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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 18, 1917)
Sonntag-blau de « Staats Anzetger und Wer-old ——-M-— « ,Rebt. Donnerstag-beut — Iich2 - Novelle von Rudolf Strah. —M An du Tafelkunde der pensionier tm Exzetlcnzen in Wieäbaven lachten sie und proteitietten. Ader der weiß töpiige kleine General, der bisher das Wen gehabt, blieb ernst und jagte: «Doch!... Es ist wahr- Jch hab' mich 1870 einmal gefürchtet» ." »Am wem draus-"' «Das weiß ich bis heute noch nichts . . .«« Und da et die ungläubig-n und ge spannt-n Gesichter Inh, setzte et hinzu .,Wenn Sie wollen« erseht Ich es! Die Sache ist sonderbar-, aber nicht lang... , - txt war ini Winter. Vor Orteans. Sogar der Name des verschneiten Restes, in das wir Dragoner ins Quartier kamen. ist niir augenblick lich entfallen. Vor uns waren Bayern iii dein Dorf gewesen Als die abmars ichierten. zogen wir gleich in die noch warmen Stuben nnd Stiille ein. tltur das tleine Schloß mitten in der Ortschaft, der Kirche gerade gegen über, blieb iinbelegt. Dort hatte sich, in dein Abendgesecht das der Ein iiahnie des Dorfes not-ausging. ein Trupp abgeschnittener Franttireiirc iestgeseht gehabt. Die unseren woll ten nicht wieder iinniih Blut bei einein diretten Angeiss optern. Sie tiiiiten die Vintergebiiiide in Brand geschossen. Das herrenhaus vorn blieb stehen. Da hätte inan sich bequem einrichten trinneii. Ader die Bayern verspiirten iii den vierzehn Tagen, die sie da la gen, teine Lust dazu. Der Ort weilte doch düstere Erinnewngeii. Blut iireratl, haarbiischel an den Wänden s— ini yindgeinenge eingeschlagene Iiiren — im großen Saal das rote Stroh. aus das sie den Schloßbeirn nnd seinen Sohn nnd eine Reihe iFieischiilen wohl ein Dutzend stum iiie Leute, gebettet, ehe der Eures und die Bauern sie ans dein Gottebaiter zur Ruhe brachten. Es war denen ja allen nur geschehen, wie sie selbst ge ivrllt —- sie hatten sich init bewaff ,-iieier hand gegen uns zur Wehr ge seht -—- also... aber iininerhin... das unwirtlichr Hans niit den zer iriiiiiineiten Irnslerscheiben stand leer, als wir lamen. Oder doch! Einer der Bayern war darin gewesen! its hatten sich in der Stille oer Nacht, wie manche behaup ten wollten« sonderbare Laute and dein Gebäude vernehmen lassen... vielstiiiiiniges, gedäiinpsted Lachen — Iritte — Türenschlagen — ein ir iendeö Licht längs der Fenster —- na türlich dachte incn zuerst an Frants tireurs — aber das war ganz ausge schlossen, mitten iii diesem von Deut schen wiininelnden Dars. Und gerade dies Geheimnis-volle reiste einen jun gen Leutnant ooii den bahrischen Che oaiixlegers. Er erlliirte, er wiirde ein inal eine Nacht in dein Sputhause zu bringen, nnd siedelte gegen Abend niit Matrahe und Nebolver dorthin til-ser Aber die anderen Herren waren noch nicht schlasen gegangen, da erschien er« so gegen zehn Uhr nachts, wieder iii ihrer Mitte und sehte sich still zu ihnen. Warum er driiben nicht hatte bleiben wollen, darüber war nicht ein Wort eins ihm herauszubetoriiaiew lind bei une, den Nachfolgern, iiiiir nun schon ein Sagentreis iiin das Schldßchew Die Mannschaft er zählte sieh die diininisten Geschichten. Das ärgrrte unseren Adiutanten Er iootite sie Lügen sirasen. lind ani dritten Morgen, den wie da waren, sagte er zu uns qaiiz obenhin .,So, Kinder . .. ich hab' die ganze lehte Nacht dort drüben zugebrachti« Ein paar Zeugen bestätigten dad. ttlnd alles sragte: »Na —- und...