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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 16, 1917)
Mtajiblatt It Staats - Art-Zeiger Und Molds » wissme Mwl AUA f v Die blauen Grotten T vonsnpti. Von Peter Rot-inson Die »Ptineipesso Mofaidn« lag zur Abkunft nach Cnpti bereit. «Mo ney in vaterl« »Seht-leise Sie Gelt-P schrie det Mann unten im Boot, ver fein tleines Fahrzeug rekvss um M Dampffehiss herumzappeln ließ. Und der zweite, fein Kompagnom der iplittetnoot im Wasser schwamm, mit einem Arm sich otn Boot onllmns meend, machte einladenoe Bewegun gen hinon zu der langen Reihe neu gieriger Köpfe oben an der Bordwand des Dann-few Ein poae Silbermün zen flogen ins Wossetz der Schwim mek tauchte, man sah ihn auf dein Linken Grunde des Wassers umher ipiihen — dann war et wieder oben nnd hielt triumphietend die Geld stücke empor. Einen Teil davon reichte er dem Genossen ikn Boot, den ande ren beachte et bei sich «etbft linke-J und tm er nackt kont, konnte pas eben! nur in der Ihm von der Natur ver-l liehenen Tasche geschehen, in det! Munvhöhlr. Ader on war das Gele auch sicher aufgehoben. Und wiedetI erscholl der Rus: «Money in wntet!«1 -Schcneiße Sie Geld!« s Der Herr im blauen Anzug mitT dem in der sengenden hitze sehe mal-J würdig anmutenden steifen Filzhut! räusperte sich. halb wandte er sich zu dem Lungen Ehepaar an feiner rech-: ten Seite, halb zu mir. »Ein herr licher Lands Und welch liebenswürdi es Bolt unter diesem ewigblauen Himmel —- stets heiter, immer zufrie den und bescheiden in seinen Ansprü chen.« Jch nickte und sagte fa, denn das I ist das beste, war man in salchem i i L i Falle tun trenn. Aber so ganz beschei Un in seinen Ansprüchen war der schwimmende Vertreter des liebens wiirtigen Bettes dort unten doch nicht, denn schon hatte er den ganzen Mund-— und der war nicht tlein — volt Geld, und noch immer wintte er trampfhaft nach neuen Spenden. «Gott, wie furchtbar interessant!« sagte die junge Frau. Jhr Gotte machte ein nachdenkli chee Gesicht. »Was der Kerl auf diese Weise wohl täglich einnehmen magi« .Viel, diel2« meinte der Herr im blauen Anzug. »Ja, der Fremden strom ist ein Segen für dies herrliche Land.« »Man müßte das doch annähernd ausrechnen tönnen,'« fuhr der junge Ehemann fort. «Die Kallulation wri re doch gar nicht so schwierig: found so viel Dampfschiffe gehen täglich hier ab, jedes befördert im Durchschnitt soundsoviel Passagiere, und von die sen wirft wieder ein gewisser Pro Jkkentsah soundfoviel Geld ins Was er." Die fange Frau seufzte. »Aber, Emih nun fange doch nicht wieoer mit solchen Sachen nn.« Er schüttelte den Kopf, sonst ver weifend, so sanft, wie ei ihm nohl - der Umstand gebot, sich noch auf der ! Hochzeitttreise zu be inden. »Man muß aus Reisen immer die Augen . offen halten, liebe Olga. Ganz be sonders ein Geschäftsmann. Aus ir gendeiner scheinbar unbedeutenden Kleinigteit lunn die glänzende Jdee ftentfpringem die das große Geschäft bringt-« k t Z l Der Herr im blauen Anzug mischte sich hinein. ,Iretlich, sreilichi Und in der Beziehung kann man gerade in Italien etwas lernen. Allen Respett muß ich schon sagen, Geschä tssinn — das ist die hauptsache im «eben.