hat. hätt’i
'n do d’ ers den Tropf, hätt n
so schön g’hn « var an Jahr im
Viechgrnben nus 50 Schritt vor mei
ner Biichsi Ang’schrien hab' i ihn,
und was tuai er net? «Jail«, sigte
er und wirst die Büchs weg, ,,i bitt’
di gar schön. tun ma nix und zeig
mi nit an, du bist a armer Teufel
und es tomint mir aus an hunderter
net an'«. Da hab' ich mich aber her
g’cnacht b’riiber; Bauernspitzbua, sag’
i, nett-ruhten einbiiverischeri Nimmst
all’s is feil ums Geld? A mein’
Jagerehr’ und mein Guvisseni Und
hab'n schon so verpelzt, bis er mi sel
ber dotiert hat« und seht hat er do
recht b’haiten, B is wirin alles setl
ums Geld, sogar a Kind, a Madt
wia a Austern —- 'O Result«
Jall sprach in einem verdächtigen
Eifer und sein Auge ruhte mit einem
innigen Ausdruck aus der schneebedects
ten hätte unter uns, ais ob gar süße
Erinnerungen austauchten in ihm;
in, ich wußte bestimmt, daß sie in thxn
austauchten, ich wußte auch, daß ver
alte Auerbauer sein- schönes Reserl
dem verhaßten Jäger möglichst rasch
aus den Zähnen räumen wollte —
und plötzlich grünte unten vie Alm,
die Glocken bimmelten, das Brünnlein
plapperte und aus der Bank vor ver
Hütten saß das Nesert nnd der Jatl
und träumten von ihrem Glück —
da tiinte ein warnendei « sti« Den
Graben unter uns heraus peanq iichs
send vor Anstrengung eine starke
Muttergemse, das Zif, sich dicht ne
ben the haltend, ver ant bei Lebens
»Gut-eng sast spurlos; dicht da tnter
«bliitteete« etn Sort, site uns noch
unsichtbar. Das sehehte Tier spähte
Ja T
I
f
ängstlich nach einem Ausweg mit weit
hervorhöngender »Aeser«. Dn er
blickte es uns und stieß den War
nungspsiss ans — jetzt gaffst
lJntl ahmte virtuos den Ton des
Bartes nach, dn sttirmte er schon her
auf, achtlos an der warnenden Geiß
vorbei, voll Kann-fesser den Gegner
suchend. Ein Kapitaldeck. am Mitten
«wnchelte« der Bart! Welche Lust,
wenn sich das Korn aus die zottige
schwarze Brust senkt zum sichern
Schuß. —- —- Der Schuß rollt durch
den Kessel, unzählige-nat sich bre
chend, der Gemdbock schlägt in den
blutgetränkten Schnee mit den Läu
sen, Geiß und Mk verschwinden dann
nach abwärts in einer Schneewolke
Nennt es grausam, roh. tierisch
diese wilde Lust des Jägertzerzens, ihr
Philosophen nnd Stubenboden wer
Weidtnnnn ist« wird sie begreifen und
mit mir jubeln.
»Die Stran hoch nnd dick, g’r.1d
ums Kennn z' eng, der Bart lnnq
nnd stark nnd schön bereist! Jn, die
Breitlnnnn die laßt holt ret aus —
grnd Summa soll’s sein nnd ’L
Resei unt«n ans der Alm, die machet
setzt ein aus dazu — —- a vorbei!«
Jatl stieß wie im Zorn den Knicker
in den Beet und öffnete ihn mit einem
kräftigen Ruck, daß das schwarze Blut
über den Schnee hinabschosz wie e:n
Bächlein.
Die Schatten krochen allmählichl
herauf in den Kessel, ich war zufrie
den siir heute, morgen ist auch noch
ein Tag. Wir traten den Rückweg
an durch den Diirnbnch, Jatl voraus
mit seiner schweren Last, hoch iiber
ihn hinaus ragten die stiimmigen
schwarzen Läufe, und das Gemsauge
blitzte trie ein Smaragd· Ueber uns
ertönte noch wiederholt der Gemspsifj
und drüben im Gehäng begann wie
der die unermüdliche Jagd
,,Man mit-iß tein Räuber net sein
nnd a Zufriedenheit hab’n'·, meinte
mit Recht Jntl.
Das Tal war verschwunden, ein
Nebelmeer brnndete an die schwarzen
Berge und zog langsam in dünnen
Schwanden in den engen Pässen und
Gräben- heraus, die Strnhlen der schei
denden Sonne dixrcbgliihten es da und
dort mit Rosalichtern, während die
Spitzen und Joche in heller Glut ent
brannten.
