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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 15, 1917)
Äu- Ringen methklecetten Roman von Robert sthlruss — (2. FortsehungJ Sie hatte den einen Handschuh ah geftreift und hielt ihre geöffnete handfliiche der Alten hin. Mißmu tig erhob sich Duringer, trat an die Tür zum Saale und spähte hinaus. Die Zigeunerin beugte sich tief hinab au die dar-gebotene Hand, fo tief, da; et den Anschein hatte, als wenn sie den feinen Duft einföge, der von der weichen, gepflegten, rsgen haut emporstieg. Dann begann sie zu mur meln, zunächst allerlei unverständli ches Kauderwelfch zuletzt dernehmii che, verständliche, wenn auch nur ganz leise Worte. ·Jch sehe Liebe in deiner Hand. Liebe, die du gibft und die du nimmst. Aber hiite dichl Ein Riß geht hier durch deine Lebenstinie, hüte dichl Du wirft umlämpft von feindlichen Mächtem dir droht Gefahr. Hüte dich vor dem Manne dort. vor dem Schwarzen, hinter ihm steht der Todt« «Unfinn, ich will nichts mehr hö ren. Wenn du nichts Besseres weißt als Tod und Gefahr-, behalte deine Weisheit fiir dich«. Sie war hastig ausgestanden und neben Düringer getreten. «Sie sind klüger gewesen ais ich und haben sich nicht zum Narren halten lassen von der Alten. Kommen Sie, die Musik hat aufgehört, wir müssen zurück in den Saal«. An sein-ern Arme trat sie hinauf-, das grellr. häßliche Lachen der Zi geunerin klang hinter ihnen her. Jm Saale herrschte oerftätlte Be wegung. Die Souperpaufe war ge kommen, die herren drangten sich durch den bunten Menschenlnauel, um ihre Damen zu suchen. «Da ift mein Ritter', sagte die Kunetvla und wies qui einen gro ßen, starken Menschen in japanischer Tracht. «Schön ist er nicht, aber ein mächtiger Mann beim Theater. Le Peäre Sie wohl, auf baldigeö Wieder e n". Sie trennten sich; Diiringer schritt nach dem Pinse, ioo feine Frau zu rückgeblieben war. Sie stand auch jetzt wieder dort; ein tragenden for schender Blick begrüßte ihn. Doch kagte fie nichts, auch war sie nicht allein. Rittner, ver sie zu Tisch süh ren wollte, tvar bereits pünktlich zur Stelle; die Frau von einein Kollegen Düringere war in dein kleinen Kreis. Er bat um ihre Nachbarschaft beim Sonder; sie war noch frei, die schon ältere, aber lustige skd unterhaltende Dame war ihm gerade recht. Er brauchte an ihrer Seite nicht viel zu reden, konnte sich in ieine Gedanten vertiefen. Unter den Klängen des Einzugs marfches ans dem «Tannhaa1er« schritten die Paar-e in langem Zuge über die beiden Arme der Freitreppe in den tiefer gelegenen Speifesaal hinab. Das Licht von oben war hier sanften dafür tenchteten die weißen Tischtiicher. Metall und Glas todt-en aus unzähiigen tteinen Bliyen ein seini- Yiec darüber, und Sträuße von frischen Blüten unterbrochen sein schimmerndes Gewebe mit geschlosse nen, traftvellen Farbenfleiteir. Das Mahl begann, Musik, aus dein oberen Saale leite berabtlingend, und Wein steigerten den Frohftnn. Die zu erst gedäinpften Reden lvurden lauter, heller das Lachen der vielen Frauen stimmen. Die Gläser tlangen, Mei ser und Gabeln gaben ein leises Seen-i Herr auf den Teuern. Diiringer hatte seinen Platz am Ansang vom Sau-, nicht sern wn du Freitreppr. Seine zrau saß imn zur Linien. Am nächsten Tische, ganz nahe den untersten Treppenstuxem hatte die Kunewta issren Platz. An einer Schale mit s:artdustenden Hyai ztnthen vorüber tonnte Dütinger durch eine Liiete zwischen