a Das Zweit Stizze von Henning Berger. Der Oberteltner des Restanrants «Fährhaus« übern-achte felbft das Einrichien des Rassees Er wischte noch einmal das goldene Servierdrett ad, dessen blitzende Kreissliiche von einem wirklich tünstlerisch zifelierten Rand eingefasst, die dünnen. iinitiert indischen iaßchen spiegeln sollte. Die großen Schwinggtafer fiir den hun tsertjahrigen Kognat wurden mit Eis gefüllt und die drei Litörflaschen mit weltberühmten Etitetten in Neid und Glied gestellt. Eine Gesellschaft von sechs herren hatte an diesem Tage im Fahrt-aus diniert. Sie waren alle im Alter von ungefähr vierzig Jahren —- die sem tostbaren Zeitpunkt, wo der Mann am höchsten steht, wo er ver steht, was er steht, und weiß, was er bekommt, wo er seine Stätte und Begrenzung kennt und nichts von dem vergißt, was er teuer bezahlt hat. Wo er mit einein Worte am besten, aber auch am gefahrlichsten ist. Die sechs Herren saßen schweigend um den Tisch, dessen frisch ausgeleg tes Tischtuch wie ein Schneefeld glänzte. Aus sechs Tassen stieg ein teifhter Dampf und aus sechs glim menden Zigarren blaue Rauchfpira len. Es war die Stunde, wo man aus Jnstiutt schweigt, um nicht durch ein Wort die Gedanken feines Näch sten zu stören, wo aber dennoch jeder aus eine Unterbrechung des Schwei gens hofft. Das Klappern eines Teetöffets wirtte ebenso durchdrin-» gend, wie ein plötzliches Hornfignai. Als Benzow ein Litörglas um siieß, fuhr hill zusammen, als ob eri von einem Schuß getroffen sei. Zaud; Illchtc. l .Wie fteht’s mit Deinen Nerven,j Dillk Und Lindberg fiel ein: »Du solltest Dir schwedische Mas sage geben lassen —- ich weiß die. Adresse eines Masfeurs.« ( hill aber veränderte teine Miene.; Er schüttelte nur den Kopf, ohne zu antworten Und dann wurde es wie der still. Ruhe, der die Stille nicht mehr ersi tragen konnte, nahm den ersten besten; Gegenstand, aus den sein Auge fiel als Vorwand und sagte mit seiner gediimpften angenehmen Stimme zu seinem Nachbar: »Was trägst Du da an der Uhr tette, Brandes-P s Und er zeigte auf eine Berlocke an dem breiten Uhrband das unter dem Saume der weißen Weste auf die linke Hosentafche fiel tvo die hand ruhte Brander sah darauf nieder. »Das ist ein Amulett!« »Ein Amutett·t« Hier fiel Zand ein: »Was sagt ert« Die übrigen erwachten — erfreut, Stimmen zu hören. Benzow fragte: »Woher hast Du dast« Ruhe, der froh war, eine Unter haltung in Gang gebracht zu haben, strich mit seiner feinen, aristotratis schen Tand den duntlen Bollbart und seine braunen Augen leuchteten hinterm Kneifeu »Er soll erzählen,'« sagte er. .Man trägt in unserem Drplom.1tenlreise teine geheimnisvollen Symbolet Wir kennen unsere Telegrammtoden —« die Uhrkette darf ebenso wenig wie der elettrifche Draht eine angedeutete Chiffre tragen.« · Alle stimmten ein. Zand sagte: »Meine Regierung hat noch Ueber raschungen siir Dein Knopflcck « Brander. Erzähle!