Ylnmzksdrin sie-Inn von klare Radien (13. Fortsehnngy »Wir i war. Lonni' er wars den Kopf zuer und lachte, »ja der Weg ist zu weit, dahin kann i nicht zu riick —- toie ein Rachtwan er — und Sie weckten mich". aJa. ein rechter Nachttoandler bist Du. Ich solgte Dir all die Zeit. Jm Schatten stand ich. als Du aus die Straße tratest, und ich dachte, die Süßigkeit in der oust«, e almete ans, «biitte Dir sagen m«ssen, daß man nicht allein sein lann in diesen gesegneten jungen Frühlingsniichten«.l »Ah, und ich ging weiter. Da sehen: Sie, wie ungeschlissen ich noch immer bin«, sagte err. »Ich sage nicht Sie zu Dir, Jrnre. Du spielst mit den Worten, wie mit tairen Steinen. Jch kam nur, um bei Dir zu sein«. .Die ist einsam, kleine Lonyi« »Einsarn und zu laut«, sagte sie. .Die Tage surren an mir vorüber, ich bin selten allein, aber da ist nie mand, mit dem ich sprechen kann wie mit mir selbst. Als Jnge noch lebte, war das anders. Du wolltest doch mein Freund sein« ere, und seit diesem trüben Weihnachtssest kennst Du sast nur noch Deine Geige.« »War ich wirklich so schlecht?« »Warst Du schlecht gewesen, lau herziger Jrnrei Das wäre ein Schau spiel! Da wäre ich gekommen und hätte mir angesehen, wie schön die Schlechtigkeit sein kann, aber Dein Leben geht wie eine Uhr mit einem blechernen Schlag!« " «Haben wir nicht abgemacht, daß Du eine gerechte Freundin werden wolltesi?« »Gerecht! Gott im himmel, ge recht! Denk Dir, wie langweilig die Gerechtigkeit ist! Du kannst Dir selbst prophezeien, was alles kommen muß, wenn Du dies und jenes tust oder lässest«. w Sie schmiegte sich vertraulich an n· ·Wie schon ist es dagegen," sagte sie. mit einer Stimme wie dunkler Samt, »wie schön ist es, zu wissen, daß es gar keine Gerechtigkeit gibt, daß man zugreisen kann und einem anderen das herzt aus dem Leibe ho len. der es bewahan möchte; daß nicht immer Unheil um unser Haupt kreist, wenn aus der heitetleit oder Schwer mut einer Stunde etwas glühend Schönes geboren wird' «Lonh, Du bist ja eine Dichterin!" «Vielleicht bin ich nur ein Theater mädell' Es war, als ob ein schillernder Mantel oon ihren Schultern glitte. Andras ere nahm ihre hand, die aus seinem Arm lag. Als Lony verstummte und vor sich hinsah, hatte ere die Vorstellung von einem verlöschenden Licht. Das schnelle Mitleiden des Glück lichen saßte ihn: «Lony, was machen wir nun?« sagte et klingend. »Wir wollen doch nicht durch diese Gassen laufen, wir wollen etwas Schönes unternehmen!" Jhre Augen blitzten im Halbdunlel wie schimmernde Emaillr. «Ja, das wollen wir! Wir wollen einen Fiaker nehmen und hinausfah ren in den Prater, so recht in die blaue Nacht hinein. Da blühen schon Veilchen!« Sie greist wirklich nach meinem setzen, dachte anrr. »Schön wäre es«, sagte er und der malte Klang teiner Worte schmerzte ihn um des lieben Mädels willen, »aber so, wie Du da bist, nehme ich Dich nicht mit. Du gehst ja einher als ob es Sommer wäre und nicht die lehten März-age« Lonn trug ein leichtes Jackenkleid, der breite Kragen der Blase, der bis zu den Schultern aus der Jacke lag, war weit geössnet und liesz den Hals ei. Jn ihrer Freude bemerkte sie seine suruekhaltung nicht. »Alle gut, gehen wir nach