Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 24, 1917, Sonntagsblatt, Image 11

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    Ti liest «
se tja ans.
stoan von M spie-nee
(2. Idrtsehungy
»Das sagt man so! Da schien
Mir eine Grundlage geschaffen, aus
der verhandelt werden lonnte. Aber,
here Hallerlow« —- vier Millionksni
Neei Ich wollte bloß hören, ob
Sie iiderhnuvt verlaufen toollten!'«
»So-til ch vielleicht in ein paar
Jahren mein Getreide mit bersten
ßenhahn in die Scheune snhrtn
losseni Das wiir’ so most Da
tiinnt’ ich mich ja iir Geld sehen
lassen! Mitten zwischen den Häu
sern 'ne Buneentvirtschast ’n janz
juter Gedanke, meine herrenl Da
wächst mein Jrund nnd Boden im
mer weiter an Werts«
»Herrgvtt,« sirl der kleine Bunt
direttor ein, »nun nennen Sie doch
endlich eine vernünftige Sammel«
»Nu,·vier Millionen sind doch «ne
sehr vernünftige Summe, wenn man
iie nämlich hatt«
Da drehte sich Herr Wernicteeint
nml aus dem Absuh im Kreise her
um.
»Meinettvegen! Zweihunderttuus
send Mart tvill ich zulegeni Aus
meine Rappe, Herr Hollertolewar
wird der Aufsichtsrat meiner Gesell
ichait schimpfen! Do tverd’ ich ihrn
sagen, ein andermal verhandeln Sie
selbst mit dem gerissenen Munnt Jhr
blaues Wunder werden See erleben!
Ja, das werd’ ich sagen!«
August hullertotv fühlte sich. Ja,
er war ein ganz Schlatter. Die Brust
drückte er heraus, schlug mit ver
Faust durch die Luft.
»Mein letztes Wort! Mein Eh
renwort! Drei Millionen bis mor
genjriih um zehn bar aus den
Tisch, und das Gut gehört sinnt-!
Jch muß aber bis zum ersten April
hier wohnen bleiben dürfen!«
»Sie haben eben Jhr Ehrenwort
gegeben!« schrie der betvcgliche Bunt
direltor und suchtelte August Haltet
lotv mit der hund vorm Gesicht her
um
«Jawol1, dnt hab' is! lln tvenn
Sie rnorien um zehne mit das Jeld
antreten, solcs mir recht sein! Jibt
ein Bauer dat Ehrenwort, dat jtlt.
meine herren, —- j.nvc-ll!«
Sosort war here Wernicle wieder
ans seinem Pelz, tvirrs ihn über den
nächsten Stuhl.
»he:rgott, nein, was sind Sie
siit ein Mensch! Drei Millionen!
Ja, Herr Justizmt, ja, Herr Si
mon, werden wir das verantworten
Mariens-« No, wir wollen den
Verlausstontrntt herrn Hallerkow
wenigstens einmal vorlese-ri«
Mit eintöniger Stimme tat das
der Justizrot August Hallerlow
hörte mit zusammengetnissenen Lip
pen zu, aiittr. Ein paar Kleinig
teiten wurden hinzugefügt, dann
nictte er wieder, dieses Mal seht
heftig.
»Im so! Drei Millionen aus den
Tisch! Morjen um« zehne-! Jck dnrs
hier wohnen bleiben bis ersten April
Schluß! Nur immer hiidlch klar
nnd verständlich! Un d.1t is in der
tu;
Herr Wernirte seufzte zum Gott
erbarmen, zog die Schuttern hoch,
tiesz den tiops hängen.
»Dann unterschreiben Sie den
Kontratt, Here Hallertoivt Morgen
iriib sinken Sie sich wohl auf un-—
irrer Bank, Behrenstraße 105, ein
Austiissang uin wa- sonst noch seLn
muß, wird mit tunlichster Beschleu
nigung von uns besorgt! SskGliiits
ticher baben·s gutt«
Mit sester hand setzte August
Hallertow seinen Namen unter rui
Schrittstiick.
Tor-n verabschiedeten sich die der
em schleunigst .
Kaum waren sie zur Tür hinaus,
iIet Ernma hallertow Idee-n Man
ne cm den Hals.
«Drei Millionen! Augusti«
Der biett stille und lachte.
»Ja, wat sich die Bande sedacht
bat, das war nicht Der Auguit
hallertow versteht sich aus die Jes
schöste!... Un nzi schiet unsern Max
mal riiber zu Bauten, was wird
der siir Augen inachen!« -
Wie ein Kind tanzte Frau Hat-«
tcrtow zur site binauz...
