Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 09, 1917, Sonntagsblatt, Image 9
Setmtagsblatt des Staats Anzeiger und Jserold fGewiss-www-Immersi-ki; — Ist-tin kaut Jszze von Engrn Staunen «Kotnmst Du denn wirklich nicht mit, Paul?« Florchens Stimme klang ganz schmollend. Florchen hing wirklich az. ihrem Bruder. Der aber band sich gelassen den neuen dunkelgrünen Selbstbinder sorgsam und tunstooll und sagte breit nnd ruhig: »Nee.« »Na sdaö weißt Du doch nun schon, Ilorchen, daß der Prinz im mer mai Apartes haben muß,« sagte der guts-tätige, rundliche Gerhard Schmian mit dem Florchen nun schon ein Jahr »ging«. »Wer weiß, in welchen höchsten Kreisen der Prinz jetzt verlehrt.« Geehrte-d lachte gemiitlich. »Prin3" —- ja das blieb nun einmal Paul Kranolds Spitznamr. Hiibsch und apart sah er ja auch aus. Und wie er sich kleidete — tiptop, tadellos. Gesld hatte er ja auch »wir Mist«, wie er sich drastisch ausdrückte. Er war ein so ovrziiglicher Techniter und Akkordarbeiter, daß ihm so leicht lei ner gleichtam Dabei sparsam! Die Stimmchen .us der Spartasse häuf ten sich recht ansehnlich. Bloß so’n bischen hoch hinaus stnd ihm der Sinn. Mit Gerhard nnd Florchen nach’n Kientop gehen, das war gar nicht sein Geschmack Ilorchen aker gab den Kampf noch nicht aus. der »Auf nach Liebe« gegeben. Und Lestn freut sich auch schon darauf, Les-to rechne. bestimmt auf Dein Mitlemment« «Lesla?« fragte Paul Kranold, als käme der Name-aus einer ihm ganz fremden Welt. ««·lla, ju, Legt-M lachte Florchen hall- lomifch berührt, halb geär gert auf· «Fränlein Volesln Einse, Die Dich nun einmal dummerweise1 liebt." »Das tun andere auch,« jagte der! Prinz überlegen. .Lesln, ach wat —- die soll sich erst mal richtig um"n Kopp machen. Die Schleife sitzt ihr ja ewig fchief." , «Du brit fcheußlich,« rief FlorcheH getrönlt. Aber der Prinz machte tichs nichts daraus und schritt zum Zim mer hinaus An Lesln denten mußte er darucnt doch, hübsch war sie ja. Lieb, dnsl schmale feine Gesichtchen mit inmng ßen braunen Augen und der zierli-; che. Nase. Aber ihre greuliche Art, sich im Nacken eine große schwarze Schlupfenichleife nnzutiertenA Schau-i derhaftl Die Schlupsen ftnrrten zu; beiden Seiten dei- Gesichtes wie Efeu-l j ehren hervor —- und ewig schief. Dnsll war dem Paul unerträglich. . . Und; immer diese Schlotterbluien zu deinj ewigen schwatzen Röckchen —- spie-I hig! — . Paul Kranold fühlte sich ganz als! Prinz, als er den Potsdamer Platzs betrat. Den liebte es. Die licht-· schimmernden eleganten Vergnü-; gungsitätten ringsum gefielen ihm Ou —- Paul —- qeur wird don Er kruk In eines ver großen prunkooiien Anffeehäufer Musik tönsj te ihm rauschend uns lockend ent e-» gen. Glanz überall. Man war f fort in Stimmung. Pauk fah feil roärts in eine Spiegelfliiche. Wellig und tadellos lag ihm vie fchwnrze Tolle etwas feitwörto in die Stirn. Er war zufrieden —- er nahm nn einem Pfeiler Platz. Mollig laß sichs hier, mit Niickendeekung und doch mit freiem Blick über den schö nen ftrablenren Raum und mit vol lem Aufblick zum-· Orchester-. . . Jn fein Schauen uns Träumen klang ein leifes, mobuliertes: »Gewi tell-« Eine febe elegante. hellblonde Da me wollte an feinem Tischchen Plab nehmen. »Bitte —- biite fehri« beeilte fich Paul beflissen zu ingen. Der Kellner brachte der jungen Dame Kaffer. Sie wollte gleich be zahlen, kramte in ihrem