Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 26, 1916, Sonntagsblatt, Image 12

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    W
guter sttd zehn.
Slizze von Abols lisper.
Sie gehen Arm in Arm hinter des
Satze-Damm aus ttnb ab. Mass
ntal bleiben sie stehen ttkb schauen
über ben Fluß nach Belgrab hntiber.
Fuie Statt ist spärlich erleuchtet.
Vom Rahmegoan bliht ein Schein-s
netsee aus« ber langsam seinen wei-·
ßen schlanlen Kegel iiber vie Jnseln
bee» an schiebt. Ein latter Otto
bärivin bliist bon benn iiberi
chtpeattttten Wiesen her. Ab und zu
schleicht ein deutscher Pionier an den
beiden vorbei. Der angeschossene
Batznhos von Sentltn liegt in tiesentj
Dunkel. , (
»Zum — ich glaube. es gehts
doch eher los, als toir denken. Je-»
genb etwas ist in per Lust. Mit ist.’
als ging es biesr Nacht schon in oie
t.ähne.« ;
Der Alte antwortete ausweichenb:«
»Wer acht Tagen ist an nichts zu
Denken. Bei Batajttisa bie Zwölser
sino noch längst nicht fertig. Un ber
Range wirb wie wilb geladen. Bot
acht agett —- tein Gebann.«
Aber er sagt das hastig. Denn
tu Wirtitthteit weiß der Mtjor mehr,
tts er sagen bars. Er weiß es so
erneu, basx er nnr deswegen von set-«
ten Batterten hinten gekommen ist,
ben Sohn noch einmal stt besuchen.
Morgen nachtsoll es wirtlieh losge
hett. hunoert Rohre blicken von
Bat-on bis- zur Zigeunerinset schräg
gegen be- sitntnet —- alle in pro-«
h·ttbettt Halbkreis atts Belgrab gerich
tei.
Ja« nan.,sollte;es lasgehetx Unb«
dieser unmögliche Island-, dieses Ge
misch oon Läazerlichleit uno Tragit
sollte seht aushotett Denn das war
u. Da drüben lag eine leoentsige,
tauchean törntettbe Stadt —- seit ei
netn Jahr. Man sah nnd hörte sie.
Ab ttnb ztt schoß tnan hinein. Dann
seheß sie wieder-. Dann hörte man,
baß bet- König drüben sei, mai-. hörte
Musik« tnan sah vie Kapserbtahte,
atts betten der König seine Sieg- in
aste Bett telegraphiettn Und man
tut nichts — seit einem Jahr. War-.
tun ertlsrte man nicht pen Frieden
zwischen Belgtab und Semlinl
Warum stehe man nicht hinüber nnb
heriiber tote sonst und reseroierte ben
Krieg sit. Reime und Tarnopolt
Rent, entweder sollte man vie schonen
Fährsehtsse wieder ans ihren Ver
stecken ziehen nnd sich vertragen, oder
ins follte hinüber-gehen uns dem.
König puStavt entreißen. Das war
sie Meinung fes-ei vernünvigen Bau-«
ern aus ver Ma.
Uns nun. ins Linse des Septem
ber —- die Knikife wurden Heil-, dec
Wein von Karten-it hing biet und
reif an feinen Reben — zuetft kamen
ein page phe Heeren an. Die einen
im weis-te von Sen-tin und Basis-,
Des-on und Donovan-do umer ins-.
sen die Zofe und Schnelligseit des
Wi, die Entfernung zwischen den
Jafellk schrieben nnd zeichnetecr.
Dann verschwanden sie. Und dann
kamen vie anderen, vie vielen, ein
ganzes buntes Voll von allen Seiten
—- oon Ausland und Podoliem aus
dem Attois und von Flanpem Mit
rusfkfchen und französischen Butten-a
gen — junge Retkuten und solche,
vie schon Belgien ersbert und Kö
nigdberg nm entfeht hatten. Sie
rollten gutch Böhmen und Schlesien
in lmgntn ein« ersoffen sich über vie
südlichen PußmsDökyet uns sam
cneuen sich nn- Schluß in pschten
Haufen. Sie bauten neue Eif:nbal)
nen und Holzbatockem luden Boote
nnd III-Je aus -— nachts drangen
fee ins Rked Der Donau pok. Hier
legten fke FelvpahngeLecfe, schlugen
Stege ins Schilf und beachten Mör
fet und LcIngtohrtanpnen in ge
fchiiste Stellungen. Born Eifernen
Tot bis zur Kriegsinfel ging em
Zittern durch ven Lan ver Donat-,
vie jetzt über ein Jahr in tiefem
Schlafe lag
Vater nnd Sohn stehen an: Fuß
des Eifenbnhnvansmes, wo on
gtaue Sauen-offer um ihre Stiefel
Meu, Weiden uns Buche-: sind
M über vie Düften eingetanche.