« Brander schwentte das Eis in sei nem großen Glase. Er lachte mit den anderen. Keiner bemerkte, daß seine hand einen Augenblick wie lieb tosend iiber das kleine Medaillon glitt i .Gern,« sagte er. »es ist nur eine Bagatelle — eine Laune-' Damit goß er seinen Kognal hin unter. »Es war auf meinem ersten Posten in Paris, eine unbedeutende Selte tiirstellung, aber ich genoß es zu fe hen, zu hören und zu atmen Jedenl Abend, wenn ich in meinem hotels zu Mittag gegessen hatte, pflegte icht einen langen Spaziergang am Seine-l quai zu machen. Ich war immer allein, aber ich empfand die Einsam keit nicht ich genoß, wie gesagt, dass Lebe-, den Larrn und die blau-U Dämmerung Eva war noch nichtl in dein Paradies meiner Träume er schaffe-i Ist-m . Da tarn das Attenlat aus unseren Minister. Jch erhielt den Austrag von der Gesandtschast eine-i beitritt-I chen Agenten aufzusuchem der als Kundschaster bei gewissen Fällen verwandt wurde und der außerhalb Paris wohnte. Jch hatte nur einen Brief abzuliefern, den unser Gesand-. ter nicht der Post anvertrauen wollte Ich verließ die Gesandtschaft ntn s Uhr um den Zug nach Meadon am Gute Montpatnasse zu nehmen, und berechnete, daß ich in guter Zeit zu meinem Mittagessen und dem ge wohnten Abendspaziergang zurück sein würde. Es war ein milder Irühlingstag, die Knstanien standen in voller Blüte. Ein wundersamet Licht von Rosa und Gold hurchwehie hie Lust unh alle Laute waren heut licher zu hören, alt sonst —- in mei nen Ohren klang es wie Glockenges läute." Hier unterbrach send ihn «Jch glaube wahrhaftig, er erzählt uns eine Novelle aus einer Zeit schrift. Du wolltest von einem Amulett —" Benzow beschwichtigte ihn mit ei nem Eetau und einer Zigarette. Ruhe lachte skeptisch in seinen Bart. Brander fuhr in demselben eian nigen Ton fort: «C-ine Droschte brachte mich nach dein häßlichen und schmutzigen Bahn hof. Als ich ein Billeti gelöst, halte ich noch eine Viertelstunde bis zum Abgang des-Zuges. Jch schleuderte vor dem Bahnhose aus und oh. Er war menschenleer und ohne eigentli cnen Grund fühlte ich mich zum er stenmal einsam und unbefriedigt Plötzlich fiel mein Blick auf einen lleinen hlitzenven Gegenstand, ver auf dem Ast-halt lag. Jch nIhtn ihn aus« es war Dieses Mevaillon. Wie ihr seht, ist es eine kleine Goldlapsel, in Form einer Tonne. hier i ein Deckel —- hal Als ich ihm ö fnete, sah ich, daß der kleine Raum einige Ringel weiches hlondes Frauenhaar enthielt. Du brauchst nicht so zhnisch zu Lächeln, Zank-, wir alle wissen, daß so etwas als ein Amulett gilt und Glück bringen foll. Man pflegt es nur dein Ge liebten zu schenten Hatte er sein Glück verloren? Jch steckte die lleine Reliquie ge dankenvoll in vie Tasche und fuhr nach Meuhon, wo ich meinen Mann traf, meinen Austrag ausrichtete und sofort zurückzukehren beabsichtigte. Es war ein ungewöhnlich schöner Abend. Von dem alten Obseidatw riumsplatz aus s.ib ich Paris in ei nein blauen Nebelschleier liegen. Jch wurde von Wehmut ergriffen nnd ge dachte ich der Sonnenuntergänge iiberm Meer nnd meiner kleinen Spielgesiibrtin Olga, die der Tod mir genommen hatte. Jch war ans dem Wege zum Bahn hos. Plötzlich aber mertte ich, daß ich mich verlaufen hatte. denn ich be fand mich aus einmal in einen-. schö nen Wald. Jn Gedanken mußte ich den Weg nach Baå Mendon einge schlagen haben. Cz schadete nichts, dort tonnte ich einen der kleinen Flußdampser nehmen und in das Herz von Paris gelangen. Jch setzte den einmal eingeschlagenen Weg sort. Als ich, halb in Gedanken, die Hand iii die Tasche führte, sand ich das tleiiie Amnlett. das ich bereits vergessen hatte. Jch blieb überrascht stehen. »Ja der Abendbeleuchtung schimmerten -die Haarringel wie Mondschein —- sie hatten dieselbe helle Farbe, wie Olgas Zöpsr. Wem mochte das Amulett gehört habens Welche Gedanken und Wün sche