Täfchchen hernm, wurde fehr verlegen — krnmke eifriger —- und stöhnte end lich: »Ich hob’ mein Gelb bergef feni« Das war etwas fiir Paul, da war er ganz Kavalier. «Gefkatten Fräulein, baß i die Keinigkeit ausleget« Und er war dem Kellner einen Schein hin. Die junge hellblonve fah entzückt zu Paul empor — unb lächelie wie it wortlofer Ergriffenbeik. Und als ver siellner gegangen par, ließ sie fech wie erschöpft zurileks sinken. oIlelp — wenn man fp allein in» Berlin steht —- niemand hnt — und so kämpfen muß — da wird man schließlich ganz wirr — er schöpft.«. . . »Mein-Indi« Paul erregte sich. Wenn er dieser eleganten jungen Da nte Belchitder sein dürfte? «Kiimpfen?« fragte er, «Fräulein haben zu tilmpfenf Die Hellblonde ließ den Pelznmntel von den Schul tern energisch zuriiclfallem so daß ihr lchlanler Obertörper in der daf tigen, durchichimknerndem schwarzen Tlillverlchleierung wie eine wunder lchöne Blüte aus der gelblichen Pelz urnrahcnung wuchs, richtete sich ent schlossen hoch und rief geradezu: »Ja —- ich lämpfei Kämpfe um Schloß Lövinghnufen, das mein rechtmäßiges Erbe ist, und das mir ein weitläufi ger Vetter streitig machen will. Hier —- dag bin ich!« -—— h Sie warf Paul eine Visitentxirte m. · Er laß: »Baroncs3 Olftrid von Stettin-Löwingl)ansen.« Seine Erregung wuchs. Jäh rot und irritiert wurde er. Dann gnv er sich einen Rud. »von Kakus-DE stellte er sich vor. Baroneß A«Orid lächelte, wieder das Lächeln einer halben Verzückung. »Ein Edelmnnn —- oh, ich ahnte .sf« Und dann fiel lie wieder zurück und wurde sehr traurig. »Und jett —- vor dem Ziel —- soll alles scheitern« —- — «Warumf« fragte Paul glühend. »Weil meine Geldmittel erschöpft find, —- weil ich meinem Rechtsnnwalt dreihundert Mart einfchicken foll zur Weiterfiihrung —- wir flehen vor dem haupttermin« — Wie ergreifend. rührend, zerbrochen fie ihn ansah. - ,Iräulein Baroneß,« sagte Paul —- er wußte wirklich teine andere Anrede —- »Friiulein Baroneß s-— wenn ich Ihnen helfen dürfte —- ich brächte Ihnen morgen das Geld fo fortl« »Den von srnnold« —- — war das Ablehnung, donlbore Annah me? «Fr«eiulein Baroneß?!« — »herr von Kranold« — und sie nonnte ihm die Adresse, notierte sie ihm mit einem reisenden goldenen Stift auf die Visitenlarte —- und( fah ihn dann fo groß, fo tief, fo tun ge an, daß ihm briihfiedendheiß wur de —- «roenn Sie morgen kommen, zeige ich Ihnen Bilder von Löwingi haufen, erzähle Jhnen oon dem alten, herrlichen Besitz-". . . Paul ging trie auf Wollen heim. Es war doch gut daf- er feiner Arbeit wegen noch immer retlnmiertl war. Jetzt freute ihn das. Freilich —- wer weiß, wie lange noch. Die Retlamierten follten ja jeßt alle fort. Gerhard Schmeling hatte es besser, der hatte den herztlaps, — tvar et n., —- tat aber jetzt Zioilsj dienftpflicht. Andern Tags ging Paul zur Be-« roliefz Aftrid. Sie wohnte im Westen, » in der Anobacher Straße, bei einer; »orrtoitweten Geheimen Juftizrat«. Es » war alfo alles richtig. »Wenn ich» bloß nicht mal ins Berlinifche verfal-; ik," suchte PUUL I Die Baroneß oon Sternu--L«ijwing-l hausen empfing ihn mit wirtlich rüh render Freude und in einein fchlichs ten, weißwollenen Teelleide, das Paul einfach fliß fand. Sie bereitetes ihm Tee, —- sie zeigte ihm die Bil-» der oon Löwinghaufen. Welch' ein; altes, herrliches, romantisches Schloßi Burg-rriig und efeuummnlt. Feier liche Söle