Sonntag-blau du Staats Art-Zeiger uned Merolä »Ur-This- Whirx »Ich krim- stit, fstets Antin urzuttesru».« k—« »Ist-« Jn deithedaktionkleben kiiudigt sich der Wechsel der Jahreszeiten durch verschiedene regelmäßig wie derkehrende Ereignisse on· Dienichts Weis-ec- dnldeude Sonne hat die letzten Schneespureu ans Acker und Wiesen tnnni vernichtet, da kotntut auch schon der Redaktiensdienertnit einein Postpnlet daher, in welchem ein »treuet Leser« oder ein »mein siitzrigee Abounent« vom Lande die ersten Veilchen schielt; dann verge hen wieder ein paar Wochen uott , siiihtmgshcisteu — leider gewöhn lich nur henctslerischeu Sonnen schein-T da flattert der Fiotsltoeistiug zum Fenster herein- der »erste Sckxtigetterliug« und drei Wochen späte-r bringt der Postbote ein Scknickxtelchem in detu es geheimnis voll lenbbelt und inuunt. ein alter Verehrer unserer geschätzten Zei tung erlaubt sich uns die zuverläss lichsten Fkiihlingsboten y- die »er steu Mailiiser« —- zu iiberseudeu. Tann tout-neu die so und soviele Just holten Korniihren, nnd die tue toelserische »satn«e Gut-les eine dein Journalisten sehr sympathisches Stie " ciesJ des Pslattzeiireichekz, denn mith i rend sie in Flor steht, tritt er den ilzin lentrultlich zustehenden Urlaub on. Tit-I Korn ist längst in die Erkenne gebrach-d dep Urlaub ist zn Ende und ein Jahr der Arbeit liegt wieder vor und, da erscheint denn der Redattiensdiener zum ersten Mute mit einer Karte »Hast-Z Buch t)el.z«, herzogtich dessnuschcr Hos ittcxsittteletY s »Der Here ist draußen, er will seine Aufwartung tunchen.« ; Tieser Fall wiederholt sich ain nächsten Tone wiederum; ein Künst ler, eine Künstleein wollen ihre Hinsumktuuq machen, denn in den nächsten Tagen etössnen «,die Thea ter dersGeoßstodt. und die neuen i Mitglieder lassen sich’5 nicht nely men, sich den kritischen Beisisern des ä«tethischen Geschwoeenengecichts For i reni Unsteeten zu präsentie ten. »Ich erlanbe mik, mich Ihnen vorzustellen. . . . « Teig ist alles, was sie zu sagen haben. —- erut mich seht-, nehmen Sie Platz, erwidekln wir. —- Sie sind on das ....t)enter engagiert? I —- Ja wohl, Herr Dottokl —- Fiie ) welches Fach? —- Fiir Wickeltinder und Hausknechte, Henk- Doltoct — Schom es war iuir ein Vergnügen —- 'n Mokgeut —- ’n Moment Tag ist die kürzeste Form einer solchen llntekkedung, der qiinstigste Fntl; nun gibt es auch Künstler-, die « ein minder einpsindsauies Gesicht haben, wann es an der Zeit ist -- den ihnen angebotene-i Platz zu räumen Mitnnter bringen sie Emp fehlunqu entfernt bekannter Zet tungstollegen Init, iibek deren pri vate Verhältnisse sie uns aus-s ge naneste nistet-richten zik Iniissen glauben, dabei lassen sie wohl auch geschickt einslieszcih daß sie dein tunitsiimiqen Publikum von Kyritz on des Ilnattee kein den Kot-s ver dreht hat-en usw. Ein mit zweifel tmkier Bescheidenheit vorgebrachter lepeil an unsere Nnchsicht beschließt die llntekkedmm. zwischen Itrititer und Wange-sicht Tsc Götter nnd Halbgöttek der Ethik-ne vermag nmn iich, wenn ri . ;.s mir etwas höiltchc Entschlos ·.1-"--:3t zn Gebote steht, bald »ob ,.:k.!;inmtcn«, Anfpietnngen ans ihr s-«-k!)iä1«tes Talent wird auch der ).