Sonntag-Ratt de » Staats Art-zeiget und Ich-old ( « Hoswa fRlau ,Okbt» Dom-W den-s .Jun nt Umwkgea Erzählung aus dem Leben. von Hans s zegerr. . z WW Ein böses Nervenfieber hatte wäh 'rend eines beißen und troclenen Som mer-·- das Dorf S. heimgesucht und namentlich oon seinen ärmeren Be wohnern viele hinweggerafft. Der Zimmermann Dörner war als eins der ersten Opfer inr blühenden Man nesalter der heimtiickiscben Kranlbeit erlegen. Wenige Wochen nach ihres Mannes Tode war auch die hinter lassene Witwe von dem bösen Fieber ergriffen worden. Der Arzt aus dem benachbarten tleinen Städtchen hatte getan. was er konnte. Aber die arme Frau war durch den Gram über den Verlust ihres Gatten und durch die Entbehrungen und Sorgen, die se seitdem erlitten hatte, so sehr ge schwöcht worden, das- sie der Gemalt der Krankheit nnr zu bald erlag. heute früh war sie gestorben Und lag bleich und starr aus ihrem armseligen Lager. Die drei hinterlassenen Nin-s der, die nun weder Vater noch Mitt ter hatten, saßen in dem tleinen Stäbchen erschrocken bei einander und« weinten ihre heißen und bittern Trä-; nen. Die Nachbarn aber und Freundes waren am Abend mitleidig lzerbeigeij kommen, um das Elend mit eigenen Almen anzusehen und der unglückli chen Waisen so viel wie möglich rait Rat und Tat sich anzunehmen. linker taki-a rsetana sich auch der Schmied des Dorfes-L Wisselini, ein braver und trefflicher Mann. Der ) l gissiminermcnn Dörner war iein lieber1 Jugendireund und Schuliamerad ge weim. Beide Männer waren seit ihrer Kindheit und Juckend innig und tren mit einander verbunden gewesen und geblieben. Wisselint hatte darum auh der Witwe seines Freundes nach des sen Tode e nur mögliche Liebe und hilse in orten und Werten erwie sen Da er ein wohlhabender Mann war, so war ihm dies auch nicht be sonders schwer gefallen. Der Tod der atmen Frau hatte ihn ties erschreckt und tetriibt, und er war mit dem sesten Entschluß hierher gekommen, sur ein anständige-i Begräbnis der Verstorbenen zu sorgen und der un glücklichen Kinder sich anzunehmen. Da er selbst teine Kinder hatte, hätte ee am allerliebsten die drei Waisen in sein Haus und an seinen Tisch ge nommen, uni ihnen Vaterliebe und Vatertreue zu erzeigen. Aber ein Um stand war es, der ihn davon abhielt. Er hatte eine Frau, die allerdings in ihrem Berufe treu und fleißig war. pas er gern anerkannte und zu schät zen wußte. Dabei aber war sie über die Maßen sparsam und sast geizig zu nennen. Sie wachte mit argwöh nischen Augen darüber, baß ihr btas ver Mann, dessen Herzensgiite sie tannte, teine unnötigen und unnützen Ausgaben machte. Jede, auch nur die geringste Wohltat war ihrer Meinung nach eine törichte Verschwendung da die Armen entweder dieselbe nicht ver dienten oder nicht gebührend dasiir d;1ntten. Jedes Almosen, das der Schmied schenkte. war ein bitteres Unrecht, das er nach ihrer sesten Ueberzeugung sich und seinem Weibe zusiigte, da er dadurch die Erspar llIsII IWIllhIIIIII' LYII III III IVII IIIOIII Tage machen wollten und mußten. Frau Rathe konnte sich der Sorge nicht erwehren, daß sie zuletzt doch noch Rot und Mangel leiden würden, weil ihr Mann viel zu ireiaebig und verichwenderiseh war. Wenn sie dar um aui irgend eine