kniipsten sich daran? Mir war, als ob das kleine Ding die dustende Wärme einer weißen Haut aus strömte. Jch kiiszte die kleinen Haar locken und vergaß, daß sie nicht siir mich bestimmt waren. Ein Schatten fiel über den Weg. Als ich aussah, stand die tote Olga dor mir. Sie war es und war es doch wie derum nicht. Schlank und blond stand sie da, vier oder siins Jahre älter als die Verstorbene, aber wenn Olga gelebt hätte, wäre sie wie diese gewesen. Und dann das Haar — das haar! Jch trug genau dieselben lLock-en in meinem gesundenen Amus ett. Jch stand eine ganze Weile stumm und starrte sie an. Jch dachte, daß das Bild wie eine Vision verschwin den toiirde. Statt dessen aber sing ed an zu lachen. »Sie sind verkehrt gegangen,« sagte sie, ..tominen Sie, ich will Jbi nen den richtigen Weg zeigen!« -Zii meinem großen Erstaunen hatte das junge Mädchen mich in meiner eigenen Sprache angeredet. Ich sand keine Worte. Sie lachte: ,Jch gehöre dort ins haus, too Sie eben waren — ich bin seine — seine Schwester. Ich sab sie durch eine balbos ene ciir nnd weiß, wer sie sind. bendz dslege ich immer allein in den Wald zii geben und mich zn sehnen. Ja, ich sebne mich nach hause. Jch siible mich nicht wagt hier und seine Arbeit bedriickt nii .« Jbre Stimme barg alle Töne der Veimnn Ich sehnte mich, wie fie. Jeht wußte ich, wer sie war, und zum erstenmal erschien auch mir, feine —- unfere Arbeit widerwäriig. «Sind Sie es, die die Ueberfeyuni gen mark-M« frag-e ich· Sie nicktr. »Wie heißen Sies« «Olgn.« Wie wenig gehört dazu, um ein Menschenschictfai zu bestimmen. Ein Name und blvnve Zöpfe in einer Jrühlingsnacht, die wie M erste Liebeserwachen der Jugend ist. Jch war wie verliert nnd bebte vor Et regun3. Während mehrerer Stun den wunderte ich Durch den verzau berten Waid, wie in den Märchen der Mai-dein mit Olga an meiner Seit-. Au wir uns trennten, hatte sie mir alles von sich erzähli, und ich ihr non mir. Ich war in einem Zustand fieberhaiter Erhihung — dennoch.meineherren, swarsa meine ersir wirkliche Liebes« s s Und damit hatten meine einsamen Spaziergänge längz der Qnaii in Paris ein Ende Wenn die Siinel unter den glühenden Abend-sollen er-! tötete, war ich allerdings am User des Flusses —- aber weit außerhalb dek Stadt, und wir waren zwei. Jeden Abend trasen Dlga und ichs Tuns in einem Wirtshaus in Bas-1 Meudon, wo wir zusammen zu Mit-· s lag aszen und unö erst trennten, wenn es iiber den Kronen im Saint Claud Part zu dämmern begann. Jhr Bruder war aus einer langen Unter «suchungsreise, die das halbe Europa !umspannte. ! Und die Zeit slog. Der Frühling verging, es wurde Sommer, und statt in den Ferien nach hause zu reisen, ’inietete ich eine Villa in Sdkres. Nachts schlang Olgas Goldhaar sich wie ein Netz um meinen Kopi, und den ganzen Tag hörte ich ihre melo dische Stimme in meiner eigenen Sprache unter dem sonnendurchweb ten Gewölbe der alten Bäume. Aber der Herbst kam und mit ihm der Ernst. Dieser Mann. aus den irir uns verlassen halten« war von Anfang an ein Abtriinniger. Er verriet ung, das heiszt er war der bezahlte Spion einer anderen Macht· Kurz und gut: er wurde entlarvt und kurzer Prozeß mit ihm gemacht. Sie wissen ja alle, meine Herren, Zvie schnell solche Parasiten verschwin den. Eines Tages sind sie plöhlich sori« als ob der Wind eine Hand voll Staub sortgeblasen hat Und Olaa! Es war ein schwerer Hamps. Sie war ja nicht seine Schwester. Sie war seine — seine Frau, oder etwas anderes. Aber Pflicht isi Pflicht. Sie wurde nach Hause geschickt. Ich habe selbst die Papiere ausgestellt Das ist nun alles lange, lange her. Die Sache war übrigens der Anfang zu meiner Kartiere, sie vrachte ciir dng erste Band siir mein Knopslr4 ein. — Aus eine Weise hat das Antulett rnir also Glück ge bracht.