Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 17, 1917, Sonntagsblatt, Image 11

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    Die Oele-items
Roman den die-I site-reiz:
Erst-S Kapitel.
Der Rentier und mehrfache Haud
defitzei Paul Hallertoiv war niit den
Jahren ein ·tnietfchiger« Mann ge
worden. Und hatte doch allen Grund
gehabt, mit feinem Schicksal zufrie
den zu fein. Denn als Bauernjunge
t,atie er angefangen. Vor fait fünf
zig Jahren, als noch tein Mensch
ouran nachte, oaß Wilmeesdorf ein
mal eine Vorstadt oon Berlin wer
isen konnte, mit Hunderttausenden
von Einwohnerm in der oiele reiche
iseute und noch mehr Jaule ttoppe«
mit Aufzngen die Stockwerte empor
futiien, etettrifche Bahnen durch den
inageren Boden die Menschen nach der
Reichshjuptftadt in wenigen Minu
ten brachten. . . Es ivar ivirtlich sal
les ein raschen zn schnell gegangen!
ldss hinte der letzte Bauzaun oor
dein VitturiasLuiiesPlatz gestanden
unddanu ivar ein ffieder iiber die
Berliner getoiiinien. alle wollten hin
aus-ziehen nach dem Weiten, ob sie
nun Geld hatten odes keines. Nach
Angebot nnd Nachfrage wickelte sich
das geschäftliche Leben ab. Und da
die Nachtrage, nämlich nach Woh
nungen, iin Westen ganz ungeheuer
wuchs-, fr- rifi inan sich um das Land
Bezahlte fiir den kargen Boden
Summen. die nicht in funfzig, kaum
in hundeit Jahren durch zieldbefteb
lang hereisiszuyolen gemeer waren.
Und daß es die Bauiiieiftek nicht aus
erster Land bekamen, dafür forgteii
iindtge stopfe, Terraingefellichaften
wurden gegründet, der Boden raten-l
meife vcitaiift —- zit immer hoher
steigenden Preifen Da wurden inein
cher kleine Befiseh viele größere
Bauern weidlich iltser vis Ohr ge
hauen Eag erft eiii lii tiger hatt
fen Scheine sind- rotes Gott- atif oetn
Tifche, griffen fie zit. Was der
Mensch ha:, das hat er pocht Spä
ter freilich tant nieiftens de Krisen
faninter. Wenn vie.Vertijii er nam
ltch falten, was die Speittlmtten aus
dem Lande heranslfcltm Millio
nen wnrtsin da ini hitnounidreyen er
worben, itftte Schweißtropfen
Die Lauert-two hatten 160 Mor
gen Land-, ort. ro« yeiite ver Prnger
plag ift Von dort ans ftreettei. fichj
iyre Tier-et nach Zitedenait zu. Einel
einzige, zufatittiienhöngenve Zlci ei
war-, vtr sich gut veftelleti irg.
Trotzdem tvsr Der Vater von Paul
Hat-eitin nijt recht vorwärts ge-»
tointiten« obgleich ei ein fleißiger-f
Mann war. Er wollte sich nicht mit;
tkartofkeln, Raggen uns hafer hesl
gnttgen, fonoetn legte GartnereienI
un, die sich in ver vtiihe von Berlini
ttshnen mußten. Ader Wilrnersvorff
war nicht Brit-, und vor alten Dinif
aen fehlte veui alten hauertuv vie»
geschäftliche Ader. Mit dem Verkauf;
ver Gärriiereiprovulte wurden seit
und Arbeitskräfte oertrödelt nnd eine.
fitr damalige Verhältnisse recht and
ielfnlichc Hypothet drückte thrn auch«
aan Dach. Es ging manchmal fehrl
targ her, feine beiden Jungen Att
gttft und Paul mußten nach ver»
uoiifirtnatien sofort Knechtstienfte
tun, ans Gelderfpanis und weil pas.
wart-jene- Bertin, pas sich immer»
tnehr zit: Invtiftrieftavt etitivictelte,«
vie Arbeiter anzog. da es Löhne zahl
te. vie die Landwirtschaft nninvglich
aufbringen tontite. Außerdem war's.
ja auch viel bequemer. nian arbeitete
täglich feine Stunden ab unt- war
vatin ein freier Mann. brauchte
Sonntags teiir Vieh zu füttern und
»der herr« tümiiierte fich auch nicht«
varittii, malt man ionft tat, wenns
man nur pünltltch nn der Arbeitg
Iielle erschien. An die Schatteniexts
dachte cacn nicht« datz man aus« dem!
