Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 18, 1917, Sonntagsblatt, Image 9
Sonntagsblatt de Staaks Anzeinger und Ilserold apdJWtheim Don crstapxd its-it Jai art917M — ctin-ei Missetat-n Vuu Arke-di Aiocrticheulo. Ilcbekfets Hang von Wcrncr Peter Lucien Den schlafenden Bezirlölommissiir Buchwostow weckte der Gendarm nnt der Mitteilung, die Bauern hätten soeben zwei Gesangene zum Verhör eingetiesert: Snwoli Sechshiitter und einen unbekannten, der sich standhaft weigerte, seinen Namen zu ennnen. Der mitsolgende Bericht des Ge meindeanitell desngtet die zwei Uebel täter «hiitten sieh der Verlegung der Bestimmungen des Strasgeseszvuches iiiser die Sicherheit des Leibes und des Lebens schuldig gemacht....« Weiter unten erzählte der Schrei ber dnnn schon in menschlicher Spra cl;e, lvte ihm dee Schnabel gewachsen war, die Verhcisteten hätten sich un ter aller Kritil benommen: so war Sechshiitter in die Behnusung des jiidischen Pächter-s Salmnnn einge drungen, hatte alles turz und tlein geschlagen, die Pachterssrnn mit« ei nem Bratpsannensticl derlth und de· ren Sohn ein Ohr abgerissen; ins Gemeinden-m tmnsportiert, hntte er den Aeltesten derpriigelt, dem Gen dnrmen zwei Zahne nusgeschlngen und zu guterletzt versucht, seine — des Schreibers — vordere Extrenii täten zu beschädigen. . . . Din- nbgertssene Ohr und die Gen dnrmenzahne lagen, in einen schmut zigen, dlutdurchtriinlten Lappen ge wntelt, dem Bericht iiber Sechs-hüt tens lintnten dei. Was den zweiten Verorecher he lras, so hatte man ihn in den Ge niiiseseidern erldischt, wobei e: sich nicht auszuweiseu vermochte; eine Ueihesvisitation förderte eine Bomle, eilten Stoß Flugdlätter und einen falschen roten Badenbart zutage. Buchwosiow ins den Bericht zn Ende, tat einen Psiss durch die Zäh ne, traute sich das Kinn und mur melte: - »So ein Lumpenpack. . . . l« lind es tonr in diesem Augenblick völlig unmöglich-, aus seinem Mienen spiel zu schließen, aus wen die Be zeichnung »Lunipenpnck« gemiiuzt spar: ob aus die Bauern, die ihn aus dem Schlns gestört hatten, oder aus Sechshiitter, der dem Pöchterssohn das Ohr abgerissen, oder aus den llnbelnnnten, der in den Gemiisesels dem sein geheimnisvolles Wesen trieb. . . . Der Kommissar Buchwostow össs nete die Tiir und ries hinaus ,.Der Reihe nach vorsiihrenl« Ins Zimmer trat ein hochgewnche senkr, schwarzhaariger Mensch in tnrzem Schatgpelz mit kleinen ge schlitzten Kalmitckenangen Er trat big var den Tisch, machte halt nnd hestete den Blick beharrlich ans seine linte, tlnssende Stiefelspiyr. Der Kommissar ging entschlossen aus ihn zu, wars seinen Kops mit einein energischen tttnrt unter das Fiinn zuriiet nnd sagte stirnrnnzelnd: « »Ein nettes Friichtchen....! He, du. . .· Sechshiitter, du! Dn solltest von Rechts wegen nicht Sechshiitter heißen, sondern. . . .« Buchwosiow hatte eigentlich die Absicht, etwas sehr Winiges zu sa gen, das erstens den Namen Sechs hiitter verdrehen nnd zweitens eine Rüge seiner Untat enthalten sollte, anstatt dessen aber sehe er, da ihm nichts einsallen wollte, ganz unsr wnrtet hinzu: ,,....sondetn — Schlveinehundl« Sodann ging er ans den Amtston über. »Du wirst also beschuldigt, in der Pächterwohnnng alles zertrümmert zu haben, dem Sohn des Pächters ein Ohr abgerissen, den Gemeinde ältesten derpriigelt und dem Gendaks men zwei Zähne allsgeschlagen zu haben, Jst das loahr?