« Brander tranl seinen Freunden gu, das Glas in der Rechten; die Linke, die die Goldtapsel umschlos-, debte so stark, daß die Manschettens lnöpse tlapperten. Band wars ihm einen langen Blick zu. »Du erzählst gut,« sagte er. ilnd als Brander nur die Augen brauen hob, sitgte er hinzu: »Aber sage mal, habe ich dich recht verstanden, hast du das Arnulett ge sunden?· Brander sah ihn unbekümmert in die Augen und antwortete in leich tem Ton: »Aber natürlich, lieber Freund. Die Aehnlichkeit des haares ist ja ge rade das Mertwiirdige bei der Ge schichte: wie ich erst das Aninlett sand und dann das Mädchen-' Ruhe wählte zwischen seinen Zigas retten und sliisterte Brander unver cnerlt mit seinem sanstesten Tonsall zu: »Gut gelogen, du.« Benzow, der sast die hölste der Eckauslasche geleert hatte, bat darum-, das Aniulett zu sehen. Es herrschte einige Minuten Schweigen, während das goldene Me daillon von band zu hand ging. Der Deckel war geösfnet und jeder wars einen Blia aus die blonden haarringei. Ruhe war der legte, er betrachtete lange den blonden Kranz. Von draußen drang das Tuten der Autornobilhupen herein, die vor dem Restaurant dorsuhrett. Ruhe tnipste den Detel des Me daillons zu. Mit einer ehrerbietigen Bewegung gab er Brander sein Ci genturn zurück. Sein Ton war erntt sast feierlich, als er sagte: ; »Es sieht aus, als ob ein Blut stecl aus dem Daar wäres« s Brander veränderte leine Miene. ) »Und-schaurig eis- owner-. Isagte er. »Aber Gold kostet nicht« Brander war erschreckend bleich. Sein Ton aber verriet nicht-, als er antwortete »Goid nicht — aber alles andere.« Der Obertellner tain mit der Rech nung. Sie tourde aus einen- silber nen Tablett til-erreicht. —- Dutntnes Mißver ständnis. A.: Wollen Sie nicht unserem ipikitistiichen Verein beitre ican V.: Nein, ich bin ein Gegner des Alte-hols. —- Ra i v. ,h·tik’, Tendchen, wes hahlb fchlägsi Du denn Deine Puppe so se ti« «Jn, Mem-, das muß geschehen, ich will mir nicht später vorweeien las Ien, daß ich meine Kinder verziehe, wie Papa immer zu Dir sagst« —- Bedentekn herr: »Be fenken Sie, Arbeit machi das Leben iiß!« Butmnlen »Kann schon fein; aber lieben Sie,ich ich bin halt so schon a bisserl zuckettraniP — Lan sit-eilig. Passagier: Entschuldigen Sie, Schafft-en hiii der Zug so lange, daß man ein Glas Bier trinken tannf« Schaffnm »Aber sind R doch net sp langweili. Bis Sie lang ifrag n, hätt» i n zwei ’iennien!«j I HerjartdesGliaw Von Ludwig sauer. Als der Weltlrieg ausgebrochen war, dieses böse Tier, das cnan in drei Jahren noch nicht wieder einsau gen konnte, befand sich Georg, der held dieser ebenso unwahrscheinlichin wie wahren Begebenheit, in den Ver. Staaten. Er beschloß, zurückzutehrem Aber das war leichter beschlossen als ausgeführt Georg suchte sich einen jungen Mann aus, der nach Alter und Aussehen nicht sehr verschieden von ihm war, einen Hierwegen Die ser Norweger hatte die Schwäche, gerne mehr zu trinken, als seine