- Lizdzttzvole Znhökrk rechtzeitig ad ,-«-1skt:nctdcn wissen, aber die Damen, sc Damens Und sie erscheint-n »unan paakweije, das heißt, mit Muster oder —- Tante. Manto ist ugktzt selten tnit einein ansehnliche-I Bande ausgestattet, auf dessen Dek trt dass Monogrannn der Künstle cinottkter ersichtlich ist. Das Jn ntre dcö Buches enthält aber — stkitttcm ans allen Städte-n, die El nim durch ihre Kunitletstnngen bis her entzückt hat. Da iit alles tän 1sr1ich nnd genau eingesteht von drin Referate an, welches sich auf Etvtrens erstes Bühnendebüt be zieht, bis zn der toten-ten Abschied vorstellnng tn Wrieäm s an der Oder; ein Band rovtnztheaters Krititent Herz, was willst du mehrt Aber dte Manns der Künstlean weiß, das vie Herren Journqltsten nicht viel Zeit til-cis hob-II- ste ver langt nicht, daß tote das interes sante Sanknielwerl, welches die künstlerische Laufbahn der Tochter skizziert, durchstudieren sollen, nur die ,,paar Zeilen Crineiuhalb Sei ten) sollen wir lesen, welche der Kollege von der »Ur-Messer Wo chenchronik" über Elvira geschrieben hat, als sie den Bewohnern der klei nen Oderstadt die Kränkung berei tete, einem Muse nach Berlin solgen zn wollen. Hier, Herr Doktor-, nur die paar fZeilen».. Aha, ich danke. Wir le— en: »Der Abschieddabend ou welchem sieh das geschätzte Mitglied unserer Bühnen Fräulein Schulze, in Goe thes immer wieder beisällig aus genonuuenem »Im-ist« als Gretchen Präsentierte, wird sedrtn Wriehener lange in Erinnerung bleiben: die Erscheinung dieser Dame, die sieh auch im privaten Leben durch ta dellose Führung die Smupathien des Publikums erworben hat, die Wärme ihres Tons, die Fülle der geniale-n Züge, womit sie diese Rol le ans-statuten stempett sie zu einer GretetketisDarstellerin ersten Nanges, und mir-können uns nicht entsin— neu, einen so genulzreichen Abend ver-lebt zu haben. Als Fräulein Schutze in der bekannten Szene wo Faust bereits das Gist der Ver siihknng in ihr Herz getriiuselt hat, schwermiitig und tiesbetiinunert in ihrem lninsliehenllreise au der Näh »maichine sitzend, die jedem Weiche ner bekannten Worte sprach: »Mei ne slinhe ist hin, mein Herz ist zschwerz ich sinde sie nie nnd nim imerniehr«, da ging eine Begeisles irung durch das Haus-, wie wir das selten hatten, nnd Fräulein Schutze mußte jene Worte noch einmal vor strageu und noch einmal wiederho len: der Beifall wollte sich nicht le gen, und inir gestehen ohne weite res-, dass wir selbst enthnsiastisch in den betäubenden Lipplaus mit ein« stimmten.... Wer die Kränze zäh len wollte, die an diesem Abend ih ren Weg von den elitegeiiillteu Lo gen unseres Theaters aui die Büh ne nnhmen, wer die Hervorruse zäh len wollte, welche das große Ta lent unserer scheidenden Tragödin würdigte-h —- tvir nicht« . . .« Jn dein Tone geht es weiter, wir werfen nnr einen Blick ans den Schluß dieses Artikel5: »... .Wie wie hören, solgt Fräns lein Schutze einem illuse nach Ver lin. Wie Ungein wir nnd mit uns mancher Theatecbesncher diese Dante scheiden sehen, es hieße Eulen nale Athen tragen, wolltest wie es noch einmal anzudeuten versuchen. Je denialls wird das schöne Talent dieser Priesterin der Musen, aus welches wir so est ansnieeliani ok nIacl,-t haben, in der Reichshanptstadt llinaenderen Loin sindenz ob der Wirkungskreis, welchen sie in den ini Verfall bearissenen Tlieaiekvers hält-rissen Berlin-s sinden its-ird, ib rein Talent angemessen ist, das möchten wir übrige-is bezweifeln Wie sagt doch der Altnieister Goe th: Es bildet ein Talent sich in de· Siillel —- llnd sa knüpfen wir dar an nne die Hoffnung, daß Fräulein Schulze durch die Gunst nndsereåi lunstsinnigen Publiltnns etwas ver« zogen, ans den ihr von nns vorge zeichneten