Sonntag-blau de Skaats — Art-Zeiger und J set-old. — G »Im Weh .oD wit-«gdeu22. ch Zilic nggabr. Rom-Ue um Karl Freiherrn v. Berlepsch W s Ein fchqkfek Wind pfiff iuxk vie! baumlose Ebene. Längsts war dies Sonne untergegangen, und doch lag ein sables Licht iiber allen Dingen ausgebreitet, so als leuchteten sie khodphoreezierend aus sich selbst he raus« Jrgendwo am Horizont eine elende Hütte —- sonst wußte man wohl nichtJ daß-hier lebende Wesen hausten. ! Endloih endlos gednte sich das öde Land. , « So mag eg schon 1812 ausgesehen haben, als Ytapoleon seine Heeressäu-» sen gen Moskau trieb —- eö tann sich! hier nichts geändert haben seitdem. s Das Bataillon marschierte den gan-; zen Tag. ’ Kosaren sollten in den Ortschaften westlich des Flusses gesehen sein, so sagten siidische handier aus« die vor den reitenden Räubern mehr Respelt harten als die deutschen Soldaten. »Wenn eo doch einmal zii einem siosatenangriss täme'«, sagte der tleine Leutnaiit, der den Maschineiigeioehr zug sit-irre Die Kerle marschierten iiiiisctsiiienmäßig, die tiiipse etwas ges sentt, den Blut starr aus den Zorni sier des Vorderinannes gesenkt, so, wie sie tun, wenn sie mudeii werden, müde zum Umfalleii. Und das eSchlimmste war: die Fkidtuchen war-a nicht mitgetomnien die stateii irgendwo ties im Sande. Zwei Pferde ieifieten es nicht mehr. Die Kuchen mußten sich unterei nander mit Vorspann aushelsen Jins mer blieb eine oaiie Bespaiinung lie gen, derwciien die andere mit Vieren ein Siüct vorwarts geschleppt wurde. Das ging nicht zsielsr so weiter aus diesen wegeiii Pserde niuszten ges schafft ireraen, ioie und wo: ganz gleich! Nur der starre-a mit der französi schen Ausschrist —- er stammt aus Lille —- troch hinter dein Bataillon eiiilser, hochbeladxn mit dein Gepäet derer, die der Arzt als schoniingsbes durstig bezeichnet hatte. Mochieii sie alle miide sein« einer ioar immer oben.ius, war nicht totzii kriegen: der Führe. der vierten Rom Pagnie, ein Leutnani, ein sischer, blon der. sideler Junge, einer von denen, di. das deutsche Heer braucht ioie das liebe Brot. Immer hatte er noch einen Scherz, iiber den die Leute lachten, an dem s«e sich ausrichteteii, immer war seine Kompagnie die exsie, die untergebracht war,»wenn es ins Quartier ging. Ihm und seinen Leuten fehlte nie et was« wenn die andern klagten. Dac- iniißte nun auch die ganze Kompagnie: Er sorgt siir uns! Er nannte seine Leute nur mit )I.’-ornainen, die er sich ersand. »Sieh mal, August«, sagte er zu einein Tiefgebeugten, »wenn dich deine Braut jetzt so sähe, wie du dahin-« schleichst —- ein höuschen —- ein hiiuschen Elend —, die schielte dir tei nen einzigen siiisi ii.ebr, das sannste glauben.« · lind dann reckte sich der Herr Leut-s iiani aus seinem dicken Beutegaul unds zeigte dem August Genannieii, wie er» sen Haupt als Bräutigam zu tragen dabe. Und alle grinstecn l »Weißte was, du Sttibstrompeteri Hi mit der Mnndhnrmonita — ja,! dir meine ich, Gustav! — spiel« uns mal einen hin, damit wir besser mars schieren tönnenl« Und gehorlnnt qriss Gustav in die Tasche, holte sein Instrument hervor nnd begann zn bluten ,,Wenn wir marschieren Juni Hnuichen Tor, ju Tor hinaus, Schwurztzrnunes Mädel Du bleibst zu Wanst« Hei, do ging duc- Marfchieren ans einmal wieder! Und warum nannte der Führer der vierten Kompagnie immer feine Leute bei selbstgewählten Vornanteni Er hieß selber Duns, Leut-tout Hans Wenn nun einer zu sagen wagte: »Ich heiße nicht August, herr Leut nnnt,·« dann hatte er prompt die Ant - work »Mensch, du flehst lo aug, du tonnst gar nicht anders heißen toie August! Wenn du nicht August heißt, grill ich nicht mehr länger hans hei en.