Lande ikntner sein Dach und feln’
Brot hatte. Die Freiheit lockte,
treifte das Rückgrat s-— und wenns
man arbeitslos wurde und leine’
Stellung inud lehrte matt doch nichtl
wieder zu den Bauern Zurüelz esi
tanten sei-n wiede: bessere Tage.
Sich nur nichl oorn Schicksal «sch1nei
Zen« lnsetu das bleibt die Haupt
sache. . .
Als der alte Hallertorv starb —
feine Frau lag schon draußen auf
dent Friedhof —- teilten sich ietne
beiden Söhne nie alleinige Erben m
das Land. August, der älter-, er
hielt den Hof nnd 120 Morgen
Land« Paul nur 40 Morgen nahe
der Irredenauer Dorfgrenze, das
aber bedeutend besser war. cherlobt
war er, feine Braut brachte ihm 3000
Taler dar mit in die Ehe, da ließ
sich oor dreißig Jahren schon ein
höuschen und die Stallungen und
Scheu-ten aufführen allerdings un
ter Belastung ersit einer bescheidenen
thvldtki
Jahren-· jahrein bestellte Paul
hollerluw feine Fell-er, mähte ieine
Wieien, aß eigenen Speck und leibli
gedaetenes stot. Er hatte Iein Aus
kommen. Kümmerlich war, aber
Rot litt er nicht. Nur e net wurmte
ihn. das ihen Kinderie en versagt zu
bleiben schien. klug- lkatte lurz
nach ihm auch recht oerniin tia gebei
ratet — feine Frau war eine Bau
erntochtee aus der Prie nih und hatte
sogar giebentautend To er mitgebracht
—- un in lilni ahren waren zwei
Jungen und M del angekommen
Nun sollte Schluß sein: Na, weiss
glaubte!
Oft hielt Paul Holler-law, wenn er
auf dem Felde wa« feine beiden
braunen Stuten an, wischte sich mit
dein haiivriicken deii Schweiß non
der Stirn und sah hinüber nach dem
Gehth des Bruders, hinein in den
Dienst, in vem pas Väuferineer Ber
lin lag. . . Gott ja, er war so weit
zufrieden. Hier vor den Toren hatte
man schon ieiii Auskommen.
Die Brüder hielten zusammen.
Sonntage nach-nimng beiuchten sie
sich abwechselnd Dann sprach man
in erster Linie liber vie wirtschaftli
chen Angelegenheiten August hallet
tow, ver iiltere Bruder, ver einen
langen, vreiiinen Bollbart trug, with
renv Paul sich das Gesicht glatten
iierte, war der lebhaftem Er don
nerte gern mit ver breiten Faust aus
oen Tisch und sprach von Berlin
iinv wie es «hieraiis zu« sich aus
dehne.
»Paß auf, Paul, es dauert keine
vierzig Jahre und wir verlaufen un
sere selectei als Buuliind. Da tön
nen meine Kinder lachen, vie wer
dens inal leicht haben! Na, mir soll’s
recht fein!««
Christine bekam nasse Augen; ihre
Schwögeiin« vie hagere. sehr große
Emma Oadertoiiz jeyte sich bei sol
chen Redereien gleich immer neben
vie linoeilose Frau uno tötschelte
ihr vie Hände. Dte Männer waren
nicht so fein veiaitet. Die redeten,
wie ihnen ver Schnabel gewachsen
war. August brummte woiiidglich
Mich.
»Was nich is, lann noch werden!
Der Tischserineister Rennert in Frie
denau hat zehn Jahre warten iniisseii
aufs erste, und dann hat er’5 doch
noch aus siinse aehrachtl«. . .
Ganz wider Ermatten »iviii-de
wahrhaftig noch«, was Paul und
Ehristine nicht n·ehr «iir möglich ge
halten. Nach acht åiihrenl Die
Frau traiite sich erst gar nicht, is
ihrem Ma zu sagen. Als er’s
aber erfuhr, tanzte der ruhige Paul
Hallenin wie ein Schuljuiige um
den Tisch herum und rief immer wie
der:
»J- die MöglichkeitL . . Js die
Dldglichteitl'
Und als ihm ein Junge geboren
ward, ließ der sonst so sparsame
Mann ein paar Goldsiichse springen
hSein Bruder freute sich ehrlich mit
i m.
