Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 06, 1917, Sonntagsblatt, Image 9

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    Smntagiblatt de
StaatS- Anzetger und II set-old
Ein Talent
Hamen-Ue von Rudolf Pfeil-ein
Der erste Napeleon war ein recht
laleutvotter Martin Das geben ielbti
die Leute zu, die heute auf deni Pa
pier feine Siege non Mareiigo bis
Aiiiterun wesentlich verbessern, seine
llevertdtiisliiiig durch Rnßtaud iiiio
Preußen iiii Titsiter Frieden hohn
lacheind nachweisen iiiid die Erfin
diiiig der nützlichen Nähuiajchine
durch Steine iiiid Heiideison ini
Jiiure 1804 fiir wichtiger iiud lie
dentiiiigsuotter iiir die Geschichte der
Weltisrtliireih als die ziiiattig im
gleichen Jahre erfolgte feierliche
Salliiiiig des Fiorieii durch "deii
Papst ziiiii Kaiser dei Fraugofeik
Und da niaii Gleiche gern durch
Gleiche aliiirieileii laßt, ja halte der
iiiiiiierttin recht taleutvolle Napoteoii
ein gewisses Recht, itlter Talente un
allgemeinen gii urteilen Ta es iiiiu
ferner iii feiner Gewohnheit lag, kein
tliechi, das itnii irgend zustand, unbe
tiiivt zu- lassen, je finden iich iu fei
nen, von der Pietiii der weireueii
iiiiivewiitirte. Worten iiud Schriften
mancherlei Aiisliijfiingeu iiber solche
oft iinlieaiieiiie Leute. die ed wagen,
iiii Gewicht der korrekten Tiitzeiido
kaute iiiid braven Oerdennieuicheu
durch irgendwelche Fertigkeiten iuid
Visioiiderheiten des Geistes aiifziifals
len. -
Ein Wort unter die-sen nicht ganz
werttosen Ansiassnngen des merk
würdigen Mannes, dein einst halb
Europa zitternd die Stiefel ieate,
hat mir immer einen beim-deren
Litndrua neu-acht
»Es ist oft«« sagte er in einer an
ten stunde, »wer-so gefährlich· Ta
lente zu hoher-, atd deren zu erman
getn. Raun- hast du die Gering
schätzung verniieden. so oersolgt dich
der Neids
Wer als kleiner Aktiiierieleuts
nam, blas-, schmächtig nnp schüchtern
denn-m uns sich schon Mut-schen
siihtte, Leu-« in dein kleinen Städt
« chcn Baienee die tugendhnite Tochter
der Madame de Coloinviec ihr
Friihstnct init ihm teilte, nnd wer
zwanzig Jahre später den unen, ar
rogantesten Kontinent aehorsmu zu
seinen Füßen sah nnd als- Hiaiser die
Hand der Kaisertochter ertrohen
konnte — und das altes, so sagen
die Leute, durch sein nicht zn leug
nendeö »Talent« — der hat schließ
lich eine aensisse Erfahrung in seiner
Verfolginuh der solckyss.Talr-ut eru
durch Geringschätzung nnd später
durch Neid ansaeseht ist
Und weil ich iiber dieses vor reich
iich zehn Jahren ebenso dachte, nue
heute, schrieb ich damals den- tüch
tigen Lottrhen Federtachd das Wort
des Kaisers in dass sassiangeiiitterte
Stannndncht »Es ist ost ebenso ge
fährlich, Talente zu haben, nie-»s«
Na, nnd so weiter.
Heute war kocht-u Federiacho bei
unr.
Ich hiitie sie Vielleicht nicht er
kannt Teskijatti iiatte sie dass fas«
-ii-.inx1eiiitteite Etannnlnnis mitge
bracht Lin-J den leiin angemlisten
Vinttern itiea ein wohllwiannter
Tini seh ials die innehtigen Worte-.
