Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 12, 1917, Sonntagsblatt, Image 10

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    Irr streiten I»
Eine franzöiifelie Kriegsaeichichte von
Alex-ander CastelL
i
Der Hauptmann im Generalstab,i
Erneft de Latone. saß, die Hörtapseln
am Ohr, seit einer halben Stunde am
Apparat und nahm chifftiette Tele-«
funkentelegkamme alv. Durch den
Tonveesiäklee llangen die Zeichen wie
in einem laut sprechenden Teiephon
im Raum. tvo sich nne noch der Gene
ral R. befand, der als zweiundsechi
zigjiiheiger Herr im Hintergrund sei
nen Mittags-leblos hielt.
Der Ort des Abschnittekonnnnns
des war die Schulstnhe dest- Dorfes
L» das sechs Kilometer hinter der
Front liegt. Das Jinnner hatte
gen Osten und Westen je vier Fen
ster. An zwei Wandtaieln, die an
der Nordwand standen, hingen die
Karten. Jn der Mitte war ein
großer Tisch mit zwei Telephonaps
paraten, die mit dein Nebelnan
wo der Telegmph und die Tele
phonumschaltestation inftalliert wa
ren, in Verbindung standen.
Latone notierte langsam Wort
iiir Wort. Er hatte den Eode der
art im Kopf, daß er die chiffkiekten
Worte direkt übertrag. Plötzlich
aber legte er die Hörtapseln vor sich
auf den Tisch. Er sah stark in den
Apparat hinein, während er horch
te. Als ob jemand im Zimmer
redete, hörte er Silbe fiir Silbe
weiter-.
Er salz sich nach dem General inu,
der immer uoch schlies. Er liiitte
ilJn um keinen Preis aufgeweckt,
deuu ein Stündchen Mittagzschlas
mußte man dem Alten lassenDasI
gab ihm Frische und Energie iiir
den ganz-en Nachmittag
Aber Latein- räusperte sich nu
willkurlich Wie ein grinimigeirs
Knarren tani es aus seinem Mund.
Der General snhr ani: »Was
isl?« Latone, der es nicht geliört
hatte, verbarrte iu seiner horchen
deu, sast späheudeu Position. Da
stand der General aus und kam
nähen Latour sah ihn-. der ietzt
neben ihm war, in die Augen und
sagte leise-. »Der Halunle liut in
der Nacht wieder gearbeitet. . . .«
.,So,« antwortete der General
nnd zuckie mit den Achseln Er
ging nachdenklich an den großen
Tisch- der mit Papieren überhäuft
war, nnd schien zu sinnen. Eine
Ordonnanz kam herriu nnd brachte
ein Büschel Telegramme ans- dem
Nebenhaus.. Der General über·
flog fie, machte Notizen und drehte
E Inn plötzlich herum. »Aber wie
Tasseu?« Er sagte eg sast oh
ne Ton und doch mit einein unter
driickteu, olmlnächtigen Schmerz.
Der andere war wieder iiber sei
nen Apparat gebeugt.
Durchaus niysteriöse Ereignisse
hatten sich in letzter Zeit zugeno
geu. Es lvar eine merkwürdige
und nuerkliirliche Erscheinung, dass
der Feind, der kaum achtzig Meter
verschanzt vor der Stellung war,
sast ans die Minute genau die At
tackeu erwartete. Er schien nicht
nur iiber den Tagesbesehl selir ge
nau orientiert zu sein, sondern über
alle geplanten taktischen Maßnah
men ziemlich Bescheid zu wissen. Es
war dies einer der Hauptgründa
weswegen jede Ofseiisive in diesem
Abschnitt unweigerlich wie an einer
eisernen Mauer scheiterte. Verein
zelte gesungene Soldaten bestätigte-i
sogar, dasz die Kanipsbereitschast bis
aus die Minute genau angesetzt
Tar,«turz, die lommandierenden
klllschc Uclllllucll Ilcy lll clllclll
unhaltbaren Zustand der Erreanng
da jede, anch die tapferste Ali-irren
gnng, nnnloszs nnd fast zn einein
Seldfnnord geworden mai-. Tiefe
Situation hatte anch eine höchst
gefährliche Wirkung anf die Mann
schafr die schon offen von der Eri
fienz eines Verräter-Z sprach. Man
gab sich eine fieberhafte Müan den
Schuldigen zu finden, doch esJ iehlte
aneh die leiseste Spur. Eine Ver
bindnng von Schiitzengraben zn
Schiitzengraden war nndenkbar. Ei
ne solche dnrch Lichtfignale oder an—
dere Zeichen ebenfalls EH war ein
grauenhaftex Rätsel, das alle Ge
hirne peinigte nnd das Blut auf
Blut Opfer ani Opfer kostete. Da
trat acn fiel-zehnten Tage plöglich
eine Plendernng ein. Eine Anto
niobiltelefnnlenftation an der bel
gifchen Grenze fing in dieser Nacht
gegen drei Uhr ifiinfzehn Morfezeis
then anf,nnd zwar nnchiffrierte Detv
tsefchern Fragen nnd Antworten, ein
angenfcheinlicher Anstanfch mit dein«
Feind. Und dieselbe Wahnebmnng
nsnrde zwei Tage darauf — ess wa
ren Tage des wachsenden Mondes.