Eise ganzer Wan ift vetn Erteinten
no .
- -. · sp-» . -
Jung-Was Wl Im kyuoe ou
Nauchen gelernt Mit seinen-, schma
len, unstdniichen Munde müht e-. sich
an einer großen· dicken Zignrre des
VJiers ab. Es sieht ein wenig tomifch
eue.
Aber nein, ver Vater hat heute
kein Auge o.ifiir. War- isi iivers
haupi am dem Vaters- Er ist sonst
so sitzer und herrscht über Schieryoir
und alle feine Knechte, über feine
Materien und Kürassine wie ein ge
botener Kdnig Heute ifi ver Vater
triib und unruhig. Er fährt aus
feinen Gedanken aus« Er blickt den
Stdn verstohlen von ver Seite an.
Seine Worte sollen weich sein. Aber
er kann-et nicht« Er ist so rauh
und usw« is gesund, so rot; und
doch möchte er irgend etwas War
meI, Deczlkchei lagen — »Dur, Ba
ter, dann sehen wir uns wohl nä
siedexz bevor wir deiiben sind, n«
Hier-, due war isrchierlich — diese
Haufe-, diese Reden —- und its-net
weis herum um das, Dies einem pas
saibrannir. It möchte ver
den San in Arme schlie
sen, ei möchte weine-, er möchte »den
it niese- addition III-. der Mutter
W O Itzt-te M
imöchte sagenr Wenn es morgen los
gehl, Haus« tleiner Duns, dann
tome nach Virth heraus nnd
sehe dich in keine re kleine Tele
; nielle und rette dich und deine
ugend. Und ich will silr dich in
Reis und Glied, ich will aus den
äherschwemniten Damen. in das klei
ne Boot, ich will siir dich das gelbe
Saoervasser trinten. Wie solt ich nach
Hause totnmen, in die großen Stu
ben von Schierhott« zu deiner Mutter
-- die ohne dich ganz allein ist,
Hans?
Dies alles wirbelt dem Vater
durch-J Blut, aber er tann nichts sa
gen. ni til ohne andern fiihien, er
schämt und ist so ruhig.und
sicher und raucht seine grosze Zigarrr.
Genau wie damals, als die lleine
Doris starb uud Mutter und Sohn
jammerten durch's ganze Haus« da
ging der Vater mit seiner Zigarre
umher unt ließ sich gar nichts merken.
So sitzt er verlegen vor sich selber da
und antwortet fast gleichgültig vor
lkch hin: ·
. «Jch dknte: sa, Haus« dasz wir uns
drüben wiedersehen und Tanz bald.
Aber vielleicht wird meine Gruppe
nach dem Uebergang geteilt —- und ich
tonirne in eine andere Gegend. Man
kann nie wissen. was tommt, Hans
—- aber prosir, prosit.«
Einen klugem-tin liegen ihre Blicke
ineinander —- einen Augenblick« sieht
ei aus« alj ob seht etwas Ossenej,
Gerades, Menschlichei gesagt werden
»miisse. Abkr nein« ihre Augen irren
labseit.
.Was willst du nun nach dem
Kriege machen, Dankt Roch int
Hner erraten. oder willst du nach Pop
3peldorsund später den Hof überneh
»nur-i«
Jung-Hans ist überrascht. So hat
der Vater nie geredet. Er hebt er
staunt den Kopf:
»Am liebsten möchte ich beides,
Vater· Und ich glaube« es ist mög-.
-!ich. Ei wird schon etwas lange
dauern ·— aber es wiire doch schön,
Iwenn es gelänge. Dann wiirde Manna
»sich ein-meinen Bildern sreuen und
»du an meinen sing nseldern. Und
ich selber wiirde Lu an beide-n ha
ben, wirt«
; Der Vater versucht« sich eine feier
tiche ltuitg zu geben:
« wollte dir nur noch sagen«
Hans —- ppn mir aus liegt jetzt nichts
mehr im Wege, daß du Maler wirst.