Ich »in-inn- Ineiin Schein lind
die ganze alte Jiit stieg Init« ins-.
ani Jene Mit der goldenen Jn«
gendeieieien, der schieeitenden Tran-;
nie nnd der isejeiiaenden ttiareheiten
Jene Zeit, in dei- nnr aile bereit sind,
an einein waennsn Feiihsonnneetim
nIit disk ziietiietxen nnd doch tugend-«
haften Tochter einer Madame de Co
tnintpiee köstliche stieschen ·in essen;
jene Zeit, in der nne alte ein nsenin
daran glaubet-, daii wie so oder so
nmt den alten Itontinent gehoksmn
zu nnieren Ziiszen sehen.
lind das tannnt meistens anders-T
Jch hatte neulich noch an Lott
eisen Federlesens gedacht. sinnt ersten
inat ieit Jahren. Es war iin Ilsen
tee, ais ich Wolzogens »Halte
Seinste«, siins Ditte and dein Lein-n
isiiii-s.».sttiidct)eiis von Tatent, ais snir
uoriiberzietsen sah. Tie kleine Mün
chener Oeidin Wotzoaens strebt nnd
liebt sich so sachte in die Höhe-. Jni
teyten ttttt hat sie ein Schloß nnd
einen stutschienvagen nnd ein n
Grooin in schönen isirschtedernen H«
sen. Ja nnd eichtiqz einen Mann
hat sie anch.
Lottchen Fedeeiachö hat kein
Schloß nnd keinen Antichiekwagen
nnd feinen Grad-n niit schönen bis-sch
ieden-en Dosen. Auch teilten Mann
hat sie. Bloß Talent· Noch innner
Talent. . . »
Vater Jedes-last hatte, alt ich ihn
kein-en lernt-, en West-Witz
It ta« in seiner Port log- stets
auf dem grünen Nipsloia iu einer
iezellionisliichen Schlaugeulinic und
pflegte dieses llslageiigelclnviir, das
ihin auch den Stoff zu allen Gesprä
chen lieferte-. Es war ein außeror
dentlich Ineklwiikdiges Magengei
ichiuiik. Es wurde uichl besser da
mit und schlimmer wurde es eigent
lich auch nicht.
Vater Fedeklachs behauptete. daß
ihm innl ein lehr liichligek Arzt, der
iu deui Haufe seine-lind das der
Obhut der Familie Federlnchs unter
ilaud, Ansehn-aller fiir dieses Ge
ichnnik verorduet habe. To diese
Koulnllaliou ohne Zeugen stattfand
io nsnk nie festzustellen-, ob der Tok
loi« usiillich eine lo lellinnie Flur ge
qeu ,,uleu-I veulriculi chroniusn« —
inu- dnnuu lvuule es sich doch bei
so langer Leidens-zielt handeln —
vorgeschlageu oder nicht Der Medi
zinnmnu lellsfl war nichl mehr zur
Rede zu stellen, du ei- lukze Zeit
Jsmeh dieser höchst erstaunliche-i Ver
;orduunq in schwerer nluler Vlilnhols
Joemiiiung auc- denrsensler gefallen
Inmi- und den Hut- gebrochen halt-z
l Vater Fedeilnehsks nlnsr ehrte den
lTolcu durch treue-J Festhalten nu
fder einmal 1usrordneieu Zins-. Er be
Ilöiupile leiu Siechtum umunhaft uiil
-beti«lichilichen Quantitäleu Kirsch
»jchunps:s nnd iilierließ die Pflichten
des Porliers nicht anders-, wie die
still-lichtem welche die Erziehung Lott
»chens auferlegte verlmuenssvoll dri
lGnlliu
i Ytnr um Imo tun-vor gan er von
Wem assimsn Ripssosn aus seine Ti
,rcttiveu, deren Sinn freilich. beson
«dt·r8 wenn disk liebe Patient gerade
seine »Lsirdiknmonte" qcnosmncn hat
te, nicht immer ganz ttar um nnd
Idcmgcsmiiß von Mutter Frdctlnchs
sivruiss beachtet wurde
i Lottchcucs Mutwi- lsuttr sich längst
Jdamn gewöhnt- in dem mossculci
ldcudcu Gnttcn nicht-:- nnshr zu Wes-»
Ints rinc unuiiniy abm- unveränder
)tich(s Verzierung des grünen Sittpr
seine-. Sie ging ihren linusslichcu
Pstichten nach, kehrte die Insnncih
stwtetitte die Dienstboten der wr
schicdrnku Puttcikn iibrr Reinlich
kcit im Dunst-. zuuktr sich mit dem
Briciträxzcn den sic- nicht leiden
komm-, ließ mn die Besuchrsstnndc
Haus jede-I- tttiimclzcichisn die Haus
Jtiir springen, tochtcn stopstc Strümp
istn wusch nnd snud lics dieser uiclnsi
liigcu Tätigkeit immer noch Zeit, die
scinzige Frucht ihn-r Liebc- zu d»
sskszcssiousslinic uns dem Musik-im
Eilir Wuchs-n, zu unterweise-L zu tsc
slrlmsn nnd durch vokluldsitljcn Wan
sdcl zu erziehen
J Anc- Uottchrn mnsxtc »etwas« incr
;dru, etwas ,,.0"ol)c·rcs". Das usuk
ihre Ansicht, ihr tiuvrrriicklmrcö Ziel,
Titu- idrulcr Lebenszan Was sie
sich zunächst nun-r dem ,,Höl)ctcu«
vorstellen sollth dutsitnsr nmr sie sich
noch nicht Hut-. Nur das stand sisst
bei ihr: Lottchcu sollte in seine-r
Ucllmvohuung mit rincm Nipssosu
mit Zulnshör endigt-n Trun Lott
cheu nmr riu onspsisgcmiitmlichs-d
Kind.