--- von einer Telefuntenanlage in!
Siidfmnkreicli gemeldet Aus derl
Tatsache daß die Anlage des Eif-’
feltnrines die Vorkommnisse nicht
registriertiy mußte angenommen
werden, daß es lich nnr eine kleine
Station handelte, die Wesen von(
nnr geringer Länge arti-sandte, fo
zehnfach täugere Bellen
ten sit-samt gehemmt nie-.
Die Entdeckung war in Ie- « er
ften Tagen durch fänofeklge atme
Wrifqe Verhältnisse erst-wertge
tsxien nnd an sich Mt ein Zufall,
well die Militäkfnstenftationen in
dieser Zeit- ts- IQ thotiwfilct
«
sank ani Artitleeiednetle beschränk
kteu und man sich tagelang iast nn
stätig in den Grölmt gegenüber-lag,
um die dritte Nachtstnnde nicht mit
derselben Regelniäßigkeit bedient
wurden. Zudem waren noch nicht
alle Empsangsapparate mit dein
Tonverstärker ausgestattet so das;
selbst in zwei Schritten Tistamdie
ankoininenden Zeichen tanin actiört
werden konnten. falls der dieuittus
eude Dssizier das Hört-our uiclst ani
Ohr hatte.
Nun aber begann eine siebet-bas
te Untersuchung. Nach den vorhan
denen Nachrichten war es- wahr
scheinlich, daß sich irgendwo eine
Aulaae in einein Wald oder Haus
Versteckt befand. Vielleicht auf einer
BauintanzeL während die Autenne
fast unsichtbar iider deu Widsel rag
te. Dabei mußte die diesen Ap
parat bedieneudc Person den Code
der Militärtelearainnie kennen nnd
sie nachher nnchissriert an das
seindliche stannnando weiter-sieden
Man gelangte zu leiuesu Resul
tat, trotzdem ermittelt mordenman
daß die anfaeianaenen tlltitteilnns
gen nur diesen besonderen Abschnitt
betrafen nnd also ancli nur auc
dieseiu Abschnitt stammen konnten.
Da kam die Untersuchung in eine
neue Phase. Ec- Inurden in einer
Nacht von einer Felditatiou iui
Departement Mein-tue et Most-ne
Zeichen empfangen, die dlcachrichtmn
und zwar iiber einen in der Mor
genstnnde geplanten Juianterieans
nrisi, tveiteraabeu, zu einer Stun
de, wo die Leder ern den Iisisiei
ten des betreffenden flieginientiti ve
tanut geworden war.
Jetzt nnirde die Situation ent
lenlich Der Verräter inuszte mit
allergrößter Sicherheit ein Lssizier
sein, der oiieubar eine aelieitnxietsals
teue Funkenstation zur Verfügung
batte....
Latone nmr antgennndein »Wir
cniijjen zn einein Ende kommen, inn
jeden Preis....« tagte er ritt-in
entichloiien.... »Der Hund höhnt
links, telegraphiert rnhin weiter. . ..
Tie Tisziplin unsere-:- nanzen :«lr
nieelorszs wird tapntt gehen. Jn
zwei Wochen werden wir feinen
Menschen niehr mirs einein Graben
heraus-bringen- Die Vente werden
einfach nicht tnehr gehen. nnd nn
recht werden ne nicht halten«
Der General iajz ont Tisch nnd
ikahm telenhonijche :lIi’eldnnaen ali.
Er gab Befehle, hatte nacheinander
eine Besprechuin Init dein Anim
riekonnnando, der Etawenlonnnani
dantnr nnd den Divisionszärzten
Etnndenlnng sprach er io in den
Apparat hinein. brauchte feine ital
te, feine Tabelle anzusehen, jondern
hatte Weg nnd Steg, ieden Bach
laus nnd jede-Z Tabel, jede Tiitanz
nnd jede Möglichkeit einer Bewe
qnng anj der viele Kilometer lan
gen Front des Abschnittes nn
Kopf.
