- Die ges-MS (8. Forrfesungx Ernst Hallertow toar auch fehr ärgerlich Es ging aber heute auch al les schief. Eine ganze Menge Geld hatte er durch Wetten verloren. des Barons »Seejungfer« war auch tm zweiten Rennen geschlagen morden, und ein paar feiner alten Freunde hatten fich an ihn herangepirfcht und wollten nicht locker lassen. Bis er n grob lam. .·Wir find fertig miteinander! Jch hab tein Geld mehr fiir andere Leute zu verlieren!« Da hatten sie sich Andeutungen er laubt, ob dao »schöne« Verhältnis, das er mitgebracht habe, denn fo schrecklich teuer fei. Er war in heller Wut davonge rannt... Und fchlieleich irae der Umfchlag gekommen. »Rriegslutt«, des Baron-z braune Stute, hatte das letzte Rennen nach aufregendem Endtampf gewon nen. Sehr viele hatten auf sie nicht gefest. Für zwanzig Mart bekam er am Totalifator einhundertoier ausge zahlt. Da hatte er feine Verlufte ge rade wieder herein... Herr Solemas cher war auch im allerletzten Augen blick auf der Bildfliiche erschienen. Arme war nicht dabei gewesen, als er mit ihm zusammentraf. .Leider konnte ich nicht früher lommenl Lediglich um mein Wort bei Ihrem Fräulein Schwester zu halten« bin ich noch rausgefahrenl . . . Sie ift doch da?... Jat Freut mich! Bitte meine Empfehlungenl Nachher komm ich mit dem Baron in die »Schlag miihle«, die Landstraße nach der Stadt geradezu, dann rechts ab. Ein Schild steht da, gar nicht zu ver fehlen! Muß nämlich noch mal zum Baron! hat mich soeben gebeten, teine Pferde mal anzusehen, an einem ift irgend etwas nicht in Ordnung!« Mit einem freundlichen Nie-en der fchtvand er... Einer von den .alten Freunden« Ernst Hallertoioo hatte gesehen, wie der Solernocher gesprochen halte. Die legten Worte hatte er sogar gehört. Du pfiff er durch die Zähne. Mit Leichtigkeit hatte er festftellen lönnen. daß den Ralstotoschen Pferden gar nichts fehlte. llnd der Baron selbstt Nun, wie der stand, wußten solche Leute ganz genau. Auf dem grunen Rosen laufen nicht nur sehr bruchige Existenzen herum, es haben auch mnni che Rennpferde, und tein Menfch weiß, von rono die Besitzer eigentlich leben. . . Also der schlaue Herr Solei «ucher, der es so ausgezeichnet ver ftsnd« den Unnahtaren zu spielen, hatte seine Netze ausgeworfen Und der tot es doch nur, wenn ein setze i reicher Fifchzug zu erwarten war... Da folgte er Solenmcher, als er niit dem Baron Nolftoru nicht etwa nach dern Bahnhof, sondern der Stadt . Struusberg zu ging, die foft eine f Stunde von der Stotion entfernt liegt... Und als er sah, daß die bei den. Ernst hullertow und die junge Dorne, die bei ihrn war,»sehr herz lich begrüßten, schlug er sich schleunigst seitwärts in die Büsche..· hier war —- hintenrum —- sicher eine Stange Gold zu verdienen. Wust nicht von der einen Seite —- donn von der on derenl... « Außer den Vieren soß abseits nur noch ein Liebesvörchen unter den ol ten Bäumen der .Schlugrnilhle«. Das ftorte nicht. Man aß hechte sum Abendbrot, unterhielt sich ange ) regt liber die heutigen Rennen. . . Der tleine Baron zwinlerte vergnügt Init den Augen. »Na. Herr hallertoiv, hat-» ich Jhs nen gut geraten?