Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 04, 1917, Page 7, Image 7

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    Offenheit
Ei gibt eine Offenheit, die ist heil
und durchsichtig; die fagt franl und
frei ihre Meinung herunt, isleibt aber
stets milde, lieb und fchanend. Ei
gibt aber auch eine andere Offenheit,
die triigt alles zur Schau, auch dat,
M fie beffer nicht allen Leuten zei
gen würde, und wenn siet fiir nötig
findet fich zu äußern, was beinahe
überall der Fall ift, spricht fie ihre An
ficht riickfiehttlos ans, als ob Jemand,
btlblich gesprochen, niit Keulen drein
stlitgr. Jede Tugend hat ihr Ideal
Iefieht und ihr Zerrbild.
ZU Grunde liegt der Offenheit die
fthiise Tugend der Wahrheit-liebe.
Ver wirklich die Offenheit liebt« will
wahr fein: sprechen wie er denkt, fich
geben wie er ifi, den andern Menfehen
fo nehmen, tuie re ihrn entqegentoinst
Sein Gent-fah ist der Verfchlaffene,
der Niemand einen Einblick in fein Jn
neret gewähren will. mit feinen An
sichten zuriiahält, anderen Leuten miß
traut.
Die Shmpathien fliegen dem offen
bergigen Menfehenlind entgegen, denn
rnit ihm ift gut umgeben. Freilich,
manchmal ifi auch die schöne Offen
heit nur Schein. Es gibt Leute, die
anscheinend das Herz auf der Zunge
haben. in Wirklichkeit aber fteis das
Befie und Wichtigste wohl fiir sieh zu
behalten wissen. Und es gibt anschei
nend verfchlassene Menschen« die an
der rechten Stelle von rührender, rück
haltloser Offenheit sein können.
Jn Bezug auf sich selbst und seine
eigenen Angelegenheiten möge es nun
Jeder halten wie er will· Er tann
mit zu großer Offenheit höchstens sich
selbst Unannehmlichteiten bereiten.
handelt es sich aber um die Angelegen
heiten anderer Leute« so muss auch die
offenste Natur Rücksichten zu nehmen
wissen. sich Schranken ziehen. Es gibt
Menschen« denen es gefährlich ist, ein
Geheimnis anzuvertrauen. Wir ten
nen solche vielleicht auch in unserem
Kreise. Sie möchtens wohl gern hü
ten, aber das glückt nur kurze 3eii,
dann drückts ihnen das herz ab, sie
müssens ausschwadem Unter dem bei
tannten .Siegei der Verschwiegenheit«
natürlich, das sich beinahe immer als
briichig erweist. Offenheit isi lieb,
und Offenheit lann gefährlich sein.
Offenheit tann Pflicht sein« und tann
anderseits zur Gefühllosigkeit werden.
Wo du anderen Menschen mit dem
Aussprechen deiner Meinung helfen
und nüsem oder too du sie von einem
Unrecht zuriickbringen kannst, ist die
ehrliche Offenheit der Meinungsäuße
rung Pflicht; wo du aber dadurch
harmlose Freuden stören, eine glückliche
Unbefangenheit rauben würdest, da
tann das schonungslos offene Wort
zur Gefüllosigteit werden.
Jn den Formen unseres geselligen
Vertehrs miteinander liegt manches,
das Grenzen der Sitte, des guten
Sons, die früher Dch weit enger
gezogen waren, als unzulässig aus
schließen. seauselöpse unter der Ju
gend, die vor «Offenheit« iibetsirömem
nennen da manches Verstellung und
Deuchelei und suchen sich von solchen
Schranlen möglichst zu befreien. Aber
in unserer seit braucht sich die liebe
Jugend wirklich nicht zu beschweren,
das ihrer Offenherzigteit allzuenge
Grenzen gezogen würden, eine Klage,
die allenfalls zu den Zeiten der Groß
mlitter eine gewisse serechtigung ge
habt hätte. Unsere Zeit begiinstigt
das qutoachsen in Freiheit nach jeder
Richtung hin, die Offenheit hat also
Spielraum genug. Wo man ihr da
rum eine Einschräntun auferlegt, da
geschieht es ihr zum l, damit sie
nicht in Ungebundenheit und Rück
sichtslosigteit ausarte
Eis origineller Month.
