LMädcin Waldk. Von Peter Roscgget. Kluger muß er fein, der entlegene Gebirg-ebenen vielseitiger gewandt und tätig muß er fein, ais der Kirchweihe-.- und vollends als der Städter —- er muß! sanft kann er nicht leben. Der Städte-: dass leicht; wenn er Schreiben kann, oder rechnen, wenn er z. B. die Lederfabritalion ver steht, oder eine Suczereiyandlung leitet, oder gar, wenn er spekuliert und sich auf das Kaupdnichnetden verlegt —- fo hat er alles, was er braucht; und was ein Stadtmenich alles braucht, das weiß jeder, der einer ist. Was in den Stadien durch die Teilung der Arbeit tau send Köpfe, Hande nnd Rader ve jokgen, nämlich das Bedürfnis des Leben-L das muß der entlegene Ge birge-hallet in feinem engen Kreise, mit feinen kleinen Mitteln «iir ilch ganz allein machen. Er ist antr prodnzent, Fadeitantx B ntler und Konsument Zum Stück das er ißt, hat er vor einein Jahre mit eigener Hand das llocn in die Erde geworfen; sur den Speck, den er zum Kraut genießt, hat er mit den Rüben, die er auf eigenem Bas den gebaut, das- Schwein gelniislet Der Schuh, den er trägt, ist aus der Kuhhaut, die er selbe dem Tier vom Leid gezogen und gegerdt hat; die Wolle zum Ledenkoa hat er jeis nen eigenen Schafe-l adgefchoren, hat sie gespaltnen, gen-eben und ge waltt. Sein Hemd fah er im vori gen Sommer m der blauen Blüte des Wachse-s lcyuuntekn ans sonni gent Felde, und der Llceltzuber, in den jeiue Kuh die Milch rinnen läßt« nat vor einein Jahre noch in einem Fichtenftantm jeiues Waldes gesteckt. So könnte ich in tanaer Reihe Dinge auf-zahlen an denen der Bauer fein eigener Züchter, Gärtner, Mütter- Biictm Schmied, Santer, Zinnnernmnn, Weder-, Wagner usw. sein muß. Und eine Wirtschaft, in der das auees zusam men auszuüben ist, braucht nach gar nicht sehr groß zu ieiu, es- ist das gewöhnliche Baucrnyang in den Bergtiitern, in weiche die tat-schlu ftige Welt noch nicht ja recht zu dringen vermochte Ov ein solcher Bauer nicht einen Kopf brauchtt Wdht ist auch dieje stepf Eigenvatn und das ist gut, denn der Oausierjndh der allzeit ve reit ist, etwaigen Bedarf um gute-z Geld aus den Siödten zu vermit teln, könnte ihn tantn besorgen. Heute wird auch das ander-; aber seit zwischen Stadt- und Bauern haus das bare Geld jo wichtigtues riich hin- nnd herrollt, hat der Bauer feine rechte Luft mehr an fei ner Wirtschaft, in der er immer fiir andere arbeiten foll. Dazu braucht er ja nicht in der Einöde zu sitzen, das kann er draußen auf Pacht gründen und in Fabriten ja viel besser-, er verkauft oder ver-wirtschaf tet seinen Besitz und zieht dein Gelde nach. Und jetzt erst ist der dumme Bauer dai Es ist eigentlich gnr nicht notig,i daß man derlei sagt, weil es ja in unserer gesellschaftlichen Entwicklung der natüriiche Laus ist und nicht ans i der-.