Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 08, 1917, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntag-blast de
Staats Anzetger und errold
Z—
»H- dJstaMN .oD .Miikzs971
000 · OOt UUOUOUOU U
» kr Muts-in
x Stite von Hans Reis.
, ALOSWME
Eg w.-.r kurz vor Mitternacht. Die
Lagersersec brannten. Ossiziere und
TIJiannschustcn befanden sich in den
Zetten over lagen sest in ihre Mäntel
netvtdelt auf der blossen Erde um die
Feuern
Nur der Posten, der vor dem Zelt
des Obersten Wache hielt, ein schlan
ter schniger Mensch mit kühn geschnit
tenem Gesicht, starrte aufmerksam in
die ickkwrxgende Nacht.
Drinnen im Zelt saß der Regi
mentstoiiinmnoeur mit seinem Ade
mnten, ixber Karten und Pläne ge
denkt Eine kleine elektrische Taschen
lJmpe erhellte notdürftig den Raum
»Kommet Sie, Märter," sagt-. der
ältere Lsiizier setzt. Jch hat« nicht
mehr nnd hier drinnen. Ich muß srr
sche Lust schöpfen.«
Beide traten vnk dar- Zelt.
»Jetzt ist unser Flieger schon vier
Stunden fort,« sprach der Oberst nxit
einem mühsam unterdriictten Seufzer
weiter. Er müßte längst zuriick sein.
Ebenso Die Patrouille, die ich aus
s.mote. Wahrscheinlich. . .«
Er sprach nicht aus-, was er dachte,
und auch oee sAdjutnnt nickte nur
stumm n.it dem Kopf.
»Und dabei muß ich Gewißheit ha
ben über die Stätte des Feindes-X
bub der Oberst nach einer Weile wie
der mi. »Ich rnusrls Froste es, konf- es
:nolle!«
ei
Der Posten hatte jede-H Wort-der
Uiriehniiung vernommen. Einige Au
genblicke kämpfte er init sich, dann
trat er in entschlossener Hnlung vor
seinen Vorgesetzten
»Wenn Herr berst mir giitesl ge
statten wollten, us Kundschast aus
zureilenf Jch habe die Karte gennui
studiert nnd mich mit dem Gelände«
vertraut gemacht. Wenn et möglich
ist« bring’ ich Herrn Oberst in kürze
ster Frist Bescheid.«
U Augen des älteren Ossiziers
ruhten wohl-gefällig aus der schlan
ten, jugendlichen Gestalt vor ihm.
Er versuchte auch. die Zitge des Skl
daien zu unterscheiden, nllein es war
unmöglich-. Die Lagersener gaben zu
unsichere-; Licht. Sie sind noch
nicht lange beim Regiment?« fuhr er
fort --K
»Nein, Herr Oberst. Jch bin gestern
erst mit dem Ersntztrnnsport einge
trossen.'«
»So, id. . . Wissen Sie auch, daß
Sie sich zu einem sehr gefährlichen
Unternehmen gemeldet haben? Es
ist« —- die Stimme des Obersten
zitterte Ieicht — »sehr wahrschein
lich, dnsz auch Zie -—- nicht zurück
tehren·«
»Ich hosse zurückzukehren Herr
Oberst. Und wenn nicht« so werde ich
stolz daraus sein, siir mein Vater
land sterben zu diirscn.«
»Bravo, mein Sohns Brandt« Jn
den Augen dez Obersten schimmerte es
eigentiimtich seucht. Er legte dem jun-—
gen Svidnten rie band aus die Schul
ter: .Und nun gehen Sie zu meinem
Bursche-· und inssen Sie sich mein be
stes Pferd geben. Und — mög’ Gott
Sie beschützen«
Mit finsteren zusammengezogener
Brauen sah der Oberst dem Davon
eilenben nach. Wieder einer« den er
in den sicheren Tod schickte. Wie
der einerl. . . Und solch braver Bur
sche! Ei mußte guter Leute Kind
fein. Die gebildete Sprache verriet.
es. W««hrscheinlich ein Kriegssrei-s
ivilliget.
