Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 22, 1917, Image 1

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Nebraska
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Y Nodks Sitte Axt ——-----.-—-—.«—sp-— « f-—l v - , » «
mol soe, » Ast . v , k D d «- 2 s hk Uns- m Nummer 30
Jahrgang 87. · M Grund Island, Nebkas a. onna-stag, en L . « e um« .«. —
)
I
Vom Kriegsschauplatz
Vettchätftcr U Boottricg erfüllt vollig
den beabsichtigten Zweck.
Neun Zehntel der Ver-. Stnnten für Frieden-. Was der
Präsident thun wird, sehr fraglich. Hefttge
Kämpfe in Nordftqukeeich.
Kanonen donnert is Sonne-Gebiet
seh-leis.
Aus Berlin: Die Englöndcr begin
nen ihre neue Offeniive im Somme
Gebiet wieder genau, wie sie diejenige
vom W Sommer begonnen Mit
einem riesigen Aufwand von Mitm
tion versuchen sie die deutschen Stel
lungen zu zerstören und ihr ganzes
Trachten scheint darauf gerichtet zu
fein, eine Anzahl von weiteren voll
ständig zusammengeschsssrnen Dör
iern nnd Weilern in ihren Besic zu
bringen« Sie haben ihre Kampfmes
thode nicht geändert, sondern fahren
fort-ungeheure Wangen von Geschos
sen zu verschwenden und ihre Mann
ichaften zwecklos hinzuopferm wie iic
es letzten Sommer nnd Herbst fünf
Monate lang erfolglos gethan haben.
England erlebt Gesichte-, wie sie
zuvor-. «
Aus Berlin: Ein holländischer Mi
litätiSachvetständiger schreibt: »Tie
britischen Jnlekn lind nicht mehr un
nahbar, unberührt und unt-erlebt
durchs-fah vie in früheren Jahr
hunderten Dies wird auch in Eng
lastdselbjltgnerlanntk wenn z- V
dek ,.Msnchener Sttaxdiap« last, daß
England iu- dielsm W, Ochs-est
läuft wie niemals zuvor in der gan
zen Gelände-. Bonn die Armee
Englands rechter Arm ift und feine
.Marine sein Herz und feine Lunge,
so ist es Deutschland jedenfalls gelun
gen, den Arm lehr gut festzuhalten
ivährend es die gefährlichen UsBoot·
Bazillen in Herz und Lunge impr
Der Oklentslkrpreßzug, der ehemals
von Paris nach Konstantinopel fuhr-,
verkehrt zwilchen Berlin und dem
Osten, und es ist mehr als wahr
scheinlich, daß dies auch nach dem
Friedensfchlnfle lo bleiben wlisd
" I f r"’’’«I
X
I
i
F .
Es der zweifellos den uneingeschränkten
) .
II
Dentfchland gewinnt Krieg, ehe Ame
rika eingreisen komi.
Ilus Bern: Deutschland glaubt ive
der oifiziell nach nnusiizieli. dass der
Eintritt der Ver. Staaten in den
neu-g den geringsten Einfluß aus def
ien endgültigen Ausgang haben wür
de. Feldniacschall von Hindenburg
glaubt im GegentlieiL dass init den:
Vorbereitungen die jetzt iin Gange!
sind. der Krieg von den Mittels-räch-!
ten gewonnen sein wird, elie Anieritas
einzugreifen vermöchte s-— wenn esl
überhaupt eingreift. Als Botschafters
literard Berlin verließ, waren ebeni
Order-s ergangen, wodurch alle UrÄ
lanbe fiir den Monat Februar riick i
gängig gemacht wurden. Das inagH
man vielleicht als Beweis dafiir ans?
sehen, daß Feldniarschall von Hindert-— ;
burg nur auf den geeigneten Augen-«
blies wartet, um eine letzte ungeheurel
Anstrengung zu machen, den Sieg ans
Deutschlands Fahnen zu besten. Dies
militärlschen Führer halten den Au-?