Von dem jüngst in Einsiedeln der
siordenen Dr. Franz Sales Tiefental,
einein gebotenen Bündner, von dein be
hauptet wird, er habe in seinem ganzen
Leben teine Zeitung gelesen, erzählt
der .«Einsiedler Anzeiger« folgende
Anetdotem Einst habe Pater Franz
Sales in Disentis über das Fluchen
gepredigt, das damals eine übte Ge
wohnheit vieler Schüler gewesen sei,
und diese Predigt zum Entseten aller
so begonnen und dann fortgesetzt:
»himniel, Derrgott, Sakrament · . . ja
staunt mich nnr an, so höre ich euch
ost ruskth nnd das ist Sünde!« Ein
anderes Mal habe er den Fastenernst
mit einer Predigt iiber die Feigheit in
Pilatus, durch die Art der drastischen
Darstellung seines Subjelts ausgeheii
tert. So sei in jener Predigt die
Stelle oorgetonnnem »Und so ließ lich
dieser Statthalter des römischen Cö
saren dorn sanatisierten Pöbel ins
Bockshorn blasen, und in Furcht vor
den Menschen gab er Gott preis, dieser
Feiglingt'—Den Theologen schilderte
Franz Soles einst wie folgt: »Ein
Theologi. der nicht lachen kann, ist ein
halber Zehe-. Wer die Wahrheit hat
mus srdhlich sein. Schließlich niiissen
toir dasiir sorgen, dass unser Leben ein
guter Bis ist« iiber den man ewig la
M W« i
»Wquil-Jcig—e?s5
»Wer weisZAIviiblt Wolle«
! von tbm gemttnzt.
seitens znr Geschichte dieses geniale
Itrssers
Nach einer Meldung aus Stuttgart
ist dort vor einigen Monaten Dr. Jä
ger, der Schöpfer der nach ihm be
kannten weltberühmten Normaltleis
dung, im Alter von fast fiinfundachti
ztg Jahren gestorben.
Dr. Jäger war arn 23. Juni, 1832.
in Bürg, in Württemberg, geboren.
Als Pfarrersobn war Jäger zum
Ideal-gen bestimmt, er aber folgte
dein von Jugend aus gebegten Drang
zur Naturwissenschaft und studierte,
den Lebensunterhalt sich selbst erwer
dend, Medizin und Naturwissenschaf
ten. Jn Wien als Privatdozent tö
tig, sollte er eine Professur erhalten,
wenn er den Glauben wechselte, er tat
es nicht und gründete mit einem Un
ternehmer zusammen ein Seemasser
anuarium und einen Tierqarten. Hier
wurde er auf die Rolle der Duftstoffe
im animalischen Leben aufmerksam.
Jn seiner schwiibischen Heimat mit
einer Professur betraut, forschte er dem
Gegenstand weiter nach, war aber von
dem Tage an ein verspotteter Mann,
tvo er mit seinen besten Arbeiten an die
Oeffentlichleit trat, Da in der Tier
weit bei Nacht oder bei dem Vorhan
densein schwacher Duftspuren der Ge
ruch ein Wesen zum andern führt« oft
aus Meilen weit,—da der Hund seinen
Herrn am Dust von andern unterschei
det, soserlannte Jäger in den Vuststofs
fen den Träger dessen, was das Indi
vidiutn ausmacht, was das formende
Prinzip bei der Fortpflanzung und
Vererbung ist, die Seele. die sich den
Körper baut, wohl zu unterscheiden
von dem Geist, in welchem sich die see
lischen Zustände bewußt werden und
der nach Jäger unsterblich ist.