- gis-acht werden tann —- mich; dass Hans meines Vaters-·- — von! dein ich etwas erzählen will —- eine « Wirtschast gewesen ist, in der ieirz sost aller-, inni- ioir brauchten, selliitl erzeugt haben. lind doch iznt uns-l schon damals der-J Geld einen Streich i gespielt. Mein Vater verstund iich besonders gnt ans das werben der Häute, aus die Weberei, Aliiillerei und aus dass Leinöleressen Bei letzterem wcir ich til-J eton zelnisulss riger Knabe ihm oft recht wacker behilflich, indem ich mit einer Schnitte Weißbrot ins Oel tauchte das«aus der Kluft der Preßbiiinne rann, und dann mit der gelbglänsl senden Schnitte in meinen Mund fuhr. I Während solcher Beschäftigung trat eines Tages der Holzliiindler Element-Z in die Preßiammer. Der war einmal Waldmeister in Alt-el qewesen, hatte sich aber im Holzhan i del so beidenmäßig viel Geld erwor ben, daß es ihn in unseren Bergen nicht mehr litt, sondern ins breite Miirztal binaushrytr. wo er ruhe-i los tätig war, sich mehr und noch; mehr Geld zu erwerben. Er wars bei dieser unerquicklichen Beschäfti guna ganz mager gewordentm « übrigen aber immer noch leidlich bei Humor. lFiker Clementg fragte nun ass er in der Holxiinlde das Rie seln hörte, ob der Most snß wöre7 - Er sollte ihn vorkosten, lud mein vBester ein: aber als der Element-. i Dir viel gute Snch’ in's Daux nnd Du tust mir so was anl« .Du bist mir such der Erste, der den Mach-wein nicht magl« sagte bietet-is mein Vater. »Ist ja richtig wie ein Wein, se qaldsarbiq und klar. Und für die liebe Gesundheit kannst du gar nichts Besseres finden. Jch bin den setzten ein paar Och sen schuldig worden, und dennoch tät’ ich heuk tief unter der Erden liegen, wenn der himmlisch· Vater das Leinöl nicht hött' wachsen las sen.« — »Und weil du, Guttlob, noch über der Erden stehst, Waldbauer, so wirst halt Geld brauchen«, säbelte der Elemente ein, «schan, mich bat dein Schwengel hergeführt, ich bring’ dir eine.« »O mein du«, versetzte hieraus der Vater nnd legte sich mit sein-er ganzen Schwere über den Hebel daß der Ueintnchen in der Presse noch seine letzten Tropfen lassen mußte, die aber in ein besonderes Töpslein funken, weil solcher Rest nicht ganz so klar und ntilde war als die erste Abrunnr. »O mein du", sagte cr, »das Geld hats ich freilich wohl zu brau chen, aber trage nnr wieder fort ich weiß, was du dafür haben willst. Du willst die sechs alten Fichte-n ha ben, die bei meinem Haus stel)en. Es gebt nnr deute um ein groß’ Trumnt schlechter-. als vor einem Jahr, wo du dich der Bäume wegen lsast ungefragt, aber ich bab’ dir feine andere Antwort, als wie da zumal: die sechs Bäume neben dem Hans die sind ein Angedenken von Alters, und wenn ich Acker nnd Wiesen verlaufen muß und das Vieh au- dem Stall: die Bäume bleiben stehen, nnd wenn sie mich ohne Truhen ins Grab legen sollten müssen; die alten Bäume bleiben stehen, bis sie unsers Oerrgotts Blitz spaltet oder der Sturmwind bricht.« Tie letzten Worte waren schnau fend gesprochen, und mit denselben war nun auch der letzte Tropfen aus dein Leintreder. Der Clenients aber sagte: »Wald bauer, du wirst keinen steter vertan sen, und tein Etiiel Vieh aus dein Stall; du wirst eine Truhen aus weißem Eschenholz kriegen; Gott geb·, daß du sie noch lange nicht branchestl Du wirst auf der Welt noch gute Tage haben. Tu wirst nicht die alten Fichten, aber du wirst aus deinem Wald die schlag baren Härchen vertausen, die drin nen stehen. Hast deine Brieftasche bei dir, so halte sie ausl« Jch erschrak, als ich die "sser der Bantnate sah, die der Versn r jetzt aus seinem Leder gezogen hatte und nnt zwei Fingerspitzen wie ein Fähnlein var den zuckenden Augen meines Vaters hin- nnd herflattern ließ. Das Mißgeschick hatte bei uns dem Holzhändler gut vorgearbeitet nkir konnten all’ dag, was wir unser zehn Köpfe und Mögen bedurftei-« nicht mehr aus den achtzig Jechen Berggrnnd herausziehen; der Arzt schickte uns Briefe, die ich nicht weich nnd sanft ·genug lesen konnte, das sie dein Vater erträglich wurden: »Der Waldbauer wird hiermit aus gesordert, binnen vierzehn Tagen widrige-ifails...