Trinken-. Von Edith Werterh« Nach trüben, grauen Regens-rochen lockte ein erster heller Sonnentag hinaus aus der steinernen Stadt nnd erweckte den Wunsch. die Seele zu störten an dein heimathauch des deut schen Stromes und feiner sieben Ber ge. noch einmal den milden Frieden eines Sommerabends am Rhein ge niesen, wie so oft in früherer gliicli Hiersein Stiller ist es an seinen Ufern geworden; der große Travel des Fremdendertehri, der sonst all sdrnmerlich die Gegend überströmte ist ansgedliedetn Um so unmittelbarer kommt jetzt die erhabene Anmut der Landschati zu ilztrem Recht, die früher id oft nur den« immungeoollen Hin tergrund des bunten Reiseledens dil dete. Bis Mehle-i nimmt die Fahrt ih ten Weg durch das idmmerlutpe Land. Liefdlauet himmel ipannt iein ieidiges zelt üder die reisenden Felder, in goldenem Glanz wogen die Ituchtschtveren Aehrem Reich tret gen die Obstbiinine; wie grüne, an einer Schnur aufgereihte Pdlztugeln sihen die Aepfelchen onf den Zwei gen. Eine gute Ernte reift dem Herbst entgegen, tru hilft die thei nifche Mutter Erde ihren Kindern Zu der harten Yldt des Dasein-stamp eö. - Ain Rheinuser stehen die Wiesenl in voller Blüte, uinsuinint oon na schcnden Bienen. Hier und da rauscht » die Sense durch die saftigen hat-net idiiriger yeudust toniint oon den Fel dern beraten aus denen die Mahn schon getrocknet otn Boden liegt. Die Lust ist ganz durchtrantt oon Wohl geriichen, die ein leichter Wind zum . Ryein hinuntertriigt. Die Lindenl blühen! Jn ihren berauschendenE Dust mischt sich der süße Hauch der Rosen, die rings in den warten in uppiger Pracht sieben. Ein helles« stolzes Schiss wechselt iin Vorüber satsren gruszende Muse mit verwun deten Soldaten, die ain User der Jn sel Grasenwerth behaglich in der Sonne sitzen. Jn den tleinen Rhein gädtchen sind viele, die hier in dein rieden der schönen Natur von den Wunden des Krieges Genesung su chen. Jii tleinen Gruppen, ost von einer Pslegerin begleitet, spazieren sie ain User entlang. Aus der Terrasse einer Besisung die als Lazarett ein gerichtet ist, sonnen sich andere, die nicht ausgeben tönnen. Sie tragen blauioeisz gestreiste Krantentleidung und vertreiben sich die Zeit niit Mu si»ieren. Einer, der ein Bein der toren bat, spieit Ziedharntonita. Er hält eine dunkle Rose iin Mundroins lel und lacht mit den Kameraden Ab und zu singen sie ein paar Tatie, dann ater schweifen die Gedanken toieder ab. Wohl sernhin — heim wärts. . . Aus der andern Seite liegt das Siebengebirge iin Abendsonnenschein. Trokig ragt iiber dein bewaldeten Berge die Drachen-Name gegen den hellen himmel. Der Rhein inurinect sein altes Lied, singt Erinnerungen wach, zu deneii sein Rauschen einst die Melodie wob. . . Und in all diesen Erinnerungen bist Du · I s Ein ebensolcher Sommerabend at niete noch die Glut des oerblassenden Julitageii, ais ioir beide zum ersten Male biet Zusammen waren. Jni fröhlichen Kameradentreit wolltest ou deine Versetzung aus der ostiniirtis schen Garnison in die rheinische hei mai seLern, und ani Rhein, den du iin Osten so sehnlich entbehrt, miiszte ei sein. Wenige Wochen oor dein Krieg war e-, und noch lein Schatten des Kommenden trübte damals unsern jugendlichen Fro klein« Wie glücklich warst du wieder va hemU Wie entzückte der stimmungs volle