« Und dabei blieb’«i. Das Fiedeln der Mundharmonita toar fast in der gar-Pest Kompagnie zu hören, denn die he der Marschtes renden stopfte-I fat lautlos durch den hohen Sand von Polen. Selbst zu den-, der hinten auf dem D en des Liller Mitbertronsportgei ichs te laß und letne l nonlenden Kreisen arm-leb- Ianlis ein paar M MI, 1. —- u170 « . l , zerzoustr Klänge angeflogen, und erI summte leise vie Weist mit: »Jo, in Frankreich, Da floß der rote Wein, Der mochte so feuenot Wie mein Blut wohl sein. Mein Schätzleim ob jemals Jch wiederkeht’, Das weiß nur der Herrgott Und sonst niemand meht.« »Mit dem Wein hat’s nun auch ein End’,« seufzte der Fahter in sich hinein. Er war am Bein verwundet gewe sen und saß seitdem als Nosselenier aus dem Karten. Neben dem Wagen her schritt einer, der tat als wollte er schieben helfen. Er hatte die band an die Stange gelegt, die die Radachse mit dem Kut scherboel verbindet Jn Wirklichkeit ließ er sich mitziehen, denn es geht viel leichter, wann man die Hand an einen saht-enden Wagen legt. Der das tat, war ein ganz Schlauer, war Biiriner, der Bursche des Leutnants hans »Weißt du, Bürtner,« sagte der Fahrer om Bock zu deni tief unter ihm S reitenden, »weißt du, es war ja ganz schön, daß wir aus der Fahrt durch Deutschland so gut vers-siegt wurden und daß die Leute alle Hur ra riefen in den Dörsern und Städ ten —- aber so an der Heimat vorbei fahren, dichte vorbei und niemand sehen dürfen von denen, die wir lieb haben, das ist doch hart!« — Es gab eine Pause. während der Karten in allen Fugen ächzte, denn er war durch ein großes Loch geschwantn »Jiih,'« machte Eckerhos, der Jahren und Büriner spuckte in die Hände, steminte sie beide in die Achsen des Vorderrades und half den todmüden Gäuletn den Karten iiber die unebene Stelle hinwegzudrinam »Ja, hart mass scl)ou,« sagte Bürtner. »Freilich, mein Leutnant hat's doch sertig gebracht, seine Braut zu sehen — der tann alles, was er will, na ja, und wenn er mich nicht hätte, wäre ihm doch nicht gegliickt.« »Wie habt ihre- denn gemacht?" fragte der vom Bock. ,Darf ich nicht sagen!'« »Mir schon.« »Wenn du mich Initsahren läßt« »Dort ich nicht tun.« »Dann darf istso dir auch nicht sa gen-( »wa, oa W ausr- « .,Dn weisit doch. wie wir aus Lille absnhren, wußte tein Mensch, wohin es ging. Die Herren ans den Bahn hösen zuckten die Achseln. Auch die wollten nichts wissen, gar nichts-. Also, entweder geht eg jetzt nach ver Champagne, oder es geht in die Argonnen, oder es geht nach Verdun, oder vielmehr nach Lvthringen ———" es tann auch nach Vtusziand gehn. »Diese dumme Geheimnislriimerei ist das schlimmste in diesem Kriege,«' sagte mein LeutnanL »Wenn es näm lich jetzt nach Rnßland geht, durch Deutschland dann muß ich meine Braut sehen. Theodor, mert’ dir das, ich muß — sie — sehen!« Zu Beschl, here Leutnant, sage ich. Jn St. Amand meint so ein Alles iviiser von Bahnsrihem »Die letzten Transporte sind alle nach Bonziers zu gegangen-« «Also Argonnen," sagt mein Leut nant und wird traurig, was er sonst nie ist. Jn Charville lommt er wieder zu mir und ist Ianz vergnügt. »Jetzt tann es gar nicht mehr nach Vonziers gehen, wir sind aus deni Gleis nach Sedan zu, jetzt geht’s an der Maas entlang.