mit Bogen und Säuleni und gewölbten Decken. Aftridsj Stimme tönte dabei moduliert undl innig: wie sie sich freue, nun endlich eine Seele zu haben im großen Ver-i lin —- jemand, mit dem fie dochi auch mal ausgehen tönnte —- einen Menschen, der eo ehrlich und gut mit ihr meinte . . . Bring Paul verlor ganz die Besinnung und schwamm in« Wonne. . . i Ja, sie trafen sich öfters — siel gingen zufammen aus —- in dies Oper —- in den Zirlus —- ins CafijJ Die arme Baroneß geriet freilich wie-I der und wieder in Geldnote, — der Prozeß zog sich fo blindfchleichenhaft in die Länge» .Nun, Paul war Ka valier —- Freund —- er brachte bald wieder einen hundertet —- dann zwei; —- dann drei Hunderten . . Und wenn die Baroneß von Ster na dann »Den oon Kronen-" fagte — dann vergaß Paul alles, auch den lehten Verm-unrein Und immer innigen hingebende-: wurde die sa roneß, bis sie endlich felbftoergefi fend: «Pnul« rief. Da tiefer »Mir-id« »und schloß sie in feine Arme. Nun »wer er verlodtl Mit einer Baronesl Freilich — die Verlobung mußte noch geheim bleiben, bis Löwinghaus sen erstritten war. Dann wollten sie heiraten, aus Löwinghausen einzie heni Jn dieses Glück kam ein jähe-Z Er schrecken. Astrid mußte hats über Kopf cis-reisen nach Reichentai zu ihrem fiiiechtanwait —- es stand alles aus dem Spiel — sie bedurfte einer größeren Gelt-samme. . . Mit schwe ren Versen hob Pan sein Guthaben ab, — zwei schöne Tausenomark-. scheine —- sein alles —- uno brachte sie zu Listen-. Die hatte ihm die Rei chentaier Adresse schon aufgeschrieben: »Mit dem Achtuhrzuge muß ich sorti Aber Du kommst nach sobald Du kannst! Du schreibst mir! Ich schreibe Dir!" — Rrrr —- ging draußen unangenehm laut die Schelle. Die «vertvitwete Ge heime Justizmt'« ösfnete — wollte ei nen Herrn zurückhalten —- nber vie ser Herr schob die Vertvitwete einfach beiseite. durchmaß rasch den Korridor, risk« die Tür aus, trat herein und ries: »Sie sind Anna Sternberg?« Astriv, die zusammengezuckt war, richtete sich mit Hoheit auf: »Ich bin die Baroneß von Ster na-Liitvinghausen —- und hier — Herr von Kranold — mein Bräuti gam.« Derff Kriminalbeumte lächelte, er trank-te sich an Paul. -’s··-tnp Sie etwa auch einer oer Gerupftens Gefiern erft hat die Anna Sternberg, die wir fehr wohl lennen und fchon lange suchen, obwohl sie sich fest das Haar hellblonb gefärbt hat — einem alten Herrn die Brieftafche entwendet.'« Dem Prinzen Paul fiel es jeht wie Schuppen von den Augen. »Ich hab' ihr eben zwei Tausendmartfcheine übergeben," stammelte er. »So —- na, dann tomrn’ ich ja noch zurecht,« lachte der Beamte. Und Paul belam feine Taufender wieder. Anna Stundeer die ihre Flucht ver eitelt fah, mußte dem Kriuiinalbeaw ten folgen. . . Paul eilte heim. Gottlob, baß nie mand von feiner Blamage erfuhr, daß er die Baroneßoerlobung noch gehetmgehalten hatte. Flokchen und Gerhard saßen auf dem Sofa. Glücklicherweife ftörte der herzllaps den Gerharb in der Liebe nicht. Er fah ganz urbehaglich glücklich aus. Unt- zu dritt saß da ein Möbel in einem schicken, dunkel blauen faltenweiten Kleide, die Spen zertaille mit weißem Spiheutuckx — und keine gräßliche Mozartfchleife mehr mit efelsohrenhaften und schie fen Schlupfen — wellig gefcheitelt das braune haar und hinten in Bieder meierzöpfchen gelegt. Paul tvar ganz statt. »Was hast du denn?« fragte Flor chen· « »Na, Prinz!