Die »He-Italiens sioman von does schwer-. , (4. Fortfehungx Paul hallertotv war noch dicker geworden, nnd feine Christine auch. Trog der Sorgen, die sich eingestellt hatten. Nicht etwa, daß fee in Ber msgensverfall geraten waren. Ihre beiden häuser an der... Kaiserallze rentierten sich ganz gut. Und wenn auch einmal ein paar Wohnungen leer standen, sie wurden schon wie der vermietet, sogar teurer als vor « her..· Sorgen machten ihnen die Kinder. Gegenseitig schob sich das Ehepaar die Schuld zu. Und dann ging immer eine andauernde Hälelei los . « bis Paul Hallerlow nach hut und Stock griff und zum Früh-, Dämmer- oder Abends oppen dum melte... Gleichgesinnte eelen fand man schon, Leute« die wie er, nichts Besseres zu tun hatten, als ihre Zin sen totzuschlagen Und wer nichts Rechtes mehr zu tun hat, der wird leicht lnietfchig. Der eine entdeckt allerlei Krantheiten an sich, der an dere schimpft iider die verrotteten Zustände, dem Dritten ist der Rot tvein zu talt, dem Vierten machen die Menschen zu dumme Gefichtee. Aus jeder Kleinigteit wird eine Staatsaktion, die dann file einen ganzen oder halben Abend Stoff gibt, —- und die ntiferakle Stim mung schwang nach — bis man das ehrliche Schlasgemach betrat... Hat te dann Paul Hallerlow erst die Wes ste geöffnet und einen Zungenfchiag —- das lam übrigens selten vor, da mußte es am Stammtisch schon sehr hitzig zugegangen sein —, so örgeite er sich, wenn feine dicke Christlne bloß das Gesicht verzog, und die Hä lelei ging von vorn los... Bis die eines Tages sich cin eigenes Schlaf zimmer einrichtete. Leuten, die ed dazu haben, als .,standesgeniäsz«... Und da er nicht so tun wollte, als hätte er lein Verständnis fiir diese vornehme Lebensart, so stichelte er sich tagsiiber mit seiner Christine aus andere Weise herum. »Hm, —- schon wieder ein neues Seidenlleid? Das alte wurde wohl zu eng —- he?" o «Jenan so, wie Dir die Hosen,« erwiderte dann seine Ehehälstr. Dann war der Grund gelegt, nni sich gegenseitig Schmeicheleien sagen In tönnen·.. Allmähtich tam das Gespräch aus die Kinder, hoch gin gen die W en. Uebers nie solltest Du Ernst legen! Wut der uns nich tosteti Dat Einjährige hat er mit Ach und Krnch durch Nachhitssstunden er reicht, un dann nehmen se ihn nich rnal bei’s Mititiie... Un was tut er nu? Vummelnl Architekte wer den? ha, hat sich was!« aWer hat ihn denn verwöhnt, von tleen usi. etwa icke?« «Ree —- icket Versteht sich.... Un Anna, bat hiesrige Ding! Jms mer verpöppelt haste sie! Jct ooch — wo ich aber nu Schluß machen will...« »Ja, da mach doch Schluß!« brüllte ihr Mann. Da sing die tleine dicke Christine an zu weinen .,Jck werd« doch nich fertig mit set Un wo se an ihren Vater so’n schönes Vorbild hohen, was soll mer da machen?« J Bann war naturnch oer Dperraret groß! Die beiden dicken Leutchen saßen sich mit roten Köpfen gegen über und mit schlechtem Gewissen Sie wußten ganz genau, die Schuld, dasz die Kinder nicht einschlugen, lonnten sie aus gemeinsames Konto setzen. Ernst war ein großer, blasser Schlingel geworden und spielte sich aus den Sportsmann auf. Ein Pfer derennen in Berlin und weitester Umgebung war ohne. ihn undeut bar. Und natürlich wollte er am Toialisator setzen —- nicht zu knapp, er wußte immer iotfichere Sachen. Wenn er dann »die große Stange Gold nicht landete«, wier natürlich »eine Schiebung« unter den Jocleis oder herrenreitern... Außerdem