hause, ich hole den Pelzinantel«. ere wollte in die nächste Straße einbiegen. »Nein. nicht dort, ich habe ja längst eine neue Wohnung. Ach, und die haft Du noch nicht geiehenl Wie oft war han« Gefied««-k bei mik, und viele andere'. » ch net-eile tehi itakt«. » n, ich weiß«. l Sie gingen wich die Straßen ent ang. »Wer bin ich zu hinlief sagte Lony Sie standen vor einer wuchtigen breiten Tlir. » »Das da sind meine Fenster« linls, itn Etdgefchoß«. Sie schloß auf und ging voran; sie hielt feine hand, bit sie das Licht an seziindet hatte. Ei war das alte immer-, nur q.ößet und farbigei, to chten es Im ee, noch mehr Blumen und ein Duft von Zigatetten und feinem Pat stim. Lony stand unfchliissig mitten tm Zi rinnen Sie hielt den Hut in der hand und TIERqu IN nt l eh nt , n en to e an piee bleiben· Wie lönnten Ins etwas erzählen, so recht behag lich«, fiigte sie lebhafter hinzu, »warte einen Augenblick —- und mach’ es Dir bequem«. Sie verschwand im Nebenzimmer. satte brachte Hut und Mantel hin aus, und dann zündete er eine Zi garette an. Jhm war wohl in dem Raum, die Schatten der alten Möbel hatten et was warm Durchleuchtetei, der weiche, sehr farbige Teppich erinnerte ihn, sa. an was denn nuri An wagt An die verwilderten Blumenbeete dort unten in Nagasa. Er lächelte und summte das Liebeslied, das er Lisa gesungen. «Weiter, mein Fürst, weiter!« sagte Leut-, die leise herein gekommen war. »Aber nimm die Geige, bitte!« Sie blieb nahe der seidenverhans genen Lampe stehen« den Kopf in die emporgehobenen Hände zurückgebogem das finatagdgriine Kleid von Licht übergossen. «Etwas anderes, Lunis, das Dir lieber sein toird«, sagte er und griff nach seiner Geige. - Er spielte «ein altes ungarisches Tanzlied in einem strengen, gebunde nen Rhythmus. Hin und wieder sie len einzelne Verse, lurze Worte hin ein, die etwas u.isagbar Aufreizendes hatten. Lony stand unbeweglich da, die hände im Nacken gefaltet, dann lief ein Zittern und Wogen durch ihren Körper, als ob der Wind über hohe Gräser strich. Langsam drehte sie sich, die Arme immer noch erhoben. Aufrecht, feierlich glitt sie iiber den bunten Teppich —- eres halbge -schlofsene Augen hingen an ihr. Noch strenger nahm er den Talt, noch zwingender klangen feine Zutufr. Eine Vorstellung durchströmte sein Illnterbewußtfein, als habe er vor ITaufenden von Jahren, genau wie zu Idieser Stunde, in einem Tempel ge sstandem und das Mädchen in der ifmaragdgriinen Seide, fest und schlank, mit eckig geschnittenen braunen Haaren, einen Goldreifen um die sStirm hätte vor eirem Götterbild ge i l i Nun legte die Iiinzerin eine bering te band aus ihr Haupt und die andere Hand streckte sie roeit von sich, wie um lauetnden Dämonen zu wehren. Jhre Augen wurden schwarz und groß, ihre Brust hab und senlte sich. Die Geige sang weichen das Tanz lied wurde inniger. Lcny bog sich und schwebte, ihr voller roter Mund össi nete sich zu einein beriickenden Lächeln, so daß Andras ere das blitzende Gold sah. Mit etn paar breiten Strichen en det-. er das Lied. Lony stürzte voran, ibre weit vorge streckten Hände waren wie eine Op serschale zusamniengeschmiegt. »Mein Fürsti« Jhr brauner Pagenlops neigte sich. Andras ere untsaszte