« tief Lesla Einse ,,Nichts mehr von Prinzi« rief Paul rabiat. »Du, Les-la, ein heu ochfe bin ich gewesen, blödsinng war ich, eine Dummheit hab’ ich gemacht. Aber jeht bin ich vernünftig, und du bist meine Lesta!« Ulld ck iijßic die Lcsia lib, daß ihr Hören und Sehen verging. .—.-.--— -—-· Ein Literaturienner. »Haden Sie Freytags »Soll und Ha ben« geleieni« »Warum gerade Freitngöt« — Sorgen. »Du bist ja so traurig,· alter Freund; was drückt Dich denn?« «Der neue Hut meiner Frank« — Aus einem Gendarmes riebericht. Der Jgnnz habet trug bei der lehten Rnuserei am Hin tertops eine Beute davon in der Grö ße eines landläufigen Pfundgewichtes :- 000 Gramm. »Nichts drinn' gewesen, Ivie?«'« —- J e n a ch de m. Bekannten Wo werden Sie denn nächstes Jahr hin reisenf herr: Wenn wir diesen Winter eine tüchtige Köchin kriegen, nach —- Ma rtenbadi e —- Bewees. Wirtin Czu einer Freundin): »Ich weiß nicht, ich neh me jetzt so start ab; nm meisten spüre ich et an den Fingern» . . erst heut’ hatte ein Gast meinen Ehering im Smiertrantt« —- Durch die Blume. »War um sind Sie denn in letzter Zeit gar so nachliissin, Einsi« «O, gnädige Frau dltrsen durch aus nicht glauben, dasz es deshalb ist, weit ich zu meinem Namen-ins von Ihnen nichts bekommen habe-« —- Druettelsten Sein ganzes Leben war ein fortwährender V empi Lrisskuud Ehr g - Siizzc von Eise sit-assi. Akten und Ehe« lautet das Tibe mn, das sich die Vortragende gestellt» Und, da es eine Frau und -chrcsi steiierin war, die in Schrift und Wort schon ost site die Grundlagen menschlichen Glückes und sozialer Vshekenttvickiung mutig und bahn brechend gewirkt hatte, war auch zu demheuttgen Vortrag die Ziht der siehst-r groß. Und die Rednerin inm, sprach und« enttäuschte. Es tnm nichts, was nun nicht schon vorher gehört oder gelesen hatte von dieser Frau. Mit viei Tempera ment und selbstsicheket Gefälngteit wurden die sittlichen Rickxtiinien der» monogamen Ehe gefest. und beson ders der jungen Generation Ratschlä ge gegeben, zu einer uiieinseligmwj chenden Verbindung zwischen Mann. und Weib zu kommen. Nie-innig diirseJ dem stärkeren Geschlecht erinudt sein« was dem schwächeren zur grdszenT Sünde angerechnet wird, nur die hei ligsie Reinerhaltung der Ehe von bei-« den Seiten ist die Grundlage Des Glückes und einer gesegneten ZutunstJ sitt Kind — und Kindestinder ..... « »Jn,« jauchzte es in vielen Frauen-« seeien wieder, die es hörten, und mit ihren tiessten Empfindungen vergli chen, »das ist doch selbstverständlich, ..» das lehrte uns ja schon das sechste Gebot. wir wissen und wollen! es längst, tvo aber sind die Wege zu» jenen glücksoollendeten Höhen?«.... Die Antwort blieb aug, oie nun heute erwartet hatte. Die vielen steigendem heißen Mädchenaugen zwar, bauten ein Brücklein hiniiber und herüber, so daß der Mund der Redner-in die brennendste Frage aus-: sprechen mußte, die aus aller Lippen lag: »Was aber soll mit jenen Frauen geschehen, die ihre unver brauGe Lieber-stille einsam mit sich tragen, denen Schicksal und Kriegt Ehe — und Mutterhossen entzwei-; brach, wie es zehntausendiach geschah und noch geschehen toird von Tag zu Tag« Eine atemlose Pause folgte ...... Die glückliche Frau und Mutter am Rednerpult löst-eile ein ganz tlein wenig unfrei vor dieser Atemlosigs leit. »Wozu haben wir unsere Loto nient« sagte sie dann beinahe über stiirzt hastig. »Unsere Vertreter eu ropiiischer Kultur hungern da drau ßen in ihren verantwortungsreicheu Aetniern nach der weißen Frau, reiche Arbeit-selber sthen dort auch siir das weiblicheGeschlecht für Jahr zehnte ossen, zieht hinaus in die Fremde, wenn ihr daheim die Man ner nicht findet, die euch ein ljhegliictl geben und eine Mutterhossnung.