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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 19, 1917)
Soimtagzblatt de SkaakS -«Anzeiger und errolä III . J kenn wird eiser nächtig Humoresie von Alfred Kollet Mii eiligen Schritten hattet Herr Gletichertneier die Hauptitraße hin auf. hin und wieder zuckt feine hand nach der Westentasche, wo die goldene Uhr ihr Plätzchen hat. Zwei Minuten vor 8 Uhr. Um 8 Uhr erwartet ihn seine Braut. Wenn er nur einigerma ßen pünttlich sein will, muß er eilen. Wieder fährt hie Hand nach der Uhr. Noch eine Minute. »Woh, sie wird mir nicht zürnen, wenn ich auch etwas später tommr.I Jn Schweiß gebadet tann ich doch nicht vor ihr erscheinen!« l Durch eine bekannte Stimme wird er in seinem leiten Zelhstgespräche gestört. »Gott-n Abend, Herr Gletichersi meier!« «Gnten Abend." »Wie-hin so eilig? Kommen Sie nicht zur Sitzung, wie?«' »Bitte, entschuldigen Sie mich, ich...." »Aber, Herr Gletfchermeier, Sie werden doch nicht gerade heilte fehlen wollen. Sie wissen, daß ein neuer Präsident gewählt werden muß, here Schwarzrnnch tritt zurück, und man sagt jn allgemein, daß Sie die geeig netste Pertonliqteit seien und daß . .« »Den Mehlhuber, ich bitte, ent schutdigen Sie mich, es geht nicht, Unmögliche meine Einri, meine Buttt . . sp «’tlck) was, rennt man, rennr man· wird sich schon zufrieden geben, wenn« sie nachher in der Zeitung liest, daß ihr Bräutigam, der Herr Gleis-fer meier, Präsident geworden ist, sind sicherlich werden Sie dann noch eine Partien Extratiisse erhalten.« »Aber-, ich habe versprochen, um . .«» »Na, so schicken Sie doch einen hiibi schen Btumenstrauß rnit einer Ent schuldigung.'« Plöhlichs halten acht dumpfe Schläge vorn nahen Turme. Herr Gleischeri rneier reißt zum dritten Mal seine» Uhr hervor, wirst einen verzioeiselten Blick aui das Zifferblatt, fährt mit er Hand nach dein Hut und empfiehlt "sich, den verblüssten Vereinsgenossen stehen lassend. Weiter eilte er. Mochte Präsident werden, wer wollte, das war ihm( gleich, wenn ihm nur seine Braut nicht zürnte. Nachher, Ia dann würde« er schon wieder zu haben sein, aber seht hatte er andere Sorgen. Warmnz mußte dieser Mensch ihn aushalten! Wieder zuckt seine tdand nach der Wess stentasche. Doch die Uhr scheint unsl willig zu werden. Zornig unlelt das Glas, und ein Tick Tack, Tick Tack tönt aus dein Innern. «heda, passen Sie mal aus, sonst überrennen Sie noch die halbe Stra ße!« Den Blick aus das Zisserblatt gehestet, war er unsanst mit einein herrn zusammengeprallt. Eine höfli che Entschuldigung, und weiter eilt er. Da sieht er ein tleines Patetchen auf dem Bürgersteig liegen. Zuerst roill er rasch vorüber, aber er besinnt sich und hebt et aus« ohne nur einen näheren Blick daraus zu wersen· Sri ne Gedanken sind bei der süßen, er ziirnten Braut. Fortwährend studiert er an einer Entschuldigung, wie ein Schulbube, der dein gestrengen herrn Lehrer einen glaubwiirdigen Grund sür das Zuspiittomrnen sagen will. Endlich erblickt er das betannte Licht über dem Portal und bald dar aus auch die lieb gewordene Nr. 72 an der Partstraße. und dann geht er langsam die Stie gen empor, ins zweite Stockwerk hin aus. Etwas zughnst drüctt er nus den Knops, worunter aus einem Rärtchen »M. Spirngo, Nentier«, zu lesen steht. - Das Dienstmädchen ussnei. Ohne Gruß srägt et: »Ist Fräulein Spi rngo zu Hauses« « »Ja, Herr Gletschernteier, sie harrt schon seit einer Viertelstunde auf Sie.