Weise erfuhr, daß Wisielint hier oder da einem Armen etwas geschenkt hatte, so gab es in ibretn hause iebr ichlitntnes Weiter. Tagelang« ia wochenlang, machte sie dann ihrent Manne kein freundliches Gesicht- Und wenn unier Schmied nicht alle Tage bittern Zank und Streit erleben wollte, so mai-te er eben sehr vorsichtig sein, iobald er irgend einmal eine Wohltat spenden ;ooilte, utn nur den lieben Frieden in seine-n hauie nicht zu stören. Wisselini war dcxurn entschlossen. ganz in der Stille, ohne daß Frau Mitbe etwas davon ersuhr, iiir ein anitiindiaer und ehrliched Begräbnis verstorbenen Witwe zu so:;en, sonst aber, io schwer ei ihm euch wurde, jeder weitern Untersiühung der hinterlassenen Kinder zu enthal ten, urn nicht feine sonsi so wackere Frau dadurch zu erbittern und zu er iirnen. Vielleicht anden sich in dein orse mitleidise erzeu, die sich der drei armen Waisen annahmen und siir sie sorgten Er tat, was er konnte, um durch Bitten und Zureden die Nachbarn und Freunde dasilr willig zu machen. Seine Worte waren nicht ganz ver aebliih. Eine woblbabende Baueenirau ertlärte sich bereit, den zehnjährigen Knaben zu sich zu nehmen« weil er, wie sie sagte, doch schon manche leich tere Arbeit verrichten und dadurch die Nahrung und Kleidung, die man ihm gewährte, so ziemlich verdienen könnte. Auch das zwölfjührige Mäd chen fand aus ähnlichen Gründen bald ein Unterkommen. Aber nie mand wollte das jüngste Kind, das sechsjährige Lenchen, das bleich und elend auf seinem Bettchen lag, zu sich nehmen Alle Leute wußten, daß das arme Kind seit der Geburt schwächlich und lrünllich gewesen war. Es war leicht möglich, ja sogar sehr wahr scheinlich« daß Lenchen noch jahrelang, vielleicht ·ilyr ganzes Leben lang, schwach und trant bleiben würde. Wer sie· also in sein Haus aufnahm, tonnte wenigstens in der nächsten Zeit leinerlei Hilfe von ihr erwarten. sondern mußte darauf gefaßt sein, mancherlei Mühen und sogar Kosten um ihretwillcn zu übernehmen. Und endlich erlärte man sehr bestimmt, daf- niemand ein solches Kind aus nehmen sönne oder wolle, und daß es :.:rnm in das Armenhaus gebracht wrtoen müsse. wo es am allerbesten verforgt nnd aufgehoben wäre. Das arme Kind hatte bis dahin akjen den Verhandlungen, die man über sein Schicksal geführt hatte, still sie-gehört und die Leute in der Stube, die ziemlich rückstchtslos über seine Krantheit und deren endlichen Aus gang sprachen, nur mit großen ängst lichen Augen angeblickt· Die Nachbarn und Freunde, die nichts weiter zu sa gen und zu tun wußten, verließen einer nach dem andern die Stube und das Haus. Die beiden Geschwister la men u Lenchen heran. ifm von ihr Abs-Lied zu nehmen, da sie mit ihren neuen Pflegeeltern hinweggehen woll ten. Nun fiel es dem tleinen. unglück mndsk - lsuscll Ycllllujcll IUJIUII III UUI Pflä roai mit ihr geschehen nnd aer ihr werden sollte. Sie streckte ihre beiden magern Aermchen hilseslehend aus und ries unter Tränen und mit jam mernder Stimme: »Ach, nehmt micb doch mit, und laßt mich hier nicht ganz allein!