Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 11, 1917, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntag-blau de
Staats Art-Zeiger und Jserold
»Ist-W Abt» WMMI
q
Etlikar.
Von P. N.
Meine Mutter wohnte eine qnle
Strecke weil hinter der niäktischen
Landsmdt, in der ich zur Schule
ging. Unser Häuschen lag ganz ein
smn in einei- dec üblichen Hei-el
lnndschnflem Kiefern rechts nnd
linle, ans ,«deni Wesen knietiesek
Sand, se diinn nnd weiss, als ob
dek- Miiller ihn ans deni Mehliack
verloren, zum Fluß hinei- senchle
Wiesen nnd zwischendurch wunder
volle Oeldeilkeeten niil liesen Unh
lnsn, in denen man nicht gesehen
werden konnte nnd selbst nicht-I an
deres sah, als etwa einen nickenden
Enkelin-Um eine lrinlcnde Biene
und den Himmel daruber. Jn einer
dieser mihlen lag ich eine-J Nachmit
tag-.- znk seligen Zeit der grossen
Festen ali- Jioolssiihrigex nnd
scljliei.
Mit einein Male wurde ich dnrch
seltsame Töne geiveclh die ich in vie
set seliqen Bekschollenheil durchaus
nicht gewöhnt war. Malen-, Natalal
diinn nnd hin-l, als ol- eine Kinder
tkcnnnel geschlagen würde, scholl es
zi- inir herüber Dazniiichen schrillte
un heiserer Vogelschken ein Ge
räusch iuie von heilig beweglen Fili
gcln wnkde deine-hinnen nnd gleich
daraus ties eine helle Miidchenstinis
ins-: »ani, OniisiP —
X
Leise drelite ich mich ans den
Bauch nnd schel- niich liiilier hinaus,
liiizi ich iider den Rand n einer Mul
de liiiinieqselieii konnte.
Da sal) ich wenige Schritte vor
ins-r ein geenle iiiiuesriljr dreizehn
1cilirigeg, sitiivnrzlmiirigez Miidchen
stehen in aliisgennnlssenenn weißem
zlleidcheiy niit niiitten Beinen, die
Jiisze over in zierlichen, wenn auch
nngesclnnnnten Taiiziclnitieii. llnrz
vor ihr lag ein kleiner, tcöiitlicher
Junge ittt Heide-trank nnd zwischen
beiden sasz ein seister Hase, der eine
Trommel schlug, die iyin iiin den
sian hing, mätirend eine tlriilie niit
geil-reizten Fliigeln nnd tiickisrlj su
riielgetiogenein Hals nach seinem
Troniinelschlng tanzte.
Wie eine Feder ichiiellte ich in die
Höhe nnd sprang init einein Satz
ans meiner Vertiefung heraus- Aber
da machte der Hase, dnriti inein
plönlntzes Erscheinen erschreckt, einen
iiecit gewaltigeren San, schlug niil
zuriirlnelegten Lösseln einen Heile-i
sctiosz Wle iilser die Trennnel, die
iljni zu tics ain Leili herabhing, nnd
war dann iin Nu verschwunden
Scheut-lich tritchzend stolperte die
sirölie hinter ilini her.
Das Mädrl drehte sich ans der
linken Hatte nsie iin Kreisel zn niir
liernin Jloiiiitest dii nicht vorsichti
rier teiiiiiieii, dii dinninek Junge-P
setz-sie sie mich an.
Aber dann achtete weder sie noch
der ilnabe weiter uns mich. Laut
lockend: »Miirls, Miit-tät ils-inni,
mein hmver Miit-tot Koixiiii Hniisil«
schritten sie den Fliichtlingen nach
Die Krölie laiii auch biild wieder
znni Vorschein, der Hase aber liest
sich suchen, tns er endlich dicht vor
den Füßen seiner Herrn-. ans dem
Heidetrant seist inid limnn inistainly
te nnd sich selbst mit tiirzeni Ironi
nietsttilag znt Stelle meldete.
Als Mensch iiiid Tier wieder aiis
dein allen Plan vereint waren, wog
te ich es, eine Unterhaltung zn lie
kiinnen, in deren Verteilt ich niich
til-er die Personalien meiner seltsa
men Deideliesiicher unterrichtete
Diese waren: Mutte, der Hast-,
Hniisi. die Kräfte nnd Nein nnd
Bentainiey Kinder des chnldäoitiersis
schen Magiers iiiid Ceislessürsten
AddiilsdrnsSchah, genannt die Ver
wunderung der Welt.