inachie er allerlei Betanntschasten auf den Nennpliitzen —- von briichigen Existenzen, die aus anderer Leute Tasche lebten, denen der Sohn des »Wilinerödorser Bauern« ein sehr taugliches Objelt war. Vielfacher Millionär, der Vater, versteht sucht Bloß noch eine Schwester. Mit tot sicheren Tips gings los. »Aequator gewinnt! Sialltippt herr hallertom wenn's einer wissen muß, dann ich!... Und warum ichs gerade Ihnen sage? Mein Gott, an will doch leben! Und Sie ha ’I dazu! Sie senen siir mich rnit, zwanzig Mart Sieg! Gewinnt der Gaul nicht, hab ich doch auch nichts davonl Sie sehen, ich mein' es ehr licht« Und gewann der Gaul, klebte der Mann wie eine Schmeißsliege und wußte siir das nächste Nennen wieder eine »gute Sache«. Ging dann das Geld sliiten, hatte er ja in dem er sten Rennen verdient. Wand aber in dem schon nichts, wurde Mord und Brand geschimpstl Ja, die Schuhen die Schieberl Kam dann Ernst hallertotv heim,« nagte er an der Unterlippe, termin mierte mit Betanntschaftem die er auf dem grünen Nasen gemacht, so wußten die Eltern schon, lvas die Glocke geschlagen. Der Junge brauch te Geld. Und bekam er keines, ver schaffte er sich’s, und dem Vater wurde der Wechsel präsentierttDann mochten die Eltern noch so zanken und drohen, Ernst hallertow saß da, zog sich mit spitzen Fingern die Bit gelfalten an feinen Dosen hoch nnd erwiderte in aller Gemütsruhet »Ja, warum habt Jhr mir »die paar Mart« nicht gegeben! Da hab’ ich einfach quergeschrieben, und um sonst lriegl man doch tein Geld ge pumpt, ein rundes Stimmchen höher mußte ich anerlennen.« . Und als eines Tages sein Vater ihm eine tüchtige Siandpaule hielt, er habe teinen Schimmer von Geld und Geldeswert, er solle erst einmal so viel verdienen, hatte Ernst höhnisch erwidert: »Hast Du die großen Hausen Geld verdient? Jn den Schoß ist er dir ge fallen!" Das war das einzige Mal, an dern Paul seinem Sohne eine tüchtige Ohr feige gegeben- und gebriillt hatte: »So-o, hast du Linnnel nich doch in dem tleinen Hause jelvohntt he? Un jesehen, wie Dein Vater hinter den beiden Brunnen herjegangen is, Tag for Tag?!« Ernst Hallerloio hatte die Mund: winlel höhnisch herabhängen lassen und und erwidert: »Das; du doch den Bauer noch im nier nicht los-werden kannst, Vater!·' Anstatt dem Jungen sofort eine tüchtige Tracht Prügel zu verabfol gen, steckte Paul Hallerlolo die Hän de in die Hosenlafchen und blies die dicten Backen anf. Für seine Kinder hatte er immer Entschuldigungen l«ei der Hand. Die waren doch in ihrer ersten Jugend in so ganz veränderte Verhältnisse gekommen, da mußte man vorsichtig sein Nach und nich würden sie schon vernünftig werden lieber den lleoeraang half das Geld hinweg, man hatle es ja dazu. Sei nen so lange und so heiß ersehnten Junan durfte er nicht vor den Kopf stoßen. Der hatte neulich von einer Weise uin die Welt nnt Jagd auf Lö Irm und andere wilde Tiere gespro chen, daß ihm heifz nnd talt wurde, wenn er nor oarnn one-ne. uno gao er ihm nicht das Geld dazu, puenpte ef- sich Ernst zusammen, bekommen tat er’5 schon . » Da snßte ihn die Angst. Wenn ihnc einer »handgreislich" ge tommen wäre nnt zweiundzlvnnzeg Jahren, wenn es selbst der leibliche Lsater gewesen wäre, er hätte sein Bündel geschnürt nnd wär' losgezos gen... Die Haltet-laws lvaren doch gesundes Blut, und seine Christine stamnlte auch aug einer rechtschaffe nen Familie, on tam schon die Stun