Geldtasche und seine Geistestlarheit vertragen. Daraus gründete sich Ge orgs Plan, und dank dein eben er wähnten Umstand wurde es Georg möglich, in den Besitz der norwegis schen Ausweispapiere des Betruntes nen zu gelangen. Es tostete ihn nur wenige Damm die in doppelt ge siilschten Whisly angelegt worden weitem Daraufhin lernte Georg Norwe gisch; er lernte ej mit erstaunlicher Verbissenheit, außerdem wurde er siir lurze Zeit Buchbinder, was der Nor weger war, um sich im Besisze aller Sachkenntnisse leine Blöße zu geben. Ferner studierte er Landlarten und Reisehandbiicher oon Norwegen, und nach mehrmoaatigen Vorbereitungen verlangte er einen Reises-aß irn Zwi schendect nach Europa. Er erhielt ihn. Als daz Schiss von der britischen Kontrolle untersucht wurde, sah er, wie ein jeder seiner Mitpassagtere ge nau geprüft ward. Gar mancher Schweizer, Schwede, Jialiener und’ Spanier verschwand zähnetnirfchend in den-. englischen Boote, das die’ Verdachtigen und Ueberfiihrten gefansl gen sortnahm. Wie Georg verhörtl wurde, sagte ein englischer Kontrollsl beacnter auf Deutsch: Seine Hofe ist! zerrissen. Aber Georg verstand dies Falle. er durfte nicht Deutsch verste hen und er sah nicht auf seine Hose. Man untersuchte seine Reifetapde und sein Rocksutter, man priiite ihn auf Norwegifch —- er bestand alle Fra-» gen und glaubte sich schon geborgen,l ais es einem der derhörenden Agra ten einfiel, ihn nach Namen und Ve rus seiner Eltern zu fragen. Dassl überraschte ihn, daran hatte er nichts gedacht, und er fühlte, daß er, wenns er fest einen Sekundenteil zögerte,f verloren wäre. Da sing gerade seins Nachbar wiitend zu schreien an — man hatte in seiner Krawatte ein von. ihm iiberfehenes Herkunflszeichenl eines Dortinunder Geschiiftes entdeckts Jene Unterbrechung rettete Georg. denn die Aufmerksamkeit war eine Minute von ihm abgewendet, er hatte Zeit, sich zu besinnen, er beantwortete die dersänglichen Fragen nunmehr fließend, die Prüfung war beendet, er durfte nach Bergen weiterfahren, und drei Tage später war er an seinem Ziel, drei Wochen später im Kriege hier begegneten ihm die erstaun lichften Zufälle. Einmal faßte ihn der Luftdruck eines Gefchofses und trug ihn viele Meter weit, wo er ihn be hutsam hinter einige Baumgeripoe hinstellte. Ein andersmal sprach er gerade mit einem Kameraden, ais dieser, ohne auch-nur einen Laut von sich zu geben, umfiel; Georg stand ganz erstaunt da, hielt it der band noch das brennende Streichholz, mit. dem er dem jählingö Gefallenen eben’ noch die Zigarre anziinden wollte.! Dann befahl ihm sein haupimannJ mitten im Sperrseuer eine wichtige Botschaft rückwärts zu bringen« Das war ein schlimmer Befehl, und der hauptmann sagte denn auch: »Sie haben ja so viel Gliict, Ihnen ge schieht nichts-« Aber rr war davon gar nicht so recht überzeugt« und fein Auge folgte mit Mitleid Georg. Auch die Kameraden blickten ihn Abschied nehmend-an. Sie hatten auch ganz recht, nur ander-, als fie dachten. Denn kaum war Georg aus dem Ver bindung-graben herausgekrochen und auf freiem Felde, alt ein Lärm wie bom Yeltuntergang die Lust erschüt rerre· Me ganze Stellung hinter ihm war in die Luft geflogen, die Mine explodiert, und er der einzig Ueber lebende. hätte et nur zwei Minuten gegögert, so wäre auch er zerrissen worden wie die andern. So aber kroch er mit feinem ,Befehle«, der fett