Vielfach greift Jäger aus die als
Aberglauben verschrieene Medizin des
niederen Volles, der Naturviilter und
der Zigeuner zurück. Vieles, was
als dummer Aberglaube verspottet
war, dat von ihm seine naturwissen
schaftltche Erllärung erfahren. Da er
gegen die Tierversuchsmedizin, gegen
die allgemeine Jmpsung und gegen die
von Virchow gegründete, anatomisch
physiologische Richtung in der Heil
lunsi kämpfte, so hatte er natürlich
viele Gegner, seine Unterscheidung zwi
schen Seele und Geist, trug ihm natür
lich das Lachen der malerialisiisch ge
sinnien Kollegen ein. Aber Jäger hat
seine Forschungen und Erklärungen in
so lebendiger Sprache, so ssu von wis
senschaftlicheni Jargon dargestellt, hat
es verstanden, einen so sesselnden Ton
in seine Belehrungen zu bringen, daß
alle Erstickungtoersuche erfolglos blie
ben. Mir gesunde Lebensweise, Schla
sen bei ossenetn Fenster, Abhöriung
durch Entwässerung des Körpers, siir
Schulresorrn und dergleichen hat Jä
ger schon in einer Zeit gewirkt, da er
tnil solchen Forderungen ziemlich allein
stand. Von den zahlreichen Schriften
seien nur als die wichtigsten genannt
«Enideckung der Seele« (Drixte Aus
lage, 1884), »Stosswirlung in Lebe
wesen« (1891), .,Ein verlannier Wohl
tätekss (1891), .T-t unr- Lebendig«
(1907).
Man hat es in den Kreisen der For
schung dem «Erfinder der Woll
hagiene« verdacht, daß er sich mit Ge
schäftsleuten verband und Kapital aus
seinen Entdeckungen schlug. Ader
wenn er dies nicht getan hätte, dann
hätten sie den Mann einfach tot ge
macht, und man lann ihm nur Recht
geben. das er sich auf diese Weise be
hauptete und seinen Gegnern zum
Sroh durchsetztr. Wollregimel Das
hat ihn iider die ganze Erde bekannt
gemacht, sein Name ward beständig zu
Fälschungen für alle möglichen Zwecke
benugh aber die Wolle ist doch nur
ein oerschwtndendes Nebenergebnia der
zahlreichen« naturwissenschaftlichen
Einsichten, die wir dem Manne verdan
len.
r——....—..-.
Das tausendfach gebrochene Echo
des Lebens in einen Akkord zu fassen,
das ist Kunst.
Franz d. Schoentlfait
Die Oper ist ein Irrtum, denn in
diesem Kunstgenre ist ein Mittel des
Ausdrucks (die Musil) zum Zwei-, der
Zweck des Ausdrucks (das Drama)
aber zum Mittel gemacht
Der deriidente Wisson Chamfort
pflegte zu sagen: Jch habe drei Klas
sen von Freunden: Freunde, die mich
lieben, Freunde, die sich nicht um mich
beliimnrern, nnd Freunde, die mich
verabscheuen.—s-Sehr wahrt
Man legt sich sobald ein-as zurechti
Man macht sich so rasch ein Täu
lchmsaetlechtt
Was stoirnt man da alles Krauses
hinein
Von dumme-n Mißtran«n und falschem
Mut
Zorniger— entwasinet
i Der gute Pfarrer Mistlin in Eßlins
- gen hatte einmal mit gewaltigem Ernst
. gegen die Tanzbelustigungen am
Sonntag gepredigt. Das schlug bei
vielen ein, und eine ziemliche Anzahl
! von Ballen und Tänzen, die schon be
stellt waren, wurden rückgängig ge
» macht. Der Stadtmusilui sah sich
darob in seinem Broterwerb geschädigt
und war erbost gegen den ernsten Pre
diger. Aus offener Straße iiberschiiis
tete er ihn denn auch mit einer Flut
oon Schimpsreden nnd Vorwllrsen
Mistlin blieb einfach stehen und hörte
den Mann an, ohne ein Wort zu re
» den. Als der ergiirnte Musilani aber
endlich atemlos innehielt und nur noch
die Faust schüttelte, da sagte er mit
der allersreundlichen Miene:
I .Jch habe nicht ganz verstanden, tie
. ber Mann, was er eigentlich will, wie
- derhole er mir das alles noch einmali«
Diese Ruhe und Gelassenheit entwasfs
nete den grimmigen Mann so vollstän
dig, daß er anfing, stotternd sich zu
entschuldigen und beschämt von dannen
schlich. Kluge Leute wissen, was frei
zu tun haben; wenn die Zorngeisterz
aufbrausen wie ein Löwe, halten sies
still wie ein Lamm. Wenn einer ges
neigt ist zu vielem Schwätzen, dann ge s
den sie ihm alles nur keinen Stuhl;.
er findet sonst lein Ende mehr. Wenn;
aber einer im Zorn entbrannt ist, dann?
nötigen sie ihn, sich zu setzen; damits
ist schon die Hälfte gewonnen. Und
beileibe nicht unterbrechen; ausreden
lassen-das ist ein probates Mittel.3
ist die Subpe ohne Zweifel bei weitern
nicht mehr so heiß. i
i
Eine berühmte Aller. l
Wer heute in den —Charlottenburger!
