Die weissen Innre der Frau non X. Erzählung von Carl Schüjet Ess --.-rT-:.;«:00c;0»«ci Eine Abendgesellschast bei Geheim tafLagsenscheio brachte den Teilnelis mern stets Genässe ganz besonderer Urt. Nicht nur, daß der alte Geh-eint rat großen Wert darauf legte, seinen Gästen nuzerlesene Speisen, vorzüg liche Weine und echte Haoannazigari ren vorzusehn-, er hatte auch ein ei genes Geschick darin, einen Kranz schöner Frauen um sich zu versammeln, die stets »seiner Tafel herrlichste sitt-« bildeten, wie er sich auszu drüsien pflegte. Eines Abends« nach aufgehobener Tafel, saßen wir im Musitzimmer des Geheimnis, und teilten unsere Aufmerksam!eit zwischen einer Tasse Motla, einer der oorziiglichsien Zi garsen des Hausherrn und den Vot ttägen eines neuen weiblichen Ster nes arn Kunsthimniel unserer Hos oper. Die junge Dame am Flügel sang aus nir- Opset eines neueren, vielge nannten Komponisten- Als sie geendet hatte uno der übliche Beifall verklun gen war, ftagte ein oenstonierter Hos rat die junge Künstlerim »Einheit Sie den Komponisten in letzter Zeit gesehn-N - »Ja, bei oen Proben zu seiner Oper.« · .Jst Jhnen etwas an ihm ausge sollen?« »Er hat weiße Haare und doch noch ein ganz jugendliches Gesicht-« »Die haare waren vor seiner Amerilareise vollkommen schwarz. over sagen wir lieber schwarzbraun. Man sagt, er have druden ver einem kri senbahnzusamnienstoß eine heftige Nervenerschiitterirng erlitten. Er soll da eine Nacht, eingeteilt zwischen den Trümmern eines Schlastvagens. zugebracht haben, und in dieser Nacht soll sein« vorher dunkles Haar volltoinrnen weiß geworden sein« Ein Professor der Universität lö chelte überlegen. »Lieber Hosrat, glau ben Sie doch nicht an solche Märchen. Die Geschichte von dem plötzlichen Er granen bei einem Schreck oder einem heftigen Angstzustand ist längst in die Rumpelkammer geworfen worden« in der der Glaube an Hexen, bösen Blick, Werwols und andere schöne Dinge ruht.« Bei den Damen erhob sich lebhaf ter Widerspruch gegen diese Worte des Professorö. Sie alle hatten schon von durchaus glaubwiirviger Seite gehsrt, daß haare ganz plötzlich weiß geworden waren. Die Gattin eines Rittmeisters wußte sogar aus der ei genen Familie iiber das plötzliche Weißwerden von Haaren zu berichten· Eine Tante hatte im Jahre 1870 in der Nacht weiße Haare bekommen, in der ihr Mann vor Paris gefallen war; die bange Ahnung eines Un glücks hatte diesen Wechsel in der Farbe ihrer Haare zur Folge ge habt Jhre Erzählung fand bei den Da men lebhafteste Teilnahme nnd bei den herren riicksichtsvolle Beachtung, nur der Unioersitätsprosessor ließ steh nicht beitren. »Gnädige Frau, Sie w-»en sehr schön und sit-erzeugend zu erzählen, aber vor der Kritik der Wissenschaft hält die Geschichte nicht stand.« Und nun hielt er einen kleinen Bor ttag, reichlich mit wissenschaftlichen Zutaten gespickt, iiber die Entste hung der Farbe der Haare nnd über die Unmöglichkeit, daß diese Farbe Plbjlich aus den Haaren verschwin den könne. s Die Dcclcch Use Ilky III Ulc gilllsc Angelegenheit weniges- extviirmten als vie Damen, ließen sich oon den Ausführungen des Professor-i über-s zeugen, vie Damen aber erlliieten in ihrer Mehrzahl, daß das Leben schon; sehr häufig anscheinend unumstöß« lich feststehenne wissenschaftliche Leh-; ten rücksichtslos über den Haufen geil werfen habe, und daß sie sich ihren. Glauben nicht nehmen ließen. s »Aber, meine DankenI tief da deri Professor seinen schönen Widersache tinnen zu, »wenn Ihnen meine Be glünvungen so wenig genügt haben, dann lassen Sie sich doch von einein Beispiel aus dem Leben überzeugen. Auch Tiere haben häufig vor ihrem Lade die schlimmsten seelis en Quasj lel zu erdulden, zum iel vie Pferde der Knviilleristen im Kring oder der Hund, der in einer bren nenden Wohnung eingeschlossen ist und so weiter, niemals aber hat man an solchen Tieren die Beobach-. sing gemacht. daß vie Iow- ihkekl ilStaate eine send-rang erlitten hät ."Oio, mischte sich der Will-nei ee in die Unterhaltnnk Sie bät-( ruin- W - nicht mit MUZWHFZH « «""·T et e eo Wen teile since W W voll Bis-if teils adex se W ist«-;- DER-: »Den-tot« riefen vie Damen dein Rittnieister zu Der BeisaiL der seine-en Gegner ge zollt wurde, entlsåe dem Professor nur ein iiberlegeneo Lächeln. »Meine Damens sagte er, .s?iihien Sie rnir ein Beispiel vor, ein let-endet Beispiel, nicht die Erzählung von verstorbenen Panier-! Wenn Ihnen das möglich Iist« dann ertliite auch ich inich von Idee Richtigkeit Jhrer Ansicht über zeugt.« Einen Augenblick trat Stille ein Dann rief die junge Sängerin: «Herr Geheimni, laden Sie doch den Komponisten F. ein, der soll uns er zählen, wie er zu seinen weißen Haa ren gekommen ist« Der Geheirnrat stand neben dem iSessel der Frau v. X. Er hatte mit ihr leise Worte gewechselt, an dein Redegefecht hatten sich beide nicht be teiligt. Frau v. X. war eine Dame in der Mitte ver Dreißiger. Sie war von einer madonnenhasten Schönheit, über ihr ganzes Wesen war ein Zug stil ler Schwerinnt schreitet Sie lä ychette selten, sie gefiel sich augen scheinlich besser in der Rolle einer bereitwilligen Zuhorerin als in der ver Erzähleritn Der Geheimrat be lhandelte sie stets mit nusgesuchter Höflichkeit, mit einer fast väter lichen Fürsorge. Man wußte nicht viel von ihr, sie war Witwe ver ylchrte wenig in ver Gesellschaft, und nur im Hause des Geheimnis sanv man sie regelmäßig bei allen Fesilichs teiten. E »Wir haben nicht nötig, den Herrn JProsessor mit Hilfe des Komponisten zu überzeugen, daß eine heftige Ge Hiniitserschiitierung in wenigen Stun Iden die Haare eines Menschen zu bleichen vermag, wir haben unter uns »ein Beispiel dieser Art-« Alle Blicke richteten sich aus den Geheimrat. j »Das Beispie« von dem der we sheirnrat spricht, bin ich'« sagte Frau Eo. X. und erhob sich mit einem leisen tLticheln aus ihrem Sessel. Sie reichte Inein Professor die Hand- »Ich kann, alt Jhrer wissenschaftlichen Ausfüh rungen ungeachtet, den Beweis erbrin gen. daß die Geschichte von dem plötz lichen Ergrauen tein Märchen ist Bitte, entschuldigen Sie mich einen Augenblick« Der Geheimrat führte Frau v X. jbis zur Tür eines Nehenzimmers, Idie sich hinter ihr schloß, und wandte fsich feinen verblüfften Gästen zu. I«Frau v. X. trägt eine Perücke,« sagte er, lächelnd iiber die Neugier, die aus allen Blicken sprach. »Ihr natürli ches haar ist schneeweiß, ganz so weis, wie mein Haar, und diese weiße tFarde hat das Haar ver gnädigen ,Frau in einer Nacht bekommen-" — iDie Damen mndriingten den Geheim stat. — »Wie das gekommen ist, meine ?Drmen, wird Ihnen Frau v. X selbst Ierzöhtem Sie hat sich dazu bereit er klärt« s »He-den Sie einen Zeugen fiir den Fall-« sugte der Professor. »Wollen Sie mich als Zeugen get ten lasse-ist« »Sie, Herr Geheiinrai?