Lieb Vaterland. Roman von Ins-is Berti (S. FortiesungJ Zr auch. Von drüben hörte man eke joviale Stimme des Generali. Seine Worte verloren sieh in ein Ge mnrenel Karl Feddersen hatte den Kopf gesenkt Er überlegte Atem los. Möglichst rasch. Gesottnen «Jn vier Wochen komme ich wieder nach Berlin!« sagte er langsam. »Da wiirde ich Sie also nicht mehr tref fen, gnädiges Fröuleini« »Nein. Da tressen Sie mich nicht mehrt« Wieder war eine Pause. Jeden Moment konnte jemand eintreten, la rhen, das oersprengte Paar zur Ge sellschaft zurückholen Alles tom dann vorüber. Es war eine der großen Selnnden im Leben, wo das Schicksal aus einer Karte stand. Der junge Millioniir erhob sich, schloß leise die Türe und lehrte zu seinem Platz zurück. Das junge Mädchen sah ihn erstaunt on. Ein erster Argwohn wurde in ihren dunkle-r «Nun inqu ich also offen mit Ih nen sprechen, gnädiges Iräuleint«' versetzte Karl Feddersen entschlossen »Mit mir?« wiederholte sie lang sam, ungläubig. Sie wurde plötz lich blaß bitt iinter die schwarzen haarwiirzeln zJa. Bitte, bleiben Sie! Blei beii Sie ruhig schritt Sie niiifs seril Sie sind es inir schuldigl Jch hätte sa gewartet! . . .. Jch hätte Ihre schmerzlichen Gefühle geschonl. Aber da Sie Knall und Fall boii hier fort wollen in die Welt hinaus, wo ich Sie vielleicht nirgends wiederfinde. . . Nun ahnte sie schon, was tum. Eine fliegende Röte schoß iiber ihr-: Wangen, verschwand wieder und machte einer noch bleicheren Bliitleere Plai. Sie hielt die dände irn Schoß verschlungen. Sie schaute voi sich starr auf einen Punkt ain Bo ten. Sie attnete schwer. Sie rührte sich nicht niedr. Er fuhr fort, ge kämpr vertraulich, unt sie nicht zu erschrecken. «Jch bin doch Jhr Freund! Sie haben inich von vornherein als sol chen betrachtet· Sie haben inich zu Nat gezogen, meine Hilfe gewollt Dii darf ich doch auch als Freund sprechen —- nicht wahr«t« Sie bejahte es nicht« Sie antwor tete teine Silbe. Aber eine taun merkliche Bewegung des gesenkten duntein haupteo gab ihm Mut. Este haben mir viel von sich er zählt. Fraulein von Teuffernl Jch Lade daraus ersehen, dass Sie nich: gtiiitlich find. Sie sind trog ihre. jungen Jahre in vieler hinsicht oorn Leben enttaufcht —- nicht nur in dein einen Fall, in dem fest Jhre hoff s nung Sie so grausam betrogen hat Tuns den Sie so tapfer tragen«— nein — überhaupt —- es ist da ganz einfach ein swiespalu Sie leben iii Verhältnissen die fiir Sie zu eng sind. Sie sind für viel größere Ver hältnisse geschaffen, siir die größten Sie fiilslen das auch. Sie suchen irgendwie Ihre Lage zu ändern Ader Sie wahten den falschen Wegs Mit dem herumzigeunern in der Welt in abhängiger Stellung wird es nicht besser ...." Er erwartete nicht« daß fie ihm etwas erwidern würde. Er fuhr ge diimpft fort: .Jch bin ein nüchterner Mensch! Ein Mensch des praltifchen Lebens, ter sich teine Jlliisionen inachit sh rien ist in letzter Zeit zu viel durch Ran und herz gegangen. Es wäre Oeririessenlieit, wenn ich annehmen wollte, Sie hätten in der turzeii Frist, die wir uns tennen. andere Empfindungen gegen mich gewonnen. als ein bißchen Freundschaft nnd Vertrauen! Aber die sind doch d.i .