Schloßpart wandert, wird eine Ver-. «
önderung wahrnehmen, die leider nicht
günstig wirkt, wenn sie auch höchst
wahrscheinlich nur sehr unfreiwillig
vorgenommen worden ist. Die schöne.
Fichten-Allee, die den Hauptweg zum
Mausoleum säumte, ist gefallen. Man
erinnert sich, roie start diese Allee, die
den Blick nach rechts und links ab-,
schnitt und allein auf das Mausoleumf
richtete. die vornehme, ilassiich ruhige
’ Wirtung des Bauwerls steigerte. Wie.
ein erdenserner Traum lag die Grab: ·
stätte am Ende der erniten Straße,
« durch die man Friedrich Wilhelm lll.
getragen hat, die Königin Luise, deni
alten Kaiser und die Kaiserin Augusta,
und bekanntlich birgt eine Marmoriaps z
sel in dem Steinbau auch das Herz
von Friedrich Wilhelm UT Mit dem
Ver-schwinden dieser Allee ist ein Blick?
Izerstört, der sich allen Besuchern tiesj
T eingegraben hat. Ei scheint, daß eines
Baumtrantheit zur Beseitigung zwangs
» hoffentlich aber gelingt ej, das allge-l
-tvol)nte, vertraute Bild im Charlotk
tenburger Schloßparl mit seinen va
terländischen Erinnerungen wieder!
J herzustellen.
O ihr schönen Jugendtage,
Wundeer Iritblingsseitt
Süße Schmerzen, teure Klage,
Jugend-o du herrlichleit
stun
,,Antigone.«
l
l
l
Eine neue Uebersetzung der »Anti :
gone« oon Sophotlei wurde vor.
Kurzem in der Aula des Ghmnasiums
zum grauen Kloster in Berlin vom
Verfasser Prof. Walter Amelung vor
gelesen. Wenn auch kein unmittel
baret Bedürfnis nach einer neueni
Uebertragung der wohl arr. häufigstenl
übersetzten Tragödie des Sophotles
vorhanden war. so mag man sich doch
dieses Versuches freuen und ihm imi
Vergleich mir den früheren mehr oder
weniger tref flichen A beiten von Don I
ner, Thudichum, Jordan u. a. m. daöi
Streben nach möglichster Natürlichieitk
und Einfachheit des Ausdrucks wer-H
kennen Der Dialog ist in Blank
versen, die Chöre zum Teil gereimt.
Die Musit von Karl Millionen-, die
der Komponist am Flügel ausführte,;
ist beachtenswert. Sie hat melodras
matischen Charakter und besonders in,
der Begleitung der (gesprochenen),
Chöre glückliche Eingebungen. Ueber H
setzer und Komponist setzten die bester ,
Kräfte ein, um dem gemeinsamen
Werte seine Wirkung zu sichern, und
fanden hei der zahlreichen, zumeistl
jugendlichen Hörerschaft, die sich ganzl
der Gewalt des großen antiien Tragi
ieri hingad· reichlichen Beifall. i
V e r Verband Deutscher Kinderwa- i
genfadriien und verwandter Zweigel
hat beschlossen, troh anhaltender Er
an der Preise aller Nohtoaren
von einer weiteren Erhöhung der Auf
fchlsge zunächst abzusehen und den
seitherigen Teuerungiaufschlag vor.l
Zsi Proz ent siir samtliche Artikel
weiterhin bestehen zu lassen. Die
Preise fiir Gummireifen sind dagegen
geo: ihm auf 50 Prozent erhöht roori
.. w-—sp-.-« —- , «
Schimsqt «
Stizze us Isels stark.