de, in der in Ernst dns gesunde Blut durchbrach Mit einer lnngen Rede voller wohlwollender Ernmhnungen hoffte er Jie recht bald heranzanbeen zu lönnel Ruhig hörte sein Jun ge zu, desah seine polierten Fin gernägeL Er wußte, ging dem Vater der Atem aus, dann betam er auch Geld. Und die Ohrseige mußte natür lich extra bezahlt werden, damit sol che Entgleisltngen nicht lvieder dot tainen... Aus Ucnlvegen steuerte er aus sein Ziel los. Er wußte schon, wie er seinen Vater anzupacten hatte. »Sieh mal, Du hasss nicht mehr neug, Geld-zu Ver-dienen, ich aoer trerde es eines Tages müssen! Und will es! Es kommt ganz darauf an, wie man dac- Leben studiert. Der eine geht auf die Universität —- und das tostet Geld, der andere sieht sich mit offenen Augen in der Welt um« istnfonft laßt sich das natlirlich nicht machen... nnd wenn ich schon die Schule durchgehalten hätte und aus die Universität gegangen wäre, was wör'"ich geworden? Beamter, der sich tufchen man und dafür ’n Liniterbrot teziehti Hentzntage heißt-: selbst ist der Eiiiannt Frei fein, großziigig an dere für sich arbeiten lassen, regieren nnd anständigen Verdienst einstecken, so macht inan’5!« Reden tonnte der Junge und Bei spiele tannte der Vater gerade ge nug. Männer, die nur über Volls schulbildung verfügten, hatten es zu Reichtum und Ansehen gebracht! Und wenn einer einen sieannnen Beutel hinter sich hatte, wa: der erste An lauf schon gewonnen. Auf den Kopf gefallen war Ernst ja Gott sei Dank nicht, eines Tages meldete sich fein ,«.gesundes Bini« und dann stürzte er sich in die Arbeit. Vielleicht war die Stunde ganz nahe. Also in den Geld schrant gegriffen, man hatte es ja» i Ernst Tallertow machte die Wet terei bei en Pferberennen gewiß Spaß, aber schließlich war das eine unsichere Sache, nnd eine Rolle itn Leben wollte er auch spielen. Ein paar Leute,die es sich zurEhre anrechneten, mit ihm Sest, natürlich auf seine Ko sten, zu trinken, lagen ihm in den Ohren« sich einen «Rennstall« anzu schaffen. Einer war unter seinen Be kannten unter den »Sportileuten«, Solernacher hieß er, ein großer, älte rer err mit einer mächtigen Glatze aus em keiner fo recht tlug wurde. Auf jedem Reimen war er zu treffen, ging immer tadellos getieidei, be wohnte am AugustaiUfer eine sehr gediegen eingerichtete Bierzimnters loohnung und verstand, sich inter essant zu machen. Die einen sagten, er habe einen Pferdeversiand wie kein anderer, immer «lande« er sei ne Weiten, oft heimse er zehnfaches Geld und mehr ein, aber er sei ver schwiegen wie das Grab «- und Offi zier wär’ er früher auch gewesen« na türlich bei der diavallerir. Andere wie der wollten wissen, seine Hauptein lünfte beziehe er ans Finanzgeschöss ten. Nicht etwa, daß er fünfzig Pro zent Wechsel biskontiere, ach nein, der arbeite für Großbanien, nur in Millionengeschäfte lasse er sich ein, bei denen Provistonen von fünfzigtausend nnd mehr zn verdienen seien. Von riielen wurde er auf den Rennplätzen sehr ehrerbietig gegrüßt und daß er nur kurz, hochmütig siir die bevo ten Grüße dankte, erhöhte natürlich nur die Bewunderung, die Ernst Lallerlow seiner Persönlichkeit schon seit längerer Zeit entgegenbrachte. Als er eines Tages beim hinder nisrennen in Karlshorst mit einem Iei« ner Bekannten zufantmenstand« das Programm in der Hand, war dieer Herr Solemacher zufällig an ihnen vorbeigegangen Der Bekannte, auch ein Mann, der dem