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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 1, 1917)
W . t- teosemaniit l s «Slizze von siaibarina von Sanheri Das Gras lag vor den schweren Güssen wie plattgewalzt. und in den Zweigen hingen noch Tropfen. Jetzt aber schien bie Sonne von einem reini gefegten blauen Himmel herab, heiß und sommeelich In dem kleinen Dorfe wurde es lebendig. Die Kompagnie in Ruhe siellung machte es sich bequem. Rasse Mäntel, nafse Röcke flogen aus die Leinen. Die Kompagnie ging in Hemdsiirmelm tauchte, sonnte sich und wurde langsam wieder Mensch. Leutnant von Werthern ritt vie Dorffiraße hinunter. Er freute sich iiber seine Leute. Sie sahen unglaub lich zufrieden aus, nur weil ihnen die Sonne wieder auf den Buckel brannte und sie sich auf den Winken vde den Häusern riiieln lonnlen, Pfeife oder Zigarre im Munde. Er rief ihnen hier und da ein Wort zu im Vor überreiten, und sie reuten sich an ihm, wie er, schlank und sehnig, die Haut von der Luft gegerbt wie sie, die Mütze ein llein wenig schief, auf der bolprigen Dorffiraße dabinritt. Nur die Richtung, die er nahm, wun derte sie. Jnteressant war es doch nur vorn, da, wo sie alle Warnen und wo sie in Gedanken alle waren, wenn sie auch gemiiilich und breiibeinig in der Sonne saßen — das war ja nur scheinbar. Was hatte ihr Leutnant in Richtung Etappe spazierenznreitenti Sein Bursche wurde befragt. Aber der pfiff sich eins, während er die feuchten Habseligteiten feines Herrn mit mütterlicher Sorgfalt auf Ban ten und Stühlen ausbreitete. Daß die das wissen wollten, machte ihm gerade Spaß. Die brauchten gar nichts zu wiffen. Var allem nicht, daß er selbft nichts wußte« Leutnant von Werthern ritt dicht am Grabenrand auf dem Sommer-f weg. Er hielt die Reitpeitsche zwischen den Fingern und schwippte sie hin und! her in tiefen Gedanken. Die braune: Stute, die er ritt spielte mit denl Ohren Bei jedem Zwitsch dkk Pen-( sche zuckte fie leise. Sie hatte sich an vieles gewöhnen müssen, aber dies ging ihr fast iiber den Spaß. Jn fru heren Zeiten hätte fi- Fkopf gestanden. Der Leutnant merkte es endlich, als ihn der vorwurfsvolle Blick ihre rückwartsgewendeten Auges traf. Er ftrich ihr reuig iiber die turzgeschorene Wähne. Die Peitsche steckte er unter den linlen Arm »Alte, bist du vernünftig gewor den!« sagte er. »Aber man wird vernünftig, hist-sinnig vernünftig.« Nachdentlich ritt er weiter. Er fchaute itn Traben über das weite tnrifche Land in feinem schein baren Frieden. Das war altes deut sches Land, nnd es war schön. Es griff ihm an daz herz, und er ver stand es. Jn der Ebene tauchten Baumgrups pen auf, alte, steile, braanrote Ziegel diicher. Er hielt still. Was das war, wußte er. Er fah mit heißen Augen darauf hin. Der Grol. fchtrand tang sam aus seiner Seele. »Nein,« sagte er sich, »das gibts man nicht her. Das nicht. the nie-is manv. Das kann man gar nicht. Auchi nicht für einen, der einen bloosinnigj lieb hat. l Langfam ritt er weiter mit schlaf- ; fen Zugeln. Die Ebene lag totenftttLI Hinter dem hügel strraten sich die« Gutsloppelm griin und weit. Dunkle» Flecke daraus —- erschosfene Pferde Und ein Teil der Gutsgeväude war-« verbrannt, das fah er erst jetzt. I Er hielt wieder still, sein Oerz’ schlug. Lifas geliebtes-; Gut ——! Er; hatte es gehaßt. Wie es jetzt vor ilnnj lag, in seiner Erniedrigung aus vielen? Wunden blutend, griff es ihni ans-i Herz. Er fehle mit einem Sprung über