Ziemlich so alt irie der, mußte michs
fein eigener Sohn jeßt sein. Seins
Einzigerz Der ihm damals vor acht«
Jahres-, als er vom Kadetlenlorps
ins Heer treten -sol1te, rundweg er
s klärte: Er könne und wolle nicht Of-l
iiziere werden, sondern Maler. Ess
war damals zu einer sehr hestigen.
Aussprache zwischen Vater und Sohn«
uelomrnem und er hatte sein einzi
ges Kind verstoßen ,.,Geh’ wohin
Du willst!« hatte er ihm iin höch
Wien Zorn zugerusen »Du bist es
nicht wert, ein Deutscher zu sein! All
Deer Vorfahren waren Soldaten
und dienten ihrem Vaterlande, wäh-!
mit Du . .'« »
Er hatte seitdem nie wieder von’
seinem Sohn gehört. Wahrschein-L
lich war er längst verdorben, gestor
ben. —
Der Soldat ritt in scharfem Ga
lopp in vie milde Herbst-tacht hin
aus Erst gings über Wiesengeliins
de, dann siihrte die .Chaussee durch ei
nen Ja«inenw.ilv. Der Mond, der bis
jth himer Welten verborgen sen-e
M
ssen war, stand voll und ganz am
Himmel. z
Der Wald hatte jetzt ein Ende.
vEine lang sich hinziehende. schmale
kEbene lag vor ihm
! Aus dieser Ebene aber-wimmeln
»es von seindlichen Truppen. Sie
slagen in größeren oder kleineren
IGruppen um die nmtt glimmenden
Lagerseuer. Einzelne tranken Wein
und spielten Karten. Die meisten
schliefen -
I Der junge Soldat hielt scharf
sAuHschnu. Es mochten wohl zwei Ne
l Dritte Seite-, l7. Frist-. 1917.
Igimenter sein, die dn zu seinen Fü
lszen lagerten. Rechts von den Trup
Ipen mußte der Flu« liegen. Er hörte
seine mächtig ungeschioollenen Wellen
bis hierher tauschen. Lian traten
die grotesken Formen der Berge bis
hart an die Ebene heran. Jenseits
des ebenen Geländeg lng ein schmaler
Walditreisetu Ob in oder hinter dem
selben sub noch feindliche Truppen be
ssandem mußte er unbedingt erkunden.
Biber wie?
Mitten durch die Franzosen rei
ten? Unmöglich. . . Und doch — es
mußte sein!
Er wartete, bis der Mond sich hin
ter eine: Wolle verborgen hatte, dannl
gab er seinem Ros; die Sporen. Wiej
der Surmtoind brauste er durch das«
seindliche Lager. (
Der Posten rief ihn an und sandte!
ihm eine singel nach. Die Soldaten-!
an denen er voriiberpreschte, sahen!
verwundert aus« dann —- begrissen sie. 1
Jm Nu tvnr das ganze Lager nlars
miert. Zu Dutzenden umpsissen ihn
die Kugeln. Ein Ossizier, ein blut
junges Bürschleim siel seinem Pferde
in die ZägeL Ein wohlgezielter »Zei
lxelhieb spaltete ihm das Haupt. Und
weiter ging die wilde Jagd. Es
dünite ihm ein Wunder, als er
unversehrt im jenseitigen Walde lan
detc.
Doch schon hörte er die Feinde hin
ter fich. Einige Franzosen hatten sich
Jqu Pferd geworfen und verfolgen
ihn· Jtn Hochwatd war ei fo finster-,
daß man rnit Mühe nur die Cbaussee
erkennen konnte.
Plötzlich fpiirte er, wie der mäch
tige Galopp feines Pferde-s nach
tirh. Der Gaul mußte verwundet
fein. Verdammt, nun fingen sie ihn
doch noch.
Aber nein, nein —- wieder gab er
dem Pferde die Sporen· Mit mächti
gem Satz verließ der Rappe den
Weg und tauchte im Dunkel des Hoch
ivnldes unter. Die verfolgenden Fran
sofen gatoppierten auf der Chaussee
weiter.