«. . « Langsam, tote widerwillig, leert sich der große Saal. »Das hätte nicht lommtn diirsen,« sagte eine alte Dame laut und weh mütig, indem sie mit behenden Fin gern ihre Garderobentnarle in der schwarzen handtasche suchte. »Un-· fere Lolonien ..... unsere lieben Schnierzenstinder jetzt im Kriege.... srei voin Feind nnd srei von Blut müssen sie erst werden, und dann... dann, ob mit ooer ohne Mann, wird unser Vaterland sicher noch Raum genug bergen, um Glückeöheimstätten darauf neu erstehen zu lassen.«.... Lore Hansen suhr mit energischer Arinbetvegung in ihren weiten, un mobernen Ulster hinein und fühlte dabei einen Widerstand An dem obersten Haken saß etwas sest, das nicht zu ihr gehörte. «Hoppla,« sagte sie, »gehört der Pelzlragen Ihnen, gnädige Frau?« Die Angerebete nickte und griff scheu zu. »Dante,« sagte eine weiche, junge, traurige Stimme. Lore hausen blickte überrascht hoch. Der Ton in dem einen Wort riß an ihrem Wesens So ein Kindergesicht unter dein Witwenschleier. So ein abgrundtie seö Leid in den blauen Augen Menschlein du, wag hast du dir wohl erhofst von dem heutigen Vortrag iiber Kiieg und Ebe? Da die schlanten Finger hatten taum die Krust, den Schleier um den Hut sests zustecken. »Gesiatten Sie,« sagte das alternbe Mädchen etlich, indem sie die Nabel über dem kleinen Krepphut besestigtr. »Dante,« sagte die junge Ihrem da noch einmal. Nun lächelte e aber babec »Es es ist so unge wohnt, wenn sich mal jemand wieder um mich bemüht.«.... Unwilltiirlich schritten beide nebeneinander dem IAusgang zu, durch den ein kalter »Wind weht-. I »Das tut gut nach dem heißen lSturzbnd da drinnen. Solches An ’den-Kops-Psesfern von Worten tann ich nur vertragen, wenn man sich wehren kann mit einem freien Wort der Gegenrede. Das war uns heute versagt. Und so viele Vorträge auch in Berlin und itberall im Reiche gehalten werden, es ist und bleibt immer dieselbe Geschichte von Theorie und Praxis, diese beiden harten Geg ner einigen sich nie." »Nie,« wiederholte die junge Wit we herb, nnschlüssig vor der Halte stelle der Straßenbahn stehenbleibend. »Die Wagen sind üderfiillt, man kommt selten mit um diese Zeit in dieser Gegend. Nachts allein aber durch Berlin zu gehen ach, das ist schrecklich!« Da lachte Lore Hausen, ein herz hostes, llingendeåz Lachen war es voll Kraft und Frische »O weh, kleine Frau, ..... das wäre schliln"t siir unser Geschlecht! Du hätten ja die Männer rerht mit ihren überlegenen Blicken, wenn wir uns so ein Zeugnis der Unselbstän digkeit augstclleuk Falls Sie auch im Westen wohnen« begleite ich Sie gern, ich bin ganz- ohne Furcht und Schrecken« zu jede-f Tag- und Nacht zeit.« Die junge Frau war schon weiter geschritten. Nun sah sie forschend in das schmale, kluge Gesicht neben sich, und ihre Stimme war dunkel vor Schmerz und dem Bedürfnis, davon abzugeben. »Ach ja, Sie mögen recht haben! Und der Krieg zwingt uns ja direkt zur Selbständigkeit. Jch kann mich nur nicht so schnell daran gewöhnen die ..... die Wunde ist noch zu frisch. Und Heilung oder Hilfe findet man nicht, soviel man auch grübelt nnd sucht.