den Graden und ritt auf dein weichen Wiesenboven weiter auf den Pakt zu. Die Stute schnaubte und zitterte. Siei hatte sich noch immer nicht an tote Pferde gewöhnen können und hatte doch Gelegenheit gehabt Dek Pakt tief in die Wiesen über, in feinen- Schatten war es fast kalt. hanj von Werthern zog die Schul tern zusammen irrt Weiterreiten, al ob ihn störe. Wo mochte Lisa fein —«t Jn Sicherheit — hoffentlich! Bei een Verwandten in Peter-barg —- soweit das Sicherheit war. Aengftlich war sie nicht. Gefliichtet war sie so spät als möglich, davon war er überzeugt. Das Tantchen mochte gedrängt haben. Er erinnerte sich fo gut an fiel Das alte Scherbelchem das der Anstand-Iton Lisa an vie Seite gefeyi hatte, und das so deutlich hilf-los war, ohne Lisaz starken geraden Willen. Lifa hatte nicht umsonst diese ruhigen grauen Augen. Sie hatte ihn anfangs fast geärgert. Wozu hatte ein sange Miidchem das fo uneiyört gut tanzte, so unerhört gut Tennis spielte und ritt, solche Augen —? Großmutter augenl Sie sahen einen erstaunt an, wenn inan den gewöhnlichen höheren Miit-sian schwerste, der zu dein nor malen Berlehr mit jungen Damen ge hörte. So daß man e- fich allmählich abgewöhntn Blödsinn zu teoen. Und da ging einem erst auf, daß inan mit ihr reden konnte, wie-mit einein Ka sse-raben. Besser noch fast. Das war net-, and es war unglaublich schön. Uns alt man ganz« begriffen hatte, Ywie schön es war, da ging man hin( und machte sich zum Narren. Und be nahm sich blödsinnig. Unb. das war das Ende vom Lied. Damals harte es weh gelan, und ei schwerste noch. Er hatte sich nicht entschließen können, wieder einmal nach Hause zu fahren — wie er es immer noch nannte, trotzdem es eigent lich für ihn nicht mehr zu Hause war. seit die Eltern tot waren und der Bruder das Majotat hatte. Der gute Kerl wunderte sich, daß er gar nicht mehr lam, und nahm es beinah übel. Der hatte damals nicht-( gemertt, des sen war Hans sicher, aber die kluge kleine Schwägerin mochte eine Ah nung haben. Sie hatte ihm so samos beigestanden, als et damals plötzlich abreiste. Sie hatte es wu.iderooll ge schickt gemacht — Frauen können so was. Vielleicht tat sie es ihrer siusine Lisa zuliebe. Kein unangenehmer Ein druck sollte ihr bleiben von dem Be such bei den deutschen Verwandten. Hans war in tadelloser Haltung abgesahten, eiligst, weil er ielegras phisch so eine wundervolle Jagdeinlas oung belommen hatte, baß er nicht widerstehen konnte. Lisa hatte ihm die hand hinausgereicht, als er schon Peitsche und Zügel genommen hatte. Dabei sah sie ihn an in ihrer lieben, warmen, geraden Weise. — Die Fahrt zu Bahn war ein wah res Lavial in feinem Zustand. So hatte er jagen mögen oio ans Welt ende und fich zum Schluß den Hals brechen. Darüder lächelte er heute. Er war ganz froh, daß er ihn sich damals nicht gebrochen hatte. Er hat te fett Gelegenheit, bedeutend zweit voller umzutoinmen — wenn eo fein sollte. Es lag ihm nicht unbedingt daran, daß es geschah. Außerdem hatte Lifa recht gehabt. Das stellte er heute noch einmal aus drücklich vei sich feft. Man heiratete nicht einen kleinen preußifchen Leut riant, einen jüngeren Sohn, dein nicht ein Tafchentuch breit Erde gehörte — ein Mödel iri Lifaö Lage! —- Jhr Gut lag in Kurlaiid — und er war preußischer Offizier — — damit war alles gesagt. Denn was ihn einen Augenblick durchzuckt hatte niit einer fast wilden Hoffnung, daß Lifa das Gut aufgeben konnte um feinetwillen —- —- das