« »Da meine Geduld endlich gerissen, so habe ich bewußte Angelegenheit dein t. t. Gerichte übergeben, und wird, wenn nicht innerhalb acht Tage... die Psändung...« Derlei sind so ziem lich die ersten Sätze gewesen, die ich in unserer lieben hochdentschen Sprache zu lesen besann Auch das »Stistbiischel« mit seinem »Datuni der Schuldigkeit« und »Damit der Abstattnng ließ mich ahnen, welche Kraft in« der Sprache Schiller-Z und Goethes verborgen liegt. Es war ein leibhaftiger Hunder ter, den nun der Holzhändler mit den zwei Fin ern an der Ecke hielt Qb in demslben Augenblick nicht ein kaltes Schuttern durch's Ge unpsel der Härchen gegangen ist, dies dtanszeit einzeln zerstreut im Fich-; tennsalde standen! Ob nicht ein ban-; ges Ahnen die kleinen Lsogellierieiil angewelit hat, die in seiten Winseln ihre Nester gebanti —- Mein Vater » streckte die Hand nicht aus nach dcrns Gelde, aber er verbarg sie auch nicht nn Kleide- er beschästigte sie nicht mit dein Hebel, er ließ sie — wie er svon der Arbeit crschöpst so da saß —- halb essen- wie sie die Natur ge bogen, aus seinem Schoße ruhen. Ter Element-Z senkte das seltsame Papier hinein, da triimmten sich die hager-en Finger sachte —- instinktiv — und hielten es sest. Die Lärchen waren verkauft. »Mir muß ich mir noch eine Be dingnna machen«, sagte der Holz tiändter, da er wußte, daz arme Bäuerlein lag bereits ins Banne des »Selbes, .im Spätherbst, wenn ber Schnee kommt, lasse ich die Bäume schlagen Du wirst dich verwun ;bern, Walbbauer, wenn ich bir sage: jäher deine Lörchenbäume wird ber ssaiser fahrenl Jn, sa. ztnn Eisen sbaliiiliaite brauchen wir sie. Meine thbiiistmq istbte ,basi meine Holz MW sp tätig M M« »F ers, is its u n Hirten-« s ksp kbesiiiiiiskd meisitsters « L Hist-Jesus et ihnen unter meine-n Dach gntq Genua W« Welch ein Unheil wurde rnit die sen gutmütigen Worten liber nnser sittsan Baldhaus herausbeschwas· ren - Der Clements schenkte mir noch ein sehr glänzendes Gröschlein und ging dann munter davon. Jch erinnere mich ;nach, daß ich mich darüber wunderte; die Mun terteit war doch offenbar unsere Sa che. denn wir hatten das Geld. Der Vater trug das seine in den Dach baden hinaus nnd verbarg es im Gewandtasten; es wird sa bald wie der auswandern Dann gingen die Tage bin, wie sonst, nnd im Walde standen die Pärchen und schanlelten tm Winde ibre langen l»Beste« wie sonst, und wurden ini Herbste gelb. wie sonst, und setzten an den Zwei gen fiir ein nächste-s Frühjahr an wie sonst. »Die wisseii’s anch nicht, daß sie schon so bald sterben sallenl« sagte mein Vater einmal zn mir, als wir von der Wiese heraus durch den Wald gingen. Jed- tröstete micy aber rnit der Hoffnung daß der Holzhandler Element-J, der draußen ini lustigen Mützznschlag lebte nnd gar nicht mehr in unsere Gegend kann ans die Pärchen vergessen wür de. Meine Mutter, der ich das heimlich ansspracl1, rief laut: »O, Kind, der vergißt ans seine Seel’, aber nicht ans die Härchen!