Die drei herren suhren Berlin ·z:i.»
Herr Simon hatte das große Wort,
er wollte sich beim Bantdirettor be
iiebt machen
»Netn. Herr Wernicte, von Jhuen
tann man wahrhustig lernen! Die
ser Bauer war doch verdammt
schwierizt Donneetoetter, wird die»
Bant an dem Gelände prositierent«
Herr Wernicke war aber sehr är
gerlich. ;
.Jch hättst sitt wei Millionen
betommen oder ene Kleinigkeiti
mebet Wenn Sie sich niirnlich nichti
in den Paadet gemischt hätten, Herrs
Justizrat Da erhielt der Bauer
Oberwasser. Nichts anderes blieb
übrig, als ihn aus sein Ehrenwort
sestzanageln Na, sehen lassen tann
sich das Geschöst immer noch!«
Der Justizrat uette die Achseln.
.Unsichtssachei ch staut-J nicht!
Bauern baben einen iteisen Naaeni
hätt« ich das Geld, wär· ich auch
mit vier Millionen zum Abschluß
geneigt gewesent«
Es
s Herr Werniele erwiderte nichts
Der Abschluß war so gezeitigt, daß
er totsicheren Gewinn in sehr an
nehmbarer Höhe brachte der FallJ
iwar siir den geioandten BantdiretiJ
tor leidlich gut erledigt s
Als Paul Hallertow von seinems
iBrudser die Abschlußverhandlungen
seht ausführlich zu hören bekam,
blies er die dcclen Backen immer
’und immer wieder aus und sagte
!endlich: l
! »Ja hätt nich alles aus einmal
’vertat·.stt Es wär mehr rauszuholen
Tiewesen, wenn Du dat Land immer
zehn oder zwanzig Morgen auf eins
mal vertloppt hattest!«
August suhr mit der Faust über
ten Tisch.
«Wirst schon recht haben, aber
man tann auch reinsallent Und da
zu den Aktien Paul! Nee, nee!
Meine drei Millionen had’ iet, und
mit denen wert-' ich Rittergutsbesits
zer. Dat will auch die Cmmat
Taraul haben wir uns versteisti
Was die Berliner Knöppe verdienen,
soll mir sanz egal seini«
Paul hielt den Kopf schräg« sah
Bruder und Schwiigerin an.
»Natürlich« wenn Ihr-B so haben
wollt! Ja mach«s ander-! Und
mit die Bauerei sind sie ja jetzt
reinweg versessen, da trmrn ich auch
bald dran! Dajewesen sind jerade
ichon genug. Aber ich laß mich usf
nischt ein, erst will ich sehen, wie
sich die Straßenziige ooraussichtlich
durch meinen Jrund und Boden zie
hen werdeni Jet hol’ raus, was nur
zu kriegen is. un seh mich dann zur
Ruhe! Meine Christine meint ooch,1
rat wär das beste. Schon von we
jen die Schulen iiir Ernst und An
na!«
Jeder, wie er will, « sagte August
Wir sind zufrieden!'·
»Un bat bleibt die Hauptsache-;
erwiderte Paul, s
D22ites Kapitel.
Paul hallerlow hielt im iiiichften
Frühjahr oft feine braunen Stuten
an, wenn er draußen auf feinen
Feldern war. Jmmer wieder mußte
er nach dem Gehöft sehen· in dem
er den erften Schrei getan. Der
Wind pfiff durch die eingefchlageiien.
Fenster-, durch die hallertows feitI
Jahrhunderten auf ihr Land gehlickt
hatten. Kein Vieh stand mehr in
den Ställen, nachts mochte Gesindel
jele dort fchlafen... Und dann fah
ei nach feinem netten, kleinen Häus
chen. Noch leine zwanzig Jahre
war es her, da hatte der Michtdaumi
auf dem Dache gestanden. Und nun
rückten von Lchöneberg und Wilii
mersdorf und neuerdings auch vonl
Friedenau die Häufermassen heran-(
Binnen turzem würde er auch tot
gedriickt irerden.,. Aber er gab
fein Land nicht im Rainfch her,
wie August, der nun in Hinteipoms
mern auf einem großen Ritteigut
faß. Stück um Stück follten die;
Speiulanten und Baumeifter mit
schwerem Gelde bezahlen. Er hatte
feinen Bruder gewarnt, aber der»
hatte nicht gehört. Die Bank han«-.
aus feinem Grund und Boden eine!