konnte nicht fein. Das hatte ihm Lifa gesagt. Er war damals eisig höflich geworden —- wie er fich heute fchiimte, wenn er nur daran dachte! Erst viel später war ihm tlar geworden, daß Lifa vielleicht oon ihm ein Opfer er wartete. Ader das war ja Tollheit. Er zog feinen Offiziersroet aus, um in Rnßland zu leben — von den Gu tern seiner Frau. Das mußte sie wis fen. Vielleicht hatte sie es gewußt. Ihre Augen waren traurig gewesen. Ader er hatte damals nur an sich ge dacht. Und die Klitfche hatte er ge haßt bis heute. »Er hatte sie sehen wollen« da er ausgerechnet dieses Stück Kurland zu erooern bekam. Mit herztlopfen hatte er darauf ge wartet, ob eo wirtlich gerade hierher gehen würde. Es war ja solch ein toller Zufall. Und nun war er da und ritt durch Lifas Part auf die zerschossenen Gutshäufer zu, und Lifii war irgendwo weit fort — ge tloden — Er druckte die Mütze tiefer in die Stirn und ließ die Stute iin Galopp entspringen- Die Hauptallee führte zum Gut-has Ein halb offenes höl zernes Gartentor trennte ihn von dein Part. Der Hoiundet hing seine dich ten, weißen Blütenscheiben darüber. Die Stute zwängte sich durch die War-c das Sieinpflastee klang Unter z tin-en Hufen Von dem halb verbrann teii Dachstuhl des Kammererhauscs hing die Gutsglocke aus ihren zusam inengeschinolzenen Trägerin Hang don Werthern sprang ab und natjiii die Stute ani Zaum. leg wider sireote ihm, gleichsam als Eroberer iiber den Hof zu reiten. Langsain und in Gedanken ging er auf das Haus zu. Breit und oeyäbig lag es da, niit einein steilen, braunroten Dach, dessen Luten ihn anblinzelten ioie Freundes nugen. Es schien unversehrt, aoer verlassen und tot. Er band die Stute an einer Pappel fest. Es war so still, dass er unwill iurlich ans Zehen ging. Da hörte er eine Stimme lachen — eiiie Kuh brüllte geärgert. — Dee rechte Flügel des Schlosses trat etwas zum-, von Gebüsch Fast verdeckt. Hans von Werthern glitt durch Die grüne Mauer. Er sah einen Grajplah, eine braun und weiße, sehr ärgerliche Deuts, ein Rudel Kinder, die sie halten wollten, und eine schmale schlanke Gestalt inii erbittern Gestein, einen Melischenirnel an einein Bein in der hand. Hans von Werthern sette aus nnd raste dann weiter in undernlinstigen Schlägen Die Kuh machte einen Saß und senkte die Hörner. Die blinder schrien. Von riickrdarts toar der Meltsqeinel genaht und prallte wieder zueiiiwsloni de haarstriihnen fielen liber ein rosi gee, rastloses Gesicht- Jn demselben Augenblick packte han« die Kuh bei den hörnern Er drückte die breite, nasse Schnauze voll Jnnigleit an seine graue Litetolen »So —- bltte fest, gnädisei Fräu lein- Jch halte sie,« sagte er. Die Mii yder stoben auseinander wie ein Hüh netvolt, in das der Hat-ich stößt. Der Melkschemel siei zu oden kniil einein dumpfen Schlag. ( dans stand breiiveinig. Die Adern» ans seiner Stirn schwoll-n. »Wenn» Ich bitten dars, etwas schnell, Fräu lein Lisa,'· sagte er, »das Biesi’ stennni kolossal!« s Der Meitschrmel stand wieder, der( made Kopf beugte sich mi. Ein Wut-I schrri der Kuh —- Hand sprang zur Seite und hieii das rebellische BiehT nur noch an einem Horn. »Ich glaube, es ist das Melien.« sagte er betrübt «Natürlich,« kam die Antwort, »ich kann es nämlich nicht« I bang ließ das Horn las. ; »Sol! ich mal -—?