Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 27, 1917, Sonntagsblatt, Image 11

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    .
Lieb BLnlaun
Roman von Pudel-l- Stett-.
(7. Fortschritts-)
Karl Iedderlen saß neben ihr mit
dein etwas gezwungenen und feierli
chen Gesicht del zur allgemiinen
Schau gestellten Bräutigams. Sie
blickte lebhaft, lächelnd, lehr aufrecht
sich haltend, iiber die beiden aufgeregt
schwatzenden und liirmeiiden Tisch
reihen hin. Sie war doch lehr befrie
di t. Sie vir« hier der Mittelvuiitl.»
Sie kam fi « in Erinnerung ivie deri
Sehn-an iin Ententeich vor. Sie war
zu etwas Besseeein bestimmt gewesen.
»Ur-net Kerlt« tagte sie und oriicls
te ibrein Verlobten unter dein Tisch
verstohlen die Hand. »An den Abend
wirst Du dentent Sie sind gräßlich
langweilig! Nicht? Na... es iIt ja
nur das eine Malt Dann haft Dis-«
überftandent"
»Es ist nicht so schlimm! Jch bin
ja neben Dir!«
Sie leichte leise nnd goß ihm Wein
rin. Er iah entzückt die mfche hang
iniitterliciie Bewegung des schlankem
weißen Mädctieniirin5. Alles an ihr
begeisterte ihn. Das fanite Sichheben
und Senten feines Briliantichmiiits
auf ihrer zarten Brutt, die Ari, ivie
sie liebenswürdig deifsdnntleii Kon
neigte« nin das Scherzivori irgend
einer Exzellenz in Empfang zu neh
men« ihre helle, tiiiile Stimme, mit
der sie, schon ganz werdende-große
Dame, ein kernig hernbtassend. iiitx
zu den Freundinnen ioandie... Nun
deriieiie er sich- da er von ihr n.ir ein
Stunchen Wxingentiind fah, in den
Anblick ihres Ohr-s. Es schien ihm
rührend klein - tindiich, init dem
trauten Löckchengeivirk darüber ..
Er hätte es tiiiien mögen... und
sagte sich init einein Auiainiem Ja,
weiß Gott« ich bin ein glücklicher
Menscht
Jrgendwo klopfte jemand an das
Glas. Es wurde still. Margarete enn
Ielte die Stirn. Nun tarn der unver
meidliche Ionst von dem alten Major,
dein Vetter des hause-. Auch das
mußte überstanden tderden. Aber nur
kurze-« Kurz!... Sie wippte mit
der Fußspttze oor Ungedulo... «Der
Mensch dentt, und Gott lenkt... Er
führt untere Grete über den Rhein ..
Jn fremdes Land...« Sie dachte
fich. das totfsen wir dacht Er hat sich
wahrhaftig die Stichworle auf der
Manschette notiert er dreht sie
innnrr... Nun geht die Walze zu
Ende.«
«unser aller Wünsche begleiten
Dich. liebe Grete, in Dritte neue Hei
mat. Mögest Du Dich dort zu Hause
fühlen wie hier! Ein Stint Gewich
turn an den Ufern der Seine hegen
und pflegen. guten preußischen Geist
wahren nnd verbreiten cn fremdem
Land. Das walte Gott! Er helfe
Euch-! Das Brautpaar hurrat hurra!
hurra!"
»Warum rufen sie denn huren-«
fragte der innge Millioan erstaunt
kenn Aufstehen und Gläserllinaen
seine Braut. Es wurde doch hier teine
Attaete geritten. Sie tvarf gereizt den
Kopf zttrtikt. Sie machte ein tnmpss
lustiges Gesicht. Der Festredner drit
ben sah eg.
»Du scheinst nicht ganz einverstan
den, Grete?" forschte er streng.