« Dem jungen Ehemann gesielen diese Worte, und das sollten sie wohl auch. »Ja, die machen hier ein Be schäft! Ein Geschäft! Das ganze Land ist ja überhaupt ein ausgelegtee glänzende-Z Geschöstt« Er seufzte und schien zu bedauern, nicht der Besiher dieses Geschiistes zu sein. ,Jede einzelne Sehenstviisdigleit hierzulande ist ein Kapital, das sich großartig verzinst,« sagte der here un blauen Anzug. — »Wie furchtbar interessant,' hauchte die junge Frau. Aber der Gatte liitnmerte sich jetzt or nicht um sie. Der her-c im blauen « nzug schiem ihm ein besse.er Reso nanzboden seiner Ausführungen «Nehmen Sie nur einmal den schie sen Turm in Pisa an! Oh die Sache nun durch ein Versehen des Bat-mei sten, durch Sentung des Erdboden oder aus sonst irgendeinem Grund schief gegangen ist —- ganz egat, die Konsequenz ist: Geschäst, Geschäft, Geschiistt Seit Jahren und Jahren gehen jeden Tag die Eintritt-Aether ein« Ginuben Se, das sich etwa der Eisetturm so derztnst tote der von Ulsat Keine Spur! Und natürlich W gerade die Jtaliener müssen aas Ding haben.' Der Herr im blauen Anzug nabm seinen sieisen ilzlsut ab. hätte er einen Wassertop gebabi, so wäre un ter solch einer Bedeckung zu dieser Jahreszeit und unter der Sonne Südiialient das Wasser zweifellos ins Sieben geraten. Er wis te sich die Stirn. «Wir haben ja ou einen schiefen Turm,« sagte er, »bei uns in Deutschland, einen sebr schiesen so gar.« .Wie surchtbar« —- — interessant wollte die junge Frau sagen, aber ihr Gotte ließ sie nicht dazu kommen. Er packte den herrn im blauen An zug arn Arm. »Wir ist per Turms Wai« »Aber wissen Sie das denn nichti In Tborn ist er, in der Widerstrebe, dicht am Usee der Weichsei, ein Rest der alten Stadtbesestigung.« »Und er ist wirklich schiesi Ganz ichieti«« ,Schieser sogar als der von Pisa Der bat kaum acht Prozent Neigung der in Thorn aber zehn Prozent-" «Donnerweiter! Da wußte man doch« — — «Aber leider ist er nicht sehr hoch, nur siinszehn Meter.« »Da haben wir’j!« Der junge Ehe mann war enitiiuscht. Er dachte nach Jkönnte man ihm nicht die drei- oder vierfache Höhe aufsetzeni Wäre der Turm zu pachteni Oder zu ·lausen?" Der blaue Mann zuckte die Achseln. »Ich glaube taum. Und ihn hiiher baueni Wissen Sie, Thorn ist Ie ftung und in Festungen werden im mer Schwierigkeiten gemacht, wenn man hoch bauen will.« «Freilich, freilich," sagte der junge Gotte refigniert. »Damit ist also tein Geschäft zu machen.« .Sie scheinen sich für Geschäfte zu interessieren?« fragte der andere be dächtig. »Aber selbstverständlich! Bin im mer dahinter her. Bringen Sie mir eine neue Sache, eine gute Jdee — ich beteilige mich, ich mache es. Sehen Sie, ich bin — erlauben Siel« Er stellte sich vor: Emil Mierickr. Gegenwärtig ohne besonderen Beruf, aber auf der Suche nach Geschäften, nach Beteiligungen, nach Finanzies rungen. Er wäre nämlich Kapitalist fawohl, Kapitaliftt Und dabei ging ein Seitenblick zu der jungen Frau hin, ein ganz unbewußter Seitenblicl, der die Vermutung begründete, daß Herr Miericke gleichzeitig in die Reihe der Eherniinner und der Kapitalisten getreten war, wobei zu bemerken ist« dafz diese beiden Berufe durchaus nicht immer zusammenfatlen. Der Oerr sim blauen Anzug tniff die Augen zusammen, als wollte er ein unwillkürlich-e nun-achten darin! unterdrücken. Er stellte sich vor: Dol tor Pifiorius. Gleichfalls ganz außer-s ordentlich fiir Gefchäste interessiert-; Das beiderseitige gleiche Interesse bestimmte jetzt die Unterhaltung der beiden Herren. Alle irgendwie bedeu tenden Unternehmungen des Deut schen Reiches wurden durchgesprochen »Wie furchtbar interessant!" sagte die junge Frau einigemal. Aber sie wurde nicht beachtet. Das Schiff fuhr direlt zur Grotta azzurra. »Im werden Sie wieder was von Geschäft lennen lernen,« er klärte Doktor Pistoriuj. »Geradezu kolossal. Die blaue Grotte ist aber auch wirklich einzig.