Sport eifrig er geben war nnd unter den Jockets eitt paar gute Freunde besaß, hatte tief den Hut gezogen. Herr Solemacher hatte nur hochmütig geniekt, war stehen geblieben nnd hatte mit einem lässigen Lächeln um den bartlofen Mund gefragt, welches Pferd er denn setzen wolle. Da halte Ernst Hallerkotv iurz entschlossen, mit rotem Kopf, ge beten, ihn doch Herrn Solemacher vorzustellen. Das war geschehen. Ei nen flüchtigen Händedruck hatte er so gar bekommen und dann hatte Herr Solemaeher, schon itn Weitergehen, gesagt: »Aber nichts verraten!« Und dann war Herr Solemacher in der Menge untergetaucht. Das hatten die beiden getan· ,,Leib gendarm« gewann; für dreißig Mart aus Sieg, die sie zusammen gesetzt — Ernst Hallerlow hatte einstweilen aus gelegt — lonnten sie hundertvierund zwanzig Mart beim Toialisator ein htirnsen. Zufällig lreuzte Herr Eolemacher, eine Stunde später, Ernst Hallerlows Weg, als der nach einem Rennen un einer Barriere stand, das Gesicht in Falten gelegt, denn das Glück war umgeschlagen. Die ,,totsichere« Sache hatte sich wie so oft auf dem grü nen Rasen irn gesehlagenen Felde be fanden. »denn winn, rein Sterns Ernst Hallertow fuhr zufammen, sah erst jetzt herrn Solemacher, ver ihn mit hochnnitigem Lächeln mu stertr. Da riß er den Hut vom Kopfe. »Ach Gott, nicht weiter schlimm Ich habe mich nur über einen geär gert, der mir schon ein paar Mal falsch geraten hat. Eigentlich wol-te ich den Sieger feßent« »Nun, Herr Hallerkotv, das macht ihnen doch nichts aust« Der fiihlte sich geschmeichelt. »Nichts-! . .. Absolut nicht-Jl« Herr Solemacher blieb, ganz ge gen feste Gewohnheit, immer noch stehen, lächelte weiter hochmütig und sagte schließlich: »Sie gefallen mir, Herr Hallerloiv, ich beobachte Sie schon länger! Wol len wir heute um neun Uhr im Re staurant Sanssouci zu Nacht essen? Natürlich im Frack und wir beide alleini« Ob solcher Auszeichnung fühlte sich der junge Mensch höchst erfreut »Es ist mir natürlich eine Ehre! Und ich werde von Herzen gern kom men« Stumm, mit einein freundlichen Riesen, drückte Herr Soleniacher Ernst Hallertotos Hand und ging weiter. Gleich nach dem Rennen suhr er nach Hause, ließ seinen ganz tadellsen Frack vom Schneider noch einmal ansbiigeln. Ganz benommen war er ron dieser Ehre. Jn den Sportlreiskn, in denen er bisher verlehrt hatte, würde man große Augen machen, wenn er so ganz nebenbei sagte; »Ja, und vorigen Mittwoch habe ich mit Herrn Solemacher im Restaurant Sanssouci zu Abend gegessen. Wir beide an einem Tisch allein, es ivar sehr nett!« Und hochmütig lächeln wollte er lernen, gerade ioie Herr So leinacher... Da stellte er sich vor den Spiegel und übte... Natürlich trug er das Gesicht glatt rasiert, denn was ein richtiger Sportsiiiann ist . « Pünttlich um neun Uhr war er im Nestaurant Sanssouci. Die Haus iapelle spielte, aber es waren noch vie le Tische srei. Eigentlich tras man sich bier erst nach dem Theater und aß für teures Geld recht gut. herr Solc macher war-nicht zu entdecken. Da suchte er sich einen Tisch in einer Ecke, von ivo aus er das Lokal gut über sehen toiiiite, und wartete. Seine Ge duld wurde aus eine harte Probe ge stellt, denn erst gegen dreiviertel zehn kam Herr Soleinacher. Und da hatte er es auch noch nicht eilig. Das Mo iiotel im Auge, in Frack, weißer We ste und weißer Binde, betrat er lang sain den Raum, ließ gleichgültig den Blick über die