« Es wird dunkel, wir können nichts mehr sehen. Ich srage hin und wieder einen Bahnardeiter. Er weiß nichts, natürlich! »Büriner,« sagt mein Leutnant, Jetzt tommen wir gleich nach Lon guion, da gehen die Bahnen auseinan der. Die eine ist eine eingleisige und siihrt nach Mel-, die andere ist eine zweigleisige, die geht nach Luxemburg und die nächste Station heißt Lang wy. Wenn e nach Luxemburg geht, dann tveck mich, denn dann fahren wir durch Deutschland nach Russland und dann muß ich es wissen. Wenn ed aber nach Meh geht, dann laß mich schlafen, verstehste’i« Also ich steh' am Fenster und guck mir die Augen aus. Es lommt eine Station. Sie. Mann, ist das hier Langi jong? srag’ ich so einen Dussel an der Weiche. »Das tann ich Se nun nich genau sagen, ader ich gloobe, so heest das Kass.« Na also, nun 'ne eingleisige oder 'ne yweigletsige Bahni Nischt zu se hen! Viel zu dunkel! Also do werten wir schon, bis die nächste Station tonnntt Das Tal wird ganz eng. Es geht durch einen Tunnel in paar ganz zerschossene Besser nnd dann eine Stadt, wo auch Stein aus dein andern h sein »Hei-ti. VII Ist ja wohl ilhelm Kronprinz getonnt, hier, die Geschich te, denke ich. Eis hellerleuchtetesSchild: L-o-n-g W-V. hat ihn schon! Nun frage ich noch mal einen Mann: »Sie wohin geht denn hier die Reise? »Grüßen Se schön Hindenbnrg!" sagt er. Jch ehe zu meinem Leutnant und necke i n: Herr Leutnant, es geht nach Rußland! «Also, darum ist mir auch schon so talt,« sagt er, springt auf, umarmt mich und dreht mich dreimal im Ab teil herum. »Nun wird's gemacht, TheodotL Du mußt bedenken, es lann das letz temal gewesen sein, daß ich sie seh! Kompogniesübreri No ja. Die Kom pagniefiihrer, wo heil nnch Hause ge langen nm Ende des Krieges. die tommen ins Panoptitum nach Berlin, hab« ich geholt. Nun sag nischt mehr, ich weiß schon» Morgens, als wir durch Trier sali ren, fragt mein Leutnant den Bahn hosstommnndantem ob er nach Haus ielegrapbieren kunn. ,,Telegraphieren können Sie schon, aber ob dns Telegrumm nntommt ist ’ne Odere Frage.« »Also, hier wird man schlechter be handelt als in Frankreich, ich geb wieder zurück!« »Bitte, einsteigen, es geht gleich wei ter!« »eiigen Sie mir bloß noch, ob es iiber Hannover oder über Halle geht!« »Es tut mir furchtbar leidz...!« Da ging der Zug ab, und wir sa ßen mit unseren Kenntnissen im Ab teil zweiter Klasse, mein Leutnnnt und ich. Ee sagte: »Ich trcege es doch noch! Erst müssen wir jetzt wissen, ob wir durch Halle kommen und wann unge sähe." Mein Leutnant sitzt und schmiedet einen Plan. Aus dee nächsten großen Station, wo gegessen wurde, geht es zur Li nientommandantur. »Ich möchte mich beschweren!« »Bittet« «Atso wir haben diese Nacht furcht bar gefroren! Das ist ja schlimmer als im Schützengrabent Kann man denn diese Züge gar nicht heizenZ Jch bringe meine Kompagnie ttant nach Russland wenn das so weiter geht. Die armen steile müssen sich ja er lälten — ja, aus den Tod ertiilten!«’ »Gewiß, Herr Leutnant, wir möch ten ja gern, aber Sie müssen beden ten — diese Güterzugglotomotivem die die Militärttansporte ziehen, ha ben teine Heizooerichtung. Und dann ist der Zug falsch rangiert — da ste cken belgische Wagen mitten dazwi schen, die man nicht heizen kann, und Gütertoagen. Das Rangieren hält zu lange auf, wir müssen....