Sonntag-hinkt de · z Staats -«-Änzeiger und Merold gifscflüßchm l Sissze von Lusde Anat-lett — Aus einem Zeisriickcn iiber dem Fiüfzchen sieht cinc Burg. Klein ist sie nnd hoch, einein Wachtinmie ähnlich mit ihren icnkrechtcn Man ism Aus Gestrüpp ragt sie empor, nnd aus schwarzen Fensteriöchcrn schont sie bösartig hin über dass Tol. Jlms Stinnnc ist Waffengetös, OundcqcklöiL Gköhlcn nnd Fluchen. Denn niemand haqu in ihr als ein mid« Dnyend Ariensmannem die znr Wache iidcr dass Tal ringt-sent fins Toch heute, tvie in yente die Ftns stete verschönt? Henk, am kalten Wintertag. ist ein Fähnlein aufgesteckt auf der ;tinne; intbenikoh spielt-Z im Win de. Weiße Tücher verhängt-n die Eulen von innen, nnd ans dein ein zigen Fenster, dem stinlengezierten itn oberen Stockwerk weht gar Seide-, purem-ne Seide. Horch. ilingen nicht FranenstintntenY Und s:elt. tollen nicht ieentde Hunde anf dem Felsetiplciti, schlanke-. holte, nseifzilctuntiaeiE Nun klettern teolil die Tellente iilter den Felsentiitten Mian das tiene Leben zn liegt-iis;eti«.- —- Ve z sinkst-ei Sie itsiitien höchstens tin-? ken ichnmrzbmnnen Hinten dtsiilsxstn Jenseits dem Iliisicheth »Der Herr ist dnk Tet« Hen- ist netonnnetn ltitst lieilizie Minnen-, du Jitrspeecherin dei- Elenden!« so iliis stets-J in den t«m::tiict:nn«.r«ien Stu tsen. Die tleinen Kinde-U die sonst unt diese Stunde, in der Wiege ein neschnükt, schlafen werfen imnmemd Ins-s Köpfchen isin nnd her. Und die Miitter sitzen tttiiizia, Tränen ans Ren tvachsttleichen Wangen »Dei- Herr ist da —— noch ine nnils iit et- itn Winter stetem-nein mitten im kalten, ichneereiclsenWins :et. O Gott nnd Votert Welch neue Qual toll das bedeuten? Echiiut tut-«- nnn auch det- Schnee nittst niean besoalnst nnd nicht inetik e Mitte nor itntt:« In alten Stuhen liegen Beter oni den Knien. — Diectnat iitrchten sie umsonst. Der Hekt- denit nicht un sitt-on nnd nicht nn Steuer Et- tiegt dar Dieben Ins grösste Wunden hattest iie ihn gebettet Die Mauern haben sie nnt notddnrchwikkten Teppichen ve www -q issnigiz nni nie-mein Der-dich nneen sie den Boden bedeckt. Das breite geschnilzlc Bett haben sie Initteu ins nienmch gerückt Weit sind die dun kelvioletten Seideagehiinge zurückge schlngeik —- Ta ruln der Herr, aus lauter silberhaarigen Zellen Eine ichnsarzgliinzende Pelzdecle wärmt Eiine Knie, nnd ein köstlich nielettess Zeidengewand innliiilll ihn. Tuch anrchtbar iil der Herr trotzdem an zusehen — dei· Kopf lilnnrot ausge schmollen, die Augen lilutinnerlmi ien —, der Mund nach Lust schnap eend, der Körper sich baninend Neben dem Bett. auf geschninter Truhe. liegt ein weis-ev Spitzentuch ausgebreitet Von Gold nnd von Silber blinlc eiss daraus: dn glän zen zwei goldene Schalen-. mit Wasser geiiillt; da ichinnneri ein «ioldeiier Krug; da aliizern rote Edelsteine, in die Hunde eines- blei itteti Herrgotts geheilet, der eisen lseingeschnivt an eineni silbernen Kreuze hängt Jn einer durchsich tiaen Alaliristersctsale glänzt Oel. Der Herr nierlt nicht-s davon Zorn niiitet in ilnn Eben liat ei· den Priester