Mii drei Jahren hiilleu sieh lis
reitki ihre erniuiiilirheu Fiihizileiteii
so weil entwickelt, daß iie ihreni
Vater-, dessen lustriihendeiki Liideu iix
riide diruiiils liegaum selhsliiiidin die
·.,«.I.Ii’edizin« one dein Atikssihiiuk iilier
der Elmsze holen kennte. Mit vier
Jahren lenute sie zusei lleine, leider
ziemlich siiinloie Gediilzte ins-Juven
dizk die ihr die Mlilter jeden Abend
aus einein rinsiererdeiilliili bunten
Bildt-Wische vorm-T Ihre Wißt-e
iiierde iiiinite keine Grenzen, i- drin
sie zuweilen nach Dingen smgliy siir
die ihrer Mutter die rechte Jliitiuuul
schlie· Wie zuui Beispiel, oh dei
Moud Eier legen liiune nnd uuiiisii
der Vater eine so rote Nase habe. ..
Lille ich ins Hiin zeu, iiiar Lott
chen etnm zehn Jahre alt, und ihr
,,Ti1ii’lli« sit-Mk Urteil-k- llrIiIIlIellchL
Man stiriich·iiii Gute dar-ou —- wie
die Leute uuii einiual sind, nicht
durchweg giiiistia· Nation-en hin dir-:
Uiiuz richtig iiimedeutet: der Neidl
Einige sauden es aeuierlich inid
iinlseiuieiih dass Loltiikeu nii jede-n
ossiziellen Festtiig des christlichen
Jahres-, sowie an Faiuiliensesleir
deren Daten iuiin in der Portieere
leicht aus Art nnd Hestiiiieit des
Veriehrs unch den einzelnen Einsien
einnehmen konnte, uiit einein blaiieii
oder roten Schlinip aus der sieht
seite und einer hell-weisen Blume iu
dei- ldaud angesprungen Inn-, uui
ein Gedicht kinsziisiigeir Daß dieiee
Gedicht meist sehr lcnm umr, stellte
ziuiik deni Geduächtuis der Vor
tragskiiiistleriu oiii erfreuliches
Zeugnis aug, wurde aber nicht recht
ais Erhöhung des uiibestellten Ge
nusses gewürdigt Auch »ich es böse
Menschen- die meinten, das in sol
chen "lleii der natürlichen Dant
cckkei mispkit ende Keine Geschenk
spiel- -iii den mlchllehnnsm Lou
lehe-is und ihrer meist strahlend unt
)erscheineudeu Mutter die Haupt
rolle.
! Als ich dein Siieqieriiugsmi, der
»niit niir nuf demselben Zion-iden
niohnth meine Ansiandsniiiie machte,
ingte ei- ini.Lnuie des Gespräch-T
indem er mit neroöieuZ spitzen Fin
gern die Sardellen als-I feinem
Hauple ordnen-:
»Sie nni en daß das Kind der
Portiersleute Talent lml"?
Jch wußle ep nicht, alier ich hörte
aus dein sinnen Ton doe Frage-, dafi
die Rose dieses- Talents ilnse Dornen
lznlien mußte.
Die Bestätigung erfolgle noch mn
selben Tage.