Er war abgestiegen und untersuchte
die Wunde feines Pferde-D Es war
nicht so schlimm, wie er befürchtet hat
te. Mit der, wenn auch ftartbluten
den Fleifchwunde mußte der Rappe
nnbedingt weitergaloppieren.
Er gab ihm Zucker, den er in der
Sattett.1fche gefunden hatte, und
gönnte sich und dem Tier etwas Ruhe.
Als er wieder abreiten wollte, tamen
vie Franzosen zurück. Sie ritten jetzt
Tra und unterhielten sich laut nnd
vergnügt.
Er wartete, bis ihre Stimmen det
!lungen waren, dann galoppierte er
auf der shauffee weiter --— fiinf, zehn,
fünfzehn Minuten.
Und nsieder hatte der Wald ein
Ende, und diesmal tat sich eine weite
Ebene vor seinen Augen auf. Und
wieder wimmelte es auf jener Ebene
von französischen Trupp-ein
Aber es war-ein abziehendes Heer,
das er fah. Die Zelte wurden abge
brochen und verladen, die Lagerfeuer
zeldfcht die Truppen formierten sich.
lldjutanlen sprengten hin und her.
Einzelne Fiommandog lönten deutlich
bis zu ihm herüber. Auf. . sollte
der Rückmarsch gehen. Das war frohe
Botschaft, die er unevrziiglich seinem
Oberst bringen muhtr.
Er wandte sein Pferd und ritt in
gestreckte-n Galopp zurück.
Im Lager der Franzosen hatte sich
das Bild etwas verändert. Die mei-.
ften Soldaten schliefen jetzt, nur dies
Posten gingen mit geladeneni Ge
wehr langsam auf und ab.
Der Deutsche hielt im Schatten
des Waldes-. Sein Herz pochte in;
rasenden Schlägen Würde er zum
zweiten Male gelingen, der wahnsin
nige Rilt durch das Lager der
Feinde-L
Ach was — nur kein Ueberiegen
Es mußte fein! Er drückte dem
Pferd die oren in die Weichen.
Allein der appe war nicht vom
Fleck zu dringen. Er zitterte am
ganzen Leibe und verdrehte die Au
gen Man fab, er war vor dem su
sammendrechen.
Einige Selnnden überlegte der
Soldat. Dann glitt er vorn Pferde
und begann, auf dein Bauche liegend
langfarn libee die Ebene zu kriechen
Sorgältig wählte er die Stellen, die
im chatten lagen und vermied nach
Möglichkeit jedes Geräusch. Oft war
er den schlafendsi Franzosen so nahe,
daß er ihren Atem splitte· Aber,
Gottlob, das waghalsige Unterneh
men gelang. Er kam vorwärts.
Nach reichlich einer Stunde lag er
im Schatten des jenseitigen Waldes.
Und da —- sast hätte er vor Freude
laut aufgejnuchzt —- sah er, daß
leine fünfzig Schritt von ihm ent
fernt mindestens ein Dutzend Pferde
angetoppelt waren. Sie trugen Sat
tel und Zaumzeng und bemühten sich,
das fpiirliche Gras der Ebene abzu
nagen.
Vorsichtig schlich er näher, band
den nächsten Gaul los, und —- heidi
—- ging’-5 fort in sausendem Galopp.
Niemand verfolgte ihn, also hatte
auch niemand ihn bemerkt.
Als sich der Himmel im Osten
mählich heller zu färben begann,
stand er vor seinem Oberst. Jn
strammer Haltung, knapp und sach
lich machte der Soldat seine Mel
dung.
Mit leichtenden Augen hörte der
Oberst zu. (
»Wenn wir also noch in der Nachts
ausbrächem wiirden toir die Fran
zosen überrumpeln und dürften hof
fen, auch den tin-IS numerisch über
legenen Feind zu schlagen,« sagte er
hastig. »Dieser Sieg käme dann auf
Jhre Kappe, mein Sohn. Sie ha
ben Jhre Sache samos gemacht-!