den Eulen-; schentöpsen zuweilen ihr Gesicht er spähen. Mttuntet tras ihn ein ra scher, vorsichtiger Blick, lachend, strah lend, verheißungsvoll. Mit einein vit steren, beinahe zornigen Ausdruck antworteten seine Augen. Zuletzt riß er sich gewaltsam log, wandte sich ganz ver Nachbarin zu und vertieste sich in ein Gespräch mit ihr, ohne innere Anteilnahme, doch mit äußerer gewirkt-in Als er dann kurz vor dein Schlusse bei Mahles doch wieder hinüber schaute, tatn ein Gefühl des Er schrecknis über ihn. Der Platz war leer, wo die Kiinstlerin gesessen hatte. Unwilltürlich fragten seine Lippen: »Mit ist Kunewtali« Seine Frau sab ihn mit einem leichten, besonderm Lächeln an, dann sagte sie, die Dand nach liats erbe benb: »Sieh bin, dort ist ste«. Reich-eins erstillte ein ungebeurer Insel den Saat. Mit Dauben-suchen tx« , schasenden Zur-sen be nlle bat oben aus den Bat tpn zwischen den Treppenarinen sicht bar setwrdsene liebliche Bild. Ber vaubelt, in sieghasier Schönheit und Icenbpracht stand sie dort oben. Sie tte be- Dmtso abgeworfen und entth was bitt-unter verborgen ge wesen war. Ver Gent-is des seith lings, die streute-betränte Frei-enge statt ans Botticellid RIEMANN isae unter der Hätte hervorgekome Ein leichtes Ilorgeivand init einne wirlten Mitten ninflaß den Körper, ein Blumenlrani las auf dein gelö sten haar, ein niederer legte sich uin den lchlanten Hat-. das Gewand be geenzend, ein dritter umschloß als Gürtel den Leid. Reben der lichten,j dliiteniiderichlitteten Gestalt hielt ein Page in dranngoldener Renaissaneei tracht einen großen Koth der ganz! niät Roten qefiillt nar. Der Geniujj hatte die eine hand leicht auf dies Schulter des Pagen gestühi und blick te stuniin einen Augendtiel in den Saal hinab, aus dein ein Meer der Begeifierung zu ihm hinan drandetr. Bann hov vie Kuneivla die hand, und mit einemmal verstummte der ju delnde Tumult. Eine tiefe, plötzliche Stille der Erwartung trat ein« und nun oegann sie zu reden. Es waren keine bedeutenden Worte, die sie zu sprechen hatte, doch ihre Stimme. die von verdorgenein Feuer ganz erfüllt schien, durchtoärnite und veredelte fie. Vom Winter sprach sie, der draußen lauerte, von einer ialten. tiefen Nacht, in der vie Menschheit voll oergeblicher Sehnsucht nach der Sonne spähte. Von einein Lichte, das ganz von ferne leuchtete, bis es allmählich näher lam, größer wurde, zu wärmen begann. Von der Hoffnung auf neuen Früh ling, die niemals ersterdsen dürfe, vie jedes Leid und alle dunklen Tage freudvoil ertragen lehre. Und jetzt begann ihre Stimme zu jubeln: Frisch sich die Erde mit Blüten iinihiilli, seh diti die Göttin, auf deren Wink-i »Ich stieg hernieder, euch zu begrüße-h sein« euch die Hoffnung. vie na) erfull:. Ich bin der Frühling, ich lsTii das Leben. Jan viii das Lachen, icli isiii das Muth ceyruche die .:okgeii, scheuche den lluins ( · « » mer « « » Fern in die finster-neu Tiefen zuruck· Ich bin der Frühling, ich bin das- Leben, hieniiii fic, die Mute-n stoylict; errluhn Ftciu euch der can-m iieiii euch der « Biede, Als cum III chUIcUl sUlllllu UULUMIUUII Mit beiden Händen griff sie hinein in den Rosenlorb« streute die leuchten den Blumen hinab in den Saal, warf sie mit sicherem Schwung auf die Ti sche, nahm endlich den beinahe geleer ten Korb« und schuttete den testeii Rest seines blühenden Inhalts in die be gierig, sehnsuchtsvou emporgestreetten Hände. Mit anmutooollem Abschied