Latone war hinausgegangen Ne
bel strichen nni die Höhe der Voge
jen. Es war ein tiihler Januartag
mit nndnrchdringlicher Attnojnhäre
Tod Dorf war ruhig. Die Kinder
spielten wie in den Tagen des Frie
dens nnd mischten auf Hader-sehnt
ten die Halbe herab. Es war auch
iaft kein Soldat zu sehe-n weder
Qrdonnonzen, noch Meldereiter.
noch Radiahrer waren is Sicht. Die
ganze Beiehlsiiberntittlnng geschah
durch die vielen Drähte. die im
Nachbarnebäude ani einen hohen
Stönder mündeten, nnd nnr zns
weilen ging die kleine Holztiire
dieses Hanlcs ani, nnd ein Soldat
erschien mit einem Pater Telenranp
me, die er offen, während der Wind
zwijchen die Blätter blies, herüber
trun.
Latenr war ieit ein War Tnnen
Linn-. krank. Er hatte bisher als
sLiiizier eine brillante hlarriere ge
macht. Er war vor allein außeror
skentlicli talentvotl nnd itannnie Jn
"i-em ans einer Familie. die ilnn zn
seiner Lanibalsn nütiae Projektions
rerichaifen konnte. Er war inI bei
sonderen ein sanatiicher Pakt-iet.
Dei-J Schicksal Frankreichs- ivar sein
eigenes-. Er litt für iein Land nnd
liülille dessen Schmerzen an ieinein
Mörper. Damm erichiitierte ihn
die Geschichte dieses Verrat-IS in al
len Nerven. Er hatte niichtelnng
erwacht, nni selbst am Apparat sol
,che Zeichen aufzusaugen Aber ess
war ilnn nicht gelungen Er war
!ehrgeing. So sehr ihn die ganze
Angelegenheit anstvühlte, io fein
Iversprach er sich daraus- eine Ans
lsicht für feine Zukunft, nnd mit
lcIner iait brennenden Gier verfolg
tc er den Vorgang.
Er trat wieder ins Zimmer zu
rück. Der General war ini Begrifi,
ein Schriststürk zu unterzeichnest
Er setzte sich iinn gegenüber.
,,Nnn?« sagte der andere-.
»Das Selifamsle ist gestern nacht
gehet-ein« erklärte Latein-. »Ich
habe den Taqeibesehl für heute in
einem verschiesseneu M hier ans
dein Tisch gehabt Er wurde erst
heute früh um iiinf ausgegeben
Um drei Uhr vierzig sind Details
daraus schon sankentequraphisch
verraten worden«
Der General zündete sich eine
Zigorre an. »Es muß also ie
wand hier in den Raum gekommen
seinem .Oar das Kurert verschlos
.M « .
Date-r zmäe nrit den Achseln-.
TO M Wes-I —- ich Mute
es beschwören —, aber seit färben
die Telegkmnme abgeholt habt-, er
scheint es mir dennockx als ganz ans
geichlossem daß es- verichloiien ge
wesen ist. Aber nnc wäre dei- Kerl
Inei- heteingckoinmeisk Bin-cis Fen
ster oder den Lan-in kann es nicht
geschehen iein. Inn Hause kann er
sich nicht verborgen aufhalten, ich
nieifz nicht. mag vorgeht.... ich
nahe dass Knvert bente früh um
fiini llljr inmlt vorgefunden....'«
Das Telephon lönteie an. Es
mai- vier Uhr fünfzehn. Auf sechs
war ein Rugriif angeordnet, nnd
zwar eer seit vormittags elf Uhr.
Der General erhielt Nachrichten
Der Jnianterielonnncnidant meldete
Bewegungen dec- ngiiers, die von
Patwnillen in Vorgeiiinde beobach
tet worden waren. Der General
net-langte sinds-mit iilnsr die Ge
minllage der Division Weiter inei
dete das Anilteisielonnnando Ver
isndernngen in der skofition des
Feindes- nnd wiinichle Aufklärung
onmä Flieget-. f« »
Latone ingtkt »Ich bade Jielseizi
ich iiihlc mich ganz frank i
Der General nntinorteie: .Siel·
ins inir dem Kerl eine Falle.».»