Nil-n deine für alles Schöne jo empfängliche Seele: Lachsrosa Sei dentapeten, von denen zartpaftellfari bene Ooalbilvnisse Reynoldz und Gainsbokvughz inmitten vpnGoldrahi men sich til-hohem ichwerrpte Teppi che, die jeden Laut in sich wisset-g ten, auf blendend weißem Danicist leuchtenves Silbergerät und funkeln dej Kristall, auf dein das Licht des traulich rot oerhiingten Tischlämps chenö tausendfardige Blitze entzündete. Aus einer hoher. türtisfarbenen Vase quellen dunkle, Lammetrote Roten und gemischten ihren süßen Duft mit der teilen, treiuinhaft fehnsnchtigen Streichmusit punteläugiger Ungarn. . . Dicht unter dein Fenster-, an dem wir saßen, murmelte der Rhein vor bei. . . Eine einsame griive Laterne an ver Landnngziiriicte warf einen dünnen, zitternden Lichtstreifen iiber das Wasser. Jn fchattenreichem Schlummer träumte das andere Ufer, nnd über uns leuchtete auf tiefvuni telin Grund ein wundervpll tlneer SternbimineL « Sie heimatielig enosseft tu die commernacht am hein und den nehm mei- gceicheaspsiupesvex jun ge: Menschen bei der heimatlichen tolet Wie strahlten deine warmen drinnen sagen mich an« als du Inie das Glas en df — met dein lnn innlsen is. den du in inei ne m W. irr-n des-· siche "die die meine grüßte. — und die noch unausgesprochen zwischen uns lag wie ein süßes, underührtes Glück, des sen ties heseligender Gewißheit wir beide uns innerlich doch so llar he wußt waren. . . — —- — Iiins eisenllirrende Monate waren übers Land get-rund alt wir wie der zusammen zum Rhein lamen. Bange Wochen lagen hinter uni, in denen schwere Wunden das Licht dei ner Augen und daj ganze junge Le ben zu vernichten drohten. Gnädigst bliebst du mir erhalten, und meinem sorgenden Versen nur zu schnell drängtrst du wieder hinaus an den Feind. Am leßten Tag vor dein Ah schied wolltest du noch einmal den Rhein wiedersehen. Es war ein sonnenheller Winter tag. Rings leuchtete die Welt im Schnee. Wir gingen den Rheinhüs henweg, immer aus den Kämmen der lintgrheinischen Berge entlang. Zu unsern Füßen lag das winterliche Rheintal Der Fluß führte Hoch wasser; schmußiggrau wälzte er sich gurgelnd dahin. Ein paar dunkle, hungrige Mühen strichen mit heiserm Schrei über das Wasser. Ali das Siebengebirge eingeschneit uns gegen überlag, tam eine helle Februsirsonne aus den Wollen hervor und vergol dete die weiße Winterpracht, daß un zählige winzige Kristalle unter ihren Strahlen ausglißtertem Wie wun derschön erschien dir da unser Rhein im Wintertleidt So hattest dir ihn noch nie gesehen. Jn stummem Schauen standen wir aneinandergei lehnt; mir war das herz so schwer von Abschied-weh Da brach aus dir, angesichts der sonnenüberstrahl ten winterlichen heimat, das Gefühl überströmender Dunldarteit hervor-, daß ·du dem Leben zurückgegeben warst und die Schönheit der Welt noch mit sehenden Augen genießen llllcsöksl YI lslllllcsl luulll Wolle finden, um auszudrücken, was dich so tief bewegte. Fest unisaßtest du mich und sahst mich an, als ob du mich zum ersten Mal sähest: »Du — jetzt weiß ich ersi, was uns erspart geblieben ist! Wie unendlich viel rei cher und schöner ist das Leben nun, trotz des Krieges und der Trennung und all des Schweren, was hinter uns liegt, — weil du, unser Glück und unsere Zukunft, die ganze schöne Welt mir neugeschentt