Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 28, 1916, Sonntagsblatt, Image 11
( Erlebnisse eine-g Spinns. Szenen ans einem Parise. Gefängnis. Ein getegentlicher Mitarbeiter ves] .Temps« schildert in einer Artikelkes kie seine Erlebnisse in dem ParieN Untersuchungsgefängnis »So Tuscier-! gefie« während der Augustin e des! vorlewn Jahres-, gerade als d e gro-: ße Schlache an der Max-ne stattfand. ein Millionät und ver Berichteeftab ter, ließen flch das Essen von aus wäkts kommen. Die Küche des Bank dienets schien die feinste zu sein. Der Salat insbesondere, den dessen Frau hergerichtet hatte, war ein Wunder der KochsansL Man lud nun den Die Fettigkeit-en bei friedlicher Akbeih Entladen vou Strohkähncn auf der Lvö in der Nähe von Ypmh f Er war als der Spionage verdächtig verhaftei und in das Untersuchungs gesiingnis geführt worden, in dem et zwei Wochen verblieb, bis sich seine völlige Unschuld erwies-. Nachdem der Bekichiersiaiier nlle die imurigen Formaliiäten des ersten Tages an sich hatte vorübergehen las sen, erhielt ek am nächsten Tage zu feinen bisherigen drei Zellengenossen noch einen vierten. Dies war ein Zu hiilter. Es war ein großen junger Mann, der elegani gekleidet wne und vor Wut tobte, daß er sich hatte Pol-; ten lassen. Er Ivnef sich brutal undj mit zynischen Ausdrücken auf dasi ! — Die stiegst-tacht Parasle k ! ich melde mich freiwillig als Generali« Bett und beachte die Unterhaltung der andern zum Schweigen Ein Lei denzgenosse des Erzählen war ein Gemüfeausttäget aus den Hallen, und der elegante junge Mann wies dessen schüchternen Annäheungsvetlus che beutal zurück, teilte voller Stolz feine soziale Situation mit und tithmte, daß er .nicht atbeite«. Drei Jnlassen der Zelle, ein Bantdienek, Zuhiilter ein, am Mahle teilzuneh men, und aus Politik oder aus ange borener Höflichkeit benahm er sich nunmehr wie der feinste Salonmann. Am Nachmittag wurde die Siesta der fünf Zellengenossen plöslich ge stört durch ein Gewebrgetnatter, das man ganz deutlich im Hof unter den Fenstern hörte, und außerdem durch den Lärm von Schritten in den Gängen des Gefängnisseö. Die Ge fangenen liefen rafch vorbei, einen rief man durch das Schiebfenster der Tür an und befragte ihn, was es gebe. »Die Preußen sind in Paris eingedrungen,« antwortete man rasch, »und man fiisiliert alle Spionagevers dächtigen.« Jch tonnte dies alles nicht glau ben, aber ich mußte mich dockf auf mein Bett niedersetzen und eben o die andern. Die Furcht und die Wut der einen vergrößerte die Furcht und die Wut der andern; die tobten, daß sie so zwischen den vier Mauern eines Gefängnishofes endigen müßten, ohne ihre Unschuld beweisen zu tön nen. Das Gewebrgetnatter hörte dann auf und später erfuhren wir, daß eine deutsche Taube über das Gelän de geflogen toar und daß Soldaten vom Dache aus auf das Luftfabrzeug geschossen hatten. Nach dieser Emoiion hatten wir eine Freude. Als wir den Fußboden reinigten, fanden wir in einem Win kel in Papier eingehüllt ein vollstän diges Kegelspiel, das in ganz ausge zeichneter Weise aus Brottrutnen ver fertigt und jetzt sp hart war, als ob es aus Stein wäre. Die Kegel waren nicht ganz so hoch wie ein Finger und die Regelkugeln waren so glatt wie Billardtugeln. Wir begannen nun unzählige Kegelpartiem und da wir wenigstens, was unser Betragen anlangte, in Ansehen standen, so sag ten die Wächter, die von Zeit zu Zeit durch das Schiebefenster sahen, nichts. Wir wurden nun kühner und fabrizierten ein Damespiel aus wei ßen und schwarzen Brottrumen, fer