Terraingefellfchaft gemacht, —- rniti
fiinf Millionen Kapital. Jm band-i
umdrehen hatte sie zwei Millioneni
eingesteckt, und die Aktionäre woll-»
ten natürlich ihr Geld möglichst
fchnell mit einem anftiiudigen Ver-I
dienft wieder heraus habe-L SieJ
würden es bekommen, bald, unt-l
eine ruchnge Orange Gold Dazu.
Die Straßen waren schon abgesteat,’
Beamte hatten ihre Meßinstrumente
i·usgeslelll, Leute mit Butten traut-.
pelten aus den Feldern herum,tra
ten die Wintersaat kaputt, und das
Unlraut ivucherte... Er ließ sich
das nicht gefallen! Von den Gren
zrn aus sollte ihm Morgen um Mor
gen ais Banland abgenommen toersj
den, mitten heraus verkaufte ers
nichts. Und das beste behielt er nasj
tiiriich siir sich und baute sich dar-i
aus ein paar besonders schönes
Mietshäuser. Das alles hatte er.
mit seiner Christine hundertmal besi
sprochen, und die toar einverstanden.i
War sogar sehr zufrieden mit oenj
Plänen ihres Mannes. Neulich hat-’
te Emtna geschrieben, tvie aus ihrem»
Ritter-gut die Arbeit nicht al)risz.l
70 Mai-ruhe an 200 Schwein- usw«
17 Gespanne Ackerpserde. Da mun
te eine Frau natürlich vorn Mor
gengrauen bis zur sintenden Nacht
aus dem Posten sein. Und hätte es
doch so viel bequemer haben kön
nen. Aber so war August. Wenn
er nicht alle Hände voll zu tun hat
te, tout ihm nicht wohl. Und lim
rna erst recht nicht.
Seine Christi-te war nicht so ver
sessen auf die Arbeit. Die tdar ein
bkszchen arg in die Breite gegangen
Jhr einziger Fehler blieb, daß sie
es nicht erwarten konnte, die auch
sie Millionäre würden. Und Rost-i
nen hatte sie auch reichlich große im
Kons. Ernst sollte stuoieren und
Anna ’nen Amtörichter oder gar ei
nen Ossizier heiraten. Nun, das
hatte noch gute Wege! Bis dahin
toar er Millionär
Olkle Woche kam setzt mindestens
einer, der Baugeliinde kausen wollte.
Zweimal wäre es sogar beinahe zum
Abschluß gekommen, aber in der leh
ten Minute hatte ei sich herausge
stellt, daß die Leute ihm die gesor
derte Anzahlng nicht sosort in der
gewünschten höhe hinlegen konnten
Da hatte er den Kopf geschütteitiitio
gesagt: »Sie wollen nur vist Luni
ioeiter vertausen. Vermittler brauch
ich nicht Dot oerdieii’ ick janz al
lene!"..· Auch ein paar Bquineis
ster waren da gewesen, die hatten
von Aufziigem Baltonen, herrschaft
licher Diele, Zentralheizung geredet,
in allernächster Zeit solle mit Dem
Linn begonnen werden, Ertundigum
gen waren aber so triibselig ausge
sallen, daß er die »Bauineister« sehr»
energisch abgetvimnielt hatte. Troß
dism ihm seine Chiistine geraten
hatte, er möge ed doch wenigstens
mit einein probieren, »datiiit die
Sache in Fluß tcinme«... Nee, so
dumm war er nicht« Er bestellte sei
ne Felder, snh mit Befriedigung
ioie ihm die Häusermassen immer
näher aus den Leib riictten, und
wenn ihin hier und da sein Getreire
auch taputt gelminpelt und Rai-tos
seln geniaust wurden, er regte sich
darüber nicht aus, ivie August. Der
Verlust wurde eingebracht durch die
höheren Preise, die das wachsende
Berlin und seine Vororte zahlteii.
Die Bann-in kurz nach der Jahr
hundertivenoe hatte in den westlichen
Vorarten ihren Höhepuntt erreicht.