Seit Dort-i start-, triintelt die Mut
ter. Vielleich: verlaufen wir und
zziehen in tie Stadt."
; Nun ist Nacht. Die lehte Nacht.
Die beiden müssen Zimmer vierzehn
zusammen nehmen. Es ist ein klei
nes Zimmer nach hinten. Ihre Bet
ten stehen nebeneinander-. Es schlägt
lela nhk. Ida- Lichi im Hof erleuch
;tet durch die alten dünnen Bot-hänge
Hschwach den Raum. Der Atem don
Jung-han« geht ruhig.
Ader der Vater macht. Der Vater
;grüdelt. Morgen nacht geht Jung
sdjans mit feinem Bataillon als Er
Ifter über die Sude. Sie werden als
Erste in das Licht der serbiskhen
»Scheintoerser geraten. Das erste
IIeuer wird die tleinen Boote von
Hang-Hanf Bataillon treffen. Viel
sieicht wird Jung-Hans als Erster mit
fseinem Boot tersinten. Der Vater
lschlieszt die Augen und sieht geil-es,
gurgelndes Wasser. Jetzt wendet er
sich leise dem Sohne zu. Der linte
setrm vom Jung-Hans ist auf das
Bett des Vaters gefallen und liegt
ausgestreckt — wie tot —- im fahlen
Schein tser Hoslaterne da. Der Alte
sieht den Birm, die schmale Hand, an
der gerade einige Schrammen verunr
lben — den kleinen steifen Finger an
der linten Hand. O dieser tleine
istejfe Finger —- Doris hatte ihn
lauch gehabt —- deid-. hatten ihn von
’der Mutter geerbt. llnd als Jung
Hanö noch ganz tlein und ein Säng
ltng war, wie oft hatten sie ra gelä
chelt über diesen kleinen Finger ohne
Gelenke. der so totett in die Welt
gerichtet war. Und Brigitte, die
Mutter, die damals noch jung und
lustig wor, hatte irr-. Scherz gesagt,
dasz Jung-hats nun niemals Sol
dat werden tiinnte wie sein Vater.
Idee seht ging Jung-band in den
sicheren Tod, und ran Brigitte war
längst nicht mehr öhlich und guter
Dinge. . . hatte Jung-Hans denn
lnoch die weisen Glas-sitean nur den
jFEngertcagelni Rein —- der Vater
Jbeugte sich über die ichlafende hand
’—— alle weißen Glück-fährst waren
verschwunden Aber indem er diese
tote hand mit ihren blauen Adern le
;t-endig vor sich sieht —- er lann nicht
Anders —- ganz leise beugt lich dieser
dickte rote Mann auf die hand und
stüßi sie.
Draußen erhebt sich ein Wind. Der
Vorhang des Fensterichewegt sich lei
.te. Die beiden Uhren tielen durch
einander.
i Nun läuft ein Ruck durch den
;Maypr. um Teufel, was mochte et
lund wie ahm er sichs Wer tagte
Iihm denn, das uns-han« sicher ster
,ben maßtei pnnte er nicht heil
’hinitberlommen und sicher durch den
Krieg, und wiirde et nicht ein schö
nes Wiedersehn in Schierlzolt ge
den, wenn sie beide einriickten und
Brigitte vor Freude weinlei Der
fAlte sie-akute sich fest in diese Ge
ldanken —- und to gerät er all
Hniiljltch in einen leichten Schlum
nier
s Er besinnt zu träumen — nein,
F- ist tein Traum -—, er sieht den
Hlag an dem Jung-han- geboren
Zwar-n Jsb ist ein goldgelber Septem
bertns —- der Mohn brennt — in
dem haumhohen Spargeltraut hüpfen
Vögel. Er selber geht mit der staat
ire umher und tut, als od nichts
imiire —- nls ob ein Kaib geboren
Iwiikxc —- so gute-gültig iuk ek. nie
zwennal geht er doch —,wie zufällig
— an Origittes Stube vorbei.
Und das dritte Mal — er muß gerade
Iseine Uhr ausziehen —- bleibt er m
pder Jiir der Stube ein tuer
hen. Aber sonst läßt er sich n« ts
I
merken.