«Paul, fie sind nun schon hinterm
Rollendsrsplatz mit die Bauerei, und
ron die Kaiitstraße ziueigen sich auch
schc Sesienstrsaßen abi«
A« ust wuszie sogar« schon, was
file-hohe Preise fiir dss Land gezahlil
worden waren
Paul sing nun auch an zu rechnen»
und tan: zu dem Rei::ltai: Wenn est
so weiter ging, lani der Bruder m
dreißig Jahren dran und ihm nahm
man atlerspäteftens in vierzig Jah
ren sein Land ah.
»Dann taus ich mir ’n Ritter
gut," brüllte August, schlug mit der
jfaust aus deii Tisch und stürzte in
einein Zuge das volle Glas Rot-nein
hinunter. »Dann was machst Du
dann·t«
Dkk its-» gklsllul di, hönde in
die Hosentaschem »Es-I
»Ich hal- man hinsiktsis Mor
gen —- und weiter W als Du
iieg ich auch! Daß mein Land
besser ist, bleibt sich hei die Baue
rei egoi, siir’n Riiiergut wird es
nicht langen! Mich vcrn und nich hin
ienl«
Jung-, Junge, halt die Ohreiii
steis", zchrie August, der ziir Feier;
des Tages allzu ties in das Glas geis
sehen hatte. !
Dann redete man von anderen
Dingen. . . s
Nach zwei Jahren ionr aderxi..:l-5i
Kindtauxe bei Paul Hallertom »ein
Mädchen schrie sich inc- Lehen. «
lan ei- dlied bei den beiden Lin-;
dern. Ha wuchsen heran un) Bei-l
jin wuchs auch, dehnte und reckte sich!
immer ioeiter nach dein Westen. Deri
Vauzaua ani VittdriaUuisexPlaH
fiel. ans der st-»nleslrasze schossen dies
Häuser irre Pilze aus der Erde, anl
Jer Kaise;-1llee, gegenüber dein Ida-l
Qiinetaiei Gyninanucm wurden auchl
schon die ersten Geriisie ausgestellt
Da ried sich August Hallertoiv zu
seieden die Hände, ziocnleete seine
Frau an.
Meine süns Jahre dauerte mehr,
En.ma, und wir haben unser Ritter
gut! Aus einmal sollen sie ince das
Oeld aus den Iisch pflastern, denn
daß die Arbeiter in meinem Roggen
List Mittagschljjchen machen und inei
ne Kartoffeln essen ohne Bez.i!)lucig,
e nee, ich örsere mir nich jriin un
blank . . Sie werden mir schon toms
nien — so 'ne Terraingesells asi, wie
man die Bande nennt« schmu en idee
den sie, schmusen nnln zu sagrnl Ader
da sollen sie den August hauertoio
tenneu lernen! Der haut mil der
Faust durch die Lust. . . Terraingei
iellschast, dat ich nich lache! Jct
nehme teene Papierchenl Jeld will
ich haben! Und zwar so und so
oillel Denn tann nnr Berlin nat
seinen westlichen Boroeten nachher
sestelslen bleiben — immerzul Jch
will Ritterguisbesitzer und Hoch
ivoklsedoeen werden und damit hol
a.
Rote Flecke brannten aus Einma
Mitleer Baden. wenn ihr
« ann so redete. Destig nieste sie.
auch ihr konnte Berlin mit seinen
westlichen Bomrten gestohlen dtetben
—- ivenri sie Frau Rettergutsbesiier
wurde. ’
Zweite-s Kapitel. '
Andertdalb Jahre waren vergan
gen. Von August Dauer-onn- Ge
Wt aus tonme man sehen, wie ihml
rie viertcizetigen häutet entgegen-I
wachsen, auch von Schönederg aus
näherten IZch ihm die Häufermassen
immer mehr. Aus ileinen Bauern
der Dorfgemeinde Witmersdorf wa-;
ren reiche Leute geworden. Die
Graus-wwwqu cis don der Schö
nederger Hauprptraße adztveigte, muß-!
tr eines Taan mitten durch fein
Land gehen. Es waren sogar schon(
ein paar Esel dagewesen, die ihm mit
.iner geringen Anzahiung eine Bau-(
stelle hatten abtaufen wollen« Da
waren sie aber bei August HauertonHl
an den Rechten getoinmen· AuggelachtY
hatte er sie. (
«Nee, Männetent Alles-.- oderl
ni«ct)t! txt-d dann auch bar auf den
Tifcht Jch tantk warten —- derstansJ
den?« i
Mancher hatte geredet und geredet,
aber August Hallertdid hatte die Leu-T
te sanft aus dem Haufe gescheit-erni
dann gefchinunzelt wie einer, dem«
das große Los in den Schoß gefal-(
tei. war —- Und ruhig auf den nach-J
iten gewartet, den er wieder bis vorT
die Haustür dringen würde. Bis«
einer tam, die Millionen tin Sack!