»Ja, aber. lieber Onkel! Was der
sangt Jhr denn von tnirt Ich lann
doch nicht tnit einer schwarz weiß-ro
ten Fahne in der Hand in Paris her:
umlansenl Man muß tnir doch nirtft
dnn vornherein Dinge zumuten, die
ganz unausfiihrlmr sind!«
»Bist Du etwa keine Deutsche?««
uDie Staatsangehörigteit oerliere
ich doch, wenn ich heiratet«
»Als mai- willst Du Dich denn
dann siihlenk Als iliussinZ Wo
Du kein Wort Russisch verstehka
Oder als Französin?... Weil Dn in
Paris ivohnst?«
»Ich werde Frau Feddersen sein!«
erklärte Margarete nnd sah sich kalt
bliikig irn ereise uni. »Das ist ganz
genug, nicht wahr, Karls«
Dem Rosmopoliien neben ihr war
der Streit mehr als peinlich. Da
klasfie schon wieder dieKiusL Gerade
das, was er durch Nachgieoigien nnd
Höflichkeit vermeiden wollte. Zum lle
bersluß drängte von drüben jemand
kaut in ihn·
«Enlscheidrn Sie selbst, lHerr Fed
versen!.. Sie müssen es doch Jm
dssken wissen! Als was siihlen Sie
sitt-? Welche Nationalikäi haben Sie2«
Er wich aus, ganz so, wie er sich in
Geschäften nicht unniin eine Blösre
gab, und rrwiderte verbindlich:
«Vielleiekit mehrere! ..... Die
Schranken der Völker sollen doch int
ener mehr· Jch kann jeden Sandpnnkt
verstehen . ..« «
Nun trat ein unbehogliches Schwei
gen ein. Man konnte da nicht mil. Es
wehte nun ein erkältender Hanchiiber
den Tisch. Mar areiens Vater sah
traurig oor sich in. Es ging ihm
manches durch den Kopf. Dann be»
zwang er sich. So durfte die Stim
mung nicht bleiben. Er gab seinem
Sohn einen Wink. Neben dein lag ein«
ganzer dar-sen im Laufe des Tagesi
einge anqener Briese und Depeschems
Okii wünsche sur Verlobung ans dem
weiten Verwandten- und Bekannten
kteif der Ieusserrn Die sollten segi
verlesen when. Dat brachte die Ge
sellschaft ans andere Geh-unten. Der
Leutnnnt erhob sich. runzelte die rechte
Stirnthfie iibek dem Monotel nnd
begann der Reihe nach Es war ei
ärmlich immer dasselbe: Geriihrte
anten enrhusinstische Basen, humo
ristische Vettern, wohlwouende Ontel
— kurze martige Worte, Sprüchleln
in Vers und Prosa, Bibelsiellen —
der Grundton immer das Erstaunen:
einmal tein Leutnant — iein Bisses
sor... Etwas ganz Neueöi
Der Leutnont von Teussern ent
salteie stehend ein neues Blatt und
las schnell, ein wenig zerstreut, herun
ter:
»Euer Exzellenzl
Da ich den Vorzug hatte, lange
Zeit im Hause Eurer Exzellenz zu ver
lehren, so gestatte ich incr, Eurer Ex
zeilenz die Abschrift meinee Schrei
tvens beizilegein das ich zu gleicher
Zeit an Herrn Feddersen richtete. Herr
tiarl Feddersen . . -
Der junge Offizier ließ plötzlich
das Blatt sinken, biß sich aus die Lip
Pen und schwieg, so als habe er, nichts
Böses ahnet-id, schon zu viel vorger
sen. Alle llugen richteten sich unwill
tilrlich ans den jungen Million-in
der auffland und trocken sagte:
»Pardon.» von wem ist denn die
ser Briefs«
Sein liinstiger Schloager wollte
rasch das Schreiten einstellen
»Vl..ch . lassen lviro vig nachheri«
Fntetnte er halblaut, »der ist nichts jetzt
fiir die Stimmung» hier«
Aber Karl Fedderfen hatte schot ei
nen Blick nuf die Unteklchtift gewor
lsen.
’ »Von Herrn Leutnant Lünetnann!«
versehte er, ».. · was hat Herr Lune
mann gegen mich vorzubringen·s« s
«Sputer... später.
»Bitte: nein! Ich möchte nicht vor
den Herrschaften hier den Eindruck er
lernen, als od ich irgend etwas zu
verdergea oder zu bekchonigen hättet
Darf ico oirien...i"
Er nahm den Brief und überflog
ihn ftirnrunzeind fiir sich in gefchiiits
licher Mihie und mit feftgefchioffenen
Lippen.
»Herr Karl Fedderfen hat sich nied
rig und verriiierifch benommen, das
Vertrauen« das ich itfm entgegenbrach
te. mißbaucht und niir offenoar mit
wohlberechneter Absicht einen Posten,
von dein er wußte, daß ich ihn iiirtft
annehmen tonnte, angeboten, um durch
meine Weigerung meine Stellung im
Haufe Eurer Exzeltenz zu irfchuttern
und sich dann auf meinen Plan zu
rriingen. Dieser Plan ift Deren Fed
derer fa nun auch gegliiett. Ich fteize
aber nicht an, in meinem an ihn ge
richteten Brief fein Verfahren ais eiii
durchaus uneyrentfoftes zu bezeichnen,
und gebe mich der Hoffnung hin, daß
Perr ksedderfen hieraus de nötigen
Voigerungen ziehen und oon mir die
ftnndesgemiifze Genugtuung fordern
ivird...«
dtari Fedderfens Gesicht tötete sich
einen Augenbtick vor Zorn. Aber er
bewahrte feine Ruhe. Er zuctie die
Achfein und reichte den Brief feinen
Schwiegervater, an den er ja eigent
lich gerichtet war.
