W ( · M Wo Erzälung von L. Barte-i Beil-. " «Grnpl,ologie und vergleichen Wis .schnsten find leider nur halbe hrheit,« bemertte Fenneston« und Icmit war dein Stimmgewirr um Den Tisch Einhalt getan. »Mein-en Sies« smgte Mei. Gra sain und hob ihr Auge mit einein sitt-wen Ausleuchten zu ihn ein Fennesibn wendete ihr sein hage Ieö Gesicht niit den hochgewölbten stauen unb dem wissean Blick tollenhil zu und betrachtete sie sor Ichenn Sie ivcir eine schlanke, reich und vreizend gekleidete Dame, von einer Harmonie in ihren Bewegungen und ILevnntem baß sich im ungeiibtesten Beobachter des- Csinbruct aus«-Este es Bei ihr Leib vie notnenbige Hülle lir einen Geist, der darin blitzte und glänzte ioie ein Licht hinter farbigeni Etat Mes. Graham hatte vie Londoner seiellschoft im Sturm erobert. Jm Grunde nicht schiver slir eine ame rikanische Witwe, deren äußere Schön heit anscheinend von Reichtum und einein unerschbpklichen Verstand un terstüht war. Viel wußte man nicht von ihr. Sie besprnas nicht gern Per iinliches. Doch ihrem Wesen nach «"tte man sie gern ,,süß« und »gut« sennnnt wenn man nach einem Aus druck siit jerie schillernve Eigenschaft tin ihr suchte, vie vielleicht annähe tungsioeise mit «Zartheit« bezeichnet werden tonntr. Von Fenneiton hieß es, et hätte sie erfolglos geliebt. Lunge betrachtete er sie jetzt mit einem tiefen, verwir senden Blick, als wollte er sich erst ein Urteil bilden, ehe er zur Ant Oort schritt. Sie hob verlegen Die Schultern nnd schob nervös ihr Be E auf dem Teller vor sich hin und «Jch meine,« sagte endlich der :osessor, »daß man sowohl in der raphologie wie auch in anderen Forschungen dieser Art bis zu einer gewissen Grenze kommt. Jch weiß sicht, ob ich mich verständlich aus drücke«, fuhr er sinnend fort. »Wenn ich von Graphologie oder voni Lesen aus den Linien der Haut-flache spre che, so entsteht ein allgemeines Still schweigen ringsum. Warum? Weil man von rnir erwartet, Geheimnisse aufzuwen, den Schleier vom Leben eingelner zu ziehen, die Zukunft zu Iroplhezeien Dies ist leider nicht Es entstand eine allgemeine Be Iegung Unbeirrt fuhr Fenneston : »Nicht möglich! Wohl vermag . die Charakterzüge aus der Hand eines jeden Anwesenden zu lesen, sei ten Lebenswandel, die s "nen und häßlichen Triebe, die in einer Na tur liegen, zu entziffern, aber das Hist nichts iin Verhältnis zu dem, M Sie verlanagen. Sie wollen Ihre Zukunft hören! Die kenne ich »sicht. Mes. Graham,« sagte er Ieichthin, »wenn Sie mir Jhre kandfliiche zeigen, so zergliedere ich « ier vor Ihren Freunden Ihren Cha tatter und teile Jhnen mit, welchen Einfluß er auf Jhr Leben nusiibtr. kuri, ich kann Jhnen wahrheitsge Issz tlarlegen, was für eine Art Frau Sie find. Nichts soll Ihnen verschwiegen bleiben —- absolut sichu Jch will Jhnen den Spie gel Jhreg Inneren verhalten, wor i- Sie auch nicht den lleinften Feh ler« die verstecktefte Tugend missen sollen. Reichen Sie mir Jhre Handl« Eine spannende Pause trat ein. Dann mich Mis. Graham instinktiv zurück. Fenneston fah die glühende Röte auf ihrem Nacken schwinden. Ihr Lachen klang gezwungen, und rasch legte sie die Hand auf ihren Mitten. ,Sie niiken unsere Freundschaft errfchiici aus. Meinen Charaatter freiszugebenP protestierte Wir-. Orahani in atemloser Aufregung. .Rein, Sie. Es ist Jhnen bis her nie vie Gunst zu Teil gewor den, aus meiner Handsc« e zu lesen stund dabei soll es auch ern-r blei Ein leises Auflachen begleitete ihre Zurückweifung Unter diesem Deck mtel bannte Fennefton für einen sagenblick ihren fcheuen Blick. — .Sie sürchienk fragte er flü »Ich weise zurück." Sie riß den Blick von ihm los. «Sehen Sies« erlläkte Fenneston als Antwort auf dgas Gelächter um den Titel-. »Die Wahrheit nögen wir nicht, selbst wenn Sie uns eingeboren sied» Jst- könnte Jhnen einen Fall erzählen . .