« » »Ich habe als Kind einmal einen Bilderbdgen gehabt,« erzählte die junge Frau Miericke; «darauf war »die blaue Grotte. Wenn man das Papier gegen die Lampe hielt, leuch jtete die Grotte herrlich.« ! Gar nichts gegen die Natur, gnä» die FrauT tagte Dottor Pistorius spSie werden überwältigi iein.« » Jhr Gotte zählte die kleinen Boote, die sich dem Dampfichiff näherten. »Ja jedes totnmen drei Personen hin ein. Und jede Perion zahlt eine und eine viertel Liro. Der Pächter muß ein Riesengeld verdienen. Uebrigens-, do pooen sie io schon in ein Boot vier Leute hinein und oo sogar fünf. Das gibt in noch mehr aus-« Jch tom in M gleiche Boot mit Mierickes und Doktor Pistorius. Die ser erklärte: »Sehen Sie. der Ein gang zur Grotte ist nur ein Meter hoch. Bei sturtent Nord- und Oftwind kann rnan liberhaupt nicht hinein.« Herr Miericke mochte ein nachdenk liches Gesicht. »So? Des muß aller dings bei ber Kaltulntton berücksich tigt werden. Und weht ier Wind oft so ungünstig?« Dottoe Pistorius konnt. augen blicklich teine Antwort geben« Jn sei nem Eifer, erklären hatte er es versäumt, ssch genügend bei der Durchfohrt sit-bücken Die lioecke tte seinen steifen Hut an s.ertsen in aufrichtiger Laut toebrntttigee Klage ließ ahnen, da sr nur biete letne soptbedettang no titr Reife mit sich siihrte, und das-« ihn die Beschasii sung einer neuen vielleicht mit Sor-« gen ersiillte. Aber dann waren wir in der Wundergrgttr. »O Gott, geradeso wie aus dem Bilderdogen!« ries Frau Miericke. Und sie war wirklich, wie herr Dol tor Pistorius voran-gesagt, ganz übern-singt «Wirllich kolossal,« sagte Herrl Mierickr. .Und das ist so ganz ohnel weiteres da, geatie von der Natur geliefert, ohne Anlagelapital.' Der Nuderer tauchte seinen Arm ins Wasser. er erglänzt Silberweiß. Der Knabe, der immer da ist und lei nen anderen Zweck zu haben scheint, sprang ins Wasser. ,Einsach groß artig,· rühmte Her Mierickez »wir aus reinem Sil r sieht aer Kerl aus« Und dann mußte man wieder aus der Geotte hinan-. »Natürlich,« er lliirte Doktor Pistorins, »so viele an dere Leute wollen auch noch hinein. Das geht unaufhörlich. Wie im Kiens topp drängt sich das Publilum hier.« Aus dem Dampser wurde ich wie der oon den herrschasten getrennt Herr Miericle versuchte sich mit den Kindern zu unterhalten, oie Koral len und Seepserdchen zum Kauf an boten; er schien sich auch über diesen Erwerbszmeig nnterrichten zu wollen. Aber eine halbe Stunde später traf ich alle drei wieder — beim Mittag essen im HoteL Die Tertasse war übersiillt; nur an einem Tisch war noch ein Plas- srei, und gerade dort saßen Mierirtes und Herr Doltor Pistoriuö, der sich von dein jungen Ehemann und Kapitalisten nicht mehr trennen zu können schien. Herr Mie riae begrüßte mich mit aller Freund lichkeit, den Doktor aber schien meine Gegenwart zu verdrießen: er blied’ siill und schweigsam. Erst beim Des sert gab er sich einen Nack. »Die Grotte ift jedenfalls schon zu der Zeit bekannt gewesen,'« sing er an, »als Tiberiud hier aus der Jnsel hauste. Vielleicht war sogar eine Ver bindung zwischen ihr und der Ban des Kaisers bei der Torre di Dame euta hergestellt; die Neste eines Fett orrschiitteten Ganges scheinen daraus hinzudeuten. Aber dann geriet sie in Vergessenheit. Erst 1826 wurde sie wieder entdeckt durch den deutschen Maler und Di ter August Kopisch.' »Dieser Kopf ch muß ein ganz ge waltiger Esel gewesen sein," sagte Herr Miericie rnit großer Gering schäyung »1826! Fiir ein Butter brot hätte er damals von der Regie rung in Neapel die Grotte pachten können, aus hundert Jahre hinaus. Seine Erben könnten heutzutage Mil lionäre sein.