« Jetzt tritt er in den Solan, erblickt aber nur Madame Sphng eine schon ältere Dante mit freundlichen Gesichtsziigem here Spimgv und » Erna sind nirgends zu sehen. tMit einem verlegenen Lächeln wünscht er einen guten Abend und preszt dann mühsam hervor: ,Sie müssen entschuldigen, ich mußte noch, ich war...« , Ein helles Lachen hinter seinem Mitten unterbricht ihn, und Erns, die sich dort versteckt gehalten hatte, er iinst mit neckischer Stimme: »Ich, ch tvar noch tin Neste-neunt, bei, bei der schönen Linn.« Lachend schlingt sie einen Arm um den hats des Stin ders, und ihr schelmisches Lächeln und , der berzhaste Kuß belebten den " Ins etec", das- er umsonst Angst tmd · « retten ausgestanden Hatte, we , Itoch ern letzter Blut aus die unr,v gen des Zorne-B seiner so innig Gr liebten. Es geht schon gegen els Uhr-. als der Bräutigam mit einem glückseligen Lächeln seinem Heime zusteuert Plötz lich stillt ihm ein« daß er den Fund vergessen hat. Die Zeit ist jedoch zu vorgerückt, um zurückzugeben; er wird ihn morgens holen lassen. Nun dentt er auch zum ersten Mal dor iiber nach, was er wohl gefunden habe. Jn gehobener Stimmung langt er in seiner Junggesellenwohnung an,; gibt seinem Diener noch den Austrag, am Morgen das Patet zu holen und genießt dann bald einen so siisienT Schlos, wie ihn nur ein glücklicher Bräutigam haben kann. — Beim Rentier Spirago ist man noch.nicht zur Ruhe gegangen· Mit dem heimgelehtten Papa plaudern Mutter und Tochter von dem Auser wählten. Eben schlägt Erna die Hän de zusammen und rust aus: »Ach, der arme Schelm, wie er sich Sorgen machte, wegen dem Viertelstündchen Papa, du hättest ihn sehen sollen, wie der verwirrt war, als er hereinlarn und erst, als er mich nicht gleich sahl Sicher glaubte er, ich ziirne ihm.« Das Mädchen tlopst und meldet, daß Herr Glets ermeier ein Päckchen liegen gelassen abe. Erna springt aus. »Gewiß hat er vor lauter Glückseligleit nicht mehr daran gedacht. Marie bringen Sie es hierher!« Neugierig wird das Paletchen ge niustert. Es ist ganz leicht« was mag darin sein? »Mama, Amme-, here: pas in sicher ein Geschenl sür mich, er hat es nicht vergessen« sondern absichtlich lie gen gelassen. Ueberrnorgen ist ja mein Namenstag Ach, der Gute, er wollte mich überraschen, und so lange blieb er va, und gar nichts hat er verra ten, der »Schlaumeier«! Hurtig entfernt sie die Papierhülle, trotz der Einsprüche der Eltern. Eine Kartonschachtel kommt zum Vorschein Darin liegt, in einem Etui geborgen, ein tostbares goldenes Armbnnd, mit einem prächtigen Brillanten. Erna ist ganz entzückt, während ein Lächeln freudiger Ueberraschung über die Ge sichter der Eltern huscht. Sie schmiictt sich mit dem Kleinod und tann sich nicht satt sehen an dessen Schönheit. Wenn Herr Gletschermeier alle Rose namen gehört hätte, die ihm Erna jetzts verschcvenderisch beilegte, so hätte er» sich im siebenten Himmel droben ges! glaubt! ; Nachdem der erste Freudenrauschs vorüber ist, meint Papa: »Er hiittei doch einige Zeilen dazu schreiben kön nen!« Aber rasch entgegnete das Töch terlein: »Aha, jeßt weiß ich, warum er zu spät kam; er war noch beim Juwelier und erstand dieses Schmuck stück. Die Auswahl wird ihm schwer gefallen sein. So verspätete er sich und sand nicht mehr Zeit, etwas zu schreiben, sondern kam gleich mit dem Geschenk zu uns. Du hättest nur se hen sollen, wie er erhitzt war vom raschen Gehen, als er lam!