Ein fingiektei· Tagesbefehl wirdj
wieder hingelegt Wir spreche-Uni«
feinem Menschen darüber, wenn es
fein Geist iii, so stellen wir ibn.«
Latonr lächelte »Ich hin doch
nächtelong dngemeien.... mir gis-«
siern have ich von zwei bis fiinf
geschlafen, nachdem ich vier Midni
ztennniit halte. . . .«
Der General inli ihn nn. »Weder
Freund. Sie Wien sieh iibeklmnpt
mein ichoneii,« jagte ek. Er sah mii
die Unr. Er nam- noch eine halbe
Stunde Zeit, ntn eine Artillekusi
itellnng, die kaum zelni Minuten
dinich ini Walde log, zn besichtigt-n
Die Neiweitielic in, der Hand, lim
clsen die beiden nni nnd gingen
Zollliclllllllll IIIUT Ulc XVchclL
Zwischen der sechsten nnd nenn
ten Stunde diese-J Tages geschah
dass Schreckliche daiz bei der At
tacle das- ..te Linienregiinent iast
isolliiiindig aufgerieben wurde. Es
gab ilonipagniein von denen nur
dreisiig Mann intalt .;iiriieltel)rteii.
Eis inne dein Feind sogar gelungen,
ein paar vorgeschobene Gräben zu.
i-elnnen. und inaii liatte die Solda.
len nicht uielir boriviirth bringen
können, uui ilni daran-J «;n vertrei
leu.
Nach deni Vlbbrnch de-":— Kampfes
irar der General un Antoniobil
Selbst liingesalsreu. Die Schützen
griiben lagen voll von Toten nnd
stölinenden Verwundelein die erst
sent zuriicktrausportiert werden
loiinlen. Die Stinniunig inar de
priniiert, sogar schlecht.
Als der General zuriicklani, bat
te er eine lloiiserenz mit den takti
-schen Führern. fe- ioar nneudlieli
schwer-, das Resultat des Kaiupies
Ifür das Lberloiuiuanda zu sorinus
llieren.
, Latone flaiiierte unterdessen dnrch
idic Nacht. Er kain einen Kilome
tek liinter der Front an ein paar
Bauernlsiiniern vorbei. Da lagen
tote Pferde, zerichoslene Wagen,
Leichen, Verwundete nnilier· Daue
lseii jagten ein paar Tiirlos liiiiier
Hülinern nnd Gänse-i lier. Andere
nichten nach Eiern. ichiilten Kartof
seln, rnpsteu Geflügel, italisiren es
ans nnd kochten es neben den Tos
len. ·
Durch die Felder gingen Ziige
mit Verwundeteii. Es war eine
ichanrige Nacht.
Als Latone wieder zurücksank
ging es gegen Mitternacht Er tras
den General ini Gespräch init dein
Artillerieloiiunandenr. Nachher ina
ren sie allein. Sie itarrten sich an
wie zwei, die fast keine-e Nat iuelir
wissen, nnd iiber denen wie eine
drohende Wolle ein seltsame-Schicks
ial steht. ·
Latone iagtet »Ich lann da: Iiiai
ineln ansehen» . Jch nnichte nnch
irichießen»..: Dir Hund tdlet das-.
iannze Floka ..... « -
Dei- General antwortete: »Sie
Innd der einzige von allen, der mirs-f
lich Ideen liat.... Sie niiillen mir
lsleiben....« Er sali den andere-is
an, der wirklich erschreckend ans-,
»inn. Illni seinem blossen. eingeialsi
.lenen Gesicht zuelle eszi wie von nee- «
töien Schauer-n Ein unendliche-s s
Leiden prägte lich in dieiem Antlitzi
ans-. Ter General sagte: »Ur-gen
Sie lich zn Vett, sonst werden Sie
mir noch lkaiill Schlafen Sie lich
ans, ich habe noch hier In tun .
Latone drückte ilnn die Hand. Tie;
Augen schienen ihni znznfalleih so
iniide War er
Der General ins-, in leineins
Stuhl ani Tisch. Er halte eine
leise Spannung in seinen Nerven.
Tek Rappe-et war um halb elf lllns
ens Obeklommando abgegangen
Er erwartete die Order liir den
kommenden Tag. Zugleich hatte
ihn eine merkwürdige Bangigkeit
erfaßt. Der Zustand war wirklich
nnhallbak. zum yet-zweifeln Er hat
Ite die Sorge, schließlich das Opfer
von Zusammenhänge-i zu werden,
für die er nicht haftbar war, und
;die doch in seinem Ilellort lagen.
Mal R. hatte leine eigentli
che Laufbahn all Kammandant ei
nes Dekritocials Madataillous in
Algier begannen, war lange Jahre
beim U. Korp- ln Oran ltatlauiert
gewesen und dann als Divlllms
i
geneeal nach Mai-eile verieni wor
den. Bei der außerordentliäi schwie
eigen Lage der Okbtpatioiwtrnpoen
liatte er erft feine starken Itiitiiateii
ten zeigen können. Monate lagen
fie dort In einein heinitiickiichen, er
regenden Gneriltafantpf nIIt den
EInaesborenen nnd waren bis znnt
thesi-noli deg- arofzen enropiiifktien
Krieges nicht fo weit gekommen
daß fie sich In der Nacht dreihundert
Meter von ilnen Zeiten hätten ent
fernen können« ohne nnaeariffen zn
werden.