Zwar Diesen die Zeitungen daraus
hin, ooß ej in diesem Tempo niast
weitergehen könne« denn so groß sei
der Zuzug sa gar nicht. Statisti
tcn ivuroen verossentlirht, ivie viele
Wohnungen leer standen, wie groß
rie Zahl ver Zwangsversteigerungeni
von häusern ini letzten Vierteljahri
irn Berliner Westen gewesen ionr ’
Aber Berlin war in einen Taumelj
gekniciL Wer keine Biiusicllc ke1U-’
sen ionnle, erwarb wenigstens eine
orer mehrere Aktien einer Terrain
gesellschasi. Das war eine bessere
Anlage als Siiiaiepapiere oder
Sparkasse Und wenn auch einer
oder der andere bluien niuszie, so
ziiclie man die Achseln, das waren«
eben »die Duminen«, die unier die
Räder gekommen waren. Es gab
ja so viel »Schlane«, die ihre Bel
diensie ausposaunlem wenn sie anch
nicht ein einziges Papier von einer
großen Gewinn abwersenden Ter
eaingesellschast hatten. An deren
Mund hing man. Zum Teil waren
es auch gewissenlose Agenten, die den
Leuien die Sparpsennige aus der
Tasche redeten.
Man achlele nicht auf die War
nungen, Terraingesellschasi ans Ter
raingesellschasi wurde gegründet.
Was pleile ging, ging pleiie.
Jn dieser Zeit blies Paul Hal
lerioiu doch manchmal die Baden
aus. Sollte die »Hochionjunttur"
gerade vor seinen Ueldern abge
schnappl haben? Das wäre ein od
ker Strich durch seine Rechnung ge
wesen! Schon seii drei Wochenyals
te niemand mehr nach einer Bau-teile
ungefragt Und ob er nun abends-,
tie Panoe aus dem Mitten, bedächiig
nach WiimeredorL Schöneberg oder
Friedenau zu wanderte, überall stieß
ee aus halvseriige Bauten, die nicht
vorwärts iamen. Eriundigle er sich
so nebenbei in einer Kneipe der Rach
Lsarschast, so betain er meistens zu
hören, daß den Baumeisiern das
Geld ausgegangen sei, Arbeiter brol
los geworden waren und seit Wo
chen nur Abschlnggzahlungen statt
rollen Lohn bekommen halten-«
Ta lniss er die Lippen zusammen
und dachte sich sein Teil. Daß näm
lich August schön raus war, weil er
zur reasten seit seine drei Millionen
eingesteckt hatte... Nun« nun, der
Grundstiictsniartt tvitrde sich auch
wieder »erholen'«, so ward doch im
mer im geschäftlichen Leben. Pliiszs
lich trat 'niat eu- Etoctung ent,
die wurde uderivunden, Leichen blie
ben allerdings aus dem Schlachtfel
de. Dann aber tatn eine besonders
gute Zeit, wenn die »saulen Klippe«
ausgemergt waren. Dann schmet
terte von allen Seiten die Trompete
wieder zum lelngtth Und der erste
Sturm galt natürlich der Schöne
berg s Wilmersdorf - Friedenaueri
Esel An der Kaiseraltee wurden
Peunlbauten aus Pruntbauten selbst
setzt ruhig weiter ausgeführt Dort
waren die großen Architetten an der
Arbeit, und aus August? sriiherern
Land hob man den Grund aus stir
die Fortsesung der Grunetvatdstras
e...
Als er im Herbst seine Ernte
barg, machte er doch ein langes Ge
sicht. Des Schaden war größer, als
er gedacht hatte. Das »Volt« hatte
allerdings ganz unglaublich in sei
nen Kartoffeln gehaust... Nur gut,
daß er fiir alle Falle ein paar Tau
send Mart in Staatspapieren liegen
hatte, sonst hätte er Baustellen ver
laufen müssen, wahrscheinlich siir
ein Butterbrot.
Und nun sing seine dicke Chri
stine auch noch an, zu stöhnen und
ihm Vorwürfe zu machen
«Der August, der war der
Schlaue!«
Da brauste er aus
«Js vielleicht bei mich ’n Banldi
eettor gekommen mit die Millionen?«
«Wie haben doch man bloß vier
zig Moejen un lveiter draußen -lie
tun wie auchl'«
Mo siehftel Dat is et! Wir
liegen weiter draußenl Da müsse-is
wie länger wartenl«
»Un unser iutes Jeld seht drofs!'«l
Abwarten IChrifttneP i
»Du mit Deinem »Mir-arten« is
Wenn wir noch warten· bis es unsj
seht wie dem Reiß-ter, den haben die
Spelulanten erst vor’n Konp se
schlagen und dann’s Jeschüstsecnachtl
Der war senau so «n Kluger nsie
Du!... Ach Jotte nee, wenn let an
unsere Kinder denke un an Ansusken
seinet«
Paul Hallerlow donnerte genau
so mit der Faust ans den Tisch wie
August.