« Er seufzte. »Aber wenn man bedenkt: was sür ein Geschäft wäre diese Grotte erst, wenn wir sie bei uns in Deutschland hätten! Etwa ln Berlin, arn Wannsee oder am Milggelsee. Eine Millionensache wäre das! Aber uns hat die Natur wie rnan zu sagen pflegt, gar zu stiesiniiti terlich behandelt: bei uns ist sie gei zig nnd schädig.« Mit einem Schluck Falerner seuerte er seinen Groll ge gen die ungerecht ihre Gaben vertei lende Natur noch mehr an. Da beugte sich Plötzlich herr Dot tot Pistoriue zu Herrn Miericke hin iider und sliisterte ihm etwas ins Ohr, lange un) eindringlich. Herrn Mierietes Augen« die nach dem reich lichen Essen und dem Wein etwas tlein geworden waren, wurden wieder groß. Er schrie aus« »Aber das ist ja eine Jdeel Nein, es il geradezu die Idee, die Jdee des ahrhundertsl« Dotlor Pistorius hob mahnend die Hand: »Es ist meine Jdee!« Herr Miericke sah ihn oorwursös voll an. »Aber ich will sie Ihnen ja auch gar nicht rauben. Jch bin Ge schäftsmann und also ein ehrlicher Mensch. Und außerdem —- der Herr hier tann Ia Jhr Zeuge sein« Er wandte sich an mich. »Der Herr Dot tor hat soeben eins der glanzendsten Proiette aller Zeiten geboren.« Der glückliche Vater räusperte sich. »Die Sache ist ja eigentlich so surchts bar naheliegend. Jch meine man sollte einsach ein paar solcher Grotten kunst lich herstellen.'« «Kiinstlich?« »Aber gewiß doch. Woraus beruht denn das Phänomen dieser Grotte? »Auf dem Tropsstein ihrer Wände, ans der absoluten Reinheit und Weiße des Bodens, auf der Klarheit des Was sers und daraus. daß alles Licht aus geschlossen ist bis aus das geringe Quanturn, das durch das Wasser den ;langen, schmalen Eingang hindurch ;in die Grotte gelangt Nun, und lass isen sich alle diese Bedingungen nicht ebenso künstlich schaffen?« «Besser sogar, viel besser,« schrie here Mieriete »Der simoelfte Bat-tech niter muß das machen können. Jede Fabrit von Wellblechhäusern tann doch auch solche Grotte herstellen. Die Blechtoiinde werden dann einfach mit Zement bekleidet. Der Boden wird weißgliinzend emailliert. Die Wände innen lönnen in den phantasievollsten Formen gehalten sein. Dazu kann man ie einige moderne Künstler her anziehen, auf ein paar Mart mehr kommt eit ja nicht an.« . »Und vergessen Sie nicht,« sagte Doktor Pistorius, «das; wir durchaus nicht ans die Sonne allein als Licht quelle angewiesen sind.'· »Aber selbstverständlich nicht! Wo zu haben ioir denn die Elekttizitiiti Und nach Art der farbigen Fontiinen ließe sich doch eine Konstruktion den ken, die et uns ermöglichen würde, nicht nur blaue Grotten zu bauen, sondern auch rote, gelbe, violette und so weiter. Ja, die Farben könnten alle fllns Minuten wechseln.« «Jede größere Stadt müßte iolche Grotte belommen,« meinte Doktor Pistorius. «Ohne Frage. Es gibt kein drin genderes.Bediirsnij der Gegenwart,« rief Herr Mierickr. «Gleich morgen müssen wir die Sache zum Patent anmelden, in allen Kulturstaaten. Berstehen Sie wohl, Doktor, ich sage: wirl Denn wir machen die Sache doch zusammen? Sie haben die Idee, aber ich bin der Mann, sie durchzuführen« Er wandte sich an seine Frau, sehr zärtlich: «Siehst du, Olgachen, habe ichdir nicht immer gesagt, daß rnir die Reise noch die große Jbee brin gen wird?" «Wie furchtbar intereffant," sagte die junge Frau. Und dann schlug Doktor Pistorins in die vargebotene nnd des Herrn Mieriete ein: das Ge chiift war abge macht. «Wir bauen, denke ich, gleich einmal eine runde Zahl von Grotten,« sagte herr Mieriele. »Sage-i wir bun dert. Jede größere Stadt muß schließ tich eine belonnneic Für Berlin wol len wir drei in Aussicht stellen, eine im Wannsee- eine im Miiggelsee, und die dritte sehen wir in die Spree, dicht ant Bahnhof Friedrichftraße. Das ist eine ausgezeichnete Geschäfts lage. Später-, wenn die Sache im Gang ift, wäre zu erwägen, ob man nicht tleinere transportable Grotten herstellen könnte. herrgott, das Pro jekt ist ja so entwicklungsfähig! Kom men Sie, Doktor, wir wollen gleich einmal den Gesellschaftsvertrag be sprechen.