Wahrlich —- Sie sinds wert, ein
Deutscher zu l;eiss,en!«
Der Soldat zuckte zusammen. Se
lundenlang atmete er tief nnd schwer-,
dann tnm es von feinen Lippen:
»Es gab eine Zeit, da haben der
Herr Oberst mir dieses Recht be
stritten."
»Ich . . . . 71" Der Dnetn nur-re
nnd faßte den vor ihm Stehenden
fefter ins Auge. Dann hielt er ihn
in den Armen. »Junge, Junge —
Du bift’s?« ftammelte er, nachdem
die erfte Rührung überwunden war.
»Ja, Papa. Ich bin gleich nach
Ausbrnch des Krieges- don New York
'tübergetommen nnd habe- rnichs ges
meldet.«—
»Ja Amerika haft Du also gelebt.
ilnd was . . . . ?«
»Ich hnbe Glück gehabt, Papa. Ich
bin — Porträtmaler, nnd zwar ein
ziemlich gesuchter-«
Jn banger Frage hing fein Auge
km den Zügen des Vaters- allein der
fröhliche Ausdruck auf detn Gesicht
des alten Soldaten wich nicht.
»Sei, was Du willst, mein Jnnge,«
sagte er warm. »Die Fauptfache ift,
daß Du ein ganzer erl bist, der
fein Vaterland in der Stunde der
Gefahr nicht verläßt.«
HM
Dac- nlückbriuneude Hufeisen.
Nicht blon auf dem Lande und in
tleinen Stadien, sondern auch in den«
grossen und größten Stadien find-St
wir häufig, daß Hufeisen auf den
Stufen uno Schwellen mnzlkinganae
vieler Wohnungen befestigt sind
Wenn man nach dem Grunde fragt
so erhält man als Antwort: »Es soll
Gliicl bringen« Welcher Zusammen
hang besteht denn zwischen dem Gliiet
nnd dem Eisen? Tie tiefere Bedeu
tuug des uralten Gebrauches lehrt
uns die alte deutsche Götterlehre. Nach
dem Glauben unserer heidnischen Vor
fahren war Wodan der größte Gott,
der Sonnengott. Er hatte nur ein
Auge, nnd dieses Auge ioar die Son
ne. Alle nkit der Sonne zusammen
hängenden Naturerscheinungen wurden
auf Wodan bezogen, so auch die lan
ge, talte Winterzeit, in welcher die
Sonnenstrahlen so wenig Kraft ha
ben. Da meinte Inan, Wodan habe
sich vor seinem Erbfeinde, dem Win
terdraassem zurückziehen und diesem
eine zeitlang die Weltherrsehast über
lassen miissen. Endlich aber siegte Wo
dan und lehrte zu den Menschen zu
riiet und hielt als Frühlingsgott auf
einem blendend meisten Rosse niit gro
szetn Erfolge seinen segnenden Um3u·a.
Man opferte ihm Pferde als die ihm
geheiligten Tiere. Pferdeopfer gefiele-i
ihm nnd erwarben seine Gunst, dar
um wurde der Kopf des geopferlen
Tieres am Dache, der Huf aber an
der Schwelle befestigt, um das Hans
unter Woduan besonderen Schutz zu
stellen und alles Unglück von der
Wohnung fernzuhalten. Aus diesem
Grunde erblicken wir noch heute an
den Giebeln vieler Bauernhäuser ge
schnitzte Pserdetöpse und auf Schwel
len und Stufen befestiate Hufeisen.
Dieser uralte Gebrauch hat sieh beim
Volke erhalten, ohne daß sich dasselbe
heute noch seines Grundes bewußt ist«
Ehr-litt
Wie ist für« die Alten die Ehe so schön,
Wenn sie seh lieben vo.c Herzen, —
Sie sitzen beisammen und klagen sich
Jbre cheumatisehen Schmerzen . .