« Nochmnls wird ein dreistimmiges Loblied aus Herrn Gletschermeier ge sungen, und dann begeben sich auch im Hause Nr. 72 an der Parkstraße drei glückliche Menschenkinder zur Ruhe. — —- -— — Es ist Morgen. Soeben ist Ema ausgestanden, als ihr Marie meldet, daß Fritz gekommen sei, mit einem schönen Gruß von Herrn Gletschers tneier, und daß er gerne das Päelchen hätte, das sein herr gestern vergessen habe. »Was -—; das Päckchen — das snrmoano wcu er; das -— oag ist doch ein Geschent!« Aber jäh wird ihr klar, eafz sie sich im Irrtum besinden tönns te, ja, daß sie sogar etwas Unschick licheg begangen habe, als sie sich un terstand, das vermeintliche Geschenk zu öffnen. Schnell erwägt sie aber: siir was braucht er denn das Arm dand, etwa siir eine andere? Sie wagt nicht daran zu denken; sort mit sol chen Gedanken —- und doch, stir wen hatte er es denn gekausti »Sagen Sie Fritz, er möge einen Augenblick warten, ich werde es ihm gleich gebeut« Emsig packt sie das Armband wieder ein und übergibt es Fritz mit den Worten: »Auch einen schönen Gruß,« und mit einem merk würdigen Lächeln setzte sie hinzu: »Sagen Sie Jhrem herrn noch, ich sei heute Abend nicht zu tressen!« — Mit diesem Bescheide tritt Fritz vor Herrn Gletschernreier. »Nicht zu treffen heute Abend? Na, sie wird zu einer Freundin gehen. hat sie nicht gesagt wohin?« «Netn!« Jeht enthüllt er endlich seinen Fund und ist im höchsten Grade über rascht von dessen Kostbarkeit »Wie kann man nur so unvorsichtig sein und so etwas oettierenl« Das Schmuckstttck bewundernd, denkt er daran, tote schön dieses seine Braut steten milste Nach einiger Zeit schickt er indess Fritz mit einer Annonce auf die Ex pedition des Hauptblattes und am Abend finden wir folgendes Jnserat darin: Gesunden: Ein goldenes Amt-and —- Abzu holen gegen Aus-weis: harzseldstraße 12, lll. Erna läßt das Armband leine Ru he. Sie grübelt und grübelt dariiber nach, aus was siir einem Grunde er es getauft habe. Zu allem fällt ihr noch eine spöttische Bemerkung einer Freundin ein, daß Herr Gletscher meier ostmals Danienbesuche empfan ge. Damals hatte sie es aufs Geschäft bezogen und nicht weiter daran ge dacht. Aber wenn am Ende doch nicht alles Geschöstssachen :dären, die da verhandelt würden? Das Resultat ihrer Betrachtung ist, daß sie im höchsten Grade eifersüchtig wird aus eine vermeindliche unbekann te Nebenbuhlerin. So tönnen wir es auch begreifen, wenn wir sie kurz darauf aus einem Privat-Multip Bureau versprechen-gehen durch dessen Agenten sie ihren räutigam im ge heimen überwachen läßt. Spät am Abend erhält sie durch einen Extraboten den ersten Bericht-i »Ha, jetzt schon,« jubelt sie; »es scheints nicht unnüß gewesen zu feint« Mit! vor Erregung zitternden Händen öss-T net sie das Kuvert und liest: - Privatdetettib-Vureau »Listig'« Revclvergasse 17, Finditadt Il. Findftadt, B IX. 23 Presmpte Erledigung aller Aufträge Spezialität: Uebertvachungen » Fräulein Erna Spirago, » Parkftraße 72, f Findftadt ; Ihrem gefch. Auftrage gemäß habeni wir Herrn Gletfchermeier feit heutef Mittag til-erwacht und erstatten Jhnenf folgenden Bericht: » here Gletfchermeier war von mit-i tags 2 Uhr bis nachmittags 5 Uhr» im Gefchäft tätig. 