«i« psch half geschlafen und von Mut i-tn geieöunIL .weiiet gar nicht-» Er lachte vnlsei Ein wenig bleich fah er aus. Aber et war ganz guter Dinge. Gegen Abend ritt er zum Be iehisempfnng in das Beigndeqtmrtiee — drei Dörfet weiter. Er ist nie wieder zum Vorschein gekommen. Sein Pferd fand man ein paar Tasse i iiet halb verhungert auf freiem Fell-. Gott weiß, wo ihn vie Frank 1iteurs eingelcharti hoben ilnd wieder einen Abend darauf saßen wie sehr nachdenklich beisam men und sprachen von dem verschone nen Kometen-en Nun hatte ich nn dem Abend eini gen heißen Rotwein getrunken. Denn mit war schon ein paar To e gar niåi gut Ich im fortwähren, und Kopf war swee wer. Aber iei feine-nie mich der pei il blen wieder nniernelimunqsluiiig, wie ich lon als junger Leuiunnl mit meinen echt -— auswanng Jahren war, und ich rte : »Der Sache muß auf den Grund gegangen werden! Jch werde heute nacht einmal dort drtiven mein hauptqunrtier nusschlagen.« »Du gehst doch nicht hins« Das sagte einer meiner besten Freunde neben mir, und ich dagegen «Wns gilt die Wette?« »Ich fes den ambtichen Schim mel...« - Diese Stute hatte er von einem ge fallenen französischen Offizier erbeu tet. Es war ein schönes Tier. Schon allein vie acht Stunden in dem Gei stetichlößchen wert. Und er tilgte hinzu: »Für mich ist der Gaul ohnedies zu låichn Morgen früh gehört er dir!« « op!« Jch ließ mich nicht lange bitten, das anzunehmen. Jch war voll Taten drang. Jch wollte mich durch etwas Ungewöhnliches aus dem unerllärlis chen Trübsinn ausriitteln, der in der lehten Woche aus mir lastete, und ge gen zehn Uhr abends wanderten ich und mein Bursche iiber den lnirscheni den Schnee zu dem stillen haust hin iiber. Er trug ein paar Bettstiickr. Die legte er vor dem Kamin in dem großen Saal hin, dem einzigen Raum, dessen Fenster noch ganz wa ren. Feuer hatte er schon vorher ange zündet, rückte noch ein paar Holz scheite zum Rachlegen zurecht, machte aus inein: »Na — nun abl« lehrt, und kaum war er aus der Türe hin aus, da hörte ich ihn lauten, was er konnte. Meine Stimmung war jetzt ange nehm erregt, beinahe heiter-. Jch streck te mich behaglich aus der Matrase aus — mit dem Kopf gegen die Wand —- denn immerhin — es war doch nicht gut, wenn plötzlich etwas hinter einem stand. und rauchte meine Zigarre Unisorm, Stiefel, Säbel — alles hatte ich anbehalten — oen Re ooloer zur Hand. So lag ich und schaute vor mich hin. Der Saal war groß, die Ecken dunkel. Der Schein der Kerze und das Geslacker des Ka n.inieuere reicht-n nicht bis zu ihnen. Die erhellten nur die Mitte, und eben aus die fiel auch der grelle Mond schein aus der weißen Winternacht draußen. Au den Fenstern war es bei nahe taghell. Man konnte dort deut lich noch einzelne Strohhalme nnd sonderbare dunlle Flecken aus dem zerschiirsten Partettboden erkennen. Die Flecken war-en Menschenblut. Das war mir gleich. Jch dämmerte allmählich immer mehr oor mich hin, und eine tiese, sonderbare Müdigkeit löhmte mich. Jeht erzeugte sie in mir nur noch den Wunsch, die Augen zu schließen und mich nicht mehr zu rühren. Und wirklich schlummerte tch all mählich ein. Das heißt: es war ein unruhiger halt-schloß in den die Wirtlichleit immer wieder hinein schaute — mal mit ein paar blechers nen Schlägen vom Turm der Dars lirche drüben. mal mit Dragonerstims men von der Gasse her —- die Wach ablösung, die ein Posten anries — und dazwischen kamen verworrene Träume s— oon zu hau- — vielleicht gab eo bald Frieden... ein Genuß war der Winterseldzug nicht... we nigstens nicht