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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 13, 1917)
W Irr priuzkttkr. Novelle von Inna BehnischMapchin s Als die hübsche cekptärsn der Baronin siir heute entlassen war, durchstöberte sie den Papiertorb nach einem Briesiinischlag, in den sie das Konzektbithtt stecken weilte-, das ihre Herrin ihr geschenkt Zwischen den raschelnden Blättern trafen ihre Finger aus eine große steife Karte. Sie nahm sie an sich und betrachtete sie. Tie Karte war goldgeriindert nnd trug den Aus druck: Jiinsnhrtee znin Besten not leidender Veteranen. Jhre Königli chen Hoheiten Prinz nnd Prinzejsin Karl August haben ihr Erscheinen zugesagt Darunter waren Ort nnd Datum angegeben. Eint-J in der Ecke stand: Eintritt 10 Mark. Helene zauderte-, die Karte in den Korb znritckznlegeik Wenn sie aus Unachtsamkeit hineingeritten ist, dachte sie. Sie meinte-, sie niiisse Sie im Vorsaal dem Diener übergeben damit er die Baronin aufmerksam mache, dasz vielleicht ein Jrkmn vor-gefallen Als ihr aber der Die ner in den Mantel hals, steckte er eine so hochniisige Miene ans, d..sz sie nicht wagte, ilsn des weiteren In benixtsein Lieb-er wiirde sie die Karte-, die sie in ihr Tischchen ge tan, morgen selbst ihrer Dame anz höndigens Beim Mittagessen zeigte sie der Mutter den Fund. Tie Packmeis sterswitwe sagte: »Ti! hast mir doch ersiihit, daß die Baronin jeden Ton nerstag Empfang hat. Und dies-It Whitatigteitstee fällt auch auf- ei nen Donnerstag- Aiso ist es sicher daß sie die Karte wegmars. Sie kann sie nicht benutzen-« «So hätte sie sie doch mir schen lcn fönnen«, muckte das Mädchen. »Sie wird's vergessen haben. Wie est hat sie dir Konzert- nnd Theater billetts geschenkt. Uebrigens —- da du die Karte einmal hast: beuuhe sie und mache kein Aufhebens davon. Die Baroniu würde dirs nicht ver argen, wenn sie wiiszte, wo du sie gesunden-« Heienens Augen ienchteten auf. »Aber ich habe nichts anzuziehen, Mem-U »Du hast doch die weiße Theater binse —« »Seit und Blase —- ans einein Tee tvo Prinzen hinkam-nen, — nein, Monta, das geht nicht« Die kluge Mutter sann nach. »So sieh das schwarze Meid an, das du sur Trauer um Papa trugst. Wer in Trauer ehtL braucht sich nicht zu pnhen un sieht immer sein qui. iind du bist blond, dir steht nitchs besser als schivarz.« Am Abend tms sie sich im Tier qukien mit ihrem Schatz, dein Buch halter von Schmidt nnd Wägner. Strahle-nd siog sie ihm entgegen-: »Meine Veronin hat mir ein Bitten zum Hostee geschenkt. Ess- tostet zehn Mak» Zerstökt sah er sie au. »Laß doch die Kindekeiem Letta. Mir ist tot kiend.« »Mein Gott, was hast dic? Bist du krank?" Er schüttelte den Kopf. »Es ninsz herauf-, Lenkt. Nur dir innn ich«:i gestehen. Tn wirst mich nicht ver achten. Jch hatte, als ich dir vorige-j Jahr znnt Geburtstag den »Wer-nat schenken wollte-, inich n dir Ziniit vergriffen Seitdem Jsilte ich Mo nat fiir Moiint, ncn tnit dir ans getten zn können, iiini Hemde sein lassen. Heut« ist«-I entdeckt worden Jch halte dein Chef inein Ehrenwort gegeben, ilntt zitin Ersten fiinsännti dert Mart z.nriirtznerstatten. Tar nushin ltnt er veritIrochetL mich nicht ztt entlassen, weil er sonit init ntir zufrieden ist Wenn ich nlier das Gent nicht misbringe, bin ich bro« los.'