Bei diesem stammenden Titel
schlug Unrls freiwillig Generati
niartch- Dunst lrächztr. nnd ich be
tont lieinalte die Mantsperce.
Meine Mutter nun- isou meiner
neuen Freundschaft durchaus nicht
te entzückt wie ich
»Das werden die Kinder des
Schanbudenbeiitzekö sein, der seit
Wem in der Stadt ist,« erwiderte
fis auf meinen phautniiiichen Bericht
sehr nüchtern «Gautierkiudert Aber
meinetwegen, wenn du sie schon mal
eingeladen halt, je mögen iie ruhig
frtimunem Himbeeren haben wir ja
genug im Gartenl«
Am andern Tag iiilirte ich Ven
.janiin»,und Nein zu ihr. Bekleidet
»Mit beide wie bei unserer ersten
» Mann-w ein bischen diiritiq und
- , machten, aber Viola hatte zu
Seiner Genugtuung wenigstens
Oft un. Bei der Beqtiißuns
« ihr meine Mutter des Gesicht
tiitgnd in die Höh«
»Bei-tausend Mädchens Du bis-if
sa eine tleine Schönheit!« sagte sie
freundlich.
Jch strahlte vor Stolz, als ob das
Lob mir gegolten hätte. Und wohl
zum erstenmal sah ich ein Mädchen
ians seine Schönheit hin an. Jhr
itlöpschen war klein nnd leicht ge
brännt, die Nase stand ihr schmal
nnd teck im Gesicht, nnd ihr Mund
war tiesrot. Am längsten aber Weilte
mein Auge schon damals ans ihrem
schlankem zarten, wunderseinen
Hals. ·
Dann sprangen wir in dei· Gar
ten, tranken Flusse-eh psliirlten Him
beeren nnd waren so barmlos nn
berniinstig vergnügt, wie es eben
nur Kinder sein tönnen
Während der wenigen Nachmit
taqsstnnden, ln denen sie nicht von
AbdnlsbensScheh, ihrem geisterfiirsts
lichen Vater-, gebraucht wurden, wa
ren die beiden nnn täglich bei nur.
Von vornherein konnte aber lein
Zweifel daran sein, dass mich Nosa
weitaus mehr anzeg als der schwäch
liche Vensamin Als echter Dunste
hatte ich die iibxigen Milde-l meiner
Bekanntschaft immer alsI Wesen ein
arsihiidh mit denen nicht-J Rechtes
anzufangen wäre. Bei Rasa jedoch,
die mir als Fremde wie ans einer
fremden Welt entgegengetreten war,
beriihrte mich dao Vlndersgenrtete
als etwa-I Sie-liess, Versinsnhigendes
nnd doch Verloeleiides.
Ich eiiitisand eiii lebhaftes Ve
diirsiiis, sie zii beschäftigen und inir
niit ihr zu schaffen zii machen. Da
inir aber alle Formen der Galan
terie sremd waren, bei-kleidete ich
dieses Verlangen in die iililichen
llnabenartein ich liiiiiste sie, zog sie
am ;sops iiud war seini- iueiui ich sie
bei einer itahbalgerei ans die Erde
schineiszeu konnte. Leider gelang inir
dass leiste nur allzu selten. Sie war
unendlich geschickter und gesehm-erdi
ger als- ich.