« .Ausgezeichneti Jch dante sehr, herr Baron! Was ich vorher verlo ren, hat mir Ihre »Kriegölust" wie der eingebrochtiz «Ja, ia,« stöhnte Ralstom »Man kennt dass In jungen Jahren, da will man kein Rennen auslnssen und wird vom Schaden nicht tlug! Man sammt sonst um die Aufregung! Das gibt sich mit der ZeiiL . . Und wenn man dann Pferde laufen läßt« hin ter die Kulissen blicken lernt, da sällt man wohl auch noch dann und wann mit einer Wette rein, denn nir- - gendi geht es so verriictt zu wie auss dem grünen Nasen, aber das Pius rüberwiegi natürlich bei weitem dasi Minus!« Und dann derbissen sich die drei derren auch noch weiter in sportliche Auteinandersetzungem Anna hallertom hörte interessiert te. k Sie hütete sich- ragen dazwi zu werfen, die i re Untenntnit von Sport und Pferden verrieten. sitchtete der Baron, und das geschah öfters, das Wort an sie, so antwor tete sie mit einem stummen Lä Hein. Nach dem Essen meinte herr Spie machey der Abend sei so wundervoll, spie geschossen zu einem Spaziergang durch ie meilentpeiten Wälder, viel leicht werde man auch Oirsche und Schwarzwild sehen. Ernst hallertoip stimmte eifrig bei und sasie In seiner Schwester ·Dn bist sq so eine Natur-schwär Pierin. Dir wird’s auch recht einl. . .« cerr Solemacher ging bald mit Srnft Oallertotv voran. « Der Baron folgte mit Anna. Immer mehr der langfainte er den Schritt. Er dachte nicht im Traume ran. fich an die Kette legen zu la en. Zeit gewin nen um jeden Preis hieß es jegt fiir ihn. Und dabei die Augen offen halten. damit er auch ganz genau heraus bekam« welche hintergedanlen der fchlaue Solemacher in diefem Spiele hatte. Den zog er noch einige Zeit hinl. · . Es war fa nur ein Ren nen im Werte oon zweitausend Mart, das er heute gelandet hatte, immer hin besser als nicht-. Der Galopp war ganz ausgezeichnet fiir feine Stute «tiriegsluit« geweer, sie mach te in der letzten Zeit fehr gute Fort fchritte. Blied fie auf dem Posten, fo würde sie im Herbst hoffentlich ein paar wertvollere Rennen nach haufe fchleppen tönnen. . . Morgen früh wollte er ein ernftett Wort mit feinem Berliner Masiichäer reden, ihm ein fach die Pistole auf die Brust setzen und ungefähr folgendes lagen: »Sie sehen, meine Pferde find et was weit! Herr Solemacher hat auch deutsch mit Jhneii gefprochenl Machen Sie Geschichten, flieg ich rein, aber nur der Frankfurter tommt zu feinem Gelde Und ob sich der Staatsanwalt nicht noch extra wegen Wuchers mit Ihnen beschäftigt, mein Lieber, das mocht’ ich denn doch nicht oerfchivöienl' Wenn man mit diefer Sorte «deulfch« sprach· nahm sie schon Vernunft an — und er hatte Schon zeit. Alfo nun dem häßlichen Puffelchen den Hof geniachil .Bin ganz entzückt, mein gnädiges Frauleim daß Sie tiochtopf und Freundinnen in Stich gelassen ha ben, — wirklich!"- Ein treuzungliicti licher Seufzer folgte: »Wissen Sie, ich bin nämlich ein fehr tomifcher Menfch entfeglich verlegen in Da mengefellfchaft!« »Aber das tann ich gar nicht fin den'. erwiderte Anna hallerlow la ebend. Da blieb er stehen, mochten die bei den da vorn noch ein bischen weiter wegwechseln. »Ja, weiß der himmel, mit Ihnen tann mai-. aber auch reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist« Anna wippte mit den Fußspitzen und versuchte, ein neaisches Gesicht zu machen. »Das wird wohl daran liegen, Ba ron, das Sie gute Damengeseuschaft nicht gerade uoertrieben oft gesucht haben!