W
S. . .
Mecstlsnkii.
angnrisclic Weihnachtd Erzählung von
Basosf. Deutsch von Maria
Bestiicrtmx
I L
Herrlich find die Gebirgsbogcn des
Binan Jhre Gipfel sind das ganze
Jahr hindurch mit Schnee bedeckt,
und die Hochtiiler im Quellgebiet zei
gen beständig das Griin stolz unfrei-.
gender Tannen in ionnderbnrer
Schdnheit
Jm Sommer sind die sengt-streck
ten Weiden rson Schafherden deleti
von fetten Eliihein die mit ihrem(
Briillen die Luft erfüllen, nnd von
grasenden Pferde mit langen glän-·
senden Wähnen
Steigt innn bis zu den schneeig-ein
Gipfeln empor, die den Himmel zu.
berühren scheinen, so eröffnet sich ein«
unendlicher Ausblick aus Bergriicten,
Täler und auf die Flüsse Strumn nnd
Wart-an die silbern die innzeddnischef
Seite umsäumen, und im Süden ansF
das lenchtende Meer.
Jni Winter aber herrschen hirrs
rauhe Zchneestiirme, die zu Drinnen
lverden nnd niit höllischen Stimmenl
rnfen, heulen, die Wege derschiitten
und Schneegräber in den Schluch
sten nnfwiihlen. In grindige Fried-l
hiife verwandeln sich die Felder, und
shnngrigiy rnnbsnchendc Wölfe derber-l
Jgen sich hinter den weißen Schneehip
»geln. Jm Dunkeln leuchten nnr ihre
brennenden Angen. Weh dem Man-l
derer, der sieh in solcher Winternacht»
verirrt! i
Jn deurVetgdorf Rito todte aber
just ein derartiger Schneesturm an
Weihnachtsabend Die ganze Fami-;
lie des Großvaters- Lasti erwartete in
der Hüte mit unaussprechlicher Sorge
die Rückkehr des Sohnes stunk Er
war stiih morgens nach der Ortschast
Melnit ausgezogen, um dort Weib-.
nnctstggeschente zn taufen stir die
Mutter, für seine junge Frau nnd
sit-r sein ztveijähriges zeind. Gegen
Abend hatte er spätestens wieder da
»lfvim sein sollen; nun war es schon
duntel, die Nacht hatte sich aus die
Erde gelegt, und —- er war noch im
mer nicht da!
Seltsaine Töne läßt der Sturm
vernehmen, der an die Fenster klopft,
die Türen riittelt nnd das Stroh
des Dache-«- umwiihlt. Es hört sich
so an, nlg wollten Räuber die Hutte
tioersalten und sie erbarmungglos
plündern.
Die Bewohner wagen vor Angst
nnd Unruhe taum zu atmen. Bei je
dem Schlng an die Fenster lauscht die
junge Frau aufmertsam,«ob es nicht
etwa ttlim sei, der sich dem Hause
nähert. Aber nein, er ist es noch
nicht; ei ist nur der Wind, der bran
send iiber die Hütte sahrti Seine hef
tigen Laute wecken das Kind in der
Wiege aus, die neben dein brennenden
Herde steht, too die junge Frau das
sestliche Essen bereitet. Sie sucht das-.
sitneiende Stind zu beruhigt-L
,,Sc1)1veig, mein Liebling, weine
nicht, tmtd tonnnt der Vater und
dringt seine Weitninchtsgeschente
mitl«
Der Kleine verstummt bei diesen
Worten und lacht durch die Tränen.
Freudig fragt er: .,Brtngt Vater
cpielsnchent Und wirst Du Initspies
len, Mutter? Vater soll aber bald
kommen, bald. .
Die Mutter zeigt nur mit einer
Gebärde nach der Türe, die unter
dein Ansturm des Windes sich biegt
und tracht.
lieberwijitigt von der Müdigteit
und den schweren Uednitten, sitzt
Großvater Lagti still in einer Eue.