« «Ja,« nickte der Geheimni, »ich yabe Frau v. X- wenige Stunden vor jenem Ereignis gesehen, sie trug da mals das schönste volle Schwarz haar, das ich je an einer Dame zu bewundern Gelegenheit hatte. Am Morgen nach jener Nacht war das Haar get-leicht, vollkommen weiß. Nun. Sie werden es ja selbst sehen. Da Frau v. X. stets jedes Aufsehen zu vermeiden trachtet, hat sie sich eine ausgezeichnete Perücke arbeiten lassen, die über die Veränderung ih res natürlichen Haares hinweg tänscht.« Jn diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu dem Nebenzitnniey nnd herein trat Frau v. X. Dichtei wei ßes haar nmrahrnte das cui-deutli polle Köpfchen. Schiicht gescheitelt legt- es sich fest an die Schläfe-i an. Die ganze paartracht war darauf ein gerichtet, sich unter der Periiete zu sei-M JIAU c· I. Mal Vllkcy Olcscll Wech sel der Tracht und der Farbe des Haares wie vollkommen verändert Sie erschien uns allen zunächst wie eine Fremde. Man mußte sich nn ihren Anblick erst gewöhnen. Der Gegensak zwischen ver Frische ihrer Haut, den dunklen Augenbrauen, ih rer biegsamen, jugendlich sehnigen Gestalt und dem greisenhcisten hour brachte einen Mißtlnng in ihr sonst harmonisch abgetkntes Wesen. Wei ßes haar kann auch einem jugendli chen Antlih einen eigenen Reiz per ieihen, das beweisen die Bilder nui der Zeit des Noli-in aber dann miiss sen zierlich gebrannte Löckchen, kunst ovll nnsgebaute Tusss ein Init Schönkitjpslösterchen und allein DIurn und Drnn wohlvorbereitetes zrauennntlik nnirnhrnen. Die ern sten Augen ver Frau v. X. und der "ir«,-wermiitige Zug unt ihren seinges schnittenen Mund poßten wenig In einer Erscheinung ans der Zeit des gelernten Bomo. Sie mochte bns wohl selbst herantgesiith habet-, alj sie sich die Pers-de bestellt hatte. » n, Here rosessorf sagte Frau v. » «ss s ch in Birkl seit ani. S- tehe- re mis, vie ber Nacht weiß or .« " « Der ein-M Im r. t. Y . einen Seifei hingeschobem Sie feste sich. und nlle Anwesenden riickten dicht· nur sie her-um« denn sie hatte jn ver sprochen zu erzählen. .svr ocht Jst-ten ist ei WANT begann Frau d. X. »Ich erzähle heute zum ersten Male fremden Ohren die Ereigniße jener Nacht. Daß ich sie erzählen kann, daß ich seht ganz ru hig iiber sie zu sprechen vermag, ver dante ich nächft unserer größten Hel ferin, der alles mildernden seit, der treuen Fürsorge des Herrn Geheim rats. Er hat mich gebeten, und so soll diese Erzählung gewissermaßen die Krönung einer geistigen Schulung» fein, durch die mich der Geheitnrab feit jener furchtbaren Nacht geführt und durch die er mich vor der dro lizendden geistigen Umnachtnng bewahrt GL« Der Geheimtnt wehrte gütig la chend ab «Jch fiige mich gern der Anord nung meines treuen Beraters und hoffe, daß meine Nerven mich nicht im Stiche lassen,« fuhr Frau d. X fort. »Ich will Jhnen alles so er zählen, wie ich es damals erlebt ha be: Noch zwei Jahren gliietlichster Ehe starb mein Mann an einer Lun genentziindgung die er sich nuf eine-I Jagdaueflug geholt hatte. Meine tteine Margot war elf Monate alt, als mich dieser schwere Schlag traf. Jn meiner Verzweiflung bot mir nur der Gedanke einen Trost, daß ich in unserem Kinde einen Schatz besaß« den zu hiiten und pflegen jetzt meine heitigste Aufgabe sein mußte· Mar got war ein zartes Kind, das zu seinem Gedeihen ständiger aufmerk snmster Wurtung bedurfte. Die Pfle ge meine-s Kindes war für mich der einzige Daseinozweck geworden, sie füllte mein ganzes Denken und Trach ten aus. Ich lenkte ihre ersten Schrit te, ich lehrte sie die ersten Worte lal len, ich fuhr sie täglich in ihrem tleis nen Hindert-vagen im Garten spazie ren.