«Des is noch 'S einzige, was man
ohne Geld hab’n kann —- die Pracht!«
sagte Juki, seine Last ans einen Fels
dlock ausstiitzend und mit sinnigem
Auge die glühenden Firnen betrach
tend, .nnd auch um alles Geld nim
mer ertausen tann«, sitgte ich bei,
.tvenn man’ö nicht im herzen fiihtt
—- die Prachtt«
»Ich komme g!eiels.«
Der Vater oder vie Mutter ruft
nach einem der Kinder-, die mit ir
gend einer nützlichen oder auch un
nutzen Arbeit beschäftigt sind. Sie
rufen das erstemal, ohne daß der
Gerufene darauf achtet, der ruhig in
seiner Ecke weiter spielt oder liest,
ohne sich nni den Anruf zu tiimcnertn
vielleicht nur etwas Unorrständliches
oor sich hinbrnnimell, das entfernt
etwa mit einer Anivort Aehnlichkeit
hat. Man ruft das zweite-nat —- als
Antwort tönt aus dem Nebenzimmer
oaH etwas beleidigte: »Ich komme
gleich«, das sich noch ein paarmal
io.edeeholt, se nach der Geduld oder
der Strenge der Ergieber, bis sich
dann endlich der Gerufene entschließt,
sich zu erheben und dem Rufe Folge
zu leisten. Dieses »Ich komme gleich«
ist eine bei Kindern —- iibrigens nicht
nur bei diesen —- beliebte Ungegogens
heit. die ihnen beizeiten ein-getrieben
werden sollte. Es liegt darin eine
Respekttoftgkett gegen die Erwachse
r.en, gegen die Eltern, die gewiß nicht
ohne Grund das Kind zu sich heran
rufen. Das gerufene Kind muß alles
stehen und liegen lassen, ausspringen
und sofort dem Rufe folgen· Solche
Unarten, toies sie in dem lästigen
Säumen und Zögern liegen, können
nicht früh genug bekämpft werden, da
st- sonst schnell in dem kleinen Men
ichen Fuß fassen unt- rnit ihm wach
sen. Dies: »Ich komme gleich« ist der
erste Schritt zu tlnpiinktlichkeit und
Unzuoerlässigteitz toer im späteren
Leben mit »Ich komme gleich« bei
der Fand ist, wird rasch die tritbe
Erfa rung machen daß man dann
meist leicht zu spiit kommt.
Ein III-is.
Anna: »Wie gefällt Dir denn
die Photographie, die mir mein
Bräutigam one benr Felde geschickt
basi« — Joa: »Ganz nett, nur
das Gesicht scheint ein wenig ge
scheitesten-« —- Annm »Ja siehst
Du denn nicht daß er eine Gas
moske ans pati« »
c- —
Ausnutzung der Kohle.
Herstellung nenee end wertvrttee Neben-ii
prodnttr. !
Wichtige Ergebnisse haben in
Deutschland die systematischen Unter
suchungen der Eigenschaften der Kohle
erzielt, indem mehrere wertvolle Ne
benprvdutte gewonnen wurden. So
ift es gelungen, durch Anstaugen der
Kohle mit flilfsiger fchwesliger Säure
bei gewöhnlicher Temperatur bisher
unbekannte dickflüssige goldgelbe Mi
neralöle von auffallendem Wohlge
ruch zu gewinnen, und zwar in einer
Ausbeute von 10 Pfd. proTonne; zum
andern wurde durch Destillation der
people mit überhitztem Wasserdantpf
ein Teer erzeugt, der ganz andere
Stoffe enthält als der gewöhnliche
Glisanstalts- oder Kotereiteer, näm
lich petroleuntiihnliche Oele, Schmier
öle und Paraffin· Sodann wurde
ein Verfahren ausgearbeitet, das ge-«
flattet, aus Naphthalitn einem Weben
produtt der troclnen Destillation der
Kohle-, wie sie sich in ven Gar-auftat
ten und Kotereien vollzieht, durch
Erhitzen unter Druck in Gegrnssart
von Aluminiunichlvrid ein Oel zu er
zeugen, das ähnlich lvie Petroleum
zur Beleuchtung dienen tann. Und
schließlich gelang eg, die Kohle als
Ganzes durch Behandlung mit Ozoin
der bekanntenModifitation des Sau
erstoffes, in eine wasserlöeliche Ver
bindung überzuführen nnd dadurch
einen Weg zu ihrer chemischen Wei
terverbreitung zu öffnen, dessen Be
deutung noch nicht zu übersehen ist.