« .O, o, meine Gnädigstel Was denken Sie eigentlich von mir's. . . Man hat einfach keine Zeit! Bei Tagesgrcuen ist man bei der Arbeit in Karte-borst, kommt kaputt nach hause! Dann sieht man sich das Lausen feiner Werde an, aus Jnkers esse und aus Geschäft, versteht sich — man muJ doch beurteilen lernen, was die eigenen Schinder wert sind, um sie zu den richtigen Rennen zu nennen! Denn das kostet Einsags gelb, Reisespesen, Sie glauben gar nicht, wie viele Unkosten an einem Rennstalt hängen! Da tommt man das ganze liebe Jahr durch ganz eDeutschland, ja woher noch Zeit nehmen« sich in gesellschaftlichen Tru bel zu stürzent Man kommt in die Jahrek Mituntee tauchen da recht sonderl. che Gedanken aus. Zum Bei ’spiel: Wie nett war es, du hättest iegt 'ne recht vernünftige Frau an deiner Seite, die sich mit dir freut, wenn die Schinder gut abschneiden und dir lachend ’nen Kuß gibt, hängt sich einem das Pech an den stockt Das kommt nämlich auch vort« Unna Hallertow sah hinauf zu den Baumwirfelm hinein in den blauen AbendhimmeL Das war ja recht deutlich. was sie da zu hören be tommen dorte. Wenn das zehn Mi nuten so weiter ging. fiel ihr der Baron womöglich um den hals. Das wär denn doch zu früh gewesen. . Hoffentlich brachte gerade jeht Ernst herrn Solemacher bei, daß dem tleinen Kerl erst einmal ganz reiner Wein eingeschentt wurde, wie es um die Eltern stand. . . Spielen wollte sie doch nicht mit sich lassen!. . . »Nein, Baron, was haben Sie fiir ein überoolles herzl« Anna lachte hell auf. »Das einer jungen Dame so gründlich auszuschiittem beim zweiten Zusamnientreffent Jeht sag« ich: O, —- ol Jst es überhaupt zu glauben, daß das Jhr Ernst ist?. .. Nun, wir; werden uns ia wiedersehenL . . Gesi spannt bin ich darauf, ob dann nichti der Wind aus einer anderen Ecke lläßt. Jch weiß es nicht, aber ich habe es gehört; die Männer sollen oft ein viel wetterroendischeree Ge schlecht fein als die FrauenL . . Aber nun tommen Sie! Sonst vertie ren toir deren Solemacher und mei nen Bruder noch oolltonimen aus den Augenl« Und da sie schon mit großen Schrittten losmarschierte, ging Rat stoto sehr zusrieden mit sich cum-n an Ihrer Seite. Nun sollte ihm r Seie macher nur tomment -Da zog er einfach die Schultern hoch und sagte ,.Jo, toas wollen Sie denn, mein Lieberl I? hab mir die allergrößte Milde gege en, aber die schöne ee hat geantwortet; So schnell schie en Idie Preußen nicht!. . . Als Ernst Hallertow gegen elf Uhr die Tür des elterlichen Dausei aus s,chlosi sah er nicht, daß aus der an deren Seite der Kaiserallee ein Mann iiiis und ab ging. . . Der halte sei nen Posten schon seit mehreren Stun den bezogen und ain niichsten Mor gen wußte der. daß die junge Dame teiii Verhältnis sondern Fräulein Anna Hallertoio war. . . Da machte er sieh den ganz richtigen Reim. Elstes Kapitel. Zwei Tage später ging Herr Soles machet wütend in seinem Zimmer aus und ab. Griss nach dein Briefe, der aus seinem Schreibtisch lag nnd las ihn zum drittenmal. »Sie haben da eine nette Schie bung mit Fräulein Hauertoto von der Laiserauee dor, Jch will mit oerdienen, sonst mach ich Jhren Plan taputt. Binnen drei Tagen erwarte ich folgende Anzeige in der. . Zeitung tsie war genau be nannt): Anna von der Kaiser-allen süns Briese lagern. Das soll heißen: Sie sind ein verstanden, mit sofort süiistausend Mart als Geschäftsanteil auszu zahlen. . . Das weitere werden Sie dann oon mit höreit.