diese Kahbalgereien mit Garibaldianern oder mit Franttii reurs. wie hier im Saal, wo sie sich an den Gurgeln gewürgt hatten und einander die Schädel mit dem Kolben eingeschlagen —- und wo es seht so still war —- — so totenstill... llud talt dazul Jch sriistelte unter den dicken Wohlachll, die ich über mich gelegt, nnd blingelte oerschlasen in den Kamin neben mir. Natürlich — da giimmte die Glut nur noch und stackerte in ersterbenden Flämmchen Da mußte man nachlegen. Jch rich tete mich aus dem Ellenbogen aus und lchob mit dem anderen Arm ein paar holgstiicke in das eFeuer. Dann sireckte ich mich wieder aus. Ich war seht ganz wach geworden und sah mit ossenen Augen vor mich in das mond helle Zimmer hinein. Und dabei bemerkte i mit Erstau nen: dort om Fenster kund jemand. Ein junger Offizier. Er hatte mir den Rücken zugewandt und schien nachdenklich in die Win ternacht hinauszuichauen Er rührte! sich nicht. Aber er war sen Kopf bisj zu Fuß deutlich erkennbar-. » Und eben dadurch wurde mein ers. ster Gedanke zunichte: das ist einer oon denen, die lie hier umgebracht ho ben. Der Sohn des Schloßherrn viel leicht... Doch der am Fenster trug deuitche llniform. Die Unifvrm mei nes Regiments. Dnd beruhigte mich sofort wieder. Da war einfach, während ich schlief, ein-Kommt) gekommen, um nachzu kehern wie es Intmr ginge, und ob ich überhaupt n nle kei Natür lich. seen vereint n mand eine Wet ite und solch einen Schimmel dazu. So sagte ich denn ganz gemiitlich und halblaut unter meiner Decke her: «Na —- wer ist es denn von euch?" und in der Stille hnllte es förmlich wie ein Echo an den leeren Wänden des großen Saales wider: »Wer ist es denn von euch?« —- aler es lnm keine Antwort. Jch wiederholte die Frage lauter ein zweites nnd ärger lich und ungeduldig ein drittes Mal .. immer hörte ich nur meine eigene Stimme... sonderbar in der laut loien Nacht-» Die Gestalt um Fenster ltimmerte sich gar nicht dar um Sie stand da, ganz ruhig, und wandte sich nicht nach mir, sondern schaute nach den verlohlten sei-tim mern nnd dem Schnee draußen vor ven Scheiben ilnd plöstich wurde mir llnrt das ist in unser Adjutont!... Oder et was von ihm-« etwa-, war noch übrig ist« nachdem sie ihn selber hin terrücks irgendwo im Walde erscho:sen hat-en —- und wie mir das durch den skeps fuhr, sing mein Herz an, gez waltig zu hämmern, und ich lag un; beweglich, um nicht die Erscheinung am Fenster ans mich ausmerlsam zu Wachen. Dabei dachte ich doch ·oetter: Wenn es der Adjutnnt ist, dann ist es doch mein Knmernd, mein guter Freund. Der tut dir doch nicht«-»Der kommt doch höchstens noch einmal zurück, um dich vor etwas zu wornen oder dir zu verraten, wer seine Mörder sind, damit Ihr euch morgen die Kerle holt und sie slisiliert und ihre Ge höste nnsteclt... Das nlleo war ja eigentlich verrückt —- nber die Gedan len wirbelten mir nur so in meinem Kopf, der dumpf nnd schwer war wie von Blei. Jch mochte den gar nicht von dem Polster heben und oerwnnote lein Auge von dem stillen, mondbeschienenen Lentnant am Fen ster. . Der Regimentsanjuiant war ein mittelgrofzer, brünetter here gewefen. Der Leutnant dort aber hatte blonde Haare. Das fiel mir auf. Das konnte nicht ftimmen. Das war doch ein an derer. Aber wer nur, der zugleich die Uniform meines Truppenteileö trug? Da fah ich etwas an fich ganz Un fcheinbarep. Ein Fiöckchen Watte. Das tiebte dein geifterhaften Kamera den da drüben unter dem rechten Ohr-, auf dem kleinen Stück Wange, das er mir zuwandte. lind zugleich