seine Geige, sein Blick slog zu der Madonna bin iiber. Da sal) er ein dleiches Kind neben der Heiligen stehen, das eine rote Rose ans herz gedrückt hielt «Lony", sagte er verhalten, »Du bist doch eine Dichterin«. Das Mädchen sah ihn an, össnete die Hände, schüttelte sie ein wenig, als tropste eine Flüssigleit an den eFingern herab, und sagte tvie von erne: »Es war ein schöner Trank, Jtnre, nun ist es vorbei«. Dann strich sie langsam ihr Haar zurück. »Ach, Du herrlicher Fanatiter«, sagte sie und ging mit leichten Schrit ten hinaus. Als sie wieder hereintatm trug sie aus einem Tablett eine Flasche Cham pagner und ztvei Gläser. Nun wollen wir mal einen andern, auch lehr guten Trunt tun. Der Sett ist nicht talt genug, aber er ist der be ste, den ich je hatte, und« — sie sab zu Jrnre biniiber —- ,tvir wollen beute abend Abschied feiern, und das muß ein wenig ins Blut geben« sonst stat tern wir ja auseinander wie Vögel, sie zufällig aus demselben Baum sa en.« i «Lony, Du willst doch nicht Ingen, Idaß Du Wien verläßt?« . »Ja, ich gehe fort, Jmtr. Das Semester ifi zu Ende, und ich will in tviirmere Länder«. Jhe Geplauder lief silbern dahin. «Und das lagst Du erst heute?« »Gut-de heute fiel es mit ein, daß ich wandern möchte!« Lony ziindete sich eine Zigarette an und sah Jnire durch den hräufelnden, ziehenden Schleier in die Augen. «Und wohin geht die Reife?« »Noch Paris«. «Und manni« «Oh, bald, diese Woche noch«. «Studieren«i« »Ja - »Ach, nach Paris möchte ich auchi« Esch lann Dich aber nicht gebrau «quuh’s schon, Lonh«. Jnice leerte sein Glas. Ihm kam ein Gedanke. «Allein oder in Begleitungi« « «Jch habe da einen Freund, ich lenne ihn lchon lange, ein Mediziner, der läßt mir seine Ruhe. Jch soll durchaus Paris iennen lernen. Na, schließlich macht es mir Freude, es ist einmal eine ganz andere Stadt, an dere Menschen -« «Magst Du ihn gern, Deinen Medi-n ztneri« - - ' ere streckte die hand nach ihr aus. Lony sehte sich aus die breite Lehne des Klubsessels, in dem ere saß. »Ach, das isi nicht so einsach zu beantworten. Schau, ich habe eine Schwäche site schöne Menschen. Du lachstt Ja, aber so ganz zum Lachen ist es nicht« Wäre er ein krummer, kleiner Kerl mit einem nichts sagenden Gesicht, ich ginge nicht mit, und wenn er der beste Bursche unter der Sonne wäre. Aber mein Mediziner ist ein schöner Mensch«. »Nicht so schön wie Du, ere - ach, laß mich einmal sagen, was ich denke! Komm, wir wollen gut zu einander seini« Sie rutschte von der Lehne herunter und setzte sich aus eres Knie. »Meine Lony«, sagte ere zart und faßte sie leicht um« »Du weißt, ich habe ein Miiochen sehr, ehr lieb — und sie mich. Glaubst u, daß sie sroh sein wurde, toenn sie sähe, wie ich Dich hier im Arm halte?" »Nein, sicherlich nicht, aber das tiimmert mich nicht, absolut nicht. Mach Dir Gewissensbisse, mein Fürst, ich bleibe hier sitzen. Jch weiß es, Du hast auch mich ein wenig lieb, so wie eine Lieblingsschwester vielleicht«, sie spielte mit einer Kette, die um ihren hats hing, und sah vor sich hin, »das iit alles so kompliziert, so ver schlungen. Liebe ist doch nicht wiel Schwarz und Weiß. Unser Herz hat; tausend Lichter. Du hast nun sent seinen Brennpuntt, zu