·« Der wackere Schmied, der die Kin der herzlich lieb hatte, konnte diesen Bitten nnd Tränen nicht widerstehen. Er trat zu Lenchen heran und beugte sich mitleidig iiber sie. Jhn haiie das tleine Mädchen« über das niemand sich erbarmen wollte, schon längst ge jammert, und er hätte sie am liebsten, ohne weiter etwas zu sagen, in sein Hans genommen, um für sie zu sor en nnd ihrer zu pflegen. Aber die Furcht, daß er damit seine Frau bes tig erzürnen und dadurch in seinem Hause einen großen und schweren Sturm hervortreten könnte, hatte ihn bis dahin abgehalten, dein Wunsche seines herzens nachzugeben. Lenchen erkannte nnd siihlie sosori, daß der wackere Mann sich iiber sie erbarmen wollte, nnd ries deshalb um so tiehentlichen »Ach, lieber Meister Schmied, bitte, bitte, nehmen Sie mich doch mit, und lassen Sie mich hie-: nicht ganz allein!« Alle Bedenken und Sorgen des w.rcleren Meisters waren jetzt mit einem Schlage überwunden und ge schwunden. Lir holte ties Atem, als wenn er einen großen und schweren Entschluß faßte, und ries dann in herrlichem Mitleid und Erbarmen: »Ja, mein armes Kind, mein liebes unmen, im inne ums nrcyr mer, m) nehme dich mit mir!« Er hüllte die Kleine in ihre örmliche Decke mit sol cher Sorgfalt und Zartheit, wie man sie seinen derben und rauhen hän den wohl nimmermehr zugetraut hät te, nahm sie so aus seine Arme und eilte mit ihr zur hätte hinan-, um sie nach seinem Hause u tragen Eine Weile ging unser Meister un ter seiner Bürde sesten Schrittes ein her. Aber je näher er seinem hause kam. desto mehr stiegen allerlei Be denken und Sorgen in seinem Kopfe ans. Er ging tangsamer und immer inngsamer, und seine Schritte wurden allmählich immer kürzer und zaghaf ter. Dort unter der Daustiir stand seine Frau und sah nach ihm aus. wohin er gegangen, und wo er so lange geblieben sein möchte. Sie traute zuerst taum ihren Augen« als sie ihn mit der kleinen Last aus sei nem Arm erblickte und erkannte. Dann aber wurde sie ganz starr vor Ver wunderung und Schaden Und alt er endlich nahe genug heran gekommen war, ries sie ihm heftig entgegen .WaJ hast du denn das was soll das y:.J-eii?« Me.s’:: Wisselink antwortete ruhig und freundliche »Es ist das kleine. tranke Lencxen, das jüngste Töchter lein der Witwe Dilrner, die heute srlih gestorben ist. Ihre beiden Ge schwister sind von mitleidigen Bauers leuten mit enornmen worden und dar um, tote i denke, gut aufgehoben und versorgt. Nur dieses arme, krante Kind wollte tein Mensch haben und zu sich nehmen« Frau Kiithe stemrnte lrohig die beiden Arme in ihre Seiten und sprach: aUnd da hast du natürlich wieder in deiner Einfalt dir das auf laden müssen, was die anderen nicht haben wollten! Das sieht dir ganz ähnlich. Aber ich habe da auch noch ein Wörtchen mitzureden und lasse mir das nicht gefallen. Im Augen blicke trägst du das Kind wieder da hin, wo du es hergeholt hast!" ; Der Meister erwiderte hieraus lein Wort. Er wußte aus langjähriger Erfahrung, daß er dadurch die Sache nur schlimmer machen und, wie man zu sagen pflegt, Oel in das Feuer gießen würde. Fest und ruhig schritt er in das Haus, legte das Kind sanft auf ein Bett und tlinlte die Stuben-« tiir vorsichtig zu. Dann trat er vor seine Frau, die ihm unwillkürlich nachgegangen war und ftinem Tun und Treiben ganz verwundert zuge sehen hatte, und sprach zu ihr: »Ich werde das Kind auf teinen Fall wie der dorthin zuriiclbringem ivo seine tote Mutter liegt· Das unglückliche, lranle Mädchen soll in das Armen haus!