hinansgeiciniem der ilni aus den Tod hat vorbereiten wollen. Jn elnuniielniger Wut össs net nnd schließt er die Hiindin — Tieser Priester hat e-:i gewagt. hat et wirklich gewagt, mich aus den Ted rüsten zu wollen i-— dieses urinselige, lmlbverlsungerte Priester lein, der Selni eines elenden Leib iiaeneih mich, den Herrn! Den starken, den hohen, den mächtigen Herrn von Turn. —- Weiß diese-J --i·bi·mnliche slaeliinchen nicht« das; ils-Sen- bin von viel hundert Men iitkeuk Tals ich die verlaufen kann oder verjagen, dnsz ich sie peinigen lann oder inartern, o Inarternl Nach meinem Wohlgefallen llnd mein sind die schönsten Rosie ini Land, mein die iesteitcn Burgen Vornelnne Ritter niiissen niir die nen. Und ist kein Feind, dein ich nicht dopelt vergelten, war- er mir netan, und keine Schlacht, die ich nicht siegreich bestanden —- nnd der Sohn eines Leibeigeuen liat es ge wagt, der bleich- Sclswiiitkling hin es gewagt s-« Tek Herr preßt die Hände in einander-. »Wenn ich ihn da innen Mitte! Warte, Priester-! Momen, morgens — warie —,« ntnrnielt er wieder nnd wieder-. «....Nnr der Atem « Lnfii jLnfiP Er leucht hoch anf sich biini »mend. Weit ichlendert ei- die iDckic von iin Ek schlägt dic Fäu Ifie in die Vorhänge des Bettes nnd nein sie krachend nieder. Erfchniets Wert mit der Rechten auf die Gold Igefiifnu daß die Schalen Hirt-end aufsprinaen, daf- die Kerze nieder schlngend erlischt nnd das Kreuz zus i.1nnnenknickt. ; Diener stürzen herein nnd Män de. Sie kennen hin nnd her, ansj einandersioszend nnd tragen Kessel« ltekein voll Schnee, voll von lockern-J frischem Schnee. Sie heben denk spcsemh sie stützen ihn, öffnen ihml Idas Gewand iibek der Brust tüc)len’ Heine Stim, seine Hände, mühenl inch ab in schweigen-der Haft, Seht-ek ken in den Mienen. . Einer allein ist iiiiiszin; doch sei-H ner bemerkt es. Keiner hat aesess ll:-en, dasi sich der Vorhang, der von Ydeni Fenster niedePtiiinAL ein klein inseuia öffnete, das; ein weißes JGesicht ausk- der Seite tauchte, ein lsremdartia, schneeweisz Gesichtj Es iist von Gransen entstellt, die jnnqe Ztirn unter den schwarzen Locken ’aernu.-.elt, die Brannen .·«nsannuen izzezozsetr. weit ausaerissen die iibers Herein-in iiidlichen Augen. — ; Ter Herr erlsolt fiel: wieder-. Er Hieat niatt, als-er seine Augen suchen runduui, ruudiun, sei-schen in den Gesichtern der Diener-. Die Diener schauen aus die Mägde, die Elliäade lieben die Brauen und schütteln den Mens. Niemand nat den junan Silynto ansehen, das Psleaetind des-J Deren. niemand hat dass- tneiße Ge siclJt auftauchen sehen, denn schon ist wieder tu·rsrl:inundeu, Ani dein Zteinsiy in der Nische sie-J Fensters lauert Annw, der junge scheue Knabe-. den der Herr vor Jahren irgendwo ini lieil’aeii Lande aniaeleiein Ten Vorhang nat er vor seinen Sitz aszogeiu so lauerte er ini Versteck. geschiin durch die Purpur-ten seidenen Falten. Gans in sich .iuiatninenaezogen hat er sich. Er verstopft niit den Fin aksrn die Ohren nnd schaut jammer -voll ins Leere-. »Ich kann nichts- lsören von ilsni nnd nichts ielseit,« sliiitert er vor sich lnn. »Ich tann· ich kann seine schreckliche Etinune nicht mehr an hören. Jch kann seine bösen Augen nicht nielns sehe-u, ich lann nicht. Hilf inir doch, Gott, ich wollte so gern neben ilnu aiu Bette singt und seine treisze Ztirn iiihlen, aber ich mag nicht, ich kann nicht. Jst es mir doch, mein Herr erstarre im Leibe, wenn ich nnr von weitem feinen Schritt höre. lind doch ist es Ziindtc Er hat ntich ia vom Tode -.