- « nicht wahr, Fräulein von Teuf Sie zitterte leise. Einen Angen Lstick wandte sie halb den Kopf un-: Dante schen zu ihn: hrniiber. Es war wie eine unwititiirliche Beide uung des ereisetgz ed » das auch ernst nähme, ums se sprach· Er sah. ep- tatn rhr wie ein Btitz ans heiterern Himmel. Attes aus Erden hatte sie erzer vermutet als seinen Antrag. Cz tng nicht Schemen, nicht Freude. nicht Zorn aus ihren Zügen, nur ein starre-, grenzenlosed Staunen, von dem ste sich Ietzt erst langsam, all mählich erholte. Sie drehte sieh wie der zur Seite, nnrchte mit der Hand eine sliichtigr. mechanisch das Haar eiliittende Bewegung nach der Stirne« atmete gepreßt aus und schaute wie Ier stumm uns desr ttsnrktt vor ihrer: schmalen Sehnhspitzen hinab. Er glaubte, ihr stürrnendes Herztiopien sit hören. Seines auch. Er mahnte «ch selbst: »Holt Blut! Lang senn vorank Nichts überstiiv zerri« Er tonnte aus dern Um siß ihres Prosils, den gesenkten tan gere Wimpern, dern sestgeschlossenen - und nicht entnehmen, wie es in the ausschaatr. Er sagte ein ach: .Jch hatte es mir so s ön ge tmätx Wenn mich der Weg wieder stach Verlier stthrh so komme ich wie der III Ihnen ins hau- mrd dqrs sitt , nen nnd den Jbten driiben ekelt T ch sisen unb iverde ein Freund der Familie und bei Ihnen heimisch und Sie lernen mich aus diese Weise immer niiber kennen und sehen, daß ich tein böser Mensch bin. wenn ich riuch Gelb hab'. Ich tann mein Geld doch nicht ins Wasser werfen. Jch half es doch nun einmal. Es hat doch auch sein Gutesl Jch bin dadurch in der Lage, meiner künfti gen Frau jeden, aber auch jeden Wunsch zu ersiillen, sie mit allem denkbaren Luxus zu umgeben, sie nut den Händen zu tragen....« Er hielt inne. Er iiberkegte, ob et in dieser Ausnmlung der Zukunft weitergehen sollte. Jnt »Mein kleines Pulais in Paris wartet nur aus seine Herrin Jch bin ein sehr reicher Mann. Viel reicher wohl, als man sich das bei Ihnen vorstellt. Reisen, Toilettem Schmuck, Dienerschast, Automobile —- das spielt alles bei mir gar teine Rolle. Mißdetsiehen Sie mich ja nicht, liebes Fräulein von Teusserm Das ist gewiß nicht das Leben selber-, lelber ein gutes Stück davon! Man cher braucht es ja nach seiner-Na .tuk. Sie zum Beispiel gen-ißt Unt« .ch hnb’ nur den einen sehnlkchen Wunsch, dag, was ich bab’, mit se snandem zu teilen, den ich von Her-» lsen lieb hab’ vom ersten Au genblick ab, wo ich Sie sah....« Er riirtte seinen Stuhl noch näher zu ihr heran, ganz dicht. »Ich hab’ an Jhre teuern geschrie ben! Jch bin mit deren Eintoilli gung heute hier zu Gas !'« Er ver sbesserte sich rasch, da er das-I eigen Hoillige rasche Zuriictzuclen ihres Kop Ftes sah. »Nur um mich vorzustellen, natürlich! Weiter nichts! Ihr Va ter überläßt, scheint mir, Jhr ganzes »Schictsal Jhnrn selbst. Das heute sollte ja nur der erste Schritt sein. Aber was tue ich, wenn ich wieder tomrne und Sie sind iider alle Berge! Jch bitte Sie, bleiben Sie doch hieri Versprechen Sie mir nur das eine!« Sie schwieg. Er srug sich der ztoeiselt: Wenn ich nur wüßte« was sent in ihr oorgehtl Aber we nigstens dlied sie sitzen. Sie hörte «hn an. Er oersolgte auf gut Glück seinen Psad weiter Er bat: «Priisen Sie, wer ich bin. Fräu «lein Margarete! Machen Sie sich allmahlich mit dem Gedanten »t-ertraut, tn welch glänzende Lebens Hage ich Sie suhren wiirde· Sie wollten eine- einfache, leine Offi izierssrau werden. Jch mache Sie zur soielsachen Millionörin. Stoßen Sie sich nicht daran, dasz ich nicht aus: Ihrer Umgebung stamme. Sie sind Ha selbst von Jhrer Umgebung so loerschiedem Legen Sie mir eine i Prüsungllzeit aus! .. . . Jch versprech; ’Jhnen: Jch will Sie nicht qulilen! l Jch will geduldig warten, bis die Zeit da ist, daß ich Jhnen die entscheidende Frage darlegen dars.. .