»Ich tiiriie ja schon liiiigst ans der
Biihiiel« sagte sie lachend, also ich
mich wieder einmal iiber ihre selt
saiueii Ftletters und Sssriiigliinite
erbost hatte. ,
Pius der Biihiiel Großer Gott, ich
hätte alle Schöne Brandenburg-I
hingegeben, wenn ich nur einmal
einer Vorstellung hätte beiwohnen
diirseiil Aber iii dieser Hinsicht
schien meine Mutter iinerbittlich
»Du bist sowieso schon ein kleiner
Phantast und hast gerade genug
klimmen im stopf. lieberdieo dotiert
er- zn tange. Eis ioiirde els llhr wer
den, ehe du in dein Bett tiimst, und
dasJ ist zu spät sir dichl«
Damit lehiite sie meine täglich
erneuten stiirniiichen Bitten tagtäg
lich ab, nnd alte-:- Schmeicheln und
ächiiiotleii war vergebens
So waren annähernd vierzehn
Tage vergangen, als Rosa eines
Nachmittags mit zierliche-m stiiicks
an meine Mutter herantrat nnd ihr
in eiiieiii Briesuiiischlag zwei Ein
trittskarteii zur leisten, allerlei-kein
großen Galaiiorstelliing überreichte
«Viiter bedankt sich sehr, dait quä
dige Frau uns so gut ausgenommen
haben, iiiid läßt schön bitten, tin-J
mit Otto doch wenigstens am leh
teii Abend die Ehre zu gebeii,« sagte
sie artig. «Ed sind auch die besten
Platze « siigte sie nicht ohne Stolz
hinzu
Ich sah wohl, daß diese Freilars
ten meiner Mutter durchaus teiiie
Freude machten. Dies-nat konnte sie
unsern vereinigten Bitten aber nicht
widerstehen. So sagte sie denn zu,
und abend-«- gegeii halb acht standen
wir richtig aus dem Schweiiieiiiarlt
der kleinen Laiidstadt vor dem mit
schreieiideii Plakateii iiberladeneii
Zelt Abdiil-beii-Schahs.
Gleich au der Kasse begriisite uns
Nosa Sie trug einen langen Lodeiis
niaiitet und war hochsrisiert wie eine
Dann-, so dali ich mit scheuer Be
wunderung zu ihr aussah- Als sie
sich vxm meiner Mutter ab iuid niir
zuwandte-, glitt der nur lose zusam
iiiengeschlagene Mantel auseinander,
iiud ein rosasarbiged Tritot wurde
als ihre einzige Belleidiiiig sicht
bar Jch hatte noch nie ein Mädchen
iit einein ähnlichen Kostiim gesehen
und nun-de ganz verwirrt.
«Gesall’ ich diri« srugte sie lit
tcheliid .
Aber dann fah sie wohl, daß ich
mehr erstaunt als entzückt war.
»Was nur mat anf, tote hübsch ich
angezogen bin, wenn ich enthauptet
werde,« itiisterte sie mit su·
Ein kalter Schauer lief mir über
den Rücken. »Wenn dn enthauptet
wirft?« fragte ich angstvoll
Olbcr da schaben mich schon Nach
dkängende von ihr fort, nnd an der
Hand meiner Mutter betrat ich das
für meine damaligen Begriffe seen
baft erleuchtete Zaubertbeater. in
dessen Wundern-alt meine findlkche
Phantasie sofort mit Haut und Haa
ren versank .
Ein Musikanloumt setzte mit eitler
tauschendeu Onbertiire ein, der Vor
hang glitt empor-, nnd Abdnlibens
Schan, der ckntldäoiberfiiche Manier«
istond Ioeißbäktig und ivilrdevoll vor-I
uns-. Er trug eine feine, mit aller
hand Hieroqlnplzen bestickte Miin
ein lang herabwallendes Priestergei
wand nnd führte, leise Befehlt-Brun
geu singend, einen Zauberstnb ans
»poliertent Ebenholz durcl, die Luft.
Jnc Nu erloschen die Lampen, der
Zuschauer-kaum verdniilelte fich, nnd
durch das rote Licht, das die Bühne
iiu niniliiche Dämmerung tauchte,
2flogeu bliinlich funkelnde Feiierbijlle.
Hibdulsbcnisrhah ionqliekte
Mit seinem weinenden weißen
Bart und in der geheimnisvolle-i
Gewand-now non den farbigen Völ
lrn umkreist, erschien er meiner gliis
lieuden Phantasie wie Gott-Boten
der Planeten aus feinen Händen
rollen läßt und ihnen innner aufs
neue Bonn nnd Ziel weist, aber
dann erlosch eine Kugel nach der nn
dekeu und lehrte in den Urgrund
aller Tinniy in die bauichigen Vier
inel dec- iEchöpfersI zuriirl Schließ
licli lreiile nur noch eine, größer nnd
leuchtender als die versunkenen, unt
tei- Mngierci Haupt, bis- fie, breite
Feuer-naiven nach nllen Seiten
Wundern-ZU klingt-nd zerplntzte, die
rote Dämmerung von weißer Helle
rerdriuuit muri-e und Abdulsbens
Zchcili iich dankend nsr dein klat
iclzeudeu Publikum verneigte-.