·rrettet. er hat mich nähren nnd kleiden lassen; er hat mich pslegen lassen nnd nnterrichten. er ist mein Wohltaten mein Erlöser, nnd doch — ich sann nicht. Ich bin ein Un dankbaren bsni. ein Vllsschenlichetu ich weiss es, ich bereue, aber nein ich tann ilm nicht sehen —— ach —" nnd plötzlich hebt der Knabe den Kopf, ist wohl gar nicht wahr, dass er leidet. Vielleicht —- gewiss s-· tnt er nnr so. Wie könnte doch irgend etwas ans Erden ihn be zwingen! Gestern hat er meinen lieben kleinen Falten zertretem hat der sich etwa gewehrt? Du arme-I Vöglein du! — Heut morgen hat er den alten Mai-ius- inLJ Gesicht ge ichlagem hat der iich gewehrt? Die Hand geküßt hat er dem Herrn- — llnd vorhin der Flasclaie der heilige Mann? Ank- dem Gemach ist er geileherk nnd die Tiener mit ihm. —- Allei- tann der Herr, wars er nnr will. kljlenschen nnd Tiere sind ilnn rnitet·tasi. Er ist der Herr, o iier grosse furchtbare Herr. « Aber wazs hat lient" die llIinlnne Verta gesagt, was hat sie mir inst- Ohr gesliistertY »Ter- Herr will dem Tod entfliehen. darum miissen wir von Ort zn Ort nnd endlich gar hier hinaus, in Eis nnd Schnees doch sieh nnr zn — sieh zu: hier packt er ihn, der Tod. . WahnsinnlMors gen schon steht der Herr wieder ani recht —- und wars dann mit mit-? Er hat gewünscht. mich zu scheit nnd ich habe mich verborgen. wohin, wohin soll ich entfliehen? ——" thnno ichant and dem Fenster-, Todesangst in den Angen. Allniiihlich wird sein Blick sansi ter. Stannend schonen ietzt die An gen. Noch nie haben sie Aehnlichei gesehen. Nein, solche Helle-, solche Helle haben sie nie geschaut. Weiß liegt der Schnee-, kalt. Doch Sonne ruht ans ihm, leuchtender Sonnenschein Dass soviel Licht nnr möglich ist! Die Schatten sogar sind Licht: snstl muß man noch vor ihnen die sinnen schliessen Schwarz wie die Nacht sind die Hütten dn driiben. Aus den Diiclkern liegt S mee. nlatt nnd bestimmt, als hiitte ihn ein Messer gestrichen nnd geschnitten. Dahinter hebt sich der Abhang nmndsteil em por, hour-in von zarten. hriinnlichen Bäumen. Lan driider tiiismt sich ein Honian Felienhnnvt in den blauen Himmel empor. Schnell zieht Ahmo den stonf zu riick nnd senkt-die Wimpern. Es ist ihm, als miiszte der himmelhohe Fel senberg iin nächsten Annenbiiii nie del-krachen Doch welch sonderbare-:- isieriinsch ans der Tiefe hereinschtnittt, ein nn onfhöklichets Zischen, ein unablässi nch Schichscli Schichicii, Sein-dich nls mahne jemand znr Stille. -— Wos mag esks seini Und wie der Knabe den Kot-s ans dem Fenster bemit, sieht er das Fliisjchen Jn der Tiese slieszt esks dem gera den Rand der Schneestiiche eutlana. Leuchtend