« sagte erq »Es-schade, daß mein Bursche nicht da Ist. Der Kerl kann alles. Jch bin weit weniger begabt. Aber als Kind» habe ich’s gelernt — aus Spaß." s Mit einem Griff hatte er den Eiss mer zwischen den Unten und hackte in »Rnieoeuge. »Ho, schön." sagte et· »Ho, schönUs Anstandige Pservesprache versieht das« Viest winkt-as nicht. Steh- ichs-n —s sa —- ho — ya — —! Ra —- siehst! due-Zi« « ] Der erste seine wcnchnraoi sprich-— te in den Eimer Die Ruh stand. Sie betrachtete Hans niit riiaioartsgewew detein tiopi nnd taute mißmutig Auch ihr Blick sagte deutlich: »Na illsv!« Einen Augenblick war es ganz still. Man horte nnr die Milch in den m nier sprühen. . »den don Werthern,« sagte Liset. »Die-l ist zu toinischl« Und ptdytich lachte sie so, daß sie sich aus den Illtelts scheinet sesen mußte. hano sah til-er die Schulter zurück. »Lachen sie nicht so. Fräulein Lisett« sagte er. »die Kuh nimmt das übel. E- iit ein nielanchotisches Tier.« »Ach, sie hat so viel durchgemachtl« sagte Lini. »Sie wohnt mi Eis-teilen Es ist unsere letzte. Wir hatten sie oersteat. Und jetzt sind die Stalle der drannt, sie inuiz da dteiben." »Alle Eistelter der Welt sind nscht so schlimm, wie heute dag Melken. Was, Alte —?'« meinte Haus« »Was sollte ich- inachenl« sagte Lini. »Ich mußte er- doch oersuchenl Die Kinder mussen ihre Suppe ha ben. Jni Dorf iit fast nichts ineyr. Sie detoininen immer mittags hier etwas. eDie alte Kämmererfraii ist trank geworden Das war ineine les te Hilfe. Heute muß ich allein sertig werden« »Machen wir, machen-wir alle-I sagte hans beruhigend. : »Ich bin gleich fertig. Steh« —- ho, schont« Die Milch fließt jetzt reichlich. Es war wieder eine Weile still. ,Tantchen wird sich sreuen, Sie zu sehen,« sagte Lisa schüchtern. »Und ich erstl« sagte hans. .Wo ist sie?« »Bei Bastard Wir wohnen da. Weil ich doch natürlich nicht wegwotl te—« »Natürlich -—!« sagte Hans. »Und ini Schloß äonnten wir nicht gut allein bleib-n.« »Nein,« sagte Hans, und seine Stimme klang sast rauh. »Nein, beim Himmel —!" Der Eimer klirrte. »Ich mußte dleiben," sagte Lisa. »Und es war sehr gut. Denn dasz uberhaupt noch etwas steht, das kommt nur daher. Es war schlimm. Aber jetzt ist ja alles guti« »Nam! —«t«« sagte Hans. »Natürlich ist alles gut. Tantchen ist noch immer halb tot vor Angst, aber selbst sie möchte jetzt lieber in Petersburg sein als hier.« »So —?" »Nein, gewiß nicht« »Wieso ——?« »Ach — herr von Werthern Ali Wie das ist, wieder deutsch sprechen zu können· Es war streng verboten. Ich habedie ersten deutschen Soldaten sast umarmt." »So, sol« »Heute seiih ist unsere erste Ein quattierung wieder weg — solch ein lieber Hauptmann —- und seht, wol der Stab bei uns liegen soll, sino wir in Abrahnmz Schoß. Posseallichl bleibt der immer!!« ,So, so — der Stab." »Ja —- gehören Sie nicht dazu --? ch dachte, Sie kämen alo Quartier-« machet oder so s—« l »Ich, Fräulein List-, bin ein ein-» saeyer Stoppelhopser und kein Stab ossizier, nicht die Bohne. Jch residiere eine kleine Meile von hier in einem »kleinen Rest, das den schönen Namen »Mein-sen« sishrt, den wir auch nicht » bnchstiibtich befolgen. Stabtossizter — ith sich was-" Es war einen Augenblick still. «Wie kamen Sie dann aber her «—?« sagte Liset. »Dir -- nur sol« sagte Hang. Er molk eine Weile mit verdoppel » tem Eisen Dann gab er der Kuh einen freund slichen Meinst-nd stand aus. i »Mehr ist nicht zu verlangen slir ’heut. Nun wollen mir Feuer machen. Jst dies die Hüchek » Sie arbeiteten beide mit El er in der großen verlassen-n Schl liichn Hans blies das Jener an, daß ihm die Un träntem Dann schüttete sie Miete ein« Sie innern m Bill geworden Ists-W «t Weiter nskß Liss w Messer siusl en »Sie sind so lieh,« sagte sie, und ihre Augen waren dunkel und war-ei. Er wurde rot wie ein Kind. Fast hätte er sieh in den Finger geschnit ten. Sie sah es. »Und so geschickt!