« »Ein perfönlihes Erlebniss« frag te eine männliche Stimme am ande ren Ende des Tisches. »Das seltsamfte and bezeichnendfie persönliche Erlebnis, das mir je be gegnete,« erwiderte Fenneflon ent schieden Bei dein Chorus der Aufforde M der diesen Worten folgte. fjiz Fenneiion zu der Wit Lunens nigemamtkle ec von ihr die FW M Erlebnis erzählen zu Wie si- ihni denn auch höf sitz-E- Denn befahl fie dem Diener — « Sie sit tie Schule-, die , nIeicht « Ein leich-» .Nein.' TSie verzog die Lippen zu einem tonnentioneäetn Lächeln «ED zieht hier, glaube ich.« ! »Mir ift nicht die Gabe des Er-» .ziihlers verliehen«. sagte Fennefton zögernd. .Und ich weis nicht, od ich Ihnen das, waz mir heute noch mit "graufamer Lebhaftigleit in Erinne rung ist, vor Augen fiihren tann. Es war zu jener Zeit« da ich mich mit dem Studium der Graphologie und der Kunft defchiiftigte, aus den Linien der Hand-« zu lefen. . . Die Zeitungen er aßten die Sache und wußten viel der einen Professor der Physiol-wie zu fchreiden, der mit« Et- . olg ottulte Wissenschaft beneide-« »Ich erinnere mich, daß Jhr Name in aller Munde war,« warf einer der herren ein. «Zu der Zeit befand ich mich in Paris-' fuhr der Professor fort» .Dutch ein Telegramm war ich dort- « hin berufen worden. Es war talt und triid draußen. Jch war mit mir im Streite, oh idz ausgehen foll- » te oder nicht, da rachte mir ein HHoteljunge —- ich wohnte im Conn Jnental — die Meldung, es ftehe ein sMann draußen, der mich in einer jteichtigen Angelegenheit zu fprechen i wünsche Diefe Abwechslung war mir ; bei meiner undehaglichen Gemüts . ftimmung willkommen-« . » Fennefton ließ wegen der merkli «chen Spannung und llnruhe um den j Tisch, eine Kunftpause eintreten. «Dann fuhr er fort: i »Ich wollte, es stände in meiner I Macht, Ihnen das Bild des Mannes qu vermi.chaulichen. der in meinem xsimncer erschien. Des öfteren habe ich die Wirkungen des inneren Seelen- ; s lebens auf den äußeren Menschen ge Hehen und ftudiernf Aber niemals i bis dahin war mir eine fo offenbare, Hoffnungslose Verzweiflung vor Aus H . gen getreten, wie sie das Gesicht dies T Hez Mannes zeigte. Es war einge-! Tfallen, voll tummerdoller Falten, mit fzufammengetniffenen Lidern, als Hchmerze ihn das Tageslicht. Für ieinen Kisnftler —- fiir den ich ihn. hielt, und ich ging nicht weit fehl — war er fchiidii. gekleidet. Er war ges » kommen, fagte er mir geradezu und; ohne Einleitung, um sich von mir aus ’ den Linien der hnnd lefen zu lassen. txz handle sich dei ihm um Leben und Tod « Fennefton schwieg einen Augenblick »An der leidenschaftsloer, monoto nen Sprechweife dei Mannes er kannte ’ich, daß er die Wahrheit sprach. Auf meine Frage erfuhr ich, « es fei feine Frau, deren handlinien J ich zu entziffern hätte. Und aqu ineine weitere rage, ob sie nichts das « gegen haben w rde, erwiderte er nuzs z druckslog: »Sie wird nichts dagegen! haben!" I l l i l Fenneslo.iszuate die Achseln: »So willigte ich denn ein. Ganz abge-’ sehen davon, hielt mich der Mann in einer Art