« Der Angetlagte wars dem Kom missiir von unten heraus einen Blick zn nnd antwortete: »Ja, das ist wahr-« »Hm man denn schon so etwas er lebt-"' tief Buchwostow, die hände zusmnntenfchlagend. »Im gesteht ver Kerl es sogar auch noch ein! Was hat dir denn übrigens der Päch ter getan. . . .?« Der Gestagte behachtete den Päch ter» ubekmals aufmerksam und erwi derte unbeirrt: »Ich have alle Juden, die ich zu fassen triege.« «Wakum?« Erstens haben sie den heiland ge peinigt, und zweitens haben sie keine Achtung vor der Obrig Leit. Ich hanc sie haukssöchlich stieg dieie Nicht-« Ei aus« « I d s , »Hsn. . .. «, mnchte der Kommissar." «Trohdem haft du aber noch lange kein Recht, mir nicht-, dir nichts über friedliche Menschen herzufallen!" »Wieso nicht«-U Jch sage: nur Ge duld, sage ich, ihr Galanten, über kurz oder lang hängt euch der Herr Gouverneur ja doch samt und son ders an den Galgen, und was ani tvoriet mir der Kerl von Pächter daraufi Bah. meint er, was ist denn mir dein Gent-ernean Den kann ich mir doch fiir drei Nabel iaufeni'« »Das hat er gesagt?« »Wie ich es sage! Warte, sage ich, alter Freund, wenn deine Lästerioorte dem Herrn Kommiffär zu Ohren iommen! lind er, der Schweine hund? — er grinst sich eins nnd sagt: wenn euer Gouverneur drei Ru bei kostet, dann tann ich den ganzen Kommissar um fünfzig Koneien tau sen. Ah, sage ich, fo....?!« Der Kommissar brach unwillkür lich in lautes Lachen aus. »Und da hast du dann ohne wei teres dem Jungen das Ohr abgeris sen. . . ·?'« »Ohne weiteres-! Wie es sich ge hört! Jch sage mir so: wenn du meine Obrigkeit beleidigst, soll ich da etwa tein Recht haben, deiner Brut die Ohren abzureißenlt Das Recht habe ich, ja, das habe ich! Ohne weiteres!" »Hahaha! Ach, du närrischer Kauz! Du sattelst also nicht lange, was-? Aber, höre mal, das Gemein deamt schreibt doch, du hättest das ganze haus aus den Kopf gestellt? Warum hast du denn die Pächters srau mit der Bratpsanne geschla gen?" »Sie hat allerlei Bemerkungen ge macht, Euer Wohlgebren. lieber Jhre Gattin was so die Tugendhak tigteit anbelangt....« »Ah, so....«, lächelte der Kom missar säuerlich. »Gut. Darüber werden wir mal die Pächterssrau hö ren. Was bloß schlimm ist, ist, daß du den Gemeindeiiltesten berprügelt und dem Gendarrnen die Zähne einge chlagen hast. War denn das unbe tngt nötig....?« »Die haben es redlich verdient. Jch sagte zu ihnen: Jhr habt tein Recht, mich anzuhalten oder einzusperren, denn ich habe mich ja nur siir den herrn Kommissar eingelegt. Und sie darauf: Für den Kommissar? Das ist auch recht was? Glaubst ou etwa, das ist so ein großes Tiers Na, das war mir denn doch zu bunt! So sprecht Jhr also von Euren Vor gesetzten?! Und da holte ich eben aus« . . .« shall-Ihn hohnhoS Ich sehe schon du bist gar nicht so dumm! Du haft das herz anf dem rechten Fleck! Wir wollen alfo dein Verfahren ein ftellen.... du tannft gehen, Sechs hiittert Watte mal! Schuaps trintst ou doch, wagt« Der Komitnffar lramte in feinen Tafchen und fifchte einen halben Nu bel hervor. »Da, zur Stärkung wird eg wohl reichen. . . .'« »Ich dante auch schön! Und dann möchte ich Euer Wohlgedoren bitten, ob Sie nicht vielleicht ein Paar ab gelegte Stiefel hätten? Die meins gen sind ganz und gar zerrissen. . . .« »Gut, meinetwegen.... Weil du ein fideles Haus bift! Jch will dir ein Paar von meinen geben, die ich nnr zwei Monate getragen habe Dn haft ihr alfo glamoeg eins mit der Bratpfanue versetzt?