Er sinnt und stöhnt, und seliin
toiumt ihm nicht aus dem Sinn. Sei-is
ne Verspätung deutet aus schlimme
Dinge. Die Nacht ist grauenvoll. Jn
den Bergen wimmelt esJ von wilden
Tieren, und dann —— der nicht enden
toollende Schneesturm. Hat man's
Jucht im vorigen Jahre just um die
itttteihnachtszeit etledt, dnß der Arbei
ter Govauotosl dicht vor dem Dorfe
»von einein Wolf aufgefressen wurde!
iltnd werden nicht jährlich Leute unter
dein Schnee begraben! Jn diesem
Lande Bulgnrien tiiuiinert sich nie
mand datuut, daß die Wege freige
hnlten und die wilden Vesiien ausge
rottet werdens
Der Alte sucht seine Seufzer zu
unterdrücken und seine Zweifel in tief
ster Brust zu verbergen, um die
Schwiegertochter und das Kind nicht
noch mehr zu ängstigen.
»Was ächzt und greint Jl)r?« fragt
er mürrisch, und als siele ihm selbst
ein Stein aufs Herz, steigt ihm ein
Schluchzen in der Kehle auf.
Es klopft jemand an .die Türe.
Bald tritt die· Großmutter Logik
wiza ein. Sie kommt von der Kirche,
wo sie dem heiligen Minos ein Licht
hingestellt hat« damit et ihren Sohn
Klim vor Ungemach behüte. f
hWas er ist noch immer nicht da?« I
fragt sie bestürzt.
Statt einer Antwort bricht die jun
ge Frau in Tränen aus.
»Mein Gott, was kann nur Klim
geschehen sein,« stöhnte die Alte tritt
dicht vor das Muttergottesbild mit
der brennenden Oellampe und be
trenzt sich mehrmals. »
Lustig brodelt inzwischen der Kessel
mit dem Festgericht auf dem Dreifuß’
über dem hellen Feuer-, ohne daß sich
jedoch irgend jemand um ihn tiim-3
inerte.
Laugjam naht die Mitternacht her
an. Keiner riihrt sich von feinem
Platz. Das Feuer beginnt zu ver
glimmen . der Kessel hat aufgehöki
zu kochen.
Die äußere Hoftiir steht offen nnd
l·-«fzt den Wind vom Felde frei her
ein; den«-: die Hütte befindet sich am
äußersten Rande des Dorfes.
Der Schneesturm lobt immer noch,
und mit seinem Heulen«scheint sich
dasjenige von Wölfen zu vereinen. . .
Ein Schaut-ern überläuft die Men
schen im Haufe
Ohne das-; irgend jemand einen Ton
sagte, glaubt man den Ausruf zu hö
ren: »Gott, Gott, welch eine Nacht,
hab’ Du Erbarmen-. . .«
Klim irrte zu derselben Zeit herum·
Der Schnee segte um Hügel und
Luiinmh er wirbelte in Säulen auf
iiber den Wegen und Feldern, und es
wurde immer schwieriger, ja unmög
lich, sich zurecht zu finden. Bei gutem
Weiter nsar der Wanderer ausgezo
gen, und allmählich kam er sich wie
ein Fremder in der ihm vertraute-n
chcuu »Ur.
Stundenlnnn pilgerte er durch die
Berge, die durch neue Schneegestöber
immer ein anderes Aussehen gewan
nen. So wußte er zuletzt nur das
eine, daß er weit von seinem Haufe
entfernt sein mußte und daß ihn der
Tod in der schneeigen Einsamkeit
sicher erwartete.
Die Nacht die allmählich hereinge
brochen, war weiß und hell; aber
Klims Augen konnten nichts im gan
zen Umkreis entdecken, max- seinen
Mut entfachen, was auf das Leben
von Menschen deuten konnte. Kein
Dorf, teine Hütte, kein Zelt, keine Zu
flucht!
Eine ersinrrende Oede lagerte iiher
den Bergen nnd Tälern, und da sei
ne eigene Wohnitätte am tiefen Ab
hang eines Wuldhiigelsz lag, sngte er
sich, daß er sie bei dem dichten
Schneefall selbst dann nicht wiederfin
den wiirde, wenn er auch ganz in ih
rer Nähe wäre. Die Höhen nahmen
die Gestalt von linnenutnhüllten Ge
spenstern nn.