· Sie nmr qnt nnd lieb ntit ihm Sie niar sust stolz ans ihn. Es schmeichelte sie, dnsi er ihretwegen zum Verbrecher geworden. »Ich nett-fände alle nieinc Kleider nnd tneine Schreibnmsriiine«, tröstete sie, »und verschafse dir dcisd Geid." Aber sie ging nicht ins Pfand hatteL Eine abentenerliche Vorstel lung hatte schon, als Richard ihr gebeichtet, von ihr Besitz ergriffen. Der Tee ntit der Prinzessinl Sie würde ihr zu Füßen stillen, sie ttm Gnade bitten, die Prinzessin märde einen Vritlantring vorn Finger strei ten, der Hunderttausende Irrt war. Vor ihrer Mutter schwieq sie von Some nnd Hoffnung. , Am Vorabend der Gesellschast versäumte sie die Verabredung mit dem Bräutigam, treit sie q- ihrem ttnzng zu beste-in nicht aufhören konnte. st- sie sich zum Tee schmückte setkte sie den der-but aus. Ei machte sie zin- mne. Ihre schlanke Gestalt erschien in dem knapp-n uns fangen Akide noch seiner Jus ste qskte Ins- nnd Hat-W sit its immer-, M hatte It t «« W iso- vix-s der Stein-indem Die Straße war voll Menschen« Zu Hausen-gedrängt standen sie vor dein Kunstsalom in dem der Teestattfanb. Denn soeben fuhren die Bestandes an. Oele-te wußte nicht« sie P durch das Ge Idkönge den Eingang gewinnen soll te. Jkgeudwo sah sie einen Schuh Irnonnshelns blinken; dort hoffte sie Hilfe. Ta tauchte dicht vor ihr ein Latai mit Adlern in den Silber tressen aus nnd teilte die Mengel Sie hinq sich an seine Schritte und· erreicht-.- die Tür. —- Jetzt erst be merkte sie die Gruppe von Ossizies ren und Damen, denen er Bahn ges-» schafft. Höflich blieb sie stehen« liest die Herrschaften passieren nnd trat» unmittelbar hinter ihnen in das Hans. Eine Reihe von Dienern slankier-«; te die Treppe. Am Treppeiiiibsah standen Herren in seierlichenis Schwarz. Sie neigten sich tief vor den Kommenden. In der VerwirJ einig blieb Lena nicht weiter ale eine Stufe hinter den Dunkeln nnd jeder Gras-, der die vok iyk SchkcH Lenden empfing, wurde ihr wieder holt. I Sie hörte jemand sagen: »Prinz! nnd Prinzessin Nin-l August« Undj es durchschosz sie: cnan hält dich siir eine Hosdaine Jn der Garderobe sprangen die Dienen ihr den Mantel abzuneh Viell Tie Söle waren hell und warm Auf den vielen kleinen, lofiliar ge ideetten Tifchen blühten Trilpen undi Nat-zifer — Eine Fülle hochbe wachfener Männer-, die Iie, Iofern Iie nicht liniforrn trngen, alle fiir Mi ’nifter nnd Gefandte hielt, nnd vor nehmer-, Ichöner Frauen promenierie leise plaudernd bei Ionfter begleitüng oder ließ Iich anf droht- l Ibefpannten Sesseln nieder nnd noli-n Erfrifchnngen. Sie paßte genani auf. wie die Damen gingen, Infzen, kranken· Alle Welt kannte IielI. Es schwirrte nur fo von Turchlancht nnd Griifin nnd Hoheit Seide finstern-, Juwe len blitzteih Wohlgeriiche Ilntetcn Eine Iüße Trunkenheit umnebeln das Mädchen. l Dennoch war Iie verlegen, was Iie mit fich anfangen sollte. i Wenn Iie hin nnd her wanderte lineinie Iie, es Iähen Iie alle an. Sie Irer Iich in einer Ecke nieder Sofort wuchs vor ihr ein Diener Hans dem Boden, der ein Teeliretti Ipräfentierte. Ein zweiter bot Gcsi Iliäck dar. i Sie nahm von allein, aber es war ihr nicht möglich, etwas zuni Mun de Izu Iiihren. Mit Erstaunen hielt Iie das unwahrfcheinlich diinne Por zellcm der chinefifchen Taffen gegen das Licht. Junge Damen, die Beilchesni Itriinße feil hielten, gingen vorüber-. Sie waren alle Ichlani nnd groß nnd