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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 2, 1916)
Sonntag-Matt de Staats Anzexger und Eifer-old sichs-Iler 2lcisellc von Mai: Hossnianik Er ließ die Krastdeoschke vor einein der Prachtbaiiten des Westens halten und stieg aus. Nachdem ver Pförtner ans sein Lauten sosort vie Tür geöffnet und ihn ehrerbietig be geiißt hatte, stieg er nachdenklich oie mit einem roten Pliischieppich beleg ten Miirmoestiisen hinauf und dann langsam über die mit dickem Läuser oersehene Eichentreppe bis zum zwei ten Stock, wo er nn einer Tür mit dem Schiide »von Sotheini« tlingettr. Ein niedlichert Dienstmädchen ließ ihn freundlich lächelnd eintreten; «Bitt«se, Herr Baron!'« EkYueihschritt leise die Diehle und gelten-Ue in einen zur Rechten gelege iien Solon Aus dem Nebenmuin tlnnaen, durch die Portiere gedanipst, die weichen srtrinte einer melodischen Fronensiiinnie. Er blieb distret stehen. Mit schwerniiitigein Ausdruck sang dort eine Dame ein Lied. zii dein sie sich enis dein Flügel begleitete. Es war Elli non Spitzen-n vie entzückende Witwe, Tie er .vor zwei Monaten tii Italien tennen gelernt hatte. Bei sei nem leidenschnsiitcheii, geschmeioigen, einer gewissen Geninlitat nichi ent rehrenaen Wesen war es ihin nicht schwer gen-ein« ihre rotnehme Ziitiicts niiltiing zn iioerminden, nnd sie hat-· ie dem eieannten Baron Artnr non Worleodsty der iiiich ieinen Andeu tungen ungeheure Güter in Ungarn sein Eigeii nannte. ihr Herz gescheiitt. Endlich ging ee eiitseytosten zu ihr hinein. Sie sishr überrascht ans. »Du hier, Arthiiri« Er tiiszie slxr Jalnnt die dargebo teiie Hans-. »Bei ionrst gniiz veriiest in den Vortrag jenes Lieder, Aber sag· einmal, mein Ziel-, lvie tommst du daraus, jetzt etwas so Melan cholisches, von Einseinisein und Ver lassenioerdeii, zi-. singen?« »Das weiß ich selbst nicht. Es muß wohl in der Lust liegen. Mit ist, als wenn mir irgend eine unangeneh ine Ueberraschung bevorstiindr. Glaubst du an Wiegen, lieber Artiir?« »Nein. Wo fee wirtlikh vorhanden gewesen sein sollen, ist es nach meiner Meinung immer Selbsttäiischung ge wesen.'« »O. mir bangte aber, daß du mich verlassen töiiniest." »dem Wenn dich das Gefühl niin diesmal nicht getäuscht hätte? Wenn ich zum Beitbiel meinen Vesiy plötzlich verloren hätte?« Sie schiittelte ungläubig dei: Kopf. «Du scherzen inein Lieber. So fehneit geht das wohl nicht« Er betrachtete sie siuinin eine Weile und weidete sich an dein Anblick ihrer Schönheit Dann faßte er ihre Hund« frih ihr tief in die Augen lind sagte leise nnd lnngfnnn »Daß dii noch nie ernstlich daran gedacht, Eili, daß wir einmal gezwungen sein lönns ten, uns zu trennen?'« Sie stieß mit einein Ruck seine Hand zurtiit. »Wie? Was tedeft du da fiit lliisiiiii!" uMeinen Unsinn meine Liebe, son dern bitterer Einfl. Schließlich, ivir haben uns geliebt, wie nur zwei Men schen sich lieben können, lind nun heißt es, wie zwei vernünftige Menschen handeln." Ein wilder Schrei entquoll ihren dunkelroten Lippen. «Ahl Ah! heißt das, es soll zu Ende zwischen uns sein?" Er blickte sie flehend an. »Hör’, Eili, laß mich ernst zu dir speecneni« »Wozu? Du willst durchaus ernst, du willst vernünftig sein! Fühlst du denn gar nichts mehr fiir mich?'