« Er sehte vorsichtig hinzu: »So meinten und redeten wenigstens die ,Frauen, die sie nicht haben tot-Mem Und da bekanntlich lleine, traute Kin der nicht fliegen können, so muß doch jemand da sein, der sie dort hin trägt!« »,Nun und warum hast du sie denn nicht sogleich dorthin gebracht?« frag te die Frau. s »Weil der Vorsteher des Armen hauses heute abend nicht mehr zu sprechen ist,« antwortete der Mann »Da sie aber in der einsamen hätte bei der toten Mutter aus keinem Fall bleiben konnte, so habe ich sie mit mir genommen und fiir diese Nacht in unser Haus gebracht." » Dies war leine Liigr. die er siwct in seiner Verlegenheit sich ausgedacht und geredet hatte. Meister Wisselint war wirklich der Meinung, daß seine u in dieser Angelegenheit ebenso wie er ein Wort mitzusdrechen hatte. Er war auch aus diesem Grun de fest entschlossen, das tiind lieber dem Armenhause zu übergeben, old durch die Aufnahme desselben in sein Haus Unfrieden und Zwietracht zwi schen sich und seiner Lebensgefährtin zu stiften. Dabei aber hoffte er ganz im stillen, daß Frau Mitbe, die durch aus nicht hartherzig war, vielleicht. doch durch den Anblick des arrnen.H lranten Mädchens gerührt und umsH gestimmt werden möchte. Es hatte nun freilich den Anschein, als ob er in dieser seiner hoffnung sich doch betrogen hätte. Denn seine Frau erwiderte troyig und heftig: »Ich möchte wohl wissen« was ihr das geschadet hätte, wenn sie heute noch dort geblieben wäre. Die tote Mutter würde ihr ganz gewiß nichts zu Leide getan haben. tturz und gut, ich will mich mit dem fremden Kinde nicht be fassen, und du trägst es augenblicklich wieder forts« Nun aber war unser Schmied ganz empört, als er dieie Worte hörte. Er rief viel eifriger, als dies sonst seine Art war: »Frau, ich habe mich in dir geirrt. Bisher habe ich immer noch gemeint, daß du eine Christin wärest und darum auch an einen barmherzi: gen Gott und Heiland glaubten Jch habe deshalb gehofft, dasz du einem armen, tranlen itinde wenigsten-J fiir eine Nacht ein Obdach in unserm hause gijnnen wurdest. Ell-er ich lehr zu meinem Schmerz nnd Schrecken, daß du teine tihriftin bift, da du das unglückliche und verlassene Lljtädchen nicht einnml fiir eine einzige Nacht aufnehmen und pflegen willst. W tut mir leid, daß du ein so harte-J und erbarmungslvses herz hast. Aber heu-’ te bleibt das Itind unter allen lim ständen hier« Dafiir bin ich Herr ini Haufe und werde mich nuch von mei ner Frau an meiner Christenpflicht nicht hindern lassen. Morgen aber ganz frühe bringe ich die Kleine in »das Armenhnug, da sie dort jedenfalls viel besser nls bei dir aufgehoben und dersorgt ist.« ! Meister Wisselinl perliefz nach die sen Worten die Stube, deren Tür er hinter sich ziemlich heftig gufchlug, und ging in feine Werkstatt. Er woll »te nichts weiter sehen und hören, dn »der ganze Austritt ihn recht sehr er lhittert und empört hatte Und in der iSchmiede mußten die dort herum stehenden und liegenden Geräte und das handwertözeug dufiir büßen, in dem sie in nicht sehr fernster Weise an ihren Plah gestellt oder geworfen wurden. Frau Käthe war ganz er schrocken in der Stube