Dann lomtnt die Taufe mit den
hundert Menschen — der schöne
Spruch oon Pastor K. L. Butt —
dee Frühling und der Sommer —
wenn Brigitte mit dem Jungen mor
gens durch den Garten fährt —- sa
nie gingen sie zusammen —- aber w
oft hatte er ihre weiße Gestalt von
oben her zwischen den Bäumen ver
»solgt.
s Jung-Hans wird größer. Er fährt
mit der Mutter in die Stadt. Er
lacht, wenn die Peitsche tnallt. Er
isiittert die Hühner, und zum Ge
fourtötag tann er einen langen Vers
,aussaqen. Er tommt zu Pastpr »K.
ist« Butt in die Schule. Die Mutter
iarbeitet mit ihm — die Mutter geht
Imit ihm iiber Feld — ach, was sitt
sLiebe zwischen den beiden war. Im
Hner geht Jung-Hans in der Mutter
;Arm. Aber einmal — da nimmt
,der Vater den Sohn mit na dam
iburg. Sie fahren mit der Ei enbahn
—- die Elbe hinaus. Es ist Winter.
HDer Sohn suttert vie Mswen aus
idem Jungfernstieg. Abends, als sie
;in--Schierhalt ankommen, drückt der
jVater dein Sohne lange die hand.
; Wie alt war Jung-Hans, als er
ltodtrnnk im blauen Zimmer lass
I iinszehn Jahre und zwei Monate.
- ange Nächte wachten per Vater an
Iseinem Bett Damals lernte der Sohn
den Vater lieben. Aber war et da
mals nicht scton zu späti Rein, es
Iwak nicht zu fpsm Ei ist auch heute
Jnicht zu spät. Niemals zu spat, nie
:mals, ans, lieber harrt —
; Der nior erhebt sich und betrach
.tet seinen Sohn· Der hat fest
beide Arme weit von sich e reckt
’zur Seite. Der Vater er ist«
Jung-han« liegt da wie ein Getreu
zigter.
Am anderen Morgen — die Son
ne geht nicht aus —- oor den vielen
duntlen Wollen. Die Sude und die
Donau kriechen triib um die·Jn eln.
Braue Schleier hängen um die au
ern des Kalimegdam Aus der Land
s,tttaße. die von Semlin nordwärts
zzieht, bewegen steh zwei Gestalten -.—
Hder Alte zu Pferde —- Jung-Mut
znebenher.
J seit machen sie halt. Der Reiter
jbeugt sich hernieder.
, .Dnnn also, Zanc, Lebewohl —
iund aus gutes iedeesehen s-— und;
"dent' an zu Hause —- wenn wir wie
derkommen — zur Mutter — alles
tptrd schön und gut werden, han- —
lLedewohl."
, Der Alte schüttelt dem Jungen die
Hand. Der Sohn steht straknm. Wäh
rend Jung-band in die Stadt zu
rückschlendert« tradt der Alte hurtig
vorwärts. Und man sieht den blauen
LRauch seiner Zigarre um seinen roten
Kopf flattern.
—.——
Gute Ergebnis-.
Sie liebt sie alle beide
Aus tiefsten « kzensgtnnty
Und nennt F: beide «Männe'·:
Den Gatten und den Hundl
Und kaum ertönt ein; »Mit-ine,
Ieb· etl« aus ihrem Mund,
So so n schienst-se beide-, «
Der Szene und der Dundt :
-- Gegenseitig. Er: Wie
lange dauert denn deine Toiletiet
Wenn du morgens aussiehst, ist es
schon mittag.
Sie: Und wenn du abends heim
tomtnst, ist es schon morgen.
—- Splitter. Merkwürdig,
wenn man den Leuten etwas gerade
ins Gesicht sagt, nehmen sie’s mei
stens stumm.
—- Höchsten5. Sommersrischs
ler: »Sagen Sie mit, warum sind
denn die Ktöße heute gar-To schwarii'
Wirtin: »Ja, das muß höchstens
von de händf seini«
—- Uusriqng per-sur ezum
alten Gannet): »Wenn Sie gestört
dig sind,«vcnn fällt die Strafe viel
lleiuet auss«
Gauner: »Ich werde mich schön
hiiten!«
— link-ersteren Richter
»Run sind Sie schon wieder hie-·
Wie est haben wir uns nicht schon
gesehen!«
Angellagteu »Ja, Unkraut vergeht
nich! Das sehen wir so richtig an
uns beedng
""—« Unmöglich. Angeklagiet
sder bisher noch nich zum Wort He
iotnmeu ish: «Dars ich auch em
mai reden, here M ter?«
Richter: »Sie ha»n selbsitedend
zu schweigen«.