unter amtlichem Hokuspokus ver
ging noch eine gute Stunde. Rola,
in dein eng anliegenden Trilot, das
iede Linie ihres fchnialen Körpers
deutlich hervortreten ließ, tnrnle am
Tini-es und fehlug, an den Zehen
lnrobhiingend, den Takt fiir Mut-is
und lHaqu die danach tronnnelten
sind tanzten; Ziehhnrmonslas flo
gen durch die Luft und spielten,
ohne daß eine Hand fi: berührte-;
aniifikalifehe Giftfehlangen folgten in
fehillernden Winduugen den Locktiis
nen einer Blüte, die Venjainiih in der
Tracht einen , indiicben-,-llngben,
blies-; und zuletzt verwandelte fich
die Bühne in einen prunlbellen
erientalifehen Saal. Der Clon des
leidens: »Die Liebe der Prinzeffin
Sobeido" ging in Szene.
AbdulibeusSchah faß, Tjehibul
rauchend, auf einein roten Thron
feffel, und neben ihin ftand Sobeide,
die erlauchte Prinzeffin, die ich als
gewöhnliche Nofa noch einige Stun
den vorher iu zärtlicher Nefbeltlofigs
fleit gelnufft hatte. Ein Gewand aus
fchneeiger Seide umhüllte weit nnd
faltig ihren jungen Leib. Eine blit
zende Agrafie hielt ess- vorn auf ih
rer Brust zufammen. Dianianten
funlelten in ihrem Haar, nnd eine
zielte weißer Perlen umfchlang matt
glänzend ihr feines Hält-elfen
Gar nicht mehr liudlich, franlieh
reif nnd hol)eit-:-uoll erschien fie mir
in diefer Tracht, meine Augen
lrnnnten in fchener Luf. und ver
wandten keinen Blick von ihr.
To fchinetterleu Trompetensig
nale. Ju feierlichem Aufzug ,unter
Anführung eine-:- niuszlnliijen Ne
gers, der nnr niit einem blutroten
Lendenfchurz bekleidet war, erfchien
eine Schar Tiirlen in Turban nnd
Plnderhofen Jeder trug eine filbers
ne Schüssel, die bis an den Rand
mit farbigen Edelsteinen gefiillt
wen-. Niederlnieend iiberreiihten fie
tiefe dem Magie-i-, im Auftrag des
Sultans von ihm-w dafiir die
schöne Sobeide begehrein-.
Mit leisem Schreckensfebrei reckte
Sobeide abwehrend beide Arme ge
gen fie. Nie, fo fchionr iie beim Bart
des Propheten, wiirde fie feinen Ha
rein betretens Sie liebe nnd fei be
reits dast- heiuiliche Weib eines or
inen jungen Diener-R Ein fürchterli
cher Auftritt voll pathetifiher Dro
hungen, Bitten und Tränen folgte
diefern Bekenntnis, der damit en
dete, daß der entnienfehte Vater fie
zum Tode verurteilte.
Jn heftigem Schrecken znctte ich
zufammen. Fiir mich warm diese
Vorgänge rmsirstc Wirklichkeit
Zitternd beugte ich mich vor,
schwankend zwischen der Furcht, duiz
jetzt etwas Entschlichcs -x1(!ichehcn
müsse-, nnd der Hoffnung auf ir
gendeine iibiskmfchcmde Wondmig
zum Gutes-. Aber da ergriff der
roibeiclmrztc Oborcmmchc Sobcide
auch schon nnd warf iie auf ein«-u
mit schwarzem Samt ausgefchlage
ncn Tisch- AbdulsbcnsSchah ziickte
fein Schwert, die Klinge funkelte
durch die Luft, sauste nieder-, nieder
auf ein Iomidcrzarth feines Häls
chcn, und mit eint-m gcllendcn Auf
schrei: ,,Noia! Wohl« sprang ich
von meinemPlatz empor. Ich wollte
auf die Bühne, um noch im leytcn
Moment das Entfeuliche zu verhü
ten. Da aber sprang schon ein
Strahl· roten Blutes wie ein
Springbiunnen vor niir durch die
Lust, ich fühlte mich zuriickgerissen,
es wnrde mir ganz schwarz vor den
Angen, nnd ohtnniichtig sank ich um.