blond wie Iie, dieIe preußifchen Arisloiralinnem nnd trotz der Ge mähltheit der Toiletten waren dieIef doch wie die ihre vom Grniidfas derj Einfachheit bestimmt Wenn Lena zwiichen den Köpfen in einen Spie gel blickte, geIinnd Iie Iich inii Ge nngiuung, daß ihr eigenes Bild nicht aus dein Rahmen fiel. Jn einein kleinen Saal hielt das Prinzenpaar Cercle Torihin schob man sich in Ehrfurcht Auch Lena versuchte, zu schauer drang aber nur bis zu einein Tisch var, anf dein ein große-. Blumen ichiii stand. Es war niit Veilchen; iuiiiJ beladen. anch eine unvor iichlige Bewegung des Mädchens lo ften fich einige Strauß-« nnd fielen zn Baden. Lena blickte iich nnd fiillle sich die Hände damit, inn fie zurückzulegen. Eine weißkiaarige Tanie im Spit zentnch, die in der Nähe faß. iagie lächelnd: »Rech! fo, meine Liede: gehen Sie nur mit den Blumen znr Prinzesfin Sie ist fehr gnädig heute." War das ein Befehl? Sie ging gehorsam, willenlos-. Ihre Wangen flammte-L So fah sie bliitenjnng aus. , Als sie mit den Veilchen kam, öffnete fich ihr eine Gasse nnd schlag sich hinter ihr-. Plötzlich stand iie vor der Prinzessin Sie war keine-s Gedankens mächtig. Nur ein Jn siinit gebot ihr: in die Knie linken. Aber wie die grauen Augen der jungen Fürstin nur mit cühler Freundlichkeit prüfend auf ihr ruh ten, erstarb der Uebekichwang, nnd wie von einein fremden Geist getrie ben, neigte sie lich langsam nnd kunstvoll, wie fie die anderen sich neigen gesehen. « Und die Prinzessin nahm ein Siränßchem zog eine Gold-naschen börfe nnd reichte der Beitiirzien ei nen Onndertinarkichein Ein General deiner-sie die Bek wirrnng des Blutneiimädchesis. »No vizcheist , warf er niii nn: erdriictteni Lächeln zn feiner Nachbarin hinüber nnd als er inh- wie Oele-re den Schein in ihren Daiidichuy verste, send-te er lich eM Möcht does-. mischen-, sur tragen niü - « les cis Msbee Beine-, wenn Sie nun bist Ihren Veilchen weites-sehen, damit-, denen Sie noch mehr f M Spenden erhalten« M men Sie einen teile-r. St Lichts ihr eine Sie-m Schere . l Gomit-schen s—« Das Blut rauschte ins ihren Ohren. Es war Jnöglielh daß man sie siir ein Gra-« senkind hielt? Jhre Gestalt strasste sieh. ihr Schritt wurde sicherer nnd ihr Blick strittigen Als sie vor den sein-sen trat, spielte ein kleines schenes, werbendes Lächeln unt ihren Mund. Und der Prinz sah den blauen Schein aus ihrem Silber-tel ler nnd siigte einel ebenso große Summe hinzu. Natürlich bemerkten die Tamess nnd Herren des Gefolges, wieviel Glück die Fremde machte. Natür lich-schenkten sie der von den hohen Herrschaften Ansgezeichneten mit Ge slissenheit ihre Ansmerismnleit. Die Goldstücke sprangen nnd klangen aus Lein-is Sansinelteller. Sie betrachtete das Geld, das sieh vor ihr hättste. Jhre lett-enden svrglesen Züge erstarrten. Jhr An ge wurde dunkel. Jn ihren Schlä sen bohrte ein Schmerz, als wollte sie ein Schwindel überfallen Sie setzte sich ans den nächsten Stuhl. Jemand stellte ein Tablett mit Li ruoneden nnd Süßigkeiten vor sie hin. Neben dem Tal-lett stand die Schale voll Geld. Mechanisch nahm sie von den klei neu Kuchens Sie siihlte«nnttor, dJsz sie Zeit zum llebertegen gewinnen nnd non sich nblenken müsse. Allmählich wurde es leer in ihrer Nähe-. Im Lejelabinett beschrieb die Prinzessin Ansicht-sinnen mit ihrem Ilion-en, die zum wohltätigen