mint war sie dann plötzlich verschwun den, und tein Jubelrus, tein lautes Verlangen vermochte sie, noch einmat zu erscheinen. v»Die kjriihlingsgottin gehe-raste nicht irdischern Beifall. Gerade vor Durinizer war eine gro ße, voll erblühte Rose niedergesauen auf va- weiße Tischtuch. irr hatte sie schnell ergriffen, hielt sie nun in der Hand uno sah stumm darauf nie der. Dann hob er sie empor und atmete den saßen, heißen, aus blut roten Blaitern einporstetgenven Dust .Guten Abend, Elli. Wo ist Fräu tritt-« .Gleich, Mutter, gleich.« »Nein, erst mußt du mir antwor ten, wenn ich frage. Hinterher tannst du weiterlesen.« »Aus ihrem Zimmer isl ste. lind meine Arbeiten sind schon lange ser tig.« »Dann ist es ja gut.« Das Kind safz im Wohnzimmer des Düringerschen hause-. Der warme Lichttreis ein-r mit rotem seidenem Schirm umschatteten Lampe siel auf fie, der hellste Lanz aus ihr Haar und ihr Gesicht. Sie las niit giühendem Eifer in einem Buch und sah nicht aus, alo die Mutter, die sag Gemach tn Straßenileidung be treten hatte, siir einen Augenblick ins Yiebenzimmer ging, um hat und Pelz abzulegen. Mit einein bedauerndeii Seufzer schloß nun Elli das Buch Und sah umher. Jhre Mutter tam zurück, hatte sedoch teinen Blick siir vie brennenden Wangen und Augen ihres Kindes-. Eine unruhige Span nung war in ihrem Wesen. Sie ging an's Fenster und schaute hin aus, dann zur Stir, wo sie ein paar Setunden stehen blieb «Bater toar doch nicht hier?« fragte sie «plötzlich. »O nein, ver in ja schon um vier Uhr sortgegangen.· »Ja, ja, ich weiß, getvisz." Wieder schritt sie unruhig im Zim mer auf und ab, von der Tür zum Fenster, dont Fenster zur Tur. Ihre Bewegungen waren gemessen wie steig, nber ein leichtes, nerdöses Zacken in ihrern ruhigen Gesicht verriet eine tiefe innere Bewegung. Nach einiger Zeit erst bemerkte sie, daß Eilig Au gen ihr mit beobachtender Aufmerk samkeit folgten; sie nnhni sich zusam men, trat neben den Tisch, wo die Kleine saß, und fragte: »Was hast Eva denn gelesen?« » »Mein Sagenbuch, Mutter, rnein wundertvunderschiines Sagenbuch das Große-riet Herrnnnn mir zu Weih nachten geschenkt hat.« Ein leichtes, steundliches Lächeln milderte den Ausdruck in Frau v. Diiringert Gesicht. »Aber das sannst du sicher schon nuttvendigk »Ic-, beinahe schon. Aber so tvie heute hobe«ich es noch nie gelesen« «Wirso denn und withole »Weil du doch vorgestrrn die Ge noveba gewesen bist, Mutter, und weil ich da bei der Geschichte von Ge nobeda immerfort an dich habe den len müssenR — —-vs- —————s-q-—- ——-——-—— »Ach W« Des sichel attt ihren Zägen wurde noch ntikder. Ei war, als wenn des unschuldigen Kindes Geplauder ihre Unruhe de sänftigtr. Use-wesen und ich bin ganz furchtbar traurig gewesen« wie die arme Senodepa to oiel Schrettliches hat leiden müssen. Jnttner ist es mir gewesen, als wenn dir das pai sierte.g Ader ich muß dich tun etwas tragen, Mutter.« »Moti« Nicht wahr, Vater ist dvch dein Manni« Das Lächeln wurde zatn Lachen, zum leichten, leiten, beinahe tonlojrn Lachen. «Ireilich, das ist et.'· Leider dorgestern, da war doch Ja ter der Rattenfänger von hameln.« .Gewiß.·' »Dann war Vater also vorgestetn nicht mehr dein Manni« Frau o. Düringers Gesicht det änderte stch auf mertwürdige Weile« Seine Musleln zogen sich zusammen wie oor törpetltchem Schmerz, und für einen Moment preßten ttch die oberen Zähne sichtbar auf die Unter lippe. Dann erst antwortete sie: »Nein, dorgejtern abend war er woyl nicht medr ntein Mann.