dem sie alle .hinstreben. Und doch fliegt mal ein Ist-Blitz zu mir oder zu einer anderen hinüber, Du tönntest ja sonst tein Künstler sein, ich meine so ein Künst ler da ties im Herzen, wenn Du nicht Freude am Schönen hättest. Viel leicht liebst Du mich wie eine Früh lingswolle oder wie einen Rosen strauch, aber ein Funten Deines treuen Herzens fliegt doch zu mir herüber,« leiser Spott lief um ihren oollen Mund, »oder bleiben wir bei der Lieblingsschwester, zumal Schön heit mich nur von weitem streiftei'« »Liebe Lony,« ere hatte ihr ernst und ausmertsam zugehört, »Du be schömst mich. Ja, bleib hier, und wir wollen wirtlich gut zueinander seien· Erzähle mir von Deinem Freund« »Nicht so schön wie Du, Jnire«, wiederholte sie» »oh nein. Weißt Du, was ich ost bedenke, wenn ich Dein verschlossenes, duntles Gesicht sehei Ein altäghptischer Prinz ist er, aus einem edlen, reinen Geschlecht. Wende doch mal den Zion zur Seite, daß ich Dein Prosil sehe." »Aber Lonh, was siir einen Un sinn treibst Du mit mirs« Er sah unwillig aus »Nein Unsinn, ere. Glaub mir, viele Frauen werden Dich lieben, Deine herbheit und Dein betorendet Spiel, ere, Jinrel« »Lony,'· begann ere wieder, »wir wollen doch nicht von mir sprechen. Erzähle von Tir« von Deinem Freund« »Ja, richtigl Also Du hast die tlassische erzgegosseue Schönheit einer alten edlen Rasse, und mein Freund, wir wollen ihn mal so nennen, hat die Schönheit eines rauslustigen Ger manen. Und dieser Vergleich ist so prachtvoll,« sie richtete sich aus und die Freude iiber ihren guten Einfall leuchtete aus ihren Augen, »daß ich ihm am liebsten durchsiihrte, bis in euer Jnneres hinein.« »Nein Lonh,« ere lachte, »nun mnsz es ein Ende nehmen, oder ich gehe. Also, hat er Dich lieb, Dein Germane?« »Unsinnig, mit der ganzen Wucht dieser gesunden Rassel« »Ja, Kindchem und Du willst mit ihm reisen?« Lonh schwieg und spielte wieder mit ihrer Kette. »Ich bin so allein, vielleicht daß ich ihn lieb gewinne.« »Du ere, Du lannst heiraten. Du hast eine zweite heißgeliebte, Du hast die Musik. Jch glaube et nicht, daß die Liebe lebenaudsiillend ist. Wenn Du das Mädchen so liebst wie die Musik, und wenn sie unter Dei nen lieben, schönen hönden ein so seines Instrument ist wie Deine prachtvolle Geige, und sicher ist die, die Du liebst, ein wertvoller Mensch, dann darsst Du den Weg gehen. Wiej kangfe Du ihn gehen kannst, wer weiß s a. » .-aver ich, never ere, ich vtn nur eine Dilettantin. «Sag nichts, ere.« Lko legte ihre hand aus seinen Mund, «ich weiß es besser als Du, als irgendein anderer Mensch. Sagen wir, ein viel begabter Dilettant, aber Dilet tant. Wo immer ich stehe, ich bin nie am rechten Pius-. Jch bin auch ein ungeduldiger Mensch, kann nicht warten, nicht augbarrem Nein, ich tauge nicht siir diesen Pakt, ich gehe nach Paris,« sie seufzte ein wenig, ,,albler ich bleibe stei. Ein steier Bo sk « . Såe schüttelte das Wehe ihrer Wor e a . »Nun nimm Deine Geige und gehe, mein Fürst, ich habe Dir eine Nacht geraubt, ich tat es gern. Dein erz blieb verschlossen wie ein bei ger Schrein.« Sie nahm seine beiden hande. So standen sie eine Weile und sa hen sich on« · s « «Lebe wohl, meine liebe ileine Lony, nnd habe Danl!