« »Ihr Gatte ist gefallen?« »Ja,« flüsterte die junge Frau. »Wir wurden lriegsgetraut vor zwei Jahren, .. .. Als mein Kind ins Le ben wollte, ging sein Vater in glei cher Stunde aus ihrn fort.« »Aber sein Kind lebt?'« Eine ganze Weile blieb es stumm zwischen den beiden Frauen. Sie schritten die Linden entlang, den ein samen Mittelweg, der zum Branden burger Tor führte. »Es muß etwas sehr Gutes sein um so eine erfüllte Muttersehnsucht, die uns gesunden Frauen ja mehr oder weniger allen im Blute sitzt. Man hat einen Nichttveg im Leben. ein Ziel, unverbrauchte Liebe zu be tätigen. Jch beneide Mutter, die das begreifen und so ein tleineH Anfer stehungöwunder in sich erstehen sahen mit dem Bewußtsein, es als solche-« zu betrachten und zu Bollmensehen zu erziehen. Aber nur solche Miitter beneide ich! Unsere Rednerin heute ist in vieler Hinsicht ein famo ser Mensch, hat wohl auch in ihren Worten nnd Ansichten haufig sehr wunde Pitnste berührt, bloßgelegt und zu heilen versucht sie bleibt aber oft vollständig einseitig. Wenn man bedenkt, daß viele tausend Mäd chen jede Aussicht ans ein Ehe- und Muttecgliick ausgeben iniissen,s ist es zwealos, iniiiier iriieder oie iuorzuge einer alleinseligmachendeii Verbin dung zwischen Mann und Weib her vorzuheben Damit ist den ratlos im Dunkel tastenden jungen Tin gern wenig geholfen na, und wir Alten lachen dariiber.« »Wir Alteii?« wiederholte die jun ge Frau lächelnd und weinend. »Als bSie schon dazu zählteni Jm Ge genteil, diese nette, selbstver ständi. che Art, mit der Sie iiiir heute halfen, und mich nun durch das nächtliche Berlin begleiten, gibt mir eigentlich eine Art junger Kraft, Ih nen gleich zu tun Jch bin ost so einsam nienschenscheu und ver lassen. Die Freude an meinem Kin de hemmt das Leid, daß niemand daran teilnimmt, vor allen der nicht, dem sie am meisten gehörte! Der Vortrag heute lockte mich. Meine junge, zerbrochene Ehe kißaii mir, hundert Fragen quälten mich, die man vor andern nicht auszuspre chen wagt, iiiii die man verspottet wird, und doch meine ich.inimer, ivir sind doch alles Menschen, Gott gab uns gleiche Gefühle-, Instinkt-, warum nur sind Menschen unterein ander so grausam in ihrem Urteil und Nichtsverstehenioollen?« Lore Hausen blickte warm in das zerquälte Gesicht. »Weil sie sich ost selbst belugen, meine liebe, gnädige Frau, aus urcht vor diesem Urteil der Menge ch bin keine Rednerin und keine berühmte Schüststellertm aus deren Stimme die Menschen hören, son dern nur ein alterndesMädchem das nicht aus den Mann als Erlöser ge wartet hat« sondern sich durch eigenen Willen und viel Arbeit und Kampf selbst befreite und das eigene Ehrge- " siihl höher einschäitzL als die Mei nung der Leute« Könnte ich aber re den und hätte die Berechtigung da zu, dann würde ich alle Menschennot und Einsamkeitsp Sehnsucht und Bit terkeiten nur durch eine gemeinsam-: Menschenliebe heilen mögen, die sich « weder an Geschlecht noch Normen bindet, sondern nur liebt, versteht nnd gibts Denn das Geben ist dabei die Hauptsache Nicht von der Ehe, nicht von dem Manne das Heil er hoffen und aus ihn warten. Gewiß, Ehe und Liebe nnd Menschwerdung durch beide Faktoren ist und bleibt Naturgesetz und heilig jeder Bund zwischen Mann nnd Weib, der in reinen Bahnen geschlossen und ge halten wird, auf dasz eine gesunde und glückliche