« «llnd etnen anderen Mann haft du auch nicht geh-Mk »Nein, auch nicht.« — »Und wer war der böse Golo?« »Den gab es gar nicht-" »Und Schmerzenretch und die Hirschtuh, — waren die nicht da?' «Yiein, die haben auch gefehlt-« Das Kind schüttelte mtsdilligend feinen blonden ttopi. Es hatte die Paare der Mutter, ader die schwarzen hingen des Vaters. »Das getallt nur nicht. Stein« Mutter-, dann dift du auch nicht dte richtige Genoveva.'· »Die richtige, nein. Und es ist auch wohl dener so.« Die meine sprang plötzlich empor. »Da tommt Vaterl« »Ich have nichts gehört.« «)t.:och, doch, ich weis es, ich sühle es, wenn er tomiiit. Jin Sommer, wenn vie Fenster ossen sind, hore ich seinen Schritt von unten heraus, schon ganz von weiter-U Sie stiirinte zur Tür, die sich össs nete· Büringer triii ein; er hatte vie Straseniieidung schon brausen abgelegt. Er siisite vev Kindes nach ihiii ein-gestreckte Arm-, hov es ein por, hieti et tin sich gepreßt. .Vater, Bat-t! Du vist solange soei gewesen, ich have mich so nach vir gesehm. Nicht wahr, Vater, ou hist ooch ver Atleratlervestei« »Wenn vii es sagst, inus ei wohl so sein. Lied hav« ich dich, liest« er tiiszie vie Kleine init leioenschiists licher seinigtein Nun erst vegriisite er auch seine Frau: «Guien Wiens-, Hedwig.« s .Guien Abend, Bruno.« » Er ließ diw Kind aus die Erde gleiten. »So Schutz, jetzt isi es ge nug. Wir velvniinen sonst Scheiie von Mutter.'· «Ach nein, gewiß nicht. Gib ihr Hoch auch einen Russ, dann vors sie nicht scheltenf Er liichelte uno ging aus seine Frau init ausgestreitten Händen zu. »Wie wär’ es, Hedwigi« Er wollte sie in vie Arme ziehen, sie aber wich vor ih:n zurück. «Nicht vor dein Kinde,a sagte sie leise Mit einein Seufzer wandte Dü ritiger sich ah. Elii sah verwundert aus vie beiden. Jhr Vater ging langsam zu dein Tische, wo vie Lam pe sinnt-, unv sehte sich nieder. Jin hellen Lichte war sein Gesicht heute von einer gelvlichen Blösse, vie ver schwarze Rahmen ves Haares noch starter hervorheb. Ein paar Semi oen lang sah er starr vor sich hin; va- Kinv hatte sich wieder an ihn geschmiegt, doch schien er es taiiin zu teiiierteih Plohlich hob er ven tiops Weis ich noch sagen wollte, heh ivig. Können wir heute nicht ein wenig zeitiger essen?« »Gewiß, woruin2« »Es ist — ich habe noch eine Sit zung heute abenh.'· Jiine Sihuiigi« .Jo.' »Das tornrnt aber bcch sonst nichtl vor-" «Nein, ej ist eine Ausnahme We gen einer etligen Sache-« »Gut, ich will Anna Bescheid fasl gen. nomin· Eul, du tun-in fo lazigei zu Fräulein geben« J Sie nahm das Kinn bei der hanb « — ej verließ den Vater offenbar nur ungern -- und nahm es znit sich bin aug. Däringee bliev auf feinem Muse, brütete oor sich bin unv strich lich nur zuweilen mit nneinanberge peelzlen Fingerspitzen über vie Stirn· als wenn er ftbrenbe Gebnnlen fort wichen müßte. un trat feine Frau wieder ein. Sie warf einen beobachtenven Blick arf ihn, rat aber keine tage, fon vern trat abermals an’- enfter und blickte hinaus in bie mit tebeltreifen umfponnenen Lateran-lichter auf ber Straße. Nach einer Weile want-te sie fich nun wie mit plii lichem Ent schluß, atmete tief und ragte: »Bev np- hast du mich vorhin wirklich nicht gefehenlM åch dich-? Wo denn7« « nf ver KnrfllHtenftrahe, in der Nähe des Theaters » «Dort bin ich nicht gewesen« M seit es spielen sei-. as wei chek Stellek« »Es tdar dor iingesiihe einer Stun de. Jch ging in die Stadt, um eh paar sesdrgungeii sit machen, uiid kam dar-ei durch die Anlagen iif der Bitte der sursiirsteiistraha Dort sah ich dich in geringer Entset niing aus etneni Wege, der sich mit rneinein irruzte, rasch dortibergehen.