« «Aus Wiedersehent« Er küßte die kleinen, festen lWink-« Ttes in Gedanken ging Andras ere nach hause. Der junge Tag wars die Schleier der Nacht ab und badete im Tau. Sechsundzwanzigstez Kapitel. Vor dem Wiener Cases in Lussin piccolo standen schon die Tische und Stühle. Die Stamnlgäste strecken ihre Beine in die Sonne und lauten an ihrer Virginia. Sie lasen große Zeitungen oder sie schwamm, let-hast, mit ousdrucksvollen hundbeiveguni gen. Manche trugen eine Blume im Knopslochz kecke Burschen hatten sie hinter-i Ohr gesteckt. Kreischende Kinder spielten unge niert urn die Tische herum, Karten ocrtiiuser schoden sich dazwischen, und die Kellner dalnncierien aus hoch er hobener Hund die Tableits mit Tas im. Das ivnr die gute Stunde siir das Wiener Casex die Zeit, in der tutz hintereinander zweigroszeDamps ser anlegten. Die kleinen Wagen standen schon in einer langen Reihe ausgesnhten und ehe noch der Fremdensnng be gonn, beschimpsten sich teinpernments volle Rosselenter niit teuslischer Lei denschaft. Er gehörte zu ihren täg lichen Freuden Lenerl stand mit einer kleinen Karte abseits. Herr Andms sollte kommen, wes-. halb nicht herr Gestedtner«i i Sie ticherte in sich hinein l Den Dampser siag i schon und Frauln van oe Sanvr is noch net das dachte Lenerl, wenn i mein Schoß abholn tat, a ganze Stund vorher gang i aus und ab. Aber die vornehmen Leut, da keimt man sich net aus! Lisa kam langsam die Gasse hinab und stand dann im Schatten eines Hauses. Die wartende, sehnsüchttge Liebe hatte sie init einer Anmut ohne gleichen umgürtet, sie leuchtete wie eine Birle im Frühling. Wie ist es möglich, baß mein Herz mir keine Ruhe gibt, dachte Liset, es sliegt mir voraus, und doch sind mei ne Füße von zaudernder Schwere. Wie ist es möglich, daß ich mich heute einem Menschen neige, von dem ich vor Monaten nichts begehrte als seine : Freundschaft H Wie kommt es, daß ich nun, wie eingeschlossen in einem kristallenen Raum, unverleßlich die Dinge dieser ’Welt betrachte, während noch vor gar lnicht langer Zeit die Stimmen der Menschen« ihr Geboren, eine häßliche Umgebung mich beleidigtens habe ich mich gewandelt? Hat ere sich geünderts Jch weiß es nicht, ich wziß nur« daß ich fast nach ihm oerdurste. Die ersten Passagiere verließen das Schiff. Und da kam Andras ere· Er ging schnell die breite Planke Zinab, schaute sich um und trat ans enerl zu. Ein Träger brachte sein Gepäck und lud es aus die Karte; die Geige gab ere nicht aus der Hand. Lisa sah unverwandt hin. Das alles war ja ein vorüberziehendes Bild, konnte kaum Wahrheit sein, »wa: so unwirllich schön! Lisa wußte es: ere mußte am Eingang der Gasse vorübergehen. Sie wartete, es war ihr, als hörte sie sernen Gesang. Ach, kein Gesang! Die Kinder spielten oben in der Gasse, aber was blühte und sang heilte nicht! «ere!" ries sie leise, als er in ihre Nähe kam, ,,Jinrel« Schnell wandte er sich ihr zu. »Meine Lisa, süße Lisa!« Dann sahen sie sich stumm an, wußten nichts zu sagen. Kinder liesen an ihnen vorüber, Frauen mit Traglasten schaben Lisa zur Seite. Sie lachte: »Ach, da stehen wir nun und nehmen andern Leuten den Weg," sagte sie. »Komm« sie schob ihre Band in eres Arm, »komm, wir gehen über den Berg an der Kirche vorüber, da ist’s schöner. Aus den Mauern stehen schon tausend Frühlingsblumenl Das hast Du noch nicht gesehen. Jeh bin ja schon gring Tage hier, oh, es ist wunder gmre vertan-tue ne trunken »Ja, wundervoll, Lifn!