erfaßte mich der fürchterlichfte Scheel ten. den ich je in meinem Leben der fpiirt — den überhaupt woh! ein Mensch fühlen lann. Wann war es denn-i Vor zwei — nein, drei Tagen: da hatte ich mich morgens mit vor Kälte fteifen Fia gern rafiert und dabei gehört-g ge fchnitten —- hinten an der Barte — unter dem rechten Ohr. Der Stabi arzt, der gerade da mar, hatte einen Baufch Verbandwatte darauf getan. Da haftete der noch. Jch tonnte ihn mit der Hand fühten. Als-er drüben, .ni Fenster, Ivar er auch genau an deqelben Stelle. iiad to-nn dem fo war, dar-r. war ich uiecliaupt Jener fremde Offizier im Utandfchein Dann iser ich doppelt hier im Zim mer. Alles fprach dafür ss auch die Größe »- die Geftalt —- alteir an dem "Sti;ci:iengaiiger drüben — und in meiner Unvernunft dachte ich: wenn er sich zu mir umlsreht, dann weiß ich est Beinahe im felben Augenblicke, fo, als hätte ich txt befohter, wandte sich fchon der Ormanni im Mondfchein zu mir hin, und ich fah mich an... Blitzfehnell fieckte ich den Kon un ter die Schlafdecte und hörte das To fen meiner herzfchliige und sprach mir in meinem Zittern gut zu: Du bifi doch hier . .. Was du da drüben gefchaut haft. das bift nicht du!... Das haft du dir überhaupt eingebiii del in deiner Aufregung! Draußen ivar es dabei ganz still. Und eine leife Oeffnung tagte mir: Wenn da fest wieder and deinem Daniel herauötocnmft und die Augen aufmachft, ift das Zimmer leer und es idar vorhin nichts, fondern ein Traum... Aber jetzt träumte ich jedenfalls nicht mehr s— im Gegenteil —- ich war ganz wach und hörte deutlich draußen die Turmuhr schtagen und in der Ferne einen verseiihten Hahn ttähen — und trotzdem... als ich wieder Umschau hielt, stand der Leut nant, immer noch den Rücken gegen mich, am Fenster und schaute gleich gültig hinaus in den Schnee. Und eine trankhaste Neugierde reiste mich: Er muß sich umdrehen — du mußt dich noch einmal fehent — und zugleich geschah es schon, und ich merkte: Was ich hier am Kamin dachte, das tat der drüben am Fen ster sofort. Mein Wille war hier und dort lebendig... dadurch hingen wir beide zusammen —- und schauten uns an —- und nun erkannte ich mich ganz deutlich... und bebte: Wenn der andere bloß nicht noch zu lacheni anfängt! und da lachte er da drü ben auch schon, daß ich die weißen Zähne unter dem Schnur-than sah, uns ich hatte kalten Schweiß auf ver Stirne und mußte mir einbilven, ich mochte wollen over nicht: «Gottiei dank, daß ihr zehn Schritt vor-einan der feiv!... Laß ihn dir ntcht zu nahe! Sieh, daß er nicht etwa auf Dich zutonuntt — Und im selben Augenblick feste der sich mn Fenster auch schon in Bewegung und ging mit raschen, langen Schritten aus Die Monat-e zu, auf ver ich tag. und ich sprang nuf und stürmte wie ein ge icheuchter Hase aus dem Zimmer, dem mondhellen Flut entlang, dem offe nen hauste-e zu —- und hinlei- mir lies es hastig und elastiich, mit lei sem Sporenllikken, nnd ich kannte noch mehr und verlor den Halt ans den vereinen Treppenslnfen des Ano gangz und siiitzte hinunter« mit dem Kopf in den Schnee. Der fühlte. Allmählich tanl mir die Besinnung toieder. Ich lag da und sah iss·"der llaeen, talten Lust die Sterne über mit-,- aber sonst nichts Det Doppelglingee war weg nnd ich eik gebtochenet Mann. Langsam et hob ich mich und stapste dntch den Schnee davon -— nue sort von dem Hause —- nnd drehte mich immer tote dervveeslöet um. Aber eg folgte mit nichts. Mut seht niemanden sehen —- von niemanden gesehen werden! Jch hatte eine Todesangst