»Derlei israltt an inir abi« versetzte
er kurz, »ich habe mich von A bis Z
gentiemaniite betragen! Und damit
daftai"
Er wollte sich wieder setzen. Um ihn
war immer noch oettoiuiiiene Stute
Man tauiite den Jntfatt des Schrei
bens nicht, das General von Teuifern
init fteinerner Miene prufte und in
feine Tanz-e verfentte, aber man Tag
ii,·n aus feinem Gefichtsauoorurt, man
ahnte ihn in diesem streife. Es inz
Btutgeruch in der Luft. Eine Forde
rung. Die Damen machten angftooxlc
grofze Augen. Die Herren sahen ernst
Idarein. Margarete rührte sich nickt
Innv lioo oeii Biia niin voiii Lisaitikai
IChr Bruder draiigte sich an ttarl Fed
«oerseri heriiii. Er iniiriiielte ihiii etivas
su. Man verstand es nicht. Ader
i
ihr Bräutigam wiederholte erstaiiiitr
»Du . . Ei Kartelträgeri . . . Wie
so-.««
Der Leuiiiarit wiiilte ärgerlich und
aufgeregt av.
»Herrgott... später... nicht to
lniit..., davon spricht innii Doch nicht
hier vor alten Leuten»
Der junge Millionär schiittelte den
Kaps.
»Wieso?« sagte er, »ich wünsche
nicht, vafi sich Herr Liineiiiiiiin ein
falsches Bild von mir macht. Jch er
llöre ausdrücklich: Jch ivar in oer
lganzen Angelegenheit von bester Atti
sicht beseelt, auch gegen Herrn Liiiies
mann, uiid habe mir nichts vorkam-soc
sent Nicht wahr-, Schwiegerpitpi12" ’
.Ja!« versetzte der alte Herr tniipp.i
Es kostete ihn eine innere Ueberwin
.:iung, der Wahrheit die Ehre zu ge-»
ben. —
».... und damit-ist Herr Liiiies
iiidnn fiir mich ein siir allemal krie
digt.«
»Ja... nber...« Der Leutnant
machte ein verblüfftes Gesicht. Umher
war ein betreteneg Schweigen . .. viel
sageride Blicke... der alte Herr von
Teussern blieb stoisch-steinern. Er
mischte sich-nicht in den handel
Mochte der künftige Schwiegersohn
das halten. wie es ihm beliebe ..
Aber es lag ein tiefer Gram in der
Art, wie feine freundlichen blauen
Augen mit seiner Tochter ruhten.
»Ist-in muß doch...,« meinte Mar
garetes Bruder noch-einmal unsicher
Lr verstand seinen tituli« igen Schrot-J
get nicht. Der hob die Schultern nur
und sagte kühl, mit dem Hochmut des
internationalen Millionärö:
»Derlei ist unter meiner Würde
nnd in meinen Kreisen nicht Brauch.
Ich lann mich nicht nn allen Orten
der Welt, wo ich gerade hintoinine
den wechselnden Umgangsfnten one-»s
sen. Dann müßte ich schließlich auch
in Japan das Haratiri mitinachc n
Jch habe nie gedient und nie eine
Waffe in ier Hand gehalten Jch läine
mir ja albern vor.«
Niemand antwortete. Nur der alte
Major, der Festredner »von vorhin,
hüsiclfb
»elder das »siihri ja schließlich znsn
Faufirecht. ..
»Gegen las Faustrecht gibt es die
Polizei! Jn England oder Ameriti
iviirde man mich einfach iiuslaclseii.«'
Um ihn schwieg man immer noch.
Gewiß» ein Llusläiider... ein
zinusniann . .. Aber wenn dieser freisi
oe Millionär auch zehnmal die Ver
nunstgtljnde siir sich hatte, — en
Zivilisi, der rings oon Ossizieren
umgeben, nichts ioin Recht der Wis
sen wissen wollte, es machte sich
schlecht... Diese Weigerung.« Ja
der Stille hörte man plötzlich Mar
gareteuJ Stimme. Sie hielt sich her
nnssorderiäd dicht neben Karl Fed
dersen, so daß ihre Schulter seinen
Oberarni beriilsrtr.
»Ich diite niir aus, dasz Jhr ihn
nun nicht weiter quält!« sagte sie
seindselig »Was ist denn das siir eine
Art gegenüber einein Gast-i Er weiß
doch selber, ioaz er zu tun hat.«
»Du sei ruhig, Grete!« Jhr Vater
schüttelte zornig den stopf. Seiner
Tochter war er nicht so viel Nil-i
sicht schuldig wie dem Schwiegersohn.