« Margarete von Teussern richtet l l sich aus und sah ihm ins Gesicht iSie war noch bleich, aber sehr ge aszt. »Wenn das keine sliichtige Laune bei Jhnen ist« .," sagte sie langsam «So bin ich weiß Gott nicht! Jch hab' Sie gesehen und liebte Sie auch schon! Es ist mein heiligster E I . rnst «Also, wenn das Jhr Ernst ist. . .« Er bebte, die Worte auf ihren Lippen zu lesen. .Sprechen Sie doch weiter!« drängte er. Sie blieb mit ihren Gedanken noch eine Se tunde stehen, im letzten Entschluß Wenn der heraus war, war alles entschieden . . . . ,,..·.. dann können Sie diese Frage auch gleich an mich stellen Herr Feddersen!« s Der Atem stockte ihm. Er glaubte! nicht recht zu hören. Es tanzte ihr-: :·or den Augen. Seine Stimme zit terre: »Heis3t das Ja oder Nein?« Das junge Mädchen schaute nn» ihm vorbei ins Leere. Nur die in einandergepreszten Finger verrieten hie Erregung. Sie sprach ganz tlm Isnd ruhig, »Wenn Ihnen vorerst mein Ver trnuen genügt . . . das fühle ich wirk lich, Herr Febdersen...« Er fnszte ihre Hände. Sie überließ sie ihm willenlos. »Dann sagen Sie Jl1«i«« »Ja-« «Gteich?« »Gleich!« Der sreuoige Schrecken lief wie Sonnenschein über Karl Feddersens sonst so pblegmatisches, gesunde-z Antlitz. Er sprang atemlos vor Glück und Ueberraschung nuf. Sie erhob sich mit ihm. Er umprefzte vie Rechte des schönen blassen Mädchens und führte sie hastig an vie Lippen. Sie ließ es geschehen. Jn ihm jubelte es: Sie ist mein! Wir werben Mann und Frnul Er war verwirrt. Er wußte nicht: dnrite er sie nun schon küssen? Sie hatte vie Augen geschlossen. Sie wnrs tete, was er tun würde. Er snh ihren; roten Mund. Es suhr ihm durch dens Kopf: Sie ist dir doch noch ein frem ber Mensch, tros aller Liebel Und du bist ihr-W erst recht. Das ging zuz schnell. Er neigte das Gesicht unt-T tiiszte sie andiiehtig, innig nus dies Stirne. Jhcn inne, als sei sie ihm: banlbar stir sein antgeftihL Sie hob die schönen dunklen Augen zu ihm anf. Er fithlte den leifen Mart ihrer hanbm — 8 · e Vor dem hotel Adlon in Berlin hielt gegen Abend eine Gepäckbrofchtr. Ein fchmiichtiger, blonber, fpihbiirtisi ger here fprang heraus und lief net viis an die Empfangsfchranlr. Was ren feine telegraphifch bestellten Zins-i mer bereiti Fiir Monsieur Alexander Fedt-«.rfen aus Paris? Jawohli Schon Briefe da? Depefcheni her va rnitl Und wohnte fein Bruder, Herr Karl Fedderfen, wieder hier? Auch bas. Der Herr war vorgeftern ange tornmen! Dies feine Zimmernummerl Der Parifer niclte aufgeregt. Er glich, wie er in den Lift trat, sich den oldenen Zwitter zurechtriiclte und die Lfür ihn eingetroffenen Telegramme aufriß, mehr einem vielbefchäftigten Rechtsanwalt als einem kühlen Fi nanzmanin Unterwegs las er die Drahtnachricht feines anderen Bru ders aus Mostau. »Sind gleichfalls lonfierniert über Karls Verlobung Rette, was Du tannfi. Bin mit Transaltion Birfula fchlimmftenfalls einverstanden· Nicolai.« Safcha Fedberfen nahm fik?n nicht erft die Zeit, feine eigenen öume anfznfuchen und fu? um fein Gepiicl zu kümmern Er lie im exfien Stock tvert, beftaubt nnd in Reifetleiderm hinüber nach dem Zimmer feines Bruders und fchlug erbittert mit der silbernen Kriicle feines Spazierftocks gegen die Tur. »herein!