Sonntag-blau de Staats Anzeiger und II cek01d; ,---Gthth ,Tk»;i Zstgg nqzb — -.—-s-.. w-— Zitik gikbkggahr. Von M. W .Iiovelle von Karl Breit-um v. Berlepsch Ein scharfer ind pfiff liber die baumlose Ebene. Längsi war die Sonne unter-gegangen und doch lag ein fahles Licht über allen Dingen ausgebreitet, so als leuchteten sie phospboreszierend aus sich selbst ber aus. gendroo am horizont eine elende Hiitte — sonst wüßte man wohl nicht .daß hier lebende Wesen hausten. Erdloch endlos dehnte sich das öde Land So mag es schon 1812 ausgesehen haben, als Napoleon seine Heeres siiulen gen Moskau trieb —- ez kann sich hier nichts geändert haben seit de m. Das Bataillon marschierte den gan zen Tag. Kosaten sollten in den Ortschaften westlich des Flusses gesehen worden fein, so sagten jüdische Händler aus, die vor den reitenden Räubern mehr Respekt hatten als die deutschen Sol daten. »Wenn es doch einmal zu einem Kosatenangriff läsne,« sagte der kleine vergnügte Leutnant, der den Maschi nengetvehrzug führte. »Es muß eine Wonne sein, da hineinzuhalten und das Rudel Gäule durcheinanderpur zrln zu sehen, zappelnde Pferdebeine nach oben gestreckt —- und ruhig im mer weiter kämmen, den wimmelnden Hort ont absiigen wollen mit der scharfen Schneide des beweglichen Ge weer —- ba, das musz fein sein!«-— Die Kerls marschierten maschinen mäßig, die Köpfe etwas gesenlt, den Blick starr auf den Tornifter des Vor dermannes gesenkt, so, wie sie tun wenn sie müde werden, müde zum Umfallen. Und das schlimmste war: are gelo liichen waren nicht mitgetommen — die stalen irgendwo ties im Sande. Zwei Pferde leisteten es nicht mehr. Die Kuchen mußten sich untereinan der mit Vorspann authelsem Jmmer blieb eine obne Bespannung liegen« del-weilen die andere mit Vieren ein Stück vorwärts geschleppt wurde. Das ging nicht mehr sa weiter aus diesen Wegen! Pferde mußten ge schafft werden, wie und wo: ganz gleicht Nur der Karten mit der französi schen Ausschrist, er stammt aus Lille —- kroch hinter dem Bataillon einber, bochbeladen mit dem Gepäck derer, die der Arzt als schonungsbediirstig bezeichnet hatte Machten sie alle müde sein, einer war immer obenaus, war nicht totzus kriegen: der Führer der vierten Kom pagnie. ein Leutnant, ein frischer, blonden sideler Junge, einer von de nen, die das deutsche heer braucht wie das liebe Brot. Jmmer hatte er noch einen Scherz« über den die Leute lachten, an dem sie sich autrichtetem immer war seine Kompagnie die erste, die untergebracht war, wenn es ins Quartier ging. Jhm und seinen Leuten sehlte nie etwas, wenn die andern klagten. Das wußte nun auch die ganze Kompagnie: Er sorgt siik uns! Er nannte seine Leute nur mit Vornamem die er sich erfand. «Sieb mal, August,« sagte er zu einem Tiefgebeugten, »wenn Ach Deine Braut jetzt so sähe, wie u so dahinschleichst — ein höuschen Elend —, die schickte Dir keinen einzigen Kuß mehr, das iannste glauben.« Und dann teclte sich ver Herr Leutnant aus seinem dicken Beute gaul und zeigte dem August genann ten, wie er sein Haupt als Bräuti gam zu tragen habe. -Und alle grinsten. «Weißte was, Du Stabstrompeter da mit der Mundharmonila —- ja, Dir meine ich, Gustav! —- spiel' uns mal einen hin, damit wir besser mar ’ schieren lönnen!