Der lanntvierige Etellintakstrien
Zn den Vogeien war dartnn fiir fein
Temperament nicht-d llttIIetoolItiteI,
doch empfand er, das-, ficlt in den
letzten Wochen etwa-J Trolteitdissts, in
feinen Folgen IIanz Unberechenba
reii vorbereitete
Dao Telephon llinaelte. Eir- war
eine Stileldnnn voin Sanitiitetotns
mando. Vom Osten lainen wieder
Schüffe
sDer General nnlnn ein Blatt
Papier. Er schrieb darauf: »Lie«
besz Rind, ich liabe einen der schmer
ften Tage hinter tnir....« Erfqnn
wieder Iiber das entsetzliche Nätfel
des Verräter-I nach, nnd plötzlich
tenrden ilInt die Augen iniide, die
Lidee schwer. Er schlief int Stuhl
em.
Es war ilnn gar nicht klar, wie
lange er geschlafen liatte, als- er
plötzlich von einein Geräusch itn
storridor auffuhr. Er lIatte tatan
die Ichlnftrnnkenen Atmen offen« ais
die Tiir aniaiItII. Herein trat der
Hauptmann de Latone Tei- Gene
ral wollte schon den Mund auf
tnn, alcs jener in die Zone des Lich
tes tatn nnd ntit geschlossenen An
gen wie ein Träumender an ilnn
t-orveideritt. Er feste fich. als- ol
ccs feine natiirlichite Vernimm mä
re, an den Telefnnlenapimrat nnd
Ietzt begann das lltIerlIörletJtc
Akt sxlllllpllllutlll Ulllcsl Uc LU
t-.ur rief ohne die geringste Hein
ukuug deis Willean dac- seindliche
:’-lliichnittslannnaudo au, lselani
auch sofort Antwort« nah Tllucsstsnst
iilier sede Fragt-, die der andere
siellte·... Die Zeichen hallten int
Raume wider nnd schnitteu in einein
furchtliaten Talte in die Stille hin
ein.
Ter General R. hatt-.- iich ini
Stuhle ausgerichlet. Wie ein Irr
lmuiner starrte er zu dein anderen
hinüber, der drei Schritte vor ihni
iu ieiuer Gegenwart das Entselzliche
nontiracht Alles bewegte iich vor
uiuein Blick. Er dachte: »Ich will
k»itsitel)eti....« Aber er wußte zns
aleich, dass seine ziisze schwankte-n
und deinen, daß sein Mund auf
isud zuging, ohne daß er ein Wort
sprechen konnte
Langiani erhob er sich ist, schritt
hiuiiher und hatte den Eindruck, als
rli seine Füße im Leeren schwebten.
Er stand jetzt ieitlich vor ihn-, starr
te ihtn ins Gesicht. Latein- hatte
alle Syniptoine eines Sonnnnnhus
len, sein Antlitz war in einein ties
sen inagnetischen Schlaf.
Tetn General tani das Schluch
zeu in die stehle- So grausam, so
wahnsinnig schien dies alles zu sein.
Er überlegte-. »Wenn ich ihn
aufwecke, laun er sterben« Und
zugleich dachte er: »Was gäbe es
Besseres siik ihn. ..
Er legte ihm die Hand auf die
Schulter-, blies ihnt leicht iiber die
singen. Da öfsnete der andere
langsam die Lider. Als ol) sein
Jutellelt aus einer unendlichen Tie
se langsam hinaus ins Licht fliege
tani er zu sich. sah sich am Apparat
und hatte in einer Sekunde begriss
sen. Ein entsetzlicher llageuder Laut
brach aus seinem Mund. Dann
fiel er in Ohnmacht
Der General trug ihn wie ein
Flind ieitlich in den Stuhl.
Ter Hauptmann Ernest de La
tour wurde vor kein Kriegsgerlcht
gestellt Er erschoß sich eine Stun
de später. Die intiinsten Freunde
schrieben den«Unistand seiner net-vö
ien lieberreizuna zu.
Er war ein qenialer Ossizierund
ein glühender Pan-ich Nur hatte
er Aköste in sich, die ienseitg sei
nes Bewußtseins nnd seines Wil
lens waren.