ner Karten- und Dominospiele aus Kartonfchachtelm Und da niemand von uns, trotz des ersten Esels, den er empfunden hatte, mehr an die un Ti- iiiviiche Mit-tu äsbt beim Herausnaheu deutscher Truppen ihre vor den n verborgene Oabe wieder aus. geheure Schmußiglett der Betten dachte, wurde die Zelle fiir uns nach und naZz eine Art Klub. Als der oberste iichter dem Millionär eine kleine Zelle fiir sich allein anbot, ant wortete dieser ohne zu zaudern: Jch habe hier drei Freunde, die ich nicht verlassen will. Dann kam ein Bursche von unge fähr achtzehn Jahren, der ganz das Aussehen eines Apachen hatte· Auf seiner Wange ein großer schwarzer Verband, seine Nase ist durch einen ekelhaften Ausschlag halb zerfressen, sein rechtes Auge ist bereits ergriffen und man fragt sich, ob unter dem Verbande sein Mund nicht bis zu den Ohren reicht. Seine Haare sind glatt gekämmt und haben an der Stirne Fransen. Etwas tiefer darunter be findet sich eine tätowierte Inschrift mit gesogen Buchstaben. Ja dem Winkel des Mundes, der gesund ist« klebt ständig das letzte Stückchen ei ner Zigarette, die er nie anziindet. Unser jugendlicher Genosse geht in der Zelle unaufhörlich aus und ab und schimpst aus die Leute, die ihn verhaftet haben, als ob sie da wä ren. Kann et denn mit seiner Krank heit Soldat sein? Nimmt man denn Gestalten wie die seine in der Armee ausi Braucht man da viele Papieee und Dolumente, um das zu bewei sen? Er seht sich, ohne aus die anderen Zellengenossen zu achten, aus eine Bank nieder, bemerlt einen Schmied Its ist-sichs Mit Bei-Wie- pienschenmaieeiql in der ssmsnifehen Armee. Die Vorzüge des türkifchen Sol xmten fchlidert ein Sachtundiger wie olgt: Es ift nicht leicht, die türkifchen Soldaten mit den Soldaten wefteuro päifcher Staaten zu vergleichen. Sie sind eben ein Typ für fich. Der Tür-le ift in der Regel von mittlerer oder das Mittelmaß übersteigender Kör pergeftali und faft durchweg von brei tem Bruftumfnng. Der tückifche Sol dnt vermag Tag für Tag, vom frühen Morgen bis zum späten Abend zu marschieren und zu kämpfen und es bedarf für ihn häufig nur einer Handvoll Mehl-i oder eines Bechers Waffen nm feine Flrnftnxnd feinen Mut austecyt zu ergattern we kade den gemeinen Mann hat Generalseldmarschnll von der Gottz als den Glauzpuntt der türki schen Armee bezeichnet und von ihm gesagt, daß an Augdmteiz Leistungs-» fähigkcit und Gemigsnmteit die Weltj diesem prächtigen MenschennmterinL kaum etwas Gleichwertich gegenüber- j stellen kann. ! Der türkische Soldat wird niemals: murren; schweigend übernimmt er je den Beschl, mag dieser ihn auch auf eine so hin-te Probe stellen. Nur ein Beispiel sei hierfür nach der Mittei lung eines Kriegsbetichtekstntters im gefiihrt. Dieser ttcis eines Tages auf . t Das· neue städtifche Lonzerthaus von Karlsruhe-. Der Bau ist nach Plänen der Atchitetten Curjel und Moser mit einem Mostcnaufwand von etwa 174 Millionen Mart ausgeführt worden. Das Konzckthmtd umfaßt 1600 Sttzplätzr. l fleck auf einem seiner feinen Ehep ’eeauschuhe, die sonderbar mit dem »Mangel eines Hemdkmgens kontra stieten. Nun sieht et auf und reibt, »auf einem Beine stehend, den Schuh! :so lange an seiner weiten schwatzen ISamihosq bis er hell glänzt. Die l Einer-, der doppcltes Schwein hat. i Zellengenossen müssen auslachen. Nun fängt er mit dem Millioan zu strei sten an und bedroht ihn. »Amiisiert sdi das vielleicht, daß man mich ins Ge iingnis gesetzt hatt« s höflich erwiderte der Millionär !daraus, daß ihn bloß Iseine Art, die sSchuhe zu putzem