« Dazu war herr Doktor Pifwriug sofort bereit. Am nächsten Vormittag sah ich ihn in Neapel, ans dein Toledo. Er kam gerade aus einem seinen Herrenges scheift heraus. Vielleicht hatte er dort soeben den eleganten weißen Anzug erstanden, der ihm entschieden besser stand als sein gestriges, etwas ver schossenes blaue-Z Gewand. Und auch den Bann-um der einen vortrefflichen Erfaß bildete für den arn vorigen Tag bei der Einfahrt in die Grotte ruinierten steifen FilzdeckeL Aus min destens achtzig Lire tvar diefer Pa nama zu tax-irrem Der Herr Doltor ging die Straße vor mir hinunter bis zu einem Laden, wo es feine fertige Schnbwaren gab. Anscheinend war er im Begriff, sich vollständig neu einzutleidem Gerade, als er eintreten wollte, fah er mich. Grüßend hob er feinen schönen neuen Panaina. Ein keichtes Grinsen ging über fein Ge tcht. — Vier-zehn Tage später kam mir in der Mercerira zu Venedig jemand mit einer in diesem engen und celeh ten Gäßchen gemeingefiihrlicher Schnelligkeit nachgelaufen. Es tvar herr Miericle. Hinter ihm her leuchte eine junge Frau, um den Gatten nicht zu verlieren· »Freut mich, Sie tote derzusehent" ries er; »wir sind auf der heimreisr. Uebrigens —- ist Jhnen Herr Doktor Pistorius näher be tanntlt Wie, Sie haben ihn damals auf der Fahrt nach Capri zum ersten mal geschenkt So, sol« Er lvollte sich schon wieder verab schieden. Aber er tonnte das Wort doch nicht bei sich behalten. «Wissen Sie, ich habe nämlich bis jetzt noch nichts wieder von dein Doktor gehört. Er reiste ab, um unsere Unterneh mung —- Sie erinnern sich doch —- in Gang zu bringen. Es waren einige Vorschiisse dazu nötig. Aber ich habe noch teine Nachricht von ihm. Und heute habe ich einen Brief an die mir von ihm genannte Adresse zuriickbes kommen. Unbeftellbar, Adressat nicht bekannt. Jst das nicht auffallendi Uebrigens —- nachträglich sind mir doch einige Zweifel gelommen, ob sich die Sache so ganz ohne Schwierig keiten machen lassen. So leicht läßt sich die Natur manchmal doch nicht imitieren.« — Soudenir. Dntel (zum studierenden Neffen): »Nun, Junge, was soll ich Dir von meiner Nord landsreise mitbringen?« Studiosuslx Ein paar Lappen, lie bes Dutelchetl Retteudc Ithittnun Von Gustav hochstetter. - Anton wurde totpulent und immer totpulentet. Ein Foxtekkiet soll schlank sein wie ein Hafe, aber dieser Foxtekriet ähnelte schon mehr einem kleinen Mastschwein, das sich an schickt« die goldene Medaille auf einer Fettviehauöstellung zu erringen Miillets waren tindeklos. Oder dieltnehn Anton war »ihr Kind«. Den Müller gab ihm deshalb lehr viel zu fressen. Frau Müller gab ihm noch mehr zu fressen. Und ein Mäd chen für alles hatten sie, das gab ihm am meisten zu fressen. Ei wnk eigent lich gar tein Mädchen für alles« es war nur ein Mädchen fürs hunde füttern. Außerdem war da noch die Poktieksfamiliu die betacn von Miit teks jeden Monat ein gutes Trinkgeld und keoanchierte sich, indem sie dem dänen Anton jeden übriggebliebenen Bissen in die Schnauze steckte. Wenn der Forterrier Treppen stieg, schnaufte er, daß man’s durch drei Etagen hören tonnte. Sobald Mül lers wieder