Angeklagtert »Aber hetr Richter,
wie tonn ich denn selbst tedend
schweigen?«
— Jm DariöiC Söhnches
»Am Variötö zum Papa, während sich
ein Aeiisi sehr tugyalsig produzieri):
»Du Papa, warum seht der täglich
sein Leben aufs Spielk
Papa: »Dumm- BUW ... damit
»e-r was zum Leben hast«
;-"« « « ..
Zigeunern-nun
Novelletie von O. Elfter.
Wetter unb fleißig hatten bte bra
ven Jungen in ihren braunen Kit
"te1n, ben Schiath leck auf dern
IKopfy ei bee Aus chissung bei Regie
sments auf dein ahnhvf der tieiren
Stadt im Obereiiah geholfen. Uner
miibiich waren sie gewesen iIn Wof
fertragem itn Din- unb herlaufern
die drean unb bungrigen
schreiten In erquicken. Jest marschierte
das Regimeni in bie Stadt ein, nur
eine Kompagnie wurde nach der
Straße vor-geschickt, die sich unweit
der Ortschaft durch die Waldberge
ber Vogesen über die französische
Grenze zog.
Eine zweite Kompagnie sollte ais
Unterstützung folgen. haupttnann
steuer marschierte mit der Borpostens
toknpugnie ab. vie Spise nnd nie
Both-it unter txeutnant von Schme
bing vorausgefr.ndt.
Ein Mitglied des Jungbeutschianbs
bunbes trnbte neben ver Verhut ein
her« ein frischer, btbndlpckiger Junge
von vierzehn Jahren, aus dessen
blauen Augen das Feuer des Mutes
dritte. -
i.
»Na, Jungg
sagie ver Leuinant ;
lachend, »Du willst uns wohl in daz«
Gefecht begieitra«i«
»Wenn ich dats ji, Herr Leut
nant,« entgegnete der Junge keck.
»Das ist bra. oon Dir, aber ich
darf es nicht erlauben. Kehre nur
um, ei wäre schade um Dein sun
ges Leben wenn Dich eine Kugel
träfe.«
»Oh, ich siirchte senich nicht, Herr
Leutnant Und dann, ich kann
Jhnen einen näheren Weg na der
Schlucht zeigen. ich habe ge
hört, daß es daraus antotntnt, den
Paß so rasch ais möglich zu errei
chen.«
»Das ist richtig. und wenn Dn
wirtiich e nen näheren Weg weist so
rnagst Di. uns sühtenf
»Dann müssen wir hier marschie
ren«. sagte der Knabe, aus einen der
steckten Watdweg wer end »Da sind
wir in zwanzig Minuten in der
Schlucht-'
»Gut. Wir wollen Dir soiwn
Aber weißt Du auch Bescheids«
»Ja, here Leutnant. Jch bin hier
groß geworden.'
»Wie heißt Dut«
»Heinz Bante —- niein Vater i
Amtirichter in der Stadt —- er i
auch als Landwehrhauptniann einge
zogen.«
»Und Deine Muttert«
»Ist in der Stadt zurückgebiieben
d. . ich habe noch eine tieirie Schwe
er.«
»Bist ein braver Junge. —- Also
"YZ«Z«Y« fi roch
g wand ch durch stiintv
niigen Waid, der mit Niederhoiz
durchwahsen war, iiber Berg und
Tal. Einen steilen Abhang ging e
hinaus. dann wieder schros bergab,
nnd die Straße, die durch d e Schiucht
führte, Lag vor den Soldaten. n der
Mitte des Basses da. wo die traße
eine Biegung machte, lag ein iitmlisi
chrs Getrost
l
i
1
i
»Es ist das Grenzgasthaui,« sliie
sterte Heinz dein Ossizier zu. »Dir-nn
zig Schritt davon ist die sranzssische
Grenze."
«Borwiitts!« tonnnandierte der
Leutnant. »Das Gehöst wollen wir
besehen!«
Jtn Laufschritt ging es aus das
Haus zu, dessen Türen und Fenster
sest verschlossen waren. Still iag et
da! die Bewohner scheinen entflohen
zu sein« nur der hoshund heulte und
zerrte wiitend an der Kette, ais die
Satt-atra in das
das sie rasch zur Verteidigung ein
richteten.
»Wir sind gtiicklich vor den Her
ren Franzosen hier angetonitnen,«
sagte der Leutnant befriedigt.