amiiiert habe und ;daß er ihm dasiir dankbar sei, weil es ihm um erstenmal seit vier Ta gen vergönnt gewesen sei, zu lachen. Der Millioan erzählt aus das Be sragen des jungen Mannes, der sich mit dem Namen Benjamin vorstellt, weshalb er hier sei und dieser revnns schiert sich init seiner Geschichte. Ein Frauenzimmer-, das zweimal so alt igewesen sei wie er, hatte ihn mit sich iaenommen als er 15 Jahre alt war sEines Tages hatte er genug von ihr] »und an einem der folgenden Abende »erschien sie an einer Straßenecke vor ihm Er sah nur einen Flaschenhalj, der zweimal vor seiner Augen tanzte. fiel nieder und heulte und setzte die ses Heulen zwei Tage und zwei Nächte fort, weil sie ihm Vitriol ins Gesicht geschüttet hatte. Sechs Wo chen lag er im Spital, und dann war er das geworden, was er war, ein Bursche, den man nur mit Mitleid ansah Der Millionär fragte den Bur schen aus und erfuhr, daß er seiner Mutter zur Last falle, die Näher-in set und Tag und Nackth arbeite. Von Mitleid ergriffen, ver prach ihm der Millionär, daß er ihm aus Amerika eine Kautschulinaöle werde kommen lassen und daß er ihn, wenn er das Gefängnis verlassen sollte, als Put zer seines Automobilg anstellen werde. einen türkischen Soldaten, der eineni ganzen Tag nichts, aber auch gar nichts genossen hatte. Endlich hatte ihm ein glücklicher Zufall ein Stück rohes Fleisch in die Hand gespielt, und der Tiirte hockte nieder, machte unter allerlei Schwierigkeiten ein Feuer an, saß dann ruhig und fried lich vor dem Kochtopf und wartete. Da wurde ihm ganz unerwartet ein sofort auszuführender Befehl zuteil. Ohne mit der Wimper zu zucken, löschte der Soldat das Feuer aus« verzichtete auf das sehnsüchtig erwar- i tete, kärgliche Mahl und ging hun-s grig davon, um den Befehl auszufiih- « ren. i Diese Tkeue bewahrt vek tükrischc’ Soldat bis in den Tod. Krankheit und Wunden nimmt er ebenso ruhig hin, wie alles was sonst das Kriegs leben des Soldaten mit sich bringt. Gefällt es Allah, dann wird er ge sund, um sofort wieder auf seinen alten Platz zurückzukehren. Hat es Allah aber in seinem Rate beschlossen, ihn aus der Zeitlichkeit abzurufen, dann stirbt er eben ruhig, auch nicht das kleinste Wort des Unmuts oder der Klage wird aus seinem Munde fliehen. Ein weiterer hervorstechender Puntt im Charatter des türtischen Soldaten ist seine Ehrlichkeit. Ursein liche Leute sind im tiirtischen Heere ebenso große Ausnahmen wie unge horsame; der Soldat, der ungehorsam oder unehrlich ist, wird von seinen Kameraden als nicht mehr zu den ih rigen gerechnet und der allgemeinen Verachtung preisgegeben. — Dieser Tage sah der Fekdhiiter von St. Lesonard zwischen Siders und Sitten in der Schweiz einen Gemsbock durch die Neben stol ieren. Er verjagte das Tier, das ich ohne große Eile bergwärts zog. Auf der Terrasse von Lens traf es mit seiner Gais zusammen. Hieran besuchte das Paar selbander den Scheibenstand des Ortes, ehe es wie der den heimischen Felsen sich zu wandte. Zapfenstteich in eiixer Stadt Nordfrank reich-. . Tas neue Rathaus in Muchlheim (Ruln). Der Bau ist im Januar 1913 be( gomicn und in den Kriegsjahrcn durchgeführt Die Bausummc beträgt 3.2 Millionen. Tor Erbauer ist Architekt Hans Großmann in Karlsruhe verschied Das traurige Schicksal einer französi schen Zenioz Ein Pariser Journalist erlennt mit Entsetzen in einein Mann in faden schcinigein Anzugf der mit spinem Stock Zigarrenstuminel aussammelt uno einsteckt, einen ehemaligen Rolle gen, um dessen Artilel sich srulser die grossen Zeitungu rissen, irr