Menschen gleiten und jdriielte dann, indem er sein hochmü ,tiges Lächeln aufsetzte, Ernst hallet ltoiv, der ihm entgegengegangen war und sich verbeugte, die hand. »Entschuldigen Sie, es ist etwas später geworden! Kleine Abhaltung na, das lomtnt ja vort« Ernst hallet-law wehrte ab. Gar nicht langweilig sei ihm das Warten geworden und sehr lange sei er auch noch nicht da. Here Solemacher lächel te wieder, stellte das Souper zusam men. ,,Erst eine Rübesheinier Berg, dann Seit, nicht wahr, Herr Hallertotv, sa gen wir Bettve Cliquot, und schließ lich zum Nacht-Ich Bordeiiux, Mon um Rothschinz deute ich!« »Gasz einverstanden,' stotterte der mit rotem Kopf. Und gestand sich im stillen: »Herr Soleinacher stellt ein Souper zusammen, alle Wetter! Das trerd" ich mir merken!« Die beiden ließen es sich gut schmet len. Ab und zu machte Herr Sonnta c!,-er eine witzige Bemerkung über einen der Gäste, Ernst Hallertow lä chelte vielsagend dazu Aber viel Worte wurden nicht gewechselt —- bis der Nachtisch dastand und die zweite Flasche Mouton Rothfchild Da legte Herr Solcniacher seine Hand leicht aus Ernst Hallertows Un terarm, das hochtniitige Lächeln spiel te wieder uni seinen Mund. »Sie werden sich gewundert haben, junger Freund, tiber meine Auffor tierung!« «Eine große Ehre war sie mir, Herr Solemacher!" »Nun, nun!... Ja, was ich sagen wollte, Jhr llnigang gefällt mir nämlich nicht! Ich beobachte Sie schon länger! Diese Leute« —- entsetzlich höhnisch wurden diese zweiten Worte gesagt — »sind tein Verkehr siir Stet« Ernst Hallerkow wurde das Herz weit. Oer Mund sloß ihm über, er glaubte sich verteidigen zu müssen. »Ich teile Jhre Ansichten durchaus, Herr Solemacherl Und Lehrgeld habe ich gerade genug gezahlt! Ich sehne mich danach, diese Leute« — fast so gut wie sein Meister lonnte er die beiden Essen sagen — ,,loszutverden, aber da ist entsetzlich schwer! Wenn Sie sich gütig in meine Lage versetzen wollen! Jch bin passionierter Spottg niann —- wirtlich! Jung und un erfahren . . .« »Das ist’s eben," unterbrach ihn Herr Solemacher. Ukllsi Dciuckloiv gkiss zum Wllllc, stürzte den schweren Rotwein in einem Zuge hinunter und fuhr dann mit rotem tiopse sort: »Ja, und Beziehungen habe ich nicht, wie soll man da in die wirklich vornehmen Kreise sont-nen, nach de nen ich mich wayrhastig sehne!'« Herr Solemacher mochte gar sein« spöttisches Gesicht, sondern ein sehr nachdentliches. »Aber ich bitte Sie, das kann einem nicht schwer sollen! Sie sind sehr lveltgeloandt, elegant und — ver zeihen Sie, Herr Hallertoto, aber man weiß doch Bescheid — stammen aus sehr vermögendem Hause... Bitte ich lann mir schon denken, was Sie sagen wollen, das ist doch lein Grund, verlegen zu werden, denn über Zeiten sind wir doch Gott sei Dant voll ständig hinaus, in denen blaues Blut dazu ghörty um eine Rolle zu spie len!... Geld regiert die Welt! Hat man die nötige Energie, so setzt sich einer wie Sie schon durch." Das Blut brauste Ernst Hallerlow in den Schläsen. Jinn gegenüber saß einer, der ihm helfen tonnte, die hindernisse mit einem hochmütigen Lächeln aus dem Wege zu schieben! Also die Stunde genützt. Sein zähes Bauernblut erwachte. »Herr Solemacher, wenn ich erst einmal diese Leute los würde, die wie die Ketten an mir hängcni« »Pah, man sieht sie einsach nicht mehx!« »Sie liegen mir in den Ohren, ich soll mir einen Rennstall zulegen!