Zweit versteigert werden sollten. Hier drängte sich jetzt die Menge. Tie jungen Mädchen mit den Veilchen slriiuszchen strichen noch immer durch die Siile nnd nahmen Geld ein. Eine, der es nnbeqnein wurde, die vielen Münzen zu bergen, überlie serte sie einer wiirdevollen älteren Taine in goldbrannem Samt, von der Lena als von der Oberhosmei sterin sprechen hörte. Sie wußte nun, was von ihr cr wartet wurde PlöIIlich erhob sie sieh nnd blickte umher. Niemand war unt sie, me mand in den benachbarten Räumen Sie öffnete ihr Ledertäschchen nnd ließ das Geld ans dem Silber-teilte hineingieilen. Tann machte sie sich noch einmal an den Erfrischnngen zn schassen nnd sehte die Kuchen platte ans die Geldschale. Nun mußte diese nnlienchtet bleiben. Ohne Host, in der bewußten Ab sicht, in ihrer Nnhe gesehen zu wer den, wählte sie dnrch eine Fluch: von Zimmer-tt. in denen Plandernde Gruppen schwirrte-n den tinnveq zum Ausgang. Lnngscnn stieg sie die Trnppe hin unter. Dort standen die Lokal-A mit den Adlern in den Tressen nnd dienerten. Ter Tiirhiiter ris; die Pforte vor ihr ans: »Besehlen Gniis digste ein Anlo?" Sie nickte, weil sie sich schämte-« nein zu sagen. Das Ante snhr neben den könig lichen Wagen an, die ans den Aus brnch der Hosgesellschast harrten nnd nm die schon wieder eine Volk-i menge qeseharrt war Sie teilte sich, als Lena zn ihrem Wagen schritt. Der Chaussenr sragte nach dem Ziel der Fahrt Tas war unerwartet. Sollte sie die Proletariergegend nennen, in der sie wohnte? Oder das nicht min der nnvornehrne Geschäftsoiertel, ans dem sie lnn s Uhr den Bräu tigam nbznholen verspreche-IT Sie sagte entschlossen. »Halt-In Sie bei Wertheiins« Die Liliascbine sauste die Leipziger Straße entlang. unternang lat Uena einen verstohle nen Blick in ihr Täschchem Eis mußten an die sechs sshnndlrt Mart sein die sich da durcheinandit schoben· Sie wagte nicht, ginnn zu »iiblen, weil isie, hell vom Augenlicht der Straße ihr-schiean in dein weißen Wagen niit den großen Scheiben saß. Sie saß stocksicif. Das sollte Gleichmut bedeuten. Denn sie wähn ie hundert versalgende Augen ans sich gerichtet. — Eine entsetzliche Magst wirbelte durch ihren ganzen Kaki-en Bei Wertheim inischie sie sich ins Gewühl. Tat beruhigte-. Sie lief von Streckt-ers zu Stockwerk, benutzte den Fahrstnhl hinab und wieder hinaus, um ihre Spuren zn durch krenzen. Dann siel ihr ein, daß sie etwas taufen iniisse, damit sie den Mkiminalbeainieih die in den Wa «reni)iiusern beobachten, nicht durch ihre Planlosigkeit verdächtig werde Erst bei diesem Gedanken übermä! tigte sie die Vorstellung dezÆen Geldes, das sie bei sich trug» Was sollte sie kaufen? Hand schnbck Eine Muse? Ein Opern qlaäi Einen NaienichrnnN An dem allen strichen ihre Blicke vorüber, ihr "Wille nsae ausgeschaltet sDas viele, sviele Geldi Wer'sollle mit solchem -Machibesitz Besennenheit behalte-te l Pioyiich iqh iie wies-· es wa «ren ils-echte, aber vorzüglich nachge alnnte Perlen. Man zeigte ihr eine echie Schnur daneben, die zweima send Mark wert war. Die falsche seit-u hün den Sie kaufte. zahm »und rannte davon. E Nun stie ie in eine Htraßens hin-. skä Inst MUehplah nnd wurde von einem Mann, der Handwerkszenq ans der Schulter trug, gestoßen. Der Mann roch mä Sehnt-ad Sie dachte an das Iuto nnd an die königlichen Intschen und weinte sast ver