»Was Du blosz immer mit den
Johren hastt Jn Samt und Eride
willst Du sie wroeln!"
»Ach nee, ach nee! Wenn man
aber acht Jahre jelvartek hat, bis
endlich Ernst kamt Paul, sei
Du man stille! Tit denkst jar nich
an Dich un mich. Ihn denkst noch viel
mehr an die Joksren als tat
Du willst, dak sie in Samt nn Seide
rumloosen!«
»An — nu,« wehrte Paul lhallet
low ab. Aber in seinem Innersten
gab er zu, daß er alles im Hinblick
aus die Kinder tak. Die sollten ein
mal im Golde wühlen, denen sollte
es gut gehen Recht übermütig
war ste, die tleine Gesellschaft, An
gust lsatk ost seinen Vlerger über sie
gehabt. Dem seine Kinder parierten,
roenn er nnr die Augenbrauen hoch
zog. Na sa, rie waren auch älter. · ..
vtach diesem Gedankengang streckte er
seiner rundlichen Christine die Hind
hin. Die nahm sie und lachte
»Paule, dak is dak Feine an Dich»
Du setzt den Dicttopp nich lange oss!«
»Ja,'« brummte er und lachte da
zu. »Du parierst nich so wie Ernst-a«
mit die Weibslente muß man sich
einrichten!"
Frau Chrisiine liesz die Mundivim
let hängen. Emina war ein gutmü
tiges Schaf, die raclerte sich ab, troß
ihrer drei Millionen nnd hatte nichts
vorn Leben. Wie tonnte man bloß
mit deni vielen Gelde in die hinter
Pomnierslhe Ecle ziehen, wo sich Ha
sen und Fiichse Gute Nacht sagten» .
Der Terrainrnartt ,,erholte" sich
wieder. lleber Nacht toar der Um
schioifltxf eingetreten. Viele blieben
aus deni Schlachiseltie, nach der Pause
begann der Ansturni doppelt heftig.
Es stand nichts mehr von Zwangs
versteigerungen, von leerstehenden
Wohnungen in den Zeitungen. Da
gegen wurde gesunken dasz der Zuzng
in die westlichen Vorurte wieder seht
zugenommen habe.
Eines Mittags sanchte ein Auto
niobil vor Paul Hallerlotvs kleines
Haue-. Der Banidirettor Wernicte
entstieg ihm. Machte kurzen Prozeß,
stellte sich vor.
»Guten Tag! Guten Tag! lin
betanni ist mein Name Ihnen wohl
nicht. Ihrem Bruder hal;’ ich zu
tret Millionen oerholsen.«
Paul Hallerlotv blies die diien
Backen auf, wars seiner Frau, die
gerade ihre beiden Kinder zur Jiir
hinausgestuppst hatte, einen vielfa
genden Blick zu. Die verstand ihren
Mann, nieste. Kein Wort würde sie
sogen.
.Freut mich sehr, Jhre Bekannt
schast zu machen,« erwiderte Paul
Hallerlow verbindlich.
«Vierzig Morgen haben Sie!
Meine Bank bietet Jhnen fünfhun
derttausend Mart ausz Bretti«
Da lachte Paul Hallerlotv nur laut
aus·
Herr Wernide tat, als wär« er aus
den Wollen gefallen.
i »Das scheint Jhnen nicht genug zu
ein!"
»Nu! Nee! Da hätten Sie sich jar
nicht erst zu bemühen brauchen!«
«Bedenien Sie, Ihr Land liegt
ziemlich weit draußen — an der
Jriedeiiauer Grenzet Und auch an
.teiner Hauptftraße!«
aMit 332 Meter an die Kaiser
allee!«
»Ach Gott, die! Na ja! Aber ich
sagte Ihnen schon, —- zu weit —- zu
weitt«
Paul halleriow lniff die Augen
zufammen.
«Wir töniiten sa verhandeln ohne
das Jelände an Die Kiiisereilled Jck
dehalt's seinet«
Herr Wernicte zog langsam die
Schultern hoch. Mit dem Bauer
würde schwieriger fertig zu werden
sein, als mit feinem Bruder.