« »Er legte feinen Årrn um sie. Niemand benchtete die beiden. Die Kinder und hunde rannten die schmalen Gassen mit den vielen Stufen hinauf und hinab, und die Frauen, in weiten, hellen Jucken, la gen in den Fenstern, hackten vor den üren, lachten, ichwatztem arbeiteten auch ein wenig. Ein Liebeöpanr mehr-, ein Liebes paar weniger, ach, im Frühling hier auf Lusstnt Jmtner höher ging ed hinauf, auf flachen Stufen, und dann kam der große, mit breiten Steinfiiesen ausgelegte Kirche-tax Ein Geistlicher in langer, schwarzer Soutane ging, sein Brevier in der hand, betend auf und ab. Der weite Plan war leer. Lifa und Andras ere setzten sich auf die niedrige Mauer und blickten aus die willtiirlich itberetnander ge schobenen Dächer, Mauern, tleinen Gärten, Gassen und Reste alter Bo gen. Tief unten legte man quer durchs das regellos bunte Geschiebe eine breite Fahrstraße an. Jm saftigen Braunrot des Erdreichs standenl schwere, mit trästigen Pferden be spannte Karten, beladen mit silbri geni Karstgestein. Die Arbeiter, in blauen, roten, grünen Musen, schau felten, trugen Steine, hämmetten. Alle Laute, die zu ihnen heraus drangen, schienen leicht und froh Ueber allen Dingen und Farben war das helle Geriesel der Frühlingsleich tigteit. Es kräuselte sich auch über die Tie fen all der Fragen und Gedanken, die Andras Jinreg schweres Meise gepäit gewesen waren. Unter dieser lichihlauen Kuppel löste sich alles in tie Einfachheit jun ger Liebesstunden. Hand in Hand saßen sie, sahen( über die Stadt hinweg, schauten sichs in die Augen, vergaßcn alles ringt3’ umher und versanken ineinander. ! Lisaö Hut, den sie beim Steigen; in der Hand getragen hatte, war zur Erde gefallen. ere strich zärtlich über ihr we hendes, golbiges Haar. »Wie bist Du, meine Königin.... wonnevoll, wonnevoll!« sang er leise. Lisa nahm seine Hand und legte sie an ihr Herz. »Hörst Du? Es schlägt nur siir Dich, ere.«« »Willst Du nun bei mir bleiben?« fragte er innig. »Ja, niein anre.« »Ist alles geschniolzen, was Dein liebes Herz verschlossen hielt?« »Ju, is- JM!O!« »Und» wirst Du mein geliebtes XUTIU sclclk Seine tiefe seelische Ergriffenheit durchleuehtete uiid erhdhte seine selt same Schönheit so sehr, daß Lisa fühlte, wie ihr eigensteö, inneres Le ben zu ihin hinubeistrdiiite. Jch bin an ihn verloren, rief es in ihr. Tränen füllten ihre Angen. »Lisa, Geliebtel« Jedes Wort schlug sie in eine neue Fett-L »Ich kann nicht inehr ohne Dich ;leben. Dein Weib, ere, ja Dein,«' sstaminelte Lisa erschiittert. » Andras ere erbleichte. Er legte seinen Arm um sie. J So saßen sie stuiiiin, berauscht, je sder die tiefsten Gedanken des andern Itrinkend. s Neben der Kirchentiir lehnte der Mann in der schwarzen Doutaiir. Seine großen Augen brannten zu ihnen hinüber. » ---------- ; Jn der blauen, feierlich prangen den Nacht enthiillte Lisa ihrem Ge «liebten jeden Gedanken, jede Regung Iihres Herzens. » Sie standen am rauschenden, un sendlichen