« Wütend argerte sich Herr Soleinas cher über seine Duiiiiiiheitl Jn wel chen Kreisen der Erpresset zu suchen war, konnte er sich denken. Die Be griigiing aus dein Strausberger Rennpl.ig, das gemeinsame Abend essen in der Schlagmühle war eine Dummheit gewesen. Natürlich mußte er die Itlnzeige ausgeben und erst ein mal oersuchen, den Kerl zii fassen. . . Etwas anderes war aber oiel nötigen die Verlobung mußte nun sehr schnell stattfinden. . Er schrieb soofor. an den Baron wolle sich heute in ganz dringender Angelegenheit init ihm uin zehn wie der im Weinrestaurant Münzer trei sen. . . Und dann setzte er sichteles phonisch mit dein Manne in Verbin dung, dem der Baron seine Pferde in Berlin berpsjindet hatte »Suchen Sie sagst Ralstow aus. Machen Sie ihm die Hölle heiß. Neh men Sie ihm den letzten Pfennig ad, den er in der Tasche hatt« · . I Anna Hallerlow hing der Himmel voller Geigen. nachdem ihr Ernst er zählt hatte, den Spaziergang durch den Strausherger Forst habe er he nuht. um nochmals-, und zwar sehr eindringlich, Herrn Solemacher aus einanderzusetzeu, wie die Dinge zu Hause Tagen. Und der habe geant wortet, er sei ia schon im Bilde, der Baron wäre auch bereits von ihm informiert worden, der habe aber ge lacht und gesagt: Jch heirate doch die Tochter und nicht die Eltern. Und wenn auch Fräulein Hallertoro teine Schönheit ist« ein liebes Mädel, das ganz zu mir paßt, ist sie doch, ich mach· ihr nach Strich und Faden den Hof. Ader mit einer anständigen Mitgift muß ich rechnen. ich hin Sportelmanm will meinen Rennstall aus breitete Grundlage stellen, da mit ich mehr verdienen tannt Denn dann sind wir zwei, und nach mensch licher Berechnung werden wir im Laufe der Jahre auch noch ein paar mehr werden. Da hatte Anna ihre Mutter die erste Andeutung gemacht. O, sie war gerissen! Sie war nicht mit der Tür ins hause gefallen, sondern hatte don dem «lieben Jungen«, dem Bruder Ernst, geredet, was fiir seinen Umgang er habe; unter seinen Freun den habe sie einen tennen gelernt, der einen sehr tiefen Eindruck aus sie ge macht hat-e. Vermögend sei er wahr lich auch und ein sehr vornehmer herr. Die rundliche Frau uyrisrine harte schmunzelnd zugehöri. Die Verlo bung ihrer Nichte Tetla lag ihr in den Gliedern, wenn Anna eine noch viel bessere Pactie machte, so würde. ssie sich aber vergnügt die Hände reiiz ben. Trotz allem Drangen war abers aus ihrer Tochter nicht mebr heraus-s zubringen gewesen; sie waren aberi vorläufig iibereingetommen, dem Va ter noch nichts zu sagen, denn für Herzens-ingelegenheiten hatte der eine diel zu grobe hand. Besonders wenn es sich um einen vornehmen errn h.indelte, mußte ihm mit Tatachen ins Gesicht gesprungen werden. Das Endergebnis war folgende-: »Anm« durfte mit ihrem Bruder nach dem berühmten .Schneideratelier« ge ben, und Ernst belam reichlich «Be wegungsgeider". Man mußte doch auch zeigen, daß die Hallerlows es dazu battent O o o Herr Solemacher wartete vergeblich auf den Baron. Wütend ging er gegen Mitternacht beim Aen nächsten Morgen telepbonierte e: dem halöabschneider. Was er da zu hören bekam, verbesserte seine Stimmung nicht. Ausgelacht habe ihn der Baron Ralstow. Reinen Pfennig riiile er heraus. Er solle, wenn er um sein Geld kommen wolle, getrost Krach schlagen. Eine gute Pariie babe et in Sicht, aber vor den nächsten wei Monaten werde die Verlobnnng schwerlich zum Klappen kommen Jeßt zahle er erst ein mal den Frankfurter aus, der sei ein « viel ansiiindigerer Kerl. Und tml itbeigen oerreise er in den nächsten Tagen, seine Pferde liefen in der Provinz. Das durfte aus teinen all sein! Aber was tunt So peinl« es ihm war, er mußte dem Baron selbst aus die Bude rücken. Er trns ihn an. »Wollte mal sehen, ob Sie verreist oder lrant sind, weil Sie gestern nicht lamen!