Sie suhr aus: s
»Wenn jemand ein» Recht hat, Jus
reden, Papa, dann ich! Jch bin doch»
die unglückselige Ursache. Es soll nich.
noch mehr Unglück daraus entstehenl
Ein Segen, daß Karl so besonnen istt
Sei so gut und lächle nicht so
spöttisch, Adalbertl Jhr lacht über
alles, was Jhr nicht versteht. Und
Jhr versieht manches nicht... Die
Welt ist viel größer, als Du glaubst!«
Karl Fedbersen lam der ganze
Sturm im Wasserglas nachgerade sast
lomisch vor. Er wunderte sich inner
lich. Was mit den Waisen zusammen
hiug, regte hier so merkwürdig aus
llralte, uererbte Jnstintte wurden
wach. Der General von.Tensfern sag
te mit einer seltsam trockenen Stirn
me: ·
»lirast meines Rechtes als Hans
heir möchte ich bitten. nun über den
Zwischensail zur Tagesordnung über
zugehen. Wir wollen uns wieder setzen
Die Speise wird sonst talt!«
Aber die blauen Flämmchen des
Plumpuddingg waren schon längst et
loschen. Man stocherte nur an ihm
herum. Appetit und Laune waren
vergangen. Manche Sessel blieben
überhaupt leer. Die Verlobungstasel
nahm ohne Sang und Klang ein«
Ende. Es war tlar, daß überhaupt;
kein Leben mehr in den Abend law-;
men würde. Die älteren Herrschaftan
saßen beisammen und unterhielten sich
gezwungen iiber dieg und das· Die
Innge Welt hätte eigentlich tanzen sol
len. Aber niemand hatte Lust. Der
Deckel des Instruments blieb ungeliiss
rei. Jhr Geiicher und Getue mit den
Leuinants war nicht so eifrig wies
sonst. Ein Teil don denen hatte sich En!
das Rauctizinimer ziiriirtgezageii un)
besprach dort den Fall. Der Sohn
des Hause-«- sasi uiigliictselig zwischen
rsen Kameraden seines Garben-gi
:iiento.. Ein Schwanes der tnifs
»Jetzt konnte er es sich ja in Ge
danken rückhaltlos sagen... solch ein
Mensch blauiierte ihn ja bis aus die
Knochen. ilnd er schämte sich unter
diesen sangen Leuten von altem
ltriegsabcl ltarl Feddersens. . .
Ler nur auch gereizt. Er war Von
Natur seiir empfindlich, trotz seines qe
kassenen Teiisper.inieiits. Nun wirkte
»das alles erst nich. Wie kam er ei
gentlich da,3u, sich so behandeln zu
lassen? Förmlich wie ein armer Stin
der hatte er dagestanden... Er
tauchte gereizt seine Zigarrr. Er saf-,
mit Margarete allein auf einem Sofa
Niemand störte sie· Er siikslte, wie sie
leise seine Hand drückte. Sie bat:
»Sei ian nicht böse! Jch kann
nichts dasith Sie sind alle so dumm!«
Ihr Schuldkseiouszlsein entioafsnete
ihn. Er snerkte, wie sie mit den Tra
nen tämpstr.
»Du kommst doch mit mir!« sagte
er verlieo: und leise. Beide schauten
Hand in Hand vor sich hin, und ihre
Züge iibersckiatteten sich wieder. Dort
drüben, in dem Nebenraume, staat
jemand still am Fenster. Es ivar der
alte Generat. Ganz einsam, im
Glanz seiner Unisorm, lehnte er an
den Scheiben und sal) granivoll hin
aus in die dunkle Nacht · . .
9.
,,Voila la tour Eisfel!« Eine Stirn
nie in dein Avteil erster Masse des
Weg-Pariser Schirellzuges ries -s.
Andere Mitreisende s rangen empor
und drängten sich an die Fenster, an
denen General von Teussern und seine
Frau einander gegenüber saßen. Die
beiden wachten von einem kurzen
Rickerchen aus und schauten auch hin
aus, Goldener Maisonnenglanz lag
aus den Fluren Fraiitreichs. Weithin
dehnte sich das grüne, mit weißen
Häusern iesiite hiigelland und dar
über dämmerte fern am horizont em
t
seltsame-, nufrechtes Spinngewebe »
der Eiffellr.rm Paris . ..
»Uff — da wären wirt« fagte der
alte Herr, als ver Zug nach einer
Stunde sich dem Oltbahnhof näherte.
Er sprach nngeniert und laut Deutsch.