bieat sich der Schnee-muti, von lichtblanen Schatten diiritsstreist, zum Wasser hinab. Wie dunkel das ist, und doch diirchsielstia, lau tereizs Glas. Den ariinen Sand sei nes Grundes sielit man; zwischen braunen, aelben und nmuen Stei— neu lieat er gebettet Zu lauter dass Wasser-, und doch sait schwarz neben dein leuchtenden Schnee grün setnvar3, i«öttirlssct)ttuu«z, blan- und. braiiiisrtsttnir3, schilternd wie ein Fisch und ebenso l)isrtin. Geschmei dia sich ichliiuaelnd schwellen die» Wellen dahin iilier Kiesel undl Sand. Zwei-, dreimal stoßen sies au. Dann verbreiten sie ein weiß schiiiiiiieiides. sitnuunerudes Getriinsi sel und gleiten mit tausend silbrisi neu Hallnniindrtsen eilend-:- tsinweas Ein Uaar Steine runden sich übers die Flut hinaus Die tragen eineuJ weichen SchneelniL nnd drunter —! Amnaci Augen lachen bor Freude — unter dem Hut einen breiten stra saen von Eis-, aleiszendem Eis-. Wie Jeiuer feinen Muschel Rand ist es ’triiu:slia ausgebögelt Durch das -aleifzende Wass- sielst man Welten dahinaleiteu, so schnell, so schnell eilendeu dunkeln Fischen gleich. Wicht eine hätt au. Jnnner neue gleiten und schwellen nnd eilen da hin, liebende, beliende s— — « Da — ein Krachen. Atnno schreckt zusammen. Was sistis Was ist? —- Von der breite sten Muschel ist ein Stiick abgebro chen. Tie Welten treiben e-:- weiter-, tun-tin, to lsnktia, tlirrend stößt es an —- klirrend noch einmal, dann ist«-TO verschwinden Neue Wellen eilen und schwellen nnd gleiten — Weit ansI dein Fenster beugt sich der Knabe. Wie schönt Wie schön! --— Er schliiat lachend die Hände zu sammen. »Wie daszi Platz schafft, das Wasser-! Wie das- sich srei machtl« Mit einemmal durchschieszt ihn ein Schreiten Hat jemand stern s sen c Wire schaut er zuriick in sein Versteck. Ein schwere-:- Geräusch schleicht heran dringt lxiuter nnd lauter herein- Lssr liistet den Vor hang und schnitt ints Gemach wie iin Tranin Rot brennen drei Lichter neben deni Vett. llnter ihreni Schein wälzt sich der Herr schwer hin und her. Fahl ist nun sein Gesicht und nucs der ani- nnd nbsieigendenBrnst und dein hängenden Munde tönen röchelnde Ateniziige Jui Dunkel knien Diener und Dienerinnen, hns ben die Hände vertrnnipst, starren aus den Herrn und nnirineln Gebet inu Gebet. . . . Jetzt weiss es Ahnnn »Ei- siirbtl Der Herr stirbt. der Kinn-. pp Zchreckliche stirbt!« Der Knabe liiszt sich niederinlleii. Ei- driickt dacht-ficht in den Tep pich und die Arme iibee den Kons. »Gott hilf, o hils, er stirbt!« Jn, er mus; hin, der Gewaltigez er muß hin, vor dein alle Geschöpfe erbeben: er mus; hin, der sie alle hezwnimen, der sie nenniilt, der sie nepeiiiint, der slllneninltine ninsj sterben. Aynw lnnscht aus dass Nöcheliu seht must esJ enden —- ieht —- seht —- Und wenn es endet, dann wird keiner mehr ntnien rinnt-unt Dann niird der Tod niederschmettern ans sie alte, aus die Viirn, aus die Krienslnechte, auf die Diener und Mägde, ans ntle15, was lebt. Wenn der Herr hin nnisz, der Geninltigcy dann stürzt die Erde znsanuuen »Dann-n beten sie —« denkt der