· »Es rnusr sein! Es musz sein!« sag te er dumpf. »Wie, du sprichst also wirklich von Trennung? Du wagst es, zu mir von Trennung zu sprechen?« Er holte tief Atem und nickte mehrere tnale langsam und zögernd-. »Es ist nicht zu glaubent Es ist t«:cht möglichi« rief sie. »So behandelt man vielleicht eine Frau, die einem Leiden bereitet, durch die man «ge täuscht worden ist, die einen schlechten Einfluß ausübt. Aber das alles ist hier nicht der Fall. Ein bißchen habe ich dich vielleicht gequält; doch das « toar alles nur Liebe, reine Liebe. Jch liebe dich, und wie alle Frauen, dte leidenschaftlich lieben, bin ich eifers sitehtig und herfchfiiehtig zugleich. Aber das alles ist letn Grund...« »Elli, glaube mir, das ist es auch nicht· Später wirst du alles erfahren. Jch weiß und erkenne es dankbar an, uns waren glückselige Stunden be schieden. Und so werden-wir auch un oergiingliche Erinnerungen haben.« »Du liebst mich Mt mehr,« klagte e. »Ich liebe dich wie immer, glaube rniei Und ich will ja nur Iiir einige si . , - - Kochen fort, —- ich werde dir schrei n...« »Wqu schreiben? Jch verlange jetzt sofort, Auge in Auge, volle Offenheit von dir. Du kannst mir das alles Irgen, ich werde dir leine Szene ma en.« »Schön. Also hörel Jch liebe dich, aber ed stellen sich unserer Liebe im iiberwindliche Hindernisse in den Weg.« »Weder nichts? Das war aller-? Und das entdeekst du jetzt ersti« »Mein Gott, ich kann dir das nicht alles gleich so erklären; aber wenn du mich wirklich so liebst, wie du an gibst, muß du mir auch glauben.« »Als-) lurz: das soll den Bruch zwischen uns bedeuten?" ,·Wie du sprichst! Von einem Bruch meinerseits lann gar keine Rede sein. Nur ein Ausschub ist notwendig.'« »Ausschub! Törichtes Wort! Nein, nein, du kannst mich nicht täuschen. Jch soll dich nie wiedersehenl« Sie begann zu weinen. »O doch, liebe Ellii Später-! Spä ter!« »Das glaubst du ia selbst nicht, Artur.« »Ich merke, es ist verlorene Mühe, dir ietzt llar machen zu wollen, was mein Innere-Z bewegt. Vielleicht ge lingt es mir nachher. Vorläufig habe ich ja noch Zeit. Kann nh heut’ bei dir zu Mittag bleibeni" Jhr Antlitz nahm sofort einen zärt lichen Ausdruck an. »Ei- wird mir! eine Freude sein« dich als Gast beii mir zu haben. Ich werde gleich dem( Mädchen einige Anweisungen geben-H Damit verschwand sie eilig nach deri Küche. i staunt war sie hinaus-, so stürzte eri nach einem Tischchen, das hinter einers großen Fächer«,mliiie in der Ecke stand nnd öffnete einen dort lesindlichen, mit grünen Pliisch überzogenen Ju welenkasten. Da lagen neben einein prächtigen Perlenhalsband wertvolle Ringe, goldene Armbiinder und meh tere Brillantbroschem Ohrringe und anderes kostbares Geschmeide Mit der Geschwindigkeit eines Tuschenspieters ließ er alles in seinen Taschen ver-T schwinden . . . Frau von Sotheim tam wieder zu-? rück, heiter, strahlend nnd glücklich« Sie hoffte, daß nnn die lsiisen Tren nungsgedanken bei ihrem Artur bald schwinden wurden. la: den Miß mut. der immer noch ans seiner Stirn zu lagern schien, zn