Als ich wieder znin Besnßtsein kam,
hielt unser Jagd-wagen bereit-S vor
unserm Hans.
»Das hat man nnn davonl« sagte
meine Mutter klagend »Es war
doch nnr ein Spiel, mein arnier
Junge. Rosa lebt nnd ist ganz ge
snnd.« a
Ani andern Tag sehen in aller
Frühe stand sie auch wirklich wieder
leibhaftig vor mir. Sie kann inn sich
bei meiner Mutter zn unschuldigen
nnd gleichzeitig Adieu zn sagen.
Benjannn innßte schon lieinc Passe-i
helfen, nnd so wanderten wir nach
tnrzeni Aufenthalt denn allein noch
rnnnal Hand in Hand iilier unsere
alten Spielpliihe. Ylnf der gleichen
Stellt-, wo wir nns iennen gelernt
hatten, setzten wir tin-:- tranrig in
das Uliihende Heidelrnnt —
,,Lb ich wohl noch ein-ital wieder
lennnen werdet-"' meinte Roia nach
denklich. »Vielleicht ini nächsten
Jahr, vielleicht ziehen wiss alter mich
nach Oesteriseich" hiiiein.«
- Jch wollte antworten. als mein
Vlies plötzlich wie gelinnni an ihrem
Hals hängen llieli. llnier dem
schwarzen Sanitdand, dass ihn inn
sehlosz, war ein seiner roter Vlnis
strich sichtbar geworden
»Was ist das?« fragte ich zit
ternd
» mosa lachte verlegenuino zog das
idiilochen tiefer in ihr dileid hinein.
»Damit bist dii schiilb,« sagte sie
dann leise. »Du innth niiinlich mis
len: wenn ich so wie gestern anf
»den Tiich geworfen werde, dann lege
lich meinen Kopf in eine Oeffnung,
l
die ihr non inileii nicht sehen tönnl,
irinid dass, was mein döaier durch
)schliigt, ist nnr ein Wachelops niit
feiner Bliitblasin Aber wie dn so gel
slend meinen Namen seht-leih da
lznelle ich ans, nnd mein Vater hatte
Jtsnich wirklich ein bischen getrossen.«
; Sie össnete das oberst-: Binsen
» "kchen, schob das Sanitband in die
sähe nnd zeigte mir die winzige
l inde.
! »Es tnt aber gar nicht weh,«
schte sie bergniigl hinzu.
Schaudernd schlosz ich die Angen.
Zn meiner lebhaften Phantasie
malte sich das ganze lingliick, das
ich durch mein törichtes Benehmen
hätte anrichten tiinnen Jn stiiriiii
icher Anfwallnng nnihalsie ich sie
nnd driirtte, als ob ich damit etwas
gutniacheii wollte, einen langen, lan
gen Kindertnsi ans den roten Strich
Ulosa licherte. »Uns- doihl Dass
tihelt sol« Dabei siihlte ich aber
deutlich, wie sie ihren Hat-J fester
gegen mich drängte-, ich siiiirte das
rasche Piilseii ihrer Adern, wie ein
warmer Tnft schlug ers mir ano ih
rer Haut entgegen, nnd lildhiich
schoß eine sremde, brennende Glut
in meine Lippen Die erste Leiden
ichast bliihle sah nnd unvermittelt
in mir ans, lind wie ein Sinnloser
liiszte ich sie, bisz ich mich heilig zin
’riircgeitos;en nnd ktiosass Tlliigen groß
nnd seltsam schillernd ans mir rn
»hen siihlle.
« Da iiliersiei mich eine grenzenlose
Veschiininng Jch sprang ans nnd
flog iiber die Heide, ohne mich noch
ein einzige-J Mal ninznsehein in die
siiesernschoiinng vor meinem Eltern
hans. Dort wars ich mich zn Boden
nnd schiiichzte, oiiiie zn wissen war
iini, lange vor mich hin
Jch habe Nosa niemals- wiederge
sehen. .