Bann. Er mußte das fühlen. Denn er sprach mehr befeh- » lend als bittend. Als er uon dem Cab Erwähnung tat, das ibn un ten erwarte und meine Begleitung heischte, folgte ich ihm willig. Wat um er meinen Rat einhole, nicht aber « den eines regelrechten WahrsagerTz fragte ich ihn. Worauf er mit schwe rer Stime antwortete: »Weil Sie ein Gelehrter sind und der Wuhrheit’ nachgehen. Die werden Sie mir sa-: gar uuv vie Wahrheit muß ich wiss l sen — ucn jeden Preisl« s Lier erkannte ich die Tragödie inl Fleisch and Blut, einen Fall, der leis 4 neswegs chwiichlichen Motiven ent sprungen ein konnte. Wir stiegen in das Cah, und derl Fremde nannt«- eine Adresse im Quartier Latin. Während der Fahrt schwieg er beharrlich. Seine Hand lag fest geballt auf seinem Knie. Die se hano sagte mir, daß der Manns seine Selbstdeherrschung mit aller s Energie aufrechterhielt und sich durch. nichts verraten wollte, bis seine Ab sicht ausgeführt war. « Das haus, vor dem wir ausstie gen, war sogar für das Quartier Latin auffallend schmutzig. Wir durchquerten einen duntlen Hof« und stiegen eine guterhaltene Wendel treppe hinauf, immer höher bis zum Himmel! Vor einer schmalen Tiir im dritten Stockwert blieb mein Führer stehen« zündete ein Ziindholz an, um das Schlüsselloch zu finden. Das Lachen eines Kindes unterbrach dies-Stille Die hand des Mannes I s. I »Sie wissen nichl,« sagte er mit fverftörter Stimme, stieß die Tür auf und eilte hastig ins Zimmer, wo es ytalt und finster wur. Zwei Kerzen zündete er an, die auf dem Tisch » standen. Das Gemach war eine Kombina tion von Wohn-, Schlaf- und Ar beitszitnntet ugleich. Eine anhei melnse Atmo phäre herrschte in dem Raum. Kleine Blumentöpfe standen auf dem Fenstersims, worin reizenve Blümchen blühten· Jm Arbeitslosi auf dem Tisch Lag, wie mit eiligen qFingern hingeworfen, ein Kinder Irumpß alles ringsum verriet ven wohltätigen Einfluß einer Frau. Eine hand legte sich auf meine Schul ter und schol- mich vorwärts. Da fah ich mich einem Bett gegenüber ellt, das meinem umherscheifenven nge entgangen war. Ein Frauen eltalt lag darin au eilte-It. Beim nblick des mitten enden Haares und eines bleiche-, stillen Gesi tel wollte ich mich til-tret ineiickzie . kliet der Mann hielt meinen m mit ese . . . das Sie aus Ihr-en Hanblinien le-« en.« Ich näherte mich dem Bett und betrachtete neugierig das ausgestreckte Weil-. Es war eine sast tindtich zu nennende Gestalt mit einem sehr sun gen Gesicht voll steinerner Ruhe. Die hoch emporgezogene Bettbecke regte sich nicht bei den etwaigen Bewegungen ihrer Atemziigr. . . Unheimlich durch schauerte ed mich. .Schläft Sies« sliisterte ich ,Sie ist tet«, antwortete et, brachte ein Licht und hielt es iiber dem Bett. Er mußte inein Entschen und meine Entriistung beniertt haben, denn er blickte mir sest in die Augen und rote berholte seine Bitte im selben Tone: »Ich will, daß Sie aus Jhrer ldani lesen!« »Warum, Mensch!