« »Na, warum denn nichts Jch dre fche einfach drauf loo.... Anders lanu man mit der Sorte nicht fertig werden!« Der Kommissar trat aus der Kanzlei in das Schlafzimnler nnd lam nach einigen Augenblicken mit den Stiefeln wieder. »Da«, sagte er, »die lannft du nehmen. lind nun geh, Freund. Gott mit dir!'«« »Ener Wohlgeboreni Vielleicht hätten Sie auch irgend einen alten Mantel?« »Genug, genug. . . . nun zieh schon ab! Alles mit Maßen — he, Par fen, laß ihn mal hinaus. . » er mag gehen.... Und bring mir mal den anderen her. Leb wohl, Dreihütter! Als »greße5 Tier« haben sie gesagt? Hahaha. Der Gendarm iiihrle den zweiten Gefangenen herein, verfehle ihm der Ordnung halber einen Rippensioß nnd stampfte hinaus-. »Ah, edler Falle, du! Da bist du also in den Wollen umhergefchwebi nnd schließlich dennoch ins Garn ge gangen?!. . .. Von deiner Sorte habe ich schon lange keinen mehr hier ge bade! Walz macht denn das Erfnrs ier Programm. . . .?« Bot dem Kommissar stand ein oierichrötiger, stiernaeliger Mann, eine k —-s alte, zerschlissene Neitmiise in der hand, und lauschte gesenkten Blickes. »Von Jbtem Gewerbe brauchen wir wohl nicht erst weiter zu reden: Lib dit, Melinit, Nitkoglyzerin und Lun ten, nicht wabt?« i Dann aber ging der Kommissnrl aus einen anderen Ton über und fragte, dem Unbeiannten scharf ins« Gesicht sehend, trocken «Komplicen. . . .?·' »Rein,« antwortete ver Fremde leise. · »Na, selbstverständlich; habe ich mit gleich gedacht! Ja, Herr lim stiitzler, da Sie anscheinend also ein Vogel von der rötlichen Sorte sind, so werden wir beide mitsnmmen wol-l einmal in die Kreisstadt fahren müs sen, ah. .. .?!" »Da tornrne ich ja gerade her. · . .« »So, so. Welcher Wind hat Sie denn, wenn ich sragen dars, in die Sinjuchinschen Gemiisefelder geweht?« »Ich habe nichts nrit den Gemüses selbern zu schassen. Ich ritt in der Richtung auf Bortino, Euer Wohl« geboren!« »Natürlich! co d sz der Gemeinde iilteste und der Schreiber und die Bauern Sie turzweg fälschlich be schuldigt hätten. . . ·?! ArtnerMensch, Sie. . . .!« »Der Deubel hat mich da hinein verwickelt. . . «'« »Was Sie nicht sagen! Zum er stenmal höre ich, daß dieser Herr auch Parteimitglied ist! Der hat Sie, dann wohl anch gleichfalls angestif tet, aus Mord Und Totschlag auszu gehen?« »Ein Totschlag war es ja gar nicht! Jch wollte ihnen bloß einen Schrecken einjagen....'« »Gewiß, gen-ißt Man wirst so ein Ding einem Menschen vor die Füße, und die Folgen sind ein lleiner Schreck, eine slitchtige Nervenerschiits terung. Hahahat Deshalb sieht wohl Jhr Progrimnt, wenn ich nicht irre, auch Großmut nnd Nächstenliebe vor? Ah? Warum antworten Sie nicht«-« Der Unbekannte trat von einein Bein auf das andere nnd murmelte« schließlich: - - »Ich war besoffen....« »Wa—a—as?!" »Befoffen.... Und sie —- dreißig Kopelen wollten sie fiit das Hen! Jst denn das erhöki....?!" »Wer will dreifzig Kopelen? Für weffen Heu?« »Für ihr heu.·.. Jch sage zu ihnen: das ist ja nachgerade gottlos-, so was zn verlangen! Das ist uns ganz fchnuppe, antworten sie darauf, gottlos hin, gottlos her, aber bevor du nicht zahth geben wir einfach den Wasfjka nicht frei-...« »Ich verfiehe iein einziges Wori! Welchen Wasfjla denn — ?« »Den Tfchugrejewfchen, den ich ritt. . .. Und da bin ich eben wiitend geworden. . .. Ach, sage ich, ihr Lau febande, ihr miserable ....! Kein Fetzen soll von euch übrig blei ben. . . . !