Gerannie Zeit ging ich wie ein
Verstörter niiiher nnd trannile jede
Nacht bon dem seinen, schlanten
Häkchen lind seinem warmen Trist.
Allniählich aber bei-lilas;le ihr Bild
um nur noch ab nnd zn bei gnler
Gelegenheit wieder in mir aiiszntani
chen.
Erst in reiseren Jahren erkannte
ich, wie tren mein Blut die Erin
nerung an sie bewahrt hat. Noch
heute, wenn ich ein niedlicheis Mäd
Hchen sehe, dessen Hals ebenso zart
innd sein ist, wie das der der beinahe
Yenthanptelen Prinzessin Sobeide
sit-ais wird mir milnnter ganz eigen
’zumiite. Tann ist ess mir, als ob
Murts wieder die Trommel schliige
und Oansi dazu tanzte, und wieder
siihle ich die erste rote Welle sehn
siichtgen Liebesaesiihls in meine
Lippen strömen.
—- D n r n ni. · Prolnrift Unm
Chef): »Wenn auch die Firma Kalt-r
in Manntnsim zn isincm größeren
Abschluß mit nniJ bereit ist —- war«
mn soll ich denn da gleich mit desni
nächsten Schnellznge fahrt-n? Das
hätte doch morgen auch noch Zeitl«
Chef: »Fabko Sie nur gtcich
hin; wie leicht können sich dtg über
uns extundigenl«
illa-i Trinken
Von Svcii Lin-sein
,,Vlech« wird zuweilen sehr hoch
Igeniertelx davon braucht man sich
nicht etsi im nahen Orient zu iibers
zeugen. Daß eS dort aber sozusagen
ein Mädchen siir alles ist, darüber
iiinsz dich schon eiii laiigiiiliriaei
Aufenthalt am goldenen Hain be
lehieii Hat es niiiiilich die Form
eine-:- rechleifigen Behiiliers mittleret
Größe-, dei etwa einen liallieii Zent
ner Petwleimi faszt, a1i«1eiiiiiiiiiieii,
so isl ihm der Elsreiuilel »Teiielel)'
sicher. Denn wer aiid Riißlaiid oder
Riiiiiiiiiieii koiiiiiit, die Reise durch
dass Schwarze- Meer macht und dann
anißaistig iiiii (,)jiilaiiiqiiai in dlon
siaiitinopel landet, dars schon Illu
sprnch darauf ei«l)eln-ii. von aller
Welt gelichtet .«,ii uieedeii Erst nach
dem dii deis iiiiniaszeiideii Gesellen
überdrüssig geworden liiii iiiid ilsii
in deinem steiler iiiilergeliisaiist liaii,
Ischickt er sich iii ein bescheidener-II
Las nnd unisd deine lielitiiieiidende
Petraieiiiiiauelle, mis- dek du Heilan
ikie schöpfst bis links-: Tage: beim
Hilnschlaaeu ein ielziiller dlIiihtnii dii
iaiigibt, das; dei "-·eiii inisiegi ist.
Höchst wahrscheinlich bist du ein
Neuling in diesem Lande unbe
grenzter Möglichkeiten Tarmu
wundere ich mich gar nicht, weint
du eine-I Tage-I- das leere Teneteh
aus- dem Keller holst nnd e-:s kurzer
hatj aus die Straße hinauswirssn
froh« den nnniitzen Briefchen loss- zu
sein Es bereitet dir Vergnügen
ein paar ljiasseusnngeu zuzuschauen,
die ihn dort finden nnd sosort zu
ihrem »Fus3ball« machen. Verbeult,
durchlöchert bleibt er dann irgend
Hvo nn der Ziraszenecke liegen
Aber nicht lange. Zehen am mich
slen Morgen durchzieht ein baum
langer shiudeldiirrer Alter im roten
Fes und verschlisseneut Rock die
«Strasze nnd ruft in wahren Jam
niertiinem Teuekedschiehl Teneleds
schiehl Erschreckt springst dn ani
,nnd im Gaubem in der Nachbar
lschast sei Großsener ans-gebrochen
eilst dn aus die Straße hinunter.