. . Die Bauern waren gewipigt ge
worden. Niir die ersten waren rein
gefallen, in Schöneberg und Wil-’
mersdors — iind ein paar andern
denen man ungeheuer geschickt die
Gurgel zugedriictt hatte, weil sie
überschiitdet waren. Er konnte es
aushalten. Llerger hatte er freilich
jetzt an allen tiefen und Enden!«
»Volt« trieb sich in seinen Fluren
herum, das ihm rüasichtglos sein Ge
treiae niedertrampelte, nnd Kartof
seln waren ihm auch fast in jeder
Nacht gestohlen worden, sogar, als
sie noch griin waren. Aber das
mochte noch gehen, damit mußte man
ten-neu i irr solchen Verhältnissen
Die Ve.t-.«": schlug man mit Zins
and Zinses-zin- iino zwar nicht zu
knapp ans den Vertausspreis, wenn
der große Tag tani. Viel mehr Aet
ger bereitete ihm neuerdings sein
Bruder Paul. Der spielte sich mit
einein Male aus den Neunmaltliigen
aus« lag ihm alle Augenblicke iii
den Ohren, ja fein Land nicht zu
billig wegzugebem führte Bxispiele
an, ivie rer reingcsallen und jener
anr ioao für unhtimliches Geld
csie Terraingeseilschaften verdient hät
ten.
Erst hatte der August Hollerloiv
nur gebruniint.
»Ja verderv Dir die Preise schon
nich, Paul!«
Ali der aber immer niit Neuig
leiten tani, hatte August die Fäu
ste in die Seiten gestemint, den jün
geren Bruder, der sich ein Biiu -
leiii angemästet hatte, von Kopf bis
zu den Füßen gemiisteet und dann
gefragt:
»Du liegst wohl setzt im Winter
egal in den Kneipen herum?'·
Da wir der sich mit der Hand
iibee iein glaiirasiertes Gesicht ge
fahren and hatte ziemlich erregt erwi
deri:
»Man iniiß doch ruinhöreni Da
eifahrt inaii niancherieil Jct wenig
stens brauche fiir meine vierzig Mor
sen leenr Lukan-gesellschan Bei mich
.s iiciinlich ooch schen mancher jewe
sen! Aber so billig niacht’s der Paul
Hinterleib nich! Der ioartet. bis die
Panier rings nir. seinen stund und
Boten steheii!«'
»Ju, »Ja-:- oerlfeytt Du denn von
Anstellung und Wegeieiung un Na
nnlifiernng! lin nachher ioirile ooch
noch zu oie Alvxnben nn ivie all oer
Ienelcitrnin l)ei!;l, ranjezogeni Da
oriicten je Dir eines schonen Tages
oie Kehle zu!'«
Da nntte aber Paul feinen älte
ren Brnoer tiichtig ausgelacht und
ihni oen:lich gemacht, daß es auch
noch anstanoige Leute iii Berlin gä
be, init Jenen man, gegen einige Pro
zente Gewinnbeteiligung ichon gut
fahren nsiiroe. Freilich nähme er nur»
einen, ve: bereits Erfolge aufzuiveis
sen habe
»-ltuul. nnd oer ?lerjer«t« .
»Der rinnert :,«oer,stens ein paar«
Jahre« dann sitz ict in ver Wolle!« l
»Uns- ict sage Dir," hatte August
gebriillt. »in arjere mir jrunofiiklichi
nicht Mag oi.- Terraingefellictmiti
:I.Ilillionen oero:enen, wenn let nurj
meine Millionen has-del Alles andere
Es inir pipez ptpe is inir's!" s
Einer- Morgens loni in einein
Schlitten ein Herr auf August Hal-l
:e:toioo Gehöh gefahren. Er tragt
eine spitze, schwarze Lammfellntiihr.
einen oxintlen llnebelonrt und einen
zoloumrnnoerten Zion-er oor ieinen’
braunen Augen.
Den Bauer halte das Schlittenges
läute ans Fenster gelockt. Er lachte
oergnlige in sich hinein, als der Herr
unbeholfen nn- oeni Schlitten stieg-s
Wobei-peinlich tout-'s wieder so ei-»
.ier, den er in fiinl Minuten bis
.«.n vie haustiir orachtr. Was ver«
nur io lange im housflur runipruq
sxete. Da kam feine Frau herein«
und brachte ihm eine Vi Itenlnrte. Er
las:
Ernst Sirup-.