verscheachen reich te fle ihm die Gitarre, ans der sie so hübsch zn einem leichten Liedchen zu begleiten verstand. Aber er lehnte; zu ihrem Schmerz ab. Der Schattens des Triibsinnö wich nicht von seines-n Gesicht s Auch bei Tisch sah sie tiine bessert Stimmung bei ihm entstehen. Seins Wesen blieb gedrückt, die tinterhaltung’ stockte ost, und- es gab sogar häufige» Pausen beim Essen, während deren er Messer und Gabel state-n lief; und angestrengt vor sich hinsnmtr. An dem Wein nippte er nur. »Ich verstehe dich nicht« Artur,« sagte sie besorgt. ,,Fehit dir irgend et was? Was ist est Warum willst du es tnir nicht mitteileni Schiitte mirs doch dein Herz aus! Dann wird dem Trübsinn schwinden.« Er lehnte sich seufzend zurück. »Ich glaube nicht« tlnd er hatte reiht. Vincy Aufhebung der Tafel schob sie ihin ein diiftchrn voll feiner Zigaretten hin, und er ließ nun eine Papiros nach der andern in Rauch aufgehen, ohne dass er fröhli cher geworden wäre »Jch kenne dich gar nicht wieder« Artur,« sagte sie endlich ärgerlich »Gerade deine frische, stets ungetrüb te Heiterkeit, die frei von aller Bla ssiertheit war-, hat niik immer fo sehr an dir gefallen. Du ioarst mein Son nenstrahl, aber heut ist leine Spur davon zu merken. Dii haft irgend etwas, und ich finde es sehr wenig riiclsirhtsvoll von dir, dafi du es mir» verbirgst. Ich bin doch deine vertraute Freundin, deine Braut, deine kiiiiftige Gattin! Sprich, was ist es.« » »Ich deutete es vorhin schon an." »Solltest du wirklich deinen Besitz verloren haben?« i »Nun, so schlimm ist es nicht. Aber’ ich erwartete eine größere Geldfeni dung, und sie ist ausgebliehenR »Das tnt inir recht leid, inein Lieis ber.« »Könnteft du inir bis spätestens übermorgen init zehntausend Mark aushelfen?« Sie wurde feh: ernst und schwieg! nachdentlich eine Weile. Dann aber! schaute sie ihn liebevoll an. »Eine fo große Summe habe ich nicht hier. Wir könnten ja morgen nach der Bank fahren...« »Das hätte gar keinen Zivecl, ist viel zu fvätt« fiel er erregt ein. »Und es— Spielschuldem daß du es so schnell braiichstk« » »Nein, du weist doch, daß ich gar nicht spiele. Aber du kannst dir doch denten, wie viele Ausgaben ich habe." »Das ift tvahr,« bestätigte sie, in dem sie an die gemeinschaftlichen Aus fahrten, Stunden-, Konzert- und Theaterbesuche dachte, bei denen er immer die Kosten bestritten hatte. Sie erhob sich und schritt zu einer Kas sette.. »Hier hast du uan Hoffentlich genügt es vorläufig« Er ergriff hastig dir beiden hinge reichten braunen Scheine und liesz sie nachlässig in der Westentasche bek schwinden. Dabei sagte er sinnend: »Es wird vielleicht gehen· Du bisi sehr gut, liebe Ali-« Er umarmte und titsite sie dani bar, war zärtlicher als je nnd von einer hingabe, die sie bezaubertr. Kein Wort mehr von Trennung. Nur stifzes LiebesgeftmnineL Und die Zeit verkann ihnen unbemerkt... »Hm es nicht draus-en getlingelt?" fragte er plötzlich. »Warum sollte es nichts Das Mädchen wird jeden nngebetenen Gast nbweisen.« Dai- schien nicht der Fall zu sein. Man hörte Stimmen und Schritte auf dem Teppich des Nebenziminers.