« »Halt, halt.... ich verfiehe nicht mein Befiel-, zn wem haft du das gefath« · »Na, zum Pächter.« »Ja, was hat denn das mit Bom ben zu tnn —- ?« »Mit Bomben hat das nichts zu tun-« »Ja, Ian redeft dn mir denn da von einem Pächter vort! Wo hast du die Bombe hergenommen, ivill ich Ioifsen?!« »Ich habe keine genommen, Euer Wohlgeboren.... Was soll ich denn damii.... ich brauche kein fremdes Gui....« Der Kommissar wurde dlmielrot. ,.Ja, wer bist du denn, zum Ten bel noch einmal?!« «Jch sage doch — bei Tschngre: jeto in Diensten.... Dreißig Kape ien, sagen sie, mußt du zahlen! Wa—a—ns? Dreißig Ropetensi Wo sieht denn das geschrieben, daß man siir sauliges Heu dreißig Kopeten zahltil Und da ging es eben !os!. .. »Was ging los?« »Was will man denn überhaupt von einem Betrunlenen, Euer Wohl geboren?! So was gibt’s doch nicht!« »Nein, Freund, so kommst du um die Sache nicht herum! Du glaubst wohl, du tnnnst dich hier herstellen .. als dumm ausspielen....?!« ,,Duin1n war ich ja auch! Reißt denn ein vernünftiger Mensch den Judenjungen sonst so ohne weiteres die Ohren ab?! Nein, bloß in der Besossenheit. . . .« Der Kommissar Buchwostow sprang plötzlich aus, stürzte sich iiher den Fremden, packte ihn bei der Kehle und schrie »Du.. »dri« ..tvie heißt du« ..i!« »Jchi Soweit heißt ich. Speicher Inecht bei Tschugtejew».. Soweit Sechshiltter.« DefKommissar stieß Saweli von sich und stürzte brüllend in das Vor zimjner hinaus. »Ist er wng Habt Jhr ihn ’raus gelassen, den Schurke-ji« Saweli aber zog die Brauen hoch, schüttelte den Kon und sagte, zu dem herrscherbild im goldenen Rahmen gewandt ,,Da haft du’s nun... . Trinlt man nichts, geht alles gut; kaum aber trinlt man mal, gleich wird man fidel Und reißt dem einen die Ohren, dem andern die Zähne aus ..... . Wenn das so weitergehi, Sechshiitter, werden so manche bald keine Ohren mehr haben. . . . Aber wie soll man’s nun eigentlich machen, Sechs-hättet ....? Gibt es denn da nirgends einen Ausweg. . . .?! Kreuzdonner wettet-. . . .?!« -—-.- .---— Wo Gespenst tm Darueniailåsichen Nutmlettc von state Unbonsrsti. ..--.: »Es geht tvirllich nicht, Fräulein chen,« sagte die frische Förstersfrau von Lebensroda und blickte voller Mitleid in das schmale Gesicht der jungen Lehrerin die sich bei ihr ein quartieren wollte. ,.Rechuen Sie mal nacht Vier Stuben sind da! Darin teilen sich unsere fiiuf Jungen — mein Mann — ich und das dileinsteZ Wöchentlich zweimal kommt auch noch der Altenbraeler Revierförster und verlangt Unterlunft siir die Nacht!« Oildegard Breithaupt ließ ihren Rucksact von den Schultern nieder gleiten und lehnle sich schwer auf den Bergstock in ihrer Rechten! Die tiefe Röte, die ihr der lange Gang von der Rositrappe herunter bis hierher aus vie blassen Wangen gemalt hatte, war längst wieder verschwunden Weiß und still hob sich ihr Gesicht aus der Dämmerung heraus und unter ihren großen, schönen Augen wurden Die tiefen Schatten, uni derentwillenz -ie der Arzt hierher gesandt hattes ’ chtbar. s »Frau Försterin,« bat sie trotz dert Anlehnung, »W- —— bitte, schicken! Sie mich nicht fou. — Es ist so stius und so schön bei Jhneni Mir ist’s als sei ich wieder zu Haus· Als sei das. mein Heim und mein Wald! Und doch sind die Eltern schon lange Jah te tot und Unsere alte Obersörstereis hat ein anderer!