Knabe, ,,darinn«. Er zieht die Hände unter sich, presst die Augen in die qesalteten Finger und stü stert Gebetlein nui Gebet. Doch immer lauscht er dabei, lauscht auf : ..... tm. «« .. das Röcheln, das schwere kliöeheln... »Du heiliae Mutter-, bitte siir uns-, lsitte file uns-, dn heilige Junius-an, ltitte fiir unif- —« llnd die ninrineinden Etlnnuen draußen werden leiser, und das dliöcheln wird schwächen immer schwächer-. . .. ein Ausslöhnen lind nun Tateuruth Dei-Knabe lanseht nnd lauscht — leiu Beten mehr —— lein kllöcheln mehr. -— Alles ist tot. Doch eine Stimme rannt noih in seinene Ohren eine rauscht-»de, nn ahlässige Stimme —- Ssthschsch, lchschsch —- schschsch —- schschlch — als inalnie einer unaufhörlich — Aquin steht aus, unhörbar, schaut ans deni Fenster. unaliiulsia — und sein Der-, Pocht laut — Sonnenschein ans dein Schnee, nnd zwischen den leuchtenden Schnee riinderu das Fliiszcheih eilend, dun kel. Die Wellen gleiten undschwels len. von silbriaeu Hallmiöndchen ne krönt, schlupfen dunkel dahin unter dem gleißenden Eise. Atnno schreit aus· Mägde und Knechte schrecken auf aus der Sturm-, lassen den Toten liegen, stiirzen herbei, schleudern den Vorhang zur Seite. Da steht der Knabe, Sonne aus dein getöte teu Antlitz, und zeigt in die Tiefe. Sie driinaen sich und spähen, an» einandemeureszt Fluch sie sehen das Fliiszchein auch sie sehen sein Ellen nnd Träumen Keine einzige Welle hält an, leine einzigI zögert, nun, da der Genmltiae hin ist« Die Wasser eilen und schwellen und aleis ten, heute wie gestern und iniuiers dar. Schsehsch — —--.-..--— Und dann.... lion klncm strittlllenlsctxi Flugs dem .-.ltn-»-edml:cn. FWOSYZUYOWAO « —s W Dämmerung herrschte in dem Wohnzimmer, das nnr von einem» Knminseuet beleuchtet wurde Aber das flammte auch munter auf nnd wart seinen flackernden Zchein auf Lenkt. die fünfzehnjährige Tochter des Hauses, und auf ihren Gast, die drei Jahre ältere Vase Astrid Die letztere saß aus einein niedri gen Stuhl etwas abseits vom Ka min während Lenkt in bald liegend-r Stellung ans einem großen, weichen Schemel mitten davor kauerte Und, die Arme auf Asttids Stnhllehne ge stiihh den Kopf in die Hände gedrückt, die Vase mit weit offenen. gierigen Augen betrachtete nnd jede Szene der Geschichte vor sich zu sehen schien, die g E Z « .- RIG E Astrid soeben etzahltr. Eis war aber auch etwas Interes santes! Ein ganzer Roman. Uebrig gens nicht der erste, den Vlstrid erlebt hatte. Das wäre gar zu weniq siir ein so hübsches, gefeierteg Mädchen Aber er lvar der ernsteste von allen, und sie konnte nicht leuanen, daß sie selbst endlich verliebt war. Während sie das Feuer ab und zu mit der Zan ge schütte, berichtete sie bis aus die kleinste Einzelheit, wie es zugegangen war. als er Um sie geworben hatte. Und Lena lauschte gespannt, nur ab nnd zu eine kurze Frage sliisternd: »Was sagte er da?'« Oder: »Was sagtest du da?'