Jhm war ers höchst egal, was nie
Franzosen für Gesichter dazu schnit
ten: vie Gefellfchaft kannte et — noch
Don damals her. Er hatte eigen-s einen
Umweg gemacht, um wieder elnm.1ll
die Schluchtjeloer von Metz zu dein-I
st)en, und unwichtig am Eingang von
St. Privat unter ver Statue veg het
ligen Michael gestanden, auf den hin
nn Hcklbcuno über vie anklagt-nor
Halve die Linken ver Kriegerglaher.
sure jetzt noch non einem unerblllllchen
flnrnienden Wellen geirieven, zufam
lnenliefen, und an dle Ahencftunoe
gedacht, In der ver oamalize Wie-nier
leutnant vru Teuffern als ver letzte
Offizier seines Gatdedalallloas ole
Seluen vornsartgigefiilzrn bis auch ihn
rie Chuffepottugel in die Schulter
niedernreclte. Sein greises Herz nur
noch voll von triegcrifchen Erinne
rungen Ader nicht deswegen llopfle
es ihm jetzt fo ftnrt zwischen den
Häuserreihen von Paris. Er bemühte
sich, ruhig zu erfcizelneln
»Ich bin zu gespannt, Mutter, nJie
loir die Grele flnden!« jagte er. »An
verthalb Jahre sind elne lange Zeit»,.«
»Ich war immer vafiir, daß wir
schon früher fahren follten...«
,,Ree... nee... lm erflen Jahr
der Ehe fall Inan die jungen Leutchen
sich fett-er uverlaflen... Oa foll nun
nicht hineintapern... gerade in dem
Fall... na... nu’ tonlm!«
Er ftieg alls, half feiner Frau und!
schaute prüfend aus feinen freunle
then blauen Augen den Bahiaieig hin-s
ab. »Wo- steckt das diind denn nur?«l
murmelte er. Da unten, ziemlich am
Ausgang, stand, gleichfalls suchend,.
eine hier Unter den Franzosen anf
fallend groß wirleude schlanke Frau.
Beinahe jeder Vorübergehende wandte
den ttxops nach ihr. Das schneeweiße,
enganliegenbe Schneidertleid hob noch
ihre stolze Erscheinung Jhr mächtiger,
tornbluinenblauer Hut, mit den lang
ivallenden Striiuszensedern, überragte
die Köpfe der Menge. Der glattrasier
te, respektvoll hinter ihr harrende La
lai reichte ihr bis taum an die Schill
ter. Jetzt erhellte sich ihr Antlitz. Sie
erkannte die Eltern, sie slog lachend,
mit ausgebreiteten Armen aus sie zu,
nnd nun iviirde es auch den alten
Teusserns tlar: Das ivar ihre Toch
ter. Und doch war ihnen diese schöne
Weltdanie, die sie strahlend mit heite
rer Sicherheit empfing, iin ersten Mo
ment der Begriiszung ebenso sreind wie
der Leise Hauch feinsten exotischen Par
fiimg, der die Lust iiin sie erfüllte.
Aber da war ihre Stimme · . . die lie
be, alte Stiniine... die dunklen, lan
ge nicht mehr so schwer-mutigen An
gen, das Lachen von einst... Frau
von Teiissern hielt trampshast die
Hand der sit-Einen Frau fest... »Gu
te... meine Herzensgretel« sagte sie
bewegt. lind die gab ihr einen neuen,
fröhlichen Zinsz. »Endlich inal wieder
jemand, der mich Grete nennt! We·ßt
Du, ioie sie mich jetzt hier alle nen
nen? Doisi;! Sie behaupten, e5 wäre
im Englischen das gleiche. lleberhaupt:
Englisch ist ja jetzt mächtig Model«
Sie sprach lebhast und leichthin,
wie jemand, der gewohnt ist, über
Gott nnd die Welt zu plandern, und
zog die Eltern init sich. »Hier muß ich
lsuch schon bemutternl« meinte sie ges
ssiiiistig. ,,(!harleh läßt sich tausend
mal entschuldigen, er konnte beim be
sten Willen nicht loininen; er hatte
ietzt gerade iim siins Uhr eine wichtige
slonsereiiz. Die Moglaiier sind da —
sein Bruder nebst Anhang. Das ist
immer eine Riesengeschichtel So! Da
ist das Anto! Jch hab’tz ein bißchen
heizen lassen. Sitzt Jhr auch be
qiietn?«
Es war ein Riesenkastein mit sei
nen Spiegelscheiben, dein Schirnistäns
der, dein ttlappkischcheih dein Veilchen
straust an der Vorderwand. Draußen
glitten die Bouleoards vorbei, schmu
tzig, mit Lsiapiersetzen besiit Die Gene
ralin von Teufsern kam nicht dazu,s
lJinansznTelsem Sie tnusterte immer:
wieder ihre Tochter. Ihr Frauenaugel
sah merkwürdige tapriziöse Einzeihcbs
ten der Eleganz an ihr. Dies Gesun-s
kel an der Brust, dag aus der Fernes
wie ein großer Edelstein aussah nnd
bei näherer Betrachtung eine mitko
flopisrlse Vrillantnhr war, dieser sinn
los teure Tiirkis als Schirnitnopf,
Dieser Papierdiinne, winzige Muff ans
scinslen Spitzen — ein Mufi im Mai!