« «Mich —- michk «Ganz deutiich Du warst ei. ich sah dein Gesicht. deine Kleidung. Ich tenne doch deinen Pelz, deinen braunen Pliischhut. Ich ries dich an. aber weht zu leise; dii hörtest mich nicht und gingst weiter.«' .Die Anlagen sind nur schwach beleuchtet; dort ist eine Täuschung leicht möglich.« »Das dachte ich auch, wenn ich dich nur dort gesehen hätte. Aber ale ich ain Ende don den Anlagen, die inir deine Gestalt rasch wieder derdertt hatten, in den schmaleren Teil der Kursiirsteiistraße eintrat. sah ich dich wieder." « «Es war eine Täuschung. Hed wig.'· »Nein, et- war ddrt ganz hell. Du standest aus der anderen Seite der Straße und schautest nach den Fenstern eines Hauses hinaus.". Sie zögerte einen Augenblick, holte noch einmal ties Atem und siigte dann hin zu: .Es war das haue, in dem die sinnen-la wahnt." Er hatte sie bisher ziemlich ruhig angehört, suhr aber jetzt vor ihren Worten zurück, als wenn sich plötzlich ein Abgrund ddr ihm aufgetan hätte. Seine Augen weiteren sich. Er wollte sprechen, doch gelang es erit beim zweiten Versuch. »Dan, dort hast du mich —- willst du inich gesehen habeni« »So deutlich, wenn auch nicht sd nah-, wie jett in diesem Augenblick Dir gerade gegenüber stand ich aus der anderen Seite der Straße, und ich ware gleich zu oir herangekommen, ioenn ein dichter Strom oon Wagen und Auioi niir nicht eben den Fahr rciinni versperrt hätte. Als ich donti doch glücklich hinüberiani, war oon dir nicht-i mehr zii sehen, und ich mußte die hossnnng ausgehen, dich in dein dichten Gewiihl der Kiirsiirs stenstraße uiii diese Zeit wiederzufin oen·« Sie wartete aus eine Antwort von ihm, doch sprach er nicht. irr war ganz in sich zusammengesunten, als ioenn ihin eine schwere Last aus die Schultern gelegt worden wäre, hatte die hände iroinpshast ineinander ge peeszt iind schaute unverwandi oor sich hin aus den Boden, ioo die man nigsaltigeii Farren des Perserecopichs tin Lompenlichte inott ineinander stoßen. Doch sahen seine Augen osscnhnr nichts davon; sie schienen in einen dunllen Winkel seiner Seele hineinzuspiihen Die Augen ioelt war ihni tot und stumm in die sen Minuten iasteiidnngstvollen öchioeigeniä Ein leises Eil-eben ging bei sei neni Anblick durch hemigo Gestalt. Sie stand und wartete; zuletzt er trug sie die drohende Stille nicht mehr. »Sprich doch« Bruno —- was fehlt diri« qWie —- wns —- entschiiltige — tout has: du gesagti« »Du bist sonderbar. Co ist so doch Lein Unglitck, wenn du niich nicht ge sehen hast. Jch hätte gar nichts da von gesagt, aoer" — »Du hast dich getäuscht, Hedwig. Glaube mir, es ist ein Jrriiiin· Du kannst uiich nicht getehen haben, ich war nicht in der Kursiirstenstroße.« Er hatte sich wiedergefunden und sprach verhältnismäßig ruhig »Aber Braut-, ich habe doch nieiiie guten Augen. Wo warst du denn, wenn du dort nicht gewesen sein r.irst?« »Am ich wars Jch —- waete ein mal, ich ein so verwirrt· Jch war im Stixoiw.iloe.« «Dort —in der Dunkelheit?