Meer. ; Tief beugte der junge Aiidraö Jinre ssein Haupt. » Aug dem einst unverstandenen Leid zder Geliebten löste sich für ihn lang sam ein Bild, zu deni er betete. Er fand das Heiligtum, nach dein wir alle, solange wir reinen Herzens sind, die Hände ausstreckem Dann kam ein Morgen, an dein die Glocken läuteten und Andras ere seine schone, junge blonde Frau aus der Kirche führte, die breiten ausgetretenen, von Chpressen einge säumten Steinstufen hinab, über den Htifenpliitz, die Gasse hinaus in Bar telg stilles, weißes Haus. Die jungen Menschen waren so zschön, daß die Dorftinder sie stuinin anschauten, und daß selbst die alten sFrauen auf den Steinbanten, die an den Häusern entlang liefen, ihr iSchwatzen vergafzen, das doch sonst durcheinanderlief wie die Hölzer einer iKlöppelarbeiL s Nur das oerrvegene Schiffervolk im Hafen rief sich mit heiserer Stimme Alltäglichteiten zu, als sei nicht so eben der leibhaftige Frühling an ih nen vorbeigeschritten Peter und Maria Vartel gingen hinterdrein und nictten und lächelten. Durch Frau Bartels altmodisches schwarzes Kleid schimmerte überall Tihre warme Hausfrauliehteit hindurch, und Peter Bartel war so geniert durch den langen schwarzen Roet und den Zhlinder, den er einstmals zu einer Ansstellungseröffnung getauft hatte, dasz sein gutes, treuherziges Gesicht mehr denn je von tausend klei nen, lieben Iältchen durchzogen war. Früh am andern Tage reisten Jgnre und Lisa Andras nach Triest C Ein seiner rieselnder Regen war in der Nacht niedergegangen. Aus der Fahrt zum Schiss in Lus sinpiccolrr überschütteten die ersten Daphnebliilen und das viele Kräu-. tertverl die beiden mit ihrem DustJ Als das Schiss in die grautvoi gende Ferne tauchte, flatterte es wie Fetzen zerreißender Wolken um die Masien und Schlote des großen Damian-. , Die Einsamkeit hockte srierend nusl den tarstigen Höhen und starrte den Glücklichen nach Und Lisa sagte noch noch Wochen ,,Was siir eine wundervolle Fahrt hatten wir doch!« Siebenundzwanzigste a.pitel «Eins nföchte ich wissen, Therese, sagte Professor Hoser und legte seine Zeitung sort, »was bast Du damals mit Loiits Jezet abgeiiiiichti« Er saß in einein ioeiien Korbstuhl iii der verdecllen Veranda seiner iste ieniiiier Billet. Seine schweren Glie der waren ditrch Rissen und allerlei tuiistvolle Stützen zur Ruhe gebracht: Ersindungen seiner Frau, die das ewige Oerumwandein ihres Maan immer von neuem zu tseninien der suchte· »Wie oft willst Du noch aus die laiigivetlige Geschichte zuruittoinnien« Ltiiicenzst Jch sagte Dir sa schon« sie tsat dreitausend Marien tsintertegt, die uns zusallen, wenn Andras m drei Jahren seitie Ausbilduiigstostert und den Florentiner Aufenthalt noch iiicist bezalslt csat.« ,,Dreitaiisend Kronen, Therese, ah!'« er sprang aus, trdss aller Stupen iiiid Rissen, »das ist uneilsort, das ist Blutgeld! Sagte ich Dir nicht ausdrücklich, eintauseitd Kronen, und nur, weil Du es durchaus iootltestl ich hätte ihn gern gaan umsonst aus gebildet. So ein begabter, pracht ooller Bursche!'« Der Prosessdr sulsr sich mit den Händen durch sein litt-. schiges graues paar. «Dreitauseitd Kronen, Therese, nein, das leide ich nicht.