« ries ich und wich angeelelt von ihm zurück. »Das Weib ist tot! Es hat keine Zutunst mehr." »Ich frage nicht nach ihrer Zu t«nst," sagte er langsam unb ruhig .Jch will von Ihnen erfahren, was fee ist s- was sie war,« verbesserte er sich. «Das tiimmert niemanden als nur mich, schadet niemandem. Die Wahrheit muß ich wissen. Sie kann nicht sterben und mich in die sem Zustand des Schreckens zurück lassen. Sie miissen die Wahrheit siirI mich heraussinbeni Sie mits sen-« Zum erstenmal lüstete der Mann den Schleier von seiner Seele und ließ mich einen Blick in sein zerrisse nes Jnneres werfen. Jch mußte mich abwenden. »Dauert Sie das Licht höher,« sag te ich mit gedämpster Stimmer und trat näher ans Bett. Sie war ein zartes Ding, und ich gewann den Eindruck, als ob sie in Gemüisruhe durchs Leben gegangen wäre, um den liebreizenb heiteren Ausdruck, den der himmel ihrem Antlig verliehen, nicht einzubiißen . Jhte Augen waren geschlossen und eine Hand lag aus der Decke. Erschauernb starrte ich W Weist-tei- Jan-W fee an. Er hielt das Licht näher: «Sie müssen!« wispelte er. »Sehen Sie denn nicht, daß Sie iniissen!« Ja, ich fah, daß des Mannes Ber nrnfi von meiner handlungsweise abhängig war, daß sie an einem dunnen Faden hing und ihn zu- ver lassen drohte· Jch zog mein Vergrö ßerungsglaö hervor und kehrte, mich verbeugend, sanft die Hand auf der Bettdeae um. Sie war noch warm. Ein Etwas an dieser offenen, heißen hand interessierte mich. Unter des Mannes gequälten Atemsiigen iiber meiner Schulter, bei dem schwan tenden Lichtschein auf der stillen Ge stalt, beugte ich mich noch tiefer nie der. . . Gewaltsam den Schauer in mei-« nen Gliedern herrschend, bannte ich mein Auge auf die schmale, feine hand, die den Luqu liebte, aber um der Liebe willen arbeitete, denn der Nagel des Zeigefingers war von Na delstichen rauh und gerstochen; ebenso die sich daranschließende baut. Es ioar ein armes, kleines Händchem . . « »Rasch, rasch,« drängte leise der Mann. »Die bevorstehenden Charats terziige —- bie müssen Sie schon her-, - ausgefunden haben. Qualen Sie mich nicht, Mensch!« j Fennesirn hielt inne. «Weiter,i ioeiter,« hat Mir-. Graham und auf ihren bleichen Wangen glühten zwei» rote Flecken. .Die Hand war für mich, so weit ei den Charakter ihrer Besiherin z betraf, ein offenes Buch,' fuhr Fen- » version fort. «Dennoch flatterten meine Gedanten nach allen Richtun gen. hundert Mutmaßungen blihs teir in mir auf. . dennoch wußte ich niM Bestimmtes, es sei denn, baß nie Antwort fiir den Ueberleben den neben mir von ditaler Bedeutung - war. .Die Wahrheit«, hörte ich ihn wiss-ein. «Wai haben Sie gese heur « Da war mir, als bediente sich ein anderer meiner Stimme, während ich - antwortete: »Ich sah aus allen Wert-» malen heraus, daß ich die hand ei nes sehr guten Weibes prüfte.' s Das Licht in seiner hand fiel zu. Boden und erlosch. Einen Aufschrei. hatte ich bei dem Manne erwartet. Aber iein Laut iam ihm iibek die Lippen. Eine hanb fiteclte er aus, legte sie fanft auf ihren bloßen wei fzen Arm und firich weich hinunter-, bis er ihre Finger berührte· Dann kniete er nieder und begrub fein Ge ficht in ihrer Rechten.« ’ .Waren Sie jemals Zeuge eines lautloer Kummers?'« fragte Iennes stan. »Ich war dessen Zeuge. Jch hörte ihn in jener Nacht in dein »kleinen Zimmer« hörte daj Stöhnen isas S luchzen des Mannes, das ihm nicht ii er die Lippen kommen kenn-« te. Jn einem Gefühl feheuer Ehr furcht griff ich nach meinem hut und »wollie mich fortfchieichen — da hielt» Her mich zurück. i j «Valt', rief er, und zu meiner HUeberrafchung lag eine gewifx hoff jnungsfrenvigieit in einer tinnne.1 « hr bin ich es fehud Ihnen die i ahrheit hu W nnd vor einen- . zettvnigen er zu fchiiseih ven» »F mein Vene en gegen fis ein ;e,e sitzt haben m . Der Tob«, fuhr Ier langfmn ort« «ifi nicht bas. ! n i- i isten-Mens- ts Mäsan- kein » Arennt-en iosiis ich del aber-erlitten nicht tat-n — habe ich nunmehririchn Er zog bat Leintiich til-er ihr ein ges Gesicht als wollte er etni neni tlnblick entziehen, entzünden wieder die andgelöschte Ketze. ließ ni« Plah nehmen und, die hand aii ihrein bereckten Arm, begann er: Acht Jahre waren wir verheira tet. Ich hatte ein Maleratelier, aber meine Kunst gab ich aus, unt gering Brot zu verbienen, damit wir glück lich seien.'