« »Ja, zu der Zeit, lini die sich’s kund-lis- » »Ja-Jesu »Alle-n« «Verzeib’. ich will dich nicht aus sragen. Aber es- tlingt mir so wun derbar, daß du an diesem häßlichen dunklen Nebelabend im Stadtwatde gewesen sein willst-« »Ich hatte mancherlei zu durchdra ten. Ich hatte das Bedürfnis, allein zu sein." Sie wandte sich ab nnd ging von ihm weg, langsam und schweren Fu ße-. Vor einem Blumentisch mit Palmen blieb sie stehen, faßte den Wedel von einer der Pflanzen und sah so angespannt aus ihn hinab, all wenn ein Geheimnis davon abzntesen wäre. Das Blatt erzitterte in ihrer vebenden hand. Nach einer Weile hob sie den Kops und lehrte sich wieder zu ibrem Man ne. »Brono«, sagte sie leise, »wir hatten uns doch versprochen, wir woll ten einander immer vertrauen«. sich vertraue dir ja«. »Nein. Vertrauen bedeutet Wahr heit. heute hast du mir aber die Wahrheit nicht gesagt«. ,Gtaube mir, Hedwig«. Einen Augenblick· Laß mich erst reden. Es wird mir ja so schwer-, manches zu sagen. Die Worte tönns ten mtr wieder verloren gehen. Sirt-« du mußt nicht glauben, ich wiirde dich nicht verstehen. Ich weiß ganz gut« wasdiraninie hit-—ichbindir sit nordisch, sit i hi, zii stumm. Ich tann mich nicht anders machen nnd mirs et tragen, wenn dir dann einmal eine andere besser gefällt als ich. deine Frau. Eine andere, die hat. weis mir fehlt — die sagen and acht-sk ten kann. was in ihr isi — eine, die Feuer im Blut nnd in den Urtng hat wie diese —- diese sinnen-in'. Sie schwieg siir einen turzen Mo inient, avet da er nicht sprach, fuhr sie gleich wieder sort. »Ich verdente Dir-'s ja gar nicht« wenn sie dir ge fällt. Als ich sie korgestern dort oden stehen sah, wie fie die Rosen herab schiittete und die Verse sprach, da sauste ich.zti mir sagen: zo, das ist eine Vertrirperung non Jriihting und Leben, und ein Mann, der ihr wider steht, wenn sie seine Liebe will, der muß tapfer sein und sehr treu. Bei dir over habe ich das weint-h fn wiu deine Liebe. Jch weiß nicht, wie es toinmt —- ein Blick von ihr, den ich anssing, hat mir s verraten. Darum tann ich es auch vegteisen, daß ich dich vorhin vor ihrem Hause sah. Verstehe mich recht, ich mache dir teine Vor würfe, wenn es mit auch vielleicht ein wenig« — Sie brach ab mit erstickter Stimme. »Was wolltest du sagen?«' »Ach, nichts. Nur um Wahrheit woll«e ich dich bitten, am Wahrheit und Vertrauen. Das tann eine Frau von ihrem Mann verlangen, meine ich'. »Ich sage dir hie Wahrheit, Hed wig, ich war nicht in der tkursiirssens si.asze·«. Sie preßte die Lippen sest ausein ander; ein hartek, versteinerier Ano dtuct trat aus ihr Gesicht »Nun gut, so wollen ivik es ruhen lassen, sagte sie nach einer Weile ienv ging zur Tür-. Dütinger hob die Hand, als ivenn er sie zurückhalten wollte. »Hedlvig — höre mich — laß dir etwas sagen. Es tut mit weh, ioenn la zornig auf mich dist. Ich hnde dich viel zu lied, um das gleichgültig hinzunehmen. Ich weiß, was du mir bist, was ich durch dich geworden din. Aus einein wil den, allen Gefühlen des Augenblicks folgenden jungen Menschen bin ich ein ruhiger, verständiger nnd glückli cher Mann geworden. Du wirst mir dae zugeben müssen — tin allgemei nen wenigstens- Mitiinter mögen lvies der Zeiten tomnien —- vielleicht— ja, Hedwig, es mag sein, daß mich im Augenvlict etwas ist, ioae zwischen une steht. Ader« — «th es die Kuneivla « Sie war wieder zu ihm herangetreten; ihre Lippen zitterten vor nufgeregier Spannung, während sie seinen Wot ten lauschte. »Frage mich nicht, Hedwig, sei gut. iJch tiiinpfe ja dagegen, ich hoffe, bald aus deni Wege zu rannten, long ge genwärtig miser