« — Die Försterin seufzte mitsiihlend aus und sah nachdenklich an ihrer sblauen Schürze herunter. s »Wenn man wüßte« daß der Herri Oberjiigetmeister erst im Herbst ins sBorkenschlosz einzöge —- dann könnte n.an vielleicht trotz seines Ber !·cots....« ) »Und wenn schon, Frau Försterin s— schadet das etwas? Jn die Turmspitze kommt er sicherlich nicht. IZudem bin ich dan ganzen Tag im sWalde und abends husche ich durch idaö Hintertteppchen ungehört die sTreppen hinaus --- -—« »Wenn Sie mit dem Gespenster stiibchen siirlieb nehmen wollten —« Gleich daraus wurde sie wieder schwankend. »Wenn er durch einen Zufall ersiihre, daß wir seiner Ans weisung entgegen gehandelt hätten — die Stelle könnte uns das kosten.« »Er wird aber nichts ersahren«, entgegnete Hildegard »Na — denn -neinetivegen.« So kam’5, daß Hildegard Breit haupt, die stille Lehrerin der B. Klas se der Schöneberger Mädchenschule, zur Schloßherrin wurde und die fünf flachsblonden Försterjungen zu ihren treuesten Rittern avancierten, die sich um die Ehre, den Rest saurer Milch aus ihrer braunen Saite zu lösseln — allabendlieh in den Haaren la gelb-» J « see »Sieh bloß Wilhelin«, sagte acht Tage später die Förftekin zu ihrem Eyehetrn, ,,eg ist kaum zu glauben, wie sie sich rauggemachtl Ordentlich hübsch sieht sie aus, baß wenn unser Obetjäger jetzt wirklich kommen soll te, er nicht zum Schelten Zeit fände, weil er genug zu tun hätte, uni sein Herz in acht zu iehmen! Vielleicht ge länge ihm das iar nicht nml —- -——« Das Jhr Frau-i doch das Pläne machen nicht lassen könnt«, Vrnninite der Fötstek. Jn diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Der älteste der Flnchsköpfe schaute ganz fnssungslos drein nnd der grüne Hut mit der kecken Reiher fedet saß windschief auf dem linten Ohr . . . . »Junge«, sagte der Föestey »was hat's wieder gegeben?« Ftiy wütgte ein wenig —- dann stieß er hervor: »Der 0000 Herr esse Obekjägcr metstee ....« - s »Von Blitz und Element, Jun ge wo?« »Auf der Bunt, Vater, hier unter der Buche.« — »Und das Fräulein?« »Im Ziegenstall. « Der Förster atmete erleichtert auf. ,,Mars, Fritz — und sag« ihr, sie möcht’ ge iilligst drin bleiben, bis Mutter sie rausrustZ Leg noch zur Sicherheit den Sticken in die Kram pe —- hötst du?« »Ja —- ivoll —— Viliek.« Jn langen Sätzen stiirmte er von dannen nnd der Förster ging zur Be grüßung seines Vorgesetzten hinaus. Eine vornehme, stattliche Erscheinnng war’s, die da unter dein Schatten der Buche saß. Nicht mehr in der — er sten Jugend stehend —- dennoch ein Mann, den man nicht übersehen konnte. »Verzeihen Herr Oberjägerineister, daß wir nichts hergerichtet haben —« »Da ist nichts zu verzeihen, Rei chelt. Jch bin der Schnldige Die Luft war in diesem Jalsr heißer denn sonst trieb mich nach Lebensrodai Sonst nlles im Wildstmkd in Ordnung?« Jetzt tonr der Försier in seinem Element. ,Der Bestand ist gut. Die Schon zeit trägt ihre Fruchte nnd die ver flixten unbernfenen Knnllbiichsen ha ben endlich Ruhe gegeben.« Herr von Steinen reichte dem För ster die Hund. »Ich danke Ihnen, Micheli ich wußte, daß ich mich vollkommen auf Sie verlassen ionnte.« Da nahte —— mit der neuen weifzen Schürze angetan —- die Frau För sterin. Jn den Händen ein Tablett mit frischer Milch, ein paar Schwarz broischnitten und einen der köstlich sten, selbstgemachten Käse haltend. »Willkommen· Herr Oberjägermeii ster,« sagte sie und setzte ihre Last vor ihm nieder; ,,mcinen nntertiinigsten Wunsch, daß Sie sich recht in ihrem Schlon wohl fiihlen mögen.