freilich gegenstandslos geworden war, zurück, die Kugeln oerschonten ihn, und er war gerettet. Als Se henswiirdigleit wurde er angestaunt. und bald sprach sich die Kunde von dem Glücktpilz Georg überall herum, und niemand versäumte, diesen offen kundigen Liebling Fortunai zu be sichtigen. Nun ging auch in ihm eine merk würdige Wandlung vor; er begann zu glauben, daß über ihn eine beson dere Vorsehung wache, er hielt sich fiir gefeit. Das war noch mehr als der uralte Aberglauben des Engelfe gens, das galt fiir alle Lebenslagen und er gewann dadurch eine Sicher heit, die bei jedem anderen Wahnsinn gewesen wäre. Bei Georg aber tonnie man nicht einmal von Kühnheit spre chen; er hatte eben seinen Geheimoers trag mit dein Schicksal, er wagte aljo eigentlich gar nicht-, wenn er sieh m Gesahr begab. Einmal betam er einen Kopsschußz jedoch die Kugel berührte sein Gehirn nicht, streiste ihn nur eben, nnd er wunderte sich darüber auch gar nicht, sand das nur selbst verständlich. Der Arzt staunte, sagte, ein so glücklicher Schuß wäre unter Millionen nicht zu sinden, nnd die anderen setzte drängten sich um Oe org, besahen die Wunde nnd schüttel ten den Kons. Es war gerade sa, als ob eine unsichtbare band die Bahn der Angel abgelenit hätte. Man schrieb darüber in medizinischen Zei tungen, suchte gelehrte Erklärungen, über die Georg nnr spöttisch lächelte. Was sprachen die Menschen süi Un sinn über ihn, wo doch alles so ein fach war —- er war eben ein Schoß lind des Schicksals, das ihn sür ir gend eine geheimnisvolle besondere Ausgabe bestimmt hatte, die er selbst noch nicht wußte. Deshalb war sein Leben geschüht und ansgespact. So wurde er eitel; eine wachsende hochachtnng vor seiner begnadeten Persönlichkeit erfüllte ihn immer ,mehr. Aus seinen besonderen Erfol gen schloß er, wie dies Menschen ger sne zn tun pflegen, auch aus seinen xbesonderen Wert. Alles drängte sich .zn ihm; denn die Menschen meinen, Glück sei ansteckend nnd so hielten sich viele in seiner Gesellschaft siir ge borgen. Da war es nun eine Abson derlichteit, dasz dies bei Georg nicht stimmte; im Gegenteil, es war. als wollte das Schicksal geradezu zeigen, daß es nur Georg persönlich »Es-enor zn9e· Wer sich an ihn drängte, hatte Irgendtvie Ilngliiit, diente ihm als Folie, von der er glänzend sich abhob. Die Leute am ihn wurden verwun det und fielen, nur er blieb heil. Pa tete, die sür ihn bestimmt waren, la men oft als einzige an. Einmal er eignete es sich, daß ein Vorgefehter über ihn sich erzürnte und seinen Na men in fein Notizbiich eintrug mit der Absicht« ihn ftrenge bestrafen zu lassen. Eine Stunde später war der Offizier von einer Bombe fo gründ lich zerrissen« daß inan faft nichts mehr von ihin fand als fein Notiz buch. Jn diefeiii war Georgs Name aufgezeichnet und dreimal unterstri chen —- fonsi teine weitere Bemer kung. Man nahm alfo an« daf; der Offizier Georg fiir eine besondere Auszeichnung hatte in Vorfchlag bringen wollen« und erfüllte notiirlich pietätvoll deffen letzten Wunsch Bei einem blutigen Angriffe ereigs nete es sich« don Georg die Besinnung verlor und erft in der Nacht aufwach te. Er lag unter Leichen« aber er telbft war unverteyt Als er der end lich einlongenden feindlichen Sanis tätsinannfchaft sich gefangen gab« lä chelte er spöttisch; denn er war inner lich feft überzeugt« daß dies nur eine Epifode wäre