5.15 kehrte er auf dem nächsten Wege in feine Privat-f wohnung zurück und empfing dort bisj abends 8 Uhr folgende Besuche: l 5.3(i einen Herrn; Befuchszeit 6Min. 5.45 eine Dame, oornehm gekleidet, ra. 50 Jahre alt; B uchszeit 8. Min. 6.10 eine Dame, ffiillig gekleidet, ca· ZU Jahre alt: Befuchszeit 5 Min. 6.15 einen Herrn, fchäbig ausfrhenb; Befuchszeit 3 Min. 6.30 eine Dame, jung, hübsch, vor nehm; 25 Jahre alt; Befuchszeit 30 Min NB. Es ift noch zu bemerken, daß die zuletzt erwähnte Dame ein kleines Piickchen trug, als sie herauskam, das sie vorher nicht gehabt hatte. Um acht Uhr verließ herr Glei fchercneier die Wohnung. Weiterer Bericht folgt baldmögs lichft. Hochachtungva Der Chefdetettio:«Rene Liftig. Als Erna den-Brief gelefen hat, sinkt sie auf einen Sessel und jam mert: »Alfo doch, er beträgt mich; er ift ein Heuchler. O, ich Unglückliche; ich kann es faft nicht glauben; es kann nicht fein! Aber was tat denn die junge, hübfche, vornehme Dame eine halbe Stunde bei ihm? Und das Päckchen mit dem Armband hat er ihr gefchenkt! Sicher« es war kein ande res. Wie gut, dafz ich es geöffnet ha be. Gold und Brillanten verfchenkt er andern, und ich, ich glaubte, er fei der beste Mensch auf Erdenk« J Ein heftiges Schlnchzen erschüttert die ganze Gestalt. Erschrocken eilt die Munin herein. Erna macht ihrem Schmerze Lust und berichtet der aus merksamen Lnuscherin allez. Sie sucht ihr Töchterlein zu trösten: »Wir wollen abwarten; vielleicht klärt sich die Sache auf. Wie leicht könnte alles auf einem Irrtum oder aus einer Verwechslung beruhen!« Auch Herr Spirngo meint zuver sichtlich: »Es werden Mißverständnisse vorliegen, und alles wird sich morgen aufllären. Jch kann nicht glauben, daß Herr Gletschermeier dich betrügen sollte; nein, er ist ein ehrlicher Mensch, dafür siehe ich dir!« Immer noch arg belümmert, läßt sich Ernn endlich bewegen, zur Ruhe zu gehen. Aber in ihrem Zimmer bre chen Schmerz und Entrüftung noch stärker hervor. Von einem unwider stehlichen Drange erfaßt, setzte sie sich an ihren Schreibtisch nnd schreibt nn ter Tränen einen Brief nn ihren Bräutigam, worin sie ihn beschwört, ihr bei seiner Ehre Aufklärung zu ge ben, wer die junge, hübsche Dame ge wesen sei, die heute abend eine halbe Stunde bei ihm war und ob er ihr das goldene Armband geschenkt habe. Den Brief legt sie Marie zurecht, damit sie« n morgens frtih zur Post trage. Sen send begibt sie sieh dann zur Ruhe. Doch der Schlaf flieht sie. Und erst die Erschöpfung bewirkt, daß sie nach Stunden in einem unruhigen Schlummer verfällt. — Iit III II Die vielen Besuche, die Herr Glei schermeier empfangen und von denen Erna Kunde erhielt, waren seiner Annonce zuzuschreiben. Die verschie densten Persönlichkeiten bemühten sich zu ihm. Einige, weil sie wirklich ein Armband verloren hatten, deren An gaben aber gar nicht stimmten, an dere aber, weil sie hofften, den Fund herausschwindeln zu können. Erst der lehte Besuch, die junge, hübsche Da me, übrigens eine Bekannte des Herrn Gletschermeier und eine Freundin Er-. nas, war in der Lage, bis ins Klein-s ste zu beweisen, daß das Armbandz ihr gehöre. Deshalb dann auch die Bemerkung im Bericht des Denktin daß die Da ine ein Päckchen getragen habe als» sie das Haus wieder verließ. —- ; Of si Am folgenden Tage, um die Mit-! taggzeit, treffen wir Herrn Gletscheris meier in furchtbarer Bestiirzung. Ean hat er den Brief feiner Braut gelesen. Zuerst gibt er alles verloren. Dann aber beginnt er klar zu über legen und beschließt, nachmittags sei ner geliebten Erna mündlich Aufklä rung zu geben. »Wie tann sie nur auf solche Ge danken kommen? Jch sie betrügen? Du liebe Zeit, noch nie gab es einen so treuen Bräutigam! Gewiß hat mich jemand bei ihr verleumdet. Aber wer konnte wissen, daß ich gestern Da meubesuch gehabt hatte? Das ist mir unerklärlich!