« Der tleine Baron zwinterte ganz niedertriichtig mit den Augen. «Riihrend Ihre Teilnahme, wahr haftig! Deshalb haben Sie mir kvohl den Manichiier auf den Leib geschickt?« here Solemachee schüttelte den Kopf, tat, als verstände er Ralstotv nicht. »Ach herrjehi Jetzt spielen Sie sich aus den unschuldig-vollen Engel aus! Da haben Sie bei mir aber tein Glück! Leider hab« ich schon mancherlei Erfahrungen, gerade aus Ihren Kreisen, sammeln müssen! Und nun tun Sie mir den einzigen Gefallen und teilen Sie mir mit, wie hoch sich Jhr Anteil an den Wech seln beläuft, die ich Frau von Prahmsringt habe aus-stellen müssen! Nach und nach kommt selbst so ein dämlicher Kerl wie ich hinter solche Schliche!« Ruhig mit zusammengetniffenen Lippen, sah Herr Solernacher den Baron an. Hatte der vielleicht auch ein anonymeg Briefchen betomment Jetzt hing das ganze Geschäft an ei nem spinntvebfeinen Faden. So viel Energie hätte er dem tleinen Ralstotv gar nicht zugetraut. »Wenn Sie das glauben, dann wird es das beste sein, ich überlasse Sie Jhrem Schicksal! Das hat man von seiner Gutmütigleit!« »Aber bitte, mein«Berehrtester, tun Sie das ganz getrost! Jch bin nun einmal so ein undanlbarer, h.1rtgesot tener Sünder-, dasz ich an Jhre »Gut miitigteit« nicht glaube!" Da schlug Herr Solemacher gelas sen ein Knie über das andere. »Dann sollen Sie meine Faust süh lenk« Der Baron lachte ihn aus. »Me, mein Lieber-, so nämlich sind Sie nun wieder nicht! Jch will mich von Ihnen nur nicht an der Nase spazieren siihren lassen. Eine tlare Antwort will ich haben, die lau tet: Ja, natürlich ziehen Frau oon Prahmöringt und ich an einem Strange! Uno ordentlich wollen wir verdienen! Mak- Jhnen im übrigen oon mir absolut nicht oerdacht wird! Aber Schindluder-, lasse ich nicht mit mir treiben! Haben Sie mich ver standen, Herri« Was half das alle-« Wollte er den Leichtsinn in der Hand behalten, mußte er ihn aus andere Weise ein wickeln. «Jch hab wirklich nicht geglaubt, daß Sie so dämlich wären! So et was weiß man doch, aber man spricht nicht darüber! Und wenn eines Ta ges irgendwo das Gebält zu lnaclen beginnt, will man ruhig vor die Haustür springen können, ohne daß einem die Decke aus den Kopf sälltt« «Nein, über was für eine bildet reiche Sprache Sie verfügen, Herr Solemacherl Da tann man ja sast Respekt vor Ihnen bekommen mein Verehrtestert Die Hauptsache: wir sehen nun ilart Der eine ist einen iDrrier wert, Sie nämlich; die an dere, damit meine ich die »Stande5 genossin«, Frau von Prahmsringt, drei Psennigt Jch schöne mich na türlich sehr hoch ein! Also, wenn ich in den saueren Apfel beißen soll, dann haben Sie die Güte und stellen Sie erst einmal einwandfrei fest, wieviel eigentlich dort zu holen ist! Und wenn Sie das getan haben, bemü hen Sie sich, bitte, wieder zu mir! Und nun Adieu! Drei meiner Pier de werden heute nachmittag siir Leip ziig oerladen, da möcht’ ich dabei len!