· »Ich wollte,« sagte Fennestiin, »ich könnte Jhneii seine Worte wiederho len. Riii an bat Wesentliche darin erinnere ich niich iiiib hie und ba an einen Satz. Sie hatte sich ihin als Modell an geboten, erzählte er. Jhr Wider stanv, nackt Pase zu stehen, machte es unmöglich« in einer ständigen Stellung ihren Unterhalt zu finden. Er oeipslichtete sie siir Illustratio nen, bie er lieferte, und da lernten s e einanrer kennen. Bei ihm war et die Liebe aus den ersten Blick Eine u,nbegrenzte tiese Leidenschaft, wie sie .Mäiiiier seines Schlage-i manchmal überfällt Er wußte nichts von ihrer Vergangenheit von ihren Freun den, ihren Eltern. Alle Fragen per söiilicher Art vermied sie. Durch zwei Jahre weigerte s.e sich, ihn zu heira ten, obgleich er Daraus drang. End lich gab sie nach, stellte aber eine Be bingung.« »Eiiie Bedingung-? wiederholte Mis. Graham in riteiiibelleinnienber Spannung. Fennestrn sah sie teilnehmenden Blickes an: »Jawohl, eine Bedin gung. Danach durfte er wevei jetzt nach später nach ihrer Vergangenheit und was damit zusiiniinenhing, fra gen. Was auch toniineii mochte, war ihin jebe Frage iiber die Vergangen heit Verboten« " »Und er ging daraus eini« ’ »Jawohl', erwiderte Fennestoml »Er heiratete sie. Durch zwei volle Jahre hatte er sie als ein rechtschaf senes, gutes, tugendhastes und sanf tes Wesen kennen gelernt, und er hei ratete ste. Die Ehe dauerte acht Jahre. Es verband sie eine ungetrübte Harmonie, erzählte er mir. An Leib und Seele eins, gebrach ej ihnen wohl an irdischen Gütern, aber die Liebe machte sie reich. Seine Kunst war nicht eintraglich. Als die Ba hies kamen, übernahm sie seine Näh arbeiten, Und er wurde Beamter in einem Bureau. Sie lebten in be schränkten Verhältnissen, aber nicht minder glücklich und zufrieden. »Ich erinnere mich,« waren seine Worte, »daß sie eine Art Dantdarleit für mich und ihr Glück an den Tag legte, was nachher meinen Verdacht aud löste — ei war, als suchte sie eine Schuld an die Liebe zu zahlen Kön nen Sie begreifen,« ries er heiser, »wie es möglich wor, sie zu verdäch tizen?' Ei zog das Leintuch von ihrem stiedlichen Antlih. »Um so mehr ein Mann, der, wie ich, so viel von ihr empfing, der sie mit seinen Kindern an ihrer Brust gesehen! Der ihre innersten, unschuldigen Gedanken Tag und Nacht erlauschte. Können Sie, der Kenner der menschlichen Seele, jene Ratter in uns ergründen, die Zweifel liess-ji« Wie mich der Verdacht packte, ob durch einen Blick oder durch- ein Wort, weis-, ich nicht« Jnsgeheim he orachtete ich lauernd jede ihrer Bewe gung. durchspiihæ ich ihr Tun und Lassen. Jnstinttiv wendeten sich meine Gedanken dem sonderbaren Verspre chen zu, das sie mir ausgezwungem Die Leidenschaft der ersten Jahre, die mir alle Selbstdeherrschung geraubt, hatte sich einigermaßen gelegt. Jch ssrh in ihr ein Weib, das mir etwas zu oerheunlichen hatte, und begann di« Au richtigieit und Ehrlichteit ih rer handlungen in Frage zu stellen. Hätte ich mein Gemiit in Worten er leichtern dürfen, tlagte er. es wäre