-—— mit einer lornbluinenlslauen Tusse
besetzt — unter ihrem Arin ein weiß
wollenes zlnäueh das sich als ein un
wahrscheinlich kleines Bologiieserhiind
chen erwies. »Es wiegt nur vier
Pfund!« erklärte Margarete stolz- und
wickelte den tliissenden Zwerg in sein
Drachen. lind draußen immer weiter
das Sausen der Gummireisen — Pa
ris·.. Paris ohne Ende... freie
Plätze-« Brücken-» Park... Die
Autos in zehn Reihen nebeneinander,
Tausende von Wagen, Zelsntausende
von Menschen... Jin Hintergrund
der aufsteigenden Allee der Triumle
lsogen.. . Der alte Herr wurde leben
dig· Er richtete sich straff ans.
»Die Gegend kenne ich!« erklärte er
erfreut. »Da sind wir doch einund
slebzig einniarschierti Jch war gerade
zum Regiment zurückgekommen!«
Margarete Feddersen sah sich un
willkürlich scheu um« ob sie nicht ie
tnand hören könnte. Dann beugte fie·
sich vor nnd legte ihrem Vater scherz
haft warnend die wetßbehandschuhten
Fingerspitzen auf die Lippen.
»Pscht, Papa! Um Gottes willen!«
»Na was denn, mein Kind?«
»Das ist so ungefähr das- Unglück
iichse was Du hier erzählen kannst
Diese Reminiszenz«.«
»So? Nun, siir mich war es nach
meinem Hochzeitstag ver glücklichste
Tag meines Lebens-, wie ich von aa
oben Paris zu unseren Füßen gesehen
hab’!« versetzte der General unbeküm
mert und laut. »Ich weiß noch, ou s
drüben r.tt ein Kauallerieregiment
l;inunter zum Fluß. Dem sein Oberst
oatte beim striezxsauåbruch vor der
Front geichworem seine Giiule in der
Seine zu tränken! Ein Riesenterl,
sag« ich Ditt« Er lachte iibers ganze
Gesicht.
»Papa . .. half doch ein Einsehen!«
Margarete rang ir-, komischer Ver
zweiflung die Hände. Vater und
Tochter wrsianden sich nicht. Er schüt
telte den Kopf.
»Das musz man heilig I)alten, Gre
tel Gerade heutzutage, wo der lange
Frieden vie Leute ioeibisch sacht.
Nee — mich trempelst Du nicht metsr
um . . .!«
Dis Automobil hielt vor einem
HoteL Die junge Frau sprang eilig
yeraus. Sie war froh baß diese Un
terhaltung ein Lini- hatte.
»Ich half Euch nämlich hier Quar
tier bereitet! Ganz nal)’ Dei uns.
Aber dort is« ein bißchen eng. Ihr
sollt doch auch Rot-iso« haben!«
»Ich glaube, die Grete ist oerriickt!«
sagte der lbei-trat in ehrliche-m Zorn,
als er mit seiner Frau oben tn dem
Appartenient stand. ,,Fiinf Zimmer!
Ich bin doch kein atneritanischer Ra
bob!... Lieber Gott, was das kosten
mag... Du, Mutter,... Sie ist
überhaupt ein bißchen schnsselig ge
worden! Findest Du nicht auch-P
»Wir werden ja sehen! Wasch’ Dich
setzt lieber Hans-! Und darin tocnm!«
Margarete Feddersen trente sich,
nie würdig und vornehm der Vater
aussah, als er die Treppe hinabstieg
Bei Martia war das selbstverständlich
Gottlob, die Eltern konnten· sich blit
-ten lassen, anch hier in dieser inter
snationalea Gesellschaft, die aus den
alten Herrn gar keinen Eindruck mach
ste. Sein Blick ruhte nur aus einer
flirren-e «ran«zösische. diaoallerieosfis
iziere in ihren schlvarzsserschniirten
’».!lttilag und slatmnenroten Hosen nnd
nsurde dabei lebhaft und marm, als
strollte er sagen: Aha, da seid Jhr ja
stoiedey Jhr tterle!... Es lag Ach
stung vor len Neitern von Reichs
lhofen und pflving darin. Seine Tuch
ter hatt- mit einigen Damen zusam
mengesessen. Rings nm sie Welt.