seid! — Jetzt fasse ich erst recht, wie na menlos glücklich ich bin, a du —wir beidel« Noch lange standen wir in der sonnigen Winternacht und du präg test dir das Bild in die Seele, um es mit hinaus zu nehmen vor den Feind. Urlaubs Läuteten es nicht die Sonntagsgloaen in den blühenden Sommermorgen hinaus, ratterten es nicht die Räder des dorwiirtseilenden Zuges, in dein ich dir in glückstrahlew der Ungeduld entgegensuhr, da du keimtamsli Nach langer Trennung hatten wir beide uns wieder —- wo gab es zwei Menschen, die so selig waren, wie wir beide in dieser ungetrübten Zeit unseres innigsten Glück-? Was wir in der Zwischenzeit durchgemacht hat« ten — blutige, schwere Kämpfe hat test du in Frankreich bestanden, und ich daheim in manch’ langer, bang durchwachter Nacht um dein geliebtes Leben gezittert — nun war es ver gessen Nur einmal wurdest du tiesernst, als wir hinaufgestiegen waren aus die Berge, und das blühende Rhein tal mit seinen sonneniibersluteten his hen dar uns lag Mitten aus Träu men. die unser Zulunstzgliia mit gol denen Fiiden umspannen, sprachst du, das terchende Bild sinnend betrachtend: »Wie glücklich sind wir, den Krieg nicht im Land zu habenl So heiter unbeliiinmert, so selbstverständlich liegt der Rhein im Sonnenschein, als« mutzten feine Söhne nicht stündlich draußen im Kampf für die Heimat ihr Leben einsetiern Wenn man hier die friedlich griinen Ufer sieht, lann man’s taum fassen, weichen Fanatiss mus der Gedante, sie und zu entrei ßen, feit Menschenaltern jenseits der Vogeer zu entfesseln vermocht hat. Wieviel Ströme von rheinischem Blut sind im Laus der Jahrhunderte ge flossen, um uns die heimat deutfch zu erhalten —- und wiediele werden noch fließen müssen!« Angstvdll umfaßte ich deine hand fefter. Mein Blick suchte die tiefen Narben, die deine erste Verwendung in dein wettetgebeiiuntes Antlitz ein gegraben hatte, und als ich dich so vor mir stehen fah, ein Urbild blii hender Lebenskraft, da stammerte meine Hoffnung sich an den feifens festen Glauben: Rein, du tonnteft mir nicht genommen werden! Du hattest ja schon deinen Tribut bezahlt. Und deine wunderbare Rettung beim er sten Mal, sie war das sichere Zeichen, daß unsere Liebe und fester aneinan derband, als daß ein Schickfal dich mir nehmen konnte — und diese gro ße, start- Liebe, die mußte dich mir auch wieder zurückbringeen denn wir leide gehörten fa zufammen, immer und ewig. Zum dritten Mal sdgst du hin aus, und mich siihrtc der Weg nach München, an die Stätten der Kunfi. Nie werde ich den Ubend vergessen an dein ich. gliiitlich angeregt tu dein Genuß einer entzäeteiid stilechs ien Mozariaussiihriing im Residenz iheater, das in seinem reinen, diistis gen Rototo der ideale Namen siirl des Meisters Wert Don Giovanni ist. aus den-i heiniioege im sliinniernden Licht der großen Bogenlainpen den Tagesbericht las. Schwerste seindliche Angriffe, ein init tagelangein Trom nielseuer eiiigeleiteter wütender Dutchdruchsoersiich dort, wo ich dich wußte. Von heiser Angst im Jn nersien ausgewählt, paate ich noch ani selden Abend meine Kosser. Jch hatte nur den einen Gednntem heim! und das Gefühl, dir dort näher zu sein, ioo deine Gedanken in höchster Rot mich suchen mußten. Die Fahrt ani nächsten Tage war eine große Seelenqiial sin mich. Jrgendioo