mir zum heile gewesen. Sie hatte es mir unmöglich gemacht. . . Wie von einem Dämon erfüllt, trieb es mich, die verbotene Frage an sie u richten. hundertmal im Tage lag ie » mir aus den Lippen. Jch begann, meine Kinder u bemittelt-en Jch sagte mir, ich satte nicht das Recht gehabt, ihnen eine Mutter zu geben« von der ich nichts gewußt. Jch fühlte, . daß ich ein Recht aus ihre Vergan genheit hatte, daß sie mich belegen und betrogen. Jch beschimpfte sie in meinem nnernt Eine indetsiimtne unterbrach ihn. die oon der halte lam. »Papachen. . . Schläst Mamas noch i« . Der Mann s losz die Augen, alsl wollte er nichts ehen und nichts hö ren. »Ja. . .te schläft noch,« sagte er. »Geh zu adame.« Wir warteten regun slos, bis das Geräusch der tleinen Ins-träte ver hallt war. Dann sa e der Vater, als müßte er seinen ericht beendet-, » ehe seine Fassung ihn verließ Sie starb durch einen Unfall. m « B riss, einer armen Frau eine n tee iihung iu bringen, wurde sie von » Wem Bazwwatgsseinem dstfuaaiti an l M c ckk III c - stet. . . Vor vier Stunden brachte man sie heim.« Er sah mir in die «in Eik ME. ist? « M I , e ges-tun deren fähig unfeka es war Wahnsinn Ilber als sie »Ist-eher ten, erlosch alles in auf einen Gedanke-g das i »vonh:nuenging.ohneinichsber Ec- MM arti-Mist is be-; ben, daß ich weiter in leben hatte Init dein herzfresienden Verdacht. Da fiel ! mein Blick ans das Abendblatn Ei war wie Gottes Wille. Ich fah du« Schlag-Dort das von ihren Experi mer.ten in der Knnsi sprach. aus der Dand zu lesen. . . das iibrige wissen Sie. . . Jch brach mein Versprecheni Ein legtes Mai beieidigte ich die Reinheit ihrer Seele. Aber Fest. . . jetzt isi sie wieder mein. Gang its-eint Darnn tann niemand riitteln. Reini· Er hörte mich nicht die Tür auf und wieder zu tun und mich entfer nen. Denn er war der Erde entrückt und bat sie, die ihm nie etwas der fagt hatte, um Verzeihung. Jennesion schwieg. Atti-. Grahani bedeeite ihr Gesicht mit ihrer ringges fchmückten hand. Nach einer Pause bemerkte jemand aus der Gesell schaft: .Und Sie haben, bei Besichtis gung der Handfläche, gleich ertannt, daß sie ein gutes Weib wars« Lächelnd antwortete er ruhig: «O nein. . . das Gegenteil!« «Wie?« »J meine, daß sie ein Weib war, das ir Leben in vollen Zügen ge nossen hatte.« .Und Sie ließen ihn glauben. . . «Seine Geniiitsberfassung wat’s, die den Mann ungliialich machte,' fiel Finnisian ein, .nichi die Tat sache, wie die Frau in Wirklichkeit war. Glaubte er an die Reinheit ihrer Seele. so wurde er dadurch gliscklich Zweifelte er an ihr, iol litt er unsägiish. Daher gab ich ihin einfach den Glauben an sie wie- l bei.« »Mit einem Worl, sie beksetzten ihn . in das Narrenpariidies.' i »Auffusiungösache,« erwiderte Fen- - nestvn. »Noch meiner Ansicht war die Vergangenheit Eigentum des Weibes, io wie ieine Vergangenheit Eigentum des Maares war. Nur auf ihre Gegenwart hatte er ein An recht — und nur die lonnte sie ihm geben. Unsere Vergangenheit sieht sittl. Sie ist nichts weiter als ein Traum, der hinter uns liegt, an dem sich nichts ändern läßt. Soll es uns quälen, weil wir im Traum genier det haben?« ’ Man lachte. wer-. wrahani erhoo ssch erregt. Jn ihren süßen Augen wetrerleuaktete eg, als sähe sie ein Wunder, an das sie nicht glaubte. »Ich meine, was wir find, gilt, aber nicht, was wir waren. Wie- wir in der Gegenwart leben, aber nicht wie wir getebt haben. Jch glaube, in jenem tleinen Gemach lag ein gutes Weib, das nicht nach unserem ge wöhnlichen Maßstab zu beurteilen war« ein Wesen mit reiner Seele, ein seltenes Weib, das oon dem zweifeln den Gatten gewürdigt zu werden ver diente.