« Und gehorsam griff Gustav in die Tasche, holte sein Instrument her vor und begann zu blasen: »Wenn tvir marschieren um Volkschen Tor, ja Tor hinan-, Oel-war vtaunes Mädel Du blr bst zu Hansl« hei, da ging das Marschieren aus einmal wieder! Und warum nannte der Führer der vierten Kompagnie immer seine Leute bei selbstgewählten Vornamenf Er hieß selber Hans. Leutnant san-. Wenn nun einer zu sagen wagte «Jch heiße nicht August, herr Leut nant," dann hatte er prompt die Int-» wert: »Mensch. Du siehst so aus« Du» kannst gar nicht anders heißen wies ustl Wenn Du ni t Ilngnsti klll ich nicht mehr nser Hansi s und dabei sinds-. Das Fiedeln der Mundharinonila war sast in der ganzen Kompagnie zu hören, denn die Füße der Mar-» schierenden stapsten sast lautlos durchs den llohen Sand, durch den hohen! Sand von Polen. » Selbst zu dem, der hinten aus dem( Wagen des Liller Möbeltransportges schästs saß und seine schnaufenden matten antrieb, lauten noch ein paar erzauste Klänge angeslogen, und er summte leise de Weise mit: »Ja, in Frankreich Da floß der rote Wein, Der mocht so seuerrct Wie mein Blut wohl sein. Mein Schä lein, ob ixmals Ich totede ehr', as weiß nur der Herrgott Und sonst niemand mein-.a »Mit dem Wein dass nun auch ein End’,« seuszte der Fahr-et in sich hinein. Er war am Bein verwundet gewe sen und saß seitdem als Rosselenlet aus dem Karten. Neben dem Wagen her schritt einer, der tat, als wollte er schieben helfen. Er hatte die Hand an die Stange gelegt, die die Radachse mit dem Kutscherbock verbindet. Jn Wirklich keit ließ er sich mitziehen, denn es geht viel leichter, wenn man die Hand an einen sahtenden Wagen legt. Der das tat, war ein ganz Schlau er, war Bürtner, der Bursche des Leutnants Hans. »Weißt Du, Biitlner,« sagte der Fahrer vom Bock zu dem ties unter ihm Schreitenden, »weißt Du, es war ja ganz schön, daß wir aus der Fahrt durch Deutschland so gut ver pslegt wurden und daß die Leute alle hutra riefen in den Dörsern und Städten —- abet so an der Heimat vorbeifahren, dicht vorbei und nie mand sehen dürfen von denen, die wir lieb haben, das ist doch hart!« Es gab eine Pause, während der Karten in allen Fugen ächzte,; denn er war durch ein großes Loch aeschwanlt. . ,Jiih,« machte Eckerhof, der Fah rer nnd Bürtner fpuckte in die Hän de, ftemmte sie beide in die Achfen des Vorderrades und half den tod müden Giiuten, den Karten iiber die unebene Stelle hinwegzubtingen. i »Ja, hart war’s fchon," fagtef JBiiktnen »Freitich, mein Leutnanti Ihat s doch fertig gebracht, feine Braut zu sehen — der kann alles, was er will, na ia und wenn er mich nicht hätte, wars ihm doch nicht geglitckth Wie habt ihrs denn gemacht?« fragte der vom Bock. » »Darf ich nicht fagen!« ’ »Mir fchon.« »Wenn Du mich mitfuhren läßt« «Darf ich nicht tun.« »Dann darf ich’s Dir auch nicht fag en.« ; »Na, da sitz auft« — « ZDu weißt doch, wie wir aus Lille Tabfuhrem wußte tein Mensch- wohin es ging. Die den-en auf den Bahn höfen zuckten die Achseln. Auch die wollten nichts wissen, gar nichts· Affe-, entweder geht es jetzt nach der Champagne, oder es geht in die Argonnen, oder es geht nach Verdun, oder vielleicht nach Lothtingen s-—» es tann auch nach Rußtand gehn. »Diese verdammte Geheimnistriis merei ift das Schlimmste in diefem Kriege,« fagte mein Leutnant. ,,Wenn es nämlich jetzt nach Rußland geht« durch Deutschland dann muß ich meine Braut sehen. Theodor, merk Dir das, ich muß —- sie —- sehen!« Zu Befehl,herr Leutnant, fage ich. Jn St. Amand meint fo ein Alles-E wisset von Bahnfrißem »Die lehtenZ Transporte sind alle nach Vouzierök zu gegangen.