« Herr von Steinert, dem die junge Frau sympathisch war, dankte ihr herzlich und leerte ein Glas Milch mit durstigem Zug. Der Förster ging nachher in den Wald —- seine Ehe hölste zog mit Besen und Scheuertii chern gegen den Staub und die Spinnweben des Schlößchens in den Krieg und die fünf Flachsblonden schafften mit dem Ziehhund die Kof fer des Oberjägermeisters vom Bahn hof im Tal her. An Hildegard Breit haupt dachte niemand. Die saß im Ziegenstall und zer brach sich den Kopf, weshalb man sie toohl eingesperrt haben mochte. — — 5 Stunden ertrug sie tapfer die fticki ge Luft in dem engen Raum, dann begann sie um Hilfe zu schreien, trotz dem Fritz gesagt. »Sie möchten hier so lange drin bleiben, bis die Mutter Sie ruft.« Das zunehmende Hungergefiihl und die Beklemmung gaben ihrer Stimme durchdringende Kraft — —- Fritz — Wilhelm —- Kari —- Kurt — Max schrie sie mit vollen Lungen —- — aber reiner der treuen Ritter tam zu ihrer Rettung. Da halfen die tleinen Fäuste mit. Sie hieben nnd pnfften gegen die waclliae Tür-, daf; die Bret ter ächzte-I —— endlich ließen sich Schritte hören. »Laszt mich heraus —- ich ftiele ja«, schrie sie mit der letzten Kraft. Da flog der Sticten aus der Kram pe und in blendender Fülle lachte die Sonne zu ihr herein! Sie mußte die Augen schließen -— der Wechsel war ein zu plötzlicher und gewaltigen Als sie sie wieder öffnete, wurde sie blut rot. Ein fremder Herr stand vor ihr und schaute ihr starr in das erschro ckene Gesicht. Sie sah sehr lieblich aus. Die hellen Locken waren in dem Ge fängnis in Unordnung geraten und aus den großen Augen sprach hilf lose Verlegenheit. Sie fühlte, daß sie irgend etwas tun mußte, um der peinlichen Situa tion ein Ende zu machen. «Vielen Dant!«« sagte sie deshalb leise. »Die Jungen haben sich wohl einen Scherz gemacht und mich hier eingeschlossen. Jch hätte es ihnen nicht weiter übel genommen, wenn sie nur nicht vergessen hätten, mich wieder he rauszulassen.« , Der Fremde verneigte sich tief. " » ,,Vielleicht bin ich indirett daran; schuld. Die Jungen sind nämlich sort,: um meine Sachen zu holen. Erlauken Sie, daß ich meinen Namen nenne — Oberjägermeister non Steinert.« Hilgegards Herz schlug plötzlich bis zum Halse herauf. Das war er, vor dem sie sich nicht sehen lassen durfte -— und nun — — »Sie sind hier zu Gast, gniidiges Fräulein?« fragte er interessiert. ,,Nein«, log Hildegard, »ich streife im Harz rum und komme nur täg lich fiir ein paar Stunden hierher, dabei habe ich mit den Jungen Freundschaft geschlossen.« »So ..« so sagte Steinert 'und sah sie prüfend an, »vielleicht see hen wir uns bei dieser Gelegenheit öf ter.« —- Dann zog er den Hut — blickte noch einmal zu ihr herüber und verschwand im Tannentvald, während Hildegard zu der Försterin ging. um ihr die Vorgänge der letzten zehn Mi nuten zu erzählen I· si· st Seit sie im Borlenschlößchen wohn-. te, das seinen Namen wegen der äu ßeren Bekleidung aus Baumrinde trug — hatte sie traumlos und fest geschlafen. Das war nun zu Ende! Die Nächte, welche der Gefangenschaft im Ziegenstall folgten, waren qual voll und unruhig, weil ihr allerhand sonderbare Gedanken durch den Kopf gingen. Zwar hatte das Turmstüb chen einen besonderen Eingang durch die Hinterpsorte —- 56 Treppenstnsen trennten sie zudem von den Wohnräu men des Oberjägermeisters und den