und bald zu feinen Gunften ausgehen müsse Es mußte doch einen Sinn haben« daß wieder er allein unter hundert-n gerettet war, da- tonnte lein bloßer Zufall fein! Ueberhaupt — Zufall« gab es denn das? Ein Wort fiir Gedanken lofe· Ueberall war Bestimmung Ge fes« Schiitfal, Notwendigkeit Als er zu verschiedenen Arbeiten cis Kriegs gefongener verwendet wurde« zeigte er sich anftellig und willig, fah fich überall um. Da war vieles zu erfor. schen« was später wichtig fein würde. Denn er zweifelte ja nicht« daß er bald befreit fein wiirbr. Er beobach tete« mertte sich allerlei, fein Gehirn war wie eine Platte« die neue Bil der aufnahm und sie getreulich be wahrte. Nach einigen Monaten fagte er feinen Mitgefongenem »Nun habe ich genug« nun reife ich nach Haufe.' Sie verhöhnten ihn wegen feiner Prahlerei« doch er hatte einen fo über zeugenden Ausdruck in feinem Gesich te, daß sie nur zweifelnd mit den Achseln zucktew Am nächsten,Tage follte er wieder auf deni Felde ar beiten. Ja einem nahen Weiher bade ten Männer. Mit einein rafchen Griff hatte er die Kleider eines Burschen ergriffen« riß die feinen sich voni Leibe, zog die andern ein. Dann legte er einen Brief« in dem er feinen Oeloftmord mitteilte und von derq Welt Abfchied nahm, ans Ufer; aber ei fiel ihm ein, daß das doch nie mand glauben würde. wenn man be merlte, Laß die Kleider des andern fehlten, nnd fo nahm er den Brief wieder an sich, vergrub nur feine eige nen alten Kleider in der sErde und is als freier Mann fort. Jn der krieche fand er Tabak, Brot und ein wenig Geld; er felbft hatte davon einiges fich befchaffi auf eine Weile, »die ich im Interesse aller Kriegsge fangener nicht veraten darf. Seine fFlncht begann. I Sie war fo voll Adentruern und Gefahren, daß sich ihre Erzählung iwie der tollste und phantaftifchfte Ro jman lefen würde. Er übernachtete lanter heuhaufen auf dein Feld, er ireifte in eine-n leeren Fasse. und da ,dei wurde der ganze Zug auf liichtlinge unterfucht. Gerade fein afz iiberfalp man aber, als wäre es gar nicht da. Alsbald kaufte er fich andere Kleider, warf die alten gestoh lenen fort, den hat und fein Tuch in den Fluß, und den Abfchiedsdriei fchiette er rnit der Poft fort —- fo war er sicher, daß die Zenfur ihn leis leu und ee fiir tot gelten würde Der Brief war nach Norwegen adreffieet, er iannte dort zwar niemand, aber fder eigentlickze Adresse-i war ja doch Idee Zenfor. Oeorg las fchmunzelnd feine Todesnarhricht in den Zeitun gen. Einmal waren ihm Polizisten auf der Spur, aber er rettete fich in die Gruft eines nahen Friedhofes. Er hatte sich angewiihnt, in der Nacht zu fehcn wie eine Kobe, und um feinen Alzent zu verbergen. hatte er fein Kinn verbunden und sprach zögernd und ftotternd wie ein-Mensch. dem der Kiefer durchfchossen wurde und ,die Zähne fehlten. Ein jeder andere wäre verloren gewesen, der wie er leine Dolutnente und teine vollkom mene Sprachbeherrfchung besessen hätte: Georg aber wurde durch feine Sicherheit gerettet. durch feine Zu versicht, daß das Glück ihn auser wählt habe und ihn schütze. Das gab feinem Auftreten eine fo fett-stink ftändliche Ruhe, daß jeder Ar wohn ihm ferne blieb. Freilich, die chtvies rigfte Aufgabe war, dir Grenziibers fehreitung zur Schweiz. Er ging iiber einen sehr hohen Verg, traderfierie Gletfcher mit blutenden Füßen, hatte weder Geld noch Nahrung mehr. Der