« i »Wir) Argonnen,·' sagt mein Leut-i nant und wird traurig, was er soan nie ist. ! Jn Charleville kommt er wieder zu mit und ist ganz vergnügt. ; Jeßt kann es gar nicht mehr nachi Bouziers gehen, wir sind auf dem Gleis nach Sedan zu, jetzt gehts an; der Maus entlangf ; Es wird dunkel, wir können nichts mehr sehen. Jch frage hin und wie der einen Bahnarbeiker. Er weiß nichts, natürlich! «Biirkner," sagt mein Leuknant. Jetzt kommen wir gleich nach Lon guion, da gehen die Bahnen ausei nander. Die eine ist eine eingleisige und führt nach Mey, die andere ist eine zweigleisige, die geht nach Lu remburg und die nächste Station heißt Longwh. Wenn es nach Luxew hurg geht, dann weck’ mich, denn dann fahren wir durch Deutschland nach Rußland undb dann muß ich et wissen. Wenn et ab r nach Meh g,eht dann laß mich f lafen, verfiehsteW Also ich steif am Fenster und guck’ mir die Augen aus« Es kommt eine Skation. Sie, Mann, i das hier Langi longkveftas ich o einen Dassel an Das kann ich se nun nich genau i sogen, aber ich gloobe, so heesi dasn Kule Na also! Nu weiter! Jst das nun ’ne eingleisige oder ’ne zweigleisige Bahn? Nischt zu se hent Viel zu dunkel! Also da warten wir schon, bis die nächste Station kommt! Das Tal wird ganzensp Es geht durch einen TunneL in paar ganz zerschossene häuser und dann eine Stadt, wo auch kein Stein aus dem andern zu sein scheint. Das hat ja wohl Wil helm Kronprinz gekonnt, hier« die Geschichte, denie ich. Ein hellerleuchtetei Schild: L-o-n-g-to-y! hat ihn schon! Nun frage ich noch mal einen Mann: »Sie wohin geht denn hier die Reise?« «Griißen Se schön Hindenburg!« sagt er. Jch ehe zu meinem Leutnant und welke ign: Herr Leutnant, es geht nach Rußlandl »Also, darum ist mir auch schon so kalt,« sagt er, springt aus, um armt mich und dreht mich dreimal im Abteil herum. »Nun wirde gemacht, Theodorl Du mußt bedenken, es kann das letz temal gewesen sein, dasz ich sie seh! Kompagnieführerl Na ja. Die Kom Pagniesührer, wo heil nach Hause ge langen am Ende des Krieges, die kommen ins Pnnoptikum nach Ber lin, hab’ ich gehört. Nu sag’ nischt mehr, ich weiß schon.»!« Morgens, als wir durch Trier sahren, fragt mein Leutnant den Bahnhosslommandanten, ob er nach haus telegraphieren kann. «Telegraphieren können Sie schön, aber ob das Telegramm ankommt, ist ’ne andere Frage-« »Also, hier wird man schlechter behandelt als in Frankreich, ich geh wieder zurück!« »Bitte, einsteigen, es geht gleich weiter!« s »Sagen Sie mir bloß noch, ob es über Haunover oder über Halle geht!« »Es tut mir furchtbar leid...!« Da ging der Zug ab, und wir sa ßen mit unseren Kenntnissen im Ab teil zweiter Klasse, mein Leutnaut und ich. Er sagte: »Ich kriege es doch noch! Erst müssen wir jetzt wissen, ob wir durch Halle kommen und wann un gefähr.« Mein Leutnant sitzt und schmiedet einen Plan. Auf der nächsten großen Station, wo gegessen wurde, geht er zur Li nienkommandantur. »Ich möchte mich beschweren!« «Bitte!« «Also wir haben diese Nacht sünd hast gefroren! Das ist ja schlimmer als im Schützengrabem Kann man denn diese Züge gar nicht beizen? Jch bringe meine Kompagnie krank nach Nußland, wenn das so weiter geht. Die armen Kerle müssen sich ja er kiilten —- ja, aus den Tod ertälten!