vor Menschen, die mich nach dem seagen konnten was ich erlebt. Man konnte wohl ekzcihlen, daß man die Fraattieents oder gar einen Geist geschaut. Aber daß man sich selbst geschaut — nein —- das war unmöglich. Datum wollte ich nicht in mein Quartier meint Da hätten die Kameraden mich bemertt und ausgelacht. Aber ganz in derl Nähe war der Stall mit meinen Pferden nnd denen anderer Leut nants. Da brannte eine Laterne, und ich- ftieß die Türe auf nnd ftieg iiber den erstaunten und berfchlafenen Bur fchen am Boden hinweg und tauerte mich in der Ecke auf ein paar Fut terfscke nieder nnd erwartete fo, mit einem fortwährenden eistalten Gerte fel über den Rücken, obwoh! es warm zwischen den Gänlen war, den An bruch des Tages. Jetzt begriff ich, warum der baue rifche Cifedeanleger durchaus nicht hatte fsiaen wollen, was er in dem Schlon des Nachts geschaut, und war um unfer Adjutant des Morgens bei der Rückkehr von dort gelacht, um feine Bläffe nnd fein Entsetzen zu verbergen. Und am selben Abend war er f on tot, und eine alte Sage tant mir n den Sinn: Wer sich felbft fab, der mußte fterben . .. Es dämmerte bereit-J nm mich. Aus der Ferne ballte es dumpf. Einmal, zweimal... weiter in regelntiifziaenl Abständen . . . Kanonenfchliige . . Sie oerftiirtten fich allmählich. Heute gab es ein Gefecht. Wir tatnen an den Feind. Und dann... Jch war überzeugt dan ich den nächsten Tag nicht mehr erleben wür de. Jch ftiitzte den Kopf in die Hand nnd fchaute in tiefer Traurigkeit nnf das fchmnhige Stallpflafter nnd den fchnarchenden Burschen So jung zu fterben -«— fort ans der schönen Welt ...dabeim hatte« ich die Eltern... und fonft noch jemanden, an dem mein herz hing... tess war nun alles zu Ende . .. bald . · . und eigent lich war es gut —— denn ich graute mich zu febr vor tnir felber... feit dteter Nacht . .. - Draußen fchtnetterte es hell. Die Trompeter ritten durch die ver-schnei ten Dorfgassen nnd bliesen Alarm. Ju der Eile des Auffinens achtete tei ner auf mein Aussieben Nur mein Freund rief mir zu: »Na — ich gratuliere... der Schimmel ift dein!" Und ich tdintte baftig mit der Hand ab: »Behalt’ ihn! . .. Behalt’ ihn!'« und trabte, ohne auf feine erstaunte Mie ne su achten, hinter der Batterie her, der meine Schwadron als Deckung zugeteilt war. Wir gerieten nn diesem Tage ge hörig in das Feuer. Gerade hinter mir holten sich die Chnsiepotlngeln drei. vier Drngoner uns den Sätteln, nnd in den Nnchbnrzng schlug eine Gmnate, nnd in dem Knäuel von Menschen und Gäulen uns dem Bo den lng unser jüngster Lentnant tot . mich lrns es nicht... nnd ich sreigte mich immer wieder: Wann kommt es nur endlich-i — aber ge gen Mittag verstummte das Gebisller ganz . .. das Scharniiitzel ivnr aus .. Wir waren nbgesessen, und ich halte mich aus einein Meilenstein nn der Straße hingelanert und hielt wieder den Kopf zwischen den Händen und» starrte vor mich hin, und als der vorbeireitende StaböarJt mich anrief «Ra —- ivas machen S e denn sllr ein Der Freiern Siizzc von Mars Lichter-· l Die Wirtin brachte Herrn Wilii-’ dnld Iitiisehel den nasses Dann zö-; gerte sie einen Augenblick im Hm« ausgehen, drehte sich entschlossen um’ und sagte: »Und ich gratuliere Ih nen auch zum Geburtstagt« Stimmr, heute toar Ia sein Ge burtstag. Er gähnte nnd streckte nnd deynte sich Der diassee verbreitete einen ange nehmen Dust im Zimmer. Er ist com zu dein, etwas avgetiihlt trinte un iyn net-ek: dachte Verr Piisafsei. aber das dachte er nur« urn seine Uaulheit vor sich selbst