« Der Bogen durfte nicht uderspannt werden. Dem Baron blieb er die Quittung schon nicht schuldig! Wer seine Zeit nicht abwarten konnte, der war ein Narr. . . Immerhin. es war zum Teufel holen! Mit solchen Schwierigkeiten hatte er nicht gerech net! Nun, er war schon mit noch ganz anderen sertig geworden, das brachte das Geschäft so mit sich. Da bummelte er erst einmal eine Stunde durch den Tiergarten, der Kopf mußte llar werden. Und als er das getan, gab er die Anzeige aus, ; genau so. wie sie gefordert worden war. Den Monsieur mußte er vor allen Dingen erst einmal zu packen. betommen... Kaum war er wieder zu Hause, so meldete ihm der Diener Herrn hal lerlow on. Einen Augenblick zuckte der Unmut über Soleknachers Ge sicht, der Jüngling durfte ihm in der nächsten Zeit nicht wieder ins haus fallen, dann sagte er ruhig: ,Jch lasse bitten!« Recht verlegen trat Ernst hallet tow ein. »Verzeihen Sie! Aber ich tam ge rade in der Nähe vorbei! Da wollte ich mir die Frage erlauben, ob Sie zum Sonnabend und Sonnta auch nach Leipzig zu den Rennen fahren. Drei Pferde des Herrn Baron wer den ia da abgeschosseni Jch dachte, wir tönnten dann vielleicht in dem selben hotel wobnenl« Daß ihm dieser anschmiegise Jüngling erade in diesem Angen vlick mit feiner Rederei ing Hat-O geschneit inm, war der erste Lichtblick in den legten dreißig Stunden. Herr Seiemacher setzte fein hochmütrges Gesicht ans. »Mein lieber Herr Hallertowi Jch muß se t sehr ernst mit Ihnen reden und hoffe, Sie sind alt genug, mich zu verstehen. Sie dürfen dem Herrn Baron nicht zeigen, wieviel Jhnen an dem Umgang mit ihm gelegen isti Da —- entivertet man sich! Immer die Leutchen hübsch aus sich z..tom men lassen! Findet man dann Ge fallen aneinander, wird man allmäh lich wärmer!« Eine Blutwelle schoß Ernst Hal lerkow ins Gesicht, er sing an zu stottern: »So war dac- nicht gemeint — ganz gewiß nichts Jch wollte nur fa en...«« g »Ach lassen Sie doch die Auste den,« wehrte Herr Solemacher iijhl ab. »Sie sind noch sehr jung. Ent sinnen Sie sich, was ich Jhnen da mals gesagt habe. als ich so schnell mit der Sprache nicht heraus wollte? »Ja, da nicken Sie!... Nun, nun, das ist alles noch nicht weiter schlimm, aber Haltung, junger Freund, Haltung!». Jch würde Jhnen das nicht sagen, wenn ich nicht wirilich eine ganze Menge fiir Sie iibrig hätte!... Kopffchmerzen hab ich gestern sriih gerade genug Jhtettvegen auszustehen gehabt!« »Mei — meinestvegen?« »Ja; denn ich bin nicht der erste, beste, mein Lieber!... Und was siir iaule Köpfe auf dem grünen Rasen herumlaufen, das wissen Sie doch ganz genau!... Da nickcn Sie schon wieder!... Man hat Sie beobachtet! Geschen, wie Sie mit mir sprachen! Einer ist uns heimlich zur Schlag miihle gefolgt! Da Jhr Fräulein Schwester und der Herr Baron dnbei waren, machte man sich einen Reim darauf! Gestern früh detam ich iols gendes Schreiben! Da, ich hab’s in meiner Rotttasche!« Ernst Hallertow las, sprang auf. »Das ist ja eine Hundsgemeini heit!« »Natürlich ist es das! Und trotz dem hab’ ich die Anzeige eingerücktt Jch will mir den Kerl laufen! Hätt’ ich nicht Rücksicht auf Jhr Fräulein Schwester und den Herrn Baron zu nehmen, so wär’ die Hochstapelei ein fach der Kriminalpolizei zur weite ren Verfolgung von mir übergeben worden!