skiuisttoeaen ·tiiitia vors toiirisschreiten möge. Wir wieder isolen es: sie besiyt ein großes Ta lent, welches ani dein richtigen Boden schöne Früchte treiben toiie« de, nnd Wrieuen war dieser Vo« den!. . . . « Wir veriichern dein etwas refer vierten Fräuleins Sehnle welches ans Eli-Theater als — dreizehnte Liebhaberin engagiert ist, nnd ihrer stolzen Manni, daß wir bei Beurtei tnng ihrer Leistungen stets der glänzenden Wriehener Vergnngeni heit eingedenk bleiben werden. Frriu lrin Schutze tnt etwas verschiinit, fn nirtt itnnnn — nnd blickt öfter-i verwirrt zu Boden, die Frau Mai nn: ift minder frhiirhtern, fie hätte nicht iibel Luft, nng noch einen Ansfrhnitt ans dein »Pt)kiher Meis blatt« zur Lekliire zu empfehlen Miitter und Tochter entfernen firtj endlich, ein paar Stunden fpiitet empfangen wir den Befnch eineå anderen Paar-es. Manna fiihrtdat tritiiche Dagebuch ihrer Tochte gleichfalls rnit; Elife foll am N Theater kleine Naive spielen, eiiu Mitteilung, die uns etwas über· rafcht, denn Fräulein Etife macht uns den Eindruck einer —- etwas gesehm-en Künstlern-. Die Mutter legt das Buch der Krititen in nnferi Hände, wir fetten die lehte Kritil lesen, zufällig fchtagen wir die erftt auf: Stadttheatec tn Halle, 25.0ki tot-er 1872, Fräulein Seht-öder all «Lorle«.... Alte vor zwölf sah ren, der Schein trügt doch nicht. Die nnverwlistliche Naive gestehts mit einein — sehr tunstvolle Gold ploniben blaßlegenden Lächeln, daß sie vor der gestrengen Berliner Kri tik gewaltigen Respekt habe, - daß sie mit Zittern und Bangen ihr Engagenient antrete. Kein Kritiler wäre so nngalaiit, diese Bedenken nicht sofort zu ver scheiichen unter der Zusicherung bil liger Nachsicht, nnd damit ist die llnterrednng zu Ende. Das sind die Debiitanten, die Gäste-, die lliibelannteiu aber anch die Träger bekannter Namen sah ren bei den Kritjtern vor. Sie brin gen sich nnr in Erinnerung, ihre Höslichleit verlangt Nachsicht, ob wohl sie insgeheim überzeugt sind dasz sie nnr Lob verdienen nnd daß ihnen dasselbe bei gerechter Beurtei lnng in iiberschtiiänglicheni Mast zuteil werden innsz. Ein großer Teil der Schanspieler beschränkt sich nnr daraus, die Bisitenlarte in der Redaltion abzugeben, nnd ans dem Tische des Tlieaterreserenten ent steht dadnrch eine ganz interessante Sammlung von Visitenlarten von dein a la miniite gedruckten schosi leii Blättchen der Provinzliebhaberin bis zii dem liandgroszen steifen Karten mit dein litliograplsierten Namen nnd Titel des Hosschanspies let-s. ,,Einpsiel)lt sich Jlsreianhls wollen« ,,....Jl)rer Nachsicht« steht ans der Rückseite Dieser stimmte Modus ist den Krititern eriviinschter - III . »Er » Null- Uvsscllusuj uns uicsc entstu lung bald an die Stelle der persön lichen Priisentatiom die beiden Par teien Zeit kostet, ohne etwas ande res als einen gewöhnlichen Phras ienanstausch zu bezwecken. Beson ders in Provinzstädten ist die per sönliche Vorstellung noch sehr üb lich, nnd einzelne Künstler verfolgen ihre Opser, wenn diese den Versuch machen sollten, sich zu« verleugnen, bis in ihre Privatwohnnng Eine liebenswürdige, in Oesteri reich iehr bekannte Schanspieleritu die sich an keinem der verschiedenen Dekainerone beteiligt hat, obwohl ihr Leben an pikanten nnd amti santen Zusätlen ziemlich reich ist erzählte mir ktirzlich ein Geschicht chen, welches zu dein hier behan delten Thema gehört. »Es war in den Sechziger Jah ren in G. Jch war als Naive