zu entschul digen Das Programm des Tages stand tlar vor seinen Augen: von 9—-12 Oureaih von 12——2 Mittag und ein echte-society von L—5 noch einmal Bttrean und dann —- ja dann wirkt-e er sicn scyneidig machen und Frau iein Wally Weißgerber um ihre nied l:c1;e weiße Hand bitten. Das hatte et iich siir seinen Ge burtstag ausgespan. Herr Piischel lkielt viel auf schone Redewendungen m würde sagen: »Fräuteiu Osale würde er sagen, »heute tonnen Sie mir ein Geburtstagggeschent machen, das alle Geschenke, die ich jemals de tominen habe, in den Schatten stel len wird, indem Sie sich seidst mir scheuten.« Tag mußte wirtenk Einen Korb wiirde er nicht betont nie:i. Jm Leben nichts Er mußte im Gedanken ati eine Abiveisntig la -.i;eln. Fräulein Wally war zwar zwanzig Jahre jünger, aber wenn sie ilim ihre Jugend galt, so gab er il): tsasiir den Titel Frau Utegistrator. llnteinehniungelustig und stol) ge lautit stand er endlich aus. Der tinssee idar richtig talt geworden Dann srisieite er sich sorgfältig. Da stand er plötzlich und hielt etwas zwischen den Fingern gegen das-« richt. Ein graues Quark War nmn denn mit stinfundvier zig Jahren schon ein nltcr Mann? Nein, ein graues Haar macht das Alter noch nicht Herr Registrator Piischel fandaber nn diesem Morgen noch mehrere graue Haare- llnd dann bemerkte er, daß sein Haarschopf sich am Scheitel schon bedenklich lichtete. Deswegen tonnie er wohl noch lange leben Denn er haßte den Gesicht?« da erwiderte ich ganz me chanisctj: »Jet; muß doch sterben! . . Daraufhin hielt er, stieg ab, stopfte auf mich zu nnd fragte aediitnpftc »Wi- sitzt denn der Schrtß3« —— denn er fah tein Blut — nnd ich antwor tete: »Noch nirgends3«.« nnd das tant wohl etwas verworren heraus — incine Zunge war so schwer — tue nigstens sah er mir forschend ins Ge sicht, kriegte meinen Puls zu fassen, wurde sehe ernst und fragte: »Hm . .· seit wann fühlen Sie sich denn so elend, here Leutnaiit?« ,,Unges«cihr seit einer Woche . . . llnd heute Nacht . . .« Jch brach ab. Er hörte auch gar nicht mehr zu, sondern tnöpfte mir turzerhand den Waffenroct aus. Da nmr meine ganze Brust voll roter Flecke. Das hatte ich selber noch ger nicht gesehen gehabt, und er sagte: »Du haben tvir’st Was fällt Ihnen denn nur ein, seit acht Tagen mit einem derartigen ausgewachseucn Typhus in der Welt hernmzureitent Warum melden Sie sich um Gottes willen nicht trank-« »Ich hab’ es nicht beinertt!« »Auch heute nacht nichts Da müs sen Sie doch schon sehr hohes Fie ber gehabt haben! —- Sie haben jetzt noch, des Mittags wenigstens neun unddreißig . .. Haben Sie da wirklich nichts gespürt Reine Detirientt — Keinc Trübungen des Bewußtseins? —- Das iviire sast undentbar...« Jch schwieg. Der Dottor rief seine Lazarettgehilsein Die packten mich gleich ans und brachten mich sort. Was dann von dem Abend ab ge schah, das weiß ich nicht mehr. Und als ich wieder soweit Mensch war, da waren drei Monate ins Land gegangen und der Krieg schon ans. Es war ein schwerer Typhus gerne-I sen. Er hatte mich bis an den Rand des Grabes gebracht. Aber immerhin —- wenn ich zurück dente... mir war die Ende mit Schrecken doch lieber als sonst der Schrecken ohne Ende Tod, weil er den ruhigen, gleichmä ßigen Gan der Dinge liebte. Und tser Tod i doch gewissermaßen ein Revolutionär, der alles Gleiche-laß iiber den Haufen wirst. Die Gedanken des Herrn Pilfcheh die anfangs rosig waren, liefen ei lvas grau an und hielten ihn solange auf, daß er, um rechtzeitig ins Bu reau zu kommen, die