« Aber als Astrid ihre Geschichte mit dem Bericht schloß, daß ihr Verehrer ihr Spihentaschentuch acnomnien, es getiißt, sie gebeten habe, rg behalten zu dürfen und die Erlaubnis hierzu belommen hätte, da gab Lena unwil lig ihre lauschende Stellung aus und ertliirte, das hätte sie ihm nie ge statten dürfen. Es erregte sie iln höch sten Grade, daß sein Sieg so leicht gewesen ioar. Der Roman iiäiie ja viel länger nnd viel spannenoer werden können. Sie wiiroe nicht so nachgip bia sein, nie! Sie wußt-, wie man die Herrin travaliere ;u behandeln hätte. »Du?« fragte Ailrid erstaunt nnd entrüstet, daß ein so junges Ding ihr Verhalten zu betritteln wagte. »Du solltest lieber nicht von Dingen spre chen, die du nicht verstehst, liebe ;Lena." »Die ich nicht verstehe...?« Die lsiinszehnjährige junge Dame setzte sich wiirdevoll aus ihrem Schemel zurecht, saltete die Hände um die Knie, wars ihrer Bose einen langen, scharfen Blick zu und sah sehr geheimnisvoll Alls. »Warst du etwa schon einmal ver-» liebt?« fragte Astrid spöttisch und» verzog die Lippen zu einem überlege-" nen Lächeln. Lena schwieg, lniss den Mund zu sammen und starrte ins Feuer. »Ob« ist vielleicht einer in dich verliebt?« Bedeutsames Schweigen »Aber sage, einer?« Es sah fast aus«-, als sei Lenn iin Begriff, mit dem Kopf ·3n niclen« doch sie tat es noch nicht »Ach, erzähle doch.« »Es ist nicht-I,« sagte Lenn lässig, niscr in einen! Ton, als hätte sie et was sehr Jnteressnntes zn berichten, wenn sie nur wollte. Astrid ließ sich jedoch nicht iibschrek len. »Wer ist es?« »Das ist ja gleichgültig, du kennst ihn doch nicht« »Bist du sehr verliebt in ihn?« »Ach, nicht arg Jch weiß übri gens nicht...« »Ist es silns Lönnholm?" »Klas- LönnholmI Ein Gmnnasinstl Ein Schuljungel Na, ich bunte!« Nie würde ihr eine solche Mesalliunce in den Sinn kommen. »So will ich dir sogen, wer eLJ ist,« meinte Asirid bestimmt »Das lnnnst du nicht.« ,,Onlel Weswan der nlte -Zoiiii: tag herkommt-« »Onlel Westmart . ..?!« Leim brach in ein so erschütterndes Gelächter aus« daß sie beinahe der Länge nach zu Boden gefallen wäre· Astrid hielt sie fest nnd wies fliisternd ans die Schtnizimmertiir. Lena schreie ja so, daß sie womöglich ihren Vater nus seinem IJkittngesehlupimcr weckte Ein wenig erschrocken blickte die Tochter bei dieser Ermahnung zur Tiir, dann tierit dich wiknich aver begann sie von neuem zu tausen, wenn auch etwas gedämpfter. »-On!el Westmart, der im März neunundvier zig Jahre alt wird! Jch bin doch nocks nicht ganz verrückt!« »Nun, dann Iveisz ich aber ganz ge wiß, wer es is,« beteuerte Astrid wie der, nahm Lenas Kon und stiisterte ihr etwas ins Ohr. Aber Lenn riß sich mit einer ra schen Beugung ihres dunklen tteinen Kopfes hastig tos. »Er ist nicht Fiomtni5,« sagte iie mit Nachdruei. »Ja, aber er expediert doch...« «Nur ntn das Geschäft zu erlernen. Sein Vater hat ein großes Haus in Kungshotmen und seine Schwester nimmt Gesangstnnden.« »Nun, was ist er denn sonst?