Leben ftort. Laß mir ein wenig-Zeit. Und giv mir eine Waffe mit in meinen Kampf —- du tonnft es". Jkrine Waffe?" «Ja. Sage mir, Hedwig, daß du mich lieh hast". »Ach, Brunn« — «Sage mir-, ed ivikd mir Kraft geven". »Dir mußt es ja doch fühlen, ohne das ich es dir sage. Jch have nun einiiiul nicht gelernt, meine Gefühle iitif der Zunge zu tragen. Wie oft schon habe ich dir s erzahlt, wie streng und ernst es in meinem Elternhaufe zuging. Niemals nnde ich gesehen, day der Vater die Mutter küßte, nie haven die Eltern die geringste Zärt lichkeit fiir uns itinder gehabt. Von Gefühlen durfte überhaupt nicht gere det werden. Jch bitte dich, Braut-, laß niich vleibeii, wie ich diii'«. »Gut, ich will dich nicht quälen. Aber wenn du nicht sprechen tanntt und magst, sieh inich wenigstens ein mal treundlich an. So itt es recht So tann ich durch deine guten-, reinen klugen hinunteriehen in dein Herz Uno, was ich da iehe — za, Du hatt mich lied. Ich wiil daran denken, verlaß dich dariui. Du diit iiiein liebe-, gutes, treues Weil-, das all die Jahre hindurch iiiir init stiller Freundiichteit mein Leben schön ge macht hat« Komm, gib inir einen Kuß — dazu braucht es ja teiner Worte". In ihren Augen war ein glückliches Leuchten erwacht. Sie Ichiiiiegte sich mit schuchterner Hiiigehuiig an ihn an und erwiderte seinen stutz. Dann machte iie sich ptiihlich von ihni frei. «Laß· laß —- Elli idinmtt"« Es war, wie iie tagte. Das Kind tani eilig hinein und meldete, das Abendessen iei bereit. Jhre Hand in die des Vaters legend· fuhrte die Klei n- ihn in das neoenan gelegene Spei seziinnier. Dort wartete schon Fräu lein hegen-tsch, Ellis Erzieheriri. Die vier Personen seiten sich zum Abends-rot an den hellgedeclten, hell beleu teten Tisch. Ein Gespräch iilier est-stehe Fragen tain in Gang. doch eteiligte Düringer sich nur wenig daran. Mit vortichtigen Blicken iah ieirie Frau, daß er mehr und mehr wieder in sich verlaut, daß unruhige, icheinbar diiftete Gedanken hinter iet ner Stirn arbeiteten, daß er immer häufiger zu der braunen holziihr an ver Wand hinüberfah, die mit einem qleichniäßiaem dunklen Tone den Fall der Selunden und Minuten vertilni dete. Kaum war hedwig mit dem cssen fertig, als er aufstund Ecke-ist nut- gehm'· . -Jn deine »Amt« .-:.--« «Ja. in vie Stdn-US Mel-, Boten warum gehst du foetf Ich lasen ja nicht einschlafen, wenn is M bei mit bist!' ctu flüchtiges Lächeln erhellte fein M. Oe tilßte das Kind unv sprach et zu Ruhe mtt elligee Freund liebtest »Aber nicht lange fortbleiben, Ba tee — va- must du mit peecheiu Und stellt un mein Bett ommen, Tweun tm wieder da blit. Wette mich, wenn ich schon schlafe, das ich vtt gute Nacht tagen kann'. «Getoiß, gewiß, ich verspreche dik«s«. »Ja, Beuno locnm' nicht zu ipäl«. Hebung war aufgestandne und la , ihn an mit bleichgewoevenecn Gesicht s »Ich glaube lauen — gewiß, e wird nicht spät werden. Lebt wohll« Er ging hastig, ohne auch noch em tnal zueuckzuschouen. Hebwig nahm vas stind an ver Pano, um et zu Bett zu bringen. Bevor sie vie Tut erreicht hatte, trat Fräulein Dege wifch auf sie zu. »Es-HERR Juw, ich hätte exzee Bitte«. «Unv?