« Zur gleichen Zeit erholt Srna oen zweiten Bericht vorn Detettivbureau, dessen Inhalt lautet: »Herr Gletschermeier begab sich ge stern abend nach acht Uhr zirta eine Stunde aus die Pronienade, lehrte dann nach Hause zurück, ging nicht mehr aus und empfing auch leine Be suche mehr. » heute vormittag ist er im Geschästi tätig. Mö. Vielleicht interessiert es Sie zu erfahren, daß Herr Gletschermeier gestern folgende Annonce in der Hauptzectung erscheinen ließ: »Gefunden, ein goldene-z Armband, alizuholen gegen Aus-weis, Harzfeld ftrasze 121U. Die von uns gemeldeten Besuche dürften daraus zurück zu führen sein. Der Chefdetettiv: Reue Listig.« Mit wachsendem Erstaunen liest Erna die lepten Zeilen des Briefes. Ein tiefer Atemzug hebt ihre Brust, und plötzlich ruft fie aus: »Mama, Mama, wie dumm war es doch von mir, zu glauben, mein Bräutigam sei treulos-. O, sieh her, lies diese Zeilen, sie tlären alles auf! Und gestern abend schrieb ich ihm noch diesen Brief. Was wird er denken!?» Der arme Kerl; sicher gerät er halb! aus dem Häuschen! Wenn er nach-’ mittags nur hierher käme. Gleich ein ganzes Dutzeng Küsse lriegte er. Ver oient hätte er sie wohl!" — Nachmittags erhält Erna von der jungen, hübschen, vorneym aussehen den Dame Besuch. Es ist ihre Freun din Alice Finsterbach, die glückliche Wiederbesiyerin des verlorenen Klei nodes. Sie tornmt, um Erna zum Namensfeste zu gratulieren. Kaum hat sie im Salon Platz ge nommen, so plandert sie ihre Neuig keiten schon aus. »Deine dir nur, liebe Ernä, vor-gestern verlor ich ein lostbareö goldene-Ei Armband, das ich eben getauft hatte, und dein Bräuti gam hat es gefunden, dieses Glück! Er ließ eine Annonce einriicken; ge stern habe ich das Schmuckstiick selbst bei ihm abgeholt, nnd wir plauderten noch ein halbes Stündchen miteinan der-« Schnllhast benissrtte sie noch: »Du wirst doch deswegen nicht etwa eisersiichtig werden!« »u, ou meine wuicx nacuruch um ich eiferfiichtig geworden und wie! Du wirft es gar nicht glauben, wenn ich es dir sage· Sogar überwachen ließ ich dich und ihn aus Purer Eifer sucht. Ei, ei, was doch der Mensch nicht alles tut, wenn er eifersüchtig wirb!« Plötzlich lchrillt draußen die Klin gel. »Paß auf, Alice, das ist sicher er. Es ist gut, daß du da dist; so hnt er gleich eine glaubwiirdige Zeuginl« hastig tritt er ein, bleibt aber ver wirrt stehen, als er Ema nicht allein sieht. Da umfangen ihn zwei weiche Arme und ein Versöhnitngsluß brennt auf den Lippen des Ueberraschten. Nun treten auch Herr und Frau Spirago ein, und sie sind sichtlich er freut ob der Wiedervereinigung der beiden. Darauf wird in der fröhlichflen Weise Ernas Namensfest gefeiert und das verworrene Geschichtchen vom gol denen Armband wird zur unversiegs lichen Quelle einer prächtiaen Unter haltung. , zu der Draht-cis « fährt-. (Stiz«zc von Otto Rule Vom Wirtshaus zum Mnirhäusl in der Sarnrr Schlucht führt eine Drahtseitbnhn empor zum Dörfchen Wangen. Etwas priniitiv in der Einrichtung denn sie soll ja isur Prü gel zu Tal und Waren zu Berg sördern. Daf- auch öfters Men schen diesem Fuhrtorb sich unver traueii, hat seine zwei guten Gründe: erstens ist es strengsten-J von der ho hen Behörde verboten —- tvas tsnt sich ein Bergbnuer je um einen tltns der Bezirtsts.iuptiiiaiiuschnst gekäm uiert -; zweitens durchsährt man schön gernüttich iu zwanzig Minuten, wozu man sonst zwei Stunden müh samen Steigen-H aus etendern Fels steig braucht. Freilich, für den, der das erstemal fährt, tsnt es mit ker Getniittichteit noch seinen