« Frau v. k. uesz ihre weise seine Hand leicht über die Stirn gleiten. Sie unterbrach ihre Erzählung. Die Erinnerung an das Kind hatte sie sehr ergriffen. Aber sie bezwang sich. Sie überwand tapfer die aufsteigen den Tränen und fuhr mit ihrer lei fen, angenehmen Stimme in ihrer Erzählung fort: »Und doch, trotz der aufmertsamsten Ueberwachung— noch heute ift es mir unbegreiflich, wie das Kind zu der Anftecknng ge kommen ist — eines Abends, als ich vor denr Schlafengehen noch einmal an da Bettchen Margots trat, fiihlte ich mit Schrecken« daß das Köpfchen der lileinen heiß war, daß fie fieber te. Es gab damals viele Diphtheries lrnnte in der Stadt, und ein Blick in den Mund der Kleinen zeigte mir, daf; auch mein Kind, wie mir schien, in heftigster Weise von der Kranlheit befallen war. Meine Köchin, der einzige Dienstbote, über den ich hätte verfügen können, war ausgegangen. Ich befand mich mit Margot allein in der Wohnung. Schnelle hilfe tat not. Das Leben meines Kindes stand auf dem Spiel. Rasch warf ich tnir ein Tuch um die Schuttern nnd eilte auf die Straße. Es mag ungefähr zehn Uhr gewesen Lein. Kein Mensch« der mir hätte hel en können, war zu sehen· Keine Drofchie, die mich schnell zu unserem hausarzt hätte bringen können, fuhr vorüber. Da erinnerte ich mich, daß vor einigen Tagen ganz in der Nähe ein Arzt zugezogen war. Ich hatte noch am lTag vorher gesehen, wie Männer sfein Schild neben der haustiir befe ftigten. Dort lief ich hin· Die Lä iden im Erdgeschoß des Haner waren stängft geschlossen, aber die Haustür ;itand noch aus« und der Treppenflur war erleuchtet. Ich ftiirtnie die Treppe hinauf. An der Bordertiir ver ersten Stockwerts stand der Name des Arztes. tiingelte heftig. iGleich darauf hätie ich Schritte, die Vortiir wurde von einein langen ha geren herrn geöffnet der mich ein Land, näher zu treten. Ich wollte nicht. Ich hatte ei fa fo eilig. lEine Zeitverfänrnnis von Setnnden ’lonnte das Leben meines Kindes ge Hfahroen Jn sliegendek hast erzählte Hich dem Arzt, was mich hergeführt Er lächelte. Meine Angsä, meine Not schienen auf ihn teinen Eindruck zu Tinachem s »Die Sache ist durchaus nicht so schlimm, wie Sie anzunehmen schei jnem gnädige Frau,« sagte et. »Ich muß noch einige Fragen an Sie stet len. Also, bitte, treten Sie ein.« Nun folgte ich seiner Aufforde Fung und sah, daß er die Bottiit i,hintee mit abschloß. Da ich, wie viele ;Leute, selbst meine Vottiike stets ge schlossen halte, so fiel mir das Geda ,cen des Arztes ncht besonders auf. Er nötigte mich in ein Zimmer, das ein Aiittelding zwischen Operationssaal und Laboratorium zu sein schien und das von einem iidleu Geruch angefüllt war. Nehmen Sie Mad, gnädtge Frau.