« Karl Feddersen stand mitten in dem großen, hellerleuchteten Raum. Er war in Frack und weißer Binde, eine weiße Tuberose im Knopfloch Jn der Hand hielt er lächelnd und prüfend einen Riesenstrauß in Sei denpapier geschlagener weißer Lilien. Er machte einen durchaus festlichen Eindruck. Er war Bräutigam vom Scheitel bis zur Sohle. Er lachte: »Vvhons!... Sascha... Du aus einmal in Berlint... Das ist ja nett!« ,,Dag ist gar nicht nett!« Der an dere warf sich erschöpft in den näch sten Sessel und entziindete sich mit zitternd-en Fingern eine Ztgarette. »Nun, mon cher, c’est trop!... Du siehst mich sprachlos!« Karl Feddersen zupfte sich vor dem Spiegel die goldtnöpfige weiße Weste glatt und warf einen Blick auf die Bügelsalte der Beintleider. Das be schiiftigte ihn mehr als die Verzweif lung des Bruders. Der hub entschlos sen an: »Was zu toll ist, iit zu toll! Du kommst vor vier Wochen Ende Ja nuar gliictlich auf mein Drangen nach Paris zurück, bist ganz der alte Fragt man Dich nach Deinen Berliner herzensabenteuerm so zuckst Du die Achseln: das sei nun vor iiberl.·. Jch Esel ganin Alle glauben’s, sogar meine Frau — Madge, die sonst in derlei essettiv hellsehend ist! . . . Wir beruhigen uns! Wir erblickten Dich die ganze Zeit bei uns im Kontor an der Arbeit, höchstens, daß Du auf ein paar Tage nach Briissel gingst...« »Da war ich statt dessen inkognito in Berlin!« Karl Feddersen strahlte wie ein Schuljnnge. «Jch dacht'5 mir doch! Borvorges siern bist Du auf einmal verschwun den. Niemand ahnt, wohin. Vorge stern kommt von hier Deine Verlo bungsanzeigei Und gleich an alle Welt! Die Sache ist an der großen Glocke! Das Telephon tarn gestern in meinem Haus Ieicht zur Ruhes« ( »Warst Du sich in Deinem Hause( geblieben! Ou peut-on cetre mieuxs qu'au sein de sa samillei Jm Ernst... Man cher Jch habe mich schon bei meinem ersten Aufenthalt im Januar: derlobt. Aber wenn ein in Frankreichs lebender Rasse eine Deutsche heiratet,? so ist der Standesbeamte in Berlin nicht glücklich, bis er nicht einige Dutzend Amtspapiere und Konsutats stempel in banden hat. Wozu, bis das herbeigeschasst ist, das Geschrei von allen Seiten? Da wartete ich lie ber, chis das Ausgebot erfolgt war und stellte Euch vor ein sait accompti. Jn vier Wochen ist Hochzeit!'« »Alio haft Du Dich die ganze Zeit verftellt2« Karl Fedderfen guckte die Schul tern und besprengte sein Tafchentuch init Kölnisch Wasser-. Wo u ist man denn homme auftat resf ein künftiger Schwiegervater hat auch erst vorgeltern die Verlobung seiner Tochter bekannt gegeben. Mei ner Schätzung nach an die halbe preu ßifche Armee. Es gingen zwei große Wafchlörbe voll Anzeigen auf die Post-« Sascha Feddersen faltete gotterge brn die hande. Er war erschüttert. ,,Alio ist auch hier schon vie Sache offiziell?« »Volllommen! Die Trauung ist im Dom. Das Feflessen hier im Hause. Hundert Gedectr. Alles im größten Stil. Jch will von vornherein meiner Frau die ihr gebührende Stellung ge ben. Die Einladungen erfolgen mor gen. An Euch auch!« »Aber...« »Und Du wirft die Güte haben» dazu hier zu erscheinen! Und Madge wiro bonng, mal ra mitkommen. Und Nicolai mit le ner Frau auch!« »Gestatte einmal . . .'· ,»Jch gestatte nicht-! Jch hab' es nicht nötig, meine Wahl zu verteidi gen.