Jch unn- qemde dabei. inich iibee
die Haudiveriolenle zu Eimer-n die
mir beini Aiizpakleu nnd Aniliängen
meine Bilder und Spiegel zerschlu
1en, dn erschien Lollelkesn in einein
,n)eißeu Kleide init misgeichnitienen
Wein-ein« ans denen feine, niil
llslnngeitoieuer Haut iiliennnienem
reizloien Knochen hinzu-I: nnd eli·
iich e—:- noch hindern konnte. ingle
inii dass iiirinine Kind ein Gedicht
ikini —
i Znin Ein.3ug2
»Du zie heil heut iu diesä uenii Woh
l « « unug ei» ·
; Ins-s Iohl cui Gluiksmg WF dielk fein —-'
. u i. lo. .
i-cs:s usin- liiicliil jchnueclich. lind
»sein- lau-L Ich wollte nicht-such un
lfernre-lieu und daulens nbee die stolz
lhinier Loltchen ilelxendc :lI-’nllek
winlte inie energiich ab.
Vlisz die Dichtung zu Ende umr.
lknllen die Hnndnserler zwei Echriins
iie falsch gestellt. ineiue lmllie Biblio
!tl)el durcheiimudemeumriiIi und inei·
inen isuznnn himnllnilnei inii sie
Jlien »in-innen in-.- Eclilniziinnui Us«
»i)iini1t, wo ieli nieumlsji Geld lseenne
drei Man da utir Lotlcheuss Mut
ler erzählte, du«-'s liebe stiud halte ei
ne Stuttbtichth ..
Törichteriueile nsar ielj auf den
Einfall aelonuueth Frau Jederlnchs
zu bitten, während der ersten Tun-.
lsei utir aufzuräumen Auf diese
Weise laut sie-hinter nichten Faun-l
Llienlnlenden lind uuu wurde ich
inn den ntnuöglieliiten Tanu durch
llsiedielite ais-:- uattcheussi anmutige-u
-:lIi’tiitd lteeiliicktr nui Tode-Klage 1nei«
ues (!lroiztmters:-, an- Vet«loluiin1i:sla,1
meiner Eltern, an deiu Tag, da icli
nor Jahren den Teltok nebattt, und
au vielen anderen Tages-, die iuir
feftlieli zu liegt-lieu nie eingefallen
Tusker llud da «ich, wie die gute
Frau Federlnchsis bald mußte. ein
Schriftsteller tout-, so laut das-T- fin
uln beratet-e Lettchen auch an Schil
ler-J Geburtstag, uui niir die
«Glorle'· nuizufaneu leis-« Gedicht
das nur inuner iiir stinnuuunsuoltc
Pritsnlieitlichleiteu ein wenig lang
erschienen iiU und au Goethes To
» eslag, ttiti uul den ,,Erlköuig« zu
versehen
Tit-:- feilele mich iedesksiunl drei
Mark. Das usnr to stillschweigend
vereinbarte Tnte Alter auf die
Dauer luurde utir dass eiu bischen
uiel. lind atilierdrut lnn eigentlich
l·ei tuir keinerlei Uediirinics nor ;-i
derartigen dellnnnloriiilirn Juli-ro
uiinliaueu
l Illuizerdent leitete uiich der Genus
i
Ia slls nnn her :I.s(’nlle." Nusnlsi
3n net-letzen nnchlele nnd in »Der-n
sxederlnelssii —-- nie-in er nnlsl niss.c
der Innnjtlellmren Wuan leine-J
kllledilmnentcs stund — innner no.;,
den nsnlnerner Tenlenden erblich-,
so erspijlne ich eine-I Time-I dul;
ssliicklillsen rissen-end du an Feier-l
lnclp Hemde Inn Lotteisen lsenn Ins-s
aiernnksismt tun-J der eine Erlnnnie
verloren halte nnd des-halb dass
»Ur-als cnn Bnnsnlo« nnlnlren Innsne.
»Ich eilte «le Herrn Fedeislnciscs lnns
unter, sente nncls Verlmnlich neben
sein grünes Ringsosa nnd nmchle
shnt folgenden Vorschan ich wollte
jeden Monat sechs Mark zne Plus
lnldnnn von Lotteisens Talenl liess
stenern Tnsne sollte das lalent
volle lllnd erst in einein Jahre Ivcek
der zn einer .,Vriisntmstsdellmtmlinn'
lsei nnr erscheinen
Federlnchs nisenlierla bestand
aber daraus, dass ich die erste Reu
diesek gelneinnlslzimsn Stiftung so
fort lsel ilnn ljinlerlegk Das ge
schon
Als der Regisrnngsmt von inei—
nen- Ablonnnen Bärte-, sagte er: »Ich
lsin im Grunde Falnlist. Jch lsalie
angenommen, daß es iin Schicksal-I
lmch nrzelllich vorgeschrieben ist, dass
ich die ,,Ilmniche des Idol-IS« sedeg
Jahr anhöre, wenn ich eben als R:
gieenngsneelretee von der Etsösssnnns
der Geslügelansslellnnq nach Haufe
sont-ne· Aber wenn Sie meinen.