« »Gewiß, Herr Leutnant, wir möch ten ja gern, aber Sie müssen beden ken — diese Güterzugsiokomotivem die die Militiirtransporte ziehen, ha ben keine Heizvorrichtung Und dann ist der Zug salsch rangiert —- da stecken belgische Wagen mitten dazwi schen, die man nicht beizen kann, und Güterwagen. Das Rangieren hält zu lange auf, wir müssen...« »Kann ich vielleicht den herrn Li nienkommandanten persönlich spre chen?« fragte mein Leutnant —- er hat mir später alles haarklein erzählt. ,,,Akso der Herr Linienkomandant kann Jhnen doch auch nicht... na kommen Sie mal mit... wo ist denn gleich der.., ja so!« — Nun liest er in einer langen Liste, und mein Leutnant schaut zu — er hat verdammt gute Augen: Frank suri — hanau —- Bebra — Ersurt — Halle! »Ja, vor Valle geht es aber nicht, und das ist mitten in der Nacht -—— wenn Sie von da ab geheizt haben wollen?« »Mitten in der Nacht — ja, wann denni Wir müssen uns doch etwas einrichten, wenn wir da alle aussteigen sollen!« »Ja, ein Uhr iann’5 wohl werden —- —— Zum Teufel! das darf ich Jhnen eigentlich gar nicht sagen, herr Leutn..« Der war schon r’aus. »Mensch!« schrie er mich an, «ein Stück Papier her!'" Dienstielegramm. Leuinant Jahn, Halle, BezirM tommandm Brauche dringend sehr warme Lie betgabe. Ein Uhr nachts Bahnhof Halle abgeben. Duns, Leutnant und Kompagniefiihrer. »Ok) er das wohl merkt, der gute ahnf —- So, nun aber ganz rasch zur Bahnen-fu« Jawohli Pfüiii, da geht der Zug Dir können gerade noch aussprins gen. Ver Lestnant and ich sind auf » ab diese Weise um die ganze Verpsle gung berumgelommen. Na, wenn nur das herz warm ist! Also in Rüdesheim will ich wieder Haus und das Telegramm besorgen. »Bitte, nicht anssteigenl Es geht gleich weiter!« Mein Leutnant winlt einen dil len, gemiitlichen Portier heran. »Ist die Post in der Nähe?« »Jawohl!« »Komm Sie das celegramm so sort besorgen?« »JaWobl, herr Leutnant.« »Es ist sehr dringend, lann ich mich aus Sie verlassen?« »Ganz bestimmt, here Leutnant, wird sosort jemacht." Mein Leutnani zog den Poriinonee und gab dem Mann drei Mart. Der schjnnnzelte und grüßte stramm. Dann mußte ich ’ne Flasche Seit holen, die wir in Koblenz getauft hatten, und die andern Herren dar aus einladen. Wie der Bittaillons lommandeur merkte, diß wir Selt hatten, wurde er ganz neidisch und schnanzte seinen Adjutanten an, war um sie so etwas nie hätten. Aber als es dann wieder dunkel wurde und das Hurrarusen und Tü cherschwenlen aufhörte, wurde mein Lentnant wieder unruhig: »Ok) mich der Jahn auch wohl verstanden hat?« sragte er mich ein- übers andermal. Wenn der Herr so schlau ist, wie der Herr Leutnant —- schon! sag ich. »Weißt du, Theodrr, dumm ist er ja nicht« aber — vielleicht läuft er jedt in der ganzen Stadt herum bei allen möglichen Kommerzienräten und sammelt Geld sür Wintersachen, lauft ein siir die ganze Kompagnie, die rührende Seele, —- oder er ist viel leicht gar nicht da, und mein Tele gramm erreicht ihn nicht...« Also ich hatte meine liebe Not mit meinem Lentnant. Aber an seine Kompagnie hat er dabei doch immer gedacht. Sowie der Zug hielt. ging er die Wagen ab, sah in jede Tür hinein und machte seine Witze. Von zwölf Uhr ab sah er numer zu aus dem Fenster heraus. »Theodor,« fragte er, »hast du «ne Brauts« Noch keine richtige, sage ich. »Weißt du, was das heißt, wenn so ein kleines Herz flattert wie ein Vogel und einem sein’s trampelt wie ein Pserdehus?« Jawohl, sage ich. «Jch meine, ich müßte es nun ganz genau wissen, ob sie da ist oder nicht —- Gedanieniibertragung. Aber da von verstehst du nichts...