« Ein sast allgemeiner Widerspruch erhob sich unter den Gästen. »Wenn Sie mit Jhrer Theorie durchdringen wollen,« sagte ciner der herren, »so müssen Sie uns vorerst in Jdealisten oder Märtyrer umge wandelt haben." f Aber Mir-. Graham wandte Ferme ston ihr bleiches Gesicht zu, ohne ihre überströmenden Tränen zu oeroergen. Unbesonle riictte sie ihm näher in nn ertennendem Geständnis dessen, was sie gewesen, was sie wnr oder sein wollte und wofür er ein umfassendes Verständnis besaß. »Iiirchten Sie jetzt noch?« sragte er sanft. Schweigend legte sie ihre hand in die seinige — illa-eiles- stillen Eli-ge von Felix Freiherrn von Sirt-Ahn Es ist nachmittag. Der Beobach tungsposten hält im Schuhengraben Ausguch Er soll feststellen, wo die Minen einschlagen, damit der Mi nenwerser danach eingestellt werden kann. Der junge Kriegssreiwillige späht eisrz hinaus. Jm Vorjnhre urn diese it war er eben zur Uni versität ge omnien, jetzt steht er schon seit Monaten im Westen gegen die Franzosen. hin und wieder geht-It in den Lanfgräben zurück zur Reserve, dann wieder für einige Tage nach vorn in die erste Linie. Dreimal täglich greifen die Franzosen an, morgens, mittags und abends, ohne Erfolg. Es ist, als fühlten sie nur das Be dürfnis, den Feind zu beschäftigen. Auf dieser Linie ist man ständig zwischen Leben und Tod, immer des euszerften gewärtig. Knapp findet sich die Möglichkeit, das Essen her zubringen; es muß eine Stunde weit hinter den Gräben von den Feldiiichen herangeholt werden, und diese Feidtiichen kommen noch eine Stunde weit her. ’ Der junge Kriegsfreiwillige häiii Art-guck. Zu diesem Posten melde ie er sich freiwillig. Nun ilt's. Er hat nur Sinn fiir seine Aufgabe. Er sieht kaum noch die erstarrten Menschenleider, die diese aufgewiihis te Hölle dort zwischen dem ei enen Schildengraben und dem feind ichen wie Gespenster anfiillen. Das ifi die» Streite, die niemand betreten kanns Man darf sie nicht dereinhoiem ums sie zu bestaner die efallenen Ka meraden, die toten Jendr. jcin Offisier kommt heran, derj Student macht ihm Meldung iiberj feine Wen-nein Dann ver-; i . schwindetde Ossizier wieder ten « L . Oe Beobachtung war gut. Nach einer Weile siht eine Mine im seind lichen Graben. Ein grosser Trichter an der Stelle, wo evennoch lebende Menschen die Wache hielten. aDer sasit« rust der Student un willkürlich Dann wirst er einen Blick seitwärts. Er weiß, dort ganz in seiner Nähe hockt ein Kamerad ins Unter-stand Der Beobachter lächelt ein lven . »Mutter lV!« rust es »Noch Dich zurecht! Jetzt trmlnI Du ran! Berstandent Die paar Granatenl Komm nur ietzt, es ist Zeitl« Eine helmspise sieht aus dem Untersland, mehr nicht... Müller war daheim ein friedlicher Schreiber gewesen, ist ein etwas schmächtiges Kerlchen. Er tann sich an das Geschieße nicht gewöhnen. Eine Weile vergeht, da rust der da vorn zum zweiten Male. Er weiß, es ist grausam! Und man muß seine Kameraden erziehen. ihre Entschluß trast stärken, wenn es geht« Aber Miit leri Wille ist nun einmal, wie's scheint, einer Erhebung nicht fähig Wem niin er damit, wenn er sich mutwillig der Gefahr aussehti Sich selbst gewiß nicht! Und den ande ren? Da sind ja genug, die sich melden. Aber nun, da er wiederholt gerusen wird, zweifelt er doch, ob er nicht muß. Er ist noch nicht so sehr lange dabei. Der Student späht wieder aus. Flüchtig tomntt ihm der Gedanke an Vater und Mutter daheim, an sein liebes Mädchen» Und der da hockt immer noch im Unterstand. «Miiller, jetzt mach Dich aber zu recht!