Und er qan hin nnd sauste sich
mit sieben Mark monalllch sile zwei
Jahre los, wobei et ausdrücklich
nutbedanq, das- ek auch am Ren
iuhrimokqen nicht durch Gesang Ie
IM wetten bliese- ..
Lottchen wuchs heran !
Sie trng lange stteider nnd gingl
in die Theaterschnle Sie hntte ei»
ten hohen Hut mis dein Kopie niitT
sehr vielen Rosen. lind immer BLiL
chee nntek dem Arm.
Die meisten Brei- Unterrichts
jtmtden schienen abend-J zn liegen.
Tie Mutter bestiitigte da-;·. Von
Ioejen die Beleuchtung« , sagte sie
z Jch traf Lottchen einmal bei-n
Nachtnntsetennnen so nni Lilitternnch
Hin Hansslnn Sie war gerade da
schei, ihren Korridorschliisset zu Zin
Licht-n, ttnIiberte tenndertich mit d.—.i
irgend-eiteln nnd lachte grntsdtoxy
ber sehr vergnügt Wer nicht bes
nimmt IIenmszt hätte, das-, sie ebIn
;bon nnregender Leition tnm, hiitte
Yeschnioreie gottchen Iei im Besitzt
eines kleinen Chor-magneriitIniibieLs.
« War Lottchen nber zttiiiltig In
fHause, io trieb sie-ein je emsigess ibie
deriinschnottess Notlenstndit.in. Xlllehr
»als einnint tamen Freunde, die« mich
besuchen nioitten, IInnI entsetzt ins
Jinnner gestürzt:
»Sie, Dotter-, in Jhier Partien
toge innst ein Verbrechen liesmngen
werden; oder eine sit).inderhafte Fa
ntilienjzene findet da stritt —«
Jch tnnszte dann schon Lottchen
probte dan nmhnstnnige Gretchen iin
Kerker oder so was Schönes-.
Es tnnß sich jemand beim Hans
iuirt beschwert haben Dieser Van
jmle nannte Lottchenss ««Ztndinin'«
Jeinen »Ur-stig« nnd Verbot ihn kne
Tzerhand Wenn sie bar-tout znr
sinnst wolle, soll er IIeIchiielnn tm«
Tben, Io möge sie doch ltbinde Tar
:I«teltnnII ptnstischer tinnstiterle Iiir
den »Winte««rgnrtin einiiben Tast
nnntte keinen Liirin nnd its nnchI sehr
schön.
zuuische Beiudeluug itIrer Ideale-.
Sie zog ans-.
i Wenn sie in der Folgezeit ilsre
-Eltern besuchen futu, snlsr iie iuI
Taraiueter au llud sie trug non
oiel nirlsr Rosen aus den Hiiteir
Sie studierte setzt die »Man-Midas
Ine«, erklärte iuir daniaiski ihre Mut
er. Sie meinte Iuolsl die Kautellens
aniis F
Rlsd der Regierungsrat und itls
eines Tages zusammen prallte-sie
reud Lottchen sehr ilottrtseu an tut-J
in eitler Antodroirlsle oorbeiiausen
sahen, beschlossen nur entstiunuig,
unsere Monatsbeisteuer zu ihrem
Studium von Mart tl resp. 7 zu
rückzuziehen und dasiir an jedein
bersten Sonntag un Monat gut zu
sriilsstiirten «
; Als- toir diesen Entschluß Frau
Ist-deklarle initteilteu, schaute sie uns
bloß uIit veruiclstender Verachtung
au. Die Sesessioucilinie ans dein
Riissioia triinunte sich. Wir faulen
nnd sehr schosel vor.
Alc- iuir uns- alder zu deui usten
oerabredeten Sonntagssiiilsstiick nn.
.,Riidesheiiner« traien, hob sich tin-I
serc Selliftuclstung wieder. Teunl
aus Rebeutisch saß Lotteisen unt ei- l
nein Heu-I von der Börse und aszl
holländische Auster-L
Wenige Tage später besuchte uiids
Uoltchen kzedei«larls.s.