Inwieweit diese Erfolge hente bereits
prsttifch nutzbar gemacht werden«
läßt sich, da dies-bezügliche Mittei
lungen ans naheliegenden Gründen
nicht veröffentlicht worden sind, nicht
beurteilen. Bei der Wichtigkeit der
verschiedenen Prodnlte teils fiir die
chemische, teils fiir die Beleuchtungs
und die Llllafchinenindnftrie ist die
sofortige Anstvertnng Der gewon«enen
Erkenntnisse indessen selbstverständ
lich.
Auch in der Ausnutzung der
Brnuntohle sind wichtige Fortschritte
gemacht worden. Zunächst in bezug
auf ihre Verwertung nls Veennstoss
in den riesigen Jndustriennlngen, die
sich in der letzten Zeit aus den mittel
deutschen Brnunlohlenselvern, vor cl
lem bei Bitterselo und Halle a. S»
angesiedelt haben, dann aber auch
hinsichtlich der Gewinnung von De
stillaten und chemischen Produkten,
nus welchem Gebiet insbesondere die
Niebeclschen Montnnwerte . durch
Schnssung gewaltiges-s Anlagen zur
Gewinnung von Teer, Piirnssin und
Minernlölen niit großem Erfolg vor
angegangen find. Der Deutschen
Erdöl A.-G. ist es gelungen, ein
Verfahren nuszunrbeiteiy dass uns
dem bei der Versetzte-innig von
Brnuntolsle im Generator neben
Heizgns und Amtnonsulsnt entstehen
den, bisher snst ioertlosen Venuntohi
lenteer Heizöle, Schmietöle, Benzin
und Parassin, sowie aus den Miet
ständen stolz zu gen-innen gestattet,
der zur Verstellung von Kohlenelets
troden siir eletttochentische Zwecke
dient.
Jtn Wasser-Wilhelm-Jnstitnt siir
Kohlenforschnng" iourde ein Verfah
ren entdeckt, das -estnttet, tin-I der
Brauntohle statt 12 Proz. Montan
toachs nahezu dniz Doppelte heran-»
zuholem außerdem wnrde siir den
BraunlohlensGenerator hier eine
Verntbeitungsmetljode gesunden, die
der Lederindustrie erlauben wird, ei
nen großen Teil ihres Fettbednrss aus
einein neuen Wege zu decken. Auch
die Vergnsung der Brauntohle hat
bedeutende Fortschritte gemacht, ins
besondere binsichttich des Wirkungs
grndes. Das erzeugte Gas wird in
großem Umfang site Heiz- nnd
Schmelzztveele benutzt
—
Unnnsenrhme Belehrung.
Fremder: »Nami, dn insncht ein
Tier-, das wird doch feine Wanz»
sein?« —- Hnustnechtt ,,.inf der
Vettderk’ri? Wo denken S hin, das
iit ’n kleiner siiifrsr. der znm Fen
ster «rcingrkonnnrn ist; tan dirs
Wand greifend) id)(nt«si S’ hist-. so
sieht a Psean nu2!«
—-«(-.-—-..
Ueberzeugung heischt deritnttsinn nur,
Die Liebe Mentet Glauben.
Wer im Gedächtnis ietner Lieben lebt,
Jst ja nicht tot, er ist nur fern! —
Tot nur ist, wer vergessen wird.
—- Ganz egaL «,Wnr dirs ein
alter oder ein neuer Hering, den Du
mir vorhin gebracht hast's«
Pi!ioic: Haben Sie denn das
nicht Reitschrneckm
Re ni«
JAC. dann laws Ihnen doch nach
gan egql feint«
W
Mehr Sekten Klein-eli- nötig.
Mindestens nich eine Münze tun sechs
Idee sieben Cents sewltnlchtl
Wenn man schol. sparsam sein
soll, wie es in diesen Tagen an al
len Ecken gepredigt wird, so muß
auch das Ellklinziysteni diesem löbli
chen Streben besser entgegenkom
men, als es bisher geschehen ist.
Schon sriiher, ehe die Tenernng ih
re jetzige .Stnse erklomm, wurde
einmal daraus hingewiesen, daß in
den Ver. Staaten entschieden ein
Bedürfnis nach einein Zweicentss
Stiick vorhanden sei; und es wurde
nnch das Verschwinden des Drei
eentssStiickeI beklagt. Selbst den
Doppeltean vertniszten manche nicht
gern. Heute bietet sich Veranlas
sung genug, diese Erörterung noch
weiter anszndehnew
Viele, welche in gewissen volks
tiimlichen Speise-blähen sich ihre
Milch zn Gemüte zn siihren pflegen,
ntuszten die nnangenelnne Entdels
lnng machen, das; ein Glas Milch
lli Gent-J statt der üblichen 5 kostet.