Creitrisehe he nußen mußte. Neben einer alles-liebsten jungen" Dame nahm er Platz. Ganz dicht neben ihr, so daß er fast die Wärme ihres Körpers zu spüren meinte. Das junge Fräulein blieb ruhig sitzen. Herrn Regisirator Piifchel hätte das sonst zu jeder Zeit höchst angenehm berührt, aber an dem Tage, da er das erfte graue Taar bei sich fand, lag ihm eine andere Deutung näher. Er hatte irgendwo mal den Aphoris mus gelesen: Ein Herr, der viel An ziehungsirast hesißl, wird stets ein Joeihliches Wesen til-stoßen. Befiiße Her, Herr Registrator Büschel, Ansic hungslraft, dann lviirde sicher die fange Dame ein Siiicl von ihm weg geriicli sein. Himmel, war er denn wirklich schon alt? Er vertiefte sich in die Morgen zeitung um von den dummen Ge danken los-zukommen Dabei fiel ihm ein Blatt aus den Händen. Das Fräulein biirlte sich eilsertig, um es aufzuheben Es war nur gut, daß Herr Piischel aussteigen mußte, sonst hätte die Dame noch sein wenig liebenswürdi ges Gesicht gesehen. Aus feinem« Birnmcuen konnte man sowieso nicht hcriiughören, ob es Dank oder eine Verwünschung war. Jm Bureau begrüßten ihn seine Kollegen besonders herzlich Sie gratulierten und streiten ihm ein Weilchensttäußehen ins Knopsloch »Wie alt wirst Du heute eigens iiili5« fragte so beiläufig lein Kollege leleier. ,.Fiinfuuddierzig." Fast schmerz lEch klang es, wie e-: Herr Büschel sagte. »Hm ——« Und Here Piischel hörte aus die lsent einsacheu Hm, das gewisserma ßen nur der Punkt hinter der Ant toort sein sollte ein bemitleidenswew tes »Schon«. Er oerbiß seine bit tere Antwort und vertieste steh in Die dicken Bücher-. Vor seinen Au gen tanzten die grauen Haare einen wilden Reigen Tie, die er sich heute ans dem Schops gezogen hatte, und tie, dic ihm im Laufe des Vormit tags von den Leuten gezeigt worden willen Dag Mittagsschliischen beruhigte ihn einigermaßen Als et um znsei Uhr ins Bneean tam, empsing ihn schen ein Kollege ’mit der latontschen Beinertungt ’,,Zum Ehes!« » Jhm schcoante nichts Gutes. Die «Miene des Chess übertraf seine - Ichlimrnsten Vesiirchtunqen ,,ts;tören Sie tual Sie Herr » Herr Pilschel Sie haben J1a heute vormittag eine heillose Ver ’wirrung angerichtet . . . Des Chesg zvrnsuntelndes Auge temertte das Veilchensträußchen an tHcrrn Piischetz Brust. Sein Antlitz wurde unt einige Grad milder. ’ »Sie haben wohl Geburtgteig?« ,,Jatvohl, Herr Geheimrat.« »Wie alt sind toir denn gewor den«-« »Fiinsundvierzig, Herr Geheim rat « · Und wieder tlang es sast zag hast Der Herr Geheimrat hielt es siitr p,assend einen Witz zu machen Man will doch einem Menschen nicht ge rade den Geburtstag verderben »Da müssen wir die Verwirrung von heute vormittag also woh! schon ausg Konto des beoinnenden Alter«-, iseßen . s Herrn Regisimtot Pilsctiel träte eh isvnhrbnstig lieber gewesen, wenn ers einen sastigen Ulnsckrnlntzer bekom snsien hätte. Als er an sein Vuljt l-at, machte er tatsächlich den Ein druck eines nltcn Mannes. Am liebsten hätte er dnruns ver zichtet, nn diesem Tng nm Wulltzg Hand anzuhalten Aber er halt-. schon entschiedene Andentungen ge macht. Schließlich wartete man ani ihn. Ob Wally ihn nehmen würde-? Ihn, der schon siinsundbierzig Jahre clt war nnd grnne Haare hatte? anhnst brachte er seine Werbung vor, nnd auch die schöne Redewen vnng vergaß er trotz aller Aufregung Als Wally hold errötend «Jn« flüsterte, bemerkte er nicht, baß in köeim Gesicht geschrieben stand: End Er nahm Wallys anort hin wie eine Gnade-, die man ihm, dem »al ten Manne« erwies·