Wohin sollte er sich wenden? Er
läuft ziellosss, um nur nicht vor Kälte
zu erstarren. Der Ort-an peitscht-e ihm
in den Rücken, zaust ihn an den Oh
ren. schreit und heftet sich wie ein
Teufel an seine Fersen.
Jnstinttiniiszig läuft Ftliin immer
vorwärts-. vorwärts, nnd die Schnee
wiiste lbreitet sich immer grenzenloier,
immer todessicherer aus«
Er dentte nn die Seinen d.il)ei:ii,
vie sich um ihn ängstigen, nnd der
Gedanke wird nnsäglich quälend.
Herrgott, wac- idll ans ihm werdan
Wär-I denn möglich« aus dieser
schneeiaen Verwirrung noch lebend-in
heranszugetonnnenZ — —
Lein eisigesz Gefiihl bemächtigt sich
seiner Glieder Er nhnt, daß er er
frieren und bald iinSchnee begra
ben sein wird. Niemand wird dann
einmnt wissen, wo feine Gruft sich be
findet!
Und seine junge Frau, sein Itind
Glitschfo?. .
Eine Windsbraut psiss grell Dllrctk
die Lust nnd zerriß seinen Gedanken
fuden. Plötzlich erhlictte er schwarze
Schatten die leicht iiller Den Schnee
glitten. Was ist denn das-«- Wölfe
. . .Ein ganzes-« RudeU Sie wenden
sich nach rechts und tommen heulend
näher. . . Er schlägt den Seitenweg
ein. . . er ist gefasst, vnsz die hungri
nen Brsäien ihn verfolgen . . wie
lange er so mit Anspannung allei
straft gelaufen —— Das ahnt er sellsst
nicht.
Alles vor ilnn ist eintönig, lviist
und blendend weise von tränscino Dich
ten Schnecflockeli.
Aber — slimmeri dort nicht ein
griinliclsheller Punkt? Jn, es ist ein
Wolf, der dem Rudel vornneilt. Klim
läuft wie ein Verzweifelier nach der
entgegengesetzten Richtung. Sein lan
ger gestricter Gürtel hat sich gelöst
nno schleppt weit nnch. Zweimal ver
wickeln sich die lniioen Füße darin,
nnv die Hände sind zu start-, nni eine
Bewegung nachen zu können. Klim
fällt bewußtlos nieder-. Als er wieder
zu sich kommt, sieht er zu seiner geo
ßen Freude, daß er in einem Dorfe
ist. Wonnen hier Christen oder Tüt
tenis Ganz gleich, er lvill ihre Gast-«
freundschast erbittem denn die Wölfe
sind ja gewiß hinter ihm!
Da steht ein Tor Hoffen, das der
Sturm wohl ausgerissen! Klim ist
kaum noch seiner Sinne mächtig;
aber er stürzt aus die Hütte zu,
schaut durch das tleine Fenster und
sieht ein Lämpchendor dern Heiligen
bild glühen. Er tlopft und — siehe
da, aus dem Schatten eilen Leute her
bei!
Betäubt, entträstet und halbersto
ren sieht er sich wie verloren um und
traut seinen eigenen Augen nicht, denn
—- er befindet sich vor seiner eigenen
Hütte! —
Die Vorsehung lenkte seine Schritte
zum eigenen Herde, als —.«r in sei
ner Todesangst glaubte, den entge
gengesetzten Weg eingeschlagen zu ha
den.
,,Väterchen, Frau Muttert. . so seid
Jhr es?« ruft er ans und beiniiht sich,
den Ytucksack mit den Weihnachtsges
schritten von den schmerzenden Schul
ter zu lösen.
Alle schreien nIie die Wahnsinni
gen und« werfen sich ihm um den
Hals.
,,Wo warst Du denn nur, mein
Sohn, in dieser furchtbaren Nacht?«
wispert der Alte und weint vor Glück
wie ein Kind.