an das Stadttheater engagiert wor den, und da ich leiste wirkliche nnd keine Theatekmutter hatte· mußte ich meine Wege allein machen. Ein paarmal hatte ich vergeblich gesucht. den Referenten des gelesensten Ta ges-Journals in seiner Redaktion zu sprechen, der Tag meines De buts riickte heran, und ich hatte noch immer nicht Gelegenheit ge sunden, mich dem gestrenge-n Dr V.,zu empfehlen. Gehen Sie in seine Wohnungl —- riet mir eine Kollegin —- er ist nämlich verheim· let. —- Tiesen Rat befolgte ich. Zur Visitenzeit begab ich mich nach der, in einer winleligen Sackgasse gete genen Wohnung des Krititers. Eine junge Frau mit einem genialen Ti tustopi össnete mir, ihr Teint war uunatiirlich, aber keineswegs durch die mir in ihren Wirkungen be kannte Schminke getötet, nnd ein pikantes Kiichenparsiim striinite mir entgegen. Ostenbar hatte die junge Frau eben den stochherd verlassen. —- ttann ich den Herrn Dotter sprechens — Tut niir leid —- antwortete sie in nntnsrjaijitjteni Oefteereiajijclj —- ich tin-iß nit, wo er jetzt atlenieii lieruinrennh aber er nian alei koni nien; meines die ttliite haben woll ten, ein lnssel Ovarien Nachdem ich den Zweit meinet Befnches erklärt hatte, wurde ich in den ,,2alan« gestiler nnd wah rend inich die klledaltenrszjattin da hin geleitete-, isiej sie in eine offen bar nach der siiiclje führende kleine Seitentiie: Salt, gib acht anj die Nudeln, daß jie nit iibektochem hörst? Wir standen im Salon. Aber bitte, lege-US doch ein bijjel ab, dei Zelix muß ja jede Minute commen und tlandalifieren Sie sich nicht, daß ich so schlainpert ausschan, aber wenn man in der Küch« nachtchauen mnß.... Die junae Frau stand ini Begriffs-, ihr etwas talonpes Aens here tliichtig in Ordnung zu brin aen, als tm anstoßenden Zimmer Kindekaejchrei ertönte. Die junge Frau stand auf: Sie verzeih’n Ichon, mein Meiner is wacht Und die Schleppe ihres Morgenrocks rai - tend, verschwand sie. Dann vernahm ich tm Neben-zins s mer unmuiikalijchen Geianq. »Seht s dort auf steilen öl)’n, den Mann - von edler ist-t- lduna lteh’nlDer «Kletne«- schien sich aber nicht beru hiqen zu wollen« Die Mutter er schien endnch mit einem Stechnnenl im Solon »Er will nicht schlafen, der kleine Nigl,« sagte sie, wieder ihren Platz einnehmend· Während sie den Säugliug licbloste, bemiihte Hsie sich, mich in die Chroniqne flun ldaleuse des Theaters einzuweihen; lbiese ziemlich einseitig gesiihrte Un sierhaltung schläsertes den Kleinen endlich ein. « Die glückliche, aber vielsnch in Anspruch genommene Mutter sprach ganz leise, aber ohne Inmitten in einem sort. Plötzlich wurde ein Brausen und Zischen verstehn-bar, sein blechernek Topsbeelel iiel klir rend zu Boden-... Jesan Mariens sie how übekkocheu lassen! ries bit-i kleine Redakteur-Titeln —— im näch iten Augenblick lag der Siingling in meinem Schoß, die Mutter stiirzi le zur Tür hinaus, in die stritt-: Derielbe Mund, der eben erst die süßeiteu Ziirtlichleitsntsstsdriicke dem Babn zugesliistert hatte, entlud siib ietzt in derbere-: Weise: Tu Guns» du Nonen-, du llrichls ....Dnnn ging es liitschzllntfch .. ein Geräusch, dessen Ursache unver· lennbnr war; die schlecht genmrteteu Nudelu waren gerächtl Jetzt liiugelie ess, und bald dar aus tmt der Hausherr in den Sa lou. Jch erhob mich, dass schlafend-. Kind im Arm nnd stellte mich im Fliiiterton dem Krititer Vol-. Er fal) mich mit großen Augen nn, dann rieb er sich das Ohr, er bekämpfte eine