« sagte sie. Das brachte ihn wieder zu sich- . .Gehiirt alles ziini Dienst,« sagte er. »Der preußische Osiziee muß alles tönnen. Meilen und irartosselschöten ist hoch das mindeste. Meine Leute sollten Sie mal erst sehen.« «Schaoe!" sagte Lisa. «Schade, was —?« »Daß Sie nicht hier sind. Jch glaube, ich gäbe den Stab oasiir ——"I »Es wäre auch lein schlechter Tausch,« sagte der bescheidene hanc. Die Suppe kochte mit lautein Zi schen über und erfordette ihrer beider Gegenwart. hans rührte niit langem Löffel. .Lisa starrte ins FeuerDie Linie um den seinen Man-) war traurig. Hans sah sie an. — Seine Augen tonnten nicht fort. Von dein Blick angezogen, wanderten die ihren erst über seine hande, die so sleiszig rühr ten, an der grauen Litewta empor zu seinen Augen. - Da blieben sie hängen. Er rührte immer langsamen Und plötzlich flog der Löffel aut den Verd, in einem Sprühregen von Suppem tropfen. .Liia -« sagte er und breitete die Arme aus. Und es tani alles, wie es kommen mußte. »O hans — Hans —- —· gebt uns nicht wieder her —l'· sagte Lifa leiie nach einer langen Pause. Es war ein Weilchen ipäter, daß Hans durch den sonnnerlichen Port zurückritt. Der Stute war das Ste nen lang geworden, und sie ging oall Ungeduld. An der Biegung der großen Aller, wo das Schlog noch einmal zu sehen war, mußte isie halten, und das ge fiel ihr gar nicht Hans wart sich im Sattel herum. und plötzlich veugte er sich auf ihren Hals und tußte sie. »Alle —- Alte — —!!« sagte er. Bann setzte er die Muse Iesi und ritt Galopp ins Quartier. Zu derselben Zeit ftand Lisa m der Kirche und toftete die Sappe. Sie war setze gut —- feer ·Ylur ganz, ganz zuleyt war sie an gebrannt. Eintråslicher Extrazug Als der franzosiiche Reitergeneral und ipatere Kriegern-nistet Wtarans de Gallitet noch unterlentnant vei den wurden der roiperlichen Gatde war, vertan-nie er eines ewde in Paris, wo er mit Urlaub weilte, den legten Zug nach seiner Garniion Me lun. Er war darüber lehr aufgeregt, da ihm, wenn er nch am Morgen nicht rechtzeitig auf dem Truppem übungsplage einsam-, ecn paar Tage Arten tn Aussicht standen Jn feiner Rot ging er «uin.etationpchef und fragte ihn, ob er nicht einen Sonder zug nan Melan haben könne. «Einen Zug sonnen Sie bekom men", sagte ver Bnynbelnnte, »aber er lnnn erst um vier Uyr morgens av gehen und um vier ltyr sunsundsijns ztg Minuten tn Melan etntressetn Ro stenpuntt ztveiynnvertsuns Uranien«. Da Gnuiset nicht die ganze Nacht tm Wurlesanl vleiven wollte, lehrte er noch einmal in den Klub zurück, wo er mit dem Herzog von wranlmont und ein pnur L- Hsi ieeen zusammen traf. Man setzte ney an oen Spiel tisch. Um drei llhr erhob sich Ualli set, Um zum Bonnhof zu snyren; er yntte zwolstnusenv Franken gewon nen. Jn Melun angekommen, setzte er sieh sofort ause- Pserv, um zum Lruppennhungsplatz zu reiten. Jn einer Gesechtepause ritt der Oberst v. Minnen-h der bereits-st- von Der Extrnzngsgrschichte gehört hatte, nus den Leumant zu, um Ihn wegen seines Diensteisete zu beleben· »Wenn Sie aber in Paris pünktlich gewesen wären', sugte er hinzu, »hätten Sie sich die grosen Ausgaer sparen kön nen". »Herr Oberst«, erwiderte Gnlliset, »die Zugverspätung