« « »Bitte! Ich habe gar nichts gegen die ’unge Dame. Ich habe mich s on im anuar unter der Dand ettund t.! Ich gebe gern zu, daß die Familie pkima in. Ader com hier im Landes In ihren Keeisent Es ist nicht unser» Land. Es sind nicht unsere KeeiseW «Jn die iihre ich meine zfrau abers eint Du wirst Di wunt n, wie-· viel Talent zur Pat set Mondaine sie. besitzt!" «Mag seini Das geht mich nichts an. Unsere gemeinsamen Interessen liegen aus einem ganz anderen Feld!« »Aha! Nun kommen wir zur Sa che!« sagte Karl Feddersen geschäfts mäßig. »Die Unterschrift meines Schwie gervaters in New York, mein bester Charley, gilt Millionen!« »Das ist mit teine Neuigkeit!« »Und bei Nicolais Schwiegervater, dem alten Woltoss- braucht es nicht einmal eine Unterschrift. Sein Wort ist aus der Moskauer Börse bat Geld!« »Stimmt!« « «Eh bien! Wiepiel ist Dein künf tiger Schwiegervater wert?« »Herrgott, er ist doch preußischer General.« »Den preußischen General in Eh ren! Aber das macht seine Wechsel um kein Haar bessert« Karl -eddersen mußte lachen. Der alte Teu fern und Wechselt Darunter verstand der leichtsinnige Querschrei bereien eines verschuldeten Husarens leutnants. Davor hatte der einen hei denrespett. Der Pariser blies nervös den Zigarettenrauch durch die Nase und fuhr fort: »Das kommt davon, wenn man in andere Kreise heiratet! Wir sind nicht Generale, sondern Kaufleute. Char leh: dcnte doch einmal an die Firma! Urteile nicht als Bräutigam, sondern als Associcn Wo kämen wir denn hin, wenn wir das alle tun wollten? Wir müssen doch auch etnmal unsere Töch ter wieder ausftattem Wir brauchen Geld!" »hat Dir Madge den Sermon auf gesetzti Für Dich allein ist er zu schön, Saschat Schade, daß Nicolat nicht auch da ist! Dann könnte i Euch beiden zugleich meinen Trump auf des Tisch werfen!« »Welchen Trumps?« »Nun eben die Karten! Entsinnst Du Dich, wie Nicolai früher in Mos kau gespielt hatt Und die verrückten Spekulationen, um die Verluste zu decken? Das Reisgeschiift mit Mac Allons Papa war wütend! Der Bru der kam uns damals teuer zu stehen!« »Er hat sich längst beruhigt!« »Und Du, mein kleiner Sascha! Wirst Du nicht noch nachträglich rot, wenn Du an Deine Pariser Streiche von früher denkst? Wie Du damals monatelang überhaupt nicht aufs Bu rean kamst und Dein bewußtes Quartier drüben auf dem anderen Seine-Ufer hattest? Diese Madame Dingsda — na... lassen wir’b! Jch hab’ sogar ihren Namen vergessen. Der Pariser drehte nervös und etwas schuldbewusit den dünnen blos den Spitzbart zwischen den Fingern. »Seit ich verheiratet bin, Charley, kann mir niemand mehr etwas vor werfen!« »Es tut’s auch keiner. Aber in der Zeit, wo Du nichts gemacht hast und Nicolai nur Dummheiten, hab’ ich gearbeitet wie ein Neger unter Papas Fuchtel. Jch hab' damals für Euch mitgeschuftet. Dies Saldo zu meinen Gunsten hab’ ich längst in der Stille gebricht Willst Das anerkennen oderi nichte« s Sascha schmieg. tfr war ein wenigf tleinlaut. « »Ich heirate ein Mädchen ohne Mitgift. Die Firma gibt ihren Se gen und unser Konto ist ausgegli chen!" »Halt, so rasch geht das nicht!« Es war eine Pause. Die Briider maßen sich mit mißtrauischen Ge schästsbliclea Der Pariser bummelte, anscheinend gelangweilt und der gan zen Sache müde, die Hände in den hosentaschem in dem Zimmer aus und ab. Er göhnte. Er tam aus et was anderes zu sprechen »Dn, Charleh, richtig!... ich habe da noch eine Depesche von Nicolai... Wir wollen endlich einmal die Ge schichte mit der Birsnla-Brauerei in Ordnung bringen! Du weißt: Nico lai und ich stehen aus dem Stand puntt daß Du teine Rechte an dem Unternehmen hast. Du mußt endlich einmal sormell aus diesen Amende sitz u unseren Gunsten verzichten!