« Herr Solemacher wiegte den Kon hin nnd her. »Noch nicht mal ein so iibler Ge daniei Das ist ein Zprtmgbrett, von dem sich schon mancher in die vor nehme Gesellschaft eingeführt hatt Aber diese Leute würden Ihnen Schinder anschiniereni Schinder! Na-! türlich siir sehr teures Geld!... Na,; reden wir darüber jetzt nicht! Jchi sage Jhnen schon, später vielleicht! » .f Jch würde Jhnen raten, vorläufig erst einmal in ganz anderer Weise in der guten, Gesellschaft festen Fuß zu sassent« Mit dem ruhigsteu Gesicht von der Welt drehte Herr Solemacher den Stengel seines Weinglases zwischen Daumen und Zeigesinger. »Und wie denken Sie sich das, Herr Solemacher?« Da lächelte der wieder. »Nicht so hitzig, junger Freund! Erst lernen Sie mich ein bischen näher kennen, damit Sie Vertrauen zu mir fossent« »O, das habe ich doch,« versicherte Hallerlow mit dem Brustton der Ue berzeugung. Aber Herr Solemacher winkte ab. »Nein, nein, warten wirt« Ernst hallerlows Herz hämmerte gegen seine weiße Weste. »Vorhin haben Sie mir gesagt: Mit der nötigen Energie setzt man sich durch! Also die hab’ ich! Da möchte ich Sie doch gleich davon überzeugenl Jn aller Form bitte ich Sie hiermit, mir Jhre Pläne zu ent wickeln!« Weit lehnte sich Herr Solemacher in seinen Stuhl zuriirl, drückte das Kinn an den Kragen und beobachtete eine halbe Minu.e ,,seinen jungen Freund« mit ernstem Gesicht Erst dann sagte er: »Wahrhastig, Sie scheinen iiber eine ganz gehörige Portion Energie zu bersiigeni Da möchte man ja glan ben Sie wären heute schon siir eine bernünftige Auoiprache reist« Der schwere Wein, die Aufregung hatten Ernst Hallerlonss junges Blut in Wallung versetzt. »Nichts ehrlicher wünsche ich, Hei-r Solemacher, als Ihnen zu beweisen daß ich wirklich iiber Energie bers füge!« »Man könnte sich ja auf einen Versuch einlassen! Eigentlich ein Leichtsinn von mir!... Ra, meinet ivegeni... Fuhren wir zu mir, a.i hat man keine Lauscher anf dem Hals-! Berlin ist immer noch ein großes Bierdors, noch lange nicht Paris oder London, nicht mal Wienl... Und wenn einer in den Gelddeutel gr.ist, genügt est Knobeln wir also oas Abendessen ansi« Da Passierte Ernst Hallerlolv, was ihm seit langem nicht passiert war: er brauchte die Zeche nicht zu bezahlen Gelassen össnete Herr Solc machet seine Brieftasche, zog non einem Packen Hundertmarlscheinen einen ab und gab dem liellner zur Abrundung acht Mark Trintgeld. Acht Mart!... Ernst Hallertoiv war nun vollkommen überzeugt, daß er es mit einen Gentleman zu tun hatte .. Jm Automobil fuhren die beiden nach Solecnachch Wohnung am Au gusta-User. An der Kottidortiir stand in Kniehosen, Wabenstrümpfen und Schnallensehuhen der Diener, obgleich es fast Mitternacht war. Ernst Holler iow lernte das Staunen. Hier schien es sehr »großzligig« zuzugehen. Der Diener ivar wohl gewöhnt, Nacht siir Nacht auf die Heimkehr seines Herrn zu warten. Herr Solemaeher legte seinem jun gen Freund die Hand aus die Schill ter. »Bitte, hier herein, und seien Ske mir gleich herzlich willtomcnen in inei nen vier Wänden!.... Franz. Zitte nenlimonade mit einem Schuß Rot wein, recht kalt!« An der Tür hatte Herr Solemacher e5 dem Diener zu gerusen, dann sagte er ernst: »Herr Hallerloto, wenn man iiber schlverwiei gende Dinge spricht, muß man den Altohol meiden! Uebrigens haben wir von dem heute abend gerade genug durch die Kehle gejagt! Es ist nicht vornehm, geistige Getränke in Massen hinunterzuschütten. Außerdem lähmt es die Energie!