kleine Verlegenheit, dann kaut es aber tun so riickiictnssloier iibet seine Lippen: Ich musz sehnen gleich sagen, daß Sie da bei unseren jun-« gen Herren wenig Glück haben mer den, wir haben iu dein Ersatz siik die Nnive ein -—— Mädchen erinnr iet.... Sie verstehen mich doch; — wenn ich Ihnen einen guten Rot geben soll, soYertuselienExs die ganze G’fcl)icht. . . . —- Welche Geschichte? sagte ixij schreckenostart l —- Na —- die mit dem Kind! fliislerte der Redakteur To sum gerade als den-Z ex nimliinn die junge Frau wieder zur Türe her ein: O Fränl’n, Sie find doch nn bös, ich l)c1b’ ja ganz des-gessen onj den Klein’, gebe-US ihn mir hekl Tei- Herr Doktor sah seinen Jer hnn ein, und während feine Frau init dein schlafenden Knäblein ans dem Solon vekfcknonnd,«bemühte er fich« seine Ungeschicklichkeit wieder gut zu machen. Er hat mir übrigean für das klei ne Unrecht großtniitigit Satisfaktion gegeben, denn in den höchst wohl nsollenden Nezenfionen wurden an mir die schnieichelhnftesten Epithetii verschwendet, da wechseltc stets der ,,1«ngendliche Liebzeiz« mit dem «li.«l) lichen Jugeicdrciz«, bis ich endlich das Entgegen-ein mechselte So beschrieb mir die Kiinsilerin diese heitere ,,Vorftellung«» —.—-— Ztizzc von Etljmd Breitnck. Ein Daimyka l gelt. Die junge Fran, die heute zum erstenmal Tranertleidnng trägt nnd gerade damit beschäftigt war, den» Schrank ihres gefallenen Manne-J znl ordnen, unterbricht ihre Arbeit, um zu öffnen. Draußen jieht ein freut-l des Mädchen i Die junge Fran: Was wünschen Sie? « j Dies Fremde (sehr fchiichtern:)) Wenn ich bitten durfte . . . ein! Paar Minuten nut. . . ich hatte Sie« gsrne in einer Angelegenheit gefprosj chen. « Die junge Frau (erftaunt, miß-« trauisch): Michi Aber ich kenne Ziei ja gar nicht« Doch kommen Sie. . . hier die Tür geradeang. . Die Fremde: Jch darf mich woth fetten. (Beide nehmen PlatzJ Die Fremde (for«iahrend): Es fällt mir wahrhaftig sehr schwer, das; richtige Wort zu finden, und ich habet aueh lange gezögert, ob ich Sie auf-; suchen foll, gnädige Frau! Aber ich; dachte. . . nun, ich wollte Ihnen meint Beileid ausdrücken zu dem Berluste,l den Sie. . . den Sie erlitten habenJ Herr han« Martini, Jhr Gatte, ist doch türzlich gefallen. Die junge Frau (talt und abwei-! feud): Darf ich fragen, was Sie zui dieser-. . . zu dieser Aeußerung der Teilnahme veranlaßt.-«Jch verstehe nicht. . . s Die Fremde: Deshalb kam ich ja, um Ihnen das zu erklären. Jeh wallte nicht« da Sie darüber län ger tn Unwissen it bleiben sollen. . . Aii«der Cingangstiir hat eH getlinsi W Die junge Frau lin ansdöinnierni der Ertenntniyz Sie haben meinen Mann getannti Die Fremde nickt. Die junge Frau-. . . Minnen Sie mir vielleicht sagen, woher Sie ihn tannten, wie lange schoni Die Fremde: Jch tannte ihn seit zehn Jahren, lan e ehe er heiratete. Wir — er und is —- tonren einmal, turze Zeit, verlobt. . Die junge Frau: Sie waren seine Freundin? Die Fremde: Nein. Wir waren regelrecht oerlobt. Aber es wurde nichts daraus. . . .Die alte Geschichte: Jch hatte leinen Pfennig Geld, nnd er verdiente damals auch noch recht wenig. Deshalb gingen toir ausein ander. Ganz im Guten übrigens. Die junge Frau (nach langer schwerer Pause): Von all diesen Dingen wußte ich nichts. Er hat mir niemals ein Wort von dieser. . . dieser Geschichte erzählt. Jedenfalls danie ich Jhnen fiir Ihre Aufrich tigleit. Die Fremde: Jch glaube, gnädige Frau, daß er in seiner Ehe