—- Erinnernng an eine
glückliche Ehe· —- A.: »Was
haben Sie denn da für Haare in
Ihrem Medaillvn?'«
B.: »Andenien an meine geschie
dene Fern-P
It: »Die war roch aber nicht
blond!«
B.: »Nein, aber i-k:!«
—- Enigegenkvrnmend. —
haujfran (auf den-. Marti): »Nu,
denn werde ich dieses Lust-n neh
mens«
Bertäuserim »Scheen, Madam;
wenn Ee noch ee’n Ooienbiick war
ten wollen, reif ich Jh’n ooch jleich
den fee-pp un de Beene abi«
— O weh ! —- Dprsschelse Cum
kleinen han« : »Nun, der Vater hat
wohl auch eine schöne Arbeit ge
habt, als es bei Euch branniei«
s: »Ja, der Vater hat sich
feisu quälen rniissen, wei» der Pepi
zuerst immer wieder nuscklöscht hat«
—- Bayerifchet — Sepperb
»Vater, was reimt sich auf Musik«
Vater: Die-P
stärkt-kapuka
Iristullgrottm
J Vom Vergingenicnr Se. RosenthaL
Wenn dergleichen in Zagen nnd
Feengefchichten nlszs nntemdijche Pa
läste von Beben-scheut der wnomen
nnd Jwerge erwähnt werden, wenn
die Erzälnee nicht Worte gennafins
ten können, die unerhörte Pracht
nnd den Reichtum an edlen Metal
lut, welche die Wände dieser Jan
lemrotten bedecken, zu tät-Wenn je
lächeln die Orwactnenen nnd vewnni
deen allenfalls die let-hatte Phanta
ite deis Erzählen-, netnnen inner
nen aber die Sache wie sie in, alsJ
ein gnt erdachtecs —-— Mäskchen.
Und doch gibt e-:i tatsächlich sol
che nnt tnntetnden steinunen nnd
tlnnnternden Edelmetanen ausge
tteidete Holjlräntne nn Innern der
Verm-. Wir wollen nicht reden von
den oft nteilenlnngen Tropfstelnhöni
ten nnt jin-ou wnnderlielnsn Gebil
isen, Etntaftitem Etalngnnteth stei
nernen, hatvdnrctnnhtigesn miten
reichen Vorhangen, one-;- nbektrnstet
non kleinen, nnttjonenfach den
Schein der Kerzen znriickwerfenden
Unttlrinntlem nicht von den sie
knrchdmniendem tn genennniøootlen
Tiefen tusrschnnndenden Flüssen, oder
den kleinen wunderbar durchsichti
gen Wasser-betten die nie nnd da
zwischen den seltsamen geistige-nahen
eitmelnsttet sind, nein —- diefe Art
Hönlen nnd m futtmm bekannt, du
txe Inejst einen Ausgang oder Ein
gang, wenn nmn will, nber Tage
besitzen. Auch die plötzlich tn den
Boden verschwindet-den Gen-öfter
sinnen zu ihnen hin oder deren
Anstrttt mn Fuß des Gebirges-, wie
ec- nn stnrn nmnm zn beachten m.
Unsere Betrachtuqu solt vielmehr
den verborgenerem tnit htrismllen
irsiillten Hohlrijtnnen In der Rinde
unserer Erde gelten. Die nteisten
tson ihnen nserden nienmlgi von
stillenschennngen geschaut werdet-,
denn tein Wen inlirt zn innen bin,
Isterilecs llmestein nncilieszt sie; inn«
.·,nsiillin. durcti den Betrieb non
Berntnerlen oder Zteiitbriict)en,
nnrd nie nnd dn nml eine derartige
Miirchenpmttn nniziznsstnlossen.
So fanden z. V. ini Innre lNST
die Lliinerocs der Silbergrube »Fa
retlon" bei Ulktntnnegnn in den nn
lentschen :«lnden, innerhalb deis Erz
Hnmegs eine nngelsenre Trnse non
nahezu l0 Meter Höan 12 tllieter
Länge nnd Z Meter Breite. Jätrc
Jnnensläetie war besetzt ntit nieters
langen, oit mannsdicke-n wassertlni
tin Bergtristnllesn die noch der
Spitze lnn violette Färbung zeig
ten nnd dodnrch gewissermaßen til-:
islnietlniste eingesprochen werden
konnten, die ja nichts anderes sind,
cle- dnrch Mongnn veilttzenblnn ne
färbte Bergkristntle. Dis-I inerhviirs
distan nber witltonnnenste war, dan
zwischen den gewaltigen Pristnen
sich zahlreiche Ztröhne gediegenen
Silbers weinrebennrtig hindurch
mntten. Dozwischen traten nnch
nioosi oder biischelsörmige Partien
Ltei- edlen Metalle-J ani, oder den
dristiscl)e, die wie große Zornnnsdel
one-sahen Jch habe selbst einen
solchen in der Kirche desJ nahe-gelege
nen Städtchen-:- Cogoti besichtigt,
den der glückliche Besitzer dec- Verg
ndertes ihr vermocht han«-. Mehr als
200 Zentner reinen siedienenen Sil
lsers sollen ein-:- dieser iniirchenhnsten
stristnllqrotte lnsronssneschnsst mor
den sein.