Schwärme von Hiariserinnen und
Amerilaneristnen in Riesenhiitein
Man sprang sie ans und rauschte lie
Ibengwiirdig den Ihren entgegen. Sie
Ihatte die Unbefangenheit der Nord
Jländerin verloren, sie blizb sich stets
nach französischer Art ihres Eindruck-Z
JcWUßL
Es war em zierliches kleines Pa
lais in der Avenne du Vois de Bon
logne, in das sie die Eltern in ihrem
Antoniobil hiniiberlmchte, aber innen
ein Schmuckkästchen, das teppichbelea
te Treppenhans gleichzeitig wes-käme
galerie, das Bonddir ein blauseidenes
Nest, die Salons weist-golden, in stei
seni, kostbarem Empire Da war der
treisrund oerglaste Wintergarten, da
»das Billardziminer unter dem der
Stall fiir die Reitfiserde lag. Grade
gegenüber im Hof die Garaae Sehr
praltisch! Freilich man mußte sich ein
schränken. cis war alles zu ilein...
Charleh plante einen Neubau weiter
draus-en lsr ioartete nur ein aiinsiis
ges Geschäftsjahr al-. Bei der nächsten
guten tsletreideernte in Russland wur
de bestimmt der Ornndstein gelegt
Wenn Charleh das Versprach, konnte
man sich daraus verlassen. est ioar ge
toissenhast iusquau bout des ongle5!
.. Die junge Frau erzählte das
alles ihren Eltern, während sie mit
ihnen in ihrem Boudoir zusammen
faß, immer das Seidenhiindchen Bibi
auf dem Schoß, und ihnen Tee ein
goß Jhre Berichte waren abspringend,
im Hiitzack hin und her, tvie es ihr
gerade durch den Kopf ging. Die Un
rast des Pariser Lebens zitterte hin
durch· Die Alten hörten eine Weile
still zu. Das direuz nnd Quer erinLis
dete sie. Endlich sraate die Mutter-:
» Also, es Ieht Dir gut, Miete-Z«
,,Aug.1ezeict)net!«
»Und Du siihlst Dich wohl in Pa
ris?«
»Wie ein Fisch iin Wasser.«
»Und hast auch netten Ver
lehrt-«
,,Charley ist ja mit Gott und der
Welt oerioandt!«
»Und die sind alle freundlich zu
Dir?«
»Die werden sich hüten Charley
vor den Kopf zu stosreni Da u ha
ben wir viel zu viel Geld ianial
Bloß meine Schwägerin Magde, die
Ameritanerin. . . Wenn wir beide zu
sammen sind, sagen wir uns Som
sen. . .» stundenlang! Die andern
amiisieren sich töniglichl«
»Auch eine Beschästigung!« meinte
der General trocken
-s-,,Das ist hier nun so der Ton!
Noch eine Tasse Tee, Mam(1«t« Mar
garete hatte ihre Schwägerin schon
wieder vergessen. Die Eingebungen
folgten bei ihr rasch. Sie sprang
plöylich aus« lies aus ihren Vater zu
und tiißie ihn wichen »Du cum-, alte
in Papa! Wenn ich Dein liebes Eh
ficht wieder sehe! Und Deine-, Ma
n.a!. . . Jch schwntz vci in einein
zug! Erzählt noch jetzt endlich etwas
von zu Musik« ·
Jn, zu Hause. . . Der alte Her-«
käusperie sich und begann. Seine
sitnu hnli ihm. Sie regelnzteii sich.
»Die Beklobiiiigen —- oie Vetsetzungeif
—- oie Hochzeiien und Todesfälle. . .
Miikgiiteic isnite als Maveyen immer«
gegäynt, wenn oieg endlose Thema-'
iusg anet inni, iijio sie ydkie auch
seht nur aus poflichieit zu Sie hatt-»
knien geisieznoivescnoen Blin, way
cenv Die Beiiein und Muhmen Re
uiie pussiekieii. Dann horchte sie»
piotzlicy uns. in Vater yiiiie ein-,
Wort ausgesprochen
Mit oeni LuiieniniiiL · . one- weißt
Dn moyi, Diisz der esii Vierteljahr
neu-is Deiner Poe-Zeit Doch den«-Ah
scyiev grau-innen nat iiiio bei einein
wenemioikeitor Jziiiiioneis,»dein Lei
ier ooii irgendeine-L großen Inmi
sirieuiiierneniisem eingetreten ists. . «.
Er iou on recht gute mescyajte machen
.:«n. . .:Uiicis freut g für ihn. . .
ich gonn es its-n. .
»Don. . .Li:neiimnn. . ." Miit
gareie Fedoerseu wiederholte Den
Jcniiieii iiiiiginiii mit einein seiisnineii
Leiciseiih weit langem war er ihrem
Bewußtsein entgiiiien. Das lag in
seiner, grauer Vergiiiigeiiyeit vie
Iuir Ietzt erst viekiiiiozioiiiizig, iiuer
Diese uisiirioiienoiikger Um non einsi,
oou Hungers iiiio B.iiigm-·-««— ivnt
iihgefcisiossene ooet ineisniylsigqszsin
gendtdryeit. JtIr Vater endet-: -'"«
»Er war jn Immer eInH Fee Kerls
Sie IelIIcren Ihn IeIzI I HLIJ Le
Ichäften Ins Ausland KHJ sp. eine
veIondere Gabe haben Utqu- Io
reeIIt treuherzig neerg O IIII »a. ans
Jch tean das oon seinen-i IstvetIIInå
dein von seither. Da Inh? strich Io
dunnn drein, onsz sogar b stammt-.