genblick des grossen deutschen Sie-ges
fiir gekonnnem Zwei der Hauptsat
toren, die diesen Glauben veranlas
sen und unterstützen, ist der Erfolg
UiBoot-Krieg begleiten wird, sowie
der Kohleninangel und infolgedessen
der Munitionsmangel in Frankreich
und den übrigen alliitten Ländern
Die Leiter des Gelchickes der Central
·inächte sind sogar fest davon über
zeugt, daß die legte große Anstren
gung gemacht und mit Erfolg gekrönt
werden wird, ehe ee den Ver. Staaten
überhaupt möglich sein würde, sich
auch nur zu rühren. Nichtsdestowe
niger aber und troidem die deutsche
Armee und Nat-tue absolut geritstet
und flir den legten sitlag bereit sind,
bemühen sich die deutschen Blätter
doch, den Frieden mit Amerika sit er
halten und W die Mralitst
mehr oder weniger Mit-, kein ame
rikanilchks Mss du W
Entröstnns über die Abfebrt von?
Schiffe-.
Aus Berlin: Die Meldung, daß
die amerikinischen Dampfer »Or
lean5« und »Rochester« nach der Blo
ckadezone abgefahren sind, hat hier
maßlose-J Erstaunen nnd große Ent
rüftuna erregt. Der «Localanzeiqer«
schreibt: »Der Plan, solche Fahrtent
zu unternehmen, bedeutet im Grunde
nichts weiter, als in verruchter Weise
Gott in Verfuchung zu führen. Und
eine andere Zeitung: Wir überlaser
solche Seniationen der Circusi Arena
den Amerikanern Für uns kommt(
nur die Frage in Betracht, ob dieI
Ver. Staaten einen Grund zum Krie
ge wünschen Die Abfahrt der ame
rikanischen Schiffe trägt den Charak-I
ter einer überlegten Herausforde
rung. sWenn diese Herausforderung
die Kriegszone erreicht, wird unsere
Antwort nicht ausbleiben aber die·
Verantwortung wird nicht uns tref I
feu, sondern Amerika und feinen
Präsidenten Die Amerilaner werden
dann vielleicht verstehen, da das.
was fie als bloßen Sport « chtkih
fiir uns eine Frage von Leben und
Tod ist« Ein Stockholmer Blatt bis-I
merkt: »Warum schicken die Amerika
ner, die das Recht beanspruchen, nach
hegend einem Hafen der Welt fahren
zu dürfen, ihre Schiffe nicht nach
Hamburg, Stettin oder Triest? Diese
Höfen stehen ihnen offen, nnd es ist
außer dem Proteite Englands sein«
Grund dafiir vorhanden, dafz fie die I
selben meiden« I
i
l
Deutschland folgte mit Blockade Eng
lands Beispiel.
Aus Berlin: Die ,,Norddeutsche«»
Allgem. Zeitung« schreibt: Ale die
englische Regierung bereite iin uierss
teu Monat des Krieges, also ain 4.E
November lklll, die ganze Nordsees
zur Kriege-Haue erklärte, und so hie-s
brauch von absolut neuen Prinzipieni
in der Weltgeschichte machte, warnte!