( Unwillig wandte sich Frau von» Sotheim der Portiere zu, als diese! sich teilte und cin eleganter Herr ein-s trat, hinter dem eine robuste Gestaltl sichtbar wurde. Rasch erklärte er derl iiber diesen erersall empörten Mit-! we: »Verzeiht-ag, gnädige Frau, tvenn’ wir stören! Aber hier heißt es schleu-! nig handeln. Ja bin der Polizeitonis missiir von Bees dir-. ,,Alfred Perdel,« herrschte er den bleich, aber gefaßt da-« stehenden jungen Mann an, »iin Na-» men des GetenesL Sie find tserhast tet!« Der falsche Baron machte eine Be wegung nach feiner Brusttasche, aber schon waren die beiden Herren an sei ner Seite nnd hielten seine Hände fest. Ein spöttisches Lachen entfuhr thing »Geber! Sie sich nur nicht so große» Mühe, meine Herren! Wir können ja alles in Ruhe abmachen LebwohlJ meine siiße Eili! Wie werden uns nichtfo itald wieder-fodern Berges nichBt deinen Artur!' Beim Diana-schreiten vernahm eri hinter sich einen dumpfen Fall. Der Verhaftet-: sagte dem erschrocken dastehenden Mädchen leck: »Ich glau be, die gnädige Frau ist in Ohnmacht gefallen. Gehen Sie rasch zi: ihr hin ein, Minna!« lind Dann ging er mit festen Schrit ten inmitten seiner tvachsamen Bes gleiter die Treppe hinunter... Sie bestiegcn das unten lvariende Auto und fuhren in größter Geschwin digleit, ohne mit einander zu spre chen, nach drrn Potodamer Bahnhof. Dort stiirmten sie die Treppe hinauf und erreichten gerade noch kurz vor Abfahrt den D-Zug nach Paris-. Nachdem sie sichs in! Vlbteil erster ttlasse bequem gemacht hatten, brach endlich der ,,.itonnnissar«, der auch die Billet-: bereit gehabt hatte, das Schweigen. »Du hättest uns beinah die Sache verdorben, Aslred. Die Po lizei scheint Wind bekommen zu habcns und sitzt nng ans der Spur. Wir war teten eine gute Stunde auf dich, nnd als du nicht lamst, merlten wir, daßs du dich bei der schönen Witwe ver-i plempert hattest. Da blieb nichts weiss ter libria, als dich mit Gewalt zu bois len. Na, ev hat ja noch mal geilappt. Wieviel hast du?« »3we1tnase id in Var Die Schmuck- s fachen dürftest noch dreißigtausend bringen« ! Der vierfchrötige Dritte machte eine unzufriedene Miene. ,,Etloas wenig « Der Baron seufzte· »Gott sei Dank« daß ihr mich befreit habt! Allein lo..r' ich nicht los-gekommen« » Der »Kommissar« warf ihm eineni mißbilligenden Blick zu. »Regelrecht verliebt? Das darf einem vernünfti gen Menschen nicht passieren« » Die drei Gauner lachten. Dann zündeten sie sich behaglich ihre Ha vannaö an, und während der Zug sie pfeilschnell entführte, begannen sie eifrig— Siat zu spielen ( ——— l Emporsteigen mußt Du allein, beian Fallen helfen Dir die anderen. ; O Um sein Unverftändnis in einer Sache zu verbergen, heuchelt man Be geisterung. Wenn etne Frau zwischen zwei An betern zu wählen hat, wählt sie sicher lich den —- dritten. W sarisutr. V lchnttt cet gern in alte Rinden ein. cl- qrttb’ es gern in jeden stteselfteim Ruf jedes tote Blättchen mdcht' ichs » . chtetbem »Wie s’ Witnka s Bier i —- fo laws ewig dletbenl« Steue. Sitz-Je bon Minna von Heide· Es war eine schöne Wurst. Wirt lich, was man so Lniidranch nennt. Iest und trocken und doch von innerem Saft. Aber Biene ltätte ihrer Mutter( nicht sogen dürfen-, was