·· Und eines Tage-S, als der Erd« baden schon fest gefroren war, als das Moos unter den Füßen kni sterte nnd brach, da hörten wir im Walde das Rauschen der Sage. Wie wir über die braunen Zichtenwipsrl hinschanten, sahen wir aus denselben die gelbliche Spinsänle eines hoben Lärchenbannies ragen. Tas Rau schen der Sage verstummte-, die Keilschliigc tlangcn, da neigte sich sachte die Spiesxiulcy tauchte nieder nnd durch den Wald ging ein Dan net. Am Abend darum hatten wir die Heiztnechte im Hans-. Es waren nur zwei, und als wir sie indem ge fielen sie uns allen· Ter eine war schon betagt, hatte einen langen roten Voubnrt, eine Glatze und eine scharf krummgebogene Nase. Tie Beug 1ein des Mannes schienen sehr klein, weil die roten Wimpern und Brauen von der Hantiarbe kaum abstechem aber in den Lieuglein war viel Spaß und Schaum-it Ter en dete war wohl tnu zwanzig Jahre jünger, hatte ein braunes Börtleiti. war aber ionit im Gesicht etwas blaß und schmächtig; wer jedoch fei nen strnmmen Nacken und feine breite Brust veachtete, der hielt ihn für einen echteren Holzknecht als den Roten, der nur feines Bartes wegen so martialiich aussah, sonst aber weit kleinbeiniger wer ais der Blasie. Beide hatten steife Schutz felle uin und rochen nach Harz nnd Odlzlpänen Zur uns war bald abgelocht, le überließ ihnen die Mutter den Herd. lind wahrlich, die verstanden ihn zu benützenl Was sie da lachten, war nicht das bekannte Holztnechis Wildpret, als Oirschen«, Erschien-, Epnhens und dergleichen Nacken, wie nian lie aus Mehl und Fett zu bereitet; das war wirklich Fleisch nnd Speck und Braten, nnd das ichmorte und tnatterte in den Pfan nen, daß unsere Mögen, welche nnt einer Brotinppe und Erdäpfeln ab getan worden, in höchste Aufregung gerieten. Aber der Note zerriß unt den Fingern ein ganzes Speckftiich nnd wir sollten kosten· Einen mit Stroh nnnvundenen Zuber hatten sie bei sich, daraus tnt einer und der andere lange Züge. Der Rote lud meinen Vater ein, ihren Wein zu versuchen. Er tat’5, und dabei er ging’5 ihm noch schlechter als dein Elemente bei der Leinölmulde: ini Zuber war liölliicher Branntwein. Jenl wars Tag für Tag, daß die Holzhauer in unserem Haufe praßten Uns Kindern verging die Luft an,unlerer täglichen Kost, weil wir den Uebertlnß und das Wohlle ben sahen. Wir wurden unzufrie den, und unser Gesinde, das alt-J zwei halber-wachten n Tieniltncigden nnd einer halt-blinden Einlegerln bestand, tat manchen liefen Seufzer Doch der Rote wußte uns zu ergöt zen. Er erzählte von den Städte-i und Ländern, denn die beiden Mön ner waren viel bei-umgekommen und hatten in großen Ins-eilen gearbei tet. Dann gab er Schwänke und Schaut-eilen zum Besten: in den er sten Tagen auch Mittel und drolliae Wortlviele, bei denen die Mädchen viel lieber-ten- Vater und Mutter ftilllchwiegen und ich nicht recht wußte, was ich mir denken sollte. Dann kamen Liedchen, in welchen zum inneren Entzücken unter-isi Ge stades das ländliche Arbeit-ben in allen feinen Gestalten zu klarste-n Ausdruck kam Mir uns Kinder war's da allemal Zeit. ins Bett du sehen. aber unsere Strohan befanden M eben in der Stab-, in welcher die låltlnen Plane vergin sen. sie Wesen wohl die Ins-in nnd