wurde der Bericht hereingereichn Da- surchtbare Ringen hatte sich noch gesteigert ; ani erbittersten todte der Kampf an der Strnsze, ioo du stan dest. Und ich wußte nichts oon oir — inein ganzes Denlen war nur tiesste Derzensangst um das, was meiii Alle- war, und das ich in diesem Rachen des Todes wußte, machtlos, zu schirnien und zu schrit zen. . . Spätnachinitiag ioar es, als der Zug in die Rheinedene eindog. Als hätte die entsegliche Atmosphare die ser schicksalischweren Tage sich der Natur mitgeteilt, stand der Vorizont in Flammen. lieber den Bergen ging die Sonne gewaltig groß wie in ei nein Purpurineere unter. Die hö hen gliihien in Fruerschein getaucht, und die Wellen sardte der opalisierens de Widerschein des Lümmel-, als als ob Strome von Blut daherzögen. Wie die Bordedeutung drohenden, furchtbaren Unheils erschien inir die ser Sonnenuntergang — und schreit haft grell stand mit eineni Male die Eriiineerung an deine Worte von den zukünftigen Opfern vor meiner Seele. Nein! Gewaltsam suchte sich mein gequälte-i herz gegen die Vorstellung zu wehren, aber ei ge lang mir nicht, die Angst zu ver drängen, die tausend entsegliche Bil der sah. -« « ZU llcsvlllllk Funken muqu »i aereinbrrchende Dämmerung alle die Stätten, die du so liebtest, als der Zug das grauverhangene Sirt-enge dirge durcheilte. Wie anders war alles, als vor wenigen Wochen, wo wir beide als glückliche junge Men schenlinder es un Sonnenglanze sa henl Meine Ahnung betrog mich nicht. Ein paar diirre Worte brachten die Nachricht, die all unser hassen in Trümmer schlug. Und nun liegt draußen in sretns der, kindlicher-Erde aus kahle-: Höhe in dem einsamen kleinen Hügel begra ben, was alle mein Ziel, der Inhalt meines Lebens, mein ganzes großes Glück war. Ewig, unwiderbringlich ist deine daseinssrahe, sonnige Jugend, deine grenzenlose Liede mir entrissen. Und ich bin allein zurückgeblieben, doppelt einsam nach der glücklichen Zeit, in der wir beide Freud und Leid in sto her Kraft teilten. I I f Mahlich sinken die Schatten tieser herab. Der leite Dampser suhr schon zu Tal. Die Berge aus dem andern Uhr scheinen greisbar nahe herangeriickt; einsam leuchtet ein lleis nes gelben Licht von der höhe des Drachensels herab. Vom dunkelraus schenden Wasser hebt sich ein llihler Wind. Aus dem Lazareltgarten Ilingen leise Töne der Ziehharcnpnita durch die Adendstille. Die llare Lust trägt den Gesang einer dunklen, heim kvehschlreren Stimme zu mir her .o, «wi« liegt ip weit, Was mein, was mein einst spar. . .« u —- Jininer derselbe. »Am-on, nkn Gotte-willen, der Morih hat e Mart verichluckt«. «Ru, was liegt an e Mart!« — Bornehtne Frage. »den Levi, Sie dürfen nicht vergessen: die Wohnung hat zwei Badezinuner«. «Sarah, brauche mer’t«t« — Der Prod. »Da soll man sich nicht totärgern? Zeitlebens habe ich die teuersten Weine getrunken, und heute erklärt rnir der Urst, ich hätte — Wassersucht!« · — Schüchterne Frage «Können Sie denn meine Tochter auch ernährenf« »Ist sie denn fo vielf« —- U n b e d a ch t. Pfarrer: »Nun, hoffentlich nith unser Gebet uin Re gen bald, denn wenn diese Diirre an hält, geht W ganze Vieh zugrunde«. Bäuerin (getijhrt): «Wann nur der herrgott den herrn Pfarrer derhalt.