llnbehaaen. Sie überlegte, ob es nötig sei Richard das ganze Geld zu gedeu. Es wäre wundervoll, manchmal Stute zu fahren nnd in eine non ditorei zu aehem in der man ans seinen chinesischen Tasse-i trank. Oder in einem Theater die Perlen zu tra gen. Und siir eine vornehme Dame gehalten zu werden. Richard, der Schulden axbezahlen mußte, wiirde sie siirs erste nicht ausführen. lind die Hochzeit wiirde wohl aneh ver schoben werden, — die erste Gele genheit, bei der sie ihre Perlen var vielen Menschen anlegen könnte-, »Richards Brautgeschent« wiirde sie der Mutter sagen nnd den Schatz bis dahin verstecken. Aber ihm selber? Wie ihni ihren Vesih erklären? Welch ein Hohn ans ihn, dasz sie eine Geldsnmme, mit der er neu an sei ner Zukunft hätte bauen können, siir Tand verschwendetel — Sie würde ihm ein-as verschwin deln miissen iilser die Herkunst des Schritt-ries. »Ja Toilettenangeleqew heilen werden die Männer innner von den Frauen aiigesiihrl«, dachte sie. trat in einen Hansslnh legte die Perlen nm den Hals nnd ließ das seidengesiitterte Kästchen zurück. Richard erwartete sie an einer Straße-lecke in der Nähe des Ge schäfts. Sie kam spät. Ihr Gesicht glühte. Er machte ihr Vorwürfe, daß sie ihn gestern im Stich gelassen. Er sah gereizt ans. Sie hielt ihm ihr Tiischchen entgegen. »Nichard dn liehiiltst deine Stellung!« »Mein Gott, du hast das Geld?« rief er, heiser non Ungeduld. nnd grm in Han sonach Seine Stimme, seine Bewegun gen, die ängstliche Gier in seinen Augen verletzten sie. Auch siel ihr ans, dnsz die-» Farbe seiner Kranintte unsein war und sein Hut einen ob gerissenen Rand hatte Sie trat einen Schritt zuriicL ihre Ziige veränderten sich. Er bemerkte es. »Leihst dn mir das Geld ungern, Leim-« Sie wars den Fiops zuriirt »Ich leih’ dir’s nicht, ich scheni’ es dir.'· Er schob besänftioend seinen Arm in den ihren. »Aber dn mnszt doch deine Maschine wieder einlösen.« Sie blickte zn Boden. »Ich halte meine Maschine nicht verpsiindeU «——Tn hast —- nichl.. . Jn, aber . wie hast dn dir das viele G ld versihasstiM »Hu-min, wir gehen durch den Part, unterwegs erzähle ich«', ant wortete sie befangen. »Wir wollen mis erst eine Vier telstunde zu Ajchinger sehen. Takt erzähle. Jch innsz ein Brötchen es sen, ich solle um vor Huiiqer.« ,.3n Liseliinger?« snhr es ihr her aits,· »Da ist es rauchig und riecht so nach Essen-« »Wir gehen doch immer zu Aschinger — ist dirs da nicht mehr sein genug?« Er schien zu glaube-n daß er einen Wie gemacht habe, und lachte breit über sich selbst. Jhr Aerger darüber liesz sie die Vorsicht vergessen. »Mein, ich finde solche Bierlokole sehr gewöhnlich Jch finde auch dei ne Itranmtte häßlich. Die Herren heute nachniittap trugen alle Selbst binder.« »Welche Herren —?« Jetzt wollte sie ihren Trnnips ans-spielen. »Die Herren vom Hose«, sagte sie ganz tiihi nnd selbstver stündlich Er risz die Augen ans Sie lä dient-. Für dieses Lächeln hätte er ihr ins Gesicht schlagen liegen Sie legte den Zions ans die Schulter nnd sah ihn von der Seite an. Tie jähe Abneigung gegen seine sileinbiirgerlichteit weiite Dämonen in ihr, von deren Tücke sie sich seine Rechenschaft gab. Sie wollte nur tragen, verwirren, bennruhigen und sich ein wenig inszcnieren. Sie bogen in die dunklen nnd ein samen Partwege ein. Richard hielt ihren Arm nmilaniniert Fast schnierzte sie sein Druck. Es erschien ihr roh, so von ihr Besitz zu neh men. Sie dachte an die Heini-küsse an das Neigen nnd Bengen der Ka« valiere vor den schönen stolzen Frauen, die so huldreich z geMihs ren und zugleich so unna h r Ti stanze zn halten verstanden Sie ver suchte ihren Arm zu besceien.