« Ernst Hallerlow verneigte sich und sah sich in dem Wohnzimmer um. Massen wilder Völkerstämme hingen an der Wand, Panther-, Löwen- und Eisbärfelle lagen umher, drei große Petroleumlnmpen, bedeckt mit langen, roten Seidenschirmen, dämpsten das Licht. »Sie scheinen sich über mein »Jagd zirnmer« zu wundern. Ja, wer so viel durch die Welt gekommen ist wie ich! Afrila, die Sundainseln sind mir ebensowenig sremd wie das nördliche Eismeeri Ein andermal erzähl ich Jhnen davon! . .. Und die Petroleum lampen setzen Sie Großstadttind na türlich in helles Erstaunen! Elektri sches Licht, selbst gedämpst, ist mir zu grell, Gas zu heiß.« Behiibig dehn re er na) in feinem bequemen Polster stuhL »Man muß ein wenig Lebens liinstler sein, Herr Hallertowl Das lernt sich mit den Jahren, wenn einer nicht aus den Kon gefallen ist! Aber warum soll man Lehrgeld zahlen, wenn man es gar nicht nötig hat, nicht wahr?" Ganz stolz war Ernst Hallertow geworden, daß ihn dieser viel ältere, weitgereiste, vornehme Herr Solema cher so liebenswürdig unter seine Fit tiche nahm. Wieder sand er Gelegen heit, seine Energie zu beweisen. »Ich bin Jhnen wirtlich sehr ver bunden, daß Sie mich so auszeichnen! Die erdenllichste Mühe werde ich mir geben, mich allezeit Jhree Vertrauens würdig zu erweisen!« Herr Solemacher hob langsam die Schultern hoch. »Wir werden ja sehen, mein junger Freund!... Ah, da kommt das Ge träntt iEs ist gut, Franz! Auf zwei Stunden werden Sie sich noch gefaßt machen müssen!... Ja, Herr Hallen sow, fiir den Anfang werden Sie wahrscheinlich ungeheuer über mich staunen! Es werden Jhnen vielleicht sogar Bedenken tomment Weil Sie das Leben mit seinen Ecken und Kan ten noch nicht tennenl Wie sollten Sie auch!... Jch bin mir immer noch nicht recht klar, ob Sie schon reif sind siir die Aussprache, auf die Sie — ganz gegen meinen Willen —- noch heute abend bestanden! Wenn ich mich auch siir einen Menschentenner halte, einen Talben Scheffel Salz sollte man mit se ern erst gegessen haben, bevor man sich tn die Herzensfalten sehen läßtt Und dann natürlich auch noch lange nicht jedent'« Ernst Hallertow ging der Atem schwer. Was würde nun lommen: Ei nen festen Plan schien der da gegen über, der sich so aufmerksam seine ge pflegten Hände besah, zu haben. Einen Plan, der ihn steimachte von den Turspiraten, der ihm eine gesellschaft liche Stellung brachte. Takt die nur mit »Opsern« zu ertausen war, wenn man der Sohn des ehenm.iien Klein bauern Paul Hallektolo n:.«·. lag aus dcr Hand. Und das-, ixm —s- vorläufig —- Herr Solemacher ook dem Anlan eines Rennstalles gemarnt hatte, — mehr als zwei, drei llakspsiae Schin der wären eo ja dol) ums geworden —— halte sein Vertrauen g nz unge heuer gestälzlt. «Bitte reden Sie doch ungeschqu Wenn ich auch noch selkc sung dis· Das Leben hat ans nach sinnt-ne Ein driide gemacht axs aus Die meisten Tas ist doch lein Wunden Ich hab« doch noch gesehen, wie ein Vater mit seinen beiden lraunen Stuten vier zig Morgen Land bestellt l;at!« Da hob Herr Soleinacher säh denv tiopf· »Daß Sie das sagen, beweist mir mein junger Freund, daß ich mich in Ihnen nicht getäuscht iialsei Und... die Hand draus! Finden Eie an mei nen Plänen tcinen Geschmack, so ver gessen wir beide, loaI heute abend ge sprochen worden ist.« Ernst Hallerioiris Hand fuhr iiltee den Tisch. »Ich verpsände Ihnen mein Ehren-, wort!