»Ja, dann hat der ganze Handel
fltr meine Bank teineii Zweck. Vier
zig Morgen sind fiir uns so wie so
reichlich wenig!«
»Dann war« ick doch jar nich erst
seioninien," meinte Paul Oalleriow
gekiffen
»Ader inaii laiin doch hören, Herr
Hallertoiv, wag Sie sorderii!«
".iiii ick mische hören, mai Sie zah
len wollen! sit hab’ Jhiieii doch
nicht jerufen! Fünfhunderttausend,
Dat is- doch überhaupt teeii Wort!«
»So sagen Sie doch ein Wortl«
»F nee! Jck toerd· mich hiitsnI
Un wenn Sie-wo anders ’ne künfti
gere Jelegenheit etwa haben, fenaii
wie damals bei meinem Bruder, bitte«
lassen Se sich jar nich stören!«
Herr Wernicle blieb aber sehr feft
aus seinem Stuhle sitzen. Gerade das
Gelände an der Raiserallee, an deni
lag ihm. Er hatte Glück, dafz bisher
noch tein ernstlicher Käufer fiir las
dagewesen war. Jede Minute konnte
einer ins Zimmer treten. Mit dem
festen Vorfatz war er hergesahren,
den Bauer sofort in feinem Autonios
bil mit zur Bank zu nehmen« Alfo
eindringlich aiif den Mann losgerei
det.
»Ich habe mir gedacht, Herr Onl
lettolv, nachdem Ihr Bruder ons
glänzende Ueschäst mit uns gernseht
,l)ttt"....
I ,,Jlänzenv is gut,« unterbrach ihn
- der Bauer,
»Nei, etnni nicht?«
»Doch, doch! Aber siir Eie!«s
»Herr H.1llertotv« etc sind doch
ein vernsiriittger Mann! Die Ans
schlieszungeiirbeitetil Tit braucht tniin
sGeld dazu, surchtlciir viel Geld. Tes
shnlb hiiveii wir eine Termingeselh
«schnst gegriinnetl Und hiit die Lis
setzt Gewinn iibgetvorsent Yteåtil
Es sind schlechte Zeiten Aiis dem
Bautnnrtt —- sehr schlechte Zeite!t!«
»Un wesen die schlechten Zeiten
ilonimen Se ausgerechnet zu mich iin
swollen todsenk Versteht sieh, ver
isteht sieh!«
War mit diesem M.·.nne schwer zu
s verhandeln.
. »Aber bitte« wenn Sie selbst die
iLJusteilung übernehmen wollen, dann
Jtitii Sie es doch! Da werden Sie
jerst sehen, tin-J das kostet! Dann
sgehen Sie pleite!"
: Paul hitllertoin erhob sich, schloß
»eine Schnblnve uns, entnahm ihr
jeinen dicken Poeten Brtese.
i »Herr Bimtdtretter, iillens Ansras
tgen noch meinem Jriinv nnd Bo
icieii!'«
3 »Wind trins Rechtes sein,« meinte
lder wegwerfend. Dabei s.ih er ge
spannt aus die Zinnen, vie iius den
lttnschlägen standen.
Hntlertotv inertte dirs, da legte er
ischnell seine breite-, briitiiie Hand mis
den Stoß.
s »Richtig, viele saule Loupe darun
iter. Aber mit manchem siehe iet such
Iin Unterhandlung, irade wegen die
Kaiserslleek Jet brauch bloß Ja zu
sagen und die Hand ustniachen. Also
um meine Pleile sorgen Ei- sich nich!"
Herr Werniae verschränkte die Vir
me. Er toolltr dirs Land haben, ohne
daß der Bauer beteiligt Wein Also
dessen Widerspruch heranggesordern
»Wenn Sie denken, bei einer Jer
raingesellschasti ist viel Geld zn ver
dienen, ich gebe Jhnen viel lieber ttin
teile, nls Bargeld!«
»Jet danke! lln warum reden lvir
überhaupt? Zwei :l.ltillionen,
Herr Bantdirettoe«. . . .
»Menschenslind!"
Entsth suchtelte Herr Wernicte mit
den Händen in der Lust herum
»Un een paar Brocken aus dem
Kuchen ivill ict ooch noch oehaltenl
Rosinen, Herr Bantdirettor!·'
So, da tarn die Angelegenheit in
Fluß. Das weitere sand sich schon.
Erst sollte der Bauer einmal seine
Karten ausdeclen
,,’ n paar Nosinen? Herr Halleri
totv, das ist gar tein schlechter Witz.
Wo liegen denn die rttosmen in Ih
rem Kuchen?«
»Nu, an die Kaiserallee!«
»Ach was? Das ist ja sehr interes
sant! Da wollen Sie sich wohl ein
Haus hinbauen?«
»Zweie! Jroßel Damit jedes
meiner Kinder mal eins kriegt!«
»Sie sind ein sehr weitblickender
Vater, das muß man Jhnen lassen!«
Paul Hallertow süylte sich ge
»schmeichelt, er nickte seiner rundlichen
Christine zu.