Ach . .
da iIt ja Dein Mann!«
rissen nnI IIIn re mitten
dearl Feddersen war eingetreten,
eine grosse qthtenmappe ttti er dem
Arm, ein BündeI DepescheiIU der
reeyten RocIIaIitIe, nnd veckj JH Hm
Ounviegereltem Herzlicy« In III-sich
ein wenig zerstreut, vae em« Justi
zier, in deIIen zwpI sinI din- Nimm-«
Inn-Gewölk matoitaniscyer M Hischer
und rItIsischer UnternetInIII IIHITIt
allmählccy net-zog. Er mas« III we
nig tIelIäbiqer geworden ««,sz · den
anderthalb Jahren nnd III-III IIo III-ru
higer. Und hier, wo r rt im
Hause war, IIotI ihn alles IInI Imd
gab ihm den Hintergrund » Ege
IoIIIen Würde. ’
Er setzte sich. Aus sreguntg «Je«I-"estete
thn der Besuch der Vehnpiegeeeuen
nicht. Es war wie nachteirteni av
neschlossenen Geschaff. Er DIIIIIre Ia
Margarete Und an diissl evnnnew
und Gehen der Betnnrstdten und·
Handelgfrennde aus allekfxtM En
toan Ivar man in dIeIe Hngsq ge
wöhnt. Jetzt wieder der chdemns
eolai ans Moskau. MIt Idem hat
es eben einen netten TatIs Ijsgevem
Er berichtete es Mitrgiiretest- I Der
Mensch stat unter deIII Pantossel
seiner Frau —- das war das Un
gliict! . . Diese nIäciItiM Phseginip
tisdIe rnssisele VIonvIIIeI Wie iyn
auf.
Der Ueneral von Tenssetn hörte
still, die Augen halb geschlossen, dein
Gespräch der beiden Gatten Izu. Er
beobachtete wie sie miteinander umgaik
IIeII. Es diintte ilIi eine vatstaitp
IiclIe Art sIaIIIerahs sckIaIt ItI anIend
äußeren Dinqen Be slI ,tn. Beme
gnngem Einladungen, J iisessen ins
Bandeville, Karten fiir AutenIL eine
zueinrecnnnng — Geiellschnktsuaxsch
. sie waren beide in das Fraum
sisch gelonimeII, das Mayiarsle ich U«
so geläufig, rasendschnell ans de
Endsilben hin wie eine Paiisersn
sprach, anz ihre Eltern nicht alles
verstanden Es ldar ja iInIch gleich.
Die beiden Tenffern kunnten die An
spielnngen nnd Hislöeehen« Mich intcln, -
die sich immer nm einen bestimmen
sireis drehten. Viel deutsche, eng- .»
lische, griechische Namen klIIngen mit.·
Es schien eine ganz internatidnale.
Gesellschaft llnd jedesmal, wenn
Margarete ihren Mann Im Eifer des
lijcsprächs ,,nion anii« nannte gab es
für den allen Denn emen Halt in
seinen Gedanken. »Mein Freundl«
— Wie steif nnd iisrichl sich, das im
Deutschen anhörlel Er hiiile lachen
miissen, wenn seine Frnn II Ie 10
genannt hätte! Es war gailischl Da
Drüben saßen ein paeIr.kalInIinM
Eine davon seine ToclIIetIi »Für die
beiden paßte das nnd für ihren lei
denschaftslosen Verkehr· » Sein
Zehwiegersohn Idar eben ein Ue
schäftssmann Er fnchle aIIch in der
Ehe einen Assories,sinil skm nian
möglichst wenig Aerger. Verdruß
hatte, dnmit man den für an
dere Dinge ilar bebielIi, innd halle»
ihn in diesers schönen spinnt Frau
nesnndem die glücklich I b nList-instit
war, wenn inan ihr vom
Gipfel des Eisselturms MS sii ihrem
Hündchen Bibi. als ein einzing gro
ßes Spielzeug bot.
—(Forisetznng solgf,si««««» « .
— Zu höflich. Klein Fäus
chen IVde wegen einer UnIIe it«
vom Papa geziichiigl, bevor AP. W
kntion beginnt, dreht er sich«
sagt: »Ge« Papa, Du ewiqu Ist
schon, wenn ich Dir den Jst-W
leiael«' . EIN »Es