zurückgeblieben So etwas hatte sie in der ganzen Zeit ihres Eheftandes bisher noch nicht erlebt. Jnnner hatte der gutmüti e und friedliebende Mann. wenn fie, w e man sagt. ihren Kopf aufgefetzt hatte. fanfttniitig stillgeschwiegen und zu leht ihrem Willen nachgegeben. Dies tnat aber war ihre Rede ganz ver eblich gewesen. und ei sah wirklich fo cul. als ob er ihren Worten und ; Forderungen hartniickig Widerstandl leisten und seinen Willen durchsehen wollte. Und was hatte sie noch dozul alles hören müssen! Sie sollte keines Christin fein, sie sollte ein hartesl Herz haben! Das war der Dank flir alle Liebe und Treue, die sie ihrem Manne so viele Jahre hindurch er wiesen hatte! Und das alles nur dar um, weil sie sich nicht ein fremdes Kin aufoacken lassen wollte, das sie in der ganzen, weiten Welt nichts an ging! Ach, sie war eine arme, utglltck liche Frau, die unschuldig oertannt und ungerecht behandelt wurde! Sie wollte lieber tot sein, als leben. Und dann, ja dann würde der böse Mann vielleicht zu spät einsehen, was er an ihr gehabt und wie schlecht er siir alle Miihen und Sorgen ihr gelohnt hätte. Sie nahm die Schürze vor ihr Angesicht und weinte bitterlich. Nach einer guten Weile trocknete sie sich die Tränen ab, zündete ein Licht an und setzte sich an das Bett, wo das tranle Kind lag. Sie wollte sehen, ob es wirtlich so hilflos und elend wäre, wie ihr Mann sagte. Sie wollte, da es nun doch flir diese Nacht in ihrem Hause bleiben sollte, durch die Tat Meisen, dasz sie kein hartes Herz hätte. Lenchen blickte die fremde Frau, die so böse Worte geredet hatte, mit ihren großen Augen scheu und furcht sam, bittend und flehend an. Frau Käthe wurde dadurch milder gestimmt und redete dem Kinde freundlich zu, um es auf diese Weise zu beruhigen und sein Vertrauen zu gewinnen. Und es dauerte gar nicht lange, so plan derten die beiden ganz gemütlich und herzlich mit einander. Meister Wisselink hatte während dieser Zeit seine Wertstatt, wie er meinte, gründlich c ifgeräumt Sein Zorn hatte sich unterdessen nachge legt, nnd er war ruhiger geworden in feinem hergen. Er kehrte jetzt in sein hms zurück, trat-aber zuvor an das Fenster, um in die hell erleuchtete Stube zu blicken und sich ganz still und unbemerkt nach seiner Frau und dem kranken Kinde um«-zusehen. Er war ganz erstaunt und hoch erfreut über den Anblick, der sich ihm hier dot. .Lenchen lag auf etwas erhöhten Kissen in dem Bette, dahin er sie ge legt hatte, und schaute mit leuchtenden Blicken aus die Frau, die bei ihr saß und freundlich mit ihr redete. Und jetzt —- nein, er täuschte sich wirklich nicht —- jetzt streichelte Frau Itiithe liebkosend das Angesicht des armen, tranken Kindes. Er hatte genug ge sehen und trat nun. alg ob nichts ge schehen wäre, in das Zimmer. Frau Mithn die sich doch etwas schämte, weil sie von ihrem Manne bei dem Bette des fremden Kindes be troffen wurde. stand bei seinem Ein tritt sosort auf und ging hinaus, um das Abendessen zu besorgen. Der Schmied setzte sich an ihrer Stelle sbei der Kleinen nieder und fragte sie: »Nun, mein liebe-·- Lenchen, wie geht es dir denn jetzt?" »O, sehr gut!