hat mir 11,795 4zilntnten eingebracht: ich hnve nämlich 12,000 Franken gewonnen und nur 205 Franien sur den Sonderzug ve zahlt". Sprosse und lramte vor detn er staunten Oberst einen Hnu en Gold stücke aus der Tasche und e nen hau sen Bnntnoten aus dem Mühensuti ter. Er mußte übrigens sein Glück doch büßen, denn seine Vorgesetzten versen ten ihn als unerhsrt leichtsinnigen Burschen sosort nach Alqerien. -.o— —- Ein Schlauer. Fräulein: .,Biiie, machen Sie einmal vie Augen zul« herr: »Das kunnte ich nur in ei nein nlle.«7 Mleim »Und der wäres« : «Wenn ich Sie iiissel« —- Doppelsinnig. Onkel (nus Besuch gekommen): »Nun, Karl, bist Du denn au. rechts slei i« e(ber meit in den rtshäus i:gt): »Ach ja, Onlelchen, ich EIN Dir. ich bin von —- seltenenr - Its list-erstes Eine Geschichte aus dem citen Von ossulkoi Schandt. Um die Mitternachtsftunde bezog man Quartier, zwei Stunden später ver-teilten die Feldtüchen fchw das Essen. Aber trotz der vorhergegan aenen heißen Gefemte und Strapazen sk, die Mannfcheft heute nur wenig. Utte waren faft trunten vor Freude .nd blickten sehnsüchtig hinüber nach der Stadt. Man duldete es zwar-, daß vie befreite Bevölkerung über vie Brücke nach der Vorstadt term, um weinend vor Freude die Befreier zu begrüßen, um Brot und Lebensmittel zu empfangen. Zurück in die Stadt uver durfte niemand, damit nicht etwa die Dtärte det Trupp-n an die nvztehenden Rassen verraten werde. Sayorentveise trtev ver Hunger und die Freude die Leute in das Heer lager. Als aber die Dunkelheit stär tee wurde, und der erfte Freuden rausch ftch gelegt yntte, da vat vas Vvtt handertngend, wieder in feine von den Rassen geplünderten häutet zurückkehren zu dürfen. Vergeblich! Der Kommonvant vnev harr. Die Poften an der Brücke und mn Ufer ließen tetnen Menschen durch. ·Und seldst ivenn einer ortsuasi wire, ouras die eistgen Fluten zum jenseitigen Ufer zu schioim«nen, er make sosort aus hundert Gen-entlaufen desclsossen worden. Wie die Soldaten, so maß ten auch alle Zivilpersonen in den Häusern der Vorstadt naastigein Zur Schlafenszegt blies der Di visionstrompeier seit vielen, langen Wochen zum erstenmal wieder den Zapsenstrcias, nno die langegezogenen L«i«.iine erinnerten den jüngsten Und den ältesten Soldaten an die ziiiserne, an den Frieden, an längst entschwundene Tage. . Um Marttplag der Vorstadt stand ein große-, leeres Getreioeniagazim Jeyt schlief darin eine Kompagnie yonded - Instinterir. llnd taiiin ionr der leste Ton vertliingen, da rief einer aus der Eae den alten, lieben Soldatentiis, der in jedem ungiirisitsen Mannschastsziminer und an jedem Abend nach oein zapfenstreias zu yo ren ist: Egy nie-seit Eine ge schichte!« Dann begann irgend einer zu er zählen, so lange, vig er nieette, daß alle eingeschlafen waren. llno tani die Geschichte heitte nicht zu Ende, dann wurde sie eben morgen weiter erzählt. «Sag·,Kardo5,hi-.sl du den stem den Hugsithrek deine-sit, der neiiie dei unserer Feldliiche Menage holte-" fragte der Vonoed - Jnsanierist Ba lini Bei-la leise seinen Nachbar irn Stroh. Balint Besta war ein Zigeu tier. ,Ja««, antwortete Kardo5. »Was ist's mit dein?" »Nicht-. Er kommt inir nttr so bekannt vor. Schon die ganze Zeit tnttß ich daran denken. Bot-gestern, bei K» da hotte ek sein Essen vei ei nem Bataillon -on der Wiener Divi sion. Unt- heiite sah ich ihn dei uns«. »Der ist sicher bei irgend einem Stabe kommandiert, oder ein Ver sprengter oder so ein tintiger Schrei oer. Die sutterzi sta, alle so durch den Krieg, jeden Tass oei einer anderen Feldriiche!" brummte Nordos, schon Osald tin Schlafe. »Balint, erzahle doch etwa-F riet es seyt von allen Seiten, da man ihn sprechen hörte. Ader Baum wehrte sich- · . . »Ich bin schiusrlg; und dann muß ich auch noch iider etwas nactsdenlen!