« »Kann ich vielleicht den Herrn Li nientonimandanten persönlich spre chen?« fragte mein Leutnant —- er »Also, der Herr Linientomman dant kann Jhnen doch auch nicht... na lommen Sie mal mit... wo ist denn gleich der... ja so!« — Nun liest er in einer langen Liste, und mein Leutnant schaut zu — er hat vertviinscht gute Augen: Frank suet—-s.hanan —- Bebra — Gesun Haltet »Ja, vor Haue geyr e uoer wenn und das ist mitten in der Nacht — tvenn Sie von da ab geheizt haben wollen?« »Es-Mitten in der Nacht —- ja, wann dennt Wir müssen uns doch etwas einrichten, wenn wir da alle aussteigen sollen.« »Ja, ein Uhr kanns wohl werden — — Alle Wetter! dac- darf ich Ih nen eigentlich gar nicht sagen, Herr Leutn...« Der war schon r’aus. »Menschl« schrie er mich an, »ein Strick Papier herl« Diensttelegramm. Leutnant Jahn, Halle, Bezirks tommando. Brauche dringend sehr warme Lie besgabr. Ein Uhr nachts Bahnljos halle abgeben. Hans, Leutnant und Kompagniesiihrer. »Ok) er das wohl merkt, der gute Jahnlt —- So, nun aber ganz rasch zur Bahnpost!« bJawohll Psiiiit, da geht der Zug a . Wir können gerade noch aus«-rin g.n. Der Leutnant und ich sind auf diese Weise um die ganze Bei-pfle ung herumgetommen. Na, wenn nur as herz warm isit Also in Riidejheim will ich wieder kaut und das Telegramrn besorgen «Bitte, nicht aussteigen! Es geht gleich weiter!« Mein Leutnant winkt einen dicken, gerntttlichen Portier heran. st die Post in der MilIeW ,, wohlt« »Formen Sie das Telegramm so-« sort besorgen?« i WJawohl Herr Leuinant.« »Es ist sehr dringend, tann ich mich aus Sie verlassen?« »Ganz bestimmt, Herr Leutnani, tvird sofort gemachi.« Mein Leutnant zog den Portmo nee und gab dem Mann drei Mari Der schmunzelie und grüßte siramm. Dann mußte ich ne Flasche Seit holen, die toir in Koblenz getauft hat ten und die andern Herren daraus einluden. Wie der Bataillonstommam denr merkte, daß wir Seit hatten, innrde er ganz neidisch und schnauzte seinen Adjutanien an, warum sie sos etwas nie hätten. · Ader als es dann wieder dunkel urde und das Hurrarnsen und Tii » erschwenien aufhörte, wurde meins Leatnant wieder unruhig: »Od mich! der Jahn auch lvoht verstanden hat««.’- " fragte er mich ein liders andermal ; I Wenn der Herr so schlau ist loie der Herr Lentnant —- sch on! sag ich »Weißt du, Thedbot, dumm ist er’ ja nicht, aber —- viellcicht läuft er jetzt in der ganzen Stadt bernm bei allen möglichen Kommerzienräten nnd sammelt Geld für Wintersachen. tanst r . sur die gaan Kompagnie, die rüh rende Seele, —- oder er ist vielleicht gar nicht da, nnd mein Lelegranim erreicht ihn nicht..·« Also ich hatte meine liebe Not mit meinem Lentnant. « Aber an seine Kompagnie hat er dabei doch immer gedacht. Sowie der Zug hielt, ging er die Wagen ab, sah in jede Tür hinein und machte Witze Von zwols Uhr ab snh er immer zn aus dem Fenster heraus-. ; »Theodor,« fragte er, »daß du ’ne Braut?« Noch reine richtige, sage im. »Weißt du, wag das heißt, wenn s-i ein kleines Herz flattert wie ein Vogel und einein sein'-J tr-iiiipelt wie ein Psetdehiis?" Jiiwvhl, sage ich. »Ich meine, ich müßte es nun ganz genau wissen, ob sie da ist oder nicht —- Gedanteniibertragiing. Ader davon herstehst du nichts...