II Mk Miå sen selten M « doch die M Der til-He Geist-teilst war stiii und ordentlich, enn- dez ahead-il auch nicht so lange in der Stube· sondern suchte stets dei Zeiten seine Schlaistelle auf, die draußen inis Oenstadl war. Diesem gesitteteii Beispiele konnt-Zu doch auch die Mädsl ;chen nicht na Roten schwatzen nnd verloren sich reden, sie ließen den Mein Vater bemerkte einmal guts-! Roten, dass der Junge gescheiter wäre als der Lilie. woraus der Role fragte, ob dem Bauer·etwa die lus stigen Liedlein nicht recht wären; er wolle dann fromm sein nnd beten. s Und er hub an, im Tone des Vater unser-s Spottspriiche herznsagen; stieg ans den Herd und verhöhnte in der Predigernianier eines Kapu ziners die heiligen Apostel, Mär tyrer nnd Jungfrauen, so dasz meine Mutter mit ausgehodenen Händen vor meinen Vater trat: »Ich bitt-: dich tausendmal Lenzeh wenn dn mir diesen gottloan Menschen nicht bei der Tiir hinauswicssh so tu« ich es selberl'« »Weißt-L tn’s selberl" tief der Note, sprang vorn Herd herab nnd wollte die Mutter packen nnd lieb kosen. , Das war unerhört In unserem Hause-, wo jahraus jahrein kein nn anstiindiges Wort gesprochen wurde pldtzlich solche Sachetti Mein Va ter war schier gelähmt vor Erstaus nen, die Mutter alter faßte den ski volen Holzfnecht am Arm nnd ries:" »Jetzt gehst, Schandtnauli nnd in mein Haus lonnnit niik nimnierl"« Nicht einen Zoll liesz sich der Holzhauer vom Fleck rückem ! »Wenn die Walddaueriileut' schon so fromm sind«, sagte er immer noch im Predigerton, »daß sie vergessen, was sie unserem Herrn versprochen haben, so geh' ich deswegen döch nicht ans diesem Dach hisians· Wei ber nnd nasse Fetzen jagen mich nicht." «Vielleicht jagen dich Männer undl cseiischeiter«, sagte ietzt mein Vater nnd riß mit einer Schnelligteit und Entschwssenhcit, die ich an dem sanftmiitigen Manne bieher nicht et lebt, ein Holzscheit von der Asetr Der rote Hotztnecht siel ihm wü tend in die Arme, sie tanzen. Die Mutter suchte den Vater zn schützen, meine Geschwister in Stroh und Windeln erhoben ein Zetergeichret,» ich sprang im bloßen Hemde zur Tiir hinaus und ries die Mägde um« Hilf an, die wohl schon sriedsam in ihren Nestern ruhen mußten. Die fBlinde tam als die erste glücklich »iiber den Hof gehumpelt, während leine der Sehenden über den Schwei netrog stolperte. Und die Jung rnagd kletterte ans mein Geschrei nnd den Lärm im Hause, des sSchreckens voll, die Sprossenleiter sherniedeh die vom Oenstadl in den sts herabsiihrte. Ohne damals ST sTragweite dieser letzteren Tatsache lzu erwägen, stürzte ich wieder ins iHaus, wo die beiden Männer im Ihestigen Kampfe schnaufend und äch zend in der Stube von Wand zn Wand suhren. Der lange Bart dei Halzhauers hatte sich in wilden Fet zen utn das Haupt meines Vaters geschlungen: dieser schien doch die Oberhand zu gewinnen; da tam der junge Halztnecht, blas in Heind nnd blauer llnterhose zwar, aber mit der ganzen Wucht seines Körpers. Die Weiber taten, was bei solchen Aus tritten ihres Amtes ist, sie schlugen die Hände zusammen nnd jammer ten. Meine Mutter nur, als sie sah, es wäre alles verloren, ersaßte aus dem Herd einen lodernden Feuerbrand, ries: »Ich will Euch nach hinausireibem ihr Räuber-z leut’, das weiß ich qewiszl«' und suhr mit