umziehen würden, woll ten sie eine Parterrewohnung nehmen. Oder eine mit Fahrftuhi. Bloß damit Anton nicht so zu schnaufen brauchte Wenn Anton mit der Elektrischen fahren sollte, mußte er auf's Tritt brett gehoben werden, wie eine trante Erbgroßtante. Jn die Droschten stieg er allein. Hauptsiichlich in solche, die leer am halteplah ftanden nnd mit oenen man eigentlich gar nscht fahren wollte. Und wenn er erst drin war in der Drofchte, tonnte er merkwür digerweife nicht wieder heraus. Hin auffpringen lonnte er, herunterfprin gen nicht. Anstatt die Elektrifche zu nehmen« mußte man dann in Gottes Namen Droschte fahren... nur dem armen Anton zuliebe. Der Mopsterrier besaß eine Hun dehiitte aus Korbgeflecht, die ftand im Müllerschen Wohnzirnmer und wir rnit weichen Daunenkiffen ausgelegt. Urspriinglich war sie ein tomfortables fund geräumiges Heini für Anton ge lwefen. Damals, als er noch so schon ischlant war, daß rnan seine Rippen zählen konnte. Jetzt hatte er längst die Pforte seiner Behaufnng durch »ungefchickte Erweiterungsbersuche to sial ruiniert; die beiden feitlichen jKorbgeflechtwände hatte er halbmond förmig nach außen gebogen, so daß jdas uorbhaus die Form einer riesi igen Melone angenommen hatte. Und idie Daunentiffen waren immer fchon lnach ein paar Wochen flachgequetfcht fwie Eiertuchen. s Unter diesen Umständen war es nicht zu verwundern, wenn gewiegte hundetenner Antons Lebensdauer snicht mehr sehr hoch einfchijtztea » Der Tierarzt war zu Rate gezogen onrden. Er nrurrnelte etwas von be jginnender Arterienoertaltung und oerordnete täglich zwei Entfettunggi pillen, die wurden den Hund wieder fchlant machen. Die Pillen wurden form Anton heimlich unterg Fressen lgetnifcht, bevor man ihm den Napf joorfetzth Und richtig fraß Anton den ganzen Nan leer, blon die Pillea stieß er drin liegen. Da versuchte man’s mit Gewins läse, der seine Lieblingespeise tv.1r. Und Anton sr.1ß vie geroaigumtoictels te Entsettungspille so gnädig mit, daß jedesmal großer Jubel im Hat-je Müller ausbrach. Den Gervaispillens sport betrieb man ein Virteljnhr lang. Und oie Abtnagerungspillen bekamen dem Patienten ausgezeichnet; er wur de so sett und schwer, daß Frau Mül ler ihn nicht mehr zu tragen vermochte und bei Straßenbahnsahrten die Hüte der Mitreisenoen in Anspruch nehmen mußte, wenn Anton in Den Wagen gehoben werden sollte Das tvar der Erfolg der Entset tungspillen . . . Die gewiegten Hundetenner be haupteten, vasz es mit Anton bald ein schiitntnes Ende nehmen wiir:se. Schon sür die allernächste Zeit weiss sngten sie ihm einen bösartigen Schlngansall, uno die ucigliiälichen Müllers bungten ernstlich oor dem herben Verlust, Der ihnen bevorstand Aber es sollte anders kommen. Jn dem Hause, wo Müllers oie dritte Etage bewohnten, hauste eine Treppe höher ein heimtückischer Junggeselle, der den ganzen Tag Klavier spielte, einen Dattel besaß und dem Portier nie Trinkgeld gab. Ebenso heimtüctiseh wie sein Gebieter war der Daetel selbst. Zeigte sich nus den Treppenteppichen des hause-e eine verdächti e Stelle, so wurde von der Portiers amilie und den anderen Hautbewohnern ohne jede Untersu chlung des Tatbestandes sofort das Urteil gefälli: »Das ist natürlich dem Kapellkneifter sein Dackel gewesen — den Müllers ihr Anton, der tut so was nicht!