Genosse-immer Ins Vertreter ans
wärtlser Besteu. «
»Wir, hol ihn rein, Einma. und
bleib mit hier. Je! set ihn zwar,
coenn es draus ankommt, mit met-»
nein kleinen Finger an vie frische
Lusti Eigenrlich schade, daß der
lluge Paul nich va is! Den möcht’4
in mal sehe, wenn er mit die Sorte:
lcshandelt!« s
Ema-a Halletlow lachte. Jhr war
set Schwager nachgerade auch zu ei-!
net lustigen Figur geworden. Wenn!
sich allerdings ein Käufer siir das»
Gut fand, dis zur Decke würde sie«
I.,sinausspeingen, denn «gemütlich«i
ging es m den letzten Jahren hier
ar- der Baugrenze wahrhaftig nicht
zi» Ein paar vissige große Hunde
hatte sie sich rvegen des Gesindels,
das vor allem in Hewst hier herum
nrolchte, auch anschaffen müssen» »
herr Simon schien schon ofter mit
den Bauern in der Umgebung oon
Berlin verhandelt zu haben. Er ging
gleich aufs Ganze. .
»Zum Fragen möcht' ich mir er
lauben. Erstens: Beriausen Sie
Ihren Grundbesitz im Ganzeni
«Hwe«;tens: Welche Forderung stellenl
Nie " s
Da nahm August Hallerlow die’
Hände aus den Hosencafchem stellte!
ssch noch ein bischen breitveinigeri
hin.
»Ersiens, weisen Sie mir nach, daß.
Sie Millionen hinter sich haben.;
Zweitens. laß ick mir auf den Ber
tnuf nur ein, wenn mir auch der
setzte Pfennig bar aus den Tisch jelegr
wird!«
Noch immer war sonst das Dre
izen und Wenden oonseiten des Besu-»
users unter großem Redescheoall oor
sich gegangen. Hei-r Simon aber
Hutte nur, wischte seinen Klenimets
ab, setzte ihn wieder aus und erwi-i
derte gelassen: ;
,,Selbstoerstiindlisi, bin ich zu se-.
der Auskunft erbötizi Sie wird Ih
nen genügen, Herr Hallertowl Na
tiirtich niussen Sie mir Ihren Besitz
aus ein halbes Jahr an die Hand ge
beu, sonst läßt sich Dur Geschast nicht
machen!"
Da sah der Bauer zum Fenster
hinaus und lachte.
»Sie, Jhr Wink wird sich ertiils
ten, hat man nur ne leichte Decke aus
dem Rücken!«
»Ich verstehe! Werde mich sofort
empfehlen! Möchte Sie nur noch
daraus aufmerksam machen, daß ge
gen oolle Aus«zi.:!«,lung des Ver
tsiusspreises bei nur und meinen Ge
schäftssreunden teinerlei Bedenten
vorliegen. Aber erst musz ich doch
überhaupt wissen, was Sies sor
dein!«
August Hallertow riß die Augen
aus. Von «an die Hand geben« war
teine Rede mehr. Und eine Summe
nennen, die sich sehen lassen tonnte,
warum sollte er das nichts Schön
hüten wollte er sich aber. etwas zu
unterschreiben.
»Wer Millionen mindestens! Jch
hab 120 Morgen in einem Plan«. ·
»Das weiß ich." unterbrach ihn
Herr Simon. »Atso vier Millio
nen! Mir erscheint das reichlich
oieit Und die ganze Summe ausge
zahlt?«
»Jawcll! Sofort bei Kausabs
schlußl«
,,Guten Morgen, meine Herrschaf
teu!'«
Naus war er. August Hallertow
jah seine Frau mit ossenem Munde
an. So einer war ihm noch nicht
iibet den Weg gelassen.
»Den is ’n Kett, Einma!«
Ehrliche Bewunderung tlaug durch
die Worte.
«Du, ter tommt wiedert«
»Meinsie"c' Wir wollen sehen! Mir
rennt mein Land nich wegl«
Aber zufrieden mit dem Verlauf
der Unterredung war August Holler
tow durchaus nicht. Bisher hatte er
immer das letzte und zwar sehr gro
ße Wort gehabt Ordentlich hatte
er den Leuten unter die geraden
oder krummen Nasen gerieben, daß
«e genau wußte, was sein Grund
und Bodin wert mur. und dieser
Herr Simon s—er sah noch einmal
auf die Visitentarte. Donnerwetter,
auf der Vittoriastrafze wohnte er,
eine ganz feine Gegend, hatte getan,
ais seien vier Lljtiiiionen ’ne Sache,
wie ’n Teller oolt Quart. · . Da griff
er iuch dein Oute und machte einen
Gang durch die Ställe.