« «,ch denke nicht daran! Warum soll ich Euch denn das schenlen2« »Weil wir Dir dann in Gottes Namen auch entgegenzutommen bereit sind mit Deiner Verlobung!« »Die sehtende Mitgift ist schon tompensiertt« »Nein!·' »Die Hälfte will ich in Gottes Na men hergeben, Jhr Spitzbuben!« »Alle·o oder nicht-st« »Gut. Dann behalte ich alle-ist« Sie bekamen rote Köpfe: Hie Hei rat! hie Brauerei!... Sie schrien einander an —- standen sich zornig und außer Atem gegenüber — nicht wie Sozien, sondern wie Preis-ringen Da sah Karl eddersen aus die Uhr. Er hatte sich ange genug anstandsii halber gewehrt. i »Ich hah’ keine Zeit mehrt« sagte er verächtlich. »Alle meinetwegen! Der Mitgere gibt nacht« Der Jüngere streckte ihm die Hand hin. Er nahen sie. Beide lachten wie nach einem guten Spaß. »Aber woblverstandem Jhr kommt beide mit Euren Frauen zur Hochzeit nnd seid nett zu Margot!" . »Wir werden unsere Verwandten pslicht ersiilleni" »Und nun entschuldige mich! Mein s· Schwiegervater gibt heute das oms zielle Verlubungsesseni Aus Wieder sehen morgen!« Unten wartete schon das Amom bil Es sauste dahin. Aber es fuin Karl Fedderien noch zu langsam Er verzehrte sich wie jeden Tag nach dem Anblick seiner schönen Braut. Er glaubte eigentlich erst immer wieder an ihr Dasein, wenn er sie wirtlsch sah. Bis dahin war sie ein Märchen Ein Wunder-. Nicht von dieser Welt, in der die Brauerei Birsulu lag. An die dachte er dazwischen, nicht mit Reue, aber mit dem Trennungs schmerz des Kaufmanns- Eg fiel ihm siedendheiß ein: nächsles Jahr woll ten sie ja junge Aktien entittieren Nun schöpften die Brüder die Sohne »Er örgerte sich. Dann vergaß er sie in seiner Bräutigamstimmung und stiirmie die Treppe zur Teusfernschen Wohnung empor. Er kam eine halbe Stunde vor den Gästen, denen er heute gezeigt werden sollte. Seine künftige Schwiegermut ter war allein in dem Raum, ver ebenso wie die anderen Zimmer seit Wochen exotisch verwandelt war durch die Fülle kostbarer, jeden Morgen von ihm gesandter Blumen. Marga rete ordnete den ganzen Tag daran herum und pflegte und verteilte fie da und dorthin. Es leuchtete zwischen dem nüchternen Hausrat von Otohi deen und Lilien, von Rosenbüschen und Fliederftriiußen mitten im Win ter. Wie ein Abglanz des unwahr scheinlichen Füllhorns von Reichtum nnd Pracht, das sich plötzlich über dieses Haus ergossen. »Ich bringe Jhnen schöne Grüße, share matnan!« sagte Karl Feddersen, der Generalin die hand tiissend. »Von meinen Brüdern und deren Frauenl Jch habe eben von ihnen wahrhaft reizende Briefe zur Verlo bung erhalten. Es sind liebe Men schen! Sie nehmen Margarete mit os fenen Armen auf. Ueberhaupt... Wir werden unglaublich glücklich sein« Mama!« Die alte Dame prüfte ihn mit einein eigenen Lächeln auf dem resigs vierten, einst schön gewesenen Gesicht. »Ja, machen Sie nur die Grete glücklich! So leicht ist es nicht! Jeht, lieber Karl, wo auch von Ihrer Fa milie aus alles in Ordnung ist, möch te ich es Jhnen doch einmal fagenl .. . Eine so bequeme, einfach dankbare Frau, wie es hundert andere sein würden, werden Sie an ihr nicht ha beni« »Mein Gott — wie kommen Sie darauf?" »Als ihre Mutter! Ich lenne sie besser als sonst ein Mensch. Sie hat viel von mir, mehr, als sie selber weiß. Mir hat die fiete Liebe und Geduld meines Mannes über vieles hinweggeholsen, was in mir ungestillt war! . .. Er war mein Halt! . . . Sei en Sie es Grete auch! Es tut not!