« Richard blieb stehen nnd trat ganz nahe an sie heran. Beim schwachen Schein einer Laterne, der durch die kahlen Zweige siel, sah sie,« daß seine Augen hervorquellen. »Bei-on re dest daf« »Ich rede von dem Tee bei der PrinzessiM , bemühte sie sich in to Ietteni Standes-ten zu entgegnen aber eine anssteigende unsichere Furcht versehn-g ihren Worten den Mang. »Ich sprach dir ja von dem Billett Es waren Prinzen da unt Minister nnd Gesandte und viele Ossiziere.« kr packte sie bei-I Handgelenc »Helene, woher haft du das Gelds Sie riß sieh los. Sie bewegte die Schultern. »Die Prinzessin hat e mir geschenkt', erklärte iie entschlei Hutund machte sich den innerlichen Vorbehalt, ihm in ruhiger Stunde den ha1b nngewollten-Betrng, den iie mit dem Gelde begangen-, zu se flehein Heute würde ihre Uns-d lichleit ihn iiber Gebühr erregen Richard stand ganz still nnt zu faminengebissenen Zähnen und «forichte in ihrem Gesicht In feine Dingen stieg etwas Böses, Bauern «des. «Die Prinzessin —« wieder holte er höhnend. »Ich hätte nie ne dacht, daß die hohen Herrschaften io großmütig find. Jch werde mich dei der Prinzessin für die Gnade be danlen müssen, denn dn haft iie doch für mich unt die Summe gebeten.« »Das wirst dn nicht tunl« stieß Lena heran »Du würdest dich lä cherlich macheie.« ,,Liicherlirh machen —- ich inich — Llh —" Sein unliedenteiide5, alm les Gesicht vol-zerrte sich. Lena ent .sehte sich vor diejein fremden, wil den Ansdrnrl. »Und soll wohl noch Dank jagen, daß du niich lächerlich machtest, daß dn mit dem .,nol)l-.-.1 Herrn vorn Hofe-'s der dich inil dem Gelde bezahlte —« »Richardl« schrie fie, »was hast dn fiir Gedatileisl« Ter blinde Zorn der Eifersucht iibermältigte ihn. Seine Hand griff mürgend nach ihrem Halse. Da fühlte er die Perlen, die unter sei nen Fingern zerlsrachen nnd ih.!i ins Fleisch schnitten. »Wc)hc2 haft du den Seliiiiiirt?« - »Ich hab« ihn niir qelauit«, wim merte sie. Sein Lachen geltte durch die Stille. .,Getaust —- dies surstliche Geschiiieide.’Tu mußt besser liigen lernen, Leut-, tuenu du schon so gut betriigeu kannst. Nenne iuir den Na men —- oder —" Tas Mädchen stanipste init den Füßen den Boden. »Ich habe seinen Namen zu nennen! Du beleidigit niich. Sprich noch ein Wert in die sem Tan, so uehiu’ ich niein Geld und lause weg und bin siir immer tuit dir fertig. — Jch brauch’ dich nicht!«' »So nimm dein Gelds« Er schleu derte die Tasche, die er noch hielt, in weitem Bogen ins Gebüsch ,.Ab-:r daß du dem andern nicht nachläusst, dasiir will ich wohl sorgen.« Jch han« nie viel Worte machen töuueu von meiner Liebe zu dir, — heut’ sollst du daran glauben lernen. Ich teile dich niit nieuiaud...« Endlich merkte-sie, daß es ernst wurde. Ihr vergingen die Sinne. Ju halber Betäubung nahm sie wahr, daß in Richards Hand eine Waise blitzte und daß er sprach: »Die-see Nebeln-er sollte niirh beiseite bringen- falls der Chef inich ehrlos machte. Nun bist du ihtn zuvorge toninien.