sie kostete, denn die alte Frau snh auf die Gro schen, und außerdem, wenn man selbst noch so manches Schwein nn der Lei ter hiingen hatte, scheint es in der Tot ein Unding, fiik eine Mettivnrsts von einem guten Pfund drei Mart zu zahlen Das schöne Geld konnte man sparen Aber dir-J Fehlen von einer Wurst hätte die Mutter entdeckt und sie nufgeregi, nnd deshalb wan derten die drei Marlstiicle zum Schlächter ein der Ecke Mit Biene verhielt es sich übrigens so: sie war das einzige Kind ihrer Eltern nnd bnld 40 Jahre alt. Und sie hiesz auch nicht Biene, sondern Jn tobine. Mit dem e hatte es aber bei der Abkürzung seire Richtigkeit, denn es ließ sich nicht leicht ein emsigeres Menschenkind denken. Bienes Vater war Torsbnuer, nnd selten hat ivohl ein kleines Mädchen so viel harte Ar beit mitgetan, solange es noch in die Schule ging. Aber eines Tages fiel Biene von der Leiter nnd brach das rechte Bein, nnd weil nicht genügend Sorgfalt aus die Heilung verwendet wurde, blieb ein erhebliches Hinten zuruci. Aber siir Biene hatte das Singen mit deni Hüpsen ziisainniengehött, nnd lveil das eine aufgehört hatte, so hörte eben auch das andere aus. Manchmal lehnte das halbwiichsige Mädchen Soinineralsends unter eineni der alten Obsibäiinie, die ihre frucht schioangeren Zweige beinahe bis aus die Erde hingen, nnd dachte laiiin daeiiber nach, ioariiin iliiii eigentlich die Tränen iibee die Backen liefen. Denn wenn einer leidlich aus der Harmonita spielt oder ein Knecht ans eitler selbstgeschnitteiken Flöte bläst, »Es-Hist noch lange leiii Grund zum inen. Mag der Abend anch still seli- iind die Frösche die leibhaftige Wermut ans- dem-»Mo- Vergl-is holen Was ioissen davon fiinszelyn oder sechzehn Jahre! Warum Biene den Kopf hängen ließ, das iviiszte sie erst llar und ge wiß, als Mutter-H Schioestettochter heiratete iiiid verhältnismäßig bald nach der Hochzeit ihr erste-Z Kind an der Brust hielt. Cristine lachte iibeisiy ganze Gesicht, daß sie die schweren Wochen hinter sich hatte, iiiid liesi «iiii den tileineii ich plagen, daß er iiiit dein Leben fertig iiiid satt wurde. An Vorrat man gelte es ja nicht« Von friih aus hatte Biene ein gera dezu närrisches Gebange nach llei iien Kindern gehabt. lieberall in der .-iachbarschafi bot sie sich zum Warten und Aiispasieii a:i, wenn sie niir ir gendeine sreie Stunde lierausschlageii toiiiite. Und wenn e-: keiner sah, dann driickte sie die «leineii Wesen an sich nnd griss sich iiiniiiid wieder mit der Hand nach dem Herzen, als hätte sie aufzuhalten und ziiriiciziidäminen. Es tanii hier ohne Uiiischiveise ste hen: Rein weiblicheg Wesen hätte sich mit zwaiiziii Jahren iiibrüiistiaer einen Mann ioiiiitchen töiineiil lind doch fühlte Biene l)aai«schars, ob es uiii sie ging oder uiii die harten Taler, die der Vater gespart hatte. Es tain keiner mit dein Herzen. Dreimal tlopste einer an, aber alle dreimal niit dein ledernen Geldsiick. Biene trat viel zi· lnrz· Und sie eativiclelte sich nicht mehr so recht, seit die Geschichte iiikt dein Bein war. Inzwischen ioak der Vater nun schon tot. lind die Mutter fing auch langsam an aliziibröcielii. Biene wurde die Arbeit, die