« . Er forderte mich durch eine nd Senesung aus, mich in Auen essel zu s en,« der den Eindeuck eines Man enstuhles machte. Er sa mich dabei aus seinen dunkel-, tief fegen gä Augen ganz eisestiimiich an. '"see Blick verwirrte mich, nnd ob wohl ich eisentiich seines qusoedes —- - , — ! f f- : rang, mich zu lesen, nicht nachkom men wollte, ließ ich mich doch in dem Sessel nieder-. Der unheimliche Mensch trat dicht on mich dirs-, nnd ehe ich rnich zu besinnen ve-rt-noeltie.1 war ich rni- einigen dont-griffen seß-« ar. den Stuhl geschnaclt Um meinenll Hals, um meine Hüfte, um meine« Arme und um meine Beine hinterr« sich feste Klammern gelegt. die michs hinderten, auch nur ein Glied zu’ ruhten. »Was soll das heißenW rief ichs entsetzt und zog und zerrte verzwei selt un meinen Fesseln . Der Arzt lächelte wieder-. Es warl ein abscheuliches, tiiljles und üderlei genes Lächeln. .Strengen Sie sich nicht·ilnniitig nn, gnädige Frau«, sagte er sehe ru hig und mit langsamer Bedächtigleit. »Es niikt Ihnen nichts. Sie können auch schreien, wenn Sie wollen. « In den Läden unter uns ist tein Mensch, der Sie hören könnte, und1 die Wohnung über uns steht leer. Sollte Sie wirklich jemand aus der Treppe hören, so wird der sich nichts Besonderes dabei denlen. In der Wohnung eines Arztes schreien Kran le ost sehr laut. Also ooe jeder Stö rung sind wir stehen« - »Ich will zu meinem Kind! Um des Himmels willen, lassen Sie mich losl« jammerte ich. Er machte eine abwehrende hand bewegung. «Denlen Sie jetzt nicht an Jhr Kind,« sogte er. »Das Le ben eines so kleinen Kindes ist von ganz nebensächlicher Bedeutung ge genüber dem, was Sie jetzt im Dien ste der Wissenschaft leisten sollen. Wissen Sie, wieviel Menschen jähr lich am gelben Fieber sterbens« Jch schrie, weinte und flehte den Mann an, mich zu meinem Kind zu lassen. Ich sah Mai-guts siebetnde Augen« ihr heißes Köpfchen, die trocke nen, vom Fieber zerrissenen Lippen, das schwere Atmen der tleirien teu chenden Brust. Was wollte dieser ils-hold von mir? Wie lonnte er eine Mutter, die um das Leben ihres Kin des hangte, seht mit Gewalt hier fest halten wollen? Er blieb unerschiitterlich. Er er zählte mir, daß jährlich mehrere hun derttausend Menschen in den Treuen dem gelben Fieber zum Opfer sie len. daß er den Erreger dieser Krani heit gefunden und ein Serum entdeckt hätte, diesen Erreger unschädlich zu machen. Er zeigte mir Drahttösige mit Meerschweinchen, die er als Ver suchstiere heniihtr. Jn alten Gra den der Krankheit befanden sich.diese unglücklich-n Geschöpfe Alles, was er sprach, drang an mein Ohr wie aus weiter Ferne; alles, was er mir zeigte, sah ich wie durch dichten Nebel. Meine Gedanken waren hei meinem Kinde. Von seiner Mutter verlassen, toiirde es in seinem Bettchen sterben. ohne daß ihm hilse wurde. Mein Schreien steigerte sich bis zu einem Wutansnll.« Frau d. X. machte wieder eine Pause in ihrer Erzählung Sie zit terte am ganzen Körer. Der Geheim rat legte ihr heruhigend die Hand aus die Schulter. «Ruhe, Ruhe, gnädige Frau,'« hörte ich ihn leise, aber doch eindringlich zu Frau v. X. sagen· Nach einigen Augenblicken der Sammlung tonnte Frau v. X. in ihrer Erzählung sortsahrem »Meine Versuche an diesen Tieren sind been det.« sagte der Arzt zu mir. «Jch muß seht mit einem lebenden Men schen arbeiten. Jch werde Ihnen eine Einspritzung in Ihren rechten Ober arm machen. Jch spritze Jhnen den Bruchteil eines Tropfen-Z dieser Flüs sigteit ein.