»Jatvoll, Herr Bantdirettor, tat
bin iel!«
»Und da möchten Sie wohl gar
zlvei pitseine, vierstöckige Häuser schal
densrei dastehen h«.:ben?«
»Versteht sich!«
«’-connerweuer, wer na) oag seinen
lannl Nn ja. Heu Hallertuv,
das wäre sür uns sehr umständlich
aber vielleicht ließe es sich machen!
Sie geben uns Jhre vierzig Morgen
und wir bauen nach Ihren Angaben
zwei pitseine, vierstortige Häuser völ
lig tostensrei an die Kaiseralleel Wir
würden uns gegenseitig durch einen
Vertrag sichern, daß auch alles so
solide und hübsch gebaut wird, wie
wir das sestlegen!'
«Könnten wir tun, da l)ätt’ icl tre
nen Aerjer!«
Derr Wernicke llatschte in tie Osm
de. Er wollte den Bauer erst einmal
rang haben aus seinen vier Pfählen
»Als-) lommen Sie! Wir fahren
gleich zur Banki«
«slrteg ich die zwei Millionen gleich
rnit?"
»Was denn siir zwei Millionen?'«
»Nu, siir mein Eigentum, die Hän
ser find doch die Nosinen!«
Da erhob sich Herr Werniete
»Mein lieber Herr Hallerlowl Sie
scheinen schlechte Wiße machen zu
wollen! Haben »Sie denn ’n blassen
Schimmer, was zwei solire, vier
stöckige Häuser mit allen net-zeitlichen
Einrichtungen zu bauen kostens Und
Sie wollen doch die beiden Pracht
bauten nicht allein bewohnen! Das
lann sich nicht mal ein Rotsolild
leisten!«
»Dann sehen Sie man, Herr Bank
direllorl Jck bin wirllich nicht mein
Bruder Angustl«
Und Herr Wernicle ging wahr
haftig Voller Entriistung!..
4. Kapitel.
Zwei Tage später.
August Hallerlow ritt über sein
Land. Ties zog er den würzigen
Kieserndnst, der von den Wäldern
zu seiner Rechten lam, in die Lun
.gen. Blant waren seine Angen.
vsHerrlich war dieses Leben. 2000
IMorgen Land hatte er untean Pflu
"ge, fast 0000 Morgen Wald, Wiefep
we und Toksslich gehsrlen zu feinem
Riiieegul. uno nochsteiis fingen die
Hirlche nn zu ichteienl Eine
glatte Million hin-e er angeznyli, die
Vikpoihet von Zwle Mail, die noch
nnf dem Gute iiisleie, iollle getilgt
weiden, sobiild sie fällig win. Und
ivenn nch durch seinen vkiiunen Voll
bnii mich die eisleii grauen Fäden
zogen, ek liilille lich ivie ein Jüng
ling. Mit keinem Menschen der Welt
häiie ei gelkiiilcht meige IN Mor
gen Sand ein vor den Toren Bee
iins und nun Gioßgkunddenyee —
und eine liichlige Pomon Geld noch
außerdem hinter fich. Sein Nachbar
zur Rechten nmr ein Geni, zur Um
ien ixijz iiuch ein Innre-, dii hinten
noch einei, in eine ganz ieudnle Ecc
inne ei geraten. Nur Rieiiendoei ge
hörte einein Bürgerlichen« einem
Heil-n Lciimii —- aliek der war wahr
lknflig kein Lamm — mit dein besaß
er den See, dee da unlen in der
Tiiliiiulde lich ipiegelte, genieiniann
Der iont ein Kerl! Bevor die Bahn
durch diese Erle ging, halte ee die
Postholteiel schob-, dinin eine Ziegeln
und war schließlich Ritterguisrentzet
geworden. Ein Fuchs lviit det! lind
Iein guter Freund! Wenn ek einmal
einen Nin limnchie« fu ,r er inll seinen
hübschen Füchsin zu dem, nkiliirlich
inil Eminn, fo eine große Veliyung
ioiik nicht so einfach zu bewirtschaf
ieii, wie die igu Morgen Wilineiss
kocfek Limb. lind wag verstand er
von Wald, Fischciei und Latini-M
Rein giir niele Ging einmal nin
Anfang eins-no schiel, lachte ei doe
noch xculgelo llluhle teure zur-tue —
und er hatte er- Doty dazu!