Paten, wenn der Fahr stutst sich in Bewegung setzt und die Lciusrotlen ihre Metodie beginnen. Wie brummt das Drahtseil so ver-T schieden» ob man iit der Mitte zth schen zwei Jöchern schwebt, oder obs man sich deni nus schwindelndeni Ge« steinsvorsprung ruhenden Ständers nähert, tief unten die weis-schäumend de Ieise-; jetzt itdec dunuek Schlucht,t zwischen steilen Felswänden, uuds dann triechi die Fähre wieder durchs-s Gebüsch und scheint den Boden zu streisen. Und zu der mit dem Ge sälte wechselnden Lage des Stulstes gesellt sich ein teichtes Pendetn, wenn die Rollen oom Stützpuntt des Joches wieder mit einer kleinen Be schleunigung aus das freie, schwin gende Seil udergleiien. Wer Lia das Gruselii nicht erlernt, der hat über haupt rein Talent dazu, und ioer es nach mehrniaiiger Wiederholung die ses Vorganges nicht irieder verlernt hat, der fahrt lein zweites Mal inehr n.it. Lein Holzl.iecht Hanneå war na turlich die Faer so gleichgültig, als wäre e: in einem Stellivagen gele gen. Denn was andere Leute als ihre Nerven zu bezeichnen pflegen, besaß er überhaupt nicht. So siihr er taglich zweimal diese Strecke, in der Frühe mit der ersten Fuhre, auf einigen Prügeln thronend, herunter Jud abends hinaus. Wenn er wäh rend der Fahrt die Augen schloß, so tat er es- nicht wegen der Schluch ten, sondern uin ein tleines Schlös chen zu machen, wie ein Wickeltind, das sich unter Wiegen und Summen einlullen läßt. Oder er legt sich aus den Reinen, sein Pseischen schmauchend, spekulierle in deii Wol teiizügen herum ivie die Ritter, Hexen und Ungeheuer in raschem Werden uno Vergehen dort drohen einen lustigen, laiitlosen stumpf inhi ten. Donner- halte sich gerade in seine Wiege gesetzt, als atemlos die Leim, ein sauberes Wangener Kind anfangs der Zwanziger, daherhaslete und flugs zu ihm hiiieintletterte. ».;r!:iiieg«, nictte sie zum Gruß. »Ja, daß ou dich getraust, Le na!« ern-werte er, ihr Plan ma chend, den Gruß. »Bist noch nie ge fahren-" «"llei.:, heute das ersteinalz wenn ich nicht uni sechs Uhr oben sein mußt, sah mich der Rasseltasteii nicht. Puder einmal muß er- das erstemal ei·« —'« »O mein Gott, jeht bin ich gelie fert!" sagte sie angstvoll, als der Stuhl sieh in Bewegung sente. »Dazii bist ja iiiitgesahren.« »Du Silbestecher, inir ist gar iiiclzt eins Ladienl« »Dein) lustiger beiichi esJ niich!" Lie schloß Die Augen «.i·).nii!eg!« schrie sic aus, als bie Rollen über das erste Joch glitten uiib briliiie sich .iii ihn Sie iiisz zu seine-i Fliß en, während er voll Inter esse über ihrem roten Buseiiiiichl bie seinen Linien des Jlackeng init dein goldenen Blonkhaiir studierte. Er schien ihm wie eiii soniiengebräunter siiiiiteiier Psirsisph. Alk- sie wieder ängstlich sich aii ilin bunte, da faßte er unvermerkt ben. Blonblopf zwischen seine schwieligeii Hände iinb du sie nichts dagegen» zu haben schien, wurde er kühner» und str ich ihr lieblosenb die weiche-n Wangen ,,Liiszt du mein Gesicht in Ruf-Pl schreckte sie ihn ans iinb wendete sich! init eineni strafend sein sollenbeni Blick nach ihm um. ! »Aber Lein-, wir fahren doch aiif Wangen!« Mitten über bei-n tieissten Abgrund lnisf er sie ins Ohr und sagte: »Ob« möchtest mir lieber ein Biißl geben?« —- ( »Aus bee Stell steig ich ausl« l »Dann leb wohl, Lenat« i Aber bie Lena blieb rubiig schm. i Plötzlich tritt die Sperrdorrichtung in Funktion, und das Fuhrwerk hält an einem hoben Ständer. »Siehst, jetzt bleibt die Maschine stehen, damit on aussteigen lannstl —- Schau, wie schlaff das Zug seil ist; es wird wohl irgendwo ge rif en sein." »Jesus Maria! Jch weiß mir nicht zu helfen!