,,Geroaltig. Väterchen, war der
Schneesturm; aber Gott ist noch ge
toaltigeri Hört Jhr die Glocken? Sie
rufen zur Frühmesse! Kommt, wir
Itooilen alle erst in die Kirche gehen!«
i sagte Filim ernst und bewegt.
I Der Orkan begann sich zu legen.
HDie ganze beglückte Familie rüsteie
Isich zum Gottesdienst zu gehen, und
sder Weg von der Hütte bis zur Kirche
sschien noch nie so nahe und so be
tqueni gewesen zu fin, wie jetzt.
s Der Kessel mit dein Festgericht sing
iaus dem frischgeschiirten Feuer wie
lder munter zu tochen an. . . . .
—--·-. - Q-.
Das Geschenk.
Unter dem großen Friedrich hatte
ein Geheimmt mit- Ramen Galster
große Summen veruntreut nnd kam,
als die Sache entdeckt wurde, auf die
Festung Spnndan. Nach Verlauf eini
ger Zeit empfing der König eines Ta
ges einen Brief mit folgendem Jn
hali: »Ich bin der Bruder des un
gliicklichen Galiier, dessen schwere Ver
gehen Ew. Majestät mit Recht be
Istrasten, dein ich aber mehr verdanke
lalg meinem Vater. Jch bin Prediger
aus einein kleinen Dorfe und ane fie
ben Kinder mit einer Einna me, die
nicht hinreicht, sie zu ernähren. Jn
seinem Wohlstande nnterstiitzte mich
mein Bruder reichlich. Durch eine
.Erbschaft, die meine Frau gemacht
that, bin ich jetzt zn einigen Mitteln
Fgeloniinen und hätte jetzt die Gelegen
jtjeit, danier zu sein. Mein Bruder
tisi alt, krank, arm und gefangen.
sTchenten Sie mir, Ew. Majestät, die
ljen armen, elenden Mann, damit ich
Jihn ans seine alten Tage zn mir neh
«i!ien lind pflean kann.«
Der große König war so gerührt
Von diesen einfachen Worten, ans de
nen so viel Dankbarkeit nnd Liebe
sprach, dass, er dein Schreiber folgen
ren Bescheid gab: »Ich gebe Jhm
Seinen Bruder los-, und da Er sagt,
dssz cr arm sei, so hnbe ich dem Gal
i Iu eine Pension von fünfhundert Ta
lern zugelegt. Er soll aber bei Jhm
Ein Seinem Dorf bleiben, weder an
Eniich schreiben noch answiirtige Kor
Izresandenz führen. Handelt er dawi
Eoer, kommt er lebenslang wieder nach
i Ep.iiidaii.«'
i —- Unvcrfroren. —- Vater
(rcich): »Sie haben ja nichts, keine
Li.is.:i·1z, keine Stellung —- ?«
zrcien »staatl) ich denn die ais
JE r Schwiegerspth
; « Ein entarteter Sohn.
Jxägter (.«ngevuldig): ,,Endlich kommst
Tu, wo warst Du denn, Georg?«
Unsinn »Für den Nachbar hab' ich
Jsine :’.'- iß Bier ge-)olt!«
—- llntek Feuerwehrniäni
n« rn. Feuerwehrsnann aus B.:
kein Lieber —- tvir how a Feuer
w :«r! Kaum bre111n’43.ist ver Brand
i.2..«.r g’löfcht «
»,3ci1crwehkmunn aus K.: »Die bes
ser Feuern-ein san wit, bei uns da
LIxcnntUs überhaupt net!«
-— GcniiirlicheErtliikuna
Reisender (zomig): »Das ist aller
kzings der Schirm, Den ich vor vier
Eli-kochen Isei Ihnen stehen ließ. . . wie
isirht der Aber jetzt aus-W
s Wirt (t1einluut): »Ja, was es aber
zauch in den vier Wochen immer für
'n Wetter war!«
s— Schweif-tagt —- Vierzig
Jahre war er im Zuchthans nnd jetzt
·.« ein hochangefehener Mann mit
Denn geschmückt; wer ist dass«
l Antwort: »Der pensionierte Zucht
« lznxtsvireitor!«
« 1