Sie lau-, um nur ein Villett 3n
bringen zu der Priisiuigissaustiitsi
ruug: »Tri· Fall Cleuieitreaii«, die
ihre «Zilsule« in einein tteinen Bot
itadtttjeater auaugkerte Sie litsi
durrlslIlixtiHn dass es sinnuatlsisch sei,
wenn ich vielleicht ein paar besrsenn
dete strititer snitlninge und diese
niinlichen Vertreter del össeutliclku
Meinung .aus ihr Taient ansniert
iani macht-.
E Lotteisen war enniart iitIer diese
»Sie spielen natürlich —- s—?·'
Juli wollte insect: »die Mir's Alter
sie ließ nnch sticht ans-reden
»Sie werden sn fette-il« suchte sie
outt itecksscher Sttjelsnerei. tlnd
dann Wette sie ant- einetn Seidenwu
iijer ihr infsinnfarlwnecs thnninlntch
nnd bat ntich niit verschnintem An
aenonsschttm ntn einen Spruch ans
dein Weg zum Ruh-n.
Ich nmr sehr qesctnneiclseit. llnd
da mir Hemde nichts von nnk sein
sit-l, unsrer Versen, die absolut nicht
paßten, schrieb ich die Worte Nape
teun-I: »Es- ist ost ebenso gefährlich,
Talente zn halten« als deren zu er
niangeltr stmnn hast du die we
riinsschiitznng vertniedeth so verfolgt
dich der Neid...«
Lottchen dankte iiberschioengiich
ntid ais-q, einen leisen Tust von
Chypre in Ineinetn Vltlseitsszinntier
zurücklassend ,
Acht Tage später spielte sie itn
»Ja« Elenieneeou«. Aber nicht die
Jz.i, sondern das Modell int ersten
Alt. Jnt Partett sasz der Väter-,
sichtlich durch »Medilaniente« stir
diese nngenltnte Anstrengung gez
stiirtt, ntit einem Opernglas, das
einen mäßig großen Haut-kostet ge
stillt hätte. Neben ihm die Mutter-,
ausgelöst in Stolz, Mutter-glück
Olusceqnnq und Transplmttom
schlafen,
Sie hatte das sassiangelnntdenel
Buch bei sich, itt das ich ihr vor zehn
Jahren den Spruch dliastoleous hin
einschrieb. Wet- nteiß, ob ich sie
sonst erkannt hättet
Sie ist sehr ntnger geworden Ihr
sttihtnochiges Gesicht ist gretl ge
schntintt, nnd sie zieht dett linken
Fuß eitt bischen nach. Sie ist vor
drei Jahren »Dein Ttnpez gestiitzt«,
sagte sie
Tann ist sie einen Winter als
Zerstrntintiinzerin ausgetreten: Ader
das zieht sticht ntehr. Jetzt produ
ziert sie sich itt der klitenngerie
Vrontn mit dressierten Schatalen
Sie sagt, es sei eine sehr schöne
:Ii’ttnnner. nnd ich httbe ihr verspro
chen, tuenn ich ntat nach Pantoka
tiinte, nto die Ulienttaerie eben Vor
stellungen gibt, sie sticht zu Versäu
nten. . .
Jle Vater ist nor siins Jahren
ans dent grünen Rittcssosa sanft ent
erzählt sie. Tie .,’.!1t’editn
tnente« halten ihn ans dein Genus-!
sen Jch siaUJ .s·satnnnet: Ter weise
der Medizin ist schwer zus sassenl
Tie Mutter statb an einer vor
trefflich getttnnenen Operation, die
nur leider ntit dent Tode endete,
lsnld daraus. Hinterlassett habest die·
Leutchen nichts. Tas- Magenng
schtnilr des Vaters-, das Etnditnn der
JTochter halten sit viel gekostet
Lottchett hat das ehrenvolle Ver
.tranen zu mit-, dasz ich ihr zur Kont
iplettiernng
Tontntense etwa-k- beisteuern
Garderobe ais
werde.
Tie Tote
ihrer
Jch gelte drei
non sriihet·.
Sie ist schon leit drei Stunden
its-eg. Die Fenster sind essen Alter
t·—«.2 riecht itnnter noch nach Zchntalen
in ntrinetn Titt"lteits:-«-,ittttttet«.
—. .-«————
Miit i.
---—-—«.- —
« Wer Faden.
i t
i Evotntidnen von idiisettn Stntx J
i
l Jeden Abend, wenn ich nach Heime
gehe, toinine ich nn dein Laden vorbei.