« Und nun kommt Halle! Mensch. ich zittre mit meinem Leutnant, als wenn es meine Braut wäre, es wird mir heiß und talt, wie ich mit ihm zum Fenster r’auöhänge und die er sten Lichter erscheinen. Der Zug fährt ganz langsam in den Bahnhos. Da schreit mein Leutnant schon: »Nun schlag einer lang hin, da steht weiß Gott, der Jahn mit Liebesgw ben, und meine Braut ahnt nischt . Mir wurde es wieder kalt. Aus dem fahrenden Zuge springt er heraus und stürzt aus einen blas sen, übernächtigen Ossizier, der da steht, als wäre ihm alles egal, mein Leutnant, seine Braut und überhaupt die ganze Welt. Neben ihm steht anscheinend ein Hausen Sachen, mit einer großen Decke zugedeckt. Also mein Leutnani briillt ihn an: »Wo hast du sie?« »Junge, sag’ erst mai guten Tag, die Liebesgaben sind doch, weiß Gott. nicht so wichtig!« meint der andere. Nun wird’s mir aber doch zu toll. Jch cause auf die zugedeckten Sachen los und reisze die Decke runter. Mensch, was meinste, springt mir da an den Hals? Ein Mädel, na, so was haste noch nicht gesehn! Ra, und das Gesicht, wie sie merkt, wem sie an den Hals gesprungen ist! Da ist auch schon mein Leutnant wischen uns getreten: »Theodor,« sagt er, »wenn du mir jetzt etwa mei ne Braut abspenstig machen willst, das wäre doch gelacht!« Und indem nimmt er die Decke, deckt sie wieder über das Mädel und will es gerade sortsithren, damit es niemand sieht, da kommt die Olle aus dem Bahnhos herausgestiirzt, und es gibt ein gerühries Wieder sehen! »Theodor,« flüstert mir mein Leut nant zu, »Theodor,« tu’ mir den ein zigen Gefallen und unterhalte meine Schwiegermutter ein wenig-« Dann ist er mit seiner Liebesgabe fort, und ich stehe mit der meinigen aus dem Bahnsteig Gott sei Dank war ja nun der Leutnant Jahn noch da, der kam dann lachend heran, und wir drei unterhielten uns iiber den Krieg. Dann sagte ich: Die herr schasten verzeihen giitigsts aber mein Magen knurrt sehr, von wegen weil ich in jeder Statisti, wo es was zu essen gab, nach dem Fräulein Braut laufen mußte, und ich glaube, hier gibt es was fiir die Mannschaftew Na und da bin ich den Herrschaf ten fortgelaufen und hab’ gefuitert —- sodiel, glaube ich, habe ich noch nie in meinem Leben gegessen, denn ich wollte doch auch was haben! Und für meinen Leutnant habe ich mir auch die ganzen Taschen oollgesteckt, denn von der Liebe allein kann der Menfch nicht leben. Als der Zug gerade abfuhren woll te, ist er noch hereingesprungen Eine Stunde hat das Vergnügen gedauert, und die Kompagnie hat während der Zeit keinen Führer gehabt, denn das ist die einzige Stunde gewesen, wo mein«Herr Leutnant sich nicht um seine Kompagnie gelümmert hat. Aber es hat mich doch gefreut . .!« »Theodor, Theodori Mensch, wo steckfi du eigentlich? Komm her uns halt mein Roß! Schau’ her, dieser Palast wird mich diese Nacht beher bergen! Deck mir die Tafel. bereite mir mein Lager und halte ihm Sor gen und Läufe fern, denn ich denke einen langen Schlaf zu tun!« Bürtner sprang vom Bock, nahm den Gaul und schaute mit unsiiglich verächtlichen Blicken den Haufen Ballen und Stroh an, den sein Herr soeben ,,Palast« genannt hatte. Kein Fenster heil, die Tür fehlte gänzlich. Der Wind pfiff durch die öde Stätte. Und dieser Anblick fiir einen. der eben noch an die Fleischtöpfe von Halle gedacht hatte. Während fein Leutnant die Kom pagnie unterbrachte und jedes einzel nenLager bestimmte, schaffte der Bur sche aus nichts heraus·einen men fchenwiirdigen Aufenthaltsort. End lich kam Leutnant Hans. Er Pfiff ein Liedlein vor sich hin. »Hallo, ein Feftiag wird morgen! Wir greifen an! Die Russen sollen uns kennen lernen! Und dann noch eine Freudennachriclit, Theodor — die Feldtiichen sind da!