« Er hielt eine tleine Glasröhre gegen dai Licht. »Der zehnte Teil eines Grammes enthält ungefähr zwei Milliarden des gelben Fieberbazilluö. Schon in einer Stun de werden Sie so schwer am gelbenJ Os Ulckcl clllillllb Iull, Uuu sculcc lllcls ner Herren Kollegen Sie zu reiten imstande sein würde. Aber ich, mein Serum wird Sie retten. Jch hoffe das zur-ersichtlich Sollte ich mich aber wirklich in der Dotierung noch geirrt haben, sollten Sie doch ster ben, io dürfen Sie die Gewißheit mit sich nehmen, daß ich schon beim näch sten Versuch die richtige Dosts tref fen werde. Dann hat Jhr Tod einen ungeheuren Nutzen gebracht; Sie ha ben gehofen, einen der schlimmsten Feinde der Menschheit zu besiegen. Heute bin ich in meinen Versuchen so weit gelangt, daß ich mit Vertrau en auf Erfolg mein Serunt bei ei nem Menschen anwenden tann, der im höchsten Grade am gelben Fieber erkrankt ist. Jch zermartere gerade mein Gehirn, wo ich einen Menschen herbekame, der siir meine Zwecke ge eignet fei, da führte die Vorsehung Sie zu mir, gnädige Frau. Da, wie Sie sagen, Jhre Köchin ausgegangen i und sich nur Jhr tleines tranke ind in der Wohnung befindet, wird Sie während der Nacht niemand ver missen. Wie werden also ganz unge stört fein. Wir werden sum heile der Menschheit eine große Tat vollbrin en, und das Bewußtsein, daß Sie gessen, dteien hunderttausend Men schen das Leben su retten, wird Sie alle Opfer-, die Sie bringen, leicht iibertpiuden lassen.« Nach dein Raiden wildester Verzweiflung hatte in, eine km vögise Hoffnungslosigkeit renzende Ermattung befallen. Ich ah leine Mdglichletn dem furchtbaren Men schen zu entkommen. Sein Herz Inr asen Bitten, allen Tränen gegenüber vollkommen unzugsnM und meine Kräfte reichte-n nicht ais-, die Landen. die mich an den Stuhl segelten, zu ieesdeengen Ich stöhnte den Namen meines Kindes leise An mich hin, ich wiminerte unausgeseht Nicht das, was mir bevorstand, beschäftigte mei ne Gedanken, meinem Kind, meinem armen Kind war all mein Denken zugewandt. Jch liimmerte mich gar nicht darunt, als er eine Schere nahm und einen Teil meines rechten Aermelö am Oderarm aufschnitt, um die Stelle dldözulegem an der er die Einspritzuns vornehmen wollte. Er redete dabei fortwährend mit mir. Seine gleichmäßige leiden schaftslose Stimme mochte dei ande ren Gelegenheiten etwas Beruhigens des have-n, die Sachlichleit. mit der er iiber seine wissenschaftliche Ent deckung sprach. mochte til-erzeugend klingen — in meinen Ohren ward jedes seiner Worte zum bittersten hohn. Was gingen mich die oies ten hunderttausend Menschen an, die in den Tropen am gelben Fieber sterben, mein Kind. meine Margot sollte, durfte ihnen nicht geopfert werden. Ein Gedanke durchbiihte mein Ge hirn. Vielleicht war doch eine Mög lichleit da, die mein Kind retten konnte. Er stand vor mir, ein Jn strument in der hand, das einer Morphiumsprihe glich »Noch einen Augenblick.« slehte ich, »ich habe noch eine Vitte.« »Sprechen Sie. Was in meinen Kräften steht, sie zu ersiillen, werde ich tun,« antwortete er. »Bci"cll Occ Mic) zll Mcillclll Ums nur für eine Stunde!« bat ich. »Bos sen Sie mich noch einmal meine lleine Mai-got sehen! Kommen Sie mit mir! Leihen Sie der kleinen Kranken Jhre Hilfe! Reiten Sie meine Mar got, und ich schwöre Jhnen, daß ich ganz freiwillig wieder mit Jhnen hierher zurückkam-im daß ich ganz« freiwillig mich dem Versuch unter-; werfek l Er zauderte. Er schien zu iiberlesi gen. »Ich fchwöre Ihnen, dasz ich in ei ner Stunde wieder hier in diese-nä Sessel sitze, bereit, alles mit mir mass chen zu lassen, was Sie siir JhreH wissenschaftlichen Versuche an einer Menschen vornehmen miissenL Jchl fchwijre es bei allern, was mir heilig ist!