nun ganz aus ihren Schultern lastete, sehr schwer und mehr und mehr verhaßt. Als der Krieg kam, wohnten die beiden Frauen schon zwei Jahre in der nahen kleinen zlreiizstadt Und nun ans eininalJoak dein alten Mad chen eine neue Hoffnung ausgestanden. Passieten denn nicht alle Tage- die ungewöhnlichsten Dinae jetzt! Wun der geschahen beinahe. Also wenn es auch lein Mann mehr sein konnte, warum nicht ein ttiudf Kein eigenes natiitlich — wie sollte ein ehrbares Mädchen auf solche Gedanken kom men! —- abek ein hinterlassenes viel leicht. Es waren do) auch Wittniänner mit draußen. Wie mancher mochte da sein, der unversokgte kleine Kinder zu Hause hatte, um die sich nun schlecht und recht gekiicnmett wurde. Und wenn nun so einer siel! Da nahm sich zuweilen leiu Mensch der armen kleinen Waisen an, und sie kamen in nichts als Lieblosigleit und Kälte. · Biene schüttelte sich. Aber nicht nur, weil sie an solch arme kleine We sen dachte, sondern auch bei der Vot stellnng, daß sie nun gar heiinlicher weise damit rechnete, dass solch Nbedans erngwerten Geschöper zu der Mutter anch noch der Vater genommen würde. Pfui Biene! Biene weinte und schob die Meu wnrst fiir drei Mark weit von sich. Nun saß ein heimlicher Frevel in der Wurst, die einem fernen einsamen Landsturmmann gewissermaßen als Henkersinahlzeit dienen sollte. Und doch machte die Wurst ihren Weg und ihren besonderen Weg. Biene hatte sich wieder, wie so ost, selbst überwunden und ließ keinem Nebengedanten mehr Raum. Sie schrieb nicht einmal einen Absender ans das Kästchen. Nur einfach als Adresse An einen, der am längsten nichts mehr gehabt hat. —- Nun war es vielleicht die Wahrheit, daf; Iris Tlsode zu denen gehören mochte, die am längsten nicht- mehr von dem Ge schmack einer richtigen Mettwnrst wußten, aber Fritz Thode war eben nicht im Felde. Er war zur Ausbilfe bei der Post. Und er war eigentlich tein schlechter Kerl, trotzdem er in feinem Leben viel Branntwein getrun len hatte Frit- taiinte Biene starsien6, nnd! er wußte, das, die Wurst nicht fchl cht sein tonntr. Er sah lange auf die oieldeutige Vlufschrist und tijmpfte ei nen ehrlichen Kampf, bevor er das Wörtchen in seine dnte gefiitterte Weste Jleiten ließ. Ader die Wurst lag wie ein Wem quer oberhalb des dicken Hängebauetkes und Fritz dachte unablässig, dasz er nun im Grunde wo ander-:- hingehörte als nur mal wegen öffentlichen Mer gernisses in ein Spritzenhai:5. Nach einer schlimmen Nacht brachte der Reumiitige seinen Raub wieder mit zurück auf die Raiserliehe Reichs post. llnd zu zyriz Thodeg besonderer Ehre sei gesagt, ez fehlte leine Schei-; be trotzdem die liisterne blaue Lin-i toffet —- Fritz nannte seine Nase selbst so — das Ihre zur Versuchung bei-; getragen hatte. Das-, Fritz, dessen Hand wie Blei war, nun noch un iibriges tat und Bienes Adresse als Absenderin bei fttgte —- drr Ordnung holder —, das konnte Biene Karstensz natiirlich nicht ahnen Und so saß ec etwa vier Woehe fpeiter in Taute LieteJ verborgenerii siirchenstuhl und dankte dem Herrgott auf den hinten siir das Wunder-, das er ihr zuliebe hatte geschehen lassen Niimtich eH war dieser Brief an Biene