« Er rles die Auf-rede in den duntlen Raum, woraus alle tote aus Stam niando zu lachet ansingen. «Ruhig, Burschen Balint muß nachdenleni Er nill sicher bei den Rassen Professor ioerdenl« schrie ei ner. Denn der Zigeuner Baum Beis la sprach fließend viussisch. So ging es eine Weile son, bis er endlich nachgab. »Es ist gut. Also, ich erzähle schon!« Da wurde es gleich still; denn Ba lint hatte immer en« paar schöne Ge schichten aus der Walze. Balint Böla toar eben ein Musiker und kannte die ganze Well. »Da waren w«r also in Petersburg engagiert. Od, was ist das siir eine lustige Stadt! Und viel größer als Budapesti Und ein Palast ist da, der heißt Aauarium. Da ist alles darin, alles, ioas lustig ist. Wir spiel ten dort in der Bar, und da lam sait jede Nacht ein russischer Ossizier von der Garde mit seiner Dame. Jrnmer saßen sie allein in einer Ex traloge. Viele Leute haben mich holen lassen, baden mir die Geige aus der hand genommen, um selbst zu spielen. Aber dieser Garde - Ossizier, der konnte auch spielen. ..« «Az, ebadta, jetzt hab' ich·e!« schrie Balint plöyl u.itten in der Ge swichte aus. abei wars er aus ern Stroh herunt, gerade au den Karl-at das dieser laut ausschr e. Und don diesem Moment an war der Zigeuner stumm. Kein Wort mehr erzählte er. Die Kameraden. schimpsten, weil sie glaubten, Baliat habe sie nur neugierig machen wollen. Andere las-ten, denn sie hielten die Sache silr einen Zigeunern-if- Gleich daraus lam der nspeltions oldat mit der Laterne. ge oi Ruhe, und nach und nach s liese1 alle ein. Nur der Zigeuner s lies nicht. Er rlidelte noch lange, lange. Dann war er den Mantel fort und kleidete sich an. Der « · ins-. »F nipektionssoldat mußte ihn auf der telle zum hauptnmnn führen. hauptmann Inder hörte sich die Sache an, dann auch die Jdee, die Batint hatte. ·Jesr in der Nacht ist nichts zu mache-n· DON'T sagte der Hauptmann. »Ist die Stadt sann er nicht, also morgen!« Baiint Böla ging schlafen. F Am nächsten Morgen marschiertekk von jeder Kompagnie vierzig Mann über die Brücke, um die Quartiere und die Kaserne in der Stadt drüben zu reinigen. Das war eine schwere Arbeit, russische Spuren zu vertilgen, und erst am Nachmittag rückten die Baraillone nach. Kein Soldat aber durfte sich auf der Straße zeigen, alte «n1ußten in den Quattteren tuede Aus diesem Grunde erfuhr auch nie mand von Balints Geheimnis und der Jder, die er nat Hauptmann Fo dor besprochen. Man fah ihm gar nichts an, dem Batint. Ader die zwei Stunden ais zum Abend war er furchtbar aufgeregt. Dann ging et hinunter in die Kantine. Dort setzte er sich in eine Erte, taute an ei nem Stint Speck und mutterte jeden der-vielen Soldaten. drängte sich zwischen den holzbänlen duras und sragte einige yonvedy oh der Zigeuner Balint Beia lsier sei. Jn der pano hieii er eine Geige. Man wies iha in die Ecke-, wo Balint san. Dein reichte er die Geige iind sagie blos: »Er-am Herrn Hauptmannk »So spiet' ooch, iriaiinila rieseii die Kameraden. lind se mehr ell sias in dem Raniinenrauine herumspraas, ein Zigeuner have eine Geige hier, desto siarter wurden die Muse. um der