« fragte Astrid mit einem vergnügten Läckeln iiber ihre wohlgetungenc List und tebnte siett oornehni sein wenig zuriicL »Er ist... er ist... nun es- ist ja ganz gleich, wac- er ist," antwortete ihre junge Wirtin. Sie schwiegen einen Augenblick Lena schien nicht recht geneigt zu wei teren vertraulichen Mitteilungen, nnd Astrid überlegte. wie sie sie dazu er mnntern sollte. Sie beugte sich wieder vor nnd seine ihr Kreuzverhör fort. Ob sie sich häufig getroffen hätten. —--- Wie sie miteinander bekannt ge worden wären. Was-«- er gesagt l)ättk. - - Doch Lensa antwortete einsilbig mit einem ,,«Oh!« oder »Ach, Unsinnl«. Schließlich konnte sie aber doch nicht länger widerstehen Die Versuchung trar zn groß. endlich einmal laut aussprechen ,;n können, mass sie Tag nnd Nacht dachte, und ex- lag auch etwas se- Crhebenderi darin. das-, man eine Geschichte zn erzählen hatte. Sie wurde dadurch gleichsam zur Alters genossin Astridg, die man ja bereits als eine erwachsene Dame betrachtete. Und so begann sie. Die Buchhandlung in der er war, lag so nahe bei der Schule, dasr die ganze Klasse dort ihre Bücher, Hefte und Federn tat-ite. Aber am artigsten war er stets gegen Lena. ja er ver nachlässigte die andern um ihre-iron len, und kam sie je einmal allein, so sprach er «sogar von Rotnanen, die er ihr zn lesen empfahl. Er sand, junge Mädchen müßten mit ihrer Zeit mit gehen, nnd er wollte ihren Eltern eine Anzahl Bücher zur Ansicht schicken Dann hatte sie sich einmal ans der Eisbahn getrossen Valsrid Borg halte ihn ihr zugeführt. Er lief tote ein Preisgetrönter, und sie tanzten Mauer nnd Francxaise miteinander· Seitdem tvar er jeden Donnerstag und Montag nachmittag —- da hatte er srei —- ans der Eisbahn, schnallte ihr stets die Schlittschuhe an und lief mit keiner so viel wie mit ihr. »Und dort ans der Eisbahn hat er dir gesagt, dafz er dich liebt?« sragte Astrid, die den Prolog etwas lang fand und gern zu dem interessantesten Teil der Geschichte gelangen wollte. Lena errötete sichtlich, trotz des starken Ferierscheitis, der auf ihrem Antlitz lag. »Ja, er sagte nicht gerade» ver stehst du... Aber. . »Nun, was sagte er denn...?« Lena zog die Knie hoch, kauerte stets darüber und blickte in die Flammen« als denke sie an etwas Angenehmes« das lebendig vor ihrem Jnnern stand « »Es tvar an einem Abend«.« Sie unterbrach sich nnd begann von neuem. « Es war an cinekn Abende, wo es ganz herrlich war auf der Eiöbahrn Heller Mondschein und nur ein paar Grad Kälte· Sie liefen fo weit hin aus, wie sie nur konnten, und schließ lich waren sie ganz allein auf der Bahn. Er lief so rasch, daß sie ihm kaum zu folgen vermochte und fast außer Atem war. Zuweilen drohte sie zn fallen und lniclte zufammen. Dann blieben sie sieben und sie zog fo an, dafz auch er beinahe umfieL Aber einmal mußte er sie erst urn den Arm und dann um die Hand fas fen, fonst wäre sie ganz sicher eftiirzt, nnd während sie das Glei gewicht wiederzugewinnen suchte, zog er ihr den einen Handschuh nnwillliirlich zur Hälfte ab. Da standen sie und lachten wieder. Und dann... »Dann . . .?« fragte Alten-. »Dann zog er den handfchuh noch weiter ab. Und dann fagte er...« »Was fagte et?« »Dann betrachtete er meine Hand .'« »Nun und?« «Betrachtete sie fehr lange. Und dann fah er mich an, und dann sagte Irr . . .« »Was sagte er darni?