Diensten-is nach kurzer Zeit ge tommen: Liebes Fräulein Biene starstenskst »Es ist mir wunderlich genug mit Ihrer lerkeren Sendung ergangen. Morgeng, bevor eg zum Sturm ging, wurde mir Jhr Wurst zugeteilt, und es stimmt schon, mir schiert keiner etwas. Jch bin zwar ein reicher Mann, aber mein Kapital besteht in silnf gesunden Kindern. Liebeggaben können sie mir noch nicht schicken, denn ihre Jahre reichen erst von acht an abwärts, und fiir den kleinen »Ein jährigen« hat meine Frau ihr Leben lassen miissen Ich, mein liebeJ kräu lein Biene Karste no, war schon recht bitter aeworden und wars unserm lie ben Herrgott jedes Tag etwa-J anderes vor, aber nun hat er mich still ak macht. Beide Beine sind mir abge scht.-sseu aber mein Leben taun ich auf den Stiimpfen noch lange tragen sa gen die Aerztr. Ob man mich Lehrer bleiben liis;t, bleibt nun abzuwarten Jedenfalls träumte ich in der letzten Nacht, das-; ich aus meinen beiden Kriieken ganz slott in meine Schulstube hiipste und daß meine Jungens es mir nicht schwer machten. Aber noch etwa-Z anderer-, Beson deres und !l.lterkwiirdiges, erlebte ich it. dem Traum. Mitten im Unter richt hörte ich meinen Jüngsten er bärmlich schreien, eilte ihm zu Hilfe und sah, das; er sich mit einem Al tersgenossen um einen Fiastendeckel bnlgte. Da rvnchte ich anf, sah aber noch halb im Schlaf und schon halb im Wachen, daß es der Kasten Von Ih rem Wurstpaletchen war. Und aus eimnnl wußte ich Jhren Namen wie der, nach dem ich so oft vergebens gegriibelt hatte. Und ich dachte darun, das-, wohl mancherlei ins Feld geschickt lvird an «Nan1enlose«, aber nicht im mer prima Qualität. Auch fiel mir ein, dnsz die Absenderin selbst ihren Namen hatte fehlen lassen, denn die Handschrift poßte mit der Anfschrift nicht zusammen. Und wie es so geht, wenn man still liegt und nicht-Z tut alg griibeln, und wenn nmn oben drein von Kinderbeinen ein bißchen zum Spintisietet neigt —- ich dachte mir zuerst, vielleicht hätte meine se lige Marie sich in ihrer Not um nn sere hilflosen Fiins unmittelbar hinter den lieben Herrgott gesteckt nnd hätte ihm um zwei warme liebe Hände siir die armen klein-n Würmer gebeten Das ist ein kühner Wurf, Fräulein Biene Karstens, aber es ist auch eine kühne Zeit. sUnd ich weiß nicht, ich habe mich selten in sowas vergriffen —- da ist etwa-?- in dem s lichten Klang Jhres Namens, das mt eine gewisse Zuversicht gibt. Biene — — als ob man an das fleißige kleine Tier denken müßte, das Jahr fiir Jahr unermüdlich fiir andere feinen Honig sammelt. Auf jeden Fall —- lassen Sie nicht so lange mit einer Antwort auf sich warten, wer- Sie sind und was Sie denken über mei. en Brief Jch heiße Diert Dietlsen. Liege hier in B. im Lazarett und kann im Augenblick wohl weniger verantwort lich gemacht werden, wenn ich über die üblichen Stationen hinaus-griff. So oder fo, ich sende Jhnen viele ernstgemeinte Griißet« Sonnabends lani der Brief bei Biene an, und am gleichen Tage wäre an eine Antwort nicht zu denken gewe sen. Laut hinaus fchluchzte die lieber begliickte und Stunden hinter einan der schloß sie sich in ihre Stube ein. Jn ihrem Leben hatte sie so noch kei nen Schliissel gedreht. Als ob man ihr zum allerersten Male etwas neh men könne. Und gleich etwas so Großes und Heilige-L daß sie sich selbst kaum mit sich allein zu bleiben gerranre. Erst nach dem Kirchgang ain Sonntag wurde Biene etwas ruhiger. lind nun sagte sie es auch Mutter. Aber die alte Frau schlug die hände aber den Kopf ,nsamn1en und meinte nicht anders-, ais daß ihre Tochter den Verstand verloren habe. Eies hungrige Gören und ’n Kriippei!!