sie ausdrücklich alle neutralen Hatt-;
delsschiise Handelesahrzenge aller:
Art, Handels-schiffe aus allen Lan
dern, Fischdainpfer nnd alle anderen
Fahrzeuge davor, die gefährliche Zo
ne zu betreten, da diese durch die aus
gelegten englischen Minen und die
englischen Kriegsfahrzeuge der aller
schtversten Gefahr ausgesetzt sein
würden. Durch die deutsche Erklä
rung vorn l. Februar wird genau
dasselbe ausgedrückt, daß nämlich alle
Fahr-zeuge, die die blockirte Zone de
treten, dies auf ihre eigene Gefahr
hin tun, wie England dies mit genau
den gleichen Worten in einem Briese
von Seiten der englischen Gesandten
an die holländische Regierung gethan
hat. Diese beiden Erklärungen sind
gleichlautend, so weit die Warnung,
wie sie zuerst von England herausge
geben worden ist, dass neutrale Han
delskchifse durch die gegen den Feind
getroffenen Maßregeln ——— Kriegs«
schiffe nnd Mine —- gefiihrdet seien,
in Betracht kommt. Bei Englands
Warnung blieb man aus der Kriegs
zone bei-aus« ohne zu mucksen, aber
bei Deutschlands Warnung, aus der
Krieges-me zu bleiben, haben wir ia
in den lebten Woche-n das alte Dort
erfahren müssen: »Ja, Bauer. das ist
Mc ganz Underetk
Leifnms eines TOUOIFIOIT
Aus Berlin: Ein zu feiner Aus
qangsftation surückqekehrtes deut
fches Tauchboot berichtete, dafz es im
Verlan von 24 Stunden Handels
fchiffc von zufammen rund 50,000
Tonnen verfmkte7 ein anderes deut
fcs Tauchboot hatte in fünf Tagen
85,000 Tonnen versenkte Schiffe auf
zuweier
l
England wird dir Kehle zugeschnitt
Aus Berlin: Die Erwartung des «
deutschen Volkes. daß der nahe-s
schränkte Tauchliootlrieg den Friedens
rasch bringen wird, ist seit Beginn;
desselben iminer mächtiger gestärktj
worden. Trotzdem die bisherigeni
Resultate der Thätigkeit der U- Boote
nicht veröffentlicht worden sind, und
die englischen Berichte verschweigen
die Hälfte, steht fest, daß die Unter
sise-Husaren mit kolossaler Schnellig
keit und groseni Erfolg arbeiten. Diei
Zahl der in Grund geschrien Schinci
giebt jedoch allein keine richtige Jdee
Von der Wirksamkeit des Tauchboots
krieges. Am besten wird der Erfolg
der UsBootiBlockade durch die Thais .
sache bewiesen, daß heute kein einzi.
gcr Danipser niehr zwischen eineins
neiitralen europiiischenj Hasen und
England verkehrt. Die britischen
Inseln sind so vollständig vom Con
tinent abgeschnitten, wie niemals vor
her iii ihrer Geschichte Jn allen
Kreisen herrscht die Ueberseugung
daß der Tauchbootkrieg die Erwar
tungen, die von den Führern der
Flotte aiif ihn geseht worden sind,
mehr als erfüllen wird. Die Zahl
der amerikanischen Danipfer, die zwi
schen England und den Ver. Staatens
fahren, ist so gering und der Choral-«
ter der Schiffe so unwichtig, daß man
hier einen erheblichen Verlust von
aiiierikanischen Menschenleben für
ausgeschlossen hält. Es herrscht all
gemein der Eindruck. daß der Welt
krieg in seine letzte Phase getreten ist.
Die Alliirten bereiten an der West
front eine kolossale Offensive vor, die
heim Frühjahrsanfang oder schon
früher begonnen werden foll. Obs
diese letzte Kraftanstrengung der En s
tente wirklich unternommen wir-di
erscheint jedoch angesichts des Erfol-!
ges des Tanchbootkrieges ztveifelsi
haft. Es ist unter den jetzigen Unisi
standen sehr wahrscheinlich, daß dies
englisch französische Suder Offensivel
nnterhleibt und der Krieg rascher zii
Ende geht, als man noch vor kurzer
Zeit zii hassen wagte.
(
i
England von Hungersnoth bebt-Ists
G. E. Langew. der kürzlich vonl
England zurückkehrte schreibt: Alle:
öffentlichen Plätze nnd Parlo Groß-l
britainiiens werden in diesem Jahres
in Ackerland unmewandell. Jn Von-i
don werden, außer den öffentlichenF
Gärten und Paris außerdem l LWUH
Acker in Psnaland verwandelt Vier
Kurzem musiten Lilm Kisten Fisches
vernichtet werdet-, weil sie eine »Wer-F
zögern-m ans dein Transnort« erlit -
ten. Deutsche U Boote nnd Torpedws
boote drangen in den Kanal ein nnd
veranlaßten eine zeitweise Einstellnng ;
des Schisssverkelirs· Jeder Soldatt
erhält nnr eine Viertclllnze Satzes
Petroleum ist ans 60 Cents per Gal
lone gestieaen Zucker ist sehr rar.i
Margarine kostet 41 Cents das Psdf
Als Fleischersatz wird ,,Kastanien-i
Stein« empfohlen, Kastaniensnppci
geröstete Kastanien nnd Reis. Dies
fleischlosen Tage sind in England eins -
gekehrt Weichkohle kostet per Tonne-;
813.75. I
Deutschland ist auf Akt-s gefaßt
Aus Bern: Deutschland ist in deri
Lage, Tauchboote in anierilaniichez
Geivässer zu senden, nainenilich nach:
der Region des Panaiiialaiialg. Die«
Möglichkeit dasz Amerika in den
Krieg eingreisen würde, ist non der
deutschen Regierung nnd dein Großen
Generalstab genau erwogen worden,
— aber nichts desto weniger erwarteti
man, die Alliirten innerhalb sechs
Monaten aus Gnade und Ungnade in
Hand zu haben« gleichviel mag Ante
rika auch immer zu thun gedenkt Sie
Deutschland ist heute in militärischer
Hinsicht stärker, als zu irgend einer
Zeit während der Dauer des Krieges.