dem Brande an den Bret ten-erschlag ,.Die Furie will uns verbrennen mitsamt dern Hansl« se treischten die Holzknechte und stürzten durch den wirbelnden Rauch zur Tür hin 4 ans-. Wir waren von den nnfliitigen Minder d. Welt iIn Walde 5—5 Gesellen befreit, aber die Flammen ziiugelten lustig die Wand hinan Mit heißer Not —- ich weiß heute in der Tat nicht mehr, durch welche Mittel -—— gelang ers uoch, die Feuersbrunst zu ersticken· So ist derselbe Abend — der schrecklichste in meinem Leben — in eine stille bange Nacht übergegan gen. Die Haustür hattest rvir ver riegelt nnd verraciinielt,« und-als wir das Kienspanlicht Möge-lösend spähte der Vater noch an den Fen stern, ob sie etwa noch draußen Elt blieb still, erst cun nächsten Morgen kam der junge Holzknech:, um seine und seines Kameraden Ge räte mit sich zu nehmen. Sie haben sich dann im Walde ans Holzschwari ten nnd Baum-luden eine Hütte ge baut, in welcher sie den halben Win ter über wohnten, bis die Lärchens stiicnme verarbeitet waren. Wir waren jedoch überzeugt daß sie Böses gegen uns spinnen muss ten, woraus aber die Jungmagd einmal M klug bemerkte, das Be ste wäre doch, mit solchen Leuten sich stets tn sittlicher Welle zu ver tragen .Dn hast leicht reden, Diesi- da sitt-« W Ist-kni Auf ein Solches —- Wiss str. Da hatte ich zur Helden seit et nen neuen Schrei-. Qui Begierde die qontoien wes-um doch noch ein mal zu seyen und zu beobachten, ad ihnen bei ihrer Holzarbeit nian et wa der Teufel luechtliche Art-seit leiste-, lngte ich eines Taqed verttJ Waldtvege aus durch das Dickicht auf ihren Arbeitsplatz hin. Da san ich, daß sie Totentrulzen machten. Ich derichtete das zu Hause und riet damit eine große Erregunq der vor. »Wie ich lag', sie haben noch was im Sinnl« jagte meine Mutter. Der Vater vermutete: »Gut-, du wirft wieder einmal beim hellichten Tag geträumt haben. Nachschanen will ich aber doch gehen-« Wir gingen in den Wald. Meist Vater guckte durch das Dickicht zu den-Holzhauern hin —- und da sah ich, wie er blaß wurde. »M) Halb uarrl«· lachte er ächzend, »die graben nnd Bauern von ganz Alpel em!" Jn ganzen Stdizens waren die Totensärge ausgeianchtet und noch immer hackten ne mit Ihren Betten an neuen yet-um« — Wir schaffen davon, um alsogleich dem Ort-stich ter, der auf dem Berge jenseits des Engtalee fein Hans hatte, die Mit teilung zu machen von dem, was wir gesehen. Unterwegs dahin ve gegnete uns der Zimmermann Mi chel, dem jagte mein Vater, er möge all feine Harten und Messer bereit t)alten; es hat-e den Anschein auf schlimme Zeiten. Die fremden Mäu ner, die in feinem Walde arbeiteten, täten nichts, als Tatentruhen ma l l then »Ja", antwortete der Michel, »ich hab's auch schon gesehen, ein Gliick ist nur, dafz diese Truhen nicht hohl sind«. Hieran belehrte uns der er fahrene Mann über die Form der Eisenbahnschioelleu, die geiobhulich zu zweien aus dem Block gehauen, bevor sie auseinander geschnitten wurden, mit ihren sechs Ecken einein Sarge glichen. Wir lehrten alsogleich um, und als mir auf dem Feldraiiie hingin gen, wo der Raseuweg glatt und hübsch eben mar, sagte mein Vater zu mir: »Jetzt hätten wir schöne Zeit, daß wir uns selber aus-lachen tönnten, sonst tuu«o andere. So geht’.