Musik näher zu sein, tamen aus dem Yteudeiiraume auits ein paar Os siziere und setzten fias neden die Sol daten. Denn wenn auas genug Zi geuner in den uagarisasen titegimens iern waren, in diesem Kriege tsaiten wenige eine Geige vernommen. Baliiit liesz siaz bitten, dis sie ihn einsaas mit Gewalt aus seiner Eae zirrien. Jessi spielte er. Viele Lie der, ineisi deutsche, weit ja auas ps siziere der verdunketen Deutschen tsier Isaszem lind die sangen mit, edenso "ivie die einsachen Ooioaiem die viel leicht« gar tein Deutsch verstanden. »sehr ein Bigeuiierlied, g Balint!«' ! ries ein Hoiioedofsizier. Bala verneigte nas, dann stimmte er lange und grundtirrs die Geige. Es war sicherlich eiii sasieasieg Instru ment, denn Balint yov die Achseln, als wollte er sich sason vorher rni - schuldigen, salls die Dache schies geisen soute. Dann setzte ei den Bogen an. » ein Tritten ein Laus, eingeleitet durch ein paar kurze Vor-schlage, ganz weias und susz idie Vogelgeztviisclser. »Ah, das ist da- Lied «Repilli see-die —- ifliege. Schimin ertlars Yck OVW Its KCUUIICIIWIULH i ! l E s i . s ien die Ungarn den Deutschen. ers-H ioar mäusasenstill, alle diiaien horx asend durch die .Itauasschtoaden gegen « die niedrige Bette. Erst gespannt und ausmertsarn, dann immer unru lsiger und unzusriedener sahen sie zu dem Zigeuner diniider. Es war niast da- Richtigr. So herrlich er begonnen, so unrein und zogernd spielte er seyn Er war noas nicht bis zur hälsie des Liedes ge tommen, da liess itsn sogar das Ge dächtnis im Stich. Verlegen liesz er i i i die Geige finlrii; man iiiy ee ihm an, er schämte fich. Denn daß ein Jigeuiiex steilen bleibt in einein Hi geunerliidi Das war io unerhortJ ivie nur irgend enan Einige drang ien fich vor, fangennno pfiffen hei fend di: Melodie, aber Balinr weyrte ab. Es ging nicht. Da tmn auch fchon Rettung für die Ehre der Hondeds Ein llntervffizier trat vor, nahm dem Zigeuner die Geige aus der Viiiid und vegann das Lied von neuem. Die drückende Stiue wich. Der arme Balint iriit hinter den Konkurrenten. Bleich und zit ternd ftand er da, biß fich die Lippen wund und hör-e zu. Mußte horen, wie ihn, den Zigeuner, einer beschäm ie, der nicht einmal einem ungariicheii Regimente angehörte, ein Schwebt Und spielen lonnte er auch lehr gut sogar. »Ragi)on io —- fehr gut!" jagten die Offiziere und dtiateii mehr lau eind als laufchend auf den Geiger, der feine Augen denn Spiel geichloifeii hielt. Jn der Tür erschien jetzt der Divisioniir. hauptmann Iodor trnt vor, wechselte einen Blick mit illa lint Bdla, dann hob er den Arm. Der geigende anfiihret öffnete die Augen und blickte in die Mündung eines Ulr meerevoloers. «hände hochl« fchrie Hauptmann Fodor. Die Geige glitt zu Bodeiix Gleichzeitig ergriff Balint den Zug führer ain Rocklragen und fchleppte ihn hinaus. « Nach dein Zapfenftreich erzählte Ba lint Böla den Kameraden die Ge fchichte auii dein Peterslnirger Illun rium zii Ende. Gefiern ivar ed ils plöhlich eingefallen; jener fremde anfiiiirer bei der Fahrliiche war der . russifche Gardeoffizier. ein Spion mit "ten unter den Oefterreichern. Jn Pe ;terslni zatte er fein Lieblin eitel-, »F» lf fee-le« öfter auf Ba ’ltnts Geige feiner Dame mitgespielt und ihm jedesmal zwanzig Rahel ge fchenlt. Und mit feinem Lieblings »lted hatte Balini ihn gefangen, daruni hatte er fo fchlecht gespielt. Der Zigeuner Balint Böla be lani dreihundert Kronen und wurde - ziiin Korporal befördert