Seine Frau sitz ihm nach· ließ die
Mundwintel hänge-it Dieser herr
Simon hatte August richtig angepaett,
so wurde man cnit ihm fertig. Und
oier Millionen! So viel Geld got-J
fo gar nichts Lange würde es dau
ern, uad die Oandelei begann. Bei
der wollte sie aber nicht aus demi
Zimmer gehen, fest nahm sie sich’öj
voi; denn wenn ihr Mann erst »mitt
de« gemacht word-en war und einer
die richtige Minute erwifchte, wurde
er doch eingeseth
here Simon aber fuhr sehr zu
frieden i;eim. Da yatte man ihm ge
sagt, mit dem August hallertow sei
schwer fertig zu wert-en, das war ja
Unsinn. Der inufzte nur ein bischen
anders genommen werden als die
Bauern sonst. Und es war schließ
lich tein Wunder, neun die nachgem
de tliiger geworden waren. Zum Ziele
tani man doch —- ii·r«n wandte nur
andere Mittel an.
Zu Hause setzte er sich sofort vor
einen großen Tisch. Mit Reißztoecien
war auf dem Ti ?- eine Karte auf
gezogen, August stillertows Besit
zung. Straßen waren auf der schon
l
Fetngezetchnet sogar ein Plag. . .
Gerade die Gegen-) merkte bald sehr
otel ioert sein. Von Wilineeidort
her näherten sich vie Bauten iind
oon Schonebeeg Jn der Grauen-tild
steoße wurde fast täglich ein neuer
Baugrund nutgelzolien die Verlänge
rung ging mitten durch August hal
lertoivs Plan. Das gab eine Haupts
stroße, durch die dnld die elettrischez
Vol-n fahren würde, die die Schöne-i
berger nach dein Eeuneivnld bringen:
sollte. Und die Verbindung mit’
Berlin, ttnisernllee, Zoologischer Gar
ten und an der :liii;et-Wilhelni-Ge
dächteiistiiche dort-it war auch ganz
ausgezeichnet · . sllser Millionen ausr
Bkettl Ein schEner Batzen Geld.
Nei, das letzte Wort co.ir es noch
nicht. Alt-et bald mußte es gespro
chen wert-en, denn die Roiixurreiizl
war natürlich out-o nicht nus den·
Kopf gesalien Unt- sich den Preis
in die Höhe treiben lassen oder gar
gemeinschaftliche Suche mir der Lon
turrenz machen, die inußte oerinieden
sterben.
Dn fuhr lHerr Simon schleunigst
zu seinen Freunden . .
Als es on diesem Abend diinlelte,
laiii Herr Simon schon wieder zu
August Hollertom Der lonnte sein
Erstaunen nicht resbeisgem Herr Si
mon aber tat, als meite er one- nicht,
sondern stellte die beiden Herren vor,
die er mitgebracht mitte
».Herr Justizriit Kieinschmith« Der
war trotz seinem Nennen riesengroß
und trug einen inngiin graue-; Butt.
»Herr Vantdiiettor Wer-nicht« Das
kleine, bewegliche Jllännchen hielt
August Hiillertoni freundlich die
hand hin.
»Frau mich sehr! Warum ioir
toinmen, tönnktn ncjie sich ivohl den
letii Sofort iiiin dir Kniifoerlrng
ausgesetzt werden iider oier Mil
lionen, Here Deiciitoim also von
der Sinn-ne reden ivir eiI·t gar
nichtl«'
Und während er diig I«.igie, zog er
seinen Pelz ans und legte ihn iibei
eine Sstuhllehnr.
August Hollerkin hatte Lebensart
Mit nusgeItreitteiii Jeigefinger ivieg
er nuf feine Fran. Ader deooi ei noch
den Mund nnftnn konnte, ionr der
Herr Banldirelto Ich-on ooiv Einniii
Vallertoiv getreten, ichiiltelie nnch ilIr
die Hund
»Ah, die Haiiöfrniil Freiii mich un
geinein, daß ich die Ehre hiide!·« . .