Wegen der Jsolirtlieit Auierilas
glaubt Deutschland nicht, daß ein
Eingreier Amerikas in den Krieg
von besonderer Wirkung sein wird.
Gunsruaisstllcke aus Als-nahm
Aus Berlin: Die Ausgabe neuer
Einpsennigstiicke, die aus Aluminiuni
hergestellt M, ist nunmehr erfolgt.
Russland und Frankreich wollten den
Kam-f aufgebra.
Aus Berlin: Die Vorgeschichte des
Bruches zwischen den Ver. Staaten
und Deutschland enthält viel, was
der Welt nicht bekannt geworden ist
und erst Jahre nach dein Kriege nie:
dergeschrieben werden wird. Erst
dann wird s möglich sein, die jüng
sten Ereignisse im schtigen Lichte zu
beut-theilen . Das auptelement die
ses noch ungeschei en Kapitels der
Jüngsten Weltgesch e bilden die An
schläge und Jntrigisn mit denen die
britische Regierung -Däne1nakk, Nor
wegem Griechenland, Spanien und
andere neutrale Länder in den Krieg
hineinzutreiben versucht Andere
wichtige und seusationelle Elemente
sind die zwar von der britischen Cen
sur verheimlichte. aber trotzdem stetig
wachsende Noth in England und der
kiirzliche Kriegsrathl der Alliirten in
Ironi. Es ist ein Hfsentliches Ge
heimnis, daß die Kknferenz in der
»ewigen Stadt« nur stattfand, weil
Nußland und Frankreich erklärt hat
ten, daß sie den Kchnps nicht länger
fortseten würden, ds noch ein paar
Monate Jtalienische Blätter melde
ten das ganz offen. Das Resultat
des Kriegsratbet war, daß es Eng
land gelang, seine Alliirten nochmals
zusammen zu halten und sie zu einer
letzten Kraftanstrengung zu ermuthis
gen. Wenn auch diese erfolglos blei
ben sollte, soll jedoch der Vertrag,
durch den sich die Alliirten verpflich
tet haben, keinen Senaratsrieden zu
schließen, nicht länger bindend sein.
Dies wissend, machte Deutschland
in großmüthiger Weise seine Fries
densvorschläge, die hriisk zurückge
miesen wurden. Angesichts dieser
Situation und der-El«tiindigung der
britischemRegiernMaß der inn- die
Centraliniichte neiegte Blockadering
noch enger gezogen werden solle, bes
schloß Deutschland, der surchtbarenJ
Krieastragödie durch einen geinalti E
gen, beruichtenden Schlag gegen Eng
land ein Ende zu machen. Dass deri
Beschluß, den unbeschränkten Tauch «
boottrieg aufzunemem bei den Ner
tralen aus Widerstand stoszen würde
nsurde nicht als unwahkscheinlich hei
tra.ht(«t, denn die deutsche Regierungk
inachte geltend. das-» derselbe nur eine;
weitere Ausdehnung des AnshungesY
rungsz Prinzip-J bildet, das England
ieit mehr als zinisi Jahren gegen«
Deutschland durcluuhrt Alle ande «
ren neutralen Etaaten blieben neu .
trat. und ecs nun eine schwere Enttiiu .
schung fiir die uui ihre Erisienz rin
gende Nation. das-. Präsident Wilinn
die diplomatische-« Beziehungen ah
brach Aber amh so wird der Kampf«
siegreich beendet nwden wenn er sich:
dadurch auch unrdisr in die Länge zie-«
hen mag, gerade die entgegengesetzte»
Wirkuqu dec- Tiiiiiiiliiiotkriisges, mel
che beabsichtigt ums .