« is Und nun kommt Haltet Mensch, ich zittre mit meinem Leutnant, als wenn es meine Braut wäre, es wird mir heisz und kalt, wie ich init ihm zum Fenster raiighaiige nnd die ersten Lich ter erscheinen. Der Zug fährt gaiiz langsatii iii den Bahnhof. Da schreit mein Leutiiant schon: »Na schlag einer laiig hin, da steht, wahrhaftig der Jahn mit Liebes-ga: ben, und meine Braut ahnt nischt . Mir wurde es wieder kalt. Aus dem fahrendeii Zuge springt er heraus und stürzt auf einen blas sen, iibernächtigten Ossizier, der da steht als wäre ihm alles egal, mein Leutnant, seine Braut und überhaupt die ganze Welt. Neben ihni steht anscheinend ein Oasen Sachen, mit einer großen Decke zugedeckt Also mein Leutiiant briillt ihn ari: »Wi) hast du sie?« »Junge, sag’ erst mal guten Tag, die Liebesgabeii sind doch wirklich nicht so tvichtig!" meint der andere. Nun wird’s mir aber doch zu toll Jch lause aus die zugedeckten Sachen los und reiße die Decke runter. Mensch« was meinste, springt mir da an den Hals? Ein Mädel, na. so was haste noch nicht gesehn! Na, und das Gesicht, wie sie iiiertt,« weni sie an den Hals gesprungen ist! ·Dci ist auch schon mein Leutnant zwischen uns getreten: »Theodor,« sagt er, »wenn du iiiir jetzt etwa meine Braut abspenstig machen willst, das wäre doch gelacht!« Und indem nimmt er die Decke, deckt sie wieder iiber das Mädel nnd will es gerade sortsuhren, damit es niemand sieht, da kommt die Olle aus dem Bahnhos heranggestiirzt, und es gibt ein geriihrteg Wiederseheni »Theodor« slusterte mir mein Leut nant zu. »Theodur«, tu mir den ein zigen Gefallen und unterhalte meine Schwiegermutter ein ivenig.« Dann ist er mit seiner Liebesgabe sori, und ich stehe mit der meinigen aus dem Bahnsteig Glücklicherweise war ja nun der Lentnant Jahn noch da, der kam dann lachenssd heran, und wir drei unterhielten uns über den Krieg. Dann sagte ich: Die Herr-— schasten verzeihen gütigst, aber mein Magen tnurrt sehr, von wegen ich in jeder Staiion, wo Das zu essen gab, nach dem Fräulein Braut laufen mußte, und ich glaube, hier gibt es was für die Mannschasten. Na und da bin ich den Herrschaften sortgelausen und hab' gesuttert — so viel glaube ich, hab’ ich noch nie in meinem Leben gegessen, denn ich wollte doch auch was haben! Und siir meinen Leutnant habe ich mir auch die ganzen Taschen vollgesteckt, denn von der Lie be allein kann der Mensch nicht leben. Als der Zug gerade abfuhren woll t.«; ist er noch hereingesprungen Eine Stunde hat das Vergnügen gedauert, und die Kompagnie hat während der Zeit keinen ührer gehabt, den das ist . einzige tnnge gewesen, wo mein Herr Leutnant sich nicht um feine Kompagnie getiimmert hat. Aber es hat mich doch gefreut...! ,,Tbeodor, Theodorl Mensch- wo stertst dü eigentlich? Komm her nnd halt mein Roß! Schan’ her, dieser Palast wird mich diese Nacht beher bergen! Denk mir die Tafel, bereite mir mein Lager und halte ihm Sor gen nnd Läu e fern, denn ich denke einen langen chlaf zu tun!« Biirtner sprang vom Bock, nahm den Gaul und schaute it unfäglich ver ächtliche-I Blicken den Haufen Ballen und Stroh an, den sein Herr soeben Palast genannt hattet Kein Fenster heil, die Tür fehlte gänzlich. Der Wind pfiff durch die öde Stätte. Und dieser Anblick fiir einen, der eben noch in die Fleischtöpfe Don Hal le gedacht butte. Während fein Leutnant di. Kom pagnit unterbrachte nnd jedes einzel nen Lager bestimmte schaffte der Bursche ans nichts- hcraus einen men fchenwiirdigen Vinfentlmltszsort Endlich kam Lentnnnt Hang. Er pfiff ein Liedlein vor sich hin. »He-Ho, ein Festsna wird morgen! Wir greifen an! Der Feind steht dicht vor un« Kosaten sind auch anhei, die sollen unr- lennen lernen! llno dann noch eine Frettdeitinichricln, Theodor ---- die Feldliichen find da!