« Aber die Zunge irar ihr vor Grauen gelähmt. Er driictte ab, sie brach zusammen. Als er sah, wie sie sich tun Boden wand, laut ihm das Bewußtsein set uer Tat. Er fühlte nur: »Ja-J Nichts!«, Das zweite Mal zielte er besser. Schwer und reglos stürzte er zur Erde. Menschen sanden sich ein, neugie rige und hilfreiche. Schutzleute wurden geholt. Man brachte die Sterbende in ein Krankenhaus und versuchte ihr letzte Angaben zu em reißen. Sie lallte niit irrem Blick: » ch bin — die Hosdaiue der — Priuzessin —- und trage — ihre Perlen —- die gab sie —- uiir —- sür die Veilchen-« , i iII tituesg iider sie Zentru let-wein ---— Von L«. V Nimmt-n Am 25. Juli, friih am Morgen, «fuhr ich zum Flugplatz in Diibens sdvrf. Rein Wölltein cvnr sichtbar kund lein Blättchen bewegte sich an den lStriiucherm Flug-betten tvie man es nicht besser wünschen tönntr. Jch hatte Mich auf dem Kommando ange meldet und die Bewilligung zu einem Fluge erhalten, nachdem ich mit mei ner Unterschrift auf jeden allfiiltigen Schadenerfaß Verzicht geleistet hatte. Alle momentanen Bedenken waren verschwunden. und ich freute mich un getrübt auf die tommende genufzreiche Stunde. « Mit meinen beiden Zettel-t, der eine die Bewilligung, der andere den Von siir Sturzhelnn Jacke und Brille enthalte d, begab ich mich auf das Flngfelx Da fand ich einige Flug kchiiler im Grase liegen, die mit fach gemiißer Kritik ihre Schulmafchine verfolgten, die abwechglungsweife vvn den jungen, angehenden Piloten be ftiegen wurde. Jm Hangar traf ich einige Fliegervffiziere nnd ließ mir , von ihnen einen jungen Piloten wäh len. der mich durch die Lüfte steuern4 sollte. Der laum vierzehn Tage«atte Milttiirflieger - Adjulant · Unter-Mi zier hat feine Sache gut gemacht. Der fiir uns bestimmte Doppel-! rumpstappeldecker wurde «ftugbe reit« gestellt, während wir uns Sturzhelm und Sturm«äele verschaff « ten und die odligatorfche Zigarette tauchten. Mein Pilvt prüfte nach ·mals alle Ins-unmäßig dann lchttlp - ten wir in die Zacken, schnallten den Sturzheirn nuf und heftiegen den Up parat. «lllfo — ab, leine zu scharfen stumm« rief ich ihm zu, dann sing der Rotor an·zu duften, feste noch einigentnl aus, und ed ging riittelnd und schüttelnd iibee Stoct und Stein. Ei fah aus, als würde man Millio nen von Fäden unter unsern Fiißen durchziehrn Jetzt hatte das Schütteln nachgelassen, die Striche waren ver schwunden, und schon waren rnir ei nige Meter über der Erde. Jn einer Spirale wand sich unser Voget hinauf in sein Reich, und bald hatten wir aie Schuppen tief unter uns. Jur mer kreisten wir noch über dem Fing platze und schon folgte uns ein Be gleiter. Als wir ungefähr 600 Me ter Höhe erreicht hatten, nahmen wir Kurs noch West. Südlich non uns lag Ziirich und unter uns die Ma fchinensabril Oerliton. Ueber den großen anornetern bei Schlieren, die uns schon oorlumen wie drei Reiönäs gel, wandten wir uns nach Süd West, Richtung Luzertn , Inzwischen hatten wir eine Flug hiihe, von 1800 Meter erreicht. Die Seen links, rechts, oor und hinter uns, sahen sich an wie Wassers-süßem Die Berge waren zu Hugeln gewor den und die Wälder bedeuten sie wie Moos. Feine weiße Striche teilten die Felder in alle möglichen Figuren. Es waren die Straßen, die dort schwarzen geraden Linien, den Eisen bahnen, durchquert wurden. Jch erblickte hier einen Zug, dort einen Damper jener fah aus wie etn srifch ausgeschlüpftes