Und dann hatte er Ichon ein mächti
ges Zigiirreneini tin-«- der Briiiiiniche
gezogen. »Bei wichtigen Beiynnds
langen iiinß ich -ine besonders gute
Zignrre tauchen. Herr spanntin
darf ich Ihnen eiin Festriive nndies
in's. . Und während der ziigrifh «
fuhr der Bankdiretioi Iori: »Dann
könnten mir iinS wohl setzen nnd alles
einmal durchiprechen. Einen Vet
tnnfsentivnrf hat der Herr Justiz
ini Kleinichmidt gleich mitgebinchil«
Herr Wer:iicle saß schon und zog
sich mit spitzen Fingern die HoIen
etwas hoch, diiinit seine Ichönen Bü
gelfnllen nicht litten »,Jn Herr
Hallecloim ivas sagen Sie dazu, wenn
Jhnen morgen zwe: runde Million
oIen niiI den Tifch gelegt werdeii?.. .I
Ja sagen Sie nutiirlichl" I
Donnerioettei, legte.i die sich nberI
Ichnef ins GeIchirt Dei Iollte nianl
ihn kennen leinen. :
»Nee, nieiiie Herreii’ Hab riss iio-«
tigt Jch tann ioiirtenl Vier Millioss
nen hab' ich gesag:!« i
Daß August Hullertoiv esJ ,,iiichti
nötig hiiiie·«, wusien die Herreni
ganz genun. Denn Herr Simon muri
nicht der erste g.ive1eii, den sie zu?
ihm schickten Erst als ein Agrnt niichi
dein anderen lziemlich turz eibgesersf
iigt iourden ioni, hinten sie »ihres
große ziiuione« Herrn Simon möge-I
ieuert, dessen Spezialität ex- ivnr,j
»schioierige Leute« tlesnzutriegen Der«
aber iriii seht gänzlich in den Hin-i
tergrund, Ier Buntdireltor ließ ieinrJ
Puppen tanzen. i
,,:Iiotii-.lich, seter iiiiiiiiit, soviel ers
bekommen luiinl Sie wären ja eins
Narr« Herr O.:lle’rtoiv, täten die es»
nichtl clber ich möchte ooii vornher-s
ein Verwahrung einlegen gegen ei-.
neii Ged.-iiieii, oer sich wahrscheinlich
Jhrer bemächtigt hat. Sie ioerdeni
denken: irith iii der Herr Simon l)ier’
gewesen, und gegen Abend toinini er.
schon wieder init neni Justizrat und.
·neur Bantdirettorl Das läßt sci;
sehr ties blicken. Du werden diel
herreu oersessei sein auf mein
Länd!« Herr Wernicte ichniunzeltr.i
»Nun jn, ich grisse ganz gern bei au-;
iiehnibiireni Preise zul« Und onnnf
machte er ein sehr ernstes Gesicht, hobs
den Zeigtsinger hoch. ,,Zivei Millio-?
nen!" exr stöhnte. »Ich möcht, ich
hätt’ sieh · . Sie dürfen auch nichti
denteii, die Banten haben die Mit-T
lioneii so in ihren Gewölben rumlieL
gen. Herr Hallertoiol Außer meiner
möcht’ ich die Bank sehen, die Ih
nen so ein Heideiigeld glatt aus den
Tisch legt! Es tut teinel Die geben
Jhnen ein Siiininchen und beteiligen
Sie im übrigen am Reingewinnl
Und ions die Trichließung don 120
Morgen als Buntan kostet, davon
werden Sie sicher einen Begriff.
wenn auch nur einen schwachen, ha
ben.«
»O, das weiß ich! Wege, Männli
:iition, Aufteilung der einzelnen Bau
ftellen. . .«
Der Boiitdirettor nickte. unterbrach
ihn aber sofort.
»Seht richtig, das ist einigebl
Was do on Gehältern und Löhnen
zu zahlen ist und dann M Fei
um jede einzeine Baustrllh wie man
sich on verrechnen konn, wie bist-sin
nig unvernünfti, vie Käufee oft
sind, davon haben Sie aber æw
keinen Schimmer! Dante-! See st,
baß Sie sich met all den Leuten nicht
cumätgekn müßan Sie sitzen du«
nat-en zwei Millionen gut und sicher
in Papieeen angelegt« haben jährlich
hunveetwkxenv Mart -«— huntettseui
send Matt4 Here Hallettow!-· an
Zinsen zu verzehren. Lassen zufrieden
die Daumen umeinnndet tanzen und
lachen uns aus, vie wir uns cum
schinven acjissenI Gott, hätt’ ich Ihre
120 Morgen geerbt, wie wohl wäre
mir v.1!"
August Hallerlow hatte sich aus
seinen Stuhl zurückgelehnt, die ««’fest
riibe in den linten Mundwintel ge
tlemmt, nnd blinzelte den Bantdis
rettor an. Da merlte er, totreden
ließ sich dieser Bauer nicht. Also ihn
von einer anderen Seite angeritten
Herr Wernicke niachte,eine energische
Handbewegung.