·:-, wenn man wem feind ist« des Schlechtesten zeiht runu ihn und ist fo verblendet, als hätte einein der bös« Feind die Hinuer ui die Augen gestoßen. Am Ende find auch die zwei Holzhacker nicht so schlecht, als sie ansschauen. Wie der Will, ich toerd’ froh sein, wenn sie beim Loch draußen sind. Und das weiß ich: der Element-I lauft mir keine Lär chen mehr ab.« ,,Weil Jhr keine mehr habt«, tvar meine Weisheit draus. Der Vater schien sie nicht gehört zu haben. Die Holzluechte waren endlich fortgezogen und mit ihnen die Lär cbenschwellen. Die rötlichen Brunn stöcke blieben zurück und auf den Poren derselben standen helle Tröpflein des Hat-ges. »Daß sie teine Christen waren«, bemerkte mein Vater einmal, »steigt sich schon darin, daß sie nicht iu einem einzi gen Stock das Kreuzel eingehnat haben.« Jm Walde mark- nämlich damals noch Sitte, daß die Holz tnechte in jeden Stock, sobald der Baum gefallen war, mit dem Beil ein llreuzleiu eingkubeu. Und das ist die Geschichte von den fremden Holzerm den Kindern der Welt, dia wie ein erster Wellen schlag aus dem hochbewegteu Meere der Welt in unseren entlegenen Waldwinlel gedrungen waren. Wie klein war dieser Wellenfchlag, nnd wie viel Unruhe, llnzufriedenheu und Aergerniö hatte er herange fchwenimtl Nach und nach waren die fremden Elemente-wieder ver gessen, selbft die Mutter war ihrer Entrüstung endlich Herr geworden. ——s Neues Schlachtvirt;. Bäuetlcin (ln cinccn Großstndtkcs ftanmnt): »Ich tnöct)t’ was Ulan - Kellnch ,,Vlel!cnln ein Pns pkitnschnitnsl gestilltka »Ja, ja, immer lnsr nllt!« (T.l3 Schnin läßt etwas lange ans sich warten, nnd dnis Bäuerlcin wird ungeduldig. Plötzlich dröhnt us durch das ganze Lotul): »Zum Don ner-wettet noch tnal — der Papkita wird wohl erst geschlacht’t'.-« —- Zn icha de. Köchin Nachdem sie einen Brief an ihren thsnadter vollendet l)at): »Diese- Vkief ist mir ganz wunderbar gelungen; ob ich ihn nicht lieber onst-ebe- bis ich was Besseres kennen gelernt l)abe?« —- Philippico. Langjährige Braut (elnes Schriftstellers): »Ja Deinen Nomanen und Novellen wimmelt es von Hochzeit-Im aber Du selbst machst keine Anstalten. Da steht man wieder mal den Un terschied zwilchen Theorie« und Praxis-! . — Oesonotniich. Bunnnlckc Cum «Kollegen«): »Wollen wir den alten Müller nicht wieder mal an ichs-streut« »Ich, der gibt uns wieder lum ptqe paar Kröte-is »Un- lvtmt schon. Ich lebe nicht« th- Wirte lhmdle M fis-w ass Dir Ykskgrum Von Wilhelm Echmidtbonn. ! S. s sur seiden Morgenstnnde schrit ten sie dont Berg zur Stadt her suiiter, aus verschiedenen Wegen, lohne daß einer voin anderen wußte. . Der Groß mit langem Prophe terihaar ging die Häuser entlang, rasch, mit klingenden Schritten.und schrie die Menschen ans der ande ’ren Straßenseite an: »Der Friede .ist dal Jch bin Jesusi Von Gy arsandt." « Der zweite, klein, mager, von serii sast ein Knabe scheinend, wäh er nah ein schon zeriurchtes Gesicht zeigte, schritt mitten durch die Stra ßen. Die Wagen alle hielten an, uni ihn nicht zu iidrrsahren. Er ’schieti sie festzuzaulierii. Er schritt unentwegt und stumm einem Ziel zu. Man erwartete-, ihn im näch sten Augenblick gegen die Wand eine-s Hauses schreiten zu sehen,uiid die Wand wiirde sich offnen Ein Polizist brachte ain Nachmit tag den Großen zum Jrrenarzt. Das