Sollst bedantt sein siir Deine Fiihs
rang, Heink Aber nun mußt Du
zurück. Arten Augenblick tann ei
hier losgen
»Nein. ich bleibe, Herr Leutnant.
Jst ist-ne mich nicht
»Na, wie Du willst. Aber sehe
Dich dem seindiichen euer nicht aut,
wenn es losgehen so te.«
harrt eindrangenxs
Meldung wurde an den Vau t
trupp zuriset eschictt, daß man ie
Schlucht be est habe. Doch launr
tonr die Patronille abgegan en. als
aus der Straße nach der se ndlichen
Seite hin ein seindlichet Jnsanteriee
trupp aufmachte
»Da kommen die Rothosen,«
sagte Leutnant von Schmedina.
«Sie finden aber das Nest belegt
und den Durchgang gesperrt. Lat
sie ein wenig näher tornmen, dann
ee!«
Die Soldaten standen rnit dem
Gewehr irn Anschlag an den Fen
stern, die Franzosen heobachtend, die
ich sorglos näherten, da sie nicht
annehmen tonnten, dasz der Pa
schon beseht war. Als sie aus hunder
Meter herangetonimen« waren, Wis
sen ihnen die Gescho e der Deutschen
um die Ohren. hrere stürzten
getrossen nieder oder krochen verwun
det in das nahe Gebüsch. Die ande
ren flohen überrascht und erschrertt
zurück.
heinz Dankes Augen dlisteth
»Das ich nicht auch ein Gewehr
nehmen, here t«eutnantt« sraste er«
«Jch tann schon schieben.«
Mein, nein, Zungef ent gnete
der Dssizter ern «Du b noch
nicht Soldat —- evmte die ii ad —
on —- da Kommen Iie wie ri«
Dieses Mal gingen die Franks-en
vorsichtiger vor. Sie pir chien
von Bauen zu Zaun-, dsn
zu Unsch. Eine gksheke seichte ,
get-Leitung ward in der Ferne -
at
«Jehi Ioird ei Crnst«, sagte der
Lemnos-it .Leuie —- wir müssen
uns hier halten die die Kompag
nie kommt. Bis auf den lehren
M« —- -- —
.Ois auf den lehien Mann, Herr
Leuinanii« war die Antwort der
Soldaten. deren Fäuste sich fester
am den Koldenhnls der Gen-ehre
legten·
» Jetzt pfiffen auch i on die ersten
Tieinpnchen Gesetze-R da r und pras
ielten gegen die auek des Hause-.
Das met-z eian Fenstees wurde
zerschmettern der dahinter stehende
Musietier tnickie zufammen, ein Ge
Foß hatte ihm die Schulter durch
ri.
Rasch sprang Heinz hinzu, nähte
den Verwundeten und führte ihn in
ein rückwärts gelegeneg Zimmer.
Dann eilte er wieder nach vorn
und ergriff dnz Gewehr des Verwun
deten.
Das Feuergefecht war jeßt heftiger
geworden Die Franzosen schossen
wie toll, die Deutschen antworteten
ruhiger, entschlossen, die Stellung
unter allen tisistiinden zu halten.
Heinz beteiligte sich wacker an dem
Gefecht. Der Leutnant sah es wohl«
aber er sagte nichts nähr; im herzten
freute er sich iibee den braven Jun
gen, der mutig wie der älteste Soldat»
im feindlichen Feuer standhle f
Doch immer heftiger wurde dass
feindliche Feuer. Immer größer die«
Zahl der Feinde Jmtner näher ta-.
men sie dem Gehöft, da das Ge
lände ihnen günstige Deckung gewähr
te. Mehrere deutsche Soldaten waren
schon verwundet, dem lehten Ansturm
des überlegenen Gegners mußte man
erliegen.
Und noch immer teine Unterstüt
jung!
Zeit machten die Franzosen mit
lautem Geschrei einen Anlauf.