« Sie zauderte. »Wie siiß . .. sagte er . . .·« Wieder eine Pause. » »Und dann?'« Lena blickte auf, rasch und ernst, als wäre sie unangenehm gestört in ihren Gedanken. »Dann liefen wir weiter," sagte sie. »Nun und bannt-« «Dann...? Dann war nichts mehr.« »Aber woher weißt dn denn, daß er dich liebt?« . »Das sah ich doch! Du hättest nur .inal sehen sollen, wie er meine Hand Ibetrachtete und dann mein Gesicht. sSo was sieht man dacht« Astrid lehnte sich in ihren Stuhl zur-litt und brach in Lachen aus. Sie lachte so, daß sie sich schüttelte »Nein, hör’ mal, Klein-Letta, du bist doch wirklich zu drollig." »Drolltg . . .?« Lena suhr auf, maß ihre Base mit dem Blick vom Scheitel bis zur Zehe und schien noch etwas sagen zu wollen. biß sich aber aus die Lippen und schwieg. Dann nahm sie die Feuerzange und schürte die Flam men. Und während es in der Glut prasselte, verbitterle sich ihr Ausdruck immer mehr. Sie warf die Zange in die Ecke und wandte sich mit funkeln Iden Augen zu Astridc »Ja, lache du nnr,'« sagte sic, »du-:- begreifst du na türlich nicht, dazu bist du zu dumm. Du bist das diimmste Mädchen, das ich kenne, nnd ich hätte dir lieber kein Wort erzählen sollen.«' Am lieb sten hätte sie ihre Arme gepackt, daß sie blau nnd braun geworden wären Doch sie beherrschte sich, ging zum Sofa und wars sich in den dunkelsten Winkel. Es hatte leinen Zweck, daß Astrid zu ihr kam und ihr zuzureden veri suchte. Sie hörte nicht aus sie und gab keine Antwort. Alle Freundlich leiten versagten, ja selbst halbe Ent schuldigungen versingen nicht, und als die Base schließlich den Arm um ihren Hals legen wollte, stieß sie sie sort Und schlug mit geballten Fäusten um sich, gleichviel, wohin sie traf. Astrid mußte sich zurückziehen und als Lenas Mutter hereinlam nnd die Lampe anziindete, saß jedes der bei den Mädchen in einer Ecke des Zim merk Der Abend war zerstört. Man bat Astrid, zu bleiben. sie aber erklärte, daß sie nach Hause gehen müsse-, und Lena hatte nichts dagegen einzuwen den. Sie sehnte sich ja danach, daß sie gehe, sie wollte sie nie wiedersehen, und sie begleitete sie nur hinaus in den Florridon nni die Tür möqlichst laut hinter Ihr zuschlaaen zu können und gleich daraus in ihr Zimmer zu stürzen und niit sich allein zu sein. Dort warf sie sich in einen Stuhl nnd seliluchztn Warule disg wußte sie selbst nicht recle Et- was ja nichts geschehen. Absolut nichts-. Ader dennoch loar ihr, als sei alles Verändert. Vor einer Weile noch schien die Welt so hell und gros-, vor ihr zu liegen, mit tausend sonnigen Wegen, und alles hatte eine besondere Bedeu tung; das Zwitschern der Spahen der leise Fall der Sclmeeslocken, ein Blick aus einem Paar Augen, ein Lä cheln. ein Händedruck So viel hatte in so wenigem gelegen, und die Welt war so schön gewesen Aber jetzt... Jetzt war alles zusammenge schrunipsL Orde, still uan leer loar es rings um sie. Sie selbst war so winzig und unbedeutend, alle anderen so klein und alltäglich. Und ihre Ge schichte-Wie war gar keine Geschichte. Deshalb schlnelizte sie so unaus haltsann