« rust er wieder. »Noch zwei Minuten! Jch habe keine Lust mehr, muß mich alt-ruhen« Noch eine Minute! . .. Müller, hörst Du? Jetzt ist die Zeit vorbei, jetzt mußt Du kllll!« Er blickt zur Seite. Vorsichtig schiebt Mugletier Müller lV seinen Kon nach rückwärts aus dem llnters stand. Schmal und weisz sein Ge sicht, die Augen groß ausgerissen. Da tut’5 dem anderen leid. Er fühlt sich dem Kameraden so unendlich überlegen, daß er ihn sreigiht. «Na, laß nur, brauchst nicht zu kommen. Werd« es sür Dich mit machenl Da siehst Du, was Kame radlclxait ist. Müller zieht sich zurück. Abends kommt der iihliche Angrifs der Franzosen Das Feld des To des nimmt neue Opfer auf. Dort liegen sie zwischen den Linien, von handgranaten zerrissen, von Ge schoileri tödlich getroffen. Auch aus der eigenen Seite gibts Verluste Der Unteroffizter verwundet hin ter dem Graben, mitten ini Feuer der Feinde. Das Blut strömt aus einer schweren Armwunde Nicht gleich ist einer zur hand. Sie ha ben mit der Abwehr der Feinde zu tun, mancher mag auch den S tit zengraben noch fiir sicherer anse n, als die Stelle, ioo der Verwundete liegt. Man ist nicht in jeder Mi nute ein Held, und die Besinnung geht wohl in der Hitze des Kampfes einmal verloren. .Verbindet inich denn leineri« ruft ider Unterossiziee laut. Er tann sich nicht mehr erheben... ? Der Student blickt sich uni. Ne den dem Unteroffizier tniet im feind lichen Feuer Müller. Er hat da; Verhandpiictchen herausgeholt und verbindet den zerschinetterten Arm des Verwundeten so ruhig, ivie bei Ieirier Sanitiitiiibung — Nun ist es Nacht. Fern noch immer Geschiitzdonner. hier ist es still geworden. Der Wind segt durch die kahlen zersplitterten Aeste der Bäume, die paar Stämme, die das lFeuer stehen ließ. l Einige halten Wache, andere lie gen im Unterstand und versuchen ein wenig zu schlafen damit sie morgen ilriih zum nächsten Ansturin frisch ;sind. Nun hat man im Einschlasen Heil, heimzudenlen... Ein paar Worte fliegen noch hin und her. Müller wird von den Kameraden ein wenig geneckt — gutmütig-überlegen denn sie wissen, es ist keine Kleinig keit, dies alles. .Laszt ihn!'« sagte da der Stu dent, indem er sich in seinen Man tel hüllt. »Er hat unseren Unter ossizier im Feuer verbunden. Wenn es- eineni Kameraden gilt, hat er auch Mut, der Müller, versteht Jhri Heute hat er sein Probestiick gemacht.« Da sind alle still. Der Student schließt die Augen. ..Gute Nacht, Vater! gute Nacht,. ., Mutter! gute Nacht, Jhr lieben Ali-( gen meines Mädels — o wie eqsts « lich ist doch der Schlast.»' Nahe beieinandee liegen die seinds lichen Linien. Die stille des Kamp ses schweigt file ein paar Stunden Ireund und Feind gemeinsam be deckt vom Maine er Nacht, umweht von einein tei n hauch des Frie dens. Wust-tin Mutter hat« sen er Mm Regt-n e in, nie ip kung ge schlafen wie diese Rache Sein wit ewesen, so lange nur le war sch »der version s angerufen hatte s G als aber s Gemüt ve- deutlchen " IJungen zu e begann, all es seinem Kam spqwgqu da AMIM Hsein Wille aft. Ject konnte ihm inichts melt etwas anhaben. se hatte tu der Tat sein sprpr I M W- . . O