«Schnellfetert S iestt was das Zeug
halten willi« ahl der Leutnant.
und das Schnellseuer prasselte in die
dichte Schaar der Feinde, die zurück-(
stuyten und sich in Busch nnd Gra-;
ben niederwarsei., lebhaft das Feuer;
erwidernd s
-Der erste Sturm wac abgeschlagenf
Es trat eine kleine Pause in dem Gesf
fecht ein; nur ab und zu taalite noch
ein Schuf-· s
Leutnant von Schmeding trat zu
in .
hleiachs daß Du formatme eins
—- aber, bei Gott« Du blutest «un
get Bist Du ,verwuntetl«
Mut eine Schramme am Kopf,
Herr Leut-sauf'
»Geh fort. · . Du darfst nichts
hier bleiben. . .« f
Das Krachen einer Salve unter-(
brach seine Worte. Eine neue Abif
teilung der Feinde war erschienen:
und beschloß das Gehöft, in dein kein
Fenster mehr ganz war und dessen
Lehmnuueru durchlöchert wurden.
Prasselnd flogen die Ziegel dei- Da
ches zur Erde nieder. Dieses furcht
bare Feuer konnte die lleine Schar
der Deutschen nur schwach erwidern.
Mehr und mehr schmolz sie zusam
men, fast lein Mann war unver
wundet. Aber die Zähne auf einan
der gebissen standen sie auf ihrem
Posten und feuerten, bis der Lauf
der Gewehre sich erhitztr. Auch der
Leutnant hatte das Gewehr eines
Gefallenen ergriffen und beteiligte
sich an dem Zeuergefecht, um Hemz
konnte er sich nicht mehr kümmern.
Näher und rjiher rückte die ite
berinacht der Xranzosery bald würde
sie das Gehiit erreicht haben und
dann tam der furchtbare Nahtampf
mit dem Bajoneti, dein Kalben, dem
»Hier-other — von Ergebung konnte
kleine Rede sein —- -— bis auf den
lehten Mann wollte man tiimpsen.
i Das baut war ringt umstellt
IEin Enttommen nicht mehr möglich.
)Sollte man sich mit dem Bajonett
i
eine Oa e bahnen, überlegte der Of
fizier bist-well Aber was wollte
er mit seinem Häuflein Soldaten ge
gen die Ueber-nacht des Feindes aus
richtenf Sie würden alle niederge
schossen werden — die hilfe mußte
bald kommen.
Plöhlich stockte das Feuer des
Feindeit Eine fast unheimliche Stille
trat ein. Aber tlang da nicht Trom
meltvirbeli Ertönte da nicht das Sig
nal «Avancieren«i
»hurra, Kameraden!« ries d:r Os
sisier. »Unsere Kompagnie tomth
Fett gebt es denMothssen noch Mal
ordentlich!« Wiederum trachten die
Gewehr-e Und plösllch erscholl ein
brausendes hurral Trommelwirbelt
hornsignalet Aus der Straße stiirmte
die Kompagnie mit gesälltem Bajoi
nett aufden Gegner los
Die Franzosen sprangen aus« Ein
zelne Schüsse trachten. Aber an ei
nen ernstlichen Widerstand dachten
die Gegner nicht, so überrascht wa
ren sie. Die meisten suchten in eiliger
Flucht ihr eil. Vergebens versuch
ten die O siziere die Fliefenden
au zuhalten; sie wurden mit entge
ri en
Und seht marschirte die deutsche
Kompagnie auf und Schnellieuer
grasselte in die Schar der Fliehenden,
te nach wenigen Minuten itn Walde
verschwunden spar, zahlreiche Tote
and Verm-endete auf dem Schlacht
kelde zurücklassend
Die tleine Schone der tapferen
Eiertemger des Gehöiti war gerettett
—- Der tvi tige M Zehnltent
Meint-ne- trat eutnant von
Schmeding an Hauptmann Bretter
heran.
»Das war zur rechten Zeit, Herr
harret-nannt«
»Ja —- ader Sie haben wacker ex
Its-, Wink en .
anptmann. »Daß der a nicht in
die ldient-e der Franz-ten getreuer-, ift
Jhr Verdienst. . .«
»Nicht mein Verdienst. here supts
mann. sondern das meines leinen
tapferen Freundes von Jungdeutschs
land, der uns cui einem Richttveg
hierher geführt hat.«
»Das war brav! Wo ist der
Junge?«
»Wo ist der Heinzi« fragte Schmi
ding einen Unterossiziep
»Jet. . . herr Les-M . .
f »Bei Gott, da- will ich hist I
en.«
.Er liegt im Zimmer qui des
Bett. Herr Leutnant.' Sie eilten in’b
Haus. Auf dem ärmlichen Bett in
einer tleinen Kammer lag der nacke
re Junge. Das Antlih totenbleich,
vie blonden Laien mit Blut get
triinlt. die Augen fest geschlossen
Ein Sanitätsunteroffizier war bei
ihm, er hatte ihm den brauen Kittel
geöffnet und suchte drs Blut Zu stil
len, das aue einer Braitwnnde her
vorquoll.
i »Was ist nur same-s fragte Schm
»ung
! »Lungenfchuß, Herr Leulnants -
Les geht zu Ende . .'«
Tief bewegt beugte sich der Offi
Izier iiber den Knaben und ergriff
deffen Hand.