. Schwiil und dumpf war die Luft im
tenterftand. Unmöglich zu schlafen.
Mit einem leifen Fluch sprang Haupt
mann Brummel empor, tastete im
Dunkel vorsichtig nach der Decke, um
mich nicht zu weiten, und schlüpfte zur
Tiire hinaus. Aber ich war längst
wach oder besser gesagt, ich war über
haupt noch nicht eingeschlafen und nach
einer kurzen Weile folgte ich seinem
Beispiel. Ein winziges, glühendes
Fünkchen, die Spitze der Zigarre, die
er sich angesteckt hatte, verriet mir, wo
ich ihn zu suchen hatte. Und so lagen
wir draußen tm Freien, langausges
streckt aus unseren Decken, bliesen den
Rauch ins Dunkel hinaus und blick
ten lsinauf zum Himmel, von welchem
in hellem Glanze die Sterne nieder
strahlten, am hellsten in seinem düster
roten Scheine der Regent dieses bluti
gen Jahres, der Mars. Jch mußte
daran denken, wie ich daheim meinem
Weibe die Wunder der Gestirnenwelt
erklärt, wie oft wir, Seite an Seite
geschmiegt, emporgeblickt zum Nacht
lsimmel Ach, damals war Venus, die
leuchtende, mild-silberweißstrahlende,
die Regentin.
Nichts öffnet so die Schleusen der
Erinnerung, als die Stille der Nacht.
Fast ohne es zu wollen, begann ich zu
erzählen, von daheim, von meinem
Hause am Rande des großen Fichten
waldes, von meinem Weibe und mei
nen beiden Jungen, die jetzt wohl längst
in ihren Betten lagen und s chliefen. Da
schlüpft die Mutter aus leisen Sohlen
herein, weidet sich an dein Anblick der
beiden kleinen Schläfer, haucht einen
leisem ganz leisen Kuß aus die vom
Schlafe geröteien Wangen, deckt die
kleinen Fäßchen sorglich wieder zu, die
die Decke fortgestrainpelt haben, und
schleicht dann wieder ins Schlafzimmer
zurück. Da liegt sie mit offenen Au
gen allein in dem großen Bette und
blickt zu demselben Himmel, zu densel
ben Sternenbildern empor wie ich und
denkt dasselbe wie ich, und unsere Ge
danken und unser Sehnen treffen ein
ander halben Wegeg im weiten Raum
wie scheue, aus weiter Ferne gesandte
Liebkosungen.
Lange sprach ich so, mehr zu mir
selbst als zu dem andern, dessen An
wesenheit ich fast vergessen hatte. Und
dann war lange wieder Schweigen zwi
schen uns, bitt er plötzlich zu sprechen
begann, aus dein gleichen unwidersteh
lichen Drang nach Mitteilung heraus,
der auch mich zum Reden getrieben
hatte.
»Sie heißt Eva. So mag der Men
schen Urmutter ausgesehen haben,
lange poe dem Sündenfall, an jenem
Tage, da Gottes Machtwort sie aus
des Mannes Rippe schuf: Ein schma
les, zartes Kindergesicht, das aus ei
großen, braunen Augen oerwun rt
und schüchtern, beinahe erschrocken in
die Welt sah. Das kleine Köpfchen
trug sie ganz leicht gebeugt, wie nie
dergedrückt von der Fülle des schweren
braunen haareh und wenn sie ange
sprachen wurde, zuckte sie leicht zusam
men und errötete.
So war sie damals, als ich sie das
erstemal sah. Soll ich dir die Ge
schichte unserer Liebe erzähleni Ach,
Gott, es ist eine ganz, ganz alltägliche
Geschichte. ein holdes Wunder fiir die
beiden Menschen, die sie erleben, für die
übrige Welt ein Alltagövorgang, nicht
der Rede wert. Ueberhaupt, die ganze
Geschichte ist so alltäglich, ein Typus,
die alte Geschichte von dem Offizier
und dem armen Mädchen, die einander
lieben und die nicht zusammenkommen
können, weil Armut in unserer seit
viel weiter trennt all die tiefsten Was
ser.