Räupchem dieser wie ein in ein Wafferbecten gesallenett Mitaleiin Die Dörfer und Städte präsentierten sich wie Nürnberger Spiklwnren und einzelne Gebäude wie Kieselsteine. Die Berneralpen strahl ten in der Morgensonne uns wie Diamantm entgegen. Wir flogen iiber den Rigi. Jetzt gingen wir et was tiefer und begrußten Luzern mit einer Schleife. Beinahe eine Stunde waren wie schon unterwegs-, und eo fröjtelie mich allmählich trotz dem heißen Julitage derart, daß iet, in die hande hauchte und sie tüchtig zu reiben anfing. Immer noch schienen die Ortschaften langsam unter uns wegzuschleichemx obschon wir mit einer Geschwindig teit oon 120 tim. durch die Luft san- g fieii. Als-er ich fühlte Onich dabei fo; wohl und frei, daß ich zu sinnen nnd : pfeisen begann, trotzdem der Lärm Moior und Propeller alles ilhertönte.·-. Wir steuerten wieder Ziirich entgegenk und tonnten im Norden, gegen , Deutschland hin, eine sonderbare Ilass turerscheinung beobachten. Der him mel teilie sich durch eine Linie in zwei , Hölften schars ab; eo schien mir ein "« Aquariuni zu fein. auf dessen Was-»1 sersoiegel Pflanzen fchwinien. Sirt schnitt wunderbare Raphaelivolten entzwei, von ioelchen der ohere Teil L schneeweiß heransragte, der nniere wie - iin Schlamm oerfunten, schwarz sicht- , bar war. Wieder begegneien wir ei nein Kameraden, diesmal aber nicht - einem Pilotem sondern einer kleinen. J weißen molligen Wolke. Sie warf einen Schatten auf die Erde, von unt aus gesehen mindestens fünfzigmal , größer, als die Wolte in Wirtlichteit , war. Jn ihrem Schatten sahen die , Flüsse nicht mehr ans wie silberne Bänder-, wie sie der Dichter besinghj sondern wie graue Würmer, die im ’ Rote wühlen. So studierten wir auf der Rück-,lxzs fahrt die Eigentümlichkeiten der Weins während wir auf der hinfahrt die Landschaft bewundert hatten. Jch war nicht angenehm überrascht, al ich Zurich beinahe unter uns er-’ blickte. Wir hatten das Maximum unserer Flughöhe erreicht und kreisten in 2100 Meter Höhe über der Lim matftadt. Da ein Ruck — unwillkürlich hielr ich mich fest, weil ich glaubte, so nicht herunter-stürzen zu können — und in steilem Gleitiliige ging es in drei Minuten nus 2100 Mter auf 700 Meter hinunter. Ein Brnmnien und Summen törte in meinen D-,.en, daß ich glaubte, das Trommelfellqk zerspring. Dann wurde es wärmer, Z i J als käme man in die Nähe eines Ofen-, und mir war es, als glühte ich vor Hitze. So glitten wir in der Höhe von einigen hundert Metern über den Ziirichberg abwärts, dann über Bäume hinweg und zuleht mit lchtvindelnden Gefühlen wieder über die Millionen Fäden und Striche der Gräser und Steine. Einige schwache Schläge, ein Rollen, und unser Vogel stand. seinen Atem verlierend, bot seinem Neste. Jch drehte mich um, reichte dem jungen Militärflieger die hand und gratulierte zur glatten Landung. · Dann verließen wir die Maschine, zündeten eine Zigarette an, zogen uns um und meldeten uns beim Rom mandanten zuriiei. Anderthakb Stunden nur hat der herrliche Flug gedauert. .l s. —- Vertehrter Plat. Gat (in der Gartenwirtichaft): »Die Kalbshaxe ist nicht frisch- die Sie zmeiner Frau gebracht haben; das ;rieche ieh bis hierher!« « Kellner (höflich) »Weil der-»Wind gerade aus dieser Richtung kommt rnein rr... Sie mliss ssen steh ers-t rieben ie Frau Gemahlin lesent « » sur »H-«