Aber der Ruhestörer gibt dir zu
verstehen, er sahnde mir nach alten
Teitekels-3, ob du tritt-I zu bei-taufen
khiittesL Von der Straszeneele her
lgrinst dass verbenlte Teneteh so hols
Iuiich nnd rachgierig herüber-, das;
kdu nicht den Mut suidest, einfach zu
lsagen: Da, nimm das deri, e-: ge
shört eigentlich mir! »Es-lass sind
ESie eigentlich«.«" fragst dn neugierig.
,,Epeugler, Herr-! Exch sliite Ihre
schadhaslen Tarln«iiitteii, stopse Lö
-cher an Ihrer Wasserlenung zu nnd
liesere Jhnen schöne Wasser-einwe
Gieszkanuen kurz alles. ten-I Zie
,wollen!« »Gut, ich brauche eine
I
Giesztaiuie!« »’.Ui"orgen bringe ich
»sie, Herr, nnd mehr also siinszehn
Piaster soll sie auch nicht kosten!«
I
Tann zieht der Alte weiter-. Zikoch
slange tönt seine heitere Stimme non
ide Straße heraus. Tas; er driibxn
fan der Ecke sich deine-:- Tenelehz bes«
stiriichtigt und esJ in seinen Hutetorb
swohl verstaut hat, ist dir natiiriich
jentgangen Seine Illrbeitssstiitte liegt
«iu einem Wintel des- tleinen Marti
Plaheo deine-J Viertels- too mit-er et
snem ausgespannten t)iegensihirm auszs
;Uruiiter;eiten ein kleine-:- stohlexr
sberlen sieht Divid, ,,dein« Teuete
»dschieh, würdiger-, stolzer Großvater
svou zwölf Enteltindern, ist gerade
lbon seiner JLIlorgenjagd zuriielges
lehrt und leert nnu seinen grossen
Korb vor sich ans-, Tritt-tele schad
ltaste Schöuseimer und allerhand
sonstige-J Geriimuel kommt zum
Vorschein Soiort geht der Jnde an
die Arbeit Eis wird fleißig genaust
geschuitteu, getötet und geseilt, und
im Handumdrehen hat sich dem
wertloseci Teueteh in eine tadellose
Gieszkanne mit haudlichent weiss
und schöner Branse tust-wandeln
Eckig ist sie zwar geblieben aber
muß eine Giesztanue durchaus- rund
sein'
Piinltlikls mn niiclislisn »Um-Hin
fleht David niil dein »in-non« Mii
licl voi- drincr Tiir Zeinl- lanin
Hakennasc scheint cwia ini Schnup
scn zii gliil)ru. »Unmus- cimsnliinilis
chc Fortn", sagst dn nmlidisiillich,
als du die Börse ziislisl nin zn lie
zalilcih aber du ahiisl imtiirlich nicht
dnsz du zum zwisilennml von deinem
Teicckch Besitz crgusisst »Hei-n zei
ge mir eine bessere Olicßlnnms in
Sirnitan nnd du sollst diese inn
soiist halicn«, antworte-l David nnt
einiger Eiilriisluiig.
Der Jude hat wirklich recht ge
habt« das Ding arbeitet vorzüglich.
Noch oft wird es vom Teneledschieh
gestickt, bis David eines Tage-Z ein
bedenkliches Gesicht macht: »Herr-,
damit ist nichts mehr anzufangen,
morgen bringe ich eine nene Gieß
lcgnie.« »Gut; es seit«
Aber der Jnde hat noch etwas anf
dein Herzen, er weicht nicht von der
Stelle. »Da der Herr das Teiieleh
hier doch ivegwersen mird, will ich’5
ihin gleich zum niichsten Kehrichtieas
gen mitnelnnen.« «
Jeht fällt dir ein, daß vor eins-:
Woche die Polizei eine nene Verord
nung erlassen habe, die streng ver
l-ietet, Absälle irgendwelcher Art ans
die Straße zn werfen, nnd init Freu
den zahlst dn David noch zwei Pia
sler fiir seine Mühe. So verlierst
du die trene Gießlanne ans den An
gen. David hat sie natürlich dein
lsiehrichtwagen nicht anvertraut, sen
sdern sie daheim an seniandergeschlas
gen nnd das Stint Vlech wohl ver
ntahrt
l Einem heissen Sommer solin ein
fiegnerischer Winter-, dein dass Dach
deine-is Hauses nicht gewachsen ist.