sehr glücklich gewesen ist. Manchmal, so ungefähr, zwei-, dreimal im Jahre pflegte er mir zu schreiben, rein freundschaftlich- Sie können es glau ben. Er schrieb, um mich, sozusageii,; zu trösten. Er muß wohl gespiirts haben, daß ich ihn noch immer-l . . . .liebte. . . .ja, dafiir kann man nichts Sie, gnädige Frau, werden mir verzeihen. . . .ich hoffe wenig stfens. . . jetzt, wo doch alles dort-ei n. . . . Die junge Frau schweigt. Die Fremd-e: Jch habe seine Ehe stets hochgeachtet, steigt tlnd halten Sie mich nicht siir unverschämt, weit ich heute gewagt habe, hierher zu kommen. Es wäre nicht geschehen, wenn nicht dringende Grunde vorlä gen. . . « Die junge Frau (hastig): Welche Gründe« Die Fremde: Furchten sie nicht-se Jch habe keinerlei Ansprüche Aber es sind vielleicht noch einige Briese da, die er im Laufe der Jahre von mir erhalten hat« ganz gewöhnliche Briefe, in denen leine Geheininisse stehen, und ich dachte, daß er sie mög licherweise aufgehoben haben könnte. Es wäre mir nun sehr viel daran ge- l legen, diese acht oder zehn Briefe zu riickzuhetornmen So viele werden ess wohl itn ganzen sein. l Die junge Frau: . . ich. . . ch l werde nachsehen, und wenn ich Ihre Briese finde, so sollen Sie alles wie der haben. Die Fremde: Jch danle Ihnen-Ja und dann. . . Die junge Frau (-nit neroöser Fohroffheit):· Es siillt mir schwer, Sie anzuhören, mein Fräulein Ohne Sie tränken zu wollen. . . . aber Ihre Mitteilungen kamen denn doch zu iiberraschend, gerade jetzt, wo noch alles so srisch ist. . . glauben Sie nicht, daß es . . · daß es Eifersucht . nein. dazu scheint lein Grund oorzuliegen . . . und ich bin über zeugt. . . .aber, oerstehen Sie mich recht, mit einem Male. . . . Mit ei nem Male soll ich meine Trauer mit irgend jemand teilen, den ich garz nicht kenne, mit einer Fremden, die zur Tiir hineingeschneit kommt! Jch will Ihnen nicht wehtun! (Die Fremde erhebt sich) Nein, bitte, bleisJ den Sie bleiben Sir! (-tierwirrt.) Sie wollten doch noch etwas-, sagten Sie nicht. . . ; Bie IFremde: »Ich wage gar nicht« . . Die junge Fran: Sie iniissen mir» zugute halten. Daß ich heute, ein we-; nig unhöflich bin —- entschuldigcn Sie —— Die Fremder Ich hätte noch eine Bitte: Wenn ich. . . wenn ich ein Bild von ihm haben diirste, irgend eine altc Photographie, die Sie ent behren können, oder, falls das nicht geht« etwas andere-» Sie wiirven mich mit einem tleinen Andenken glücklich innchent Sehen Sie gnädige Frau —- Sie sind ja so reich gegen mich, so unendlich reich. Sie waren fünf Jahre long mit ihin verheiratet, waren uni ihn, haben ihn besessen, und er hat sie geliebt. Mit Ihrem Namen auf ven Lippen, ist er viel leicht gestorben. Und jetzt, Ivb er tot ist, bleibt Jhnen alles, was er gehabt hnt, Sie sind umgeben von Erinnerungen. Aber ich! Was bin ich neben Ihnen? Ein Niemand, ein Stäubehen auf seinem Rock. . . Die junge Frau (herb): Sie soll ten sich das Herz nicht so schwer ma chen, mein liebes Fräulein. Dann tun Sie auch gewiß unrecht daran. mich zu beneiden. Wenn er mir, wie Sie sagen, mehr kein tonnte, so habe ich auch mehr bespren. Ahnen iSie denn, wie surchtbnr, wie unaus ’ r l! furchtbar das ist, wenn auf kxfnäkrlchdie Briese ausbleiben und dann plöylieh die Nachricht kommt, er ist schwer verwundet?