« Ernst Hallertoio dachte irn Augen blick nur daran, dafz ihm ein Strich durch seine Rechnung gemacht werden tönnte. »Und wenn Sie den Kerl erwischt haben? Sie bringen es doch allemal fertig, Herr Saleniacher!« »Wird sich das weitere finden — versteht sich!... Jetzt handelt es sich um andere Dinge! Die müssen erle digt sein — so oder so —- bevor uns dieser Mann Unannehmlichteis ten machen tann!... Also, der Herr Baron hat mir nochmals sein Herz ausgeschüttet — ja!... Sie tennen doch auch das Leben, Herr Holler toio! Jhr Fräulein Schwester hat Eindruck gemacht! Aber natürlich möchte der Herr Baron wissen, wie hoch sich die Mitgift beliiuftt Das lann man ihm nicht berdenlen! Re den wir ganz offen! Schwiegereltern fallen aus, man wird anfangs-s die Nase riimpfen, nun, das gibt sicht» Wenn nämlich ein anständiger golde ner Hintergrund vorhanden ist. So ist’s nun einmal auf der Welt. Wer Geld hat, lann den Teufel auf dem Eise tanzen fehent... So ungefähr bin ich ja im Bilde. Jch hab’ dem herrn Baron gesagt, ich glaubte, daß er mit einer Million rechnen lönne!« Da machte Ernst Hallertotv große Augen« »Bei: auf den Tisch?« »Nutürlich!« »Herr Colemacheh Daran ist gar nicht zu denken! Meine Eltern haben zwei gänzlich schulbensreie, gut ver mietete große Hauer aus der Kaiser allee stehen, ich vermute auch einige hunderttausend Mart aus der Bank, denn sie verzehren bei weitem ihre Einnahmen nicht!« »So,« sagte Herr Solemacher, »so!« und ging nachdentlich im Zim mer aus und ab. Er wußte ganz ge nau Bescheid. Einen Pfahl zurück stecken tonnte man immer noch. Das Konto aus der Bank war wirklich nicht allzu hoch, aber jedes der schul densreien Häuser stellte ein beträch tiges Vermögen dar. Denn der Grund und Boden an der Kaiserallee war weiter an Wert gewachsen. Er zog die Schultern hoch, blieb vor Ernst Hallertow stehen. »Ich hab' so rausgehört, der Herr Baron rechnet mit dieser Summe. Nun, Jhr Fräulein Schwester könnte» außer Bargeld ja eines dieser Häuser; mit in die Ehe bringen!« »Das wird schwer halten — sehr schwer, herr Solemacher!« Der sah seinen jungen Freund hochmütig an. »Das zu erreichen wäre natürlich Sache Jhres Fräulein Schwester, iml Verein mit Jhnent« An seinem Erbe schädigen wollte sich Ernst Hallertow der Schwester zuliebe nicht lassen. »Ich werde mit meiner Mutter über die vorausstchtliche Mitgift sprechen. Ohne vorläufig Namen zu nennen! Jch bekomme schon raus. was ich wissen will! Und dann er statte ich Jhnen Berichti« Da hob Herr Solemacher abweh rend die Hände. »Bitte, kommen Sie in den näch sten Tagen keinesfalls zu mir. Ich habe Jhnen den anonhmen Brief ge zeigt! Es ist anzunehmen, daß wir beobachtet werden — von dem Er prefser. Den schleunigst zu packen, ist meine nächste Aufgabe! hätte ich ge ahnt, welche Unannehmlichkeiten ich mir mit meiner Gutmütigkeit auf den Hals laden würde, wär’ ich mit meiner Hilfsbereitschast so fchneil nicht bei der Hand gewesen! Aber« —- er legte sein Gesicht in strenge Falten —- »wenn irgendein Lump glaubt, er könne mir aus meiner Freundschaft für Sie und den herrn Baron einen Strick drehen, den schmeisz ich aqu Kreuz, das er liegen dleibt... Ich kann dag, denn ich habe total reine Händel« Ernst Hallerkolv wurde ein unan genehmes Gefühl nicht los. ,,Selbstverständlich können Sie das! Daran ist doch gar nicht zu zweifeln! Trotzdem bewundere ich Jhren Mut! Und danke Jhnen herz lichst für die mir vewiefene Freund lchaft!