« Und zu dem Kapellrneis ster sagte jeder: »Nein, Herr Kapell Irneifter,»aber Jhr Hund benimmt lsich —! Des Dackels musilbeflifsener Ge bieter hatte den Entfchluki gefaßt, sich dies nicht mehr länger ge allen zu las sen. Stets beim Aufflug zur Unsterb lichkeit herabgezogen werden durch das Bleigewicht des hausllatsches und hauszanles —- das mußte ein Ende nehmen! Herr Grolls-Of- Korn ponift, Klaviervirtuos und Kapell tneister, sann auf Rache. Auf blutige Rache sogar —- wenn es sein mußte. Mindestens auf giftige. Auf miten gifiigr. Ja — Rattengift nahm dieser verwerfliche Musikant und schmierte es auf ein wunderschönes Beeffteal, das er eines Vormittags vor der Müllerschen Wohnung auf den Trep penabsatz legte. »Was iaust du denn schon wiedert« fragte Frau Müller eine halbe Stun de später den gefräßigen Anton. Es war zu spät. Das Unheil war geschehen. Das rattengiftige Beefsteat ruhte schon in des Terriers weitern Magen. « Am Nachmittag legte sich der Fox in seine melonensörmige Hütte, atme te noch schwerer als sonst, wollte von allen Lebensfreuden nichts mehr wis sen, streckte sämtliche Beine von sich und mußte jede Stunde mindestens zweimal sehr schnell aus die Straße getragen werden. Und jedesmal, wenn man ihn wieder heraustrug, war er ein halbes Pfund leichter. s Der Tierarzt verordnete warme ;Un1schliige, Notwein, Sanatogen und iEiweisr Mit einer tleinen Spritze 1flöfzte Frau Müller ihrem Liebling tränenden Auges die Stärkungen in den Rachen, die er gutwillig nicht nehmen wollte. Acht Tage schwebte er so zwischen der Tiire des Lebens und der Angel des Sterbens. Aber am neunten Tage stand er auf! Persön .lich! Ohne getragen zu werden! Und bellte — was er neun Tage lang nicht getan hattet Und gab zu erkennen, daß er durchaus nicht abgeneigt wäre, eine tüchtige Wurst und eine derbe Portion Hundeluchen zu verschlingen. Anton war wieder gesund! Und siehe da: er war schlank ge worden. Wie in seinen besten Jugendtageni So schlank und elastisch, daß er nach seinem ersten Ausgang bei der Heimkehr wie ein Donnerwetter die drei Treppen bloß so hinaufrastet Sogar eine Treppe zu weit raste Müllers Anton hinaus! Bis zur Wofhnung vom Kapellmeisier Groll iop . . . . . Und noch in der gleichen Stunde hörte man die Portierssruu sagen: »Das ist natiirlich dem Grolltopf sein Tadel gewesen — den Müllers ihr Anton, der tut so was nicht!" Und zu dem Künstler sagte der Partien »Nein, Herr Kapellmeistey aber Jhr Hund benimmt sich —!« Von jetzt ab stieg Anton wieder ohne Hilfe in die Elektrische und brauchte nicht mehr aufs Trittbrett gehoben zu werden wie eine alte Erb grefztante. Droschte fuhr er überhaupt nicht mehr, sondern rannte — wenn Mauer-s mal fuhren — hocherhvbenen Schweises nebenher. Aus dem Mops war wieder ein Fox geworden. Seine stark-hätte wurde wieder zum Recht eet zurückrepariert, und aus den Dau nenkissen hinterließ seine federleichte Gestalt nur eine leise Mulde. Der Tierarzt nahm die geniurinelte Arte rienrertaltung reumiitig zurück. Er wie alle anderen Hundelenner schät zen Anton-s fernere Lebensdauer noch ans eine stattliche Reihe von gesunden Judex-in Herr Grolllopf, Komponist, Kla vieioirtuos und Kapellmeister, wird lan zweites Attentat gegen den Fox unternehmen. Der Künstler ist setzt nverzeugt davon, daß das zähe Tier eine arvßere Portion »llnstervlichteit,« .vesjszt — als er selber! -- . —- Daö durfte nicht lonis ;nie:i. Schulrute »Du hast recht, sizkecn Junge: der Landmann war isptirsauk Hast Du Dir auch schon etwas gespart?« —- «3a,. ich spare alle Sonn abend." »Das ist brav von Dir. Da ar beitest Du wohl Sonnabends nach der Schule?" —- Richtig. Regisseu: Unäh rend der Probe): ,,Fräulein Sommer, Sie lachen zu viel und zu laut — bitte zügeln Sie Jhre Munteri teit!'« Fräulein Sommer: »Erlauben Sie, ich bin hier als erste Muntere enga giett2««