« Seine Frau blieb ganz ruhig. Sie stand an eineni Blumenlisch tmd zupste welle Blättchen ab. »Das leide ich nichte« sagte sie sanst und lächelnd. ·Mein lieber« guter Bar, Du ninszt ein sehr tue es wedachtnis haben, ich sagte neiil schon, dreitausend Kronen, und da biiimnitest Du, gut, gut, aber sek schone mich, sagtest Du, lieber Vin i«eiiz.« Prosessdr Hoser sal) sie mit seinen schweren Augen an. Er dersenlte beide Hände in die weiten Taschen seiner Hausjoppr. ,,Therese, ivie ist das nur möglich· ich bitt doch nicht taub! Jch habe es deutlich verstanden; eintuusend dero nen.« »Ja, sieh, mein Lieber, so irrt man sich. Schließlich, drei und eins, es klingt ähnlich, und ich gebe zu, das ein Irrtum möglich ioar." Sie zupste ruhig weiter. »Nun, The-rese, da schreibst Du eben an Lonis Jezet, wie sich die Sache verhalt. vie soll die zweitau send Kronen zuriictziehen.'« »Aber guter, Lieber Mann, davon tarin gar teine Rede sein. Was soll Fraulein Jezet, dieses inißtrauischk scharszungige Mädchen, von mir den tcnt Was mit meinem Namen a sangen? Jhn Herren-ein nicht wahr Rein, das ist nun nicht mehr rück gaiigig zu machen, und Du weiss selbst sa auch sehr gut, dasz es Lin-. drag leicht sallen wird, diese Summe in drei Jahren zu bezahlen. »Ich selbst werde ja niit ihm reisen, werde alle Hebel in Bewegung setzen. Ich bitte Dich, Vinceiiz, sieh die Sei e doch mal ganz ruh:g an! Wie di hast Du mir gesagt. er wird noch einmal der Erste sein!'· Die Gedanten des Professors gin gen schon einen anderen Weg. Es nahm seine Wanderung aus. »Ja, Therese, sa, ich sage es Dir« rasen werden sie! Jch kenne fie« tenne sie seit meinen sangen, ganz sangen Jahren. Wie er da steht« — der alte Herr blieb mitten in der Veranda stehen — »die Hände fest uiii den Hals der Geige geschlossen —- er preßte seine beiden Hände zusammen — »und wie er iiber die Menschen hinwegsiehy mit einem schonen, strengen Gesicht, der Fürst« wie die tleine Loiiy immer sagt, dad das allein macht die große Menge schon halb oerriiat, und dann sein Spiel! Herrgott, ist der Mensch eins init seiner Geige! Und dass singt, das singt, und dieser breite Strich, ach, Therese, man möchteibir umarmen. Jch mochte es sehen, das möchte ich bald erleben, wie dts Menge rast.'« »Schraub’ ihn nur nicht zu hoch hinaus, lieber Vincenz!« Sie halte ihn nun da, wo sie ihn. haben wollte. »Ach was! Jch stelle ihm ja gar nicht die Ausgaben, die er sich selbst stellt. Jch sa e es Dir et ist die vertörpette nergie, sobald es sich um die Arbeit handelt. Jch wette« seine Ferien waren wieder nichts als Arbeit. « -« « su »Mutter sum-us- (I« Yiccyckk »Morgen, übermorgen, ich weiß es sucht Schreiben, ist nicht seine starke Seite«, ver Professor lachte fröhlich, »sa, liebe Therese, Du bil dest eine rühmliche Ausnahme· Die Briese und die Geldsachen, die sind uns Künstlern sonst ein Greuels« vh Frau Therese legte den Arm um I n: »Nicht wahr,« sagte sie, »ich war Dir eine gute Begleiterin all die Jahre, und dann eine nmsichtige Frau?« »Ja, das warst Du.« Seine großen Augen träumten schon wie der in eine Ferne. Er strich über ihr anr· Seine Frau entzog sich ihm: es war schwer genug, all die Wellen und Locken richtig zu befestigen CFortsetzung solgt).