« l-————-- - —— -—— zllkt solglamk Messe Onmurciiie von unt-l Panli. Der Steuerrnt Brutnmer tvac heute noch grämlicher als gewöhnlich. Schon tvie er dne Lolal betrat, schnauzte er den stellner an, iveil ihn tieser mit dem verbindlichen, in der Heimat desselben durchaus gebräuch lichen: »Empset)le niich«, empfangen hatte. »Ich lommc doch, ich gehe doch nicht. Sie nlderner Mensch: oder» wünscher Sie vielleicht, daß ich michs gleich wieder entferne?« schimudtes Brummer den tief errötenden und vors Verlegenheit, »aber bitte, bitte, HerrI Steuerrnt!« stammelnden Dienstve slissenen an. Brutnmer wars dem Unglücllichen einen Blick zu, daß derselbe wie ein Taschentnesser zusmnmentlnppte; tnnn schritt er aus den gewohnten Statnnitisch zu, an welchem er sich ohne Gruß ;t!ederließ, die Schnupf tubatdosk aus dir Tasche zog, dreimal heftig aus die Tischplutte schlug Und vor sich htnlcunnntu »Als ab sie’5 drnuf anlegen möchten! als ob sie’5 draus anlegen niöchten!« »Was ist denn? Was haben Sie denn? Wer tsrn Sie denn schon wie der geträntt, mein guter Steuerrt1t?« fragte gutmütig der Katasterlontrol «leur Felius. ,,Nichts, niemand!« gab der Steu errnt spitz zur Antwort und snhr fort, mit seiner Dose nervös aus die Tisch platte zu klopfen. »So, sol« sagte Feling und wen dete sich wieder zu den anderen Her ren, bie noch am Stammtisch saßen. Diese stießen sich heimlich lächelnd un ter dem Tisch an; wußten sie doch, daß Btummee daraus brannte, die Ursachen seines Kummers den siihlen den Seelen der Stammtischgenossen mitzuteilen; abe: sie wußten auch, daß er es um so später tat, je früher man ihn darum befragte. Er hatte die Gewohnheit, still Und in sich gekehrt dazusitzem bis er plötzlich losbrach und seinem gequälten Herz Lust machte. Heute sasz er ziemlich lange, der Stammtisch siillie sich nach und nach. Jeder Aniommende tvurde mit einem Wink nach Brummer hin begrüßt, dem die Bewegung des Kopfschüt telns, mit aus dem Mund gelegten Finger folgte. Jeder verstand sofort, daß man Bruncmer nicht fragen sol le. Brummer allein merlte nichts, stumm und verbissen snh er vor sich nieder, und achtete nicht der wild um ihn brandenben Stammtischiveisheit. Plöhlich suhr er aus, schlug wieder mit der Tabakbose aus den Tisch nnd rief mit einem wilden Blick über die ganze Runde: »Als ob sie’s draus an legten!" Sosort entstand allgemeines Stillschweigen, blickten alle erwar tungsvoll aus Brummer, aber teinex sprach ein Wort. Es war auch nicht nötig, denn dieser suhr schon allein fort: »Sie wissen doch, meine Herren, daß ich einen Neffen habe, den Sohn meiner jüngsten Schwester, der drüben in Jena studiert. Denten Sie. der Bursche lornmt eines Tages auf die Jdee, Schauspieler zu werden! So wasi Jch nun gleich hin, damals studierte er noch in Berlin, und rede ihm auch richtig die Sache aus Wenn einer wie der Junge aus so einer alten Juristensamilie stammt, der Vater, der Großvater, Urgr - vater Jurist, da hat er auch Jurst zu werden« schon aus Anstand. Na, das sah der Junge auch ein, und ver sprach mir denn auch, Jurist werden zu wollen. Aber damit allein war mir noch nicht gedient, er mußte mir auch