iEJ tropst liestiindiq durch erst iin
lxllrbeilsks zinnnex; dn lehrst dich nicht
daran. Als alier eine-S Abends dei
ne schön gepliitlete Heindhrnst iin
Schlaszininier vollsselleclst wird, die
dn gerade znin Fraek anlegen well
lest, Inn in Gesellschaft zn sieh-ein
lässest dn schließlich den Teichderlcsr
rnsen Der tappt ans den nassen
Ziegeln hernin, so nnd so Viele geh-n
in Stücke, nnd das Uebel nsird nnr
schlimmer. Jetzt traust der Regen
dir ins Vett. Dein Eilachliar rat, ci
nen Teneledschieh ins Hans sni neh
inen, diese Leute seien rotziizslith
Dacharlieitrr.
Dein-attei- kjreuud Lin-»in in liaid
gefunden. nnd du fiel«iit, wie er an
den gefährlichen Stellen dass Tast)
fein iiinlierlich abdeckt. liliiiisxuch
Blech anfnagelt und nun ini Elle
griffe ist« die Ziegel wieder jchijn zu«
rechtznlegeii
Ta stillt dein Blick ans dic- An
fangsbuchsialien deine-:- :li’auien-J. Jn
leuchtend roter Lelfartie blitzen sie
dir Uoui Dache entgegen. tlnd nun
fällt dir ein, das; du elien diese Zei
chen eininal auf deine Giesilanne ge
malt hattest, als David iie znni Flili
leu alilnilen wollte.
»Macht vierzig Mauer-, Hei-sc
jagte der Jude, ali- er nach getaner
Arbeit niieder der dir steht, genau
ioie damals-, als- er die »neue« Gieß
lanne brachte. Seine lange Hafen
nase gliilit noch innuer ini Schnup
sen.
»Wir liaft du dass Vlerli her-W
iiiliist du ilni winidnianlsend an Ta -
scheint auch ilnn ein Licht ans-zuge
tien, nnd verlegen den siouf krat
.!,eud, degniigt er sich, olnie ein Wort
ineiter zu i.igiii, niit der Hälfte du«
geforderten Euuuiie.
Fortan aber ichirnit dich dein
treue-J, zuni dritten Mal teuer er
taufteis Tenekeli ineuu die Winter
itiirnie draußen brausen.
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Die großen Ochsen
Ein zu Anfang der iieuiizigcr
Jahre des oorigeii Jahrhunderts ver
jtort cner Admiral der englischen
Flotte, der in der Marine delannt
war wegen feiner Grobheit, defehligte
einst ein ltreuzergeschwader uneins
land. Dein Admiral war von seiner
odrgrsetzten Behörde aufgegeben wor
den, versuchsweise afrit.iiiifche Rin
oer zu taufen, diese an Quid schlach
ten zu lassen, um in die Verpflegung
der foiziere und Jllannfchaften eine
teilnschenswette Abivechss lung durch
Betabreichung frischen Fleisches: zu
bringen« lleder diese tisinrichtung die
sich ausgezeichnet bewahrte, war na
türlich peinliche Rechnungsführung ge
fordert, die sich auch odrichriftggemaß
iiber die Verwendung der Häute der
geschlachteten Rinder zu erstrecken hat
te. Für deii Bordgebrauch konnte
das Leder sehr gut verwendet werden,
und der Admiral lserichtete entspre
chend an das Marineaint, daß man
das Leder der zwölf Ochsen, die zu
fucchft geschlachtet worden waren, zur
Anfertigung verschiedener Dinge an
Bord verbraucht hätte.
Vom Marineanit ging auf diesen
Bericht hin eine Verwarnung an
den Admiral dergestalt ab, daß
aus zwölf Ochsenhiiuten viel met-r
hätte .heeausgewirtschaftet werden
können.
Worauf der Admiral turz zurück
berichtete: »Ja Afrila gibt es leider
ldeine so großen Ochsen wie in Lon
on.
CI—
l —Dieocgctnrijchesisrrs
fchaft. Jota-: »Alle liclte Tag-s
sdolpl und Rübe-il Da word« ich
wohl meine Herztätigkeit bald ein
stellen müssen. Soldatenliebe kaqu
man nicht beim Gärtnerl«