Zimmer ist gestillt niit Bil dern, Figuren, Teppicheu aus Ja pan, von seriien Siidinselii. Vom Licht eines eurouiiischen Fenster-s getrosseu, scheinen aue diese Dinge zur Sonne der Heimat sliehen und einen mitreiszeii zu wollen. Der Arzt, ein Mensch, im verzerrtesteii Mitmenschen das Gotteshild suchend. Weim. seine Stimme ausklingt, richten sich verdrehte tllugen zu sei uer Stirn aus ,iu Jossnuna Hier sieht man fein Stethostop, tein ,Messer, feinen Operiertisch Hier wohnt ein Jiinger Jesu. An der Tür iniißte man statt des Doktor schildes sehen: Kommt her, alle Jrreudenl Der Große, Bärtige rnst schonkz in der Tut-, uugiitig, ungedulding »Der Friede ist dal« s Der Arzt, ihm einen Stuhl ans; weisend: »Wie laun der Friede oai seiii?« Der Jrrex »Ich mache deii Frieden. sch hin Jesus. Von Gott gesandt-« Wir alle sehen besiiitzt in das Gesicht. Trompeten des Himmels scheinen irgendwo auszulliugeiu Jni selben Linnendlict hat ein zweiter Polizist den kleinen-Mage ren gebracht, dessen Augen in ei nein tieseii, blauen Feuer verbren Hieri. Der Magere sagt, vor den sGroszen hintretend, staunend. schon verzeihend: »Wie? Du? Jch bin idoch Jesiis." s Der Große taiiinelnd, schwer be snreisend; dann schon voll Hohn: »Wie kannst du Jesus sein, da ich. sJesus biii't« s Der Magere sieht zur Decke des sZiiiiinerö aus, össnet den Mund, imsagbar nnirdisch, hiilt sein esicht sschriig einer unsichtbaren St hluiig thin. Er spricht stimmt mit seinem stdimmeh und wir halten den Atem »an. Der Große schreiend: »Ich! Jchl schi« Er saßt mit den Händen die Brust au, will die Brust össneii und uns die Tiefe zeigen, darin die Stimme gesprochen hat« Der Arzt, unter seiner Ruhe er grisseii, herrlich gütig. als ob er selber eiii dritter Jesus sei: »Wie sollen nun wir wissen, wei- von euch der richtige-ist? Vielleicht seid ihr es beide nicht. Jch werde euch in eiti gutes Haus bringen lassen, ioo man euch zu essen gibt und ein Bett. Inzwischen wird man iiher euch iiachsorscheii.« Der Llrzt macht sich daran, die nötigen Papiere aus« zuiiillein - ; »i- « I Ter Große, plovlteh schwach nnd snst weinend: »Wie soll Friede kom men, wenn ihr tnich In ein Hing-S « j schließtW Der Kleine, innnee aleich aiitig und uonqeheiinenwicht ungestrehlt: »Ihr könnt mich hinter hundert Mauern verschließen-. Ich sihe da, nnd es wird Frieden« Tie beiden Irren wurden in einein genieinimnen Wimen fortge brcicht. To saßen ne, der Große hielt die Augen geschlossen vor dein bestürzenden Bild des anderen. Tie ser sah gegen das- Tcnh des Wagens, starr und uerziiiit, als sehe er da den geöffneten Glanz des Hint niels· Vor der Absolut entstand eine kleine Vetzögeriiiig, da der Magere das Pferd nndnninnen und selber den Wagen ziehen wollte, sa gend: »Du Tier sollst nicht Mühe haben um rnich. Friede anch den Tieren." Man mußte sie fortbringen, die zwei Kranken, die in diese Welt der Ordnung sticht hineinpashn Wir Gesunden aber, die draußen bseibetn schießen weites mit Gratia tm. — Jch erlebte diese-s Venebnis in einer Schweizerstndt, vier Tage vor Pfingsten. —- Aus dem Standesarnt Standesbeamter lzu einem Witwen der innige-sacht bestellt): »Sie wa ren also schon einmal verheiratetf« DE .. müssen die sonstigen Vot elm mä angesehe- wa · l i ll Z ; l l ,.- ! l l