« rief das Kind, in dem seine Augen fröhlich und glück lich leuchteten, »eg like-It sich herrlich in dem weichen Beitr-nen, und die Muhme lsie meinte Frau Käthe) hat so freundlich mit mir geredet und mich gestreichelt.« Wiffelint stellte sich, als ob er diese Worte nicht gehsrt hätte, nnd fragte weiter: »Bist du denn schon lange tr.s.nt.’« -a, so lange ich denken kann,« »F antwortet die Meint »Was tut dir eigentlich weh?« frag « I» Erfreut-d »Ach, die Beine unt) der Rücken!« erwiderte Lenchen leise Jetzt kam Frau Rathe in die Stu be, deckte den Tisch nnd ries ihren Mann zum Abeiideisen. Beide Gatten saßen still neben einander und spra chen mit einander nur, was gerade notig war. Dabei sah unser Meister init geheimer Freude, daß seine Frau verstohlen die besten Bissen nahm, sie siir das Kind zurecht machte und dem selben an das Bett brachte. Er stellte sich aber, ais wäre er nur mit seinem Teller beschäftigt und sähe nichts von dein, wag um ihn vorging. Die tileii ne aß mit sichtlicheiii Behagen. »Nun. Lenchen, schmeckt es?« fragte der Schmied. » »O, prächtig!«' versicherte diese und setzte hinzu: »Ach, die Muhme ist so gut, so sehr gut!« » »Das ist doch ein liebes, gutes Kind!« dachte Frau Mithe bei sich selbst. »Sie ist dankbar und sagt es ihm, wie wohl sie sich bei mir fühlt. Nun wird er mir hoffentlich nicht mehr den Vorwurf machen, daß ich ein hartes herz habe." Natürlich tat sie nun auch, was sie konnte. um dem lie ben Kinde ihren Dank und ihre Freu de darüber zu beweisen. Unser Schmied aber stellte sich wieder so an, als ob er von dein allen nichts sähe und hörte. So wurde denn auch über sdie ganze Sache nicht weiter gespro chen, und die beiden Ehegatten legten M, nachdem sie einander wie immer Gute Nacht! gewünscht hatten, still zur Ruhe nieder. Am andern Morgen in aller Frühe sprach Meister Wisselinl zu einer Frau: »Wecle jetzt die Kleine und ziehe sie an! Jch will recht bald zum Vorsteher des Armenhaiises mit ihr gehen, damit ich zu rechter Zeit an mei ne Arbeit lonime und nichts versäu me." »Ach,« erwiderte die Frau, ,,laß das arme Kind doch noch schlafen! Solche Eeile hat die Sache wirtlich nicht, und aus einen Tag wird es wohl nicht antommeii." H Der Schmied sagte weiter nichts hatte aber an dieser Rede seine heim liche und herzliche Freude. Frau Rathe und das kleine Lenchen gewan nen im Laufe dieses Tages immer mehr Liebe und Vertrauen zu einan der. Das Kind war so bescheiden und artig, und dabei wiederum so dani dar und glücklich, dasz die neue Pfle gemiitter es immer mehr in ihr Herz schloß und es immer gütiger und freundlicher behandelte und pflegte Unser Meister sah dies recht wohl, hütete sich aber, irgend etwas darüber zu sagen, um die Sache, die so schön anfing, nicht zu stören und zu verder ben. Am zweiten Morgen ging es ähn lich wie am vorhergehenden Tage zu. Wisselink sprach wieder zu seiner Frau: »Wecke die Kleine und ziehe sie anl« »Warum hast du mit einem Male solche Eile?« fragte Frau Käthe, und es war ihm ordentlich verwunderlich, wie sanft und leise sie sprach, um das schliisende Kind nicht zu wecken. Und dann bat sie: ,,Laß das arme Mäd chen noch einige Tage hier, damit ich sie ordentlich pflege, ehe wir sie wieder aus dein Hause geben!« Der schelmische Mann antwortete: »Sie ist mir hier im Wege, und es ist besser. sie kommt endlich dahin, wohin sie gehört.