»Von der Hauptsache bin ich ab
gekommen, weil Sie mich unterbra
cizen, Herr Hallertrm Nun, wir ha
ben ia Zeit! Das heißt heute, mor
gen freilich wäre es zum Verhan
rieln wahrscheinlich zu spät! ..... .
Ich erlaubte mir, Jhnen schon za
sagen, die Millionen liegen nicht so
zum Zugreifen in den Bankgewäli
den herum. Die werden in die ver
schiedenartigsten Unternehmungen ge
steckt, miissen arbeiten, denn unsere
Aktionäre wollen doch eine vernünf
tige Verzinsung sehen. llnd da ge
rade gestern ein großer Posten Bau
geld bei uns eingegangen ist, so
wollen wir den schleunigst anlegen.
Zur Abwechslung wieder einmal m
einem großen Stück Baugetändes
Aber,« der Bantdirettor cnachteganz
große Augen, »wir haben natürlich
mehrere Sachen, fiir die wir uns
interessieren! Machen wir rnit Ih
nen heute das Geschäft nicht. dann
eben morgen niit einem anderent
Der vielleicht nicht daraus veressen
ist, die ganze Summe gleich bar zu
erhalten! So liegen die Dinge, mein
verehrter Herr Hallertowl Wir sind
keine Pfennigfuchserl Bei uns heißt
es: Entweder —- oder!«
Herr Wernicle hielt den Atem an.
die letzten Worte hatte er, zur Haus
sran gewendet, gesagt. Die war
ganz gribbelig geworden. Wenn ihr
August ja sagte, hatten sie morgen
siir das magere Land zwei Millio
nen! Aber der besah sich gelassen
seine dicke Zigarre. Aus den Vieh
und Kornhandel verstand er sich.
ilnd warum es im Grundstück-Shim
del anders zugehen sollte, fah er
nicht ein. Kletterten die drei ersten
wieder in ihren Schlitten, konnte er
den Mund immer noch auftun. Es
sagte seelensruhig: »
,,Papiere nebm’ ich nicht! lind
nenn Sie wo anders Jhr Gliiet ver
suchen wollen —- meinetwegen!«
Da sprang der Bankier auf,ivtn
dete sich an Frau Hallertoirk
»Was haben Sie für einen
Mann! Zwei Millionen läßt er
liegen wie ein anderer einen abge-.
rissenen Knops!«
Die wußte nicht, was sie sagen
sollte und sah ängstlich ihren
Mann an. Der legte schmunzelnd
dem Banldireltor die Hand aus die
Schulter.
»Den Knopf heb’ ich schon aus,
wenn niir’6 paßt nämlich!«
Herr Wernicte sah sich nach sei-.
nein Pelz um.
»Ja, Herr Justizrat, da hätten
wir uns anscheinend umsonst be
miihtl«
»Nun, nun,« brummte der, »der
eine sagt zwei Millionen, der an
dere vier, das ist doch tein Han
dell«
Da rang der Banldireltor die
Hände.
»Was soll ich nni Himmels wil
len noch sagen?«
Mißbilligend sah dabei Herr Wer
nicte den Jnstizrat an.
Frau Hallertow war an die«
Seite ihres Mannes getreten. gab
dem einen gelindert Rippenstoß
Aber der schiittelte wütend den Kopf
und liesz seine Besitcher nicht ans
den Augen. Die gingen noch lange
nicht, Der eigentliche Handel de
gann überhaupt erst. Dieser lleine,
betvegliche Vanldirettor hatte m
noch nicht einmal nach seinem Pelz
gegriffen lind wenn er ihn sogar
angezogen hätte, gegangen wäre der
noch lange nicht.
Der Jnstizrat Kleinschmidt trat
aus August Hallertow zu.
»Vin- Millionen ist Unsinn, nun
nennen Sie endlich Ihre reelle For
verungl«
Der Bauer schob das Kinn vor·
»Ich tann warten! Jch krieg
schon die vier Millionen! Herrn
Simon hab’ ich heut sriih den Preis
genannt, —- und nun sind Sie schon
dal«
Roms-ten Sie! Kommen Sei-F
sagte der Banldirettor und fuhr
wahrhaftig in seinen Pelz
Da hielt es Herr Simon siir nn
gebracht, endIich auch den Mund
aufzutau
(Fortsetzung solgt).
——-—.- O——
— Er weiß cl- besser. »Ge
stern war ich beim Ches und habe
um Beförderung nachgesucht«.
»Ich weiß. Sie wurden auch des-St
dert —- aber an die Lust«·.