Die Pest grqssirt.
Aus Berlin: Wie aus Kopeuhaaem
gemeldet wird, net-öffentlichen russiis
sche Zeitungen start zensirte Berichte
über den Ausbran einer Epidemie in
Rostons am Ton Trotz der nun dek;
Centur Uetfiiaten :·lu:-lassunaen ist es;
offenbar. das; iiiti die Epidemie iiberl
das ganze titonisernenient Jetateriis
noelaui ausgebreitet und bereits eine
riesige Zahl tmn Opfern gefordert,
hat. Die Aerzte sind angeblich nicht»
im Stande, die Natur der Seuche seit- i
zustellen Die Leichen der Opfer ie-!
doch sind mit Venlen bedeckt und
das sagt aenua. !
Velqischk Hilseaktiom ;
Nach einer Tini-jene auås dein Haanj
stellt die dortige deutsche Wesaudtss
tchaft fest, dass Deutschland den Ame-i
rikanern erlaubt-, ihr Hitfgniert ins
Belgien und im nördlichen Frankreich
sottzuseyen Wie die Gesandtschastv
bekannt macht, wurde eine diesbeziias «
liche amtliche Note am lo. Februar
an den diplonmtsschen Kontrolleur
für Nahrung-Imittelpersorgung gis-l
richtet. Außerdem war dein ameri
kanischen Gesandten in Brüssel Oele
aenheit gegeben, sich an der Central·
lettung des Verpfleanngstverkes zu
Meiltaen Die deutschen Behörden
erklärten ferner, dass sie in Zukunft
wie bisher-, jede Bitte des Nitsch
niites in Belgten erfüsen würden
Haben wir heute ein Recht, Washing-!
ton s Geburtstag zu feierqu j
!
Wer-nor Hagen ;
Und wieder since-: sich Kirchan
Schulen und Hallen, nnd wieder wer
den Schlinredner sich an den eigenen
Worten berauscht-m welche sie dem
Andenken George Washingtons zol
len, dein der gegenwärtige Machtm
ber iin Weißen Hause als Geschichtss
schreiber den Lorbeerkranz von der
Stirn zu reißen suchte.
Von New York bis San Franciseo
werden wieder einmal die schönsten
Phrasen gedrechselt werden zum Lohe
des Mannes, der seine Worte in Tha
ten utnzuwandeln pflegte. Man fei
ert ihn aus Gewohnheit, gerade so
wie der Rancher nach dem Frühstück
seine Cigarre ansteckt. Und wenn
Amerika wahre Patrioten besitzt, so
wäre es gerade heute nötiger denn je
an dein Geburtstage Washington-s
dem ganzen Umfange nach heraufzu
beschwören, den Geist, welcher mit
den sterblichen Ueberresten des gro
ßen Patrioten in Mount Vernon be
graben zu sein scheint. Dringender,
denn se, ist es heute, da der britischh
Druck zentnerschwer auf Washingtons
Erbe lastet, die Zustände vor das
Auge des amerikanischen Volkes zu
bringen, welche den Zusammenschlusz
der unter dreisachen Formen regier
tendreizehn Kolonien veranlaßten;
nnd einen Washington zu den Waffen ·
riefen
Man sollte, wenn man wahrhaftig
patriotisch ist, heute nicht iilier Wash
ington sprechen lassen. Man sollte
nicht versuchen, den Mann, der in
der Geschichte der Gesamnitmenschs
heit einen hervorragenden Platz ein
nimmt, mit Worten zu derben-lichem
sondern die Geschichte: die Washing
tun gemacht bat, lesen nnd in denk
Meist derselben eindringen T
Damals- wie heute, befand sich
England im Kriege. Heute mit
Frankreich, damals gegen Frakkeicl).i
Und damals wie heute glaubte dick
britiichc Regierung, zu ihren Gunsi
ften auf Amerika den unerträglichstenj
Druck augiibeu zu können. Damals-J
indem sie die britifchen Kolonien in
Amerika für Kriegszwecke zu schedu
fen suchte, heute, indem sie Wafhing ,
tous freie Nepublik, deren Rechtes .