Generation aus ihm ersteht· Wo das aber nicht erreicht werden tannf wie es jetzt nach dem Kriege der Fall zum großen Teil sein wird, da sollten wir Frauen uns um so stärker zusammentun, zu sammenhalten, die eine der andern Hin verstehender Liebe helfend, jede nach ihrer Veranlagung und ihrem Löwen« »Ich wunichie, ich harre eine Freundin, die so spricht, wie Sie,« sagte da die junge Frau leidenschaft iich und laut, »ich hasse meine näch sten Angehörigen, weil sie von einer neuen Ehe sprechen, wenn sie mich trösten wollen, so sung und hübsch sagen sie, eine Marter ist dieses Trö sten ohne Ende! Es gab nur einen Mann siir mich, und wird nur einen siir mich geben, solange ich atmen kann. Eine Freundin aber brauchse ich, ja, Frauen haben seelisch oft mehr zu vergeben als Männer, und meine Seele trantt aii Einsamkeit und Sehnsucht nach der verstehenden Schwester im Leide.« »Schwestet im Leide,« wiederholte Lore Hausen, blieb stehen, und streute narl und roarni ihre Hand der andern entgegen ,,Ein gutes Wort ist das, gerade jetzt in dieser Zeit, wo gleiches Erle lben uns Frauen auch innerlich gleich macht. Wenn ich Ihnen helfen kann, sest stehe ich Gott sei Dant, was vie len noch schwer stillt. Sie find ge segneter als ich, Sie durften Mutter werden, ich kanns nur nachempsini den, das Muttergesiihl, und, wenn ich mir mal Jhr kleines Auferste huiigsiounder ansehen dürfte, teilha lseu an dem Freuen über das neue, junge Leben, ich täte es gerne-« »Und mir vielleicht dann und wann helfen, es zu einem ganzen Menschen zu erziehen, ja?" »Ja,« sagte Hausen. »Heler, in dein einen Wort liegt der Jnhall un seres ganzen Lebens-, liegt die Biäiele von Mensch zu Mensch, welchen We schlechis er auch sei. Etwas bat je der zu vergeben, was dem andern fehlt, seine Ergänzung suchen, sinden, und austeilen dasiir von eigenen Schätzen, die Gott uns gab. Hier wird eine Ehe daraus, und dii eine Freundschaft, immer aber Liebe.«« ,,Jiuiuer ..... aber ..... Liebe« wiederholte die iunkie Frau erschüt lerl, als sie neben der neuen Kamera din weiterschritt, den Kopf zu den Sternen, als ersasse sie zun- ersten nial ihr wahres Licht. —---—.--.-—— —- Et hat Befähigung. Ein Vater hat sein Söhnlein in die Resi denz gegeben, damit er Kelluer lerne. Nach einem Vierteljahre erkundigt et sich bei dem Wirt, ob sein Pepi auch zu diesem Berufe befähigt sei. —- ,,O ja,« schmuuzell der Wirt. ,,er hat gestern schon einem Fremden zwei Mart mehr gerechnet.« -—Olciniitlicl). Bismntirz Was fiir iine Beschäftian hat denn Mk lswisilf iiulctir Eulin geneniuiiitin Witwe: Leider Wotlisk linlt nie leine, — er verkauft ein Ziiiisclz it non feinen Lliöbcln nach dem nn disni, nnd davon lclzt cr. BisamikiIGuL —- filircibisn mir ;nlfo: Liliisbisllfändlisri —- Beeuhigung. — Bäuerin ins-sich- Miich in ver Stadt den«-km HDn drin niuszle ich einen förmlichen Schwur ablegen, daß ich la Wasser in die Milch geben hol-, aber ich lonnts ja mil gutem Gewissen tut-« denn bös besorgt fii mei Alter! — Der Billige. —- Bnuet lin der Buchhiindliinn): Jch möcht’ en iKntechismus siir min Jungen. ; Buchhiindlet: Einen evangelischen oder einen katholischen? Bann- Wnt soll er kosten? f Buchhändlen Der evangelifche 40 fPfennig, der katholische 45 Pfennig. Bauer: Dann gebt en evangeli schen. —— Zweideuiig. »Ich habe ge stern meinen Kopf mit Röntgenstmhs len untersuchen lassen . . .«