« Aber tnir umnebelt nicht einmal
soweit zn gehen, nin große trismtls
suntelnde Räurne irn Innern der
Berge zn sinden. Die sogenannten
.,Kristottteller«, onsgedehnte Erwei
ternngen von Gangspalten im Ur
qebirqe der Zentralnlbuy bieten
stehnlicheT Dort neben dein Lon
teraargletscher, am stinken-stock in
der Schweiz, entdeckte man 1719 ei
nen solchen Kristaltfetler, der einige
tausend Zentner stristalle lieserte,
darunter einen von nenn Zentner-,
nnd eitle Anzahl, die vier bis fünf
Zentner s r waren. Nach den
damaligen « ldvertpältnissen nun-de
der Gesamtwert des Fundes uns
30,000 Gulden geschätzt '
i Hn oer neueren sen »du-) spur
Jttn Strahle-r von Guttat-non im
jzdaolitol eine Spalte in- Dom-un
lsiocL über den- Tieseimleticher, ans
wie sich tin-ht- nnd Inein· zu einem
Pelikan-n erweiterte-, dei- abrr ietzt
bIs snst zur Decke mit erdigetn clle
ritischecu Schutt, untermischt nut
Quem und Gmnitbwcken, gefüllt
nun-. Nach Augräninuna · dieser
Massen, die auch viel leise Nat-cl
auakzs nnd Moriontrismtte enthie
ten, konnte man an die einentiiche
Ansbcutnnq der Höhle nettes-. Ueber
250 Zentner braunen nnd schwar
zen Bergkristall-Z sind dort gewon
nen worden. Die größten nnd
ichöusten Exemplake befinden sich im
natuchistorischen Musen zu Veru
s-— der »Gkoßvatek«, t Kilom»
der »Mit-UT 127 Kilom» Mart
der Dicke«, 105 Mlogtn Wie eine
Familiengeuppe stehen sie da ein
trächtiq beieinandcr. dex »Was-va
ter« in der Mitte-, seine Söhne, En
sec nnd Ukenkel um ihn hean —
Irin mächtiger Anblick«
! Leise Kristalle, von zerstörten
Druien herrührend, findet Man nicht
Iieilsen ini Schutt der Nuttergefteinm
ieidst bade da einmal etwas
Mkdiget erledi. Das war im
Jahre IM, als ich durch die chiles
niiche Provinz sleonragua ritt, unt
nach anuiinbo zu gelangen. Früh
am Morgen hatte ich die Euesta de
las milan einen hoben Gebirge
riicken. der lich quer von den Linden
nach der Miste zieht, passiert Da
fah ich, daß sich das neuauftuende
Gelände tief unter niik wie vom
Glaciicherdeu iiberiät zeigte. Das
flimmerte, funkelte nnd blitzte in
der Licorgeiiiannc daß einem die
Ringen wehe taten. Aber wie ioll
eilte mich liiuabznkommen und war
ireudig erstaunt, als mir statt dr
ren zahllose Bergkristalle entgegen
lilinlteu. Soweit der Blick reichte,
war der Boden damit iiberstreut,
lleine und große, wasserklar nnd
wunderbar ausgebildet, denn ielir
häufig wieien die iechsieiligen Pris
ineu an jedem Ende die pyramidale
,:luipitzung auf. Manche davon wa
ren io schwer-, daß ich sie nicht von
der Stelle bewegen konnte-. Hit
und da lagen auch Raitchtopaie,
ichwarzgliiuzeude Morionkristalle
und veilcheuiarliene, Amelhyften da
Zwiichem ebenso gelber Citrin, sowie
amornlie Klumpen, die wie Eis auss
ialien. Achtundvierzig Jahre sind
seitdem verflossen, aller das Bild
diese-:- Reichtmncs an edlem Gestein
steht noch so klar vor mir, als iei
ess- erit gestern gewesen« So mais
vergißt iich nicht. Hunderte von
Etiiaen wählte ich aus, unt sie gleich
wieder iortzuwerfeiu da sich noch
ichöucre fanden Leider konnte ich
nicht unsin- mitnehmen, als in die
Taschen meiner beiden Vllioriare.
iiidauierilanisclus Queriiicke, ging,
doch merkte ich mir die Gegend ge
nau. Tilauia liieiz dac- uächite Len
chen, das ich bald darauf erreichtcs
und aus etwa eitlem Dutzend arm
ieligcr Hütten Manche-H bestand.