« —.—— Friedrich-Wilhelm Etifzis von Anna tletcrtre Friiher waren sie vFreunde gewe sen. Ihre Freundschaft war bekannt in der ganzen Stadt Sie war dass Vorbild fur die Schüler und Se cninariften tsie stainime noch ani« ih rer Schutzeit), ne wurde von Miit teru und Ehefrauen den jeweils männlichen Angehdrigen vorgehalten, die die Freundschaft-n mit dem Monde wechselten. Sie gehbrte einfach zuni Stadt bilde, wie daI Kriegerdentmxxl zu den Bahnhofisantagen und der gol dene Bär zu der thothetentiir· Daß der Rat Liebig und der Rat Schiller pnntt halb ein Uhr aus der Weinstube von Bötetinann traten. zujannnen die Oberjtrafze hinauf gingen, am Lchwanenteietx vor der Wettersäule voneinander Abschied nahmen, stand so feil wie der Rat hauöturiw Sie waren beide Stadträte, beide wohlhabend, beide von jener joviaten Munterteit, die eine gesicherte Exi stenz hervorzubringen pflegt Sie hatten jeder eine hübsche-, tiichtige Hausfrau, jeder einen Sohn. Natürlich waren die Frauen Freundinnen und die Jungen Freun de. Es war beinahe Ehrensache, die bestgepftegte Freundschaft der Stadt zu besitzen. Der Sohn vorn Rat Liebig hieß Friedrich« er war im Juni geboren. Als bei Schiller-I einer im Juli ein traf, wurde er Wilhelm genannt Friedrich —- Wilhe!m. —- Ees war von jenem Sommer an eine einzige Person. —- — Nie wäre ein Ris; in die Freund schaft gekommen, nie ioare jener Riß zum Bruch geworden, wenn nicht der Buchbinder Giebel gewesen wäre. Bei Giebel fand Liebia eines Ta: ges ein stischgebundeneg Buch sijr Schiller und nahm es für den Freund niit in die Bbleltnannsche Weinstube. Aber da nocti etwas Zeit übrig war n. eine köstliche Maisonne blintte und lachte, setzte er sich ans eine Banl nnd beanan in dein Buche zu lesen. Es war ein naturivisienschastlichexs Wert mit einer sehr sreigeistigen Vorrede. Liebig war zuerst erstaunt, dann empört. Sein Freund Schiller ein FreigeistI Das Weltbild begann zu schwanken. Zwanzig Jahre tannte er den Freund; nie, nie hatte er eine Spur von Freidenkertuni in ilnn bemerkt. Und nun dieses Buch· — Nun ja, es lag in der Zeit. Man las jetzt solche Bächen man distri tierte, lobte, verwatf sie. Aber dasz Schiller ihm nichts davon gesagt hatte, daß er einen Gedankenkreis hatte, der ihm, seinem Freunde, ver borgen blieb, das war es. Er steckte das Buch ein und ging in die Weinstube· Schiller war schon da. Er gab ihm das Buch nnd beobachtete das Gesicht des Freundes. Es schien, als forschte der tn seinen Zügen. l »Es ist etwas Wissenschastliches,« lsagte et rasch und steckte es unbeseben in die Rocktoschr. - s Liebig wartete, daß der Freund von dem Buche sprach. Aber der tat es nicht. — Endlich fragte Lie big eines Tages im Juni: »Was war das eigentlich neulich für ein Buch, das ich dir mitbrachte?