« Man verliert vor Angst beinahe den Verstand. Bleibt er am Leben oder nicht? So bald es draußen klingelt, fährt man zusammen. Man wagt nicht auszu-. gehen, aus Furcht, der Postbote könn te inzwischen kommen. Eines Tages dann kam er. . . Die Fremde:. . . kam er? Die junge Frau: Ja, oor fiinf Tagen. Sein Hauptmann teilte mit, wie es geschah. Beim Sturm traf ihn sdie Kugel in die Brust, die Lunge wurde verletzt; zwei Wochen lag Er im Lazarett, er hat schwer zu leiden gehabt. . . Ja, sehen Sie, mit einem Male hat man nun Gewißheit, aber man will nicht daran glauben. Man kann es nicht fassen, daß man jetzt immer so allein beiben wird! Oh, ich habe sitt alles Gliick teuer zahlen müssen. . . Sie werben tiinstig zwei Briese im Jahre nicht mehr betont-. men, aber ich. . . Tie Fremde: Ich danke Ihnen fiir Ihre Güte, baß Sie mir das alles erzählen, Sie, die seine Frau waren, mir, die ich. . . Nun werden wir ihn nie mehr wiedersehen. Jch entsinne mich noch genan, wie er zu lachen pflegte. Dieses kindliche, tichernde Lachen« Die junge Frau: Ja — tannten Sie dag? Und wie er mit dem Fin ger schnippte, wenn er sich über et was freute. Die Fremde: Es tnallte ganzlaut, dieses Schau-pen. Liebte er noch im mer die schweren Zigarren, wie früher einmal? -, a« Die junge »mu: aou Das suchen Sn noch? Die Fremde- Oh, und wie wun dervoll er Klavier spielte. Jch ent sinne mich noch. . . die Beethoven-So nunm.. Die junge Frau: Es ist- eine ganze Opernbibliothek da. Rebenan steht auch fein Flügel. Er pflegte immer des Abends zu spielen, ich konnte stundenmng zuhörux und Berihuvni lkbu n am mristuu Die Fremde: Einmal, seinerzeit, kamen ihm die Tränen in die Augen, so nahe ging ihni dk Illusik, vor lnunr Enwücken mußn er weh nen· . . . WANT-) Die junge Fran: . . «. nnd nun kommen Sie, ich will einmal sehen, ob diese Briese noch da find, nnd vielleicht finde ich aiich etwas fiir Sie, so ein —- nUn, so ein Andenken. lMit einein schnellen Entschluß-) Wollen Sie mir vielleicht beim Su chen helfen? Die beiden Frauen gehen in das Viebeiiziinmer, nnd während sie sich wechselseitig erzählen, vergessen beide ganz, daß eigentlich zwischen ihnen eine Schranke liegt. (Bielleicht kommt das daher, daß ein gemeinsamer Schmerz stärker ist als alle solch Schranleii.) N— Vater nnd Sohn. Von dein französischen Kanzler Henri Francois d'Aanessean, deni sein Vaterland nachhaltige Verbesse rungen in Gesetz- nnd Rechtspflege verdanti, weiß man, daß er Ent scheidungen von weittragender Bea dentiing niir sehr langsam nnd im mer erst»nach sorgfältiger Prüfung aller iii Betracht kommenden ihn-. stände zn treffen pflegte. Sein Schn, der gleichfalls Jurist war, bei dein inan jedoch von des Vaters umfas sendet Bildung lanni einen Hauch zu spiiren vermochte, war das- Ge xieiileil von ihm. Eines Tages nun, nach einer recht scharfen Augenma derseßnna zwischen dein Kanzler nnd seinem nnebenbiirtigenSohne glaubte letzterer seinem Vater einen scharfen Hieb versetzen zu können, indem er spöttisch sagte: »Beste: Vater, Sie wissen alles nnd entscheiden doch über nichts. »Und Du, mein Sohn,« antwortete lächelnd der Kanzler-, »in-ißt nichts nnd entscheidest doch iider alles « -——...--— — Hi ach llhland. »Warum gehen Eie eigentlich ani Sonntag nie iiiit Jlirer Frau ans-'s« »Da-Z ist der Tag des Hei-ritt« . —- Nal)eliegend. Frau lzn lil)i·eiii lieinikehrenden Manne-P »Du bist ja tnidelnas32« »Klein Wunder, bei dein Hunde ivetter l)eiite.« — Schreckenslind. »Kann ich jemand von Deinen Eltern spre· chen, Lieschen?« »Nein, Papa ist aus seinem Bu reaii, und Mama bedauert, nicht zu Haus In setn.«