krsährt, das Elend des Exjournalisten stanune diher, daß er eine Zeitlang vei der Zensurbehoide Dienst tun mußte. Darauf schlossen sich ihm, so erzahlt der »Temp5«', sämtliche Redattions tiiren. »Ich denke aber doch gern daran,« sagt der Ungluitliche, ,,wie ich ganz allein in der Nacht an meinem sen-· sortische saß. Eine ununterbrochene Reihe von Ordonnanzunterossizieren entleerlen ihre Attentaschen unter meiner Lampe, und eine wahre Flut von Telegrinnnien ergoß sich daraus. Aug allen Himmelsrichtungen tanien die kleinen «Blauen" an, und schon ihr erstes Wort erweckte den Gedan ten an irgend eine ferne Landschasu Petersburss, Madrid, Salonili, Lon don, Bulaiest, Rom, Lissabon, Ko penhagen, New York, Algier, die gan ze Welt war hier oertreten und flü stette an meinem Ohr, wie der Ozean in der Muschel singt. Jedes dieser tleinen blauen Rechtecte war ein ma gischer Spiegel. Darin sah ich Heere sich verschieben und zusammenschmei zen, ich sah die Diplomaten vorsichtig zarte Fäden spinnen, sah Städte sal len und die Besiegten gefangen. Jch sah den Zeppelin aut seinem Schup pen herausgleitem folgte seiner ge fährlichen Spur, sah ihn entdeckt, ver solgt und aus oer Muareyr. Ich höre auch um vie Mitternachtöstunve den verzweiselten Ruf eines von ei nenc Unterseeboot verfolgten Schiffes, j und der Telegruph übersetzt mir seine T Notsignnle, bis es noch glücklich in’ den rettenden Hasen einläust. Eine Feuersbrunst bricht aus, eine Fabriti fliegt in die Lust, ein Zug entgleist, und da sitze ich wie eine Spinne in mitten eines Netzes von zuckendenj Fäden, in dem Netz, ons die Elektriss zität unt die Welt gelegt hat, und« ich habe nur wenige Stunden das Gefühl, der Zentrn nerv Frankreichs zu sein. Jch habe die Fürsorge und Verantwortung für Menschenlebens Jch begleite in Gedanken dns mit Truppen beladene Tronsportschiss,1 M sich aus geheimem Wege einem versteckten Hasen nähert, und ich er sticke schnell die Stimme des Korre spondenten, ber, so gut unterrichtet,4 die-H seiner Zeitung mitteilen will, ohne daran zu denten, daß er von einem feindlichen U-Boot belauscht werden tnnn. Jch halte die falsche Nachricht auf oder partetlich gefärbte Berichte, die die öfyenttiche Meinung bennruhigen können. Jch zerittre ge-. fähiliche Legenden und schädliche ktihantasiegebilde Und wenn ich» dann — beim Morgengrauen -- nach» jthiindiger, erschöpfender Akbeii — abgelöst wurde, so hatte ich den Cin d«uck, keine verächtliche Rolle gespielt zu haben, denn meine Schere, meine so oft oerfpdttete Schere, hatte die Maschen von unsichtbaren Netzen durchschnitten, die man über das Lnnd werfen wollte, und ich kam mir vor, wie ein Pionier, der mit seiner Drnhtfchcre den Verhnu durchschnei Ein »liombenfcheres« Schubert-and - -. »Im-tu .. Ein thll in den von deni chen Lumpe bcsetzten Russifchs olen. — det, um dem Anfturm der Seinigen Platz zu schaffen. Und das Ende vom Liede? Ein Herzlnacks, die Ber achiung meiner früheren Freunde nnd das broilose Elend«. —- Jn dem Dorfe Margteid in der Nähe von Bozen, Tirol, hni sich ein entsetzliches Unglück mit ei ner Hundgtnnnte zugettagem Kin der fanden eine wahrscheinlich von einem Urlauber mit nach hause ge nomcnene Handgranaie und benutzte-I sie als Spielzeug, wobei sie plötzlich explodierie. Drei in der Nähe be findliche Personen wurden sofort ge tötet, zwei andere schwer verleht Zur Etftürmung der Panzetfcste Douaumont durch das Jnfauterineqimeut 241 i Das Denkmal eines voranftürmenden Fahnenträgcrs der 24er In der I Garuifou Neuruppi n.