»Den-z —- — mein tapferer, wacke
rer Heini. . .'« da fchlug der Sterben
de noch einmal die Augen auf. Er
schien den Offizier zu erkennen, ein
sämached Lächeln irrte iiber fein Ge
«r t. -
»Liebe( — Herr — Leutnanr —«
fliisterten feine Lippen. Manto —
griißen —- Sii meine liebe Ma
ma. . .«
Die Worte erstarben in einem M
cheln. Blutiger Schau-n trat ip
auf die Lippen —- er ftreate stch —
ein Zittern lief durch feine junges
Glieder — die Augen wurden glafig
—- ftill —- totenstill lag er da —- es
war vorbei —- -—— —
Erfchilttert liandt- sich Leulnant
Schmeding ab.
»Ich dur le es nicht dulden«, sagte
er. »Ein o tapferer Junge. . ."
hauptrnann Brener driiilte den
Toten vie Augen zu nnd sprach
ernst:
»Das Vaterland ifi nicht verloren
fo lange solcher Geist In Jungdeutschs
land lebt. . .«
! Reiche Ritte.
Jm Zeilalter des Schnellverlehrs
ist man ohne weiteres geneigt, anzu
nehmen, dafz mai in rüheren Zeiten
in einem siir unfere l erhöltniffe un
möglichen Schneckenteinpo gereist fei.
Das ift aber nur bedingstoeise richtig.
Zum wenigsten trifft es fiir die Rei
fen zu Pferd nicht u. So brauchte
der Kurier, der i«n Jahre 1574 deni
Valois Heinrich lit» der durch Wahl
König von Polen geworden war, den
Tod feines Bruders Karl tx. melden
follte, fiir den Rilt von Paris nach
Warfchau nur 13 Tage. Ein anderer
Kurier legte den Weg von Verfaillei
nach Rom in der Zeit von 166 Stun
den zurilch Beispiele fiir besonders
rafche Nitte sind auch aus der Zeit
zu melden, in der Franlreich im ersten
Drittel« des vorigen Jahrhunderts
noch die Ergebnisse der Lotterieflih
rung nach allen größeren Stadien
durch Eilboten gemeldet wurde. Ein
folcher Eilbote legte einmal die 580
Kilometer betragende Strecke von Pa
ris nach Bordeauk in 30 Stunden
,uriia. Daß das eine anständige Lei
ftung ift, geht fchon daraus hervor,
daß die Rennfahrer, vie fich an der
grasen Radler - Schnellsahrt Paris
Bordeaux beteiligten, fiir dieselbe
Strecke durchfchnittlich 19 Stunden
brauchten. Aber diefe verhältnis
mäßig fchnellen Zeiten gelten nur fiir
die im Sattel ausgeführten Reisen.
Ungleich langfarner fuhr man in den
fchtverfiilligen undeholfenen Wagen
der alten Zeit, mit denen man unter
Ludwig xvl. in 24 Stunden aller
höchstens 50 Kilometer surilcllegte.
—-.-—— « .
—- Auch eine Leistnn . De.
g» ein gelehrtes han«-Z und be annter
cheiftftellet, hielt in einem Straß
butger Lazatett einen Vortrag über
«Gedächtnistunit«, wobei et zur Be
wunderung seiner Zuhöterichaft zahl
reiche i;m geJLellte Aufgaben mit spie
lendee Leichtigkeit lvste. Als er da
nach, von Beifall überschüttet, den
Saal verlassen wollte, machte sich ein
verschmth bit-endet Feldgrauet in
feine Nähe und sagte: »Vert- Dot
tok, i fah auch alle ahte hien
von C eiti Geburt an tt 19 S im
Kopfe.«
«Reipett«, lo« der Gelehrte, »du
haben Sie ja ein fabelhafteö Gedächt
nit«·.
»Ja, abet«, fuhr der Soldat ort,
üish weiß bloß net, was dabei pa text
t