« herr Solemachet klopfte feinem jungen Freund auf die Schulter-. »Richtig! Es gehört auch Mut da zu! Mehr als Sie sich vielleicht dor stellenl Denn ich bin ein Mann mit weißer Weste! Nun ift’g aber Jhre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, mir zu sekundieren! Mindestens ein dutzendmal haben Sie mich versichert, daß Sie Energie im Leibe hätten!« »Da bietet sich jetzt ja Gelegenheit, ldas zu beweisen!« »Ganz gewiß! Und zwar muß al les Schlag auf Schlag gehen, — wegen des Kerls! Entweder — oderi ...Jch erwarte morgen friih einen Brief von Jhnen rnit detaillierten Angaben! Und im übrigen, nennen Sie vorläufig Jhren Eltern weder den Namen des Herrn Barons noch meinen! Wir dürfen beide nicht ins Gerede comment Ebenso ist natürlich von allen Seiten Rücksicht auf hr Fräulein Schwester zu nehmen! ie sich die zu einem Heiratsprojelt stellt, ganz genau festzustellen, müßte na ticrlich ihre erste Aufgabe sein! Und nun leben Sie wohl, junges Freundl« Zwölftes Kapitel. Als Ernst Hallertow nach hause kam, saßen die Eltern mit Anna be reits beim Mittagessen. Es schien wieder einmal einen Krach gegeben zu haben, denn das junge Mädchen hatte vermeinte Augen. Der Vater fuhr ihn an. Pünltlich habe er zu den Mahlzeiten zu erscheinen, das bäte er sich aus-. Wer nichts anderes im Kopfe habe, als die Rennpläge abzugrasen und die Schwester in Samt und Seide zu hüllen, der kön ne wenigstens so viel Rücksicht auf die Eltern nehmen und die Essenszeii ten einhalten — oder bleiben, wo der Pfeffer wächst. Heute nahm der Sohn die Vor haltungen ohne Widerspruch hin. Es gab wichtigere Dinge zu erledigen — lnd hatte sich der Vater ausgetobt, war leichter mit ihm fertig zu wer den Gleich nach Tisch nahm er sich Anna vor. »Daß Du gern Frau Baronin wirst, ist tlar! Ralstow ist auch ein sehr lieber Mensch! Vorläufig nen nen wir seinen Namen gar nicht« aber ich habe ja eben erzählt, wie die Dinge liegen. da heißt’s: scharf an reiten!« Anna glaubte nun zwar an die »Uneigennützigleit« des Herrn Sole smacher durchaus nicht, irgendwie wär-de eines schönen Tages der Pfer defuß schon herausschauen — und jdasz irgend etwas mit dem kleinen Baron nicht in Ordnung war, lag auf der Hand. Aber wozu überhaupt darüber sprechen? Selbständlich wollte sie werden!... Da hatte das echnetdetatelier dummetwetse deute vormittag eine Angestellte mit einem halben Dutzend Animus zur ersten Anprobe yet-geschickt — und der Va ter war dazu gekommen. Um ein paar Zähnchen solchen Spektatel zu machen... Gott sei Dank hatte die Mutter ordentlich ausgetrumpst. Also hieß es, sie in die Verschtvörung hin-. einziehen. Gleich holte sie Anne. Die rundliche Frau Christine schnappte nach Luft, wie ein Karpsen aus dein Trocknen als sie Näher-es erfuhr. Fortsetzung solgt.) W —- Das Mutteraugr. Leh rerin (zu den Schulerinnen): »Da waren einst zwei Schwestern, die ein ander sehr ähnlich sahen; selbst der Vater tannte sie nicht auseinander. Das Mutterherz aber erkannte sie und scheuch: »Das ist die eine, das ist die unbetei« —- Widerspruch. —- Lehren »Was verstand man im Mittelalter unter «sahrenden Schülern"?« Schüler: »Solche, die zu Fuß durch das Land zogen!« — Stoßseufzer. ,,. . . D srüher war ein Mann glücklich, wenn et eine Frau hatte, die ihm gut kochte —- heute aber verlangt er gleich, daß sie ihn ernähtti«