« »Ich möchte auch noch getn für eine Stunde Ioktgebm site-nein Bet nek, meine Freundin von Frantiutt yet — gnädige Frau haben sie ja schon bei mit gesehen — bat mu- ge schrieben. Sie bat wieder einen »un tau von Rbeumsiusinuo, an dem sie schon lange leidet, und mochte gern, daß Ich tbk etn wenig Gesellschaft leitte'«. «Gehen Sie nut, ich habe nichts dagegen. Lasten vie sich von Anna den Vauoichlujiel geben«. »Den brauche ket) taum. Es ist ja noaz nicht acht llyk, unv es txt tem weiter Weg«. »Um woynt Fraulein Petrus-" »Ja der Stei;.jttiiße«. »Die in, ach, ich weiß: eine Sei teiiiieiise von oec Kutsueiiennmue". »Ganz techi, grindige Frau. Oc wiii ich inich gieiiy aus den Weg inu chen". »Bitte Nacht, Fräuleins tief Elli hiiiiek Ihr yet, kann ging yedioig inn der Meinen nie Ochiiiizmimer. Wohl eine yiiive Oiunce riiev Iie noch iin dein Ente dei- )eindes, das iininek wieder voxn Vatei zu ptiiudetn anfing. Vevwig imme, irie schon heutig, das mu- Lieoe zu iym viel gkoyek war iu- oie zu ihr selbst, over Iie niihiii oag hin oyiie kämmen war imch iyte eigene Liede zu inni, lvclM um«- IGII cuigqqiqiru sit All Innes Hei-, eoeniu tiei und heiß wie esie des made-. Datum iin iqi yeiite ,ciiich das Vec- iiiiiiiec wieder weh. Yiiin war ou- mnd eiiigeiiyiiicem mit seines Viiieko via-neu aus Sen Lippen. pedwig nano ieiIe auf uns ging qinuuex ins Woynziiiinien Der stieolnye Lichttceip der Lampe iuof ne zum Siden, iivee die iiiiiuhe in iym Seeie itieo ixe zum tiiniojen muyelwiindetn an. Viiiiscg ikui ne ans Fenster uns Ichiiiiie yinaiis in den ikuven, ttiiuiigeii Winlecaoeno nin seinen um«-neuen Laternen iiazxetn Die deiiue ioiir gekrochen, ein feuchten ietzt noch oichiee genier venet Mel-ei eciuuie oie Unit. Mit Regenicnieniem vie vlant muten von Reine, gingen vie keine aus vec an deren Seite der Tit-use oocnver. we viimpie miiien dum, oeii Abend-met die nicinge ver Iicnen Jnciniiyt yet jäher. yeowig yorirsie oneiiiis, zatsite sie un» iviiiioeiie si·:;, ioie iciiigsiiiii vie einsame Wariezseit verging. Soiisr psiegte Brutto iesr uveiiuz vorzuieseii Haus irgeiideiiieiii giiteti Buche-. Wo inne er setztt »Sie giiiiivte nicht tin ’die späte Sitzt-ig, — «nein, ich glauve nicht darin-J sagte sie iiiut uni) erschrai vor ver eigeiieii Himme. Vor ihr stieg vie wesiiiii Oee sinnen-la empor« wie sie ooi zwei Itioeiioeii ihr so iiiiis gewesen weit in au iisrer via yeiiueii, giuizeiioe.i, sonnigen Lebens :i.isi. Wenn er dori nur« iveiin er vei ilsr ioiieL Sie preszie die pano iiiis vtio Verz, dessen raising sie zu isoren iiieiiiie in oee grobem tastenden .«s-"tilie. Von der Hei-se yet tiini uni riese Stiiiide kein Qecaiisch; ocg Haus Lag iti eine-. siiiieii, garieniep useii Vorstadt, m- das ver-en zeitig nin Aveno entschähiniiieitr. Nun schlug es nun uhr aus veiii Kiieistiinn pedioig iecisiieie noch tiicisc ans eine heimkommen iyres Mannes-; er tviir sii kaum eine Munde sort. Aber vie Unruhe. die sie uiiiyertriev, wuchs mehr iind mehr mit seder Mi nute. Wie Unheiieaisniiiig lag es aiis ihr. Sie nahm dar Buch, aus oein tin-« Mann ihr iim reegaiigeneii Avent vorgeieseii hom, versuchte allein wei terziiiesen iiiid fins die Stimme dabei vorzustellen, die sie liebte. Doch die Tränen traten ihr in vie Augen, und sie muszie das Buch schließen. Jetzt vegiinn sie dirs limisirinanvern in pens« stillen, einsamen Zimmer iiiiss neue-« Opetsepunis soigt). os— —Ungewo:!ietkritit.herr Czii einer nicht mehr ganz sungeii Dame): »Ich habe die Rose, die Sie mir iiirztich schenkt-in sorgfältig mis betvalsri; denn, isi sie mich längst ver weilt, so wird sie mich doch stets an Sie erinnern!« Dame (empöri). »Mein »tre, tvie listigen Sie es wagen, mich fi- zii be schimpft-M