« Er faßte von ihren Worten nur das Aeußere auf. Er suchte sie zu be ruhigen »Ich werde Margarete auf den Fanden tragen! Jch weiß, dasz sie zu uxus neigtt Daß ihr dei- in ersters Zeit zu Kopf steigen wird! Mag sie» verschwenden! Jch rechne ihr nichts nacht Sigxer nicht!« »Ja, das GeldiFiir Sie ist es das Geld! Aber dann kommt der Augen blick, wo die Grete Sie sucht! Dann seien Sie zur Stelle! Dann halten Sie sie sestt... Glauben Sie mir: Sie braucht eine starke Hand . . .« Nach dem Streit mit dem Bruder nun auch hier diese unvermutete Warnung. Es paßte nicht zu Karl Febdersens rosiger Laune. Es war ja auch alles Unsinn. Er wußte nicht, was er erwidern sollte, und schwieg verstimmt. Er ivar sroh, als der Ge neral in das Zimmer tam. Er er kannte ihn taum wieder. Heute hatte Exzellenz von Teussern sein Ehren leid angelegt. Die goldene Eichen laubstickerei leuchtete vom Scharlach der Rockausschläge, breit und rot skammten die Streifen an den Bein tleidern, aus der Brust funkelte die lange Reihe der Orden. Heute war der sonst so unscheinbare tleine Herr wieder ganz er selber —- der von einst —- ein Stiiet Preußen —- ein Teil der Armee. Er machte unwill kürlich ein strengeres Gesicht als ne wöhnlich und slöszte in der fremdar tigen, glänzenden Hülle auch dem Schwiegersohn einen unbestimmten Respekt ein. »So so! Die Jhren haben schon ge schrieben?« sagte er erfreut aus dessen erste Worte. »Und in zustimmendem Sinn? Um so besser!... Um io bei ser!... Wir hatten immer Sorge, meine Frau und ich, daß . » Sie wis-; sen ja, lieber Feddersen,... ich hab’ mir ja meinerseits meinen Schwie gersohn auch eigentlich anders ge dacht...« »Aber Exzellenz . . »Versichen Sie mich nicht falsch: mir wäre jemand aus dem Kreise. den ich überschaue, lieber-» wo ich« selbst miteaten und die Verantwor ung tiberneimen tann... Aber mei ne Tochter wilksl Ich habe tein Recht, ihrem Gliiel im Weg zu stehenz und wiirde es mir nie verzeihen... Karls Feddersen war lrieder ge tränkt. Von allen Seiten warnte malt ihn heute, wollte ihn nicht recht ha ben — ihn, mit seinem Gelt-. Axt-er · der General von Teussern schloß ein ILLJW herzlich: · »Mir ist mit der Einwilligung der Jhren ein rechter Stein von der Seele gefallen! Eigentlich betrachte ich Sie nun erst als meinen SchwiegerlohM Also aus »Du«, mein guter Karl! Werde glücklich und mache die Grete glücklich!« - Er breitete die Arme aus Die bei- « den, der preußische General und der « Pariser Millionär, lüszten sich. Dann - kam das »Du« mit Frau oon Teils- . fern an die Reihe, nnd als das ge- J schehen, frug Karl Feddersen mit ges . rötetem Kopsz . « «Wo ist oenn Gretel-" »Sie steckt da nebenan mit einem ganzen Haufen Mädels zusansnlen,« « sagte der alte Herr behaglich. Er hatte « ein wenig feuchte Augen. Auch die« Generalin wirtschaften mit ihrem - Tafelgemach »Was hast Du aa wieder für schöne Blumen- Verwohn mir« das Kind nur nicht zu sein-. ..