Dinge-kommen ltin ich alter nie wie
;·cer, denn dag- Zchielial verichlug
’niich bald darauf nach Peru. Od
idie miitallc wolil deute noch da lie
ssen-.- Mdgnch ist c-: schon, da sich
idek Verwertung große Schwierig
lriten eutgegenitellen würden, wo
ftson die ichltnuuiie der giinzliche
Flllangel an Tranisisortwegen sein
darin-.
ten Glasicheklien in diese wilde, ad
gelegt-ne Gegend geraten? Jch tust
k« ;
J
l Der jüngste ltotltintereisante Fund
!einer rieiinen Atnetlinitstlriitnlldrnie
Ins-lebe vor zwei Jahren in der Ser
rn do muri-, Siidlsmiiliety gemacht,
iiie lag nnt ein Lllleter unter der
Löerlliiche, in einein roten Ton,
Idee von zetientetn MondelfteinMes
lnvtnn tierrntnti Wie alle Vorkom
tnen dieser Art, tvor es eine glatte
tlllnndel innen ltoltl nnd mit tief
«vjoletten Antetlmitktistntlen ausge
’l’leidet, nne iie iich häniig dort, ähn
Elich wie int Elllelopltnrplatenn von
Bnnnittolder noch Oberste-in on der
J:"alie, finden Nur die ungewöhn
liche Große dieier vmiilianilchen
«Mondel verleiht iltr eine besondere
Bedenttth iie maß zelnt Meter in
»der,x«änge, ZU- Meter in der Höhe
nnd drei Meter in der Breite Das
ttleiomtgetvicht tvnrde oni etwa 700
Zentner geschätzt- Ter rote Ton
nmr von oben in die Höhlung ein«
gedrungen, itillte iie vollständig one-,
nnd eine Palme von vier Meter
Höhe tvor daran-I- l)et·vorgetvacl)ien.
Die tveltbetannte Steinichleiiereis
itrnin C. W. Keßler in Jdor sanfte
enc- TrnieskMonitrtnth nnd da sie
fiir dieses allein feinen Abnehmer
sond, lieiz sie es zerteilen nnd gab
einzelne größere Stücke on Masern
nnd Zentnsler ab. Tr. Engelmann,
Vorstand der hiesigen tninemloni
schen Abteilnnq des Mitieutns, ltot
ein Stück iiir letzteres erworbeith
ist etwa 72 Zentimeter lang, til)
Zentimeter breit nnd 20 Zentimeter
dick. lieber nnd iibek mit tiefvios
letten Antetltnltleiitallen bedeckt, bil
det es ietzt eines der seltenswertesten
Exemplar-c der Baselee Sammlung.
i —
My«
l
Mist-«- not-«
Was uun die Entstehung der
Druseu nnd lieistallhohleu betrifft,
so entziehen sich die Vorgänge, die
dabei obnsalteteu, niehr oder weni
ger unserer Kenntnis, höchstens lann
inan Veriuutnngen dariitser hegen.
Walsricheinlich iit die Aussfiilluua
oder die Attelleiduug der hohlen
Minute durch Jniiltration erfolgt,
Jedoch nicht ani einmal; vielmehr
siud in deii.-Z(l)aleinväuden meist
mehrere« verschiedenartige Aus
scheiduugszonen zu beobachten. Die
iilteren bilden triftallinische Rinden,
während die jüngste zur Anstristal
lisiernng gelangte. Manche Llchats
niaudelu sind vollständig ausgefüllt
und zeigen nicht nur deutlich in
ihren konzentrisch niueiuauderlies
genden, oit außerordentlich ieiuen
Schichten, ihre allmähliche Entste d
hung, sondern zuweilen auch nocks
den Jnsiitratioustanab durch den
die flüssige oder gallertartige Kie
seliiiure eingedrungen istf Es gibt
sehr merkwürdige Gebilde darunter
und mögen überhitztes Meerwasser
eder iiberbivter Wasserdaiups- viel
leicht auch Wasseer bei diesen
Vorgängen eine nicht unwichtige
Rolle gespielt haben, besonders
treuu auch noch Flohlensänre hinzu
trat. deren inetamorphosiereude
Wirkung belauutlich sehr groß ist.