« »Ach — nichts Besonderes. Et was MedizinifchesX . »So —- hm« —- — Das war der Riß Es folgte der Bruch bei einer endlichen Aus einanderfetzung. »Ich vertrage keine Freundschaft ohne Aufrichtigkeit,« hatte Liebig heftig gesagt. Dann hatte Liebig einen Unfall. Er war auf einer Obftfchale ausge glitten und lag einige Wochen mit gebrochenern Fuß. Als er zum er sten Male wieder zu Bölelmann lam, hörte er, daß Schiller jeizt in den Kronprinzen ginge Die Jungen kamen heimlich zu fammen Sie begriffen die Väter nicht. Sie waren zu jung, zu cla stifch. Sie zantten sich gern und vertrugen sich noch lieber. Sie teil ten Tafchengeld, Schwärmereien, Strafen und Auszeichnungen mit einander-, wie ehedem. Die Frauen gingen mit leichtem Rot auf den Wangen schnell anein ander vorbei. Wenn Liebigt jetzt in den Stadt wald ging, wußte jeder in der Stadt, daß ,Schiller an diesem Tage zum Flusse hinaus-spazierte Ging Liebig zum Flusse, so war Schiller sicher im Walde zu treffen. Es war, als hhnten ihre oerseindeten Seelen, wo der einstige Freund zu suchen sei, und gingen in die ent gegengesetzte Richtung Wochenlang war der Bruch der berühmten Familiensreundschast Ge sprächsstoss der Stadt. Die Unver träglichen triumphierten, die Fried sertigen bedauerten —- Dann kam Einquartietung, und es gab unend lich viel Wichtigeres durchzuhecheln. llnd wieder nach Jahr und Tag, als beide Räie zn den erstarrten Li nien jovialer Heiterkeit längst die Li nie der Enttäuschung aufgenommen hatten, —- tam der Krieg. Friedrich-Wilhelm saß in Prima. Beide jung, brausend, blond und schön. Beide begeistert, hinausstiir wend. — Und wie sicli beide draußen hiel ten. Wie ost war Frau Rat Schiller auf dem Sprunge zu Liebigs. — »Dent’ doch, mein Wilhelm ——-« und kehrte auf der Treppe um und stand Lange bot dem Arbeitszitnmer ihres Maan — ohne hineinzugehen Wie ost hielt Frau that Liebig ihren Schritt in der Nähe des Schil lcrschen Hauses an nnd dachte, »ich muß es ihr doch sagen, daß Fried rich —- ——« und trat zur nahen Wet tersäule, tat, als ob sie das Baro meter prüste nnd konnte die Tränen nicht zurückhalten , Die beiden Rate gingen mit stei fen Nacken. der eine in den Wald, der andere zum Fluß, der eine zu Bötelmnnn, der andere in den Kron prinzen Friedrich-Wilhelm kam aus Ur laub, beide mit dem Eisernen Kreuz, beide im Stadtblatt erwähnt. Sie stürmten auf die Väter ein. ,,Vertragt Euch doch, jetzt im Kriege. Es war doch eine BagatellZ« »Bagatelle"? — Dac- versteht Ihr nicht« Die Väter, blieben hart. Wer sollte auch anfangen? Die Jungen gingen Vlrin in Arm um den Miirttpliry. Die Väter sagten: »Wir haben euch gesehen Jhr tut uns nnrecht.« Die Söhne schüttelten die Köpfe Alg sie abfuhren, ivintten sie ans dein Wagensenster. Es war ein ein ziges weißes Tuch, da-« noch lanae flatterte· Liebig und Schiller gin gen anis verschiedenen Ulnsaänaen vom Bahnsteig. »Wir werden sie schon noch trie aen,« sagte Friedrich »Wir niiissen,« sagte Wilhelm. -—— Und die Zeit ging, die Wochen hänsten sich. Die Menschen wur den ernster nnd stiller-. Eines Tages kam der Rat Schil ler von der Post aus in die Bahn hofssirasze, nnd der Rat Liebia kam vom Markte her Vor der Druckerei des ctadtblat teg trafen sie sich Sie stiegen die breite Treppe em por. — Vor der Tür sahen sie sich anf Sie hatten beide alte, zerstijrte Ge sichter, —- saben sich lange an. Dann streckte Schiller die Hund aus, er wars sie dem niederen bei nahe in die ausgestreckte Rechte. »Mein Wilhelm ist gesallen —- — ich wollte gerade in die Zeitung-« Liebig ließ die Hand nicht los. — ,,Friedrich ist gefallen, —- — ich wollte auch — gerade ———.« Und Seite an Seite traten sie durch die Tür.