« —- Schiin gesagt. Zofe: SMadainq der Tenor von gestern ist a'. Madame: »Der hohe here Indge eintreten". —- Druckfehler. Werten-il nncht t). e Professor X. feiert heute eine ilhetne hochzeit an der Seite seiner Gattin, die ihkn nun schon volle 26 Jahre das Leben in je der Beziehung vereteiti« —- Jrnmer zerstreut. rau: i»Warum steckst Du Dir Watte in die Ohren?« mProfessor- «Es riecht hier fo Var-l Kriegsstizze von Etsie Doesser. Der Militiirziig fuhr durch Nord deutschland. Der Regen peitschte die Dächer der Wagen und hing oor die Fenster einen gtitzernden Perlschleier. Die Landschnst lag iriidselig da. Der Rauch der Lotomotide trumnite sich träge in der seuchten Lust, der Schrei der Dainpspseise schrillie miß mutig. verdrossen dtinzelten die gru nen und roten Lichter durch die Schwaden. Aus den Stiitionen standen sriis stelnde, verärgerte Menschen. Das Wetter drückte jedem nus die Stim mung. Loch wenn der Militärzug einsuyr, wenn unter seinen Rädern die Schienen tlirrten, wenn die halle erdröhnte don dem Gesang der pun derte —- dann wurden ous ein-nat alle Gesichter hell, und in die Augen der Menschen tani ein Leuchten, wie man es vordem noch nie darin gesehen; Wärme siosz durch ihre Glieder, und Bewegung tain n. die zusammenge schauerten Gestalten. Alles drängte dein Zuge zu, jeder hoffte einen Blick zu erhaschen in dein Gesicht irgendeines unbekannten Feldgrauen, niun wollte ein Bild in seine Seele ausnehmen, einen leben den Eindruck, und dadurch ein wenig teilnehmen an dem großen wunder baren Eriebem dein die dort entge gensahren dursten. Man wollte ih nen durch einen Elia, eine Gebärde. ein grüßendes Winken zeigen: »Wir lieben euch alle ohne Unterschied. inser Herzen sind mit euch. Bei euch ist unsere Zuversicht und unser Ver trauen.«' s s k· .m,«.. Ill scllt Musen sahen »i( zum-iu schasten dicht gedrängt, lachten, san gen, nßen, liessen sich aus den Sta tionen wie die Kinder oerwohnen mit einem erstaunten, bescheidenen Lachen. Sie fühlten es, daß sie die glücklichen waren, die vielbeneideten, sie hatten Mitleid mit denen, die nicht mit durften. Sie lebten in einer Hoch slut, lachender, übermütiger Ge fühle. Nur wenige waren stili, denn es war schwer, sich aus dem Stru del des allgemeinen Frohsinns zu lö sen. Ein Einsarner stand am Fenster-, mitten zwischen den andern, und doch unmertlich lot-gelöst, wie durch einen Hauch von ihnen geschieden. Die andern fühlten es taum, nur in sei nen Augen stand das Wissen von der Einsamkeit. Er wischte mit dem grauen Vorhang immer wieder über die Scheiben; die schmale, schö ne hand war tn den groden Stoss oertrampft. Die Landschast — — —- diese Landschast mußte et sehen. Er strengte seine Augen an, um den wal lenden, brodelnden Dunst zu durch dringen. Und jegt sah er auch das braune Land, aus dem die struppige heide stand, und die kleinen schwar zen Kieserngruppen Warum mußten sie durch diese Gegend lommenli So viele Bahn linien leeuzen ’a Deutschland von Westen nach Osten. —- Und nun fuhr sein Transport gerade durch die ses Land, das er so lieb gehabt hatte. Wenn er auch die Augen schließen wollte, er würde doch alles sehen. — Er halte nie zurückblicken wollen, und das war leicht gewesen in den Wochen, in denen man nur dem An genblick lebte zwischen Dienst und Schlaf, aber hier wurde das Tote lebendig. — Dieö weite Land mit den blin tenden