« »Na, dann ist’s gntl« Weit lehnte sicy Herr Solemacher tin-l) dem Hän dedruck in seinen Stuhl zurück, schlug die Beine üdereiiiaiider. »Wer Geld hat, will sich durchsetzett, das ist das Selbstverständlichsic von Eier Welt! Und wer, wie Sie, aus De-« Schatten so hoch ins Licht geschleudert wird, der wird geblendet —- und stillt »Nimm Leuten«, mit denen ich sie so ost aus den Rennpliitzen zusammen stenen sah, in die Finger! . . . Schmeißsliegenl . .. Die sangen Ihnen den legten Trop fen Blut aus den Adern! Und wenn Sie es getan haben, kennen sie Sie nicht mehr!.« Andere kommen an die Reihel Unetsahrene Sisyne reicher Väter!.. Wenn auch der eine oder andere von »diesen Leuten« einmal hinter die schwedischen Gardinen kommt, sie machen sich nichts draus! Uebrigens sind die schwer zu erwi-. schen!·.. Also endgültig Schluß tnii ihnen!... Das ist die erste Vorm-s setznng die ich unbedingt sti- ca muß!« »Es wird geschehen, Herr espe Inacher!« »Gut, ich will Ihnen g:auben, es gleich das nicht so leicht sein wied, wie Sie sich das vorstellen! Total un Hnahbar sein, »diese Leute« überhaupt nicht sehen und, wenn sie Sie anspres chen, ihnen einfach den Rücken zu drehen!« »Auch das wird geschehen!« » »Und wenn Sie mich draußen auf Hden Rennplätzen treffen, bitte, eine kurze Begrüfzung —- weiter nichts! Denn »diese Leute« ziehen natürlich sonst die Schlußfolgerungen und ich will mit denen nichts, aber auch gar nichts zu tun haben!« » »Ihr Wunsch wird mir Befehl sein, Herr Solemacher!« Der nickte, schob seinem Gaste Zi garren und Zigaretten hin —- er selbst tauchte nicht — besah sich noch ein mal seine Hände und fuhr fort ,,Fiir möglichst wenig Geld recht viel vom Leben haben, das ist für ie den vernünftigen Menschen der We s heit allerletzter Schluß! Und lex-in man mit einer Klappe gleich ein paar. Fliegen auf einmal schlagen, so -.ut» man es, nicht wahr?« » »Ganz bestimmt, Herr Solemacherl s Ernst Hallertows Nerven waren »nun bis zum Aeußersten gespannt, Idas hatte der »Menfchenlenner« erst serreichen wollen. Jetzt war der »inn ge Freund« sicher Wachs in seinen Händen. »Schlagen wir also so viel Fliegen wie möglich mit einer Klappe,« sagte Herr Solemacher - voller Nachdruck. »Wie to t man am besten in die ,,Gesells , « hinein? Jndem man mit einem Angehörigen dieser Kreise in — verwandtschaftliehe Beziehung tritt!« Da risz Ernst Hallertow die AU gen aus! « »Ich nnd heiraten . . .?« Den Gedankengang weiter auszu spinnen, dazu lara der Jüngling von zweiundzwanzig Jahren gar nicht« denn Herr Eolemaeher suchtelte mit der rechten Hand in der Lust herum und schüttelte sieh vor Lachen« »Nein, nein! Was hätten Sie denn dann vom Lebens Ja Ihrem Alierl Gottvoll sind Sie —- gottvoll!« Ganz verwirrt wurde Ernst Halle-. low, er machte ein sehr dummes tm sicht, stotterte: »Ich glaube wirklich, Sie so verste hen zu müssen!" Herr Solemachcr wischte sich mit dem-seidenen Taschentuch die Tränen aus den Augen. Fortsetzung solgt.) i — Die höchste Höhe. Frau iA-: »Ist Jhr Mann denn wirklich sso schrecklich vergeßlich, Fran Pros ssessorW » s Frau B.: »O, furchtbar-, ich muß zihrn sogar stets Knoten in die Ta Jschentiicher machen, damit er —- seine Nase nicht vergißtt« s-— Auch. Der lyrische Dichter »-Herr Gott, ich habe vorhin meinen «Regenschirm in der Redattion stehen lassen.« Kollege: »Sei unbesorgt, den kriegst du auch zuriieU