noch stieg ihr jedesmal eine Blutwelle bis in die Stirn hoch, wenn sie daran dachte, daß sich dasselbe Dach über ih ren Häuptern wölbte. Sie hatte dasiir zu sorgen, daß sie mit dem Manne, dessen Gastfreund schast sie heimlich genoß, möglichst selten zusammentraf. Warum rebellierte ihr Herz dage gen, das jedesmal einen heißen Schlag tat, wenn das Auge die hohe Gestalt des Herrn von Steinert erblickte stt il- il Trotzdem Hildegard ihn zu vermei den suchte, treffen sie sich täglich. Er weiß längst ihren Namen und die Art ihrer Tätigkeit Auch heute sitzen sie imHirschgrund beisammen. Ganz Alls tägliches sprechen sie. Wie schön die Natur —- wie licht das Buchenlaub und wie tiesgriin der Tann sei. — Dabei denken sie —- an ihre Liebe! — Wie tief und stark die geworden ist u. sich nach einer Aussprache sehnt! —-—— Am Abend, als Hildegard schon in ihr Stäbchen geschlüpft ist, bricht ein Gewitter los, eisi Wirbelwind pfeift um dass Schlößchen und reißt aii den .Feiisterii. Hei-auszugehen und sie zn sschließem wagt sie nicht —- wie sie sdenn auch kein Licht anziindet, aus iAngstz er könnte eg sehen. Sie hält Jden Atem an. Gingeii da unten nicht fdie Türen —- Ja und Schritte ..... kommen — ganz langsam die iTieppe herauf —- sie zählt jeden ein «zelnen in Todesangst — jetzt sind sie dicht vor ihrer Tür — was soll sie tun? —- Sie stürzt nach vorn, um den Riegel vorzuschieben —- aber er ist abgebrochen —- da schlägt sie die Hän de vors Gesicht und wartet. Eine Hand legt sich schwer auf die Klinke — und die Tür springt ans! —- Vom Windstoß erlischt das Licht in der Hand des Mannes-! — Da fährt ein Blitz herunter und taucht das Zimmer mit der zusainniengetau erten Mädchengeitalt in loderndes Gold. — Klirrend fällt der Leuchter zu Bo den — dem starken Mann wird es wundersam zu Mut — wieder ein Blitz —- sie hat die Hände von dem Gesicht genommen und sieht ihn an. Da weiß er, daß das vermeintli che Gespenst ein Wesen aus Fleisch und Blut und das Mädchen ist, das er lieb hat. — — »Sie,« sagt er ganz leise und kommt näher. Das Wort gibt ihr die geschwun dene Willenstrast zurück. ,,Ja«, sagte sie fest, »ich — Hildes gard Breithaupt — bin’s — — schel ten Sie mich nnd strafen Sie För sters nicht! -——- Jch ganz allein trage die Schuld! Mit meiner Sehnsucht und dem Glücks-gefühl, das mein Heimweh endlich still wurde, habe ich niir den Platz errungen. —- Morgen :n aller Friihe relse ich ab —- -—-« »Von welcher Schuld sprechen Sie —- Hildegard —- ich weiß von keiner. Jch weiß nur, daß mir allezeit die Liebe gefehlt hat, und da sie nun end lich doch gekommen ist —- nun mein Herbst beginnen will.« Wie ein schüchternes Bögelchen schiebt sich da ihre kleine weiche Hand in die seine. — »Haben Sie Dank fiir Jhre Wor te — —- und nun gehen Sie — Herr von Steinert.« Aber er geht nicht· Er beugt sich tief zn ihr niedkr und nimmt sie ans herz. — — »Mein Uliick —- mein Ein»3iges,« sagt er, »als-s ob ich dich jemals wie der lassen wurde, du gehörst zu mei Ircnr Eigentum —— als das Gespenst im Turmstiiblein —- —-— mein bist du nnd bieiist du sitt immer! Nur sagen mutßot du mir, ob du mich auch lieb «««,-sls ".-« Worte findet sie nicht. Sie Lege w Hslrme um seinen Hals und neigt ihm den Mund entgegen. —- -— is— Und unter Donner und Blitz küßt der ernsthafte Mann, den die Liebe erst das Lachen und das Jungiein lehren mußte, seine künftige Ober-jä germeisteriw