denn Handel vergewaltint und fiej
britiichen Interessen 11ntertkiänig,
macht, Tnnmls rietlien die Kuhmi
fteu der liritiichen Regierung an, nn. »
statt neul Steuern den Kolouien anf
zuerleneih lieber die britischeu Trnp
uen von Anieeikn zurückzuziehen und
auf diesem Weae zu sparen. Eua
land niollte biet-non ebenso utenia liii -«
ren. nue ec« bente den fclnnacheu Pro
testen der freien amerilauifilien Re
public Beachtung schenkt. Damals
liaben die entriisteten Molouisten eng
lische Waaren boneottirt und ein bri s
tischer lstontieruenr schrieb an seine
Reaiemnm »Sendet eine nieitere LIlr J
niee nnd Flotte beriiber, damit die?
Hunde zur Vernunft aebracht mer-Z
den.« Heute stiehlt England die»
Produkte der freien Npublik und ers
liält obendrein die Hilfe der amerika- !
uischen Regierung und aiueritanischen ·
Industrie Damals warfen die sto-«
lonisten hierauf den britischeu Tbeez
in das Wasser und organisirten eini
Coinite, welches Zelbstreaiernna der
tiolonien n. ;311riickzieliiiiig der briti--s
scheu Trnpueu forderte. Heute beuats
die freie Repnblit sich dein britischens
Beseht und gestattet britifchen Aaen T
ten, die ainerikaniselien Brunnen zu;
neraiftenj wie dies bar eiuiaeu Tagen j
bor dein öffentlichen Forum desz Re ;!
präseutantenbanses von ban dein Ab-.
geordneten Mann sowie Moore und’E
seivit Senator Stone bemerkt nnd
scharf vernrtlieilt wurde. Damals;
stellte sich Washington endlich an die;
Spitze einer kleinen Armee nnd jagtek
niit derselben die britische Ueberrnachtl
binaan, ioälirend man liente erklärt,s
sich England fiiaen zu iuiissen, weil es «
stärker ist. Damals wurde die Unab- s
böugiakeitderklärimg mit warmeins
Herzblnt geschrieben. bente donnerts
man »Ainerica firs «, macht aber diese!
Runblik zum Fuszscheniel Eiialatidg.
Und im Interesse Englands, unter
dem Deckmantel der Phrase, unsere1
commerziellen Interessen aus dems
Ozean zu schlim, wartet man mit»
l
iSehnsncht ans den ersten »Overt Aet«
jder deutschen llnterseeboote, um dem
Imn seine Existenz schwer ringenden
chinde gegen England den Krieg zu
zerklären resp. den Kriegszustand her
Zbeizusühren
E Mit Phrasen beleidigt man Wash
ingtons Andenken. Man lese die
Geschichte seiner Zeit u. vergleiche sie
Jnit der Geschichte unserer Tage: viel
leicht wird man dann erkennen, wie
weit diese Republik sich von Washing
lton entfernt hat, und vielleicht
zkommt mit dieser Erkenntniß ein
Wandel zum Besseren
Damals, wie heute, gab es in Ame
rika Männer, die dem Geist Wash
ingtonö entgegenarbeiteten und das
Land in britischeg Fahrwasser zu len
ken versuchten. Auch die Zeit der Ko
lonisten hatte ihre Choat5, Carnes
Egies Elliotts, Morgens, aber jene
Zeit hatte auch einen Washington, ei
nen Samuel Adams, Benjamin
’Franklin, einen Patrick Henry (des
sen Nachkomme hier in Grand Js
land diese Woche mit ähnlicher Bereds
isamkeit auf theologischem Gebiete
wirkt, nämlich Dr. Heim-) während
Twir heute leider bloß Pygmäen ha
ben auf patriotifchem und staatsmän
'niichem Gebiete.