« Jetzt wurde Frau Käthe aber wirt lich böse. »Das arme, trante Kind ist dir im Wegel« sagte Js.-. »Du solltest dich schämen, solche Reden zu führen. Mir hast du oorgeworsen, dasz ich ein hartes herzt hätte und keine rechte; Christin wäre. Und nun kannst dus gar nicht die Zeit erwarten, das tleine Mädchen in das Armenhaus zu schaf sen, und behauptest gar, daß das liebe Kind, das doch so still und geduldig in seinem Bettchen liegt, dir im We ge wäre. Du mußt ioirtlich sehr hart herzig sein, wenn du im Ernst also sprechen tannst. Jch aber will mir vor Gott und Menschen nicht einmal den Vorwurf machen lassen, daß ich die Kleine hilflos und lieblos aus mei nein Hause gestoßen habe.« So blieb denn Lenchen nicht bloß diesen Tag, sondern auch die folgen den, einen nach dem andern. Und als eine der Nachbarinnen sich einmal Inach dem tranken Linde umsah und bei dieser Gelegenheit fragte, warum sie das Mädchen nicht in das Armen haus schafften, ivo es doch am besten» aufgehoben wäre. antwortete Frau; Käthe kurz und gut:,,D15 geschieht» nun und nimmer, so lange ich in die sem Haufe hier noch etwas zu saqen habe Sie ist mir heute schon so lieb,I als ivrire sie mein eigenes Mino Und darum bleibt sie bei uns, und wird, wie ich hoffe, noch einmal in unserm Uilkk llllsclc Euch llilU iflclsluc sclll. Der Schmied, der diese Worte hörte, da er gerade in der Stube w.ir, ging zu seiner Frau, schloß sie in seine Arme und sprnch: »Mutter, du bist ein braves Weib! Wie du gesagt hast, so soll es nun auch geschehen, und unser Herrgott gebe seinen Seien du zui Vergib mir, dnft ich an jenem Abend ein hattet Wortes zu dir gere det habe! Du bist und bleibst doch mein Herzen-weib« Die beiden Ebegatten umarmten sich herzlich, nnd die Suche war damit nbgemncht. Lenchen blieb in dem Hinsc, ivo sie eine neue und rechte Heimat gefundei. l,atte. Und eH ivur eine Herzenslust, zu sehen, ioie Frau Ruthe in der Sorge für das lrante Kind nnd in der Freude, sie nach und nach erstatten und gänzlich genesen zu sehen, vollständig imgeivnndelt wurde. pedes-sein Jn einein dänischen Blatte lesen wir die folgende amiisante Schilde rung des Ausstiegeö und Falles eines der zahlreichen sogenannten »Gulasch jünglinge««, einer neuen Spezies von jugendlichen Spekulanten, die der Kriegihandel in Standinavien her vorgebracht hat: Pedersen.,Carlo hean Pedersen, 19 Jahre alt. Abstehende Ohren. Gummis tragen. Schmutze Fingernägei. Kaus männischer Angestellter. hauptbeschäss tigung: Kopieren der Briese und erholew Gehalt: 25 Kronen monot li . A Null-euch des Krieges. Große Um wälzungen aus allen Gebieten. Viel Geld zu verdienen. Pedersen geht ein Licht aus. Mot to: Time is money. Er sagt seine Stellung auf. Der »Alte« hält eine sErmahnungsredr. Pedersen grinst s höhnisch. Erhebt 25 Kronen. Geht. : Leiht von einer Tnnte 75 Kronen. EKaust 1500 Kilo SägemehL Kern Mensch irill Sägernehl tausen. Pe dersen vor dem Rain. Selbst-nord gedanken. Kaust für den Rest des Be triebskapitals 100 Gros zurückgesteih te Stahlsedern. Verkauft sie am glei chen Tag. 100 Prozent Verdienst. Ber knust am nächsten Tag das Sägetnehi. 