Seine betten Jungens hatte er nach
Flisglin ans das Gyrnnanunl grileclt,
das Elnjayrige sollten ile machen,
dann tnchtige Lnndloirlr werden.
Ernte größte Freude war aber der
herrliche Part, ln Vern hundertjahi
rige Eichen, Linden und Kasten-ten
standen. Durch den war morgan
iein erster Gang nnd aberle teln letz
ter. lan dann rlieb er immer fjlzrf
Minuten gegenüber dein von Efeu
nmtponnenrn Schlosse stehen, etn
Schmunzeln unt den Mund. Viel zu
groß lvar es für ther. Fünfzeyn
tltänme standen Leer, aber was scha
Iete dar-·- Gelniltlich war’s da erm
nen doch. Die Hallerlolvg wurden
nicht nur in den Grund und Boden,
auch nl dari. Schloß hineltnuachsem
Das-« ging lllcht·oolt heute ani mor
gen. Ullllnayllch wird dle Brust wet
ler, der Bllct fester. Nur ans An
lfang nicht gleich 'nen deentlcl weg
ltriegem wenn es das Schidsal gut
lgemeint hatte. Das predigte er Zel
lnen Jungens, wenn sle Sonntags ta
Inlen oder tn Den Fersen durch Wald
nnd Parl, durch jyelv und auf deln
See tollten. Tle yielt er fest alt der
Kandare und machte was Rechtes ans
ihnen, wenn ihn Ver Herrgott noch
fzwanzig Jahre am Leben ließ. . . »Ja,
Da ritt er nun heimwärts-, auf einer
Ideeitem hübschen, braunen Stute· . .
lllnd lachte, lreil er gerade an seinen
lBruder Paul dachte. Der innner noch
auf feinen vierzig Morgen iaß, in
feinen Briefen harmle, daß lhnl Das
I«Bolt« vie Kartoffeln stahl und vie
Aecler zertranlpelte. Aber nicht nur
das schrieb er. Auch long vie Bank
Ian seinem Lande für hahnevüchenes
IGeld verdiente. llllochte ste Doch! Er
neier genug, tout zusricwrr. ruco
dann schrieb Paul immer noch drei
Seiten llngt Wie er’s machen würde
Er ließe sich von den epelnlanten
nicht itber den Löffel barbieren Er
wiirde ans seinen 40 Morgen l;er
ausholen, nsaS überhaupt heran-spi
holen märel Und dann wollte er
den Rentier spielen!....’.lla ja, jede-,
trie er':i haben wolltet Er wäre ane
der Haut gefahren, tvenn er nicht
mehr die Hunde hätte rühren tönnen.
Und seine gnte Alsche erst recht!
Sie wurden nicht dicl wie Paul und
seine Christine. Arbeit zeyrt nnd
macht zusr;eren nnd den Kops llar.. .
Da tauchte sein Schloß ans der
Senle aus, der große rechtectige Wirt
schafts-thos, die T.igelöl)nerl)nnser« ob
seitg lag das Dors.... Eingelulen
hatte er Paul nnd seine Frau, sich
die Herrlichleit hier einmal anzu
sehen, nber sie lonnten nicht kommen.
später toenn sie ihr Land vertaust
hatten. Der Himmel mochte wisset-,
wie lange das noch danern witsdr.
Na, der Tag lam trach. Vielleicht
ganz plötzlich! Früh war dieser Herr
Simon bei ihm gewesen nnd abends
Hvar er toiederzselmnmcn mit dem
iBanldireltor nnd dem Justisz
llnd am näcljkstin Morgen hatte et
die drei Lljlillionen in der Tnsel;e!
.Da lachte Ulnnnst Hallerlow hell cns
«—— nnd machte inil einem Male große
Angen.
Ja. wer lam Denn da in dem Kar
retel oon Abraham Dirschauer an,
hDem vielseitigen Mann, der BZeb,
sGetreide, kleine Gitter verhandelte,
Helle, altes Eisen nnd Lumpen aus
Ilniste —- und die Reisenden seine,
pbte die Gitter Gasltoirtschasten und
l
Krämerlädcn besiirhteii?l... .Jn der
Tensel auch das-i tonr doch der Herr
Simon, an den er eben gedicht hatte
Da gab er seiner braunen Stute
die Sporen.
tFortsesznrig solgt.)
.--· -.»--.
—— Vergleich. Abgewielener
Freier lzum Wirteltöchterchen): .Ach,
Fräulein Sie sml so hart wie lere
lB efstenlöl"