Jch tnnnte noch den Biiuptitz, ans
welchen- dno tnbistische Haus entstand,
schmal, nber l;och, mit nusliidenden
Fenstern und zwei ungeschlachten Rie—
sen neben dein Tore. Der Riese rechts
streckte seine innssige Faust iiber den
Schlöchierinden, den der Hansrvirt in
nehntte nnd schien jedes Ril·-peitstiick,
jede sieute nnchdrtiettich gegen Einber
cher verteidigen zn wollen«
Der Hansivirt zog ein, sobald es
irgend anging. Der Leiden link-«- nbee
wnrde noch bearbeitet, poltert, ge
schmückt, bis eine Art tiebcrlnden ent
stand. Jmitierter Marmor an den
Wänden, hohe Spiegel, Strick und
Gold. Sehr viel Gold. Gold tviir
an der Decke, Gold nin Ladentisch
intenstiert, nnd Gold, viel Gold leg
nns den weiß nusgeschlngenen Bret
tern der Schnufenster.
Ein Jntoetier zog ein« Ein Zpezin
tist. Er siihrte keinen ,,«t«ltodesrtnnnit«,
teine Hntbedelsteinr. Seine tltinge ton
ren in Ptntin gefasst, seian Uhren stach
wie die Stirn eines Jdioten Arm-—
biinder schlängelten sich otelsnrbig nns
dein weichen Samt der Echniisenster
Rubine reihten sich nn Dinniiinten,
Saphire blitzten, nmtte Perlen schloss
sen sich zu langen Schnüren. Hinter-!
dein Ludmiisch stund der ,,t5hes« in
ti.detlosein Gehroct nnd verbengte sich
mit der Wiirde eine-J geschulten Di
plomnten.
Die Preise entsprachen der Höhe der
Miete- ltlber eine geschickte Stietlasne
setzte ein, und die stunden kamen in
quuipagen und Anto-:«, elegante Da
inen, Herren in Gehpelz nnd spie
gelndem Zylinber. Das Geichäst
tobnte· Der Juwelier rieb sich du
Hände, und der Haiisivart stand breit
beinig vor dem Tore, zog an seiner
Pfeife nnd toar völlig wunschlos.
Als ich im Herbst in die Stadt zu
rückkam, hatte sich dieses Bild satte-r
Behaglichteit gründlich geändert. Die
tote Saison lag dazwischen und leider
auch ein häßticher Prozeß, den der
Kurator eines entnsiindigten Ver
schwenders dein Juivelier anhängte.
Die Suche endete mit einem lahm-n
Vergleich; aber die Spezialtundschaft
des Leidens war topsschen geworden
zögerte mit den Eintäusen, blieb
schließlich ganz aus. Die teueren
Ringe, Uhren, tietten verschwanden
non dem weißen Samt der Schanseni
ttek und machten billigeren Artikeln
Platz· Dann verschwanden auch diese
nnd der Laden blies- leer zurück. Der
Haustvurt zeigte eine gesnrchte Stirn
und tauchte nurtnehr lalt. Große
weiße Zettel klebten treuztveise an den
Spiegelscheiben Lange, sehr lang-.
Dann mietete ein Delilatessenhänd
ler. Auch ein Spezialist. Das Spe
ziellste, was an Spezialitäten zu ha
ben war. Er führte Spargel im No
vember, Kirschen im Januar, und
junge Gänse im März. Die Spar
gel waren tviisserig, die Kirschen bloße
Phantome, die Gänse »getnacht, von
Sünden abzuschrecken«. Alter —- »Bei
menrs!« Ung teuer; sehr teuer!
Der Delilatessenhändler verkauste
nur französischen Seit — deutscher
Schaumtvein war ihm zu gewöhnlich
—- italienisches Frühodst, russischen
Kaviar. Seine Schausenster, eine
wahre Farbenshrnphonie, wurden täg
lich neu umgedichtet. Von hochbe
zahlten Fachgelehrten. Gezueterte
Veilchen aus Florenz schmiegten sich
eng an Wolgastöre, Riesenhummern
kletterten an Bannnen in die Höhe«
Sträuße von Trüssetn setzten schwarze
Flecke aus das rosige Fleisch Hder
Lachsr. "
Das tiellergeschosz wurde zur
Weinstube. Die Zigeuner siedetten
Nacht siir Nacht, und außer den Mie
tern der unteren Stockwerte, die den
Lärm aus erster lHand bezogen, sah
man im ganzen Hause nur dergnügte
Gesichter. Der haustvart strahlte.