1000 Prozent Verdienst. Piaziert Be triebskapital und Gewinn in Metts warst. Verkaust die Mettwurst nach einer Stunde mit unglaublichem Ge winn. Direktor. Eigenes Bureau. Bod rossgweg Sö, lV rechts. Firmenschild an der Tür: Carlo Henry Pedersen. Direktor und Exporteur, Briespapier rnit FirmenaufdrucL Telegrarnmi adresse: »Allestäuser«. A. B. C.-Code usw. Equipierung beim Hosschneider. Gentleman. Die Zeit geht. Pedersen kaust wei terhin SägemehL Stahlfedern und Mettwurst. Außerdem Lebetpastete, Zitronen- und Orangenkerne, alte Gutnmischuhe, Hosenselle, Bierslaschen, Talglichte, Räncheraah Gummiabs sähe, Taschenhmpen astr. Er verkauft alles. Kolossaler Ge winn. Umzug von Vodrossstoeg 65, lv. rechts nach dem Westlichen Boulevard 67, l. Zwei Fernsprecher, drei Schreibmaschinen, Parlograph, Pro kurist, Vureausräulein und eigener Radler in Unisorm. Schwindelnde Umsätzr. Bescheiden Unkosten. Konto in der Land munsbant· Auto nebst Ehnusseur in knoosgtiti ner Livree mit Go!dtressen. Es geht Pedersen ein zweites Licht aus: die Börse. Er taust Papiere, ganz gleich welche. Verliert. Kauit andere, ganz gleich, welche. Verliert. Kaust wieder und wieder. Verliert wieder und wieder. Vernbschiedet den Chauffeur und eines der Bureaufräulein. Setzt alles aus eine Karte. (O, Fortuna! O, For tunn!) Am nächsten Tage 20 Prozent Gewinn. Am übernächsten 60 Pro zent, am drittnächsten 5 Prozent usw. Neuer Chnusseur. Eigene Villa. Möbel im Stile Louis’ XY1·, Ge mäldesammlung, eine Perser, zwei Dienstmädchen, ein Diener, eine Haus« danie· Verlobung: Earlo Hean Pedersen mit Fräu lein Anita (Anna) Schmidt. Ein Perlentollier zu 18,000 Kro nen. Vertaust alle Aktien in Bausch und Bogen. Am nächsten Tag sinken sie um 68 Prozent. Die ganze Stadt in Aufruhr. Pedcrsen reibt sich d:e Hände und taust bei einem Cham pagnersest seine Villa »Fortuna«. Gibt seine Direktor- und Expor teurtätigkcit aus und ist nur noch Ren tier und Vörsenspetnlant· Spitznanie: »Der Miltioniir in Westentnschens format.« Jst populär, gefürchtet, be wundert, leliebt, verachtet, gehaßt. Spekuliert Bnisse. Gewinnt. Spe kuliert Hausse. Geivinnt. Bekommt den Größenwahnsmm Kaust 20.(-00. dtauft 30,000. stauit 4(),000. must 5(),000. Knuft 70,000. Kauft 100,()00. Weiß nicht mehr aus noch rin, taust nur in einem fort und —- ver dient. Msscs III-Cis msfiv Mo sp m;. An XCVI »von --·-- .-,-, p-- .- ....- »s. ----. Geld hin soll. Verliert auf ein Brett eine halbe Million. Zuckt mit keiner Wimper. Verliert am nächsten Tage 50,007)« Bleibt eiskalt. Am übernächsten 100,000· Jetzt gilt es! Den letzten Oer her aus! Biegen oder brechen Alles sutschl Futsch auch Anita Schmidt und das Perlenlollier . .. —- — — Perdersen lehrt reumiitiq zum »Alten« zurück. —- .,Guten Tagl« s— Der »Alte« hält eine Ermah lnungsredr. Pedersen ist geknickt. Er hat Tränen in den Augen. Der »Alte« erbarmt sich seiner . .. Pedersen. Catlo Henry Pedersen, .21. Jahre alt. Abstehende Ohren. EGummileagem Schwarz- FingetnäqeL Kausmiinnischer Angestellter. haupt beschästigung: Kopieren der Briese und Bindi-lett . . . —- Ein lleller Kopsl ,,Sag’ mal, Liebsten Bin ich wirklich die Erste, um deren hand Du angehalten hast?« »Das nicht, lieber Schahz aber ich schwör’ es Dir: Du bist die Erste, die ,ja’ gesagt hatt«