Gräben, mit den geduetten Gehösten, den Koppelricts und den Molderstaudem die im Wind tanzten. Klang da nicht ein helles Hornsigs nat, das durchs Mart zuckte bis ins Keiterberzt Und dat- Schnauben der Pferde· das Schlagen der hufe auf federndein Grund und das Geläute der Meutel — Und fern ein dunkler Punkt, an deni die brennenden Blicke hängen: der Keiler auf eiliger Flucht Und nun ein Koppelriet —- hei, wie der Fuchs sprang! Und nun ein Graben. —- Er streckte sich, und drüben war er. War da nicht einer neben ian gestürzif Was tiltnmerl das itn wilden Jageni Vorwärts, vorwärts, nur ein Gedanle pocht im Blut: der Erste fein beim halali. Und das Geläute der Meute. — Das Geläute der Meute —- Alt sollte das herz zerspringen. Ip wonnevoll war dies Reiten auf brauner beide, Fo» beruuichend das Kraftbewußts ein. Die hand des Soldaten tranipit sich härter zusammen. Er will ni t denten, er dentt a·auch nicht, er fie t nur Bilder, Eil . — Am Valali unter der Eichengruppe cnit dem Bruch am Mittleid der Braut — lachend liißt er ihre feste, llein: hand, lachend leben e sich in die Augen: sie hatten sich ii rkn Rei ten vekgessen gehabt. —- Wie lieb hat er ie gegabt s-— ie and des Soldaten bebei. Nicht denten —- dai alles iii längst verloren, verlcherzt, verspielt. — Da ift wieder ein Bild, schwan kend, wie hinter Nebel. Blafie Ge sichter, unsichere Minde, Karten — ssGotdhaufen die anwachien nnd raichJ unheimlich rasch perichwindew auch die blauen, die braunen Scheine. — Und wieder durchschüttelt ihn die tdlie Leidenschaft des Spiels und dann die öde Verzweiflung Warum fahren wir dsrch diese Gegendl Warum weckt ein Zufall alle-, was verloren ist, verspielt — die Ehre, die Braut, der liede, liebe Rock. — Er sieht an sich hinunter. Den Ren trägt er ja wieder, gottlod — ader anders — nicht schlechter, nein, nein —- ader manchmal tut er grau iani weh, daß inan nicht im alten Regirnent reiten dart mit den lie ben Freunden gegen den Feind. Manchma: ifi ej schwer, unterzutam chen unter die vielen Grauen und ganz zu vergessen, daß rnan einer ge wesen, der an der Spitze reiten durfte und an der Spitze fallen. Der Geiang der Kameraden bran det um ihn wie ein itarter Strom. Er wendet sich dont Fenster ad und wieder zu den Kameraden, feine Arr gen sind wieder hell. Gepriesen iei die gewaltige Woge, die ihn vom Grund einpdrgrrissen hat in fein Ele ment hinein, in dem allein er leben tann. Er ist wieder Soldatl Er darf niit ins Held. er gehört zu den Glücklichftem Der dug donnert in die halle, die Schienen klirren und tlingen, wie wenn Waffen sich treuzem «Ee braust ein Ruf wie Donnerhall« — Alt dd der Gesang die Dächer der Augen emporheben wallte, alt od er sich gegen die Mauern werfen wou te. —- ,,:»tit Schwerigetlirr und Wo genprall —- Es war, als bedien die mächtigen Eifer.riiuleir, die die Halte tragen, wir sdhren tin Wind; die Ein-scheiden tnrrten iin rhytyniischen Takt. Es sour, als sei altes Levtoie redendig geworden, singend, Echo ge bend —- «3uni Rhein, zum Rhein, zum deutschen ritt-ein« — Und wieder werden alle Gesichter blass, so start greist die Erscheine rung in'- perz, und die Augen wer dene duiltei und spiegeln die erregte Seel-. »Sieh Baterl.rnd, magst rutsig sein« —- . Der lachende Mut der Soldaten sprulst iider die Köpfe