Illneh viele, welche strägen zinn Prei
se von zwei siir einen Quarte-.- zu
laufen pflegen, fanden mit einein
Mal, das; sie mindestens 30 Centr
nnd in nninkhen Fällen noch tnehr
dasiir bezahlen iniissen. lind lobe
ziiglich der kliahrnngss nnd der
volletiiinlichen Gennßmittel erst
recht.
Es gibt keine Münze zwischen
einein Niltlsl und eitlem ,,Dime«,
uttd es ist »llubeqttettt«, Geld in
Pennies zu wechseln. Der Kiiltier
wiitde schon ztveifelsohllc sich lieber
dieser iillbeallenllichleit unter-zielle
als eiuett lehr bedeutend höheren
Preis zu zahlen, der ja teilweise
eilte Erhöhung lltlt 100 Prozent be
deutet, — aller er hat ja feine
Wahl. · s .
Andererseits fault sich der Ver
tänser fiir eilte Weile ins Fäust
cheu lachen. Zu Z Eeuts das Glas
bringt eilt Quart Milch"20 Genus-,
Izu tll Cents aber stol Die Berechti
atqu zu Pleiserhöhultgelt wird
ziemlich allaeuteiIt zuzeiuludetuxtbe
diese sollten doch ilt allen Fälle
lattaetnesirn sein. Die Riesel- und
;»Tillte«sitetteuliidelt und viele att
Fdere Geschäfte tltöaen zeitweilig ih
l re Uroiite stark erhlihett, —- ctber sie
stellen ilt Gefahr, ihr Geschäft all
verlieren, luld alle eillsiehtigerett
Händler neben sieh auch keiner Tän
ietnlttg iiller diese Gefahr hin.
I Von beiden Seiten wird daher
neuerdings eine Bewegung begün
stiqt welche datauf abzielt, daß
mindestens eilte Münze noch, und
zwar zwiIchell eiltellt Nirkel lind
einein Ztslttteettt6-Stiii·k, geschaffen
werde, fallen wir: ein Sechs- oder
Eil-hellrellts.7-3tiick. Tas wiirde z.
V. iiir eine gtoße Zahl Straßen
lnthuaeieltjljzaiten niihlirh ieitl, die
ec; fertiqt gebracht haben, eilte Er
höhung ihrer Fahl-gelber iilter eilten
tsiiclel dtlt«el)-,ltI«et«-ell, und wiirdc
doch zugleich jeden Vol-wand fiir ei
lle llntterilhiilllte Erhöhung kleiner
Preise uelnltell. Andererseits würde
esJ ill vielen Fällen Preis-erhöhun
Itell erlei-«lstelsn, ltui die lttalt bis-het
Iehr ullinrlll vertiltltet hat, aus
Furcht, zuviel («-««eiilniit eitlztlltiisxeth
tlteull die Erhellung .Ill driiltend
eluttiutldeu teilt-de
Tie neue Bewunan wird u. a.
non Tabatlnnidel:t1eisrn gefördert
VII ist lielnnnt nennst dass Preis
ln«nu«ssuin1en siir tiiinnliemrtilel so
lnatw wie irgend möglich gemacht
werden, ja so t«narp, wie siir irgend
etwas-, dnsii in einein »Warum-VI
Handelsslnisnr Vertaust wird. Hier
sselst inan mnii ohne weiteres selbst
aus die kleinsten Ce;il-3-Vet«erl)nIiii«
aen ein. Ties lsat vermutlich sei
nen Grund darin, dass die Rancher
nicht gerade unbedingt ihre Glinnns
steugel haben Iniissen, nnd man in
der Rot ankl) das Aligewölnien lernt,
daher der Handel sehr einschrnnw·
sen lönntry wenn nian die Preise
nicht einigermaßen aiisieliend erliiels
te. Eine zusijtzlirlse Kleinqu inze aber
wiiie willlunnnenl
llud erst recht erwünscht wäre sie,
wenn es sich uns das siansen von
Brot und anderen notwendigen
Speisen liandeltl Die Ilieaieriuns
könnte wohl durch einen solchen
Minizerluss viel zur Förderung der
Hang-natterischteit iui allgemeinen
Pulililinn beitragen Wenn siir
die Pest-liess besser besorgt wird, so
liinneu teolsl die Douai-L- schon Use-«
iiie sich ielbit sorgen
.
—- Mißverstanden. Ratt-r
,,Wo sind Sie gebannt-"'
Zeuge- »Jn Franksnrt.«
Richter: »Am Manti«
Zeuge- «Nein, am Wasser nun ge
rade nicht, etwas weiter Davonf
.-—