versprechen, ein guter Jurist zu werden. Und zuletzt noch, daß er, sobald cs angehen werde, eine Zeit lang in Jena studieren würde, damit ich ihn in der Nähe hätte. Da nuiz der Bengel so solgsam war, und auch den Gedanken ans Theater zu gehen so schnell aufgab, denn das lockt doch junge Leute sehr, da dacht ich, machst’n auch eine Freude, und da lnrz nach unserer Unterredung setti Geburtstag war, schielte ich ihm eine Zigarrentasche, in die ich einen Hun derterfchein gesteckt hatte. Neulich nun war ich drüben in Jena und besuchte den Bengel; ein hfjbscher Mensch, das muß ich sagen. Wie ich mich so in seiner Bude um sehe, fällt mit aus einmal die Zi gacrentasche ins Auge, die ich dem Jungen geschickt hatte und wie man so mit was spielt, nehm ich sie in die Hand und mach sie aus. Aber was ist kenn das? Jch denk, ich seh nicht recht, da steckt ja noch der Hun derterschein drin! Aber Otto, sag ich mein Nesfe heißt nämlich Otto, Du hast wohl noch gar nicht in die Zi garrentasche gesehen? Nek, Dntel, sagt et, was seh ich in einer leeren Zigarreiitasche? Na, sage ich. Du hättest sie doch in Gebrauch nehmen tönnent Das woll te ich auch, gad er zur Antwort, aber als ich sie das- erste Mal zu öffnen versuchte gelang es mir nicht, sie auszumachen, das Schloß ist so koni pliziert, daß man es tatsächlich nicht ausbetommt. Da hatte er nun recht; das loß war tatsächlich etwas kompli ziert, wer-n mirs der Vertaufer nicht gezeigt, -hätte ichs auch nicht aufge bracht Aber lachen mußte ich doch nnd zeige ihm das Ding hin und sage: N.i manchmal ist in einer lee ren Zigarrentasche doch was zu sehent Da war nun freilich das Staunen groß. Aber denten Sie, der Bengel hat sich gefreut? Beinahe wütend ist er geworden! Fortwährend schimpste er und schrie, es sei unt-verantwortlich, so etwas so lange im Haus zu ha ben. ohne es in Gebrauch nehmen zu tönnen, und es wäre ein Standal, Zigarrentaschen in den Handel zu bringen, die tein vernünftiger Mensch zu öffnen imstande sei. Jm übri gen sei ihm der Vorfall ganz lieb, denn ietz- seE er in der Lage, sein Versprechen zu halten nnd mit zu beweisen daf; e: ein guter Jurist wa re. Jch ivnszie erst gar nicht, was- er meinte, und rote dass mit dem Hun derterfchein zusamcnenhing, fest aber begreif ich’5, denn wissen Sie, meine Herren, was der Schlingel getan hatte —- Auf den Hiiisoerlust hat er mich vertlagtl« —- Jmmer im Beruf. Etteins kender izu den unschliissig am Ufer Stehenden): »Oilfe, Hilfe! Hundert Douai Belohnung!« Auttionator: »Hundert Dollat zum ersten« " —- Bo Hhait. Herr (zum Freun de, der erst mit vierzig geheiratet): ?,,Daß Du aber nicht schon früher ge lheiratet hast«-m erund: ,,Friiher habe ich gar nicht daran gedacht. . . da habe ich immer andere Dummheiten gemacht!« — Wörtlich gemeint. — «Sie sagten mir doch, wenn ich mich einmal in Verlegenheit befände, dürfte ich mich Jhter erinneran »Das durften Sie auch, aber Sie pumpen einen ja gleich ani« —- A .!ch richtkg« »Der Müller soll ja eine Dame vom Lande geheim tet haben, die Wälder im Werte von einer halben Million besitzt« »Ganz recht, der hat eine hübsche-— .,Waldaaitie« geniacht.« —- Beim Frifenr. Kunde: »Mein Haar wird schon recht Weinf« Gehrlfr »O ja; besonderns in det Nkihe der Glatze!« — T kost. — Frau: »Wie konn test Du nur so unvorsichtig fein und die teure Schüssel zerfchlageni« Mann: »Ach was, in set war ohnehin noch nie was Ofcheties dein!«