Der Laden lohnte doch einmal! Der
würde den Besitzer nicht so bald wech
seln! —- Dann kam der Krieg.
» Anfänglich suchte der Laden
trampfhast an seinem gewohnten Bild
festzuhalten, an dem Bild der Ueps
pigteit. Und an den täglich neu an
gedichteten Schausenstern. Nur das
Material ivechseltr. Es wurde sozu
sagen doltstiimlicher. Weintrauben
im September, dann Tafeläpsel, die
auch der Ultinderbemittelte erschwtngen
tonnte, und ausgesucht schöne Birnen.
Schon mischten sich deutsche Matten
unter die französischen Schauintveine,
deutsche Schototaden machten den be
rühmten französischen den thang strei
tig, nnd die Whitstabler Austern ver
schwanden gänzlich. Ein verstimmtes
stladier ersetzte die Zigeunertapelle zur
Freude der Mieter aus dem ersten
Stock
Jede Woche konnte ich VeränDeuens
gen an den Schnufenitern bemerken.
’Den Wolgnltören folgten Malthiihnet;
Die Mnfthiihner verschwunden und
machten bescheidener-ein Geflügel Platz;
das Geflugel wechselte nnIf feifte Hi
sen lnzen ais-.
Hasen nnd Nebhiihnek hielten sich
den ganzen ersten Wiege-innrer hin
durch. Dnnn, o Schreck, erschrenen vie
ersten zlonsekvem Zuvörderst m vor
nehmer Anftnnchnng, Büchlenyums
»nur nnd Spukgei. Dann, verschiitnt
Jisn Hintergrund, später immer drei
ifter, Bilchfengulnfch, Suppenmiikfel
Wind londensiekte Milch. Dnzwipchsm
-Dnnetwnrst, und als Glunzpnnkt
Hopfensulnt. Ganz gewöhnlicher, ge
meiner Hopfensnlnt, wie ihn vordem
jeder Krämer führte!
Das tvnr der Abstieg, der lieber
gnng vom Epezinlisten zum sloloninls
warenhändlm mai-, mit esnem Wort,
die Katastrophe. Mit Dem Erlös von
Danekwurst und Konserven läßt sich
keine Phimtnsiemiete bezahlen. Jch
wunderte mich daher auch nicht weiter,
an Her Hans-wart kummervoll drein
fnh und wenig später die verhängnis
vollen weißen Zettel abermals im den
Spiegelscheiben be7estigen mußte.
»Ja vermieten! Zu Vermietenl«
Das stand an dein Laden lange zu
lesen. Zehe lange. Ich hatte mich
allmiitilich an den Anblick de- leeren,
duntten Laden-:- gewölmt und fleißig
iider die Veraiiiiglichleit alles Irdi
schen philosophiert. Bis mir der
Stoff und die Zahijrer auggingeiu die
Jirhörer freilich zuerst. Der Laden
schlies nnd hielt sich siir den Frieden
bereit. Jch tröstete mich also über
den traurigen Anblick, und der Haus
wart hätte sichv auch trösten sollen.
Der Laden und seine Schausenster
hielten mich nicht mehr vorn Heimge
hen ab. Jch tam jetzt täglich unt ei
nige Minuten sriiher nach Hause.
Täglich. Nur gestern nicht. Da det
spätete ich mich beträchtlich.
Der Laden — der Laden war wie
der auferstanden! Heil erleuchtet
strahlte er, Mädchen nnd Frauen um
driingten ihn. Drinnen am Tische
hantierte ein dicler Mann mit Wage
und Gewichten, und vor dein Tore
stand der Haue-wart strahlend, iideri
gliiitlich und tauchte mit doppelter
Frische, um die verlorene Zeit einzu
drinaeu Ich schlängelte mich an ihn
heran.
»Der Laden wieder deriiiietet?«
fragte ich.
»Mh!«
»Der Wirt ist wohl tüchtig mit dem
Preise hiiriintergegangen?«
»Ach wol«
»Was wird denn da drinnen ver
tanft? Jch tann es nicht sehen, denn
der Andrang —«
»Nicht wahr?« sagte der hauswnrt
glithch »Nicht wahr? Der An
drangs Kartoffeln werdet-. verkauft,
gute Speisetartosselnt Das lohnt
pocht Nun kann der Wirt ruhig
Wut-W