« »Das bruachst auch nicht. Jeyt heicßt’s vor allem eine Weile mit Geduld warten-« »Das ist die Straf Gottes siir dei ne Dummheiten.« »Ein Bußl wär keine Dummheit, das ist wohl ein gescheiter Gedanke. Jch lomme leicht über das Sprissel wert des Träger-s da hinunter-, es wäre nicht das erstemal. Da bist also du gestraft, warum hast du nicht Ja gesagt.« »Was soll ich einmal tun?« jam merte Lena. - »Muszt halt auch lraxeln,« sagte trocken der Hannesk »Ich voran und du hinterdrein.« »Und Hosen hab ich auch leine an!« »Er-il ich dir meine leihen?« »Liebrr bleib ich da sitzen, bis es Nacht is .« »Auch recht; aber in der Finster nis laun man den Abstieg nicht wa gen-« Und die Lena ichluchzte in ihr Ta schentuch. Da aus einmal geht die Fahrt wieder ruhig weiter. »O du Gauner dul« lachte Lena zwischen Tränen. «Krieg ich jetzt das Bußl?« »Um a Bule fragt man nicht« daz- nimmt man sich zur rechten Zeit.'« »Bin deutsch!« sagte Hannes nnd besorgte die Belehrung «- ——- — Er wurde später doch noch für seinen Uebermut bestraft; oenn die Lena ist jetzt sein Weib, und-Nun hat wirklich sie die Hosen .—-n. « —.-.--—- . ' Augen-andrer Büchmnmn II »Es liebt die Welt das Strahlende zu schivärzen,« sagte der Bäckerlehrs ling; da hatte ihn der Schornstein feger angerempclt und gründlich mit ttlusz beschmiert. , III Ul- Is ,,Die Treue ist doch tein leerer Wahrn« detlamierte die poetische Kö chin; da stellte sich ihr Gefreiter pünkt lich jeden Abend sieben Uhr zum Essen ern. « — »De; Lebens ungemischte Freude wird keinem Jedischen zuteil,« sagte der Schusterjunge; da hatte die Mei sterin den Kassee derartig mit heißem Wasser versetzt, daß er vor Schwach heit taum aus der Kanne herauslaus fen konnte· Il- k It »Ich bin des trocknen Tons nun satt,«« sagte der Posaunenbläser; da goß er in der Pause schleunigst drei halbe Maß Bairisch hinunter. st- dit If »Der Mensch lebt nicht vom Brot altein,« sagte der Ledemann; da de stellte er sich drei Dutzend Austern« zwei Rebhiihner und eine Käseschiis· . l« » se- is- t « »Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan," sagte der Dieb; da kletterte er zu einein Fenster hinaus, lvo eine ge schlachtete Gang hing. Il· st· II »Nur die Lumpe sind bescheiden.« sagte der Vietsresser; da suchte er sich an der Wirtshaustasel von jedes Platte den besten Bissen ans-. sk It- « »Den Dunk, Dame, begel)r’ ich nicht,« schrie der Lehrjunge; dn hatte ilsm die Meisterin den Besen auf dem Rücken zerschlagenp weil er ihren Säugling aus den Boden hatte fallen lassen. ,,Dn-.1ernd ist nichts als der Wech sel,« sagte der Schuldenmncher; da licsz er sich den seinigen immer wieder prolongieren. —.-.-——-— « ——· Na alsoL Mutter: »Aber Fritz, mnn rutscht doch nicht mit den Stiefeln nus dem Partett herum!« Fritz: »Ach, Llliuttetsen·. ich hnb’ ja die alten an!« —- llebertrumpii. A. (nli in einer Versammlung eine Rednerin zu sprechen aufgehört hat): «Endlicl1! Haben Sie jemals ein Weib so lange reden hören?« B.: »Kleinigleit! So viel spricht meine Alte im Schlaf!« — G utmiitig. Auf der Eisen bahn fällt nus dem Gepäcknetz auI den Kopf eines Passagiets fortwäh rend ein Rossen den der Eigentümer mit vielen Entschuldigungen immer wieder zurückexpedieki. Endlich sagt der Geduldige bei einer erneuten Entschuldigung: «Heren Se, nu· brauchen Se sich nich mehr zu ent schuld’gen —- nu’ bin ickys geweehntt«