« schrie sie auf. Aber gerade das gab Biene ihre ganze Ruhe und Sicherheit wieder. Sie brachte ihre Antwort ganz pas send zustande. «Geehrter Herr Dierisen!« schrieb sie, »das ist gewiß, hier hat der Herrgott selbst die Hand im Spiel. Mit meinem Ranken tann ich mir das freilich nicht erklären, als daß der alte Fritz Thode ihn beigefügt hat, der mir hier auf der Post das Mir ab nahm. Aber das tut ja auch gar nicht-z zur Sache, auf eine Art muß ja selbst unter Herrgott es machen. Im übrigen habe ich ihm gedankt, wie ich noch nie in meinem Leben zu dan ten hatte. Kinder sind mir auf der sWelt von jeher das Liebste gewesen nnd mir selbst blieben sie versagt. Jch habe in jungen Jahren das rechte Bein gebrochen nnd, weil es nicht gut oerheilte, hat keiner nach mir ver langt. lind nun soll mir noch so biei Reichtum beschieden sein! Jch habe hier nur siir meine alte Mutter zu sorgen, die aber noch eini germaßen riistig ist und ganz gut init ihrer jüngeren Schwester zusam inenzieheu tann, wenn sie nicht mit mir wohnen will. Sie brauchen mir nur zu schreiben, Herr Dierisen, wohin die Reise gehen soli, nnd ich kann in ein paar Stun den bei Jhren liindern sein. Und von der Stunde an iönnen Sie sich darauf verlassen, dasz es ihnen sein soll wie mit einer ieibiichen Mutter. Ich habe nicht oiele Briefe in Inei nem Leben geschrieben und weiß nichts mehr hinzuzufügen ais daß ich Ihnen tausendfach dann-. —- Jsaiobine Kar stens«. —- —- Vor wenigen Tagen sind sie getraut, die beiden. Sie hatten wohl beide nicht an sich selbst gedacht, aber Biene-füllte so gänzlich die Lücke und Diert war so rührend in seiner hilf losen Dantbarteit,- daß Biene sofort ein untrennbarer Bestandteil der Familie wurde und der Segen deg Priesters nur noch eine Handreichnng war. ----—.,-, Lilleklei Scher,ze. »Das ist ja schrecklich«, sagte der Ehemann zu einer Fran, »erst letzten Monat hatte ich eine Schneiderrech nung von 74 Dollars zu bezahlen, und diesen Monat bringst dn mir wieder eine von 60 Dollars« »Dur aus sannst du sehen«, erwiderte die Frau, »daß ich ans dein besten Wege din, inich noch und nach einzuschrän ien«. (Boston Transkript). —- »Mei ne Frau«, sagte der Pantoffelheld, iviinscht Tee znrn Frühstück, aber ich wiinsche sinfse«. »Dann wird also ibei Jhnen zum Frühstück Tee und Kasseserviert?« »Achnein, wir koni Emenuns gegenseitig entgegen««. »Aus swelche WeiseW »Wir trinken Tee«. Ein Londoner Milchmann hatte gerade sei nen Morgengang beendet, als ein Re trutierungsbeamter ihn aus der Stra ße mit den Worten ansprach: »Nun, mein guter Mann, würden Sie sich nicht freuen, dem König zn dienen?« Aber gewiß«, erwiderte der Milch mann Hiirahlend »ivieviel Milch braucht ist täglichk