weg, und an däctstig sutslt sederi »Und Vaterland, magst rulsig sein« — IVer Einsanie steht wieder nin Fen ster. Die Türe sliegt aus. «t!ine Viertelstunde —- Ausenthalt — reas sfepause« — Weite die Viertelstunde nur erst doriider. Ei tut so weh, diesen Bahnlsos zu sehen. hier tuin er alt dlutsunger Iaisiiensunter an, tausend Hossnungen ini Herzen und einen un dcindigen Stolz. — hier reiste er ad. Ytactst war's, und ei regnete ivie heu te, und er sats nicht doin Boden aus. auch nicht« als der Beamte ihn grüß te: .,Gliickliche Reise, here Leut nunt." Wenn nur die Viertelstunde schon vorüber wäre. —- Turcheinunderidos gen. Mißgetteidete Tische mit gro ßen Tassen, iiesige nasse-staunen hochgetürmte Britiusendergr. Damen mit weißem Paar-, junge Mcivchen eilig und eisrig bemüht, etlissee ein zuschentem Lassen anzubieten, die Brotplcitten zu schleppen. Jn allen Augen Sonnenschein, alle Gesichter lächelnd, srölslich, zur-ersichtlich, jedes Wesen ausgelöst in dem alleinigen Bestreten, den grauen Soldaten zu dienen, itsnen zu zeigen: wir wollen eucki Liedes run, wir sind stolz aus euch. uiie suisgen Mädchen stiegen sit-er oen Augustus-» bis zu den legten Un gen ich .vpen fie vie seh-deren ils-lei ten, siehe Hiiruse oon huren und drüben, eine ungenlsnte Einigkeit in Jugendlust, die jede Schranke über, — sliegt. Der Sotoiit steht m oet wughsck und dentt ganz tlae: Jch muß mich verstecken, eg Io«« mich temer eilen nen. — Und während er das noch denkt, steigt et die Stufen hinab und steht nus dein Bahnsteig. Ei siihtt nicht, dasz jemand ihm eine Zignrte in die Vand druckt. Seine Zähne sind in die Lippe gegraben, et atmet chtvet. Er steht dicht vor einein weißge deckten Tisch. Und wie ee die Au gen wendet, steht seine Seele ein Antlih — - Ei wird still in ihm, der schmerz haste Krampf löst sich. »An-leimen —- nteine Beaut.« Wie schmal und still sieht ih; Ge sicht aus. Noch schlqntet ist sie ge worden, und die hande — die hän de sind ganz anders geworden. Braun waren sie damals und sehnig und energisch« diese liebe hande, die er so ost getiiszt hatte. Und seht leuchten sie tvie kennte« vlutlose Blüten. Diese aetne hände haben so viel gelitten — dutch ihn —- dtese lieben, lieben hande. Er stihlt nicht, daß ihm langsam die Tränen in die Au gen steigen. Er sieht nut- diese zarten lhäutig die vorsichtig die Taiseu stil en. Da tlitet eine Tasse hell aus, die hände beben« und da teessen sich die « Augen in hetszetn Geschieden. Groß und lett-voll hängen sie ineinander, nnd die Blicke tauchen bis it. die Seelen. .Wie hast du unt mich gelitten — sagen die Augen des Soldaten. »Viel mehr, als ich gewußt« — f M has du sie angetan — du mich-« entwertet T shosnunkäose slick des Mid- , .Slel), wie ich fiihnen will-« Da gleiten ihre Augen an lhrn herab, sehen die graue Untier-eh IM ten aus den groben Stiefeln, und wie Schrecken und Verständnislosigs teil steht es in den verwirrten Blicken. »Ich sühne alles,« sagen die Au sen des Soldaten mit einem starten Leuchten. »Das Vaterland wird mir Ferseiheu —- tannst auch du derges encs — Die Augen des Mädchens senken sich, das blasse Gesicht zuckt. Da atntet der Soldat ties aus und wen det sich ah. »Nein, niemals kann sie dergessen,« dentt er müde. ,Liede und auee der spielt —- tvie könnte sie das über windenM » Auf dem Bahnsteig ein Drangen und Schieben, scharfe Kommsndorus se, Scherzt-rette Avschtedivintem Schallend stiegen die Türen zu. Der Soldat steht am offenen Fen ster, seine Augen hingen an der set nen Gestalt. Sehen muß ich sie bis zuletzt." Da erbrausie die halte wie dont Frühlingssiurtn.