« rief ich. »Es geht nicht, gnädige Frau. Es geht nicht,« antwortete er. »Ich der stehe Ihren Wunsch sehr gut, und ich würde ihn gern erfüllen, aber es könnte sein« daß ein Dritter Sie ani der Erfüllung Jhres Versprecher hindert. Jch nehme an, daß Sie! ietzt wirklich die ehrliche Absicht has ben, wieder hierher zurückzukehren! Aber der Anblick Jhres Kindes wird? Sie Jhren Schwur vergessen lassen,l nnd ich habe tein Recht, auf feiner Erfüllung zu bestehen. Jch habe Sie mit List in meine Gewalt gebracht, ich weiß, das Gesetz ist gegen mich Jch mache mich, indem ich Sie hier festhalte. der Freiheitsberaubung schuldig. Und doch darf ich im Ra rren der Wissenfchaft und im Namen der Menschheit auf Ihre Bitte nicht eingehen. Das mag Jhnen jetzt grau sam erscheinen. Ich selbst bemitleide Sie, genau fo, tote ich die Tiere be mitleide, die ich opfern mußte, um die Krankheit im einzelnen Stadium beobachten zu können. Halten Sie mich nicht für grausam! Jch habe die furchtbaren Verheerungen beob achtet, die das gelhe Fieber anzurichs ten vermag. Gerade der Jammer, das Mitleid mit den armen Opfern diefer Kranlheit hat mich veranlaßt, nach einem Mittel zu suchen, das diesem Würgengel Einhalt zu gebie ten oermag.« Jn diesem Augenblick fühlte ich einen ftechenden Schmerz in mei nem rechten Ober-arm. Jch war von dem Mann mit zwei Milliarden sazillen des gelben Fiel-ers ange steckt worden. Unwillkiirlich stieß ichs einen lauten. gesenden Schreiv an · Er eilte nach der Tür und horch te. »Ich hörte deutlich ein heftiges Klopfen an der Vortiir. Noch ein mal nahm ich alle Kräfte zusam men und rief: »Hilfe! Jch werde er worden« Was weiter geschah, dessen entsinne ich mich nicht, aber man hat es mir snpäter erzählt. Jch wurde- oljniniichs US Auch in dem oberen Stockwerk des houseö, in dem ich gefangen gehal ten wurde, war ein Kind an Diphs thetie erkrankt. Der Arzt, der es behandelte, war — unier Geheimni. Er hatte feinen kleinen Kranlen noch su später Stunde besucht und ging gerade an der Tiit meines Peini ers vorüber-, nls ich den gellenden ilfei ichrei ausstieß. Er ließ sich urch teine Redensarten jenes fremden Arz tes beschwichtigen Mit Hitze des Raiden-alten erswang er ch den tritt zu der Wohnung nnd rettete mich aus den« hönden nes —- Gei Jiteitrnnien Man fand in meinem Wichchen meine Adresse und brachte tnich nach meiner Wohnung. Eine sehr schwere Nerventrankheii hatte mich befallen, nnd alt i mich zunr Male wieder i gel fah, tagte ich mich fel innen wie idee: mein eher-ais schwarzes Haar sit-at weiß geworden Wie der Herr EWnrrni and alle, die bei meiner EUebersiihrung nach meiner Wohnung zugegen waren, mir erzählten, war das nar noch schwarz, als meine inzwichen nach Hause gelonnnene Köchin mich in Empfang nahm, es ’l)leichte aber während der Nacht in der mich die wildesten Fiederphantai fieu leinen Augenblick sur Ruhe kommen ließen, vollständig. Das ist die Geschichte meiner weißen hanre.« »Und Jhr Töchterchen, Mut-goti« fragte fchiichtern die Sängerin. Durch den Körper It Frau v. X. ging ein leises Beden; doch ihr Wille mar schon wieder stark ge nug, daß sie verhältnismäßig ruhig antworten konnte: »Als ichstvieder genesen war, führte mich mein erster Weg zum Grad meines Kindes-" Und was geschah mit dein Arz:."« fragte der Professor. »Der hnt noch fiins Jahre in einer Jrrenanstalt gelebt. Vor drei Jah ren erhielt ich die Nachricht seines Todes-K »Erlrnnlien Sie nun wirllich am gelben—Fieber?