« « Sein Schwiegerioyn dsachie sich: i Wenn Jhr ahntet, daß mich das Kind eben eine halbe Miiiion gitoiiei hiiti Dann schlug er sich die Brauerei aus dem Kopf. Mit deni still ftkahienden Lächein des Bräutigam-z fund e: auf der Schwelle des Zimmer-I, das voll von jungen Mädchen wirr. Ei- ektiiniis te einige von dein ersten Fuiifihrtee tin Hotei Adivn wieder — die tieinaii Griitin —- die große, frische Monds-W ne. Margarete stand mitte-. in dieiemsijt lichtblaii, rosa iind weiß gekleide . ·« Schwarm, um einen yakvens J Js grdßer ais die anderen, ivie eine III nigin. Sie wire ganz in Weiß. sieh-» ihrem Hals funkelte die cna Ist-» Diamanibeoiche, das Laiiqi " Oz Kunitioert, das ihr der Bräutigams-i bot-gestern aus Paris ais Verbot-« bungsgefchent mitgebracht, und sonst die ganze Zeit der Gegenstand icheIUW Andacht ihrer Freundinnen geroerm««, Wut. Si ist »Ihr müßt mich nlle in Paris « f· IT fuchen!" sagte fie. »Der Reihe ii »f-' Jede aiif der Hochzeitseeiie!« WH» »Wir dürfen doch nichts Oftizieee dürfen doch nicht nach Paris!" Daß man Ofiiziere heiraten de, gait in diesem Kreis Iiir · verständlich- Margnrete drehte fi der Sprecher-in um: « a »Da rutscht Jhr eben mit trittst-« Urlaub hinübers« lachte sie, sah Bräutigam und eilte ihni enig in Stolz und Eifer, ihn zu ge Aber er wirkte hier nichi, wir er te. Sie fühlte es zu ihrem Ver Ein einfacher, etwas schwers» Zioilist... hier war man ern - meiiide Unisormen und leichti Kasinogewandtheit geioiihni. wenn schon ein Fran, dann tv stens bunte Orden daraus — ein , liger Naiiie... ein Titel« Mi- , Herrn Feddersen wußten sie anzufangen, die Schafe...«. - er lonnte doch nicht gleich mit -T"T stillten uiu sich werfen, um zu zeigen, ioer er war... Er tilszte ihr die Hand und sah itzt zärtlich in das schmale, von der len Haarioelle uinrahnite Antlitz J » war mädchenhast schön in dem sszem fließenden Kleid und den vor Verlegenheit getöteten Wo ihrer neuen Würde äußerlichC « nicht ganz sicher und innerlich» o sehr bewußt. Sie hing sich an kqu Arm. Aber wenn man sie zuta m sah, sah man nur sie. . der-M« daneben. Er war das Alltägliche, Its lachend, mit leuchtenden Augen,- i aug dem Rahmen eines Bildes s» ausgestiegen Er gab sich alle MM Er lud die jungen Damen, dir's seinem Erscheinen mäiischenstill··« t« worden waren, dringend ein, nach Paris zu kommen. Es ld dk sein Autoiiiobil am Bahnhos be est-« stehen« Sie iniirden alles zu seheg kriegen. Alle Wunder der Seinestadt iii drei Tagen Aber sein scherzendek Weltmaiinston versiiig hier nicht Hier war man naioer. Man nahm auch das Vergnügen noch ernst. Ei lonnte tcinen rechten Baden sinden Da machte der Haus-here die Tür iiu und ries: ,,Komiiit doch herein! Es ist sit schon alles dal« Der Salon war voll von Unisori nien Karl Feddersen hätte nie ge glaubt, daß es so viele Spielarten del preußischen Armee, rote, schwarze got-mie, silberne Kragen, helldliiue diiiitelblaue, griiiie und roiverschniiitx Röcke, Stiefel mit und ohne Spore geben lönne. Daziviscljeii die Damen. »Er wurde iibrrall dargestellt nndnheiki beugte sich. Ohne einen Nainerttsjll verstehen lsr schüttelte vie HWUL Dei lll aiieiirittiiieister Baron Ekesslit saatc ihiii dibei lacheliii: l’ « »Sie sind wahrhaftig hist de«« zige Zivilisik' « NR s Ein Frack unter so bieten Unsfksits »in-n machte sich iiie besonderng s, Margarete saqte sieh ais iiiohl til-is» i Im Ulrrn ihres Verlobten zur Hasel schritt Sie empfand wieder dies alte «Feiiidselialeit gegen due- doppetst «Tiiii,i.1lnd dann den Hochiiiuti spw war nun alles vorbei. · « » incrasng isng s·..«I ,,»z