Siehst du, wir hätten ei ja machen
können, wie es viele Kameraden im
gleichen Falle machen: warten, jahre
lang warten« bis ich es zum Haupt
mann gebracht, bis es mir nicht mehr
verwehrt gewesen wäre, auch ohne
Kaution zu heiraten. Sie wollte es
auch, aber ich war damit nicht einver
standen. Ach, wie ost habe ich nicht
schon in schlaflosen Nächten darüber
nachgedacht und mich gefragt: »Wä»
es nicht doch besser gewesen, wenn —«
Jch bin ein schwerblütiger Mensch
Ind denke vielleicht zuviel, will immer
jedes Ding von allen Seiten betrachtet,
bis in die äußersten Konsequenzen vor
bedacht haben, ehe ich mich dazu ent
schließe. Andere sind leichtbliitiger
und sahren dabei besser. Aber wer
lann aus seiner Haut heraus? Jch
hatte zuviel Eben gesehen, um jemals
darein willigen zu können. Kurz und
gut, als sich ihr eine sogenannte gute
Partie bot, da war ich selbst es, der
ihr zuredete. ja zu sagen. Niemals,
und wenn ich hundert Jahre alt wer
den sollte, werde ich den Blick vergessen,
mit dem sie mich anbliclte, als ich so
vernünftig, so grausam vernünftig zu
ihr sprach. Kein Zorn lag darin,
keine Auflehnung, lein Vorwurf, nichts
als Trauer, tiese Trauer. Jch glaubt
--« MAY-» H-- «.·.,-..--.-. -- »Es-Ir- k - sk-- K-» ,
dieser Blick hätte alle meine Vernunft I
in Stücke geschlagen, ich hätte sie ins
die Arme genommen und ihr die stum- i»
men Tränen aus den Augen geküßt(
und ihr gesagt: »Warten wir, meinl
Kind, warten wir,« wäre nicht gerades
in diesem Augenblick ihre Mutter ins;
Zimmer getreten. Damit war alles
entschieden, ihr Schicksal und meines.
Ob ich sie seitdem wiedergesehen?
Gewiß, sehr ost, täglich beinahe. Wir
wohnen ja in derselben Stadt. Und
warum hätte ich sie meiden sollen?
Meine Liebe ist viel zu groß, als daß
auch nur ein unreiner Gedanke ihr
nahegetreten wäre. Uebrigen-, sie ist
nicht unglücklich. Freilich, auch nicht
glücklich. Aber wie viele glückliche
Frauen gibt eii Aus hunderttausend
Lose entfällt taum ein Tresser in der
Lebenblottetie. Glücklich schon der,
welcher mit dem Einsah herauskommt
und nachher nicht ärmer ist als zuvor.
s Und ärmer ist sie nicht, denn sie hat ein
Kind, ein Mädchen, das aus denselben
großen sragenden Augen in die Welt
schaut wie die Mutter. Jhre Ehe ist
.wie tausend andere: ein Nebeneinan
«der, nicht harmonisch, aber auch ohne
«grelle Dissonanzen, das Schicksal aller
» Ehen, bei denen die Liebe des Mannes
laus den Augen entspringt, aus den;
. Sinnen und nicht aus deuk Herzen. T
Du hast mich nicht unterbrochen,
zhasi zugehört und mich nicht gestagt:«
j »Wie, du arm? Wissen wir nicht alle «
L im Regiment, daß du zu den sogenann- i
jten reichen Osfizieren gehörst?« Dut
hast die Frage nicht ausgesprochen,z
Haber ich weiß, du hast sie gedacht.j
"Siehst du« Kamerad, das ist ebens
sSchicksqntucke Betten-km war ich,!
iohne Aussicht aus Erbe von irgend-s
zeiner Seite. Und plötzlich, taum eini
sJahr nach ihrer Berheiratung, starbens
Odie Kinder meines Oheirns, blühende;
«Kinder, in einer Woche an einer tücki- s
schen Krankheit. Mein Oheim kanni
den Schicksalsfchlag nicht übertvinden,s
fvielleicht auch hat sich sein Geist durch F
das Unglück umnachtet; wenige Tages
darauf greift er zur Pistole, und plötz- ;
lich bin ich armer Schlucker wohlha-!
bend, beinahe reich. Ein Jahr, zu -
spät; mehr noch als durch die Tatsache :
der Ehefchließung war sie durch dass
Kind für immer an den anderen gest
bunden. Schicksalstiicke; wer kann da- I
gegen anlärnpfen7« E
Stille war es; irgendwo weithinten J
pfiff eine Lotomotive und durch die;
« Wipfel der Bäume ging ein leises Rau
— schen. Sonst tiefe Stille.