- Es ist, als ded ten Trager und Trofsen, es ist, als sangen alle Eisenteile mit, als wurde der Stahl lebendig. Es klingt und schmettett bis unter das haltendach, »Deutschland, Deutschland uber al le5«. Die Gesichter der Frauen und Mädchen sind ernst geworden, und ihre Augen weinen um die vielen, die sie nicht nennen und doch lieben mits sen. Die Hand des Soldaten ist zur Faust geschlossen, hart ist Ietn Gesicht, und die Augen dreauen heiß aus dem Mädchengesicht »Von der Maus bis an dir Ate mel —" Langsatn seht sich der Zug i«n Be wegung. Der Dampf want, dte Rä der bruntrnen, und Stuhl und etsen singen »Deutsche Frauen, deutsche Treue —" Ein Jubetty eine tiuksaurbzende Gewißheit. Da schwankt die schlanke Gestalt, ein Aufzuctem ein Ausleuehtem wie wenn eine Flamme in Ihr empor schitge, wie wenn sie derstend bricht und Wildwnsser nutsehäumn Sie stutzt verwirrt-, steht aus der Wagettstuse, und rnit beiden Hunden paar sie die harte Faust des down ten, und ihre Augen leuchten göttli ches Licht. »Kehre gesund zurück — zu mir.« Aus hunderteu don Kehlen braust es aus: «-D-eutsehe Frauen, deutsche Treue —" Und Stahl und Eisen singen mit« -.-—-—— Jnt guten. . . Unlängst machten wir einen Aus slug tn den Mienen-paid Blau lachte der himmel, rot und gelb lag es tiver den Wäldern, während uns tm Ritt len, von leichtern Nebeldunst ber schleiert, die schöne alte Kaiserstadt tag. Da kommt aus einein Seitentvege ein Bauer: »Viel-no Brigaschi elen de!« fängt er un zu schimpfen, als er uns erdttctt — »Du so n G’sindl a ingrim« u tniserttbles!« »Unser lieber Mann«, bemerte ich schau-um« »was tst denn loss« — «.,Lluf an verbotenen Weg seid's!« schreit er uns an. «Ja —- aber bitte — wir haben keine Tafel geseh’n, keine Absprrs rung...'« «Deswegen« —er schrie es unt min destens suns Sturtegrade lauter — .de"swegen hab' i's ja Ent aa int guaten g'ssgt!« — Ra, nat «Jch werde diese Stiefel nehmen«. ««-t)ie sind Ihnen aber sehr knapp«. »Jo, weil meine hiihnekougen nicht geichnitten stnU ionit würden sie Ichlottern«. —- Sch l a u. Mutter: »Weil Du so brav warst, will ich Dir auch eine schöne Puppe tausen, stie. Was für eine hättest Du denn am liebstens« ,B1tte, Manto, lauf mir Zwillin ge.« —- Der Bekannte. Diener «Was werden der here Professor auf die hochzeitsreiie mitnehmen2« Alt-den Sie nur ein nach Gutdiins ten; wenn etwas fehlen sollte, tann es mir meine Frau ja nnchichicten«, — Kinder-unad. Sante ,,Sieh mal das hübsche Kähchem pas ich tnik zugelegt yabe«. Klein - Lieschen: «Ach, wie nied lich! Nicht want, Taute, die haft Du aus dein Miez - Bureauf« —- Zufriedem Bruder-: ,,Mein neuer Scheittzähler fungiert mit be wunderungswerter Präzision«. Schwester: «Gott iei Dant, das es noch teinen Kußzä ler gibt«. — P r ii d e. ichter: «Zeagin, sagen Sie uns jeßt mal die nackte Wahrheit«. · seugim »Na-it Aber herr Rich tee.« —- Malitiös. «Wollen Sie nicht heiraten7« »Ich bin mit der Muse vermählt.« «Ach, dann leben Sie gewiß ltt recht unglücklicher Mir's