leyte Grenzfoldat fpiirte ihn jählingc auf, legte auf ihn an. Georg schier oerloren, und tros feinem Glauben erblaßte er, fpiirte zum erstenmal Angst. Aber eben als der Feind an legen wollte, begann er aus unheim liche und fchrectliche Weise lautlos unt plötzlich zu verfinten. Er fortr wohl in eine Gletfcherfpalte geraten, oder war der Schnee zu weich? Je denfalls war Georg wieder gerettet; damals glaubte er, daß er nie mehr sterben würde und auch über den Tod Gewalt hätte· Nun gab es lein hin derniz mehr, Georg war in der ret tenden Schweiz. Zwei Tage später teas ich ihn, reichlich mit Geld versehen, lachend und vergnügt in Zurich. Er war nicht in Unser-n gestohen, hatte fsch der Schweizer Grenzwache gegenüber als Zidilinternierter ausgegeben und alt ein sreier Mann. Er wollte tviedet nach Deutschland zurück, und mitteil sain im lleberschwung seines Glückes erzählte er mir seine Lebensgeschichte Stolz iiber hundert überwundene Gefahren, ein Mann, dem nichts ge schehen tonnte. Mit einein raschen Gruße nahm er Abschied und wollte die Straße überschreiten. Blihichnell lani gerade ein Auto um die Ecke. irr ·· dein zwei dergniigte Schieber saßen: · der eine von ihnen lenlte den Kraft tvagen. Do war auch Georg schon-. unter dessen Rädern und wurde ster bend hervorgezogem So starb er, der Narr des Glücks. , Seine Faust war gebollt tvie im Zor- - ne iiber Verrat, und noch in seinen toten Augen lag ein unergriindliches Staunen. IIOschlussesebe0. » Er reiste schon um zweiten Tag Wieder ab, der Sininiergast« Tie Berge zweitausend Meter nur — Tab war den doch zu wenig fast. Llllensath hätte es noch dasiiert — leer das hotel — o Granol — War bis zum dritten Stock besetzt llnd es war tein List inr dank-. W dergleich. Mein Weib gleicht einem Aerodlam Es leidet an Zetnetligtejtswulnn Tte Zunge acht schnell nnd schneller — Tcs ist nämlich der Propellerl — A h a. »Wie hast Du denn den zndringtichen sinaerenreisenden so rasch ltinansaebracht·t'« ,, ch verlangte-, er solle mir einei seiner Zigarrcn zur Probe vor-ran chen.« — Darunt. Gast ldes Alpen hotcls, zu eitlem andern): »Er-gen Sie mit-, was nian nur mit·dent von Nr. 10 ten-? Der steht hinten beim Echo und schreit unnnterbros chent ,,Lchs, Eicl"?!« Der Andere: »Ich lann mir's schon erklären, der ließ sich vorhin die Rechnung von den Wien vier zehn Tagen gebe-ji« —- ikteiner Irrtum Mut ter (nach Hostie ionnnend): »Ni» starlchetn war der Doktor da?« Karlchem »Ja, Monta, er hat tnir den Puls geiiilsit, tneine Zunge besehen, den Kopf gesrlsiittett nnd gemeini, es Ioiire enI sehr ernster Falt. Dann hat er ein Jiezepr da gelassen nnd gesagt, er wiirde mor gen wieder konnnen.« Mutter: ,-Attinöchtiger Gott, wes-« gen Deiner habe ich ihn ja gar nicht N holen lassen, sondern wegen Deine-i Schwesterchens Du bist ja ganz ge sund.« —- Deshalih «Tonnerwetter ietzt ist mir meine Ziuarre ins Vier gefallen i« »Na, wegen der lumpigen Zigars re brauchen Sie doch nicht so zit jammern-P »New-n der Zigarre ist's mir auch nicht —- aber IS Bier wird warnt!" — Erster Nacht-ersann Junger Eiseinatnn »Das Getnnie ist Dir nicht besonders geraten, Lieb checks« Frau (eniriistet): »Ja, natürlich tvenn Du das iiir Gesuiise ansichti das ist doch Griespnddingk« —- A tiikliirnsia. »Anm weichen Zweck hattest denn die Höch tpreisef«' ie selten die Preise möglichst iirs hatte-M . s« M«