« ertundigte sich der Hofrni. »Das Zeug, dns der Jrrsinnige der Frau v. X. in den Arm spritzte, tnar eine ziemlich unschuldige Mifchung und enthielt wohl keinerlei gefährliche Basillen", antwortete der Geheimrak »Viel schlimmer »als diese Einspru zung war die volllomntene Zerrüts tung des Netoenfhiteme der gnädigen Fran. Gott fei Dant. jetzt isr sie wieder gesund.« — Ani Abend des nächsten Tages muri-Dich durch folgende Zeitunge ineloung aus pas heiligste erschiitterlf »Jn ver vergangene-i Nacht ist vie ani Kursiirstenoainnt wohnenpe Frau o. X. einem Ungliietssall zum Opfer gefallen. Man nimmt an, oasz vie in besten Verhältnissen leoenoe Junge Witwe aus Versetzen den Gaohahn ihrer Schlaszitnmerlampe nicht rich tig geschlossen hat. Jedenfalls war heule. als oie Zose pas Frühstück bringen wollte, pas Zimmer mit Gas angefüllt, nnd Frau o. X. lag tot aus ihrem Bette. Sie war am Abend vorher eingeladen gewesen und trug noch var Kleid. das sie zu jener Ge sellschaft angezogen hatte. Alle Wie derbelebungooersuche blieben ersoksgi los.·« W Zur Geschichte des Sinkt Der älteste Wenzel dotiert unge fähr aus das Jahr 1400 zumittz er war ein sehr gewalliiitiger Herr und stach schon damals- alles ak, was ihm in den Weg iam; das tornmt dein Skatspirler heutzutage nicht mehr bohniisch vor, ovioolzl es abgesehen vrm Slat in Böhmen, noch vor kommt. Da man zuviel Kreuz mit ihm kalte, und er sich auch vom Her zog von Mailand hatte schmieren lassen, wurde er als Kaiser abgeschl, drückte sich aber als König des grü nen Tische-i von Böhmen noch zwei Zehn-r lang herum. Aus dem Jahre 1525 ist der Bauerntrieg zu verzeich nen, wo es sehr gemischt hergegangen sein soll. Der zweite Krieg zwischen Karl V. und Franz l. sano 1529 im Damen-Frieden von« Camärai seine Abrechnttng. wol-ei Franz — talien ntinus ging. (1541 der scheitische Re formator John Knox silhri die Un sitte ein, mit dein Knochel aus oen Tisch zu schlagen.) IM siihrt der Frechdachi Ludwig XVI vermittelst seiner Reunion das Guctispiel ein, um zu sehen, was drin liegt. 1704. Dkarlborough schlägt Trumps gegen die Bayern aus oem Schellenberge und gewinnt zusammen mit Prinz Fugen sein JoietjeLBlindlseinn — um two- ,,-«oa) ist Polen man ver loren.« —- 1798799: ,,·:Uiut zeiget auch der Mameiuct«, doch Jtnpoteon nimmt «Cniro, wo die Türken woh nen«. —- Bistnarct erwirbt sich Vor tenntnisse im Stat durch ’66, was er sehr gut spielt: Dem Königg’rät’—3. weil er rechtzeitig seinen Eittxsten Bu ben ins Treffen sührt..««;n der be tiihmten Partie mit französischen Karten reizt Napoleon (ttl. oder Hinterbriny Preußen, das die Vor verband ergreift, und trotzdem Frank reich Schneider eingesngt h.1tte, ge winnen die Gegner ihr Spiel mit 70. —- Napoleon »e1b nach Kaisers — Bitmarck spielt seine jtarte band weiter und ist ein großes Haus« Schtießlich eht er aber new-, weil er den König für einen Jungen angese hen hat; das Spiel ist überretzn er versucht Schneider zu machen. bringt es aber nur bis '90, seit weichem Jahr et nicht mejr mitspieit, bekommt aber zum Trost eben Gebt-ritt vie ganze Hand voll Kiebiszeieh Beine Nachsojger passen meist, sind also ge schichtlich Onicht so interessant. —- Verleidet. »Mir-then Sie noch immer spieittstischc Vesrsanuns lungen7« »Nein- jetzt nicht mean Das letzte Mal haben sie mich in der Dunkel heit braun nnd biqu gesichtet-sen- used dann sagten sie, tms wären die Klopsgeister gewesen« d