»Du weißt es jetzt-« sagte er, »und
wenn mir etwas passieren sollte — —
schreiben darf ich ihr nicht, sie ist ja
doch eines andern Weib, aber du
. tannft zu ihr gehen und ihr sagen, daß
« ich nie aufgehört, habe, sie zu lieben.'«
, Jch weiß nicht, wie lange Zeit seit
«jenem Gespräche in der Nacht oerftris
chen war. Man verliert da draußen.
s das Maß sllr die Zeit. Aber damals,
als die Stille der Nacht den Mund des
sonst so Schweigsarnen entstegelt hatte,
waren die Tage heiß und die Nächte
schwül, auf den Feldern stand das »
Korn in goldgelben Halmen und Tau- H
zsendschön und Vergißnieinnicht blüh-j
I ten arn Rande des Bächleins, aus dern -
l wir unser Wasser holten. Als wir ihn l
Haber in die-Erde senkten-ihn zugleich «»
’ rnit vier anderen, ein Volltreffer war in j
sdie Batterie eingefchlagen—-—-, da pfiff;
dein kalter Wind über die Stoppelfelder, I
und die Blumen waren verblüht, und .
am Morgen zeigte sich arn Uferrand
, des Baches eine ganz, ganz dünne Eis- «
Haucht ;
s Wenige Tage später erhielt ich hei- .
s« matsurlaub. Jch wollte den Weg über
imeines Freundes heimat nehmen, um
Jsein Berinächtnis zu bestellen. Früher
s« Morgen war es, als der Zug mich dem «
zsiele zuführte. Auf einer Zwischen-«
Zstation wurden die ersten Morgenblät
Iter ausgerufen. Jch taufe mir eine «
IZeitung, mein Blick fällt auf die letzte«
kSeite: Da steht schwarzumrahrnt die
iNachrichk Den plötzlich erfolgten Tod
? ihres Gatten zeigt tiefbetriibt an — —
lllnd dann ihr Name.
; Also steil Und er, der sie so heiß
jgeliebt, liegt draußen in tühlet Erde. L
HSchicksalstiiclr. Warum? Wo steckt
ida Vernunft und Gerechtigkeit? Wa
; rum2 »
l Vergebens fragt der Mensch.« Ehern
Hund stumm rollt das Rad des Schick
xsals weiter, ehern nnd stumm. llnd
lgibt teine Antwort aus menschliche
IFtagen
Zottige Kriegspscrde
An den deutschen Kriegspserden hat
sich aus russischem Gebiet eine bemer
lenötoerte Veränderung vollzogen. Sie "
haben sich mit einem ausfallend lan
gen, beinahe zottigen Haartleid bedeckt. «
Schon im Oktober wurden ans den«
meisten der bisher glänzend glatten
Psede zottelhaarige Tiere, deren Felix
sich von demjenigen der einheimischen
Pferde kaum wesentlich unterschied. — ,
Man hat es hier mit einer zweckmäßi- !
gen Anpassung an eine veränderte Le
benslage zu tun. Sonderbaretweise
reagieren nicht alle Pferde gleich start
auf die tlimatischen Einflüsse. Offi- l
zierspserde edler Ablianimung bekamen
keine so langen haare wie die anderen.
TI- fslcslsoss’t Pakt
is Is- Istics’s solt-u
l- tdst skeat wein-Mal skmy thst has wodule tok Ist
Ist-steh Un Zell Telephon-) system has voll-tust la the
Depart-nagt ot Commuatcimom
Mo soll systoas is Colly handling more thun so.000.000
tobt-two- cctlt Wat- comltetons dun- lnckM the lon
cklsuiaec msc more thun M.
You csa help as meet the nimm-Glasr
cictatntls upon as tot· met-. tot- equipment
sad tot- telophoae sskvlco by act-klug tot
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