Man lese an Washingtons Ge
burtstage die Geschichte Washing
tons, die amerikanische Geschichte,
und man wird erfahren, daß Wash
ington schon hundert Jahre vor sei
nem geschichtlichen Auftreten einen
Vorläufer in einem Deutschen, in
dein Frankfurter Jakob Leisler, hat
te, der in New York, dem damaligen
New AnisterdaitzLsfz as Volk gegen die
Ausheutung von eite H sfrupelloser
britischer Aristokrateu in’s Feld ge
führt hat und dafür sammt seinem
Schwiegersohne hingerichtet wurde«
Beide wurden nach den barbarischen
Gesetzen des englischen Rechtes erst;
gehängt und dann getöpft. Deuij
deutschen Leisler gebührt aber dasi
Verdienst, den iumohijngigkcitngi
danken, welcher dann durch Washing- l
ton zur That gemacht wurde, als ersj
iter angeregt zu haben. .
Man lese an Washingtous lite
hurtcstag die Geschichte Washington-I
und man wird erfahren, dass Wash
ington den italisnieu die Freiheit und
Unabhängigkeit niemals erfochteu
hätte, iuäreu ihm nicht Deutsche zur;
Zeite gestanden, Steubeue und siallicss
smuie Oerchheimer-.-v uud Muhleu
her-gis. und iuje die deutschen Helden
alle heißen
Man lese an Ltkashingtons Sie
laute-tust die annsrilanisrhe litesihichteI
nnd inan Inird finden. das-, Jesfer «
sen-J ani l. Juli l77li protlainirtei
llnahhiingigkeitserlliiruug in Wi1«k"
lichkeit schon am lss Mai l775 non
27 Deutschen in der Grafschaft Meek E
lenhnrg in North Carolina geschrie T
lieu und verkündet morden mar. ?
kliian lese all dasJ und beselse sich
dann den Eiiigonen und seine Thron E
Corona iin Weißen Hause, der, uinE
England zu dienen, selbst die Hoheitsis
rechte der Neunblik ungestraft dein-l
deln lässt, nnd mit Spannung auf
den ersten «Overt Aet« der deutschen
UnterseeBoote wartet, nui in Was-l
fen gegen Deutschland anfzutreten,s
nni die Hoheitgrerhte gegeniiberl
Deutschland aufrecht zu erhalten, ini
Wirklichkeit aber, tun England hilsiI
reich zu sein, Deutschland zu unter E
werfen, dieses selbe Deutschland, aus
dein die Männer kamen, welche Wash
ington halseu, Englands Tyrannei
ahzuschiitteln I
Man lesedieses Alles mit emii
sssiiuglichem Geiste nnd osseneui Her-l
zen nnd dann richte man den BlickI
ans das Weiße Haus und frage sieht
oh ein Volk. dessen Regierung denl
meist Washinqu täglich scheint-ers
niit gutem Gewissen Washingtonsi
lsleluutgitag feiern dars?
—- Dic 12jähkiqc qubcae Nishi
Tochter non Dr· Rich, wurde dieser-s
Tage, als sie an Ecke non s· Straße
und Wheeler Ane. die Straße kreuzen
wollte, non einem Automobil übers
fahren, aber glücklicherweise nicht
schlimm verletzt, indem sie nur mehs
rere Contusionen davontrag.
— Im Soldatenheim starb vor et
nigcn Tagen der alte Soldatenvetc
ran Win. tö. Sidner im Alter von 75
Fuhren an Altetsschwäche
JEine Stimme ans Deutschland tm
unseren Mitbürgct Otto Kirschk
aus Fteystadt.
Freistadt, Sti. Dez. 1916.
Lieber Onkel Ottol
Das alte Jahr geht zu Ende, da
will ich es nicht unterlassen, Dir wie
der ein paar Zeilen zu senden. Möge
das neue Jahr Dir und den Deinen
nur Gutes bringen, vor Allem beste
Gesundheit Und uns, die wir hier
noch mitten im Kriege sind, den
Frieden, den wir im Hinblick aus die
Ereignisse und die gebrachten Opfer
erwarten dürfen, und der eine ruhige
Zukunft gewährleistet Unser Kaiser
hat edelmüthig seinen Gegnern die
Friedenshand entgegengestreckt, und
wenn sie sich noch vorläufig zieren
und schämen, so wird ihnen doch wohl
nichts Anderes übrig bleiben, als zu
zugreisen Denn die phrasenhasten
Reden in London, Paris und Peters
burg können doch die Thatsache nicht
aus der Welt schaffen, daß wir im
Besitze bedeutende-r Länderstriche von
Frankreich und Rußland sind, daß
Rumänien fast nur noch der Sage an
gehört und wir, durch das Erreichte
gefestigt, mit Ruhe der Entwickelung
der Dinge entgegenstehen können.
Der Aushungerungsplan Englands
ist vollständig niißglückt, und nicht
nur das, die Versorgung d o rt ist
doch bei Weitem nicht mehr, wie sie
war, und hat nothwendiger Weise zu
Einschränkungen und Verordnungen
geführt, an die im stolzen London
wohl früher Niemand gedacht hatte.
Jch gebe es zu, daß England jetzt die
größten Anstrengungen macht, um
das in stolzer Ueberhebung Versäum
te nachzuholen: es ist aber zu spät.
Sie können wohl den Krieg noch et
was hinziehen, aber die Sachlage
nicht mehr ändern; dazu sitzen wir
überall zu fest. Und Gott sei Dank,
dasz es so ist. Alle diese Ammemnärs
chen, die liignerisrher Weise in die
Welt posaunt wurden, sind in sieh zu
sammengefallen —- Liiaen lialien kur
ze Beine Und wenn auch die Welt —
ainh Amerika —--— unsere Freunde
nicht sind und sich als solilie niiiii ge
zeigt haben, so werden sie alle zuge
stehen niiissen, das-. unsere braven
Soldaten zun- Eiliuee von Hang nnd
Herd, ini Vertrauen ans die gerechte
Sache, Nut nnd Vlui liergegelien nnd
mit Linnenniuili einer Welt von Fein
den gegeniilier das Vaterland verthei
diat haben. Jn a l l en seit-Müh
renden Voll-ern nnht nur bei uns,
ist die Sehnsucht uaeh Frieden vor
handen, und tuenn nicht die Leiden
schaften durch liignerisihe Berichte im
mer ans’c— Neue entiaait tout-den von
jenen Großen, die naht-J zu verlieren
haben, tviirden sie eirs liingst gemerkt
haben, das; ung- Dentsrlie lediglich die
Vertheidigung deis esgeutlunug zu
diesem Kriege gedrängt hat. Tie Ve
toeise, dass der Krieg von gegnerischer
Seite tun-lu«reitrt war. sind ja in un
esrer Hand und lassen sich nicht weg
leugneu. Das; der Wunsch, uns zu
erdriicken, an dem Je : der Armeen
gescheitert ist, hat eine itlstiiiiöelitige
Wnth gebracht, die aber vorläufig es
noch zu keinem Ende loinnten lässt· «
Aber auch die Zeit können ioir abwar
ten, und dann werden Frankreich und
Russland erkennen, tvie es von Eng
land in eine Lage gebracht niorden ist,
die fiir die Zukunft dieser Staaten
niederdriickend ist: dass ist in Jahr
zehnten nicht wieder gutzumachen.
Wir aber sehen erhabenen Hauptes
— ohne Schadenfreude — der Zu
kunst entgegen, und wenn auch die
Schwere der Zeit an unserem Vater
lande nicht spurlos voriibergegangen
ist, so werden mir doch in froher Aus
sicht auf eine glückliche Zukunft in ge
wolutter Weise durch rastlose Arbeit
Alles wieder einholen nnd uns den
Platz an derjonne sichern. auf den
